Prosper Mérimée
Zwiefacher Irrtum
Prosper Mérimée

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

XVII.

In der Gesellschaft erzählte man Frau von Chavernys Tod auf verschiedene Weise. Den Einen nach hatte sie einen Traum, oder, wenn man will, ein Vorgefühl, das ihr die Krankheit ihrer Mutter anzeigte. Sie war so erschrocken darüber gewesen, daß sie sich sofort auf den Weg nach Nizza gemacht habe, trotz einer heftigen Erkältung, die sie sich auf dem Rückwege von Frau Lambert zugezogen; aus der Erkältung sei eine Lungenentzündung geworden.

Andere, Hellsehendere, behaupteten mit geheimnisvoller Miene, da Frau von Chaverny ihre Liebe zu Herrn von Châteaufort nicht habe verbergen können, hätte sie bei ihrer Mutter die Kraft suchen wollen ihr zu widerstehn. Erkältung und Lungenentzündung wären die Folgen der überstürzten Abreise gewesen. In diesem Punkte war man sich einig.

Darcy sprach nie von ihr. Drei oder vier Monate nach ihrem Tode verheiratete er sich vorteilhaft. Als er seine Verheiratung Frau Lambert anzeigte, sagte sie bei ihrem Glückwunsche zu ihm: »Wahrlich, Ihre Frau ist reizend und nur meine arme Julie würde noch besser zu Ihnen gepaßt haben. Wie schade, daß Sie zu arm für sie waren, als man sie verheiratete!«

Darcy lächelte jenes ironische Lächeln, welches ihm zur Gewohnheit geworden war, antwortete aber nichts.

Diese beiden Herzen, die sich verkannten, waren vielleicht für einander geschaffen worden.


 << zurück