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Sechzehntes Kapitel.
Des Herrn Lektoris ältestes Kind

Am folgenden Morgen trat der Ludimagister mit der erstgebohrnen Frucht seines Geistes in der Hand vor den Lehnstuhl Seiner Gnaden. Er und Herr Fix hatten sichs gestern den ausgeschlagnen Tag blutsauer werden lassen, das Zeitungsblatt zu setzen, und ohngeachtet sie die ganze Nacht zu Hülfe genommen, waren sie doch beym Aufstehn des gnädigen Herrn kaum fertig geworden. Vor der Hand war noch kein Wapen drüber, die beyden Herren hatten aber schon Abrede genommen, den gnädigen Herrn ehesten Tages mit einem schönen Schnitte von der Hand des changeanten, und der Erfindung des schwarzen Genie's angenehm zu überraschen. Bis dahin ward beliebet, die Stelle des Bildes jedesmal mit einem lateinischen Motto auszufüllen.

Nach erhaltener hoher Erlaubniß las der Ludimagister, wie folgt.


Mit gnädigster Hochadlichen Permißion.

Lindenbergische
politische und literarische
Novitätenstafette.

Erste Nummer.


 

Accipite ergo animis, atque haec mea figite dicta.


» Schloß Lindenberg vom 19. Julius. Seine Hochwohlgebohrne Gnaden, unser allertheuerster Herr kamen diesen Morgen um 11 Uhr von Hochdero gewöhnlichem Spatzierritte in hohem Wohlseyn zurück. Hochdero haben den Engländer Hans geritten, und in Gnaden zu befehlen geruhet, daß morgen früh der neue Isabellfarbne Hengst um 8 Uhr in Bereitschaft gehalten werde. Seine Hochwohlgebohrne Gnaden haben der gestern gekauften lichtbraunen Stute den Namen Lise in Gnaden beygeleget.«

»Heute Nachmittag erlustigten Hochdero sich mit der Jagd, und schossen ein Eichhörnchen und drey Goldammern.«

»Diesen Abend um 7 Uhr 9½ Minute trafen Seine Hochgelahrten, der Herr Ludimagister Bartholomäus Schwalbe, nach einer neuntägigen Abwesenheit in Begleitung eines fremden Herrn von großen Gaben, auf dem Schloße allhier bey erwünschtem Wohlseyn ein. Sie empfiengen die Bewillkommungskomplimente von Seiner Rechtserfahrnen dem Herrn Justitiarius und dessen Frau Gemalinn, dem Herrn geheimen Sekretär, dem Herrn Verwalter, wie auch von den übrigen höchsten und hohen zur Regierung, Finanz- und Oekonomiewesen, verordneten Beamten, auch vornehmsten Hof- Jagd- und Forstbedienten. Hierauf setzten Sie nach einem Aufenthalt von 18 Minuten 57 Sekunden Ihren Weg weiter fort bis zu Dero eignen Behausung im hohen Winkel.«

»Ueber den unbekannten Herrn verbreiteten sich bey Hofe verschiedene Gerüchte. Man erfuhr aber noch selbigen Abend mit Gewißheit, daß es der berühmte Herr Peter Fix sey, welcher von Seiner Hochwohlgebohrnen Gnaden in geheimen Geschäften gebraucht werden dürfte.«

» Schloß Lindenberg vom 20 Julius. Heute früh um 7 Uhr 4 Minuten hatten Seine Hochgelahrten, der Herr Ludimagister Bartholomäus Schwalbe eine geheime Audienz bey Seiner Hochwohlgebohrnen Gnaden unserm allertheuerstem Herrn, worinn dieselben von dem Succeß Ihrer Reise submissesten Bericht abzustatten die hohe Ehre hatten, und nachher Hochdero den berühmten Herrn Peter Fix vorstellten. Seine Gnaden empfiengen diesen weltberühmten Künstler mit vorzüglichen Merkmaalen Ihres hohen Wohlwollens, unterredeten sich mit demselben über verschiedene Kunstsachen, und geruheten ihm im Schlosse das Quartier anweisen zu lassen.«

»Seine Gnaden haben gnädigst geruhet den Ludimagister, Herrn Bartholomäus Schwalbe, wegen desselben grosser Gelehrsamkeit und Verdienste, und zum vorläufigen Beweis Ihrer hohen Zufriedenheit mit dem Erfolg seiner Reise, aus hocheigenem Triebe auf dessen unterthänigstes Ansuchen zu der Würde Hochdero Lektoris ordinarii in Gnaden zu erheben, nebst einer Zulage von zweyhundert Reichsthalern zu dessen jährlichem Gehalte, worüber ihm morgen das Patent ...

Halt! – Alle Blix, halt da! Das ist mein Seel! erstunken und erlogen. Links um, Schulmeister! – Alle Hagel noch mal, das kann da nicht in stehen.

Allerdings, Eu'r Gnaden! Mit hoher Permißion, hier steht es.

»'S ist doch aber 'ne verdammte Lüge, hä? Wie kanns denn da in stehn?«

Es kömmt nur auf ein Wort von Eu'r Hochwohlgebohrnen Gnaden an, so ists wahr.

»Wie? Was? ich soll ihm zu gefallen lügen? Pack ein! Pack ein! Links um, sag ich, Schulmeister. Weiß er was Schulmeister? Er ist 'n Flegel, Herr Lektoris ordinari, da will ich ihm 's Portent über geben lassen.«

Halten unterthänigst zu Gnaden! Hochdero kapiren Ihren demüthigsten Diener nicht! Ich meine nicht, daß Eu'r Gnaden mir zu Willen lügen sollen; da bewahre mich Gott vor! Ich meine nur, Eu'r Gnaden könnten das mit ins Patent setzen lassen, so wäre es wahr.

»Nee, kuckst mir da heraus? Sieh doch, ins Portent setzen lassen! Das setzt sich auch man so! Ich will den Lektoris ordinari ins Hundeloch setzen lassen, das geht eher an, so will ich.«

Dero werden ja nicht! Halten zu hohen Gnaden! Es kann ja in der nächsten Avise widerrufen werden.

»Widerrufen! ist Er 'n Narr, Herr Ordinari? Weiß, daß ich das verfluchte Wiederrufen an den andern Avisen nicht leiden kann; hab mich da oft über monkirt daß sie heute schwarz sagen und morgen weiß, und ich soll den Spitakel an meinen eignen Avisen erleben? Eben drum laß ich ja selbst Avisen machen daß da nichts für gewiß 'nein soll, das nicht so gewiß ist, als 's Amen in der Kirche. Nee, ehr ich das leide, lieber will ich 'm die zweyhundert Thaler zulegen; aber für das Stückschen soll er mir ins Loch tanzen, so soll er!«

siehe Bildunterschrift

Weiß Er was? Er ist 'n Flegel – da will ich Ihm's Portent drüber geben lassen –.

Danke Eu'r Gnaden zwar in tiefster Unterthänigkeit für die Zulage. Gebe aber anbey allergnädigst zu bedenken, wer Dero vorlesen soll, und die Novitätenstafette schreiben wird, wenn ich im Hundeloche sitze?

»Er ist 'n Flegel, das ist Er. Halt Er's Maul, und les er seinen Salm man weiter.«

Der Schulmeister las fort:

»– jährlichem Gehalte, worüber ihm morgen das Patent von dem Herrn geheimen Secretär ausgefertiget werden wird.«

»Seine Rechtserfahrnen der Herr Justitiarius laboriren am Schnupfen; die Aerzte glauben aber, daß keine Gefahr zu besorgen sey, und schreiben diese Unpäßlichkeit der Folge einer äußerlichen Erkältung auf eine innerliche Erhitzung zu. Dessen Frau Gemalinn haben neuerlich wieder einige heftige Zufälle gehabt, und werden sich daher auf Anrathen der Kuhhirtinn des neuntägigen kalten Bades in fließendem Wasser bedienen. Der Herr Justitiarius haben auf diesem Vorfall eine lesenswürdige Ode gemacht.«

»So eben vernimmt man, daß Türk, Wachtel und Greif von Seiner Gnaden mit neuen blausammtnen, reich mit Silber gestickten Galahalsbänder beschenkt sind. Man trägt sich zwar mit dem Gerüchte, daß dergleichen auch für Sultan, Waldmann und Prinz in der Bestellung wären: aber eine so wichtige Nachricht braucht allerdings noch Bestättigung.«

» Schloß Lindenberg, vom 20sten Julius. Die Frau Lektorinn Brigitta Schwalbe haben sich an der linken Seite der unteren Kinnlade einen Backenzahn ausziehen lassen, und nahmen auf Anrathen des Wundarztes alle fünf Minuten Weineßig in den Mund.«

Nun folgten Nachrichten von Schweinen, so die Bräune, und von Kühen, die den Steertwurm oder auch das rothe Wasser bekommen, von Hünern, welche Windeyer gelegt, von Jürgen Voglers Eimer, der in den Brunnen gefallen, aber doch noch gerettet worden, und von andern solchen wichtigen und merkwürdigen Dorfneuigkeiten mehr, die sich im hohen Winkel, auf Fahlenort und andern Winkeln und Orten des Dorfes Lindenberg zugetragen hatten. Eine Nachricht, daß der Schloßnachtwächter um der kühlen Nachtluft zu begegnen und sich vor Flüssen zu bewahren, die Ohren mit Baumwolle verstopfet habe, dadurch aber manchmal in der Verlegenheit sey, daß er die Klocke nicht hören könne, beschloß für diesesmal die politischen Neuigkeiten.

Der gelehrte Artikel – denn die Lindenbergische Novitätenstafette hatte auch ihren gelehrten Artikel hinten auf gebunden – war ein hübscher Beweis, daß man ohne eine Spur von gesunder Kritik, und mit der gröbsten Unwissenheit, doch kleine Dingerchen elaboriren könne, die bey Unschuldigen und Arglosen gar leicht für Recensionen angebracht sind, und sich immer noch lesen lassen. Zwar haben die neueren Jahrgänge einer in saurem jungen Rheinwein und reichlichem Wasser aus dem Maynstrom, mit vielem Laserpitium gekochten gelehrten Anzeige auch solcherley Dingerchen mit unter aufzuweisen, die lesen sich aber nicht gut und sind voll übelriechenden verleumderischen Unraths; auch kuckt die heillose Unwissenheit aus jeder Zeile hervor. Eben das gilt von dem Konsorten dieser Anzeigen, dem vierleibigten, und an allen Gliedmaßen preßhaften Professorkinde, welches sein Papa in Unehren mit der Göttinn Kloacina, die er für eine Muse hält, alljährlich zu erzeugen pflegt. (Ich weiß nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber mich däucht, es stand in einem Journale, daß der Herr Professor, der sein Unwesen so gern im Finstern treibt, auch wenigstens an den langen Ohren der dickgedachten Anzeige nicht unschuldig seyn soll. Und das ist sehr glaublich.) Diese beyden, so Gott will kritischen, Werke beweisen weiter nichts, als daß unwissende Büblein sich oftmals erfrechen, den Schulmeister und Brillenschleifer des Publikums machen zu wollen. Wir wollen aber ganz was anders beweisen, nemlich, daß ein unwissender Bube mit zehn bis zwölf Recensentenblümlein ausstafiret, nicht nur Recensionen machen, sondern sich wohl gar einen Anstrich von Gründlichkeit und Einsicht geben, auch ganz erträglich zu lesen seyn könne, woferne nur die Unwissenheit nicht mit natürlicher Unfähigkeit verbunden ist. Folglich ist unsere Arbeit nicht überflüßig und unnöthig, wenn wir eine von des Ludimagisters Recensionen hierher schreiben, die, als sein erstes Probestück, an Persiflage und hämischen Kalenderlob der schlechtesten unter allen andern, die er nachher schrieb, nicht das Wasser reicht. Und daß der Ludimagister ein sehr unwissender Bube war, das beweisen wir damit, daß seine Humaniora sich auf das einschränkten, was er aus der kleinen Märkischen Grammatik, dem Cellarius, Gottscheds deutscher Sprachlehre, Wertheims Briefsteller und Kirschs Kornukopiä gelernet hatte, denn andre Bücher (den gehörnten Siegfried etc. bringe ich nicht in Anschlag) hatte er nie weder gelesen, noch besessen. Hierzu kamen einige hundert Sentenzen, die ihm weiland sein Präceptor aus einem Florilegio dictiret hatte, und die obgedachten Blätter aus dem Smetius, samt etlichen andern Makulaturblättern, worunter wohl zwanzig aus des beliebten und belobten Schmid's Theorie der Poesie waren, samt dessen ganzer sehr merkwürdiger Inauguraldisputation, die er aus den zerstörenden Händen eines Käsekrämers rettete. Vermuthlich wird er auch selbst nicht ermangeln, seine tiefe Ignoranz, die er in den Recensionen selbst, nicht so wie sein Kollege, der Anzeiger, hervor kucken läßt, sonst irgendwo an den Tag zu legen.

Daß er von dem Korrespondenten, der neuen und Wandsbecker Zeitung u. s. w. nichts gelernet hatte, das wird jedermann sehen, der Recension und Kritik von Persiflage, und eine aufrichtige, unpartheyische Anzeige von schaalem Geschwätz und unwissendem Kritikakel unterscheiden kann. Dafür bin ich aber nicht Bürge, daß er nicht aus den Recensionen dieser Zeitungen (denn andre waren ihm nie zu Gesicht gekommen) die Form, und ein und andres Kunstwort geborget haben mögte: ich wüßte sonst nicht, wie er dazu gekommen wäre. Aber genug hiervon. Wir wollen ihn einmal kritikakeln hören.

Wie Herr Barthel Schwalbe mit den politischen Neuigkeiten, die der Edelmann mit vielem Vergnügen (die Pensionsgeschichte ausgenommen) gehöret hatte, zu Ende war, fuhr er fort, und las:

»Gelehrte Sachen.

An die Najade des Rosenbaches. Eine Ode. Phoebe faue! ingreditur nouus tua templa sacerdos.

Dieses ist die in mancherley Betracht lesenswürdige Ode des Herrn Justitiarius, deren wir oben gedacht haben. Das Motto zeuget von der Bescheidenheit des Herrn Verfassers, der in alle Wege kein nouus sacerdos ist. Vielleicht aber will ers beym Phöbus wieder gut machen, daß er in Absicht der Heilkunst das Wassermädchen über ihn hinauf setzt und alsdann hätte der Recensent wider diese captatio beneuolentiae, nichts einzuwenden.

Es ist diese Ode ein Gewebe der feinsten venusinischen Schönheiten, lauter Anmuth und Grazie. Leichte fließende Verse, hübsche runde Perioden, sonore Wörter, und die schöne Unordnung der Ode, alles ist hier im reichhaltigsten Maaße. Und wenn wir da und dort einen platten Ausdruck, manchmal einen schleppenden Vers, hin und wieder einen Lückenbüßer, hier und da eine Stelle, die der liebe Reim erschuf – o! wenn werden doch unsere Dichter sich von den Fesseln des Reimes losmachen! – wenn wir dergleichen Kleinigkeiten abrechnen, so hält sie den schönsten Liedern des Flakkus gut und gern die Wage. Besser als hier kann das ubi plura nitent nicht angebracht werden, und wir möchten den zärtlichen Dichter, der so liebliche Lieder für seine Hausehre singt, in vorigen Zeiten für sein Mädchen haben singen hören. Er bittet in den ersten Strophen die Najade, seine Gattinn wieder zur vorigen Gesundheit zu verhelfen, seine kranke Gattinn, die sich des Bades in ihrer Quelle bedienen will – ein Mittel, das wir, im Vorbeygehen gesagt, nicht angerathen haben würden. Er verspricht – Aber wir wollen ihn selbst hören, um zugleich ein Beyspiel seiner Versifikation zu geben. So hebt er an:

Wohlthätige Najade dieser Quelle,
Die hier im Rosenschatten fließt!
Dich grüß ich und das Thal wo Deine Silberwelle
Sanftmurmelnd sich ergießt!

Sey Chloens Arzt und Retter, o Najade!
Sey Ihr Hygea! – Schenkst Du mir
Die Gattinn, (Deine Fluth wählt Chloe sich zum Bade,)
Dann, Nymphe, dank ich Dir

Mit Hekatomben! – Jubelhymnen, Lieder,
So warm sie je ein Dichter sang,
Sing ich Dir, Göttliche, und Echo singt sie wieder;
Und Chloe bringt Dir Dank!

Was sagen unsre Leser zu dem Rosenschatten, der Hygea, dem Bade, den Jubelhymnen, den Schönheiten jeder Zeile? Und wir versichern, daß das Ganze um Nichts schlechter sey, als dieser Anfang, mit dessen letzten beyden Gesetzen freylich ein nouus sacerdos noch klebend an die verba magistri, voll ängstlicher Genauigkeit, kalter Logik, und sklavischer Observanz der Regel das Ganze beschlossen haben würde: aber eben dieses zeuget vom Genie das sich den Fesseln entwindet, und von der männlichen Kühnheit unsers Dichters, dessen Jubelhymnen zu verdienen, wir, wenn wir an der Najade Stelle wären, nicht nur Chloens Gesundheit herstellen, sondern gerne noch ein Uebriges thun würden. In der vierten und den folgenden Strophen überläßt der Hr. V. sich ganz der trunkenen Schwärmerey einer so glühenden Phantasey, als man bey einem Manne, der sein Fleisch mit dem Kodex und Pandekten gekreuziget hat, und der sich mit dem beschwerlichen Geräthe der Gerechtigkeit, dem Schwerdte und der Wage schleppen muß, schwerlich suchen sollte. Er malt mit dem wärmsten Pinsel, in die feinsten Farben getaucht. Wäre hier nicht ein lebendiges Beyspiel, das dem Recensenten das Obstat hielte, so wäre er geneigt, zu behaupten, es sey nicht ganz in der Natur, wenn ein Mann, der schon schon über die zwölf Flittermonate verheyrathet ist, sich noch so sehnlich, so schmelzend an die Stelle der Silberwellen wünscht, wenn sie vom leichten West gekräuselt um seine Gattinn gaukeln, und

Jetzt ihren stolzen Marmorbusen kühlen,
Den Cypris und die Grazien
So schön gebaut, jetzt um die runden Hüften wühlen.

So mißgünstig, wir gestehen es, könnten wir nicht seyn. Aber wie gesagt, der Herr Justitiarius hat eine feine warme Phantasey, die sich in diesem Tone durch zwey und zwanzig schöne Strophen zu erhalten weiß. Das kühlen des Marmorbusens will uns nicht recht behagen. Wir dächten, Marmor wäre von Natur mehr kalt als kühl. Wir hätten lieber spielen gesetzt, und das kühlen für die Gegend der Hüften verspart, wo das wühlen manchem Schwachen, der nicht weiß, was Dichtersprache und Dichterische Schönheit für Dinger sind, anstößig seyn dürfte. Da der Dichter noch unbeerbt ist, so schließt er sein reizendes Lied mit dem Wunsche, daß die keusche Nymphe (wir hoffen: unbeschadet ihrer Keuschheit,) auch diesem Umstande abzuhelfen vermögte, so gut als jener Bach aus dem Alterthume, dessen Namen er nicht zu wissen scheint, womit wir ihm aber auf Verlangen gar gerne andienen wollen. Das Einzige was wir noch tadeln mögten, sind die Hekatomben. Wenns noch Eine Hekatombe wäre! Wiewohl auch das wäre für einen Dichter, der selbst keine Heerden hat, schon zu viel. Vollends Hekatomben in der mehreren Zahl! Wo will er die bey jetzigen schweren Zeiten hernehmen? – es müßten denn gute Namen seyn. Die sind freylich leicht geschlachtet, aber unstreitig für ein so artiges Göttermädchen, als die Najas unsers lieblichen Rosenbachs unstreitig seyn muß, wohl kein liebliches Dankopfer. Wir empfehlen unserm Verfasser Lektüre und Uebung. Wenn er dann künftig ein klein wenig nüchterner ans Werk geht, so darf er kecklich unter die besten Dichter unsers Vaterlandes treten.«

 

Das war die erste Eingebung, die der Herr Barthel Schwalbe von der Tochter der Pansophey S. Ramler's Oden. Wissentlich mag ich keinem Menschen eine Sylbe stehlen. empfieng. Durch welche Oeffnung aber, und in welchem Vehikulo, überhaupt auf welche Art sie in seinen Körper gekommen war, das wird sie, die Göttinn Kritika, am besten wissen.

 


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