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Herr Eliphas verließ eines Abends gegen sechs Uhr ein Haus in der Rue Quatre Septembre, wo er eine Familie verschämter Armer besucht hatte, welche ihm Frau Mößler besonders warm ans Herz gelegt. An der Ecke der Rue Louis-le-Grand angelangt, sah er vor sich eine allerliebste Arbeiterin, welche eben in einen Wagen stieg; ein Herr, der in demselben saß, drückte ihr die Hand, und zu seiner großen Verblüffung erkannte Eliphas in demselben den jungen Grafen Valentin Coutras. Der Kutscher schlug gleichzeitig mit der Peitsche auf die Pferde und das Coupé entfernte sich in der Richtung nach der Börse.

Valentin bei einem Liebesabenteuer zu begegnen, war für Herrn Eliphas kein Ereignis, welches ihn besonders in Erstaunen versetzte; daß aber seine Begleiterin wie ein unmündiges Kind aussehe und offenbar der arbeitenden Klasse angehöre, befremdete ihn denn doch einigermaßen. Bis jetzt hatte sich der junge Aristokrat nur mit Damen aus der Gesellschaft abgegeben; die Uebersättigung veranlaßte ihn wohl, immer tiefer herabzusteigen. Spitzen und feine Parfüms ermüdeten ihn, und der Abwechslung halber versuchte er es nun einmal mit den Trägerinnen einfacher Kattunkleidchen. Herr Eliphas beobachtete all das mit sorgenvollem Mitleid für seine alte Freundin; längst schon hatte er vorausgesehen, das Herr von Coutras, dem alle möglichen Exzentrizitäten nicht genügen würden, sich schließlich zu Dingen hinreißen lassen werde, welche ernstere Folgen haben mußten. Da er aber auch einsah, daß er unfähig sei, den jungen Mann an seinem Treiben zu hindern, war er fest entschlossen, Frau Mößler nicht den Schmerz zu bereiten, sie von allen Torheiten in Kenntnis zu setzen, welche Valentin beging. Er gab es somit auch ein für allemal auf, sich mit dem jungen Grafen zu beschäftigen, und behielt nur dessen Benehmen Herrn und Frau Friedrich Clément gegenüber im Auge. Seit mehreren Monaten schon verdroß ihn das Benehmen, welches sich der junge Graf Céline gegenüber erlaubte. Er hatte dasselbe anfangs unangenehm, dann kompromittierend gefunden, und wenn er nicht gefürchtet haben würde, seinen Sohn zu quälen, indem er irgendeine Bemerkung machte, so würde er ihn gebeten haben, seinen intimen Verkehr mit dem Grafen Coutras einzuschränken. Er besaß aber großes Vertrauen zu der Rechtschaffenheit seiner Schwiegertochter, und er hörte in den besten Gesellschaftsschichten täglich so merkwürdige Dinge, daß das Vorgehen Valentins ihm, mit anderen verglichen, noch ziemlich unschuldig vorkommen mochte. Was die Situation verschlimmerte, das war die bekannte Immoralität des jungen Mannes. Herr Eliphas fühlte sich geneigt, von Haus aus jede Absicht, welche dieser hegen mochte, mit mißtrauischen Augen zu betrachten, und wenn er ihn scherzen hörte, so sagte er sich, daß dies ein Spiel sei, welches nur ein schlechtes Ende nehmen könne. Aus Erfahrung und aus Naturanlage war er somit stets wachsam und hatte ein Auge auf alles, was sich in Célines Nähe zutrug. Momentan hätte er vielleicht in seiner Wachsamkeit nachlassen können, denn er wußte, daß Herr von Coutras anderwärts beschäftigt sei; aber es war dies nach seinem Dafürhalten noch keine genügende Ursache, um überzeugt sein zu können, daß er der jungen Frau Ruhe geben werde; Kontraste, schroffe Gegensätze reizten Valentin erst recht, dessen glaubte Eliphas überzeugt sein zu müssen.

Der Zufall bot dem Wohltätigkeits-Minister Frau Mößlers erneute Beweise, daß Valentin sich ernstlich mit der kleinen Arbeiterin befasse. Einer seiner Agenten, welchem die Aufgabe oblag, verborgenes Elend auszukundschaften, dem Erleichterung verschaffen zu können er sich glücklich schätzte, berichtete ihm eines Tages, als er ihm von all den Schritten erzählt, welche er im Dienste der Humanität tue, daß er am Hause 26 der Rue Ramey mit dem Grafen Coutras zusammengestoßen sei, welcher in Regen und Kot offenbar da gewartet habe. Von Neugierde erfaßt, legte sich der Mann auf die Lauer und sah denn auch, wie von der entgegengesetzten Seite der Straße aus alsbald ein reizendes Mädchen, welches eine schwarze Arbeiterinnenschürze trug, ängstlich auf die Straße hinausspähte und sich dann sehr vorsichtig zu dem Grafen gesellte. Kaum aber hatte sie begonnen, mit ihm zu sprechen, als auch schon aus einem in der Nähe befindlichen Kaffeehause ein Mann stürmisch herbeigeeilt sei und mit fürchterlichen Drohungen das junge Mädchen geohrfeigt habe. Unter heißen Tränen, feuerrot wie eine Päonie, habe sich die Kleine dann in das Haus geflüchtet, während eine heftige Unterredung zwischen dem Erzürnten und dem Grafen Coutras stattgefunden habe. Die ganze Angelegenheit hatte nur wenige Sekunden gedauert, mit wuchtigem Meisterhieb stieß der Graf seinen Gegner in den Rinnstein der Straße. Der Mann erhob sich zwar alsbald mit einer wahren Armensündermiene, aber als Graf Coutras sich entfernte, rief ihm der andere Drohungen nach, welche seinem Leben galten.

Herr Eliphas befahl seinem Untergebenen, über diesen Vorfall tiefes Schweigen walten zu lassen, schrieb sich aber Straße und Hausnummer, die jener ihm angegeben, genau auf. Es war dies eine Gewohnheit aus seinem Verwalterleben, er notierte sich alles und ließ nichts unbeachtet. Da er bei Frau Mößler und ihren Kindern speiste, bot sich ihm an dem gleichen Abende, an welchem er jene Kunde vernommen, das interessante Schauspiel, den Grafen Coutras lächelnd und ruhig, als ob nichts sich zugetragen hätte, an der Seite seiner Gattin zu sehen.

Zum ersten Male in seinem Leben fragte sich der kluge Eliphas, ob denn nicht in diesen zahlreichen Verwicklungen, in dem Dasein der Lebemänner irgendein verborgener mächtiger Reiz stecken müsse. Er verglich den geraden, ruhigen Weg, welchen sein Sohn dahinschritt, mit dem stürmischen Leben des Grafen und sagte sich, daß der weltlich gesinnte Abenteurer im Grunde genommen besser lebe als der friedliche Bürger; wer aber war mehr zu beneiden, jener, welcher das Leben genoß, oder derjenige, welcher danach strebte, korrekt zu leben? Angesichts dieser Frage gab es nach seinen Grundsätzen bei deren Beantwortung kein Zögern, er war bisher mit dem, was er als Recht erkannte, noch nie in Kollision geraten.

Trotzdem glaubte er seit etwa einer Stunde ein Wohlwollen für Valentin an sich selbst zu entdecken, welches ihm bisher ganz fremd gewesen war. Er sagte sich, daß dieser vielleicht für all seine Fehler nicht allein verantwortlich zu machen wäre, ein Teil derselben mochte geerbt sein, an einem anderen Teile trugen Gewohnheit, Erziehung und Temperament die Schuld. Er fühlte sich versucht, den jungen Grafen unter jene Wildkatzen zu rechnen, welche man nicht zur Verantwortung zu ziehen imstande ist und die von der Natur eigens dazu geschaffen scheinen, harmlose Geschöpfe zu vernichten.

Als Valentin in schlauer Weise von der einen Ecke des Salons in die andere schlich, nur um sich Frau Friedrich Clément nähern zu können, fühlte sich Herr Eliphas erst recht überzeugt, daß er mit all seinen Mutmaßungen im Rechte sei. Der alte Puritaner fühlte, daß all seine neuerwachte Nachsicht dahinschwinde, als er den Mann, welcher des Morgens an einem Tore der Rue Ramay gestanden, auf ein Sofa niedergleiten sah, um Célinen näher zu sein. Er beschloß, nach besten Kräften diesen Mann zu bewachen, dessen gefahrbringende Tätigkeit er so wohl kannte. Was aber nützte die ganze Weisheit des guten Eliphas, wie hätte sie vermocht, den Kampf gegen die Schlauheit Valentins aufzunehmen? Die Gegner waren zu ungleich; Frau Mößler, welche besser noch als ihr alter Freund wußte, was von ihrem Adoptivsohne zu befürchten sei, hatte mit schlecht verhehlter Unruhe ihre Augen nach Frau Friedrich Clément hinüber gerichtet. Ihr war stets unbehaglich zumute, wenn sie sah, daß der Graf auf die junge Frau zutrat; ihr dünkte es, als ob er einen Schlag gegen alle Achtbarkeit ausführe, wenn er trotz ihrer Ratschläge und Bitten mit eigensinniger Beharrlichkeit seine Huldigungen fortsetzte.

Oberst Redel, welcher eben eingetreten war und an ihrer Seite Platz nahm, störte Frau Mößler in ihren Beobachtungen. Sie sah, daß er düster und in sich gekehrt sei, und von der aufrichtigen Zuneigung hingerissen, welche sie für ihn empfand, stellte sie alsbald eine Frage an ihn.

»Was hat sich ereignet, lieber Freund? Sie tragen nicht Ihren gewöhnlichen Gesichtsausdruck zur Schau, sollten Sie Unangenehmes erlebt haben?«

»Mehr als das, einen wirklichen Kummer; ich werde Paris verlassen, um nicht mehr hierher zurückzukehren.«

»Und warum denn?«

Kaum hatte Frau Mößler diese Frage gestellt, so bedauerte sie dieselbe auch schon, aber es war zu spät, und die Erklärung, welche die naturgemäße Folge ihrer Frage war, wurde ihr von Redel mit schmerzlich bewegter Stimme gegeben.

»Allem Anscheine nach«, sprach er mit erzwungenem Lächeln, »hat man mich kompromittierend gefunden; ich bin darauf nicht gefaßt gewesen, aber das Leben bereitet uns stets Ueberraschungen, ein Mann wie ich darf doch nicht zu den Lilienknickern und Don Juans gerechnet werden, ich hoffe das wenigstens annehmen zu können, aber ich habe mich offenbar einer Illusion hingegeben, man betrachtet mich als gefährlich und ich muß entfernt werden. Ich werde also gehen, aber ich gestehe, daß mir die Zumutung hart erscheint!«

Frau Mößler fühlte sich, als sie entdeckte, daß Henriette ihren Ratschlägen gefolgt war, nicht mehr so ganz sicher, daß sie in gutem Rechte gehandelt habe; sie stellte unwillkürlich Vergleiche an zwischen dem redlichen Redel und dem nur allzu schneidigen Valentin. War es gerecht, zugunsten des einen dem anderen zu schaden? Bedurfte der Graf eines besonderen Schutzes, lag nicht eine gewisse Versuchung darin, diesen Verführer von Beruf gegen den schüchternen und naiven Rivalen verteidigen zu wollen? Redel begriff recht gut das Lächerliche der Position, welche man ihm bot. Er verriet das deutlich in dem Protest, welchen er Frau Mößler gegenüber zum Ausdrucke brachte, und diese bereute es schon, die stillen Freuden des harmlosen Anbeters der Gräfin gestört zu haben.

»Sie dürfen nicht übertreiben, die Dinge nicht bis zum Tragischen ausarten lassen, weshalb wollen Sie abreisen?« sprach sie.

»Ach so, ich bin es also, der die Abreise will; nun, das Unangenehme, was ich erdulde, wird wenigstens für meine Karriere von Nutzen sein: ich trete das Pariser Pflaster nicht nur, weil ich am zivilisierten Leben Vergnügen finde; von dem Augenblicke an, da es mir nicht mehr gestattet ist, zu Ihnen oder zu Frau von Coutras zu kommen und vertraut wie bisher in Ihrem Hause zu verkehren, werde ich mich langweilen, werde ich in die Ferne ziehen müssen.«

Er übte gar keine Vorsicht, es lag ihm nichts daran, seine Gedanken zu verbergen, er schritt gerade auf sein Ziel los, und die Reinheit seiner Gefühle trat dadurch nur noch deutlicher zutage.

»In einer Welt, in welcher alles gestattet ist,« fuhr er mit lebhafter Erregung fort, »wo man alles billigt und entschuldigt, selbst die verächtlichsten Handlungen, wird man nur gegen einen armen Teufel, gegen einen Kriegsmann mit Strenge vorgehen, welcher eine Frau von tadelloser Tugend ehrerbietig geliebt hat. Als ich noch ein kleiner Junge war, lehrte man mich eine Fabel, welche den Titel führte »Pestkranke Tiere«; sie umfaßt die Geschichte meines Lebens, ich bin der arme Dummkopf, über den Komödianten und Lebemänner Ach und Weh schreien, und ich muß geopfert werden, damit das kleine Fest ohne weitere Anstände verlaufen könnte. Ich opfere mich also. Wenn aber einer der losen Schlingel, welche fortfahren dürfen, sich auf meine Kosten zu belustigen, mir nicht vor meiner Abreise selbst Gelegenheit bietet, meinem Zorne Luft zu machen, so werde ich mir diese Gelegenheit suchen.«

»Aber lieber Redel,« warf Frau Mößler etwas beunruhigt ein, »Sie werden doch nicht versuchen wollen, mir begreiflich zu machen, daß es eine sehr verdienstvolle Handlung sei, das Weib seines Nächsten zu lieben? Sie sprachen vorhin mit großer Bitterkeit von der Nachsicht und Leichtlebigkeit, welche man in der Gesellschaft zuweilen findet. Tadeln Sie diese Eigenschaften bei anderen, so dürfen Sie dieselben für sich selbst auch nicht in Anspruch nehmen.«

Redel verneigte sich mit wiedergewonnener vollständiger Ruhe.

»Sie sind im Rechte, gnädigste Frau, und meine Beschuldigungen waren gegenstandslos. Ich habe Ihnen die Mitteilung gemacht, daß ich abreisen werde, es ist somit nicht mehr als recht und billig, daß man mich auch zur Abreise zwinge. Wie Sie sehen, lehne ich mich gegen nichts mehr auf, sondern gehorche mit passiver Gleichgültigkeit.«

»Mein lieber Redel,« warf Frau Mößler ein, »was Sie mir jetzt sagen, behagt mir noch weniger als diejenigen Dinge, welche Sie mir früher mitgeteilt haben. Ich begreife Ihren Verdruß und empfinde denselben mit, denn ich bin Ihnen aufrichtig zugetan und würde es schwer entbehren, Sie nicht mehr sehen zu sollen. Ich bin alt, wer weiß, ob Sie mich bei Ihrer Rückkehr wiederfinden werden; ich wünsche folglich nicht, daß wir unter peinlichen Eindrücken voneinander scheiden. Wir sollen einander gegenseitig ein gutes Andenken bewahren; kehren Sie hierher zurück, so wird Ihnen stets die beste Aufnahme zuteil; ich will gemütlich mit Ihnen plaudern können, Sie sind ein Mann von Herz, und wenn ich Ihnen die Grundgedanken, welche ich in tiefster Seele hege, offenbaren würde, so würden Sie mich verstehen und mir auch verzeihen.«

»Ich habe Ihnen nichts zu verzeihen, Sie legten gegen mich stets das gleiche Wohlwollen an den Tag, und wenn ich leide, so sind nicht Sie es, welche mir dieses Leiden verursacht.«

Nach diesen, in sichtlicher Bewegung gesprochenen Worten grüßte der Oberst Frau Mößler, und ohne ihr die Zeit zu einer Antwort zu lassen, trat er hastig auf Herrn Eliphas zu, welcher mit seinem Sohne plaudernd abseits stand, Valentin aber doch unausgesetzt beobachtete. Dieser hatte, obschon er von einem großen Kreise umringt war, doch Mittel und Wege gefunden, sich mit Frau Friedrich Clément zu isolieren und sie zu zwingen, seinen Worten zu lauschen. Es gelang ihm dies, aber nicht ohne Widerstreben von seiten der jungen Frau, und das Lächeln, hinter welchem sie ihre Ungeduld zu verbergen bestrebt war, stand nicht recht im Einklang mit der Blässe ihrer Wangen, mit der Unruhe ihres Blickes.

»Ich reise zu Beginn des folgenden Monats nach Nizza ab,« berichtete der Graf, »von dort aus werde ich mich auf meiner Jacht nach Aegypten einschiffen, Sie sollten mit ihrem Gatten die gleiche Reise machen, er hat ja Geschäftsinteressen in Alexandrien, welche, wie er behauptet, von Bedeutung sind. Wir können ihn dort zurücklassen und den Nil bis zum zweiten Katarakt befahren.«

»Die Gräfin reist aber nicht nach Aegypten, sie hat mir selbst mitgeteilt, daß sie Paris in diesem Winter nicht verlassen will.«

»Ein Grund mehr, weshalb Sie meinen Vorschlag annehmen sollen, denn Ihr Kommen würde auch Henriette bestimmen, mit von der Partie zu sein.«

»Fast könnte man sich versucht fühlen, zu glauben, daß Sie auf die Begleitung Ihrer Frau Wert legen.«

»Gewiß, wenn Henriettes Gegenwart mir Ihre Anwesenheit sichert.«

»Entsagen Sie dieser Hoffnung.«

»Dann gebe ich die Reise auf, ich würde dieselbe nur Ihretwegen unternehmen, es hätte mich so glücklich gemacht, Sie in meiner Nähe zu wissen, und gar auf die Dauer mehrerer Wochen. In der fremden Umgebung, unter dem ungewohnten Himmelsstrich würden vielleicht Ihre Ansichten eine Wandlung erfahren haben, würden Sie mich mit größerer Nachsicht behandeln.«

»Das ist nicht wahrscheinlich, jedenfalls wäre der Versuch ein sehr gewagter.«

»Ich möchte ihn doch unternehmen.«

Frau Friedrich Clément neigte müde das Haupt.

»Seien Sie großmütig, Graf, ersparen Sie mir die ewigen Wiederholungen und Erörterungen über ein Thema, welches mir sehr peinlich ist. Sie sehen, daß alle Ihre Bemühungen fruchtlos sind, haben Sie doch endlich so viel Zartgefühl, mich nicht mit denselben zu peinigen, denn eine Pein ist es, welche Sie mir antun.«

Tränen standen in ihren Augen, während sie diese Worte sprach, er aber war nicht gerührt und fuhr in seiner sinnlichen Selbstsucht fort:

»Weshalb kämpfen Sie denn, Sie quälen dadurch nicht mich, sondern sich selbst.«

»Sollte ich etwa nicht das Recht haben, Sie zurückzustoßen? Hüten Sie sich davor, mich zum Aeußersten zu treiben.«

Er lachte höhnisch auf.

»Was würden Sie tun?«

»Meinen Gatten von Ihrer Zudringlichkeit in Kenntnis setzen.«

Mit einem ironischen Blick sah Valentin zu Friedrich hinüber, der mit gekrümmtem Rücken dastand und aufmerksam der Worte lauschte, welche sein Vater zu ihm sprach. Céline fühlte nur zu gut, daß sie von diesem Ehrenmanne, von diesem harmlosen Gatten, der nur seinen Geschäften lebte, keinen Beistand erwarten könne, daß er dem Verehrer nicht gewachsen sei, welcher jeder Laune folgte, und ein Seufzer der Entmutigung trat auf ihre Lippen. Wenn ihr aber auch von Friedrich keine Hilfe wurde, so war sie deswegen doch nicht berechtigt, ihm untreu zu werden. Sie warf einen verzweiflungsvollen Blick hinüber nach der Gruppe, in welcher ihr Gatte stand, Friedrich aber, welcher nur Augen und Ohren für Herrn Eliphas hatte, achtete dessen nicht.

»Sehen Sie doch, wie gut er Sie versteht,« bemerkte Valentin spöttisch, »Sie sind wirklich sehr naiv, daß Sie einem Manne die Treue wahren, welcher Sie so wenig beachtet.«

»Ich wahre die Treue mir selbst.«

»Wieviel verlorenes Gut.«

Sie machte eine heftige Bewegung, als wolle sie sich erheben. Sie sah kein anderes Mittel, um das Gespräch zum Abschlusse zu bringen, und spähte umher, um zu sehen, ob sie denn keiner Menschenseele ansichtig werde, die ihr zum Vorwand dienen konnte, ihren Platz zu verlassen. Ihre Augen begegneten jenen Redels, welcher an der Tür lehnte und zerstreut dem Gespräche des Vaters und des Sohnes lauschte, die immer noch Geschäfte verhandelten. Zweifelsohne mußte ihr Blick ein sehr beredter gewesen sein, denn ohne zu zögern, trat der Oberst auf die junge Frau zu und verneigte sich vor ihr.

»Sie haben mich gerufen, meine Gnädigste?«

»Ja, Oberst, ich ersticke hier!«

»Warum haben Sie das nicht früher gesagt?« bemerkte Valentin, »wir hätten sehr gut unser Gespräch im Wintergarten fortsetzen können. Man hat dort einige Marmorstatuen aufstellen lassen, die sich schon der Mühe verlohnen, angesehen zu werden.«

»Der Herr Oberst wird sie mir zeigen.«

Ein Lächeln umspielte die Lippen des Grafen, dann sagte er anscheinend ganz harmlos:

»Warten Sie, ich rufe meine Frau, Sie wissen, wie kompetent dieselbe in künstlerischen Angelegenheiten ist, sie mag mit dem Obersten diskutieren, und Sie werden mir zuhören.«

Ein Zucken durchlief Redels Gestalt; seine Augen blitzten, schon öffnete er den Mund, um zu antworten, aber rascher gefaßt als er, erklärte Céline: »Nein, ich ziehe es vor, mich ganz zurückzuziehen, erweisen Sie mir den Dienst, Herr Oberst, meinen Mann zu mir zu schicken.«

Redel zögerte eine Sekunde, seine Augen hatten sich mit seltsam drohendem Ausdrucke auf Valentin gerichtet, er biß sich auf die Lippen, als gelte es um jeden Preis, Worte zurückzudrängen, welche auf denselben schwebten. Valentin musterte ihn mit unverschämter Neugierde. Er schien darauf zu warten, daß jener zu sprechen anfange, und sah dabei so drohend aus, daß Frau Friedrich Clément zitternd befürchtete, es werde auf der Stelle ein Streit entstehen zwischen jenen beiden Männern, deren schlummernder Haß sich in einer Sekunde verraten hatte.

»Gehen Sie«, bat die junge Frau, indem sie den Oberst mit flehender Gebärde nach der Richtung hinüberwies, in welcher ihr Mann stand; dieser aber zögerte, es kostete ihm offenbar einen schweren Entschluß, ihrem Wunsche Folge zu leisten.

»Sie haben klug daran getan, ihn fortzuschicken«, sprach der Graf zu Frau Friedrich. »Ihr vielgeliebter Redel fängt an, mir auf den Nerven zu liegen; wenn er sich mit meiner Frau befassen will, so habe ich nichts dagegen, aber ich werde niemals dulden, daß er sich zwischen Sie und mich dränge.«

»Was wollen Sie ihm denn tun?« fragte Céline in steigender Erregung.

»Für die Beförderung eines Eskadronchef Sorge tragen, indem ich Oberst Redel töte«, erwiderte er hart.

»Sie sind nicht so schlecht, als Sie scheinen wollen.«

»Noch viel schlechter, wenn es sich um Sie handelt,« flüsterte er leise, »ich schrecke vor nichts zurück, wenn es gilt, Sie zu besitzen.«

Mit einer tiefen, ehrerbietigen Verbeugung trat er plötzlich zurück und sprach laut:

»Guten Abend, gnädige Frau, hier ist Ihr Gemahl.«

Céline entfernte sich in Begleitung Friedrichs und ihres Schwiegervaters, welchen das junge Paar nach seiner Wohnung brachte. Tiefe Trauer bemächtigte sich Célines. Die Beharrlichkeit des Grafen, welche bei einem so leichtlebigen Manne, wie er es sonst war, als außergewöhnlich bezeichnet werden mußte, beunruhigte sie ernstlich, sie fing sogar an, sich vor ihm zu fürchten; bisher hatte sie sich dem Glauben hingegeben, daß, wenn sie ihre Selbstbeherrschung wahre, sich von der Kraft ihres Willens beherrschen ließ, sie in ihrem Heim, umgeben von der Zärtlichkeit der Ihren, uneinnehmbar sein werde. Jetzt mit einem Male fing sie an, an sich selbst zu zweifeln, sie begriff, daß ihre natürlichen Verbündeten nicht hellsehend waren und ganz und gar nicht geeignet schienen, sie zu beschützen. Mit schmerzlicher Bewegung erinnerte sie sich der drohenden Haltung, welche Valentin Redel gegenüber eingenommen hatte, und sie gestand sich, daß der Graf wohl fähig sei, einen Mann zu töten, welcher seinen Pfad kreuzte. Sollte durch ihre Schuld vielleicht gar auch Friedrich einer ernsten Gefahr ausgesetzt sein? Sie erbebte unwillkürlich bei dem Gedanken an die peinliche Lage, in welcher sie sich möglicherweise befinden konnte, wenn die Unvorsichtigkeit oder die Heftigkeit des Grafen je eine Erklärung zwischen ihr und Friedrich notwendig machte. Was sollte sie in solchem Falle sagen, wie ihrem Gatten die entsetzlichen Verfolgungen begreiflich machen, welchen sie ausgesetzt war, wie ihm beweisen, daß sie Valentin nicht ermutigt habe? Ihr Schwiegervater, der trotz aller Zärtlichkeit, welche er für sie empfand, so förmlich, so streng war, erschreckte sie in erster Linie. Selbst für geringfügige, leichtsinnige Jugendstreiche war er mitleidslos, das hatte er oft genug durch sein schroffes Urteil bewiesen; wie erst würde er sein, wenn es sich um ernste, kompromittierende Tatsachen handelte, welche eine persönliche Verantwortung nach sich ziehen könnten, der sein Sohn möglicherweise ausgesetzt war? Und all das wegen des erbärmlichen und verächtlichen Valentin! Sie hielt Umschau in ihrer eigenen Seele und fragte sich mit gewissenhafter Strenge, ob sie denn wohl Ursache habe, über den Zustand ihres Herzens auch vor ihren eigenen Augen zu erröten; hatte sie auch nur eine Sekunde lang Valentin geliebt, wie dieser es behauptete? Nein, sie hatte mit aller ihr zu Gebote stehenden Macht gegen jede derartige Empfindung angekämpft; trotz des strengsten Nachdenkens kam sie doch nicht so ganz ins klare über ihre Empfindungen, nur soviel wußte sie, daß sie höchstens minutenlang anders über ihn gedacht hatte und daß es eine Grausamkeit sei, wenn sie nun für diese Minuten büßen müsse.

Sie suchte sich im Geiste Valentins Bild vor die Augen zu zaubern, sie sah ihn elegant, einschmeichelnd und anmutig, wie er gewesen, mit den blauen Augen, dem blonden Schnurrbart, den geschmeidigen Bewegungen, der melodischen Stimme, und sie begriff mit einem Male, daß es Sekunden gegeben, in welchen ihr Herz ihm entgegengeschlagen. Sie schämte sich jetzt dieser flüchtigen Regungen, sie sagte sich, daß sie durch dieselben von dem Piedestal herabgestiegen sei, auf welches sie selbst sich immer gestellt habe, und es wollte ihr scheinen, daß die Verfolgung, mit welcher Valentin sie jetzt peinigte, durch ihre momentane Schwäche gewissermaßen gerechtfertigt sei. Diese Reflexionen erweckten in erhöhtem Maße ihre volle Entrüstung, und je mehr sie begriff, daß es wenigstens eine teilweise Entschuldigung für Valentin gebe, desto mehr fühlte sie sich entschlossen, sich lieber jeder Gefahr auszusetzen, als jener, ihm angehören zu sollen. Sie grollte ihm, weil sie sich gestand, daß sie an seiner Beharrlichkeit durch ihre momentane Schwäche mit Schuld trage, es dünkte ihr, daß er ihr eine tödliche Beleidigung zufügte, und sie wälzte auf ihn allein die ganze Schuld an einem Unrechte, welches ja doch ein gemeinsames gewesen war.

Jedes Zögern und Zweifeln hatte schließlich ein Ende, und sie beschloß, Valentin Trotz zu bieten, was immer auch daraus entstehen mochte. In tiefinnerster Seele wünschte sie ihm fast Unglück und Tod. Es genügte aber nicht, über ihren eigenen Ideengang im klaren zu sein, sie mußte sich auch einen genauen Plan entwerfen, auf welche Art sie sich diesem gefährlichen Verführer am besten entziehen könne. Vor allem mußte ihre moralische Sicherheit durch diesen Plan gewahrt werden und auch der materielle Frieden der Ihren. Sie brachte ihre ganzen intellektuellen Fähigkeiten in Anwendung, um über das mit sich selbst ins reine zu kommen, was eigentlich geschehen sollte. Es dünkte ihr, als ob sie allein unfähig sei, sich zu verteidigen, als ob ein Verbündeter für sie zur dringenden Notwendigkeit geworden; wer aber konnte dieser sein, wer würde ihr hinreichendes Vertrauen einflößen, um ihr in ihrer peinlichen Lage zum entsprechenden Schutz zu dienen? Daß ihr Gatte und ihr Schwiegervater nicht in Frage kommen konnten, stand fest, sie hatte von der Neugierde jener beiden alles zu fürchten, von ihrer Geschicklichkeit nichts zu erwarten; sie würden die Intrige immer mehr und mehr verwickeln, ohne zu deren Lösung in irgendeiner Weise auch nur das geringste beizutragen. Frau Mößler? Sie als Verbündete zu betrachten, war ebenfalls gewagt; da Céline die Schritte nicht kannte, welche Frau Mößler Valentin gegenüber bereits unternommen hatte, mußte sie natürlich der blinden Zärtlichkeit mißtrauen, welche die Mutter zur Sklavin ihres Sohnes machte.

In ihrer Verzweiflung war sie trotzdem nicht weit davon entfernt, sich an Frau Mößler zu wenden, es war immerhin möglich, daß, wenn es sich um eine zu erfüllende Pflicht handelte, wenn diese sich einer Neigung entgegenstellte, Frau Mößler doch nicht zögern würde. Gleich Herrn Eliphas Clément war sie eine Puritanerin, und wenn die Strenge ihrer Grundsätze, welche so unzählige Male durch Valentins Schmeicheleien unterworfen worden waren, endlich den Sieg davontrug über ihre Nachsicht, so war die Möglichkeit einer Errettung noch nicht ausgeschlossen.

Die Aussicht auf Erfolg aber blieb gering; der Einfluß des Grafen stand zu befürchten, und Céline zögerte, weil ihr auch davor bangte, er könne möglicherweise verraten, daß sie der Versuchung eine Sekunde lang nicht widerstanden. Da durchzuckte sie plötzlich der kühne Gedanke, bei Frau v. Coutras Rettung zu suchen; sie kannte den strengen, klaren Geist der jungen Frau, sie war die Vertraute ihrer Enttäuschungen gewesen, sie wußte, daß jene großmütig, gut und korrekt sei. Die Gräfin zur Verbündeten zu haben, konnte ihr nur nützen und keine Gefahr bringen. Zwischen ihr und Valentin bestand längst nur mehr ein gesellschaftliches Band; rief Céline sie zu Hilfe, so würde die Gräfin nicht zögern, ihr eine möglichst feste Stütze zu bieten. Es galt aber nun auch noch festzustellen, wie weit es ratsam wäre, sich ihr anzuvertrauen; wer zwang denn Frau Friedrich, der Gräfin alles zu sagen? Die Verfolgungen Valentins waren offenkundig genug, so daß die Gräfin keiner weiteren Beweise bedurft hätte. Diese Verfolgungen boten durch ihre Beharrlichkeit hinreichenden Grund zur Intervention. Sehr spät abends, als alles bereits friedlich schlief, sann Céline in der Abgeschiedenheit ihres Zimmers noch sehr ernst über diesen Entschluß nach; je mehr sie aber über dessen Zweckmäßigkeit hin und her überlegte, desto mehr gelangte sie zu der Ueberzeugung, daß es sich in diesem Falle um eine Notwendigkeit handle. Als der Tag zu grauen begann, legte sie sich zu Bett und fand einige Ruhe in dem Gedanken, den Plan ausführen zu wollen, welchen sie gefaßt.

Am folgenden Tage, gegen fünf Uhr, begab sie sich nach der Avenue Friedland. Henriette war vor dem Speisen stets für ihre Freunde zu Hause. Céline glaubte folglich sicher sein zu können, daß sie die Gräfin antreffe. Ihre Bestürzung war groß, als der Kammerdiener ihr mitteilte, daß seine Gebieterin gegen vier Uhr ausgegangen sei und keine Weisungen bezüglich ihrer Rückkehr oder wegen des Empfanges der Freunde hinterlassen habe. Während Frau Friedrich Clément noch unschlüssig dastand, erschien der Haushofmeister, welcher erklärte, daß die Frau Gräfin sehr bald heimkehren müsse, da sie um sechs Uhr eine Zusammenkunft mit jemandem habe. Frau Clément könne somit warten, wenn sie dies wolle. Céline willigte ein und trat, von dem Diener geführt, in den kleinen Salon neben dem Atelier, in welchem Frau v. Coutras ihre Intimsten zu empfangen pflegte.

Düsteres Halbdunkel herrschte in dem Raume, und der Geruch der Orchideen, welche aus den Glashäusern von La Sauvigny geschickt worden waren, durchschwängerte die Luft. In Gedanken versunken, nahm Céline Platz und verweilte eine Viertelstunde. Die schwere Luft und das Halbdunkel wirkten drückend auf sie, ein leichtes Geräusch, welches von der Portiere herüberdrang, brachte die junge Frau zu sich, und in der Annahme, daß diejenige ankomme, welche sie erwartete, wendete sie sich mit einem halben Lächeln um, stand aber plötzlich wie zu Stein erstarrt da, als Valentin eintrat. Mit ausgestreckter Hand und friedlicher Miene trat er auf sie zu, und Frau Friedrich fand alsbald ihre Kaltblütigkeit wieder. Was konnte sie denn zu befürchten haben in diesem von Dienerschaft überfüllten Palais, in den Gemächern der Gräfin; es bedurfte eines einzigen Rufes, um jemand an ihre Seite zu bringen; war sie denn hier nicht ebenso geschützt wie in ihrem eigenen Heim? Sie dachte das, sie wiederholte es sich unaufhörlich, und kühn wie sie war, beschloß sie, ihrem gefährlichen Angreifer mutig Trotz zu bieten. Momentan schien er alle Lust zu haben, sich einem artigen Kinde gleich recht sanft zu benehmen, und wenn er auch ein Tiger sein mochte, so zog er doch die Krallen ein, so zeigte er doch nur Sammetpfoten.

»Wie, Sie sind hier ganz allein, und man hat mich nicht davon in Kenntnis gesetzt? Wenn der Zufall mich nicht des Weges dahergeführt hätte, so wüßte ich gar nicht von Ihrer Nähe, so hätte ich Sie nicht gesehen.«

»Schreckliches Unglück das, fürwahr!«

»In meinen Augen allerdings.«

»Welchem Wunder ist es denn zu verdanken, daß man Sie bei sich zu Hause findet?«

»Eine Vorahnung Ihres Kommens.«

»Reden Sie keinen Unsinn, sondern sagen Sie mir lieber, ob Sie zufällig wissen, wann Ihre Frau zurückkehren wird.«

»Ich bin der letzte, der in der Lage wäre, Ihnen darüber irgendeine Mitteilung zu machen; weiß ich denn jemals, was sie tut oder treibt?«

»Sie wollen es eben nicht wissen.«

»Allerdings nicht.«

»Werden Sie denn bis an das Ende Ihrer Tage ein schlechter Ehemann sein?«

»Vielleicht; jedenfalls bleibe ich Ihnen gegenüber stets ein glühender Verehrer.«

Céline machte eine sehr ernste Miene, denn die Wendung, welche das Gespräch zu nehmen drohte, behagte ihr ganz und gar nicht, und sie fühlte, daß sie selbst an dieser Wendung einige Schuld trage; Valentin war ein Mann, mit welchem man nicht scherzen durfte. Sich gewaltsam beherrschend, sprach sie somit jetzt:

»Ihre Frau scheint nicht zu kommen, ich werde mich folglich zurückziehen.«

»Sie haben auf meine Frau warten wollen, dann bin ich Ihnen wohl im Wege?«

»Allerdings.«

»Ich räume Ihnen das Feld.«

»Besten Dank.«

»Sie sind ja geradezu fürchterlich mir gegenüber.«

»Tun Sie nicht alles, was in Ihrer Macht liegt, um mich dazu herauszufordern?«

»Nun, leben Sie wohl.«

»Leben Sie wohl.«

Mit ernster Miene und langsamen Schritten nahte er ihr und bot ihr die Hand; als sie ihm ihre eiskalten Finger reichte, versuchte er, mit einer hastigen Bewegung die junge Frau an sich zu ziehen und ihr mit einem Kuß den Mund zu versiegeln, so daß sie nicht schreien konnte.

Einer Verzweifelten gleich rang Céline, um sich von ihm loszureißen, und endlich gelang es ihr auch; sie erreichte die Tür, welche nach Henriettes Atelier führte. Stütze suchend, lehnte sie sich an dieselbe, und ein lauter Hilferuf entrang sich ihren Lippen.

Im gleichen Augenblick fühlte sie, daß die Tür hinter ihr aufgestoßen wurde, und als sie sich rasch und erschreckt umwendete, stand sie Oberst Redel gegenüber. Er war anscheinend sehr ruhig, bemerkte aber auf den ersten Blick die tötliche Blässe des Grafen, sah auch das Zittern, welches Célines Körper durchlief. Mit der gleichen unerschütterlichen Ruhe wie bisher, fest entschlossen, nichts zu verstehen als das, was man ihm sagen wollte, trat er vor, begrüßte die junge Frau vollständig unbefangen, verneigte sich leicht vor Valentin und sprach:

»Mir war es vorgekommen, als ob ich rufen höre; ich habe mich offenbar getäuscht und bitte um Entschuldigung.«

»Nein, Sie haben recht gehört, der Graf nötigte mich, um Hilfe zu rufen«, sagte Frau Friedrich Clément, unfähig, sich zu beherrschen. Valentin aber lächelte spöttisch:

»Zum zweiten Male seit gestern; es scheint somit, daß Oberst Redel eigens dazu bestimmt ist, Ihnen Hilfe zu bieten.«

Der Oberst runzelte die Stirne, er war zu klug und zu tüchtig, um einem Kampfe mutwillig entgegenzugehen, aber er wußte auch, daß er manchen nur allzu triftigen Grund habe, um Valentin zu hassen. Sich gewaltsam beherrschend, sprach er somit trocken:

»Vielleicht kommt das daher, weil es zu Ihrer Gewohnheit gehört, der gnädigen Frau lästig zu werden.«

Der Graf wurde plötzlich sehr ernsthaft, blickte Redel vorwurfsvoll an und sprach:

»Mein Herr, ich gebe mir alle Mühe, die Situation friedlich aufzufassen, und Sie sind es, der einen schroffen Mißklang in dieselbe bringen will. Ich hätte mich wundern können, mit welchem Rechte Sie aus einem Raume kommen,, der zu den intimen Gemächern der Gräfin gehört. Ich begnüge mich anstatt dessen mit einem sanften Scherz, und Sie suchen absichtlich mich zu beleidigen.«

Redel erblaßte vor Zorn, als er sah, mit welcher Geschicklichkeit Valentin den Spieß umkehrte, wie er sich mühte, die Situation so hinzustellen, als ob Redel im Unrecht und er im Rechte sei.

»Wie, Sie wagen zu behaupten, daß ich es sei, der Sie beleidigt?«

»Ja, mein Herr«, erwiderte Valentin in einem so sarkastischen Tone, daß man wohl bemerken mußte, derselbe sei darauf berechnet, Redel aus der Fassung zu bringen. »Sie tauchen da plötzlich auf wie einer jener kleinen Teufel, die man aus einer Schachtel herausspringen läßt, um die Kinder zu erschrecken, und Sie tun noch so, als ob Sie glauben wollten, daß Ihre Anwesenheit hier notwendig sei. All das ist recht seltsam; wenn ich nicht so versöhnlich wäre, so könnte ich darüber staunen und Rechenschaft von Ihnen fordern.«

Ehe Redel Zeit hatte, darauf zu antworten, war Céline zwischen ihn und den Grafen getreten.

»Kein Wort weiter,« sprach sie, »ich dulde keinen Streit meinetwegen zwischen Ihnen und Oberst Redel; was jener Ihnen aber nicht sagt, das sollen Sie aus meinem Munde vernehmen. Wer feig genug ist, um eine Frau mit Gewalt an sich reißen zu wollen, verdient nicht, von einem Manne gezüchtigt zu werden; wer zu einer niedrigen Lüge herabsinkt, um seine schmachvollen Handlungen zu verbergen, verdient nicht, daß man seiner Worte achte. Herr Graf Coutras, Sie sind ein Elender, und wenn es Ihnen nicht genügt, daß ich Ihnen diese Erklärung vor Oberst Redel abgebe, mögen Sie Ihre Dienerschaft herbeirufen, ich bin bereit, es auch vor dieser zu wiederholen.«

Dieser heftige Angriff brachte Valentin nicht aus der Fassung; er bewahrte sein kaltes Blut, und indem er die Frau verbindlich grüßte, welche ihn mit soviel Verachtung behandelte, sprach er in leichtem Tone:

»Frauenworte vermögen nicht zu beleidigen; um denselben Wert zu verleihen, bedarf es der Billigung eines Mannes, welcher für diese zur Verantwortung gezogen werden kann. Sie haben Oberst Redel gerade vorhin das Wort abgeschnitten, gnädige Frau, als er im Begriffe stand, mir seine Ansicht über die Angelegenheit mitzuteilen, welche der Stein des Anstoßes gewesen. Ich gestehe, daß ich sehr neugierig wäre, diese seine Ansicht kennen zu lernen, und wenn es noch Zeit wäre...«

»Es ist Zeit«, erwiderte Redel kalt.

»Ich beschwöre Sie, nicht zu antworten!« rief Céline, von ihrer Empfindung hingerissen, mit hervorbrechender Heftigkeit.

»Gnädigste Frau, es handelt sich nicht um Sie; Sie sehen, daß der Graf mich direkt angreift, und Sie vermuten wohl nicht, daß ich der Charakter sein könne, welcher vor jenem Herrn zurückschreckt. Da es ihm angenehm zu sein scheint, meine Meinung über sein Benehmen kennen zu lernen, bereitet es mir besonderes Vergnügen, ihm mitzuteilen, daß diese auf das vollständigste mit der Ihren übereinstimmt.«

Valentin machte keine Bewegung, seine Physiognomie nahm keinen veränderten Ausdruck an, er sprach nur mit tiefer Betrübnis:

»Diesmal vermögen Sie wohl nicht zu leugnen, Oberst, daß Sie geradezu feindliche Absichten hegen und daß Sie mich in meinem Hause vor der gnädigen Frau ohne jede Herausforderung beleidigt haben.«

»Es fällt mir um so weniger ein, dies leugnen zu wollen, als Sie ja offenbar leidenschaftlich darauf erpicht zu sein scheinen, es zu glauben.«

»Gut, Herr Oberst, das genügt, und zwei meiner Freunde sollen sich mit zwei der Ihren über das Weitere auseinandersetzen.«

Sich vor Célinen verneigend, fügte er dann spöttisch hinzu:

»Gestatten Sie, gnädige Frau, daß ich Ihnen meine aufrichtigen Glückwünsche darbringe, es ist sehr ehrenvoll, sich zu Ihren Freunden zählen zu dürfen.«

Mit einer hochmütigen Neigung des Hauptes nach jener Richtung hin, in welcher Redel stand, und ohne ein Wort hinzuzufügen, verließ er das Gemach, überzeugt, daß er die heikle Situation so gut ausgenützt habe, als dies überhaupt möglich gewesen. Kaum war Frau Friedrich Clément allem mit Redel, als auch schon der letzte Nest von Selbstbeherrschung von ihr wich und sie verzweiflungsvoll nach den beiden Händen ihres Verteidigers faßte. »Sind Sie denn verrückt, daß Sie sich herbeiließen, auf die Beleidigungen dieses Unverschämten zu antworten? Begreifen Sie denn nicht, daß es ihm nur darum zu tun ist, sich Ihrer zu entledigen, er ist der gefährlichste Feind, welchem Sie sich entgegenstellen konnten, und ich werde unter keiner Bedingung einen Zweikampf zwischen ihm und Ihnen zulassen; er würde Sie töten.«

»Meine Sache soll es sein, ihn daran zu hindern.«

»Und wenn Ihnen das nicht gelingt? Sie wollten sich einer solchen Gefahr aussetzen meinetwegen, die ich Ihnen ja nichts bin? Ich habe Sie einer Närrin gleich kompromittiert, ohne dies auch nur im allerentferntesten zu wollen.«

Sie rang die Hände, während sie sprach, und Tränen perlten unaufhaltsam über ihre bleichen Wangen.

»Beruhigen Sie sich,« bat Redel sanft, »nein, Sie haben mich nicht kompromittiert und ich selbst habe eine Herausforderung heraufbeschworen; Sie hassen jenen Mann, nicht wahr, welcher eben das Gemach verlassen und Ihnen gegenüber von einer so unerhörten brutalen Frechheit gewesen ist?«

Von ihrer Entrüstung hingerissen, rief sie heftig:

»Ja, o ja, ich hasse ihn!«

»Gewiß nicht mehr, als ich ihn hasse.«

»Ja, Sie lieben Henriette,« rief Céline, welche sich in gar keiner Einsicht mehr fähig fühlte, an sich zu halten, »und es ist nur natürlich, daß Sie auch ihren Gatten hassen, aber dieser Streit, welcher zwischen Ihnen beiden stattgefunden, trennt Sie für immer unwiderruflich von ihr. Wie sollte es Ihnen denn möglich sein, sie wieder zu sehen, wenn Sie der Ueberlebende sein würden?«

»Was immer auch geschehen möge, ich werde sie auf keinen Fall jemals wiedersehen,« sprach Redel traurig, »sie hat mir befohlen, abzureisen, meine schweigsame Liebe kompromittierte sie allem Anscheine nach, und ich muß des Glückes ihrer Gegenwart beraubt sein.«

Céline blickte ihm bis auf den Grund der Seele und erriet plötzlich die geheimnisvollen Entschlüsse dieses verzweifelten Liebhabers.

»Ach, Sie hegen die Absicht, sie von der Gegenwart des Grafen zu befreien, aber Sie stoßen auch hierin auf Unmöglichkeiten. Zwischen ihr und Ihnen türmt der Tod des Gatten ein unübersteigliches Hindernis auf; Sie setzen Ihr Leben für nichts und wieder nichts auf das Spiel.«

»Gelten Glück und Seelenfrieden der Gräfin in Ihren Augen nichts?« forschte Redel ernst, sie ist an einen Unwürdigen gebunden, welcher ihr Leben zu einem schmerzlichen und elenden macht; habe ich nichts für sie getan, wenn ich ihr die Freiheit verschaffe?«

»Schweigen Sie, Unglückseliger,« rief Frau Friedrich Clément, »wie mögen Sie hier in diesem Hause solche Gedanken eingestehen; nein, was Sie da andeuten, ist unausführbar, es genügt, daß ich davon unterrichtet sei, damit ich mich mit aller Kraft dagegen auflehne.«

»Und wie wollen Sie das bewerkstelligen?«

»Sie sollen es sehen.«

»Seien Sie aufrichtig und sagen Sie mir es lieber.«

»Ich werde Henriette von Ihrer Absicht in Kenntnis setzen.« Bei diesen Worten bedeckten Redels Züge sich mit tödlicher Blasse, und er sprach mit zitternder Stimme: »Wollen Sie mich in das Licht stellen, daß ich ein Feigling bin, welcher gerne einer Gefahr aus dem Wege gehen möchte? Wenn Sie den Plan hegen, Frau von Coutras in diese Angelegenheit einzuweihen, so könnten Sie mich lieber auf der Stelle töten, denn ich will und werde eine solche Schmach, eine solche Demütigung nicht überleben.«

»Beruhigen Sie sich,« sprach Frau Friedrich Clément erschreckt, »ich werde nichts sagen, da Sie es mir so energisch verbieten; seien Sie aber auch meiner Qual eingedenk und versprechen Sie mir, sich gegen einen friedlichen Ausgleich nicht aufzulehnen.«

»Ich verspreche es.«

»Oh, ich begreife recht gut, daß Sie jeden Ausgleich für unmöglich halten.«

»Ich weiß allerdings nicht, wie ein solcher sich bewerkstelligen ließe, wenn Herr von Coutras ihn nicht mehr ersehnt als ich.«

»Man wird ihn dazu zwingen, den Ausgleich zu wünschen.«

»Wer sollte dieses Wunder zu Tage fördern?«

»Frau Mößler, mein Gatte oder wer immer sonst uns dazu behilflich sein kann.«

Redel sah der jungen Frau scharf in die Augen und sprach langsam: »Hüten Sie sich davor, sich in unnützer Weise zu kompromittieren. Sie werden nichts hindern; seien Sie vorsichtig; sie können sich selbst und anderen ein Unrecht zufügen, welches sich durch nichts mehr gutmachen läßt; halten Sie sich gar nicht an den Gedanken, daß Sie der stattgehabten Szene zum Vorwande dienten, dieselbe war so wie so unvermeidlich. Herr von Coutras suchte nur nach einer Gelegenheit, und ich ebenfalls. Er haßt mich, und ich hasse ihn. Kümmern Sie sich also nicht weiter um die Angelegenheit, insofern sie mich betrifft; beten Sie für mich, wenn meine Sache Ihnen sympathisch ist, suchen sie aber nicht den Lauf der Dinge zurückzuhalten, dieselben werden durch eine Macht, welche stärker ist als wir, geleitet.«

Das Rollen eines Wagens auf dem Pflaster des Hofes unterbrach Oberst Redels Worte. Das Coupé der Gräfin Coutras war eingefahren, vom Fenster aus sahen sie, wie dieselbe elegant und geschmeidig aus dem Wagen hüpfte; den Kopf emporhebend, gewahrte sie die beiden, welche sie beobachteten, und machte ihnen mit der Hand ein freundliches Zeichen. Dann eilte sie hastig die Treppe empor und trat unter den Rahmen der Tür. Ihr Antlitz war durch die frische Luft rosig gefärbt, mit lachenden blauen Augen rief sie ihnen zu:

»Ihr habt mich erwartet, liebe Freunde, und ich sage euch Dank dafür. Ich war ausgefahren, um meinen armen Vignot zu besuchen, der leidend ist und mir dies sehr spät erst mitteilen ließ. Mein Besuch zerstreute ihn, und er hat mich länger bei sich festgehalten. Ihr entschuldigt mich wohl, nicht wahr?«

»Die gnädige Frau und ich wir haben uns die Zeit vertrieben, indem wir zusammen plauderten,« erwiderte Redel, »aber wir ahnten wohl, daß, wenn Sie sich verspäten können, dies nur geschehe, um ein gutes Werk zu tun.«

Die Gräfin drohte Redel mit dem Finger und rief lächelnd: »Schmeichler!«

Sie warf den Mantel ab und stieß dann die Tür auf, durch welche Redel eingetreten war.

»Kommen Sie in mein Atelier, ich werde Ihnen Ihr Bild zeigen, welches vollendet ist.«

Der Oberst lächelte melancholisch und sprach leise:

»Sie haben wohl daran getan, gnädige Frau, sich mit der Vollendung zu beeilen.«

Diese Anspielung ließ Frau Friedrich Clément erbeben, unwillkürlich verglich sie die stolze Entschlossenheit Redels mit ihrer eigenen Untätigkeit. Die Gefahr kennend, welcher er sich aussetzte, gab sie ihn der Böswilligkeit, dem Rachedurst Valentins preis! Wenn er auch behauptete, daß sie mit dem Konflikte nichts zu tun habe, so begriff sie doch recht gut, daß ihre zornige Antwort den Grafen zum Aeußersten getrieben und weil Redel sich zwischen sie und ihn gedrängt, dieser so gefährliche Drohungen ausstieß. Es war dies seine Art, ihr begreiflich zu machen, mit welcher Beharrlichkeit er sie verfolgen, in welche Gefahren sie diejenigen bringen werde, welche sie beschützen wollte.

Céline empfand einen erschreckenden Schwindel; sie hatte die Empfindung, als werde sie von einem Ungeheuer verfolgt, welches sich nicht besänftigen lasse und erst Ruhe geben würde, wenn es seine Beute wieder erobert hatte. Alles in ihr bäumte sich auf gegen diese Tyrannei, gegen diese Gefahr. Sie machte eine Bewegung, als wolle sie auf Henriette zustürzen, um ihr alles anzuvertrauen, aber die junge Frau saß ruhig am Tische, während sie Redel mit lächelnder Miene das Miniaturbild zeigte, und sie hatte die Empfindung, daß sie niemals die Worte finden werde, welche ausgesprochen werden mußten, um diesen Frieden zu stören. Vor allem aber galt es, zu handeln, jede Stunde, welche vorüberging, mußte die Gefahr erhöhen.

Ihre Aufregung wurde so groß, daß es ihr unmöglich erschien, noch länger regungslos und anscheinend gleichgültig diesem Manne gegenüberzustehen, welcher sich durch nichts aus der Fassung bringen ließ, daß sie sich auch unfähig fühlte, dieser ahnungslosen Frau in die Augen zu blicken. Sie erhob sich und nahm mit einigen Worten von ihrer Freundin Abschied, während Redel, welcher allem Anscheine nach ganz glücklich war, sie durch eine stumme Gebärde an ihr Versprechen erinnerte. Sie schüttelte den Kopf, als gelte es, sich eines peinigenden Gedankens zu entledigen, und indem sie Henrietten die Hand bot, verließ sie den Salon.

Sie trat auf die Promenade hinaus, schickte den Wagen fort und ging zu Fuß weiter, während in ihrem fieberhaft erregten Gehirn die verschiedensten widersprechendsten Gedanken sich kreuzten. Stets aber kam sie von neuem zu der Ueberzeugung, daß es Henriette sei, an welche sie sich wenden müsse, und nicht Frau Mößler, daß sie sich aber am allerwenigsten mit dem Gedanken tragen dürfe, Herrn Eliphas ins Vertrauen zu ziehen. Lieber, als daß sie ihrem Gatten von dem Mitteilung machte, was sich zugetragen, hätte sie sich selbst den Tod gegeben. Mit solchen und ähnlichen Gedanken sich peinigend, war sie durch das Faubourg Saint-Honoré geschritten; unversehens stand sie einem Postbureau gegenüber. Von plötzlicher Eingebung erfaßt, trat sie ein, verlangte ein pneumatisches Kuvert, tauchte die Feder in die dicke Tinte, deren sich die Geschäftsleute bedienen, und schrieb auf ein Blatt Papier:

»Ein Streit hat heute zwischen Ihrem Gatten und Oberst Redel stattgefunden; ein Duell ist unvermeidlich, wenn Sie sich nicht ins Mittel legen. Sie werden durch eine wohlmeinende Freundin von dieser Tatsache in Kenntnis gesetzt, handeln Sie rasch und entschlossen.«

Jede Unterschrift fehlte. Sie kuvertierte das Blatt und reichte es dem Beamten, dann trat sie wieder hinaus und fühlte sich auf der Straße beruhigt und erfrischt. Sie sagte sich, daß sie dem Obersten zwar versprochen habe, nichts zu sagen, daß jedoch eine andere Art der Mitteilung nicht verboten gewesen sei; was lag auch weiter daran, Henriette mußte in Kenntnis gesetzt, Redel mußte geschützt werden, mochte was immer daraus entstehen.


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