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Bruchstücke medizinischer Enzyklopädistik

 

Philosophie der Medizin

Die Philosophie der Medizin und ihrer Geschichte ist ein ganz ungeheures und noch ganz unbearbeitetes Feld.

 

Über den medizinischen Menschencharakter

Weise im eigentlichsten Sinne

Über den medizinischen Menschencharakter. Manche Menschen sind durchaus medizinisch, und diese haben Anlage, Weise im eigentlichsten Sinne zu werden.

»Mit Ärzten und Geistlichen«

Mit Ärzten und Geistlichen macht sich kein Großer Bedenken, öffentlich und vertraut zu erscheinen, denn jeder, der ihm begegnet, ahndet so gut wie er die Unentbehrlichkeit dieser Leute in unvermeidlichen Stunden.

 

Medizinische Ansicht der Welt

Die pathologische Erklärung des menschlichen Zustandes – unsre Welt, unsre Konstitution, unsere Stimmung, Reizbarkeit und Sensibilität.

 

Der genialische Arzt

Der genialische Arzt wird von sich und dem Gegenstande zugleich, aber ohne gegenseitige Beschränkung – vielmehr mit gegenseitiger Vervollkommnung bestimmt. Er beobachtet Mittel und Krankheit mit jedem Schritte genauer, wird mit jedem Schritte mehr Herr der Krankheit und des Mittels und ist die wohltätige Macht, die die äußern Reize kunstvoll zu einem glücklichen Feinde der Krankheit organisiert, sowohl in Beziehung auf harmonische Zusammenwirkung oder Gliederung, als auf Dosis (Quantität) und Grad (Qualität) und auf Sukzession (Rhythmus).

Heilmethoden des genialischen Arztes

Die beiden entgegengesetzten Heilmethoden, einzeln angewandt, sind wie Methoden a priori und a posteriori, einzeln angewandt. Der genialische Arzt verbindet und verstärkt und vermehrt und erweitert und bildet sie dadurch ohne Ziel. Alle glücklichen Kuren sind auch bisher zufällig, unwissend, inkonsequent und instinktartig auf diese Art geschehn. Die einen wollten alles durch Nahrung und Bewegung, die andern alles durch Entnährung und Beruhigung kurieren. Diese taten meistens zu wenig, jene zu viel. Aus Unwissenheit und Unkenntnis ihrer Heilmittel und ihrer Heilmethoden taten sie oft eigentlich gerade, was sie nicht wollten, und schadeten damit oder halfen, je nachdem die Natur der Krankheit ihrer Prognosis oder ihrem Mittel gemäß war. Daraus entstanden willkürliche pathologische und pharmazeutische Bestimmungen. Die besten Empiriker unter ihnen, die treu beobachteten und soviel als möglich das System übersahen, gingen, nach einem gefüllten Kirchhof, am sichersten. Aber indem sie vergaßen, systematischen Fleiß auf die gesammelten Erfahrungen zu wenden und ihren Geist auszuziehen (extrahieren), wodurch sie die schnellsten Fortschritte gemacht haben würden, häuften sie eine unzählige Menge individueller Erfahrungen. Das Individualisieren verschlang das Systematisieren, und indem sich der Blick des alten Arztes in diese Unzahl von Tatsachen verlor, endigte er mit einem Gemeinsatz des schädlichen, trivialen Skeptizismus, des Zweifels an der Kraft des Menschen und des demütigen Anerkenntnisses einer despotischen, unergründlichen, unzählbaren Natur. Eine notwendige Folge dieses Verfahrens war die fortdauernde Unvollkommenheit der Beobachtungskunst – indem nur durch Selbstdenken, welches nichts anders als Systematisieren ist, die Beobachtung verbessert und diese beobachtende Kraft, sowie hinwiederum die organische Denkkraft ins Unendliche gebildet und gestärkt werden kann. Keine Beobachtung ohne Nachdenken, und umgekehrt. Durch die Befolgung dieses Gesetzes wird allein der menschliche Geist und seine Wissenschaft und Kunst den erhabnen Weg seiner Bestimmung geführt, der mit jedem Schritt ebner und breiter, kürzer und reichhaltiger wird.

 

Physiologie

Grundgestalt

(Verhältnisse des arteriellen und venösen Systems in jeder Konstitution. Sollte die Gicht usw. nicht oft von fehlerhaften Verhältnissen dieser Systeme (und ihrer Säfte) herrühren? (Verhältnis der Röte des arteriellen Bluts zur Schwärze des venösen Bluts.)

Wachstum im Volumen, Wachstum in der Masse, beides vereinigt. Äußre Oberflächen-Bildung, Gliedrung, – Bildung, Gliedrung in die Tiefe – ins Innre. Der Mensch ist gleichsam ein Kristall derjenigen Masse, aus der unendliche Kristalle werden konnten. Der vollendete Kristall soll gleichsam aus einer unzählbaren Menge kleiner, ähnlicher Kristalle bestehn.

Der Keim des Menschen ist gleichsam eine Grundgestalt, die durch mehrere, allen Menschen gemeinschaftliche Umstände in eine abweichende, sekundäre Form übergeht (Mißgeburten), wodurch dann die ähnliche Form der unzähligen Glieder alteriert wird und Verschiedenheit ihrer Figurationen, mithin auch ihrer Bewegungen, folglich auch Unvollkommenheit einer großen Anzahl der Glieder entsteht. Diese Unvollkommenheit jedes rohen Systems soll durch das Leben desselben allmählich ausgeglichen – eine neue, aus unendlichen Unähnlichkeiten entstehende, allgemein ähnliche Grundgestalt und Bewegung hervorgebracht werden, die gleichsam die Synthesis der ursprünglichen, einfachen Grundgestalt und Bewegung – und ihrer möglichen, zahllosen Alterationen oder Variationen enthält. Wie das gebildete, vollendete Ich gleichsam die Synthesis des rohen Ich und seiner unendlichen Alterationen durchs Nicht-Ich ist.

Eine Gestalt veranlaßt unzählige Gestalten, die sich am Ende auf sie reduzieren lassen müssen. Die unendliche Schwierigkeit dieses Problems kann auch nur sukzessive und stückweise, d.h. im unendlichen Raum und in unendlicher Zeit gelöst werden. Mit den Schwierigkeiten nehmen die Kräfte zu. Die rohe, einfache Schwierigkeit ist die schlimmste – man teile die Schwierigkeiten, und sie werden schon schwächer – die Teilung der Schwierigkeiten ist eine Konzentration der Kraft, und je mehr sich das Hauptproblem vor unsern Blicken zerteilt, Zahl wird, desto auflösbarer wird es, i. e. desto mehr dringen wir in dasselbe ein – unsre Kraft, die unendlich verdünnt war, wird dichter, und wird jenes unendlich zerteilt, so wird unsre Kraft unendlich konzentriert und mithin absolut eindringend. Das Problem ist gelöst...

Mit jeder Auflösung wächst die aufzulösende Menge und mit ihr die auflösende Kraft...

Glieder

(Physiologie.) Jedes Glied im menschlichen Körper ist eine Funktion des Systems mehrerer Glieder und jedes Glieds.

Jedes Glied des Körpers ist aller Krankheiten fähig, denen eins seiner Mitglieder unterworfen ist.

Nähere, vergleichende Betrachtung der Verwandtschaften der Glieder am menschlichen Körper, der Krankheitssymptome, der Krankheiten selbst, der möglichen Krankheiten.

Deduktion der Reizbarkeit und Konstitution jedes Gliedes am menschlichen Körper aus seiner Lage, seiner Fülle und seinen Nachbarn usw. Betrachtungen über die Schönheit des menschlichen Baus.

Sinn und Kraft. Nerv und Muskel

Sinn und Kraft sind in einer bestimmten Sphäre polar. Was jenen erhöht, vermindert diese, und was diese vermehrt, stumpft jenen ab.

Der ganze menschliche Körper besteht aus Sinn und Kraft und ihren Organen: Nerv und Muskel. Nerv ist das chemische, elektrische und galvanische Agens, Muskel das mechanische, magnetische und hypermagnetische Agens.

Jede Sursaturation der Muskeln erregt ein heftiges Verlangen nach Entladung – Ausübung der Muskelkräfte. Bei der Erektion usw. ist dieser heftige Trieb nach Muskelbewegung vorzüglich zu bemerken.

Über die Bewegung der gereizten Muskelfaser. (Innrer Generationsprozeß zwischen den festen Teilen und den flüssigen.)

(Medizin.) Alle Exantheme sind Zersetzung einer Gattung Krankheit in viele Individuen; Schwächung durch Vereinzelung.

Haut

Über die isolierende Haut. Die Haut überhaupt ist äußerst merkwürdig.

Wenn unterdrückte Transpiration schlimme Wirkungen hervorbringt, so wohl auch mehrere unterdrückte, gehemmte Ausleerungen.

Nerven

Die doppelten Nerven, des äußern wie des innern Sinns – beide können nur durcheinander kuriert werden. –

(Zerstörung der ganzen Maschine durch Ausschweifung ist freilich auch den Nerven schädlich. Hier leiden sie aber nur mittelbar, dort unmittelbar und in diesem Falle versteh ich auch nur die gegenseitige Kur. Innre Sinnlichkeit widersteht der äußern, wenn eine Begierde durch Vorstellung weicht.)

Über Adern und Gefäßbildung

Über Adern und Gefäßbildung; Haut, Knochen, Nerven und Muskeln.

Weit feiner und flüssiger, die Knochensubstanz, nicht konsistenter wie Luft.

Sollte unsere Atmosphäre nicht oft so organisiert und animiert werden können? Vid. Magnetism.

 

Organe

Jedes spezifische Organ

Jedes spezifische Organ, z.B. Leber, Gallenblase, Nieren, Magen, Drüsen usw., erhält zuvörderst sich selbst, bereitet sich selbst. Seine Absonderungen hängen von diesem eigentümlichen Nahrungsprozesse ab. Jedes dieser Gefäße ist eine lebendige Konkretion eines spezifischen Grades der Mischung seiner Bestandteile.

(Jede isolierte Komposition sucht sich zu verewigen, jeder Prozeß ist fortwährend in bezug auf die sogenannte Trägheit der Materie Trägheit-Selbstheit. Seine Resultate vereinigen sich zu eigentümlichen Zeugungsgefäßen für denselben, zu spezifischen Organen. Die Verhältnisse dieser Organe zueinander, ihre Anzahl und Qualität beruht auf der ersten Anlage der gesamten Organisation, zu der sie gehören; auf dieser ihre Verhältnisse.)

Je tätiger die Organe sind, desto mehr Oxygen nehmen sie aus den Säften; je untätiger, desto weniger Oxygen haben auch die Säfte.

Die Leber

Die Leber ist das temperierende Organ, alles Fett temperiert.

 

Kreislauf

(Physiologie.) Sollte nicht im Kreislauf der Säfte Saft und Gefäß sich zugleich fortbewegen und dadurch sich gegenseitig forthelfen? ... Sollte es nicht wenigstens im gesunden Zustande der Fall sein? und Bedingnis der Gesundheit sein?

Zu große Animation – zu große Korporation der Säfte: dünn, fein, elastisch – dicht, grob, minder elastisch.

(Licht, Luft und Wärme sind gewissermaßen Übergänge des Körpers zur Seele.) Der organische Stoff ist eine Synthesis des Körpers und der Seele, die dadurch beide mehr werden, höhere Grade annehmen als vorher. (Der Mensch und Bürger ist mehr wie der bloße Mensch.)

Hieraus läßt sich auch der Unterschied und die Wirkung der diffusiblen und so anhaltenden Reize erklären. Narkotische Natur der diffusiblen Reize.

 

»Die Luft ist so gut Organ des Menschen wie das Blut.«

(Nachgerade häufen sich immer mehr Gründe, die mich die Brownische Erregungstheorie nicht mehr in dem günstigen Lichte erblicken lassen, als ehedem.)

Das Leben läßt sich schlechterdings nur aus Leben erklären, die Erregung nur aus Erregung. Wenn aller Stoff zur Kraft sich verhält wie Objekt zu Subjekt, so sind also Stoff und Kraft eines Ursprungs und im Grunde vereinigt, wie in der Folge getrennt.

(Die Neigung zu Materien ist, wie die Neigung zu Kräften, einseitig; jene realistisch, diese formalistisch. Browns System ist ein flüchtiger, szientifischer Reiz. Es hat eine der echten Form ähnliche, aber die Grundlagen sind fehlerhaft.)

Ist das Leben bloß komplizierte Erregung oder eine höhere Zusammensetzung? Ist die Erregung aus Reizung und Empfindung zusammengesetzt? (Über die hartnäckigen Ausdrücke: Wärmestoff, elektrischer Stoff usw.

Kein Stoff ohne Kraft, und umgekehrt. Ihr Übergang ineinander. Wenn man den Begriff Stoff idealisiert, gradiert, so kommt man auf Kraft, und umgekehrt.

Die vereinigte Wärmetheorie und Galvanognosie geben vielleicht die Basis zu einem neuen, vollkommenen Medizinalsystem.)

Nichts reizt an sich. Alles kann reizend und nicht reizend werden. So ist die Reizbarkeit durchaus relativ in Beziehung auf den Stoff. So auch mit der Erregbarkeit. Beide sind Erscheinungen einer Substanz; die Erregung – der höhern. Beide haben Beziehung auf Sehnen und Trieb.

Die Luft ist so gut Organ des Menschen wie das Blut. Die Trennung des Körpers von der Welt ist wie die der Seele vom Körper.

Der Mensch hat gleichsam gewisse Zonen des Körpers. Sein Leib ist die nächste, was ihn zunächst umgibt die zweite, seine Stadt und Provinz die dritte; so gehts fort bis zur Sonne und ihrem System. Die innigste Zone ist gleichsam das Ich, und diesem steht, als der höchsten Abstraktion, Kontraktion – die höchste Reflektion, Expansion, die Welt entgegen. So der Punkt dem atmosphärischen Raum.

Die Kraft ist der unendliche Vokal, der Stoff der Konsonant. Wie jeder Körper gleichsam Figur hat, so hat auch jeder nach Maßgabe der Stärke und Größe der Hemmung verschiedne Tendenz gegen die Hemmung und freie, ungehemmte Kraft. Diese letztere bestimmt den Trieb mit.

Es gibt verschiedne Arten des Systems, vollkommne, unvollkommne und rohe. Das rohe entsteht aus gegenseitigem Bedürfnis der Gemeinschaftlichkeit, die unvollkommnen aus gegenseitigen, einseitigen Bedürfnissen – daher von Grund aus feindlich –, das dritte hat das Bedürfnis der Gemeinschaft, als absolutes Bedürfnis überhaupt zum Grunde und eine vollkommne Befriedigung der einseitigen Bedürfnisse zur Folge.

Not oder Mangel reizt auf, wie Verdünnung, Vermannigfaltigung. Überfluß ekelt (Verdichtung, Vereinigung usw.). Es kommt alles auf die Beschaffenheit der Umstände an. Es müßten feste (vollständige) Data aller Auflösung zum Grunde liegen.

Röschlaub irrt, wie die andern, wenn er das Oxygen an sich zum Reiz vermindernden, zum negativen macht. Es kann sein, es kann aber auch das Gegenteil sein.

Browns allgemeine Grundsätze bleiben in gewisser Hinsicht wahr, sobald sie noch viel allgemeiner gemacht werden und alles Spezielle daraus weggestrichen wird.

Seine Pharmazie, seine Semiotik, seine spezielle Pathologie, seine spezielle Therapie taugen nichts, z.B. seine Theorie vom Opium ist bloß empirisch, blind.

Reiz und Reizbarkeit sind Substanzen, und also nicht in concreto darstellbar, sondern nur in wechselnden Akzidenzenreihen. Gerade wie das Ich in Objekt und Subjekt sich selbst zersetzt, ebenso die Erregung oder das Leben in zwei oder mehrere Ursachen, die eine Wirkung konstituieren. In der Kategorie der Kausalität sind die Ursachen: Menge, und die Wirkung: Einheit; in der Kategorie der Substantialität ist die Substanz: Einheit und die Akzidenzen: Menge. Beide sind in der Kategorie der Gemeinschaft vereinigt; der Trennung, umgekehrt.

Man kann durch konkrete Schwächung stärken, und umgekehrt.

Die Medizin muß noch ganz anders werden: Lebenskunstlehre und Lebensnaturlehre. Wenn das Leben wirklich die höchste Substanz ist, so kann es nur durch die vollendete Bearbeitung aller einzelnen physikalischen Glieder eine Erklärung hoffen.

Die vollendete Physik wird die universelle Lebenskunstlehre sein. Zerteilung des Lebensproblems, sukzessive Auflösung.

 

Konstitution

Robuste Konstitution

(Physiologie.) In einer wahrhaft robusten Konstitution ist der Wechsel der Zustände sowohl schnell als langsam, heftig und schwach, groß und klein, mannigfaltig und einfach. Je schwächer die Konstitution, desto geringer alles dies in der Sphäre der Gesundheit – desto mächtiger aber in der Sphäre der Krankheit, welches bei den Stärkern umgekehrt ist. Einseitige Gesundheitsverbesserungen nach einer Krankheitsseite zu.

Der vollkommenste Mensch hat alle Konstitutionen samt ihren Veränderungen in seiner Gewalt. Die stärkere Konstitution befaßt die schwächere immer mit – die relativ stärkere nur die relativ schwächere.

Mischkonstitution

Was haben mehrere Menschen zusammen für eine Misch- oder Mittelkonstitution, Gesundheit, Krankheit? Kann man sie zusammen als ein Individuum nach den Indikationen dieser komponierten Krankheit kurieren?

Vollkommenste Konstitution

Höchste Reizbarkeit und höchste Energie vereinigt, würde Eigenschaft der vollkommensten Konstitution sein. Sie sind, wie alle Extreme, nur durch reale Freiheit, durch Willen zu vereinigen, d.i. – es muß eine Möglichkeit, ein Vermögen im Menschen vorhanden sein, die Reizbarkeit beliebig zu stimmen und den Eindruck beliebig zu modifizieren, ein Vermögen, Reizbarkeit beliebig zu dirigieren. Am deutlichsten empfinden wir schon dieses Vermögen bei den Veränderungen des Systems der Organe, das wir Seele nennen. Die Aufmerksamkeit ist eine Äußerung dieses Vermögens. Mittels derselben sind wir imstande, einen beliebigen Gegenstand stark oder schwach, lang oder kurz auf diesen oder jenen der innern Sinne wirken zu lassen. Die Aufmerksamkeit erhöht oder vermindert, stimmt also die Reizbarkeit dieser Organe. Die Abstraktionsfähigkeit ist sehr nahe mit ihr verbunden und wohl eins. Sie hebt die Sollizitation gewisser Inzitamente beliebig auf. Sie individualisiert das Organ und macht die Reize beliebig dadurch spezifik und individuell. Dieses Vermögen besteht also in der Fähigkeit, die Reizbarkeit im Organ zu lokalisieren, beliebig in demselben zu verteilen; sie in Einen oder mehrere Punkte zu konzentrieren – diese kontinent zu machen (Leiter) oder auch dieselbe in unendlich viele, unzusammenhängende Punkte zu zersetzen, zu zerstreuen. (Nichtleiter.) Durch diese Zerlegung, Verteilung mindert sie die Reizbarkeit; durch die Vereinigung, Konzentration derselben verstärkt sie dieselbe.

Ganz etwas Ähnliches muß auch im Körper, im System der gröbern Organe, teils schon vorgehn, teils, wie auch dort durch kunstmäßige Übung, in einem noch viel höhern Grade möglich sein.

Das Ziel der Arzneikunst muß daher vollkommne Ausbildung dieser Fähigkeit sein. An Beispielen einzelner Fertigkeiten der Art fehlt es nicht.

 

Veränderung im Körper

Wenn wir eine Veränderung in unserm Körper vornehmen wollen, so bemerken wir, daß alle unsre Sinnenkräfte sich innerlich i. e. mittels der Vorstellungen auf den Ort der Veränderung zentrieren. (Wir sehn z.B. innerlich gleichsam dahin, wo wir eine Bewegung vornehmen oder überhaupt tätig sein wollen.)

 

Bewegung

Bewegung ist nur das Element des Wohl- und Zufriedenseins. Sogenannte innere Ruhe (Spielbewegung, Musik, Beschäftigung) entsteht nur aus regelmäßiger Vibration und Zirkulation. (Kreisbewegung der Vernunft.)

 

Atmen

(Physiologie.) Atmen ist schon ein gemischter, synthetischer Prozeß, ein Wechselprozeß zwischen Flüssigem und Starrem, ein Gärungs- und Kombustionsprozeß zugleich, mithin ein Generationsprozeß. Die Drüsen sind dem Nutritionsgeschäft gewidmet. (Peristaltische Bewegung, vielleicht der Blutbewegung entgegengesetzt.)

 

Temperatur

(Verschiedene Temperaturen der Teile des Körpers. Wärme- und Lebensprinzip.)

 

Schlaf

Schlaf ist auf alle Fälle eine temporelle Untätigkeit der Nerven und des Gehirns. Lichtstoff ist vielleicht ihre und seine Substanz. Sonderbar ist der Zusammenhang zwischen dem Auge, dem Gehirn, dem Tage usw. Schädlichkeit des Nachtwachens – Schlaf bei Tage.

(Über den Ausdruck: sich etwas beschlafen. Ist der Schlaf eine Selbstbegattung?)

 

Wahrnehmungsvermögen

Das Auge

Unser sämtliches Wahrnehmungs-Vermögen gleicht dem Auge. Die Objekte müssen durch entgegengesetzte Media durch, um richtig auf der Pupille zu erscheinen.

Das Auge ist ein Flächensinn, das Gefühl schon kubischer. Gehör ist ein mechanischer, Geruch und Geschmack chemische Bewegungssinne. Wie Sprache und Ohr, Gemüt und Geschmack im Verhältnis stehn, so stehn auch wohl noch mehrere Organe in Gemeinschaft. Mit dem Auge scheint das Gefühl in besonderm Verhältnis. Auch mit dem Ohr, z.B. Unterschied von Malern und Musikern. Verhältnis der Schärfe dieser Sinne zum Verstande usw. Ihre Schärfe scheint beinah' mit der Schärfe des Verstandes, Gemüts überhaupt, in umgekehrtem Verhältnis zu stehn, z.B. Wilde und Tiere usw. (Flächenbewegungsreiz scheint Licht zu sein.)

Das Augenurteil

(Physiologie.) Wir bestimmen eine sichtbare Erscheinung erstlich durch eine Bewegung im Volumen des Augenmuskels überhaupt. Die Helligkeit des Gegenstandes, seine Lichtstärke, wird durch die Intensität dieser Bewegung bestimmt, die Farbe durch eine Brechung, Teilung der Bewegung – ein Augenurteil –, die Figur und Größe durch eine Drehung und äußre Bewegung des ganzen Augenmuskels, die Entfernung durch eine Konkavierung und Konvexierung des Augenmuskels. Die ausdrückliche Unterscheidung, so nah hintereinander als möglich, dieser einzelnen Bewegungsmomente und ihrer Resultate macht der mittels des Auges Beobachtende. Geschieht dies mit allen Sinnen wie hier mit dem Auge, wird die gehörige Verbindung und Klassifikation dieser mannigfachen Momente dabei vorgenommen, so erklärt ein Merkmal das andere, den Grad des andern, seine Art und Quantität, und die vollkommne Beschreibung oder Beobachtung oder Naturgeschichte ist fertig. So erklärt z.B. die Entfernung die Modifikation der Helligkeit, und umgekehrt; und die Gestalt zum Teil die Farbe; die Farbe ein Verhältnis zu einem benachbarten Gegenstande usf. So erklärt das Gefühl der Oberfläche, der Durchdringlichkeit, der Schwere den Glanz usw.

Philosophie der Krankheit

 

»Zum Leiden ist der Mensch geboren«

Krankheiten zeichnen den Menschen vor den Tieren und Pflanzen aus. Zum Leiden ist der Mensch geboren. Je hilfloser, desto empfänglicher für Moral und Religion.

Es hat von jeher nur eine Krankheit, mithin auch nur eine Universal-Arzenei gegeben. Mit der Sensibilität und ihren Organen, den Nerven, tritt Krankheit in die Natur. Es ist damit Freiheit, Willkür in die Natur gebracht und damit Sünde, Verstoß gegen den Willen der Natur, die Ursache alles Übels. Es gibt nur Muskelkrankheiten, die aus Nervendespotism entstehn. Der sittliche Mensch muß auch eine freie Natur haben, eine gegenstrebende, eine zu erziehende, eine eigentümliche Natur. Ist das tierische Leben ein phlogistischer Prozeß, so sind alle Krankheiten antiphlogistische Prozesse, Störungen des Brennens. Ihre Mannigfaltigkeit zeugt gerade von ihrer Personalentstehung. Krankheit ist Zwist der Organe. Die allgemeine muß fast immer örtlich werden, so wie die örtliche notwendig in allgemeine übergeht.

Krankheit und Sünde

Das System der Moral muß System der Natur werden. Alle Krankheiten gleichen der Sünde, darin, daß sie Transzendenzen sind. Unsre Krankheiten sind alle Phänomene einer erhöhten Sensation, die in höhere Kräfte übergehen will. Wie der Mensch Gott werden wollte, sündigte er. – Krankheiten der Pflanzen sind Animalisationen, Krankheiten der Tiere Rationalisationen, Krankheiten der Steine Vegetationen. Sollte nicht jeder Pflanze ein Stein und ein Tier entsprechen? – Pflanzen sind gestorbene Steine, Tiere gestorbene Pflanzen.

Krankheiten sind Lehrjahre

Krankheiten, besonders langwierige, sind Lehrjahre der Lebenskunst und der Gemütsbildung. Man muß sie durch tägliche Bemerkungen zu benutzen suchen. Ist denn nicht das Leben des gebildeten Menschen eine beständige Aufforderung zum Lernen? Der gebildete Mensch lebt durchaus für die Zukunft. Sein Leben ist Kampf; seine Erhaltung und sein Zweck Wissenschaft und Kunst.

Je mehr man lernt, nicht mehr in Augenblicken, sondern in Jahren usw. zu leben, desto edler wird man. Die hastige Unruh', das kleinliche Treiben des Geistes, geht in große, ruhige, einfache und vielumfassende Tätigkeit über, und die herrliche Geduld findet sich ein. Immer triumphierender wird Religion und Sittlichkeit, diese Grundfesten unsers Daseins.

Jede Bedrängnis der Natur ist eine Erinnerung höherer Heimat, einer höhern, verwandtern Natur.

Krankheiten sind ein höchst wichtiger Gegenstand der Menschheit

Krankheiten sind gewiß ein höchst wichtiger Gegenstand der Menschheit, da ihrer so unzählige sind und jeder Mensch soviel mit ihnen zu kämpfen hat. Noch kennen wir nur sehr unvollkommen die Kunst, sie zu benutzen. Wahrscheinlich sind sie der interessanteste Reiz und Stoff unsers Nachdenkens und unsrer Tätigkeit. Hier lassen sich gewiß unendliche Früchte ernten, besonders, wie mich dünkt, im intellektuellen Felde, im Gebiete der Moral, Religion und Gott weiß in welchem wunderbaren Gebiete noch. Wie wenn ich Prophet dieser Kunst werden sollte?

Nutzen jeder Krankheit

Nutzen jeder Krankheit, Poesie derselben. Eine Krankheit kann kein Leben sein, sonst müßte die Verbindung mit Krankheit unsre Existenz erhöhen.

Kampf mit der Krankheit

Kampf mit der Krankheit. Versetzung der Krankheit in bequemere oder willkürliche Organe. Gewöhnung an ein Arzneimittel ist Fortifikationsmittel des Systems.

Merkmal der Krankheit

Merkmal der Krankheit ist der Selbstzerstörungsinstinkt. So alles Unvollkommne – so selbst das Leben, oder besser, der organische Stoff.

Krankheit gehört zur Individualisierung

Das Ideal einer vollkommnen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung. Es gilt hier und auch bei den menschlichen Gemütern just, was in der bildenden Kunst von dem Doryphorus oder Kanon gilt. Dies Gesetz gilt durchgehends auch in der Musik, Baukunst, Möblierungskunst usw.

Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem

Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem, die Heilung eine musikalische Auflösung. Je kürzer und dennoch vollständiger die Auflösung, desto größer das musikalische Talent des Arztes. (Krankheiten lassen mannigfaltige Auflösungen zu. Die Wahl der zweckmäßigsten bestimmt das Talent des Arztes.

Inokulation des Alters. – Über die Inokulation, die in allem Betracht höchst merkwürdig ist. Sollte es wirklich Humoralkrankheiten geben, so gut wie Nervenkrankheiten und diese nosologische Klassifikation die Querspeichen im medizinischen Rade bilden – den Nord- und Südpol? Die Brownische Einteilung ist die allgemeine, diese ist die spezifische. Es gibt Humoralsthenien und -asthenien und Nervensthenien und -asthenien. Die Humoralsthenie hat indirekte Asthenie der Gefäße usw. zur Folge.)

Sollten mehrere Heilmethoden jeder Krankheit möglich sein? Wie in der Musik mehrere Auflösungen einer Dissonanz.

Theorie der Gliedrung, der Harmonie der Funktionen und der Disharmonie derselben (der Krankheit). Harmonie befördernde Impulse.

Ähnlichkeiten von Krankheiten

Ähnlichkeiten von Krankheiten. Jedes Organ kann ziemlich alle Krankheiten der andern haben.

Alle Krankheiten sind zusammengesetzt aus Krankheiten. Der ganze Körper erkrankt, wenn einzelne Organe erkranken. Alle Krankheiten entstehn aus Entzweiungen der Organe. Krankheit gehört zu dem menschlichen Vergnügen wie Tod.

Aufhebung der Krankheit

Langwierige Zufälle können plötzlich gehoben werden, so wie oft eine plötzliche Krankheit nur langwierig gehoben wird.

Verfolgung der Idee: Krankheit durch Krankheiten zu kurieren.

Schlegel über die Krankheit

(Papiere von Fr. Schlegel.) Schlegel klassifiziert die Krankheiten nach den Naturen, und es gibt also nach ihm Pflanzen- und Tier- und Steinkrankheiten, die der Mensch sämtlich haben kann, weil er auch so ein Kompositum von Naturen ist.

Der Mann ist mehr mineralisch, die Frau mehr vegetabilisch.

(Zu der Schlegelschen Ansicht könnte man das noch hinzufügen, daß die kräuterfressenden Tiere den Philogynen und die fleischfressenden den Päderasten zu vergleichen wären. Umarmen ist Genießen, Fressen. Ein Weib ist wie der unsterbliche Eber in Walhalla alle Tage wieder speisefähig.)

Der Sinn überhaupt ißt, verdaut, sondert ab oder befruchtet, empfängt, wird befruchtet und gebiert. Die wahre Liebe ist nicht eine einzelne Blume, sondern eine vegetabilische Fabrik. Neigungen sind das Analogon der Muskeln. Schlafen ist Verdauen der Sinneneindrücke. Träume sind Exkremente; sie entstehen durch die peristaltische Bewegung des Gehirns. Die Natur ist zugleich ein unendliches Tier, eine unendliche Pflanze und ein unendlicher Stein. Ihre Funktionen in dieser dreifachen Gestalt. Durch ihr Essen, das dreifach ist, entstehn die Naturreiche. Es sind ihre Traumbilder.

Der unendliche Stein kann weder stoßen noch gestoßen werden. Er stößt und drückt sich wahrscheinlich selbst. Er allein liegt fest (in sich selbst). Er ist das Dos moi pou sto des Archimed.

»Das unkritische Sich-für-gesund-halten«

Das unkritische Sich-für-gesund-halten, sowie das unkritische Sich-für-krank-halten: beides ist Fehler und – Krankheit.

Das Gefühl der Gesundheit

Das Gefühl der Gesundheit, des Wohlbefindens, der Zufriedenheit ist durchaus persönlich, zufällig und hängt nur indirekt von äußern Umständen ab. Daher alles Suchen es nicht hervorbringt, und vielleicht liegt hier der reale Grund aller mythologischen Personifikationen.

Der Tod ist Generalüberwältigung

(Wahres Leben, falsches Leben, täuschende Symptome. Krankheiten sind lebendig scheinende Tote;

, Tote mit Merkmalen des Lebens, Leben mit Merkmalen des Todes; Scheintod, Scheinkrankheit, Scheingift. Krankheiten sind partielle Überwältigungen, Individualveränderungen. Der Tod ist Generalüberwältigung. Der Tod ist das Zentrum der Krankheiten.)

 

Naturgeschichte der Krankheiten

Die Naturgeschichte der Krankheiten ist ganz von der Erregungstheorie verschieden. Ihre Klassifikationen sind ganz verschieden. Die Naturgeschichte der Krankheiten zerfällt in mehrere Klassen: 1.. Die Lehre von den äußern Bestandteilen und äußern Kennzeichen. 2.. Die Lehre von den innern Bestandteilen und den innern Kennzeichen. 3.. Die Lehre von den Verhältnissen (die Werner auch die physikalischen Kennzeichen nennt. In diese Lehre gehören ebenfalls die Topographie, die Chronologie, die Meteorologie und Historie der Krankheiten.)

Entzündung und Erkältung

Wie Entzündungen gern Beraubungen zu folgen pflegen, so folgen Erkältungen (Detonationen?) gern Überfüllungen. Daher würd' ich sehr geneigt sein, die Krankheiten des Sommers denen des Winters entgegenzusetzen und ihnen auch gegengesetzte Kurarten vorzuschreiben.

Der heiße Sommer kuriert die Pest, so auch der kalte Winter die Inflammatorien.

Der Übergang im Frühjahr aus den heißen Stuben in die kalten, feuchten Stuben gebiert Faul- oder Erkältungsfieber sowie im Herbst der Übergang der kalten, feuchten Stuben in heiße Schnupfen usw. hervorbringt.

Durch Beraubung wird der Körper entzündbarer, durch Überfüllung erkältbarer.

Auch im Körper ist Pendelschwung.

Gefrierung

Gefrierung – Gegenstück der Entzündung. (Indikation der kalten und blassen Extremitäten.) Bei einer Gattung Menschen ist die Lebenskraft herausgedrängt in die äußern Glieder, bei andern zurückgedrängt in die Innern Teile. Betrachtungen darüber.

Sollte Erkältung nur Heterogeneisierung eines galvanischen Kettengliedes sein?

Krampf und Entzündung

Krampf und Entzündung sollen beständig im menschlichen Körper verbunden und wechselnd da sein, in bestimmten Proportionen.

Die Bestimmungen dieser Proportionen machen die individuellen Temperamente und Konstitutionen.

Straffe, schlaffe, lockre, dichte Einbildungskraft. Unwillkürliche Bewegung ist Krampf; willkürliche Entzündung. Die rohe Imagination ist bald willkürlich, bald unwillkürlich.

Entzündung durch Krampf ist die sogenannte indirekte Sthenie. Krampf durch Entzündung ist eigentlich die sogenannte indirekte Asthenie.

Reaktion des Krampfs, durch erfolgte Reize, wird Entzündung – Reaktion der Entzündung durch gefolgte Nichtreize Krampf sein.

Alle reizende Mittel sind solches, als Wärme, Tätigkeit hervorbringende Mittel. Alle nichtreizende Mittel sind solches, als Kälte, Untätigkeit machende, veranlassende Mittel.

Wärme und Kälte, das sind die Prinzipe der Pharmazie. Erklärungen des Galvanism. Was vereinigt Wärme und Kälte?! Kälte vereinzelt, Wärme vereinigt.

(Gefäß und Saftpathologie. Inzitamentism und Irritabilitism sind schlechthin Eins oder vereinigt – synthetisches Mittelglied.)

Fieber

Im kalten Paroxysm des kalten Fiebers lockert sich der Körper auf, schluckt Wärme ein. Im heißen umgekehrt.

(Physiologie.) Der Nutritionsprozeß erwärmt, der entgegengesetzte, der Sekretionsprozeß, erkältet.

Sollten alle Potenzen schwächen und stärken nach Beschaffenheit? (Was ist Stärke?)

Vom Fieber. Fieberfrost: Desoxydation des Festen und Oxydation des Flüssigen; Fieberhitze: Desoxydation des Flüssigen und Oxydation des Festen.

Doppelte Brennbarkeit des Festen und Flüssigen. Ist bei der Reduktion der Metalle eine wahre Oxydation der Luft?

Vergiftung

Sollten die meisten Gifte indirekt entzünden? Sie schwächen und bringen so Entzündungen hervor. Es sind also erkältende Substanzen. (Alles, was die animalisch chemischen Verbindungen inniger macht, stärkt; was sie loser macht, schwächt; oder sollte das Gegenteil wahr sein?)

Erhitzende Substanzen bringen Krämpfe hervor als Reaktion.

Gicht

Die Gicht usw. scheint mehr eine allgemeine Krankheit zu sein, die nicht in concreto existiert, sondern sich in mannigfaltigen Variationen äußert – also eine Disposition.

Vielleicht sind das schon gute Konstitutionen, in denen reine Sthenien usw. entstehn. Die meisten Konstitutionen vermögen vielleicht nicht wahrhaft krank zu werden, und es bleibt nur bei unvollkommnen Krankheiten, Krankheitstendenzen. Vielleicht ist Gliederreißen usw. eine unreife Entzündung.

Sollte die Gicht usw. der Vorläufer der Körperbemächtigungsperiode sein? Beruht auf Assoziation usw. Poetisierung des Körpers?

Wo Kolik her entsteht, daher entsteht auch Gicht, Rheumatism, Hypochondrie, Hämorrhoiden usw., Nervenkolik usw., Muskelnkolik. Halbkrankheiten. – Übergänge von Krankheit und Gesundheit.

Schwächung

Über die eigentliche Schwächung durch Debauchen. Durch viele indirekte Asthenie entsteht endlich direkt asthenische Disposition. Dies begünstigt Browns Meinung von der quantitativen Erregbarkeit.

Krankheiten = körperlicher Wahnsinn

Krankheiten müssen als körperlicher Wahnsinn, und zwar als fixe Ideen zum Teil angesehen werden.

 

Heilkunde

Jeder studiere Medizin

Wissenschaften sind Folgen der Bedürfnisse und des Mangels – mithin erste Mittel, denselben abzuhelfen. Suchen wir also den Inbegriff zur Erfüllung unsrer Wünsche, so müssen wir zu den Wissenschaften gehn und ihr Studium als den gradesten Weg zum Ziele ansehn. Eine höchst interessante Anwendung dieser allgemeinen Bemerkung bietet uns die Heilkunde. Wenn wir hier nach den Aussichten fragen, die die Menschheit jetzt auf Befreiung ihrer körperlichen Übel hat, so wird man uns, zur Antwort, den Zustand der Heilkunde zeigen. Ihre Ausbildung und Verbreitung bestimmt das Gegengewicht der Last der körperlichen Übel, die uns drücken.

Je mehr die Heilkunde Elementarwissenschaft jedes Menschen werden – je größere Fortschritte die gesamte Physik machen und die Heilkunde sie benutzen wird – je inniger die gesamten Wissenschaften zur Beförderung ihres gemeinschaftlichen Interesse, des Wohls der Menschheit, zusammentreten und die Philosophie zur Vorsitzerin und Leiterin ihrer Beschlüsse nehmen werden, – desto leichter wird jener Druck, desto freier die Brust des Menschengeschlechts werden. Jetzt suche jeder einzelne zur beschleunigenden Annäherung dieser glücklichen Zeit das Übel an der Wurzel anzugreifen, er studiere Medizin und beobachte und forsche und erwarte mehr gründlichen Nutzen von der Aufklärung seines Kopfs als von allen Tropfen und Extrakten.

»Schöne Medizin und schöne Kur«

Medizin und Kur um ihrer selbst willen. Schöne Medizin und schöne Kur. Beide sollen nichts bewirken. Man braucht, um zu brauchen. Man nimmt die Medizin um ihrentwillen.

Diagnostik

(Medizin.) Schlüsse eines Arztes von dem Bau und Aussehn der Oberfläche auf den Bau und das Aussehn der innern Teile – von den gewöhnlichen, äußern, organischen Verrichtungen auf die innern, von den Affekten eines Kranken, den Katenationen seiner Bewegungen auf die innern Affekte der Glieder und die innern Katenationen usw. Kritisches Studium jedes Kranken, Heilung, Auflösung und Demonstration, Beweis.

 

Heilmethoden

»Vorsichtiger Gebrauch des Neuen und Alten«

Äußerst merkwürdig für den Arzt sind die medizinischen Wirkungen der Abwechslung, Unterbrechung, Erneuerung, kurz der erregten Tätigkeit und der gehemmten Tätigkeit. – Vorsichtiger Gebrauch des Neuen und Alten, auch im Physischen.

»Ein zweiter Doktor«

So wie sich die Natur an gewisse Mittel gewöhnt, so gewöhnt sie sich auch an Heilmethoden, und man hat nötig, oft bei chronischen Krankheiten, die diesen Namen nicht ohne Bedeutung führen, plötzlich oder allmählich nach Befinden der Umstände mit der Heilmethode zu changieren. Daher hat oft ein zweiter Doktor soviel Glück.

Das Schwächungs- und Abhärtungssystem

Das Schwächungs- und Abhärtungssystem der strengen Moralisten und strengen Asketen ist nichts als das bekannte, bisherige Heilungssystem in der Medizin. Ihm entgegen muß man ein Brownisches Stärkungssystem setzen, wie dem letztern. Hat dies schon jemand versucht? Auch hier werden die bisherigen Gifte und reizenden Substanzen eine große Rolle spielen, und Wärme und Kälte ebenfalls ihre Rollen wechseln.

Sensible Personen

Alle sensible Personen müssen wenig und sehr verdünnte geistige (narkotische) Mittel erhalten – sie haben dessen schon zuviel. Grobe Kost, körperliche Bewegung, regelmäßiges, mäßiges Denken, Unterhaltung und Betrachtung der Sinnenwelt, welches für grobe Kost zu achten, dies sind die Grundzüge ihrer Heilmethode.

 

Heilmittel und Operationen

Oxigene ist das Universalarzneimittel

Direkt, indirekt säuernde Mittel. Beständig neu soll der Körper gesäuert werden. Daher Reduktionsmittel indirekt säuernde Mittel sind. Nehm' ich alles Oxigene weg, so muß die Stelle mit Neuem ersetzt werden. Krankheit ist eine Abnahme der Oxydabilität und mithin eine verminderte Oxydation.

Oxigene ist also das Universalarzneimittel.

Oxydation = Auflösung, Luftwerdung, Entfärbung, Diaphanation (Wärmebindung, Lichtbindung), Vermehrung des Volumens, Verminderung der Terrestrizität oder der spezifischen Schwere, Verminderung der Kohäsion, Verminderung der Elastizität, Verminderung der Wärmekapazität, negative Elektrisierung, Demagnetisation, Verminderung der Akustizität, Verminderung der Leitungskraft der galvanischen Aktion.

Mit der Sensibilität wächst die Lebensdauer.

Das Oxigene nimmt an Masse im Verhältnis der Zunahme der Sensibilität ab.

»Räsoniertes Verzeichnis«

Räsoniertes Verzeichnis der Heilmittel und Operationen, die der Mensch beständig in seiner Gewalt hat, z.B. Speichel, Urin (sollte der Kot nicht gebraucht werden können?), Samen ausziehn, bewegen, ganz und teilweise, Finger in Hals stecken zum Brechen, Reiben, Schlagen, Pressen, Atem anhalten, Stellungsveränderung, Augenschließung usw., kneipen, beißen.

Warme Einreibungen

Über den Nutzen warmer Einreibungen verschiedner Substanzen, z.B. Milch, Fleischbrühe, Eier, Wein, China usw., besonders fette Öle. Bisherige Vernachlässigung der Haut, des Hauptorgans.

Getränke und Speisen

Mancherlei Getränke und Speisen für den Kranken; Hilfsmittel gegen den Durst, Reizmittel. Wie erregt das Salz Durst?

Bergsteigen

Bergsteigen, scharfes Gehn und Reiten ist gewiß schwachen Lungen sehr heilsam. – Sollte die Gicht eine chronische indirekte Sthenie sein?

Kur der Schmerzen

Kur der Schmerzen mit Kitzel – Entgegensetzung von Schmerzen.

Der Aderlaß

Alle Krankheit entsteht durch widersprechende, gleichzeitige Empfindungen. Anhäufungen der Reizbarkeit – selbst bei sthenischen Entzündungen. Der Aderlaß verbreitet höhere Reizbarkeit überall und hilft durch. Mehrere Aderlässe an verschiednen Orten zugleich.

 

Arzneikunst

Mit der Theorie der Arzneimittel ist es wie mit der Pathologie. Es gibt eine anatomische und physiologische Pharmazeutik. (Die Pharmazeutik umfaßt die ganze Natur, Seele und Körper.)

Ein Hauptmangel der Arzneikunst liegt noch in der willkürlichen, unsystematischen Dosenbestimmung und Dosensuite. (Schnelle Kur weniger dauerhaft als die langsame. Je länger der Mensch Kind bleibt, desto älter wird er.)

Galvanische Regeln zur Zusammensetzung der Arzneimittel.

 

Die menschliche oder tierische Erregungstheorie

 

Brown

Brown ist der Arzt unserer Zeit. Die herrschende Konstitution ist die zärtliche, die asthenische. Das Heilsystem ist das natürliche Produkt der herrschenden Konstitution –, daher es sich mit dieser ändern muß.

Einige Sätze des Brownischen Systems. Sthenie ist Entzündung. Asthenie Paralyse. Aller Entzündung folgt indirekte Asthenie sowie aller Asthenie indirekte Sthenie. Reiz ist vermehrtes Dasein, Erhöhung und Vermehrung der sinnlich unterscheidbaren Wirksamkeit.

Es gibt direkte   Reize und indirekte   Reize und direkte und indirekte - Reize.

Direkte und indirekte (Reizbarkeit), Beweglichkeit und (Stumpfheit) Masse, Schwere.

Spezifische Reize und Unreize können sowenig wie kritische Zeiten geleugnet werden.

Die Assoziationen, die äußerst individuell sind, haben auch auf die Krankheiten großen Einfluß.

Das Beste am Brownischen System ist die erstaunende Zuversicht, mit der Brown sein System als allgemein geltend hinstellt. – Es muß und soll so sein, die Erfahrung und Natur mag sagen, was sie will. Darin liegt denn doch das Wesentliche jedes Systems, seine wirklich geltende Kraft. Das Brownische System wird dadurch zum echten System für die Brownianer. Dagegen läßt sich im Grunde nichts mehr einwenden. Je größer der Magus, desto willkürlicher sein Verfahren, sein Spruch, seine Mittel. Jeder tut nach seiner eignen Art Wunder.

Browns Theorie handelt (wie die Fichtische) vom physiologischen Ideal. Alle Krankheiten sollen allgemein sein, sollen in allgemeine verwandelt werden. So mit den Arzneimitteln und allem. Er stellt auch nur das Ideal der Heilmethode auf. Bearbeitung in dieser Hinsicht.

Krankheit hat Brown schlechterdings nicht erklärt. Seine Einteilung trifft beides, Leben und Krankheit. Die Erklärung des Wesens, der Entstehung der Krankheit ist weit über Browns Horizont. Seine Einteilung ist eine dem Geschlechts-Phänomen, worunter Gesundheit und Krankheit als Arten gehören, zukommende Partial-Einteilung. Mittelaktion des Bewußtseins = Sthenie (Exzeß), Asthenie (Exzeß).

Brownische Psychologie.

Die Anwendung der allgemeinen Brownischen Pharmazeutik auf diese spezielle historische Wissenschaft gibt die synthetisch historische Pharmazeutik.

Sollte nicht jede Krankheit, jedes Leben zugleich oder sukzessive sthenisch und asthenisch sein und die allgemeinen Brownischen Sätze Grundsätze jeder Krankheit sein? Es fehlen noch Grundsätze über die Reize, die sich ebenso zu den individuellen Reizen verhalten; durchaus Relation.

Mechanische und chemische Heilmethode und Erklärungsart. Das Individuelle, propter Genesin, und Falsche des Brownischen Systems ist seine Neigung zur Mechanik. Aus Opposition gegen das herrschende System (so mit Fichte), das Chymische, fiel Brown, bei richtigem Gefühl des Unvollkommnen des alten und sichrer Ahndung der Ergänzung in das entgegengesetzte Extrem, in das mechanische System. Man muß diese polemische Beziehung, den oppositionellen Teil seines Systems, vom allgemeinen, sein allgemeines, eigentliches, instinktartiges Wollen von seiner Privat- und temporellen Absicht trennen und so mit dem alten System auch, so erhält man das substantielle System und die beiden akzidentellen Systeme, die einander kritisieren, und aus deren simultanem Gebrauch man die wahrhaften Mittelresultate erhält (wie in dem Differentialkalkül).

Die Brownsche Erregungstheorie

Wichtige Frage, ob die Menschheit im Zustande der direkten oder indirekten Schwäche sei? Ob Schwärmerei, Begeisterung direkte oder indirekte Sthenie sei?

Wie die Sphäre der Krankheit eingeteilt ist, so ist auch die Sphäre der Gesundheit, der Konstitution eingeteilt. – Die Brownsche Erregungstheorie im reinen Zustande bezieht sich weder auf Gesundheit noch Krankheit direkte. Sie bezieht sich auf Lebensfunktion überhaupt und deren Einteilung usw.

(Nach dem Brownischen System müssen die abführenden Mittel schwächend und stärkend zugleich sein – wenn Schwächen Vermehrung der Erregbarkeit und Stärken Vermindern der Erregbarkeit bedeutet – und nach Brown kann es nichts anders bedeuten. Mir scheint bei vielen abführenden Mitteln die Stärkung oder Erregung beträchtlicher als die Verminderung zu sein.)

 

Das Phänomen der Reizung

Reizung

Das simple Phänomen der Reizung läßt sich unendlich analysieren und synthesieren. Die menschliche oder tierische Erregungstheorie muß von einem diesem Phänomen entsprechenden Satze ausgehn. Der mechanische Galvanism hört nach dem Tode auf und läßt nur noch den chymischen Galvanism übrig...

Der Reiz von außen ist indirekter, der Reiz von innen direkter Reiz. Jener setzt Reizbarkeit voraus. Reizbarkeit ist unbestimmtes Leben, schwebende Aktion. Indirekter Reiz, Aufhebung des Gleichgewichts, Heterogeneisierung, bestimmte Richtung. Leben entsteht wie Krankheit aus einer Stockung, Begrenzung, Berührung.

Je lockerer, desto reizbarer; je dichter, desto reizfähiger.

Der Reiz kann als Widerstand, er kann als Sollizitation betrachtet werden. Die erstere Ansicht ist die natürlichere. Der Reiz ist reflektierend, der Extension entgegenstrebend. So löst sich der Gedanke, die Vorstellung und die Mannigfaltigkeit, das Leben entsteht.

Reize

Wenn man recht hungrig ist, so kann man sich durch andere Reize helfen. So äußert sich oft ein Bedürfnis oder eine Krankheit, ein Reiz auf eine ganz fremde Weise, durch ein andres Organ, durch andre Bedürfnisse und Neigungen (gastrische Krankheiten). Der Mensch ist durch viele Stricke oder Reize ans Leben gebunden, niedrige Naturen durch wenigere.

Je erzwungener das Leben ist, desto höher.

Nichtreiz

(Physik.) Wie ein langanhaltender geringer Reiz doch eine starke Inzitation am Ende bewirkt, so auch ein lang anhaltender geringer Nichtreiz, Erregungsruhe eine starke Schwäche.

Reizbarkeit

(In der reizbaren Konstitution fällt und steigt die Reizbarkeit geschwind, in der nichtreizbaren langsam. Das ist ein Hauptmerkmal.)

Synthetische, simultane Reizbarkeit des Menschen oder Tiers. Simultane Reize. Komponierte synthetisch simultane Reizung. (Vid. Browns Einseitigkeit.)

Je geringer die Kapazität ist, desto schneller die Wirkung des Reizes – desto empfindlicher der Stoß oder das Erregbare (desto leichtentzündbarer). Reizbarkeit und Kapazität stehn im umgekehrten Verhältnisse.

Kapazität und Erregbarkeit stehn im Verhältnisse wie O. und Phlogiston.

Erregbarkeit

Die Erregbarkeit ist Repulsivkraft; die Kapazität Attraktionskraft.

Repulsivkraft

Alles, was wahrgenommen wird, wird nach Maßgebung seiner Repulsivkraft wahrgenommen.

Alles, was uns erregt, was unsre Aufmerksamkeit, Erregbarkeit an sich zieht – damit sucht sich das Erregte in ein bleibendes Verhältnis zu setzen – mit ihm verbunden zu bleiben und es gleichsam mit sich zu identifizieren. Allgemeine Anwendung der Wärmetheorie.

 

Sthenie und Asthenie

Sthenie und Asthenie sind verkehrte Synonymen ... In der Sthenie nimmt die Kapazität zu und die Erregbarkeit ab – auf dem Punkte, wo die allzu große Abnahme der Erregbarkeit die Zunahme der Kapazität vermindert, fängt die indirekte Asthenie an. In der Asthenie ist es umgekehrt.

In der mittleren Sphäre herrscht Gemeinschaft: wechselseitige Erhöhung der Kapazität und Erregbarkeit. In der benachbarten entgegengesetzter Wechsel, Verminderung der einen mit Zunahme der andern; in der dritten gegenseitige Vernichtung beider. Sie machen die Elemente eines Grades aus, die vereinigt, polarisiert oder gebunden sein können.

Betrachtung und kritische Ordnung der unzähligen Krankheitsbeobachtungen nach einfachen physischen Grundsätzen.

In Sthenien muß Verminderung des Daseins das Augenmerk des Arztes sein: Aufhebung der Gemeinschaft mit dem reizenden Mittel.

Sthenie wird mit Asthenie kuriert und umgekehrt. Indirekte Asthenie mit indirekter Sthenie und umgekehrt. Eigentlich sind Sthenie und indirekte Asthenie und Asthenie und indirekte Sthenie eine Krankheit mit zwei Stadien.

Auf indirekte Sthenie folgt direkte Asthenie und auf indirekte Asthenie direkte Sthenie. Hieraus sieht man die Selbsterhaltung jeder Art Krankheit. Krankheit und Disposition müssen ja nicht verwechselt werden. Doch ist Disposition auch Gegenstand einer Kur.

Scheinbare Sthenie und indirekte Sthenie sind höchst verschieden. Sthenie und Asthenie werden durch absolute Schwächungen und Reize geheilt. Indirekte Sthenie und indirekte Asthenie aber durch relative Reize und Schwächungen. Lebhaftes Muskel- und Nervenspiel kann schwächen und stärken.

Die Gesundheit wird durch einen Konflikt von mannigfachen spezifischen Reizen und Schwächungen unterhalten.

Was den Magen reizt, kann den Kopf schwächen.

Auf einem gewissen Punkte fangen allgemeine Kräfte an zu lokalisieren, und umgekehrt, lokale Kräfte werden auf einem gewissen Punkt allgemein. Direkt allgemein und indirekt lokal; direkt lokal und indirekt allgemein.

Sollten alle allgemeinen Sthenien von asthenischer Beschaffenheit der Glieder und alle allgemeinen Asthenien von sthenischer Beschaffenheit der Glieder herrühren oder davon begleitet sein und so auch umgekehrt?

Mehr oder minder allgemein – mehr oder minder lokal.

2. Konstitution mit überflüssiger Reizbarkeit (direkt asthenisch).

a) Konstitution mit überflüssiger Inzitation (direkt sthenisch).

b) Konstitution mit mangelnder Inzitation (indirekt sthenisch).

1. oder a sind Paralysen, indirekten Entzündungen, 2. oder b Sthenien oder direkten Entzündungen vorzüglich ausgesetzt.

Direkte Entzündungen sind indirekte Paralysen, und umgekehrt.

Inzitament und Reizbarkeit bestimmen sich gegenseitig. Keins ohne das andere – und zwar vom Ursprung an.

 

Die indirekte Sthenie

Die indirekte Sthenie hat Röschlaub ganz vergessen. Was von der indirekten Asthenie gilt, muß von der indirekten Sthenie in ihrer Art auch gelten ... Eine der Zeit des Lebens und Nährungsprozesses angemessene Steigerung der Reize wird nie Sthenie hervorbringen. Der Nahrungsprozeß läßt sich der Organisationsprozeß nennen, der der höhere, kombiniertere Kristallisationsprozeß ist ...

So wie er Zeit und Ruhe erfordert, so erfordert der Erhöhungsprozeß (Gradualprozeß), der Vermehrungsprozeß (quantitative Prozeß) und der gerade Relationsprozeß des angeschoßnen organischen Stoffs eine neue längere Zeit und Ruhe. Die Verkürzungen und Störungen dieser Prozesse haben mancherlei Unvollkommenheiten des Gebildeten und seiner Bewegungen und Verrichtungen und Lebensdauer zur Folge. Hätte jeder organische Teil ewige Lebensdauer, so wäre keine Nahrung im strengern Sinn, keine Erneuerung und Absonderung nötig. So aber ist unaufhörliches Absterben und Geborenwerden im lebenden Körper. In der ersten Periode des Lebens, solange der Mensch wächst, wird mehr angesetzt als abgesetzt, mehr gegessen als sezerniert. Ein plötzliches Wachstum verrät ... mangelhaften Relationsprozeß. Mangelhafte oder übertriebene Nutrition – Sthenie und Asthenie kann der Grund davon und mithin zu schnelles oder zu langsames Wachstum sowohl indirekte Sthenie als indirekte Asthenie sein. Die ganze Periode des Wachstums ist bei uns krampfhaft, zu schnell, zu schneller Anschluß, zu schnelle Vermehrung oder Erweiterung. Daher folgt jetzt bei uns noch eine Periode der Verdichtung, des Robustwerdens, die eigentlich nicht von jener getrennt sein sollte ...

 

»Kälte ist ein indirekter Reiz«

Kälte ist ein indirekter Reiz – sie lockt bei gesunden Körpern mehrere Wärme hervor. Einen durchaus Gesunden erhält nichts so sehr in lebhafter Tätigkeit als ein abwechselnder Mangel und Überfluß an Reizen – ihn reizt der Mangel zum Ersatz – ihn bringt der Überfluß zu Mäßigung und Hemmung der Funktion, der Überfluß bestimmt ihn zur Verminderung der Tätigkeit. Der Mangel setzt den Gesunden in Tätigkeit und der Überfluß in Ruhe. (Sollten Kunstwerke nicht Produkte der gesunden Untätigkeit sein?)

 

»Alle Zerstreuung schwächt«

Alle Zerstreuung schwächt. Durch fremde Gegenstände, die mich reizen, ohne mich zu befriedigen – oberflächlich – werde ich zerstreut. Mir ist deshalb die Zerstreuung zuwider, weil sie mich entkräftet. Nützlich ist sie bei sthenischen Zufällen. Gegen Ernst und Leidenschaft ist sie mit Nutzen zu gebrauchen.

(Die Menschen werden künftig in medizinischer Hinsicht mehr zusammenhalten müssen.)

 

Rausch

(Medizin.) Rausch aus Stärke – Rausch aus Schwäche. Die narkotischen Gifte, der Wein usw. bewirken einen Rausch aus Schwäche. Sie entziehn dem Denkorgan etwas. Sie machen es unempfindlich für seinen gewöhnlichen Reiz. (Leidenschaften, fixe Ideen sind vielleicht eher ein Rausch aus Stärke, bewirken Lokalentzündungen.) Wollust berauscht auch wie Wein. Im Rausch aus Schwäche hat man viel lebhaftere, durchdringendere Sensationen. Je besonnener, desto unsinnlicher.

 

Nacht

Die Nacht ist zweifach: indirekte und direkte Asthenie. Jene entsteht durch Blendung, übermäßiges Licht, diese aus Mangel an hinlänglichem Licht. So gibt es auch eine Unbesonnenheit aus Mangel an Selbstreiz und eine Unbesonnenheit aus Übermaß an Selbstreiz – dort ein zu grobes, hier ein zu zartes Organ. Jene wird durch Verringerung des Lichts oder des Selbstreizes – diese durch Vermehrung derselben gehoben, oder durch Schwächung und Stärkung des Organs. Die Nacht und Unbesonnenheit aus Mangel ist die häufigste. Die Unbesonnenheit aus Übermaß nennt man Wahnsinn. Die verschiedne Direktion des übermäßigen Selbstreizes modifiziert den Wahnsinn.

 

Sensibilität

Reizbarkeit und Sensibilität

(Physiologie.) Gehört etwa die Sensibilität schon der Seele an? Reizbarkeit und Sensibilität haben einen sehr bemerklichen Einfluß auf die Organisation. Ein Reizbarer wird mehr Gefäße, zartere Muskeln und mehr sensiblere und zartere Nerven haben, besonders in den Teilen, die öfters affiziert werden. Wo die Reizbarkeit eines Teils sehr erhöht ist, da treiben neue Gefäße und Nerven hervor, der Körper wird gebildeter, aber zarter.

Der Grund der Sensibilität

Die Nerven sind Gefäße und bestehn eigentlich ganz aus Muskularsubstanz; mithin muß der eigentliche Charakter des Nervs, der Grund der Sensibilität in dem Marke, in der Gehirnsubstanz stecken. Das Mark ist ein Übergang der flüssigen und festen Teile. Es ist ein organisierter Klang.

Sensibilität und innrer Reiz

Sensibilität und innrer Reiz (Seele) beziehn sich, als höheres Organ, nicht direkt auf die äußre Welt, sondern nur indirekt mittels des niedern Organs, Reizbarkeit und äußrer Reiz oder Welt. Daher entsteht auch beim höhern Organ, außer der Kontraktion und Extension, noch die begleitende Empfindung von Lust und Unlust, die sich bloß auf das Verhältnis des höhern und niedern Organs gründet. Ihre Harmonie erregt die Empfindung Lust, ihre Disharmonie die Empfindung Unlust. Auflösung der Disharmonien – einfache Musik – höhere Musik.

Begriff der tätigen Reizbarkeit und Sensibilität

Begriff der tätigen Reizbarkeit und Sensibilität. Erhöhte Reizbarkeit und Sensibilität sind wohl immer nur Folgen, nicht Ursachen von Krankheiten. Die Krankheit äußert sich am allermeisten durch Erhöhung oder Erniedrung von Reizbarkeit und Sensibilität. Ist die Krankheit gehoben, so ist auch die Reizbarkeit und Sensibilität wieder im gewöhnlichen stetischen Zustande.

Brown scheint also das Hauptverdienst zu haben, das wesentlichste, charakteristische Symptom der Krankheit bemerkt und sie danach in Beziehung auf Arzneikunde (also schon angewandte Pathologie) geordnet zu haben.

Die Anordnung der Heilmittel ist dem proportional

Alle sogenannte reizende Substanzen außer der Wärme sind Kraftleiter – also benehmend. Die Lebenskraft erhält durch sie Spielraum. Nährende Mittel sind Halbleiter, Kondensatoren. Nichtreizende Mittel sind schlechte Leiter, Isolatoren, kraftbeschränkende, komprimierende, narkotische, in Ruhe setzende Mittel.

Der Mensch ist eine (unerschöpfliche) Kraftquelle oder ein Krafterzeugungsprozeß. Das Gleichnis mit dem Lichte ist sehr passend. Wärme ist ein wahrer Reiz – ein Reiz durch Miterregung. Vielleicht wirken chymische Substanzen auch erregend–Aktion mitteilend. Chymische – mechanische Aktionen.

(Reizbarkeit und Sensibilität stehen in ähnlichen Verhältnissen als Seele und Körper, oder Geist und Mensch oder Welt. Die Welt ist der Mikroanthropos. Es ist ein Weltgeist, wie es eine Weltseele gibt. Die Seele soll Geist, der Körper Welt werden. Die Welt ist noch nicht fertig, sowenig wie der Weltgeist; aus einem Gott soll ein Allgott werden, aus einer Welt ein Weltall. Gemeine Physik – höhere Physik. Der Mensch ist gemeine Prosa, er soll höhere Prosa, allumfassende Prosa werden. Bildung des Geistes ist Mitbildung des Weltgeistes –und also Religion. Der Geist wird also durch die Seele gebildet, denn die Seele ist nichts als gebundener, gehemmter, konsonierter Geist. Universalschranke, die alle Schranken übersteigen hilft, die alle Schranken in unsre Gewalt gibt, wie Oxygen und Menstruum universale usw. Die Antiphlogistiker machen das Oxygen zum Stein der Weisen. Bildung der Seele ist also Mitbildung der Weltseele, und also indirekt religiöse Pflicht. (Kinderreligion, Kindermoral.)

Je einfacher die Gesetze, je schwieriger in der Anwendung. Simpliflkation ist also nicht zur Beförderung der Trägheit, sondern wie der Staat usw. Mittel der Erweckung der höchsten, kompliziertesten Tätigkeit, höchster Reiz. Der höchste Grundsatz würde die höchste Tätigkeit erwecken und notwendig machen.

Viel innrer Reiz, viel Sensibilität. Viel äußerer Reiz, viel Reizbarkeit. Es ist eben schlimm genug, daß seither ein Wechsel der Opposition hier stattfand, und äußerer und innerer Reiz, Sensibilität und Reizbarkeit, Diskant und Baß sich gegenseitig aufhoben, so daß mit der Zunahme des äußern Reizes der innre abnahm, und so auch mit der Sensibilität und Reizbarkeit. Unvollkommne Medizin ist, wie unvollkommne Politik, mit unvollkommnen wirklichen, gegenwärtigen Zuständen notwendig verbunden. (Streit zwischen Praxis und Theorie.) Aber es ist nötig, daß szientifische Ideale aufgestellt werden, als notwendige Basen und Anfänge einer künftigen Verbesserung des Gegenstandes und der Kunst. (Anfang und Ende sind beides Enden.)

Wenn sich die höchste Reizbarkeit in heftigen Bewegungen und Spannungen offenbart, so offenbart sich hingegen die höchste Sensibilität in unmerklichen Spannungen und Bewegungen. Reizbarkeit zeigt sich durch große Veränderungen und Wirkungen, Sensibilität durch kleine; unendliche Reizbarkeit durch unendlich große, unendliche Sensibilität durch unendlich kleine Veränderungen.

Synthesis von Seele und Körper, und Reizbarkeit und Sensibilität. Sie gehn natürlich jetzt schon ineinander durch Indifferenzsphären über; unendliche Erweiterung dieser Indifferenzsphären, Realisierung, Ausfüllung der Null ist das schwierige Problem der Künstler der Unsterblichkeit. Die Indifferenzsphäre ist das Maß der Konstitution.

 

Verbindung der inner» und äußern Person

Wirkung von Gemütsaffekten auf Organe

(Physiologie.) Über die vorzügliche Wirkung mancher Gemütsaffekten auf besondre Organe. Diese Betrachtung kann uns unendlich instruktiv werden. So wirkt der Arger z. B. auf die Galle usw. Die Philosophie des menschlichen Körpers, der Glieder, sowie die Philosophie der Seele und ihrer Glieder kann dadurch außerordentliches Licht gewinnen, überhaupt der Zusammenhang der mannigfaltigen Stoffe, der mannigfaltigen Formen und der mannigfaltigen Bewegungen mit den einfachen Operationen, Formen und Stoffen des menschlichen Geistes – Verbindung der innern und äußern Person – des Allgemeinen und Speziellen. Das Allgemeine und Spezielle vermannigfacht sich ins Unendliche.

Über die Empfindung des Denkens im Körper.

Kurve des geistigen Lebens und des physischen Lebens.

Seelen- und Körpersäfte

In dem Sinn, wie Röschlaub die innern inzitierenden Potenzen nimmt, müssen alle äußre Potenzen, wozu denn auch die Seele und der Geist gehört, mittels der innern inzitierenden Potenzen wirksam sein. Die Summe der innern inzitierenden Potenzen ist der Körper. In diesem ist eine verhältnismäßige Summe äußrer Reize beider Art, psychischer und physischer eingeschlossen (die Seelen- und Körpersäfte) und werden durch die innern inzitierenden Potenzen, und vice versa, modifiziert. Sollte etwa der Prozeß der Säfteveränderung in einer Animation der Körpersäfte – einer Mischung gleichsam der Seelen- und Körpersäfte bestehn? Je vollkommner die innern inzitierenden Potenzen sind, desto vollkommner gerät die Mischung und desto vollkommner der neue Anschluß ... Die innern inzitierenden Potenzen selbst sind ein Kompositum, aus Seele und Körper, in mannigfachen Verhältnissen.

Einfluß des individuellen Charakters auf den organischen Technizism

(Medizin.) Einfluß des individuellen Charakters auf den organischen Technizism, den Bau und die Bewegung und das Produkt. Allmählicher Einfluß der Charakterbildung auf den Körper und seine Veränderung. Entstehung spezieller Krankheiten aus dieser Quelle. Die gewöhnlichen Pathologien enthalten die äußern poetischen Materialien; die Krankheiten der Krankheit (oryktognostische Geschichte). Die Brownische Pathologie enthält die innern poetischen, die sogenannten philosophischen Materialien. Ihre Verbindung. Indem wir die Brownische Krankheit in individuellen Organismen betrachten, entsteht die spezielle historische Pathologie.

Seelenkrankheiten

Gewiß ist's, daß der Mensch selbst Seelenkrankheiten Herr werden kann, und dies beweist unsere Moralität, unser Gewissen, unser unabhängiges Ich. Selbst in Seelenkrankheiten kann der Mensch außerhalb sein und beobachten und gegenexperimentieren. Es ist freilich oft sehr schwer – den Sensibelsten am schwersten, deren Hang überhaupt lebhaft und schnell ist.

»Die Seele ist unter allen Giften das stärkste«

Die Seele wirkt, wie Öle und auch wie narkotische Gifte, deprimierend und auch exzitierend.

Die Seele ist unter allen Giften das stärkste. Sie ist der durchdringendste, diffusibelste Reiz. Alle Seelenwirkungen sind daher bei Lokalübeln und entzündlichen Krankheiten höchst schädlich.

(Ein Lokalübel läßt sich oft nicht anders kurieren als durch Erregung einer allgemeinen Krankheit und umgekehrt. Kur einer Kur durch die andere.)

So richtig man von geistigen Meteoren und ungewöhnlichen, gewalttätigen Bewegungen auf körperliche Anlässe schließt und den krankhaften Zustand durch körperliche Mittel mit gutem Erfolg zu heben sucht, so kann man auch oft körperlichen Übeln am besten von seiten der Seele beikommen und durch Seelen Verrichtungen und Wirkungen diese Zufälle lindern oder gänzlich heben; denselben Einfluß, den der Körper auf die Seele hat, hat sie gegenseitig auf ihn; die meisten Krankheiten sind kompliziert, und sowohl in der Seele als im Körper, wie in den festen Teilen und Säften zugleich der Sitz des Übels zu suchen.

(Übergangstheorie der festen Teile und der Säfte des Körpers und der Seele. Der Geist ist null. Die Veste.)

Butter schwächt wie alle Öle usw. Wie fixe Ideen oft Exostosen im Gehirn oder andre körperliche Ursachen haben, so umgekehrt physische Schmerzen usw. haben Seelenursachen.

Methode, eine schwächliche Konstitution zu verbessern

Bloße Gedanken, ohne eine gewisse Aufmerksamkeit auf dieselben, und Zuneigung, wirken so wenig wie bloße Gegenstände. Dadurch, daß man häufig an reizende Gegenstände eines Sinnes wirksam denkt, wird dieser Sinn geschärft, er wird reizbarer. So, wenn man häufig an lüsterne Dinge denkt, werden die Geschlechtsteile empfänglicher, der Magen durch Gedanken an schmackhafte Speisen, der Kopf auf dieselbe Art, und so durchaus. – Methode, eine schwächliche Konstitution zu verbessern. (Übung, allmähliche.)

Lachen und Weinen

Sollte Kälte wirklich die Muskeln stärken, so müßte Witz und Scherz und Leichtsinn auch wohl die geistigen Muskeln stärken und erfrischen? und so wäre die Vermischung des Lustigen und Ernsthaften – die Verwebung des Lächerlichen mit dem Heiligen vielleicht eine sehr wohltätige und heilsame Verbindung.

Das Lächerliche ist nicht beißend. Lachen ist ein Krampf. Die Ursache des Lachens muß also von einer plötzlichen Entladung der gespannten Aufmerksamkeit – durch einen Kontrast entstehn. Ähnlichkeit mit dem elektrischen Funken. Der echte Komiker muß ernsthaft und wichtig aussehn, wenn er eine Posse macht. (Ironie, Parodie, Travestie.) Die Verkleidung ist ein Hauptbestandteil des Lächerlichen. (Wortspiele. Lächerliche Fragen und Antworten. Anekdoten. Szenen. Shakespeare. Die Italiener. Aristophanes. Witz der gemeinen Leute. Karikaturen. Hogarth. Lichtenberg.) Aus vielem Lachen und Witzeln kann aber auch Hypochondrie entstehn. Lachen bekömmt sthenischen Konstitutionen vorzüglich gut. Alles, was die Aufmerksamkeit erregt und nicht befriedigt, ist lächerlich. Nur das plötzliche Abspannen der Aufmerksamkeit ist aber die eigentlich lachen machende Operation. Das Weinen ist eine sthenische Krisis; das Rührende ist das Gegenteil des Lächerlichen. Das Rührende fängt mit Abspannung an – und spannt plötzlich; das Rührende oder das Eindringende dringt schnell ein, eh man Zeit hat sich zu fassen. Es ist eine Übersättigung, Weichwerden, Zerfließen, Schmelzen. Jenes ist ein Absonderungs-, dies ein Einschluckungsprozeß; jenes ein Flüchtigwerden (daher die Kälte des Lächerlichen), dies ist ein Gerinnen, ein Starrwerden; daher die Wärme. Das Weinen und Lachen mit ihren Modifikationen gehören so zum Seelenleben, wie Essen und Sezernieren zum körperlichen Leben. Weinen macht das arterielle System, das Lachen das venöse System.

Aller Ernst frißt, aller Spaß sondert ab.

Klugheitslehre, Bewegungskunst und Beruhigungskunst

Sollte nicht die Heilkunst sowie die andern gemischten Wissenschaften zur Klugheitslehre überhaupt mitgehören? Sollte Klugheitslehre indirekte Technik sein? Die ganze Klugheitslehre läuft auf medizinische Regeln hinaus, z. B. die Methode, jemanden wozu zu bewegen oder wovon abzuhalten, ist durchaus medizinisch.

Allgemeine Grundsätze der Bewegungskunst der Menschen und der Beruhigungskunst:

Jeder Mensch will alles und will auch alles nicht. Ein ähnlicher Grundsatz der Wissenschaft und Glaubenskunst: Jeder Mensch weiß alles und weiß auch alles nicht – oder glaubt alles.

Jeder individuelle Willen ist eine Funktion jedes anderen individuellen Willens, und so auch mit dem Wissen, und mit dem Nichtwillen und Nichtwissen.

Prozedur nach jenen Grundsätzen:

So gut wie alle Kenntnisse zusammenhängen, so gut hängen auch alle Nichtkenntnisse zusammen. Wer eine Wissenschaft machen kann, muß auch eine Nichtwissenschaft machen können, wer etwas begreiflich zu machen weiß, muß es auch unbegreiflich zu machen wissen. Der Lehrer muß Wissenheit und Unwissenheit hervorzubringen vermögen.

Wenn der Charakter des gegebenen Problems Unauflöslichkeit ist, so lösen wir dasselbe, wenn wir seine Unauflöslichkeit darstellen. (Wir wissen genug von a, wenn wir wissen, daß sein Prädikat a ist.)

Die Heilkunde, wie die Physik und Philosophie ist ebensowohl Machungs- als Vernichtungskunsttheorie.


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