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Vorrede zum zweiten Theile.

Indem ich dem Publikum hiemit den zweiten Theil des »getreuen Ritters Hager« übergebe, wolle man den Verfasser desselben nicht vorweg verurteilen; denn wohl weiß er, daß es eine heikle Aufgabe: an den Torso eines entschlafenen Meisters die fortbildende Hand zu legen. Gewöhnlich werden dergleichen Gebilde, böotische Gestalten zwitterartigen Charakters; es fehlt ihnen gemeinhin die Einheit der Composition und die consequente Durchführung der vorgezeichneten Umrisse.

Wenn es nun trotzdem der Verfasser dieses zweiten Theiles unternommen hat, das vorgefundene Bruchstück zu vollenden, so wolle man es ihm zu Gute halten, indem »der Sohn es ist, der das Werk des Vaters fortsetzt.«

In dieser allernächsten Beziehung zu dem Autor stehend, glaubte er den Grundriß seines Werkes und das Modell seiner Gestalten einigermaßen annäherungsweise erfaßt zu haben, um nach dem Geiste des Vaters die, durch den Feierabend seiner Ruhe unterbrochene Arbeit aufnehmen zu können. Zwar waren der Schwierigkeiten viele; es galt nicht nur die Charaktere der Personen und Zeiten, der Sitten und Gebräuche jener gewaltigen Epoche getreulich aufzunehmen und durchzuführen, sondern auch der Form der alten Schreibweise Herr zu werden.

Der Verfasser würde auch sicher vor seinem Beginnen zurückgeschrecket sein, wenn ihn nicht ein hoher Meister teutscher Literatur, dem er vorerst zur entscheidenden Begutachtung einzelne Proben mittheilte, zur Fortsetzung und dann später, nach Einsicht des Ganzen, zur Herausgabe ermuthigt hätte. Und so hat denn der Verfasser, so viel es seine Zeit erlaubte, Mühe und Studium nicht gescheuet, um in den Rahmen des vorgezeichneten Bildes die halbvollendeten Gestalten der Sitten, Personen und Zeiten zu malen, und den getreuen Ritter den Heimweg finden lassen nach jahrelanger, opfervoller Fahrt nach Altensteig, in die Arme seiner gleichgetreuen Julia, dieser Penelope des irrenden Ulysses.

Diese Heimkehr Hagers aber, ist zugleich die parabolische Deutung dieses Werkes. Möge Gottes Gnade alle Jene, die nach Wahrheit ringen, und diese Wahrheit selbst, wenn es sein muß, mit den höchsten Opfern zu erringen sich nicht scheuen, glücklich durch alle Versuchungen langgenährter Vorurtheile hindurchgeleiten, bis auf den »Alten Steig,« der einstmals verlassen, sie heimführt an das Herz der heiligen Kirche und zum Lohne des himmlischen Königs. Siehe das Schlußkapitel.

Und so möge denn dieses Werk hinausgehen in die Welt, den Segen verbreitend, den unser Gebet ihm wünscht; wird dieser Zweck erreicht, auch nur an Einem seiner Leser, so hat der Verfasser des Ruhmes genug vor Gott, und verzichtet gern auf das Lob der Menschen.

Ottmachau in Schlesien, im Christmonat 1857.
Aurel Meinhold, Weltpriester.


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