Johann Richard zur Megede
Der Ueberkater Band I
Johann Richard zur Megede

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Siebentes Kapitel

Katzen sollen heimtückisch sein – und Hunde sind es! Diese Terriers sind eben gemeine Verbrecher. Sie haben mir neulich nachmittag aufgelauert, mich durch den Korridor gehetzt wie einen gemeinen Mäusefänger und mich, den Olympier, gezwungen, an ein Fensterkreuz festgekrallt die Götter um Hilfe anzuflehen. Eine solche Position ist weder schön, noch liebe ich sie. Die junge Gräfin Angern mußte mich persönlich befreien. Die Bestien gebärdeten sich wie die Wahnsinnigen, weder der Pfiff auf dem Griff der Hundepeitsche, noch die Hundepeitsche selbst konnten sie zur Räson bringen. Ich mußte darum am Halse der Dame selbst Schutz suchen und verfing mich dabei etwas in dem Spitzenkragen. Sie nahm mir das nicht etwa übel, sie trug mich sogar in den Salon. Dort invitierte sie mich zu Milch und Kakes, während die beiden Meuchelmörder zur Strafe in den Keller gesperrt wurden, wo sie erst tief beleidigt jaulten, aber als richtige Strauchdiebe sich sehr bald mit einer imaginären Ratte trösteten.

Vielleicht scheint nichts bezeichnender für die Wandlung der Dinge als dieser Vorgang. Aber leider . . . man darf aus den Salongesprächen der Menschen niemals auf die Schlafzimmerkonversation schließen, und von der Grazie einer Frau niemals auf ihre Klugheit. Bei dem Kakesimbiß dankte ich dem Zufall, der hier so wunderbar Diplomaten und Diplomatin zusammengeführt hatte – nach einem Blick auf den Salon wurde ich stutzig –, die Unterhaltung der Frauen machte mir die Milch sauer . . . Ich hätte beinahe gewünscht, lieber wieder von diesem Grafen Rhyn befreit zu werden.

Das soll ein Salon sein? Offene Koffer, zerstreute Kleider, überhaupt ein Chaos von all den intimen oder unnötigen Dingen, mit denen vornehme Damen zu reisen pflegen, darüber ein Parfüm, als würde der Ballsaal ausgefegt nach dem Fasching. Die ältere Dame kramte in ihrem Juwelenkoffer, die jüngere saß, ohne die Hände zu rühren, auf einem Stuhl mitten im Zimmer. Und die Gesichter, die Unterhaltung! Ich hätte es nicht für möglich gehalten.

»Ich habe dich überraschen wollen.«

»Du hast mich überrumpelt!«

»Aber du wolltest doch immer nach Venedig, Josefa! . . .«

»Ich weiß nichts davon.«

»Aber es wird gereist, mein Kind!«

»Nein, es wird nicht gereist, Mama!«

»Josefa!«

»Mama? . . .«

»Ich telegraphiere an Peter.«

»Telegraphiere, bitte, sofort!«

»Aber, Kind, wenn ich dir nun sage . . .«

»Das ist mir ganz gleichgültig – ich bleibe, ich will bleiben –, ich lasse mich nicht mehr dirigieren, weder durch dich, noch durch Peter . . . Ich wünschte überhaupt, es wäre alles anders.«

»Ich denke, mein Kind, du hättest bis jetzt nur zu sehr deinen Willen gehabt . . . Und im übrigen danke ich Gott, daß es also ist, wie es ist.«

»Aber ich reise doch nicht – ich nicht!« Meiner Freundin wurde die Stimme ganz hoch und heiser. Und ehe die Mutter es hindern kann, nimmt sie einen Brief aus der Tasche, zerreißt ihn mit einem Ruck und wirft die Fetzen auf die Erde.

»Josefa, um Gottes willen!«

»Nein, Gott sei Dank!«

Mir wurde bei dem allem ganz schwül. Und ich muß ehrlich gestehen, daß ich dem Zickzack menschlicher Gemütsbewegungen viel weniger gern folge, als logischen Auseinandersetzungen. Gemüt ist Schwäche – und Schwäche verachte ich. Jedenfalls entwickelte sich eine recht dramatische Szene. Die Mutter beschuldigte die Tochter, daß Afrika in ihrem Herzen einen unverhältnismäßigen Raum einnehme, daß sie das habe kommen sehen, und daß gerade das ein unbedingtes Ende haben müsse. Sie sprach noch liebenswürdig, wog die Worte. Die Tochter verteidigte sich dagegen viel zu leidenschaftlich. Das sei nicht wahr, sie interessiere sich für den Mann nicht, sie habe auch noch nicht den Gedanken gehabt, jemals einen andern heiraten zu können als ihren Peter, – aber »er« sei ihr Freund, ihr bester Freund, der sie erst gelehrt habe, die Welt anzusehen, wie sie sei, und sie wolle genau so lange bleiben wie »er« . . . Ich glaube nun, daß junge Damen nur so reden, weil sie sich selbst keineswegs kennen, aus der schlechten Gewohnheit heraus, mehr mit der Phantasie als mit dem Verstande zu arbeiten. Natürlich hat sie eine Schwäche für diesen Schwächling, den sie für stark hält.

Das ging so eine Weile hin und her. Und ich verstehe eigentlich nicht recht, warum dieser ahnungslose Peter, dem es zuweilen recht übel erging von der jungen Dame, in der gleichen Minute auch für einen Heiligen erklärt wurde. Das sind Unklarheiten, die sich selbst Graf Rhyn in seinen letzten Tagebuchkapiteln nicht zuschulden kommen läßt.

Und als alles vergebens schien, fing die ältere Dame sanft zu weinen an, die jüngere aber in Absätzen und sehr heftig, – was mir noch peinlicher war. In den Pausen sagten sie sich allerlei Gutes und Schlimmes, was aber alles weggeschwemmt wurde durch die Tränenflut. Zuletzt kniete die junge Gräfin vor der alten, den Kopf in ihren Schoß gelegt.

»Aber Mama, ich habe dich ja so lieb . . .«

»Mein liebes, liebes Kind, – ich will ja nur dein Bestes.«

»Ach, ich weiß ja, ich weiß ja, Mama.«

Dabei wurde der jüngeren Dame immer der Kopf gestreichelt und der älteren die Hand geküßt. Und es wurde mir selbst beinahe weinerlich zumute. Darauf beruhigten sie sich etwas. Meine Freundin trat ans Fenster und sah lange hinaus, obgleich wirklich nichts zu sehen war wie Regen und Nebel. Sie sagte endlich weinerlich: »Mama, handle ich auch recht? Ich möchte Peter alles schreiben – alles! . . . Ich kann's aber nicht! . . . Und ich habe doch wahrhaftig nichts verbrochen . . . Ich habe nur ein so dumpfes Schmerzgefühl jetzt, und als wenn es ganz, ganz anders hätte enden müssen . . . Mama, ich war immer so fix und fertig, – und bin wahrscheinlich doch das Gegenteil: ein verwöhntes, unklares Geschöpf, das sich nie wirklich Rechenschaft gegeben hat. Mama, ich kenne Peter nicht, und Peter kennt mich nicht . . . Wird's nicht doch besser . . .?«

Da wurde ihr sanft der Mund geschlossen, und die ältere Dame sagte womöglich noch weinerlicher: »Peter ist der einzige Mann, der zu dir paßt, der dich glücklich machen wird fürs Leben – fürs Leben, Kind, und nicht für einen Augenblick. Aber das, was du jetzt denkst, würde er nicht verstehen, darum behellige ihn nicht damit! – Ich verstehe dich . . . Ich war auch ein erstes Mal am Garda, vielleicht auch in Salò – und ich war auch jung. Danke Gott, daß du noch eine Mutter hast, die ich nicht hatte!«

Aber meine Freundin schüttelte nur immer den Kopf und wollte die vernünftigen Lehren der älteren Dame durchaus nicht annehmen. »Mama, du verstehst mich doch nicht . . .« Und sie schluchzte wieder. »Es sitzt hier, hier, hier!« Dabei zeigte sie nach dem Herzen. »Aber ich weiß nicht, was es eigentlich ist . . . Es lastet nur so schrecklich!«

»Wenn ich dich nicht verstehe, liebes Kind, so versteht dich niemand auf dieser Welt. Ich kenne den Druck. Aber er gibt sich, er gibt sich ganz gewiß!« Ich fand es etwas seltsam, daß die ältere Dame bei dieser Gelegenheit nicht auf die Tochter, sondern auf ein altmodisches Medaillon über dem Schreibtisch sah. Dabei wurden auch ihr wieder die Augen feucht. Ich meine aber, daß nun gerade Tränen genug geflossen sind.

Ganz hat sich meine junge Freundin jedoch noch nicht ergeben. Sie hat sich noch irgend etwas vorbehalten. Und die ältere Dame erkundigte sich nicht mal: was. Sie hat das richtige Gefühl, daß die Abreise das Wichtigste ist.

Darauf wurde nach der Jungfer geklingelt. Und diese niedere Dienstbotenseele, die blond und blauäugig ist und sich in Italien nach Deutschland sehnt, fragte sofort, ob sie mich vielleicht herausbefördern solle und die Terriers dafür hineinlassen in den Salon. Ich erhob mich gekränkt. Aber die junge Dame nahm mich gewissermaßen als Antwort sofort auf ihren Arm, herzte mich und sagte genau wie Graf Rhyn in seinen guten Tagen: »Du weißer Prachtkerl!« Geküßt hat sie mich nicht. Und das ist mir ein sicheres Zeichen, daß ich recht behalten werde. Sie ist eben doch die schöne Kluge und Herr Rin der häßliche Dumme. Dennoch empfahl ich mich bald. Gemütsexplosionen sind erschlaffend, namentlich für die Unbeteiligten. Ich mußte noch etwas frische Luft haben. Darum begab ich mich erst an das Kellerfenster und hatte eine herzliche Freude daran, daß die Terriers wutschnaubend gegen die Eisenstäbe rasten. Ich strich ganz nahe an ihnen vorbei, auf jener äußersten Linie, die nur dem Toren gefährlich ist. Herrn Rin suchte ich gleichfalls auf. Er ist ein Feigling – und dazu blind. Er hatte keinen Blick für meine Olympierschönheit. Nicht mal in sein Tagebuch wollte er mich sehen lassen. Wenn ich diesen Menschen nicht verachtete, würde ich ihn jetzt bemitleiden. Er scheint entschlossen, täuscht sich also wieder mal über seine Qualitäten. Wenn er sich entschlossen hat zu handeln, dürften andre schon längst gehandelt haben. Wie ich mir den Menschen so ansehe, kann ich nur bedauernd sagen: »Es war einmal . . .« Ich aber gehe grundsätzlich dahin, wo ich den Erfolg wittere.

Ich ziehe hiermit das Resümee meiner heutigen Erlebnisse. Wozu sind leidenschaftliche Gemütsausflüsse gut? Zu Lustspielszenen. – Was ist ein Mann, der sich sicher fühlt? Verloren.

Angerns werden schon wieder kommen, weil sie sich meiner Logik verständig gefügt haben, und weil sie mir darum dankbar sind. Sie, Herr Rin, werden niemals wiederkommen, nachdem Sie einmal abgereist sind, weil Sie ein Tropf sind, ein halsstarriger Tropf.

Das wäre also glücklich vorbei, dieses innerliche Abschiednehmen. Und es war beinahe zum Lachen.

Ein Packen, ein Umherrennen, die ganze Insel in geschäftiger Auflösung, und ich mitten in dem Wirrwarr der einzige ruhende Pol, das heißt gebunden an Händen und Füßen, entschlossen, zu handeln und auch nicht einen Augenblick in der Lage, es zu tun. Diesmal sind Mutter und Tochter nicht mehr zu trennen. Nicht eine Sekunde allein mit ihr, nicht einmal ein Blick! . . . Es soll eben nicht sein! Es sind hier Kräfte tätig gewesen, gegen die ich auch wahrscheinlich sonst machtlos gewesen wäre. Eine erwachsene Tochter, die sich von ihrer Mutter gängeln läßt, kann mir nichts nutzen. Ich wollte eine Frau, die fand, was sie suchte. Für wankelmütige Kinder bin ich wahrscheinlich mein Lebtag zu alt gewesen . . .

Und da hilft auch kein Ueberlegen, kein Grübeln. Ich habe nicht planlos gehandelt, ich habe bis zu dem Moment gewartet, wo mir die Frucht reif schien. Da sie vor der Zeit abfiel, wird sie wohl faul gewesen sein . . . Es war eben ein Traum. Ach, es war nicht mal ein Traum! Ich denke, ich bin zu alt zum Träumen . . .


Es ist spät, der Morgen graut beinahe, und ich schreibe nur, weil ich nicht schlafen kann . . . Pah! Ein Kartenhaus stürzt zusammen, – ich baue mir kein neues. Und wenn eine Rechnung sich als falsch erweist, versuchen nur Toren ihre Richtigkeit doch zu beweisen. Was ich gestern beschlossen habe, fällt heute ins Wasser. Sie reisen erst am Nachmittag. Ich werde ihnen nicht hinderlich sein. Und wenn ich eine Stunde mit ihr allein zusammen sein sollte, – ich werde nicht sprechen. Ahnt sie, was ich fühle, hat sie überhaupt etwas verstanden, etwas empfunden, – dann muß sie jetzt das erste Wort sprechen. Sie geht, – nicht ich. Sie muß sagen, warum sie geht. Ich dächte, sie wäre mir ein andres Abschiedswort schuldig als den andern.


Habe ich ihr gestern bitter unrecht getan? Ich möchte keinem Menschen auf der Welt weniger gern unrecht tun als ihr . . . Ich sah ja diese Pflanze gewissermaßen wachsen, groß werden, mit einer unbegreiflichen Schnelligkeit aus einem Nichts heraus sehr viel sein. Mir war sie vielleicht alles . . . Und wenn ich auch Erinnerungen ebensowenig liebe wie mein Vater, – die Erinnerung an sie bleibt, muß bleiben!

Sie hat jene Unterredung gesucht heute. Sie sagte mir nach dem Lunch, daß sie mich noch im Garten zu sprechen wünsche. Das Wetter war uns günstig. Es weht scharf, die Büsche schütteln sich. So waren wir ungestört in der Laube am See.

Sie war schon da, als ich kam, – blaß, verlegen, wie ich sie nie gesehen. »Sie wundern sich, daß wir so plötzlich abreisen, Herr Rin?«

»Ja.«

»Es ist nicht meine Schuld. Ich wäre viel, viel lieber hier geblieben. Doch meine Mutter wünschte es nun einmal . . .« Darauf stockt sie. »Und Sie haben noch jetzt kein freundliches Wort?«

»Nein, Gräfin. Ich wüßte übrigens nicht, daß Sie mir irgendeine Rechenschaft schuldig wären.«

»Aber ich habe die Empfindung, daß ich Ihnen Rechenschaft schuldig bin, daß nach allem, was wir gesprochen, diese Abreise Sie persönlich berühren muß. Ich bin seltsam gegen Sie gewesen die letzten Tage. Ich weiß nicht warum, aber ich bin einmal so. Es könnte aussehen, als wenn Sie mich gekränkt hätten irgendwie. Das haben Sie nicht – auch gestern nicht! Und um Ihnen zu zeigen, daß Sie mir nicht der erste beste sind, bitte ich Sie, diese Woche sich einen Tag für mich frei zu halten. Ich werde Ihnen noch telegraphieren, wann und wo. Vielleicht ist meine Mutter dabei, vielleicht auch nicht. Ich tue damit etwas sehr Ungewöhnliches, aber ich hoffe es verantworten zu können. Ich habe das Gefühl, daß wir anders verkehrt haben als die andern, und darum auch anders scheiden müssen als die andern. Bis dahin behüte Sie Gott! . . .«

»Ich bin zu Ihrer Disposition, Gräfin, wann und wo Sie auch befehlen sollten.«

»Ich fürchtete, Sie würden mir auch das abschlagen.« Darauf lächelt sie fast kindlich und nestelt ein zusammengefaltetes Papier aus dem Busen: »Es ist nichts, es ist ein winziges Stückchen Moos, das ich vom Fels abgekratzt habe, auf dem höchsten Punkt, den ich hier in den Bergen erreichte. Behalten Sie es als Andenken. Ich habe Ihnen ja gesagt, daß ich nur für die breite Straße tauge, – aber vergessen Sie mich auf Ihren Höhen darum nicht . . .«

Und dann war sie auf einmal weg. Ich konnte ihr nicht einmal danken. Es war kein Abschied – und doch ein Abschied.

Daß ich dem Mädel nicht gleichgültig bin, weiß ich nun. Und daß sie sich nicht Mühe gibt, das zu verschleiern, sehr hübsch, sehr verheißungsvoll. Aber daß sie trotzdem geht, heut geht – auf Flut folgt auch bei mir Ebbe. Wenn sie mich wirklich geliebt hätte, sie wäre nicht gegangen, heut nicht! . . . Man gibt solche Andenken, wenn man vergessen sein will.

Zum Abschied hat sich das halbe Hotel versammelt. Für manchen, dessen Gesicht uns kaum erinnerlich, gab's ein freundliches Lächeln, ein herzliches Lebewohl. Wir hatten an Blumen zusammengetragen, was von dieser Sündflut noch übrig gelassen worden am See. Für meinen Geschmack zu viel. Meine langstieligen Rosen sahen übrigens genau so aus wie die der andern. Langstielige Rosen sind gerade Mode. Man ist und bleibt doch immer Nummer und Nachtreter. Dagegen hilft nichts . . . Darauf viel Worte, viel Tücherwinken, in den Augen der Nichte die sentimentale deutsche Träne. Josefa ging sofort in die Kajüte, aber die Mutter grüßte noch lange. Der Dampfer biegt aus der Bucht. Vorbei – alles vorbei . . .

Ich will auch hier ehrlich sein. Wie mir nun nichts mehr übrig blieb als die Kielwelle, die vor meinen Augen zerrann, kam eine tiefe, tiefe Niedergeschlagenheit über mich und schlug ihre grauen Fittiche um mich wie ein übermächtiges Gespenst. Was ist auf einmal die Welt so leer, die See so nüchtern! . . . Wenn ich sie damals in Maderno doch an mich gerissen hätte! Hätte ich es doch wenigstens heute getan . . .! Was ist doch das Leben voll schwächlicher Rücksichten, fader Narrenpossen. Ich nehme, was mir gehört. Die ganze Welt mag weinen, wenn ich nur lachen kann . . . Aber ich hab's nun einmal nicht getan, beidemal bewußt nicht getan! Es stand zwischen dem Gedanken und der Tat immer das kühle Etwas, das gewissermaßen seine Hand schützend über das Mädchen hielt – vielleicht auch über mich.

Es war also wieder einmal zu Ende, ehe es begonnen.

Und es traf sich ganz gut, daß ich mich zusammennehmen mußte, daß die tägliche Gewohnheit ihr Recht verlangt. Ich wollte, und ich durfte mich nicht separieren. Ich trank darum mit Quedenberg und Roses den Kaffee auf der Terrasse, was das Wetter heut ausnahmsweise einmal gestattet. Wir unterhielten uns über die Abgereisten, über Abreisen überhaupt und wie sich gerade immer die Menschen trennen müßten, die sich am liebsten gehabt. Phrase! Es war eben der Bäderabschied, der nicht an die Nieren geht. Mir allein geht er an die Nieren, weil ich kein Bädermensch bin.

Die wahre Freundschaft zeigte sich auch sehr bald. Der Kommissionsrat schlug mir einen Spaziergang durch den Garten vor, henkelte mich freundschaftlich ein, und kaum waren wir außer Hörweite, da fing's auch schon an im allerbesten Sächsisch: »Es waren ja reizende Menschen, und ich kann's noch gar nicht fassen, daß sie mit dem nächsten Dampfer nicht gleich wieder zurückkommen. Ausnahmsweise reizende Damen! Diese Mutter – heren Sie mal, eine scharmante Frau. Die kann ja noch auf der Stelle 'nen Mann kriegen . . . Und die Tochter! Ein Mädchen rein zum Verlieben. Und Sie sind ja auch nicht von gestern, Herr Rin, – wenn sie mir's anböte, ich küßte sie gleich . . . Ich denke natürlich nicht an Dummheiten! Das ist bei meinen Jahren und bei meinen Anschauungen ganz ausgeschlossen, aber schließlich, man ist doch auch nicht von Pappe. Ich dachte immer, Sie, Herr Rin, hätten so kleine Nebenabsichten . . . Aber das war wohl nicht der Fall?« Und der alte Moralist blinzelt mich mit seinen Nageraugen so recht genüßlich an. Dann wechselt die Farbe. »Aber heren Se mal! Es ist ja alles gut und schön, auch wie Mutter und Tochter standen, so wie zwei Schwestern, – aber ob das Mädel am Ende nicht doch leicht war, sehr leicht? Ich kann mir nicht helfen, sie hatte so 'n paar Augen, aus denen man nicht klug wird, mal heiß, mal kalt . . . Und mit ihrem Peter! Das kann ja gar nichts Gutes abgeben. Sie tyrannisiert ihn ja schon jetzt! Und wenn ihr nicht jeder die Cour schneidet, so mault sie. Sie war ja auch zuletzt recht kühl mit Ihnen und eigentlich ohne jeden Grund. Aber Ihnen kann ich's ja jetzt sagen, uns war schon recht bedenklich zumute eine Zeitlang. Ein junges Mädel, noch dazu 'ne Braut, die ganz allein mit 'nem fremden Herrn halbe Tage lang in den Bergen 'rumsteigt! Wenn wir nicht so genau gewußt hätten, daß Sie 'n Ehrenmann sind . . . Aber es war wirklich nicht schön! . . . Und die Mutter? Ich habe schon gleich im Anfang, als ich die Herrschaften kennen lernte, an meine Tochter geschrieben, die an einen hohen Staatsbeamten in Lobenstein verheiratet ist, – eine kolossal gescheite und gebildete Frau. Und die kennt auch so 'ne ältere Dame, die die Gräfin Angern früher ganz in ihrer Jugend gekannt haben muß . . . Heren Sie mal! Die soll ja als junge Frau 'ne recht bedenkliche Liebelei gehabt haben – 'n Kavallerieoffizier oder so was. Und es ist eigentlich für alle Beteiligten ein recht großes Glück gewesen, daß der Graf Angern so früh gestorben ist. Ich sage Ihnen! Ich weiß ja alles. Und hier am See soll sich die Sache gespielt haben. Ein schneidiger Kerl natürlich, der aber was ausgefressen haben muß, denn er war urplötzlich aus der Gesellschaft verduftet . . . Es ist ja zum Lachen, wie klein die Welt ist!« Als ich darauf auch nicht ein Wort erwiderte, wurde er ängstlich. »Sie machen natürlich keinen Gebrauch davon, Herr Rin! Die Angerns sind ja heute hoch angesehene, reiche Leute, – das Mädchen hat weit über 'ne Talermillion. Ich sage auch nur, was ich gehört habe. Ich glaube ja auch kein Wort von all dem Unsinn. Ich glaube überhaupt von keinem Menschen was Schlechtes. Also, Herr Rin, ich kann mich doch auf Ihre Diskretion verlassen?«

Der gute Mann braucht wirklich keine Angst zu haben. Wenn mich ein Gassenjunge beschimpft, lauf' ich ihm doch nicht nach. Um ein Klatschweib zum Schweigen zu bringen, muß man sie reden lassen. Nur aus der Umärmelung hatte ich mich sehr bald gelöst. Ich mache mir ungern meine Kleider schmutzig. Ja, er hat recht: es ist zum Lachen! Die beiden wahrscheinlich vornehmsten Frauen hier: bedienert, solange sie da sind, mit Kot beworfen, sobald sie den Rücken kehren. Denn was ich auch naturgemäß gegen die Mutter haben mag, ich traue ihr nichts Gemeines, nicht einmal etwas Gewöhnliches zu. Ein schamloses Pasquill wirft man ungelesen aus dem Fenster, aber man steckt es sich nicht sorgfältig ein. Die Nichte, die später dazukam, ist aus anderm Stoff. Sie himmelte eigentlich nur. »Ach mein goldiges Komteßchen, mein goldiges Komteßchen!« Und bürgerlich gewissenhaft, wie sie im Grunde doch ist, fügte sie hinzu: »Sie hätte ihrem Bräutigam regelmäßiger schreiben können – die beiden Telegramme – man erfährt's ja doch . . .«

Quedenberg, der auf der Terrasse seine Zigarette weiter rauchte, war sehr friedfertig gestimmt wie immer. »Tadellose Familie, Angerns! Nassauischer Uradel . . . Mädel mir 'n bißchen zu schnippisch – aber famose Art sonst. Lasowitz kann sich gratulieren.«

Seine Frau spielte derweilen Klavier. Ich ging zu ihr. Es gibt Stimmungen, wo es uns zur Musik drängt, obgleich sie unsern Nerven am wenigsten dienlich ist. Sie spielte Chopin. Und ich erinnere mich, sie niemals so gut spielen gehört zu haben. Ich stand hinter ihr, und ich wandte ihr die Notenblätter um. Es ist sonst nicht meine Art. Aber zu gewissen Zeiten ist man zart, liebenswürdig fast zu jeder Frau – gewissermaßen das Nachklingen einer anderweitig berührten Saite. Ich glaube heute fast, daß sie die einzige ist, die mich kennt, mich durchschaut hat, obgleich wir gerade in letzter Zeit uns kaum gesprochen haben. Sie erwähnte Angerns auch nicht mit einem Wort, solange wir beide allein waren. Wir sprachen über alles andre, über Musik, über meine etwaige Expedition. Und da fiel mir wiederum auf, wieviel die Frau gelesen, gelernt hat. Ich glaube, daß sie über den genealogischen Stumpfsinn ihres Gatten absolut verächtlich denkt. Merken läßt sie sich's nicht . . . Daß sich auch ein so ungleiches Paar zusammenspannen mußte! Es wäre ja geradezu ein Wunder, wenn die Frau nicht noch Götter neben ihm suchen sollte. Heute gefiel sie mir. Es ist schon etwas dran an diesen ehrgeizigen Verstandesfrauen. Der Kopf engagiert sich, nicht das Herz. Am Ende sind es doch die bequemsten Geliebten. Sie haben nur geistige Liaisons – und die halten.

Ich wundere mich eigentlich, daß mir alle Nebendinge dieses Tages so merkwürdig klar sind. Aber es gibt auch eine Nacht – leider!


Wenn man so sitzt und brütet über dem Schreibtisch! Dies Chaos von Empfindungen, dies Auf und Ab in dem Hexenkessel, dessen Feuer ein hohnlächelnder Teufel so recht bedächtig schürt . . . Ich verfluche, ich bete an, ich fühle deutlich, wie ich im Kreis getrieben werde, ohne die Möglichkeit, irgendwo festen Halt zu gewinnen. Ich sage mir skeptisch: wenn dir das Mädchen etwas zu sagen hatte, was des Sagens wert war, so hätte sie es hier tun müssen, hier, wo sie doch schließlich sich nur verlor, um sich zu finden. Und prompt erwidert darauf die berühmte innere Stimme: ›das ist grundfalsch. Wer sich innerlich klar werden will, geht in die Einsamkeit, in die Wüste, dann erst spricht er das letzte Wort. Denn nicht wenn der See tobt, sondern wenn er sich beruhigt hat, kann man ihm bis auf den Grund sehen.‹ Weil dich das Mädel von ganzem Herzen lieben möchte, ging sie, mußte sie gehen. Und zwischen allen diesen Möglichkeiten treibe ich herum wie ein steuerloses Wrack.

Ueberhaupt dies verfluchte Sinnieren! Es kommt nichts dabei heraus, nie und nimmermehr. – Ein Kind, das den unreifen Apfel von einem fremden Baume reißt, verzehrt ihn sofort mit dem ausgesprochensten Hochgefühle hinter dem nächsten Zaune; wir, die wir die Früchte im eignen Garten reifen lassen, arrangieren die bedächtig gepflückten auf einer Fruchtschale, präsentieren sie unsern Bekannten – und ich verstehe es weiß Gott nicht, welche Weisheit darin liegen soll, die eignen Aepfel von fremden Leuten verzehren zu sehen . . . Aber das kommt von dem vernünftigen Alter, der Schulweisheit, die alle Dinge von zwei Seiten besieht. Jedes Ding hat allerdings zwei Seiten, aber wenn wir die zweite betrachten, haben wir eben von der ersten nichts mehr. Tiere, Kinder sind die wahren Lebenskünstler, und sie sollten auch unsre Erzieher sein. Sie nehmen und besitzen. Für sie haben alle Dinge einen bestimmten Punkt, den sie nicht aus dem Auge lassen. Wir aber, in dem Bemühen, überall zwei feste Punkte zu suchen, gewinnen überhaupt keinen von beiden. – Ja, der feste Punkt! Ich finde ihn absolut nicht. Ich weiß trotz aller Wissenschaft weiter nichts, als daß ich das Mädel liebe, daß ich sie unendlich schwer ganz verlieren würde. Ich rufe mir stündlich meine ganze Liebesgeschichte ins Gedächtnis zurück – aber klüger werde ich dadurch nicht. Unsereiner, der feste Ziele gewöhnt ist, muß auch ungefähr den Weg kennen, auf dem er zu ihnen gelangt. Vorgestern noch glaubte ich ihn zu wissen, heute weiß ich ihn nicht mehr. Es ist entweder ein neuer Faktor in die Rechnung eingeschmuggelt worden, oder ich habe einen alten übersehen – darum verwirrt sich das Kalkül . . . Ich möchte sagen: Es ist die Mutter; ich könnte sagen: Es sind die Verhältnisse. Ich sage: ich bin es, ich allein! Ich habe eben vergessen, daß nur der schwere Kampf gute Siege bringt – und das war gar kein Kampf oder er war viel zu kurz. Ich habe vergessen, daß uns beide vielleicht schon vor unsrer Geburt die grundverschiedene Lebensanschauung der Eltern trennte, daß die Gesellschaftsmoral, die dem einen immer verächtlich gewesen ist, der andern Allerheiligstes bedeutete, solange sie denken kann. Götzen stößt man durch rasche Gewalttat vom Sockel. – Ich habe das nicht getan, meiner Natur nach auch nicht tun können. Ich habe vor allem vergessen, daß ich niemals zu einer Frau die Augen erheben durfte, der ich so wenig Mann sein kann.

Das alles sagt der Kopf, derselbe Kopf, mit dem Genies die kompliziertesten Maschinen auszudenken vermögen, um vor der einfachsten Lebensregung der Zelle doch ratlos dazustehen. Aber das Herz widerspricht diesem Kopf aufs entschiedenste. Es sagt, daß ich doch recht haben müsse mit meinem Gefühl, wie alles recht hat, das aus den Tiefen unsrer Natur quillt, weil es das Ursprüngliche ist, das Reine, Unentweihte, das wir hinnehmen müssen wie Sonne oder Regen, ob nun zur Freude, ob zum Leide . . . Ich habe eben das Mädel lieb, sehr lieb, und kann doch nicht eigentlich sagen, warum. Ich bin bei der Gelegenheit auf etwas ganz Unsinniges gekommen. Nachdem mir das alte Klatschmaul die Mär von der Jugendliebelei der Gräfin Angern aufgetischt, habe ich jenen Brief noch einmal durchgelesen, den ich wie durch Zufall im Nachlaß meines Vaters fand. War am Ende die Frau, die meinen Vater so tief unglücklich gemacht hat, die nämliche Gräfin Angern, die ich zu kennen glaube, wie sie mich, während wir uns doch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen haben? Und wenn wir Kinder die gleiche Erbschaft angetreten hätten? Und wenn Stoß und Gegenstoß sich auch in der übersinnlichen Welt fortpflanzten, wohl die Form wechselnd, aber niemals das Wesen, wie alle Kraft, wäre es dann nicht der vernünftigste Ausgleich, daß der unterliegende Haß eines Mannes sich durch die siegende Liebe einer Frau rächte, die unnatürlichen Gegensätze aufgehoben in ihrem natürlichen Gleichungspunkt? Der Kopf spricht nach, was das Herz wünscht, – aber schön wär's doch!


Es hat nicht mehr geregnet seit ihrer Abreise. Heute gegen Mitternacht hub der Wind an, säuselnd, klagend, heulend zuletzt. Er klimmt die Skala bis zum Sturm merkwürdig schnell in die Höhe. Und gerade in der Nacht, der Einsamkeit hat es etwas Wunderbares, die Natur erwachen zu hören, die eigentlich schlummern sollte. Ich mache das Fenster auf und sehe hinaus. Die Berglinien scharf, der Mond zwischen jagenden Wolken, über dem See das kalte Wasserleuchten der Nacht. Es weht von Desenzano, wohin die beiden gegangen sind. Und der Wasserspiegel beginnt zu schwanken, zu wogen, die Reflexe gleiten von Wellenkamm zu Wellenkamm. Erst zischelt's geheimnisvoll in den Ufersteinen, dann schlägt's dumpf an, dann zuckt der erste weiße Brandungsspritzer empor. Und ich spüre, wie der Wind die Tiefen aufweckt, wie es da von erwachenden Kräften dumpf heraufgrollt. Und das Hoffen fängt wieder an, das Glauben. Ich liebe ja den Wind, den Sturm so sehr! Und ich sehe, wie der See schwillt, die Wellen wachsen, sich überstürzen, die weißen Gischtköpfe unruhig aufzuckend, bis endlich das schwere Wogen entsteht, das anzeigt, wenn der alte Benaeus Ernst machen will mit seiner Meerähnlichkeit.

Und ich schaue und schaue – und es ist eigentlich kindisch! Ich denke mit heißer Liebe an das schöne Geschöpf und nehme das Papier mit dem vertrockneten Moos und fühle eine starke Neigung, dieses Moos zu küssen, weil es ihre Hand einmal berührt hat. Aber ich küsse es nicht! Ich bin zu alt, um töricht zu sein. Wenn's ein Zeichen wär' fürs wirkliche Wiedersehen, wie gerne küßte ich's! Und da beginnt der tolle Wirbel wieder, das Hinundher, unter dem meine Nerven erschlaffen. Es hat ja doch alles keinen Sinn! Das klingt als Leitmotiv mir auch durch den Sturm.


Es weht, daß es eine Lust ist. Die Fahnenstange auf unserm Hotel stöhnt, das Tuch will reißen. Und der blaue Garda kaum wiederzuerkennen! Blaugrün, wie gekocht, schwere, lange Wogen, wild aufbäumende Kämme, donnernder Zusammensturz; die Möwen darüber hin mit scharfem Schrei. Das ganze Ufer lang der weiße, siedende Brandungsgischt, drüben am Felsgestade der Isola wogt's wie ein Sturmreigen der Wasserfrauen. In der Bucht ein gekentertes Segelboot, dessen Mast auf und nieder taucht im Rhythmus der Wellen. Ringsum die Küstenberge, noch stummer, starrer, wie wenn sie kalt dem ungebärdigen Kinde zuschauen . . . Ich wollte, Josefa wäre hier und sähe es! Ja, das ist Kraft, Leben – wir müßten uns verstehen.

Es war mir vielleicht nicht angenehm, daß mich heute gerade die Gräfin Quedenberg zu einem Spaziergang aufforderte. Ich fühle mich nicht einsam. Wenn die Natur spricht, hat man genug zu lauschen. Aber ich ging doch gehorsam mit als der Gesellschaftsmensch, der ich nun einmal hier bin. Ich bereue es auch nicht. Die Frau strömt jene angenehme Kühle aus, bei der man sich auf sich selbst besinnt. Und ein guter Kamerad wäre sie vielleicht auch.

Wir sprachen von Afrika.

»Sie werden doch annehmen, Herr Rin?«

»Das wird sich bald entscheiden, Frau Gräfin.«

»Aber Sie müssen annehmen!«

Ich weiß nicht, warum sie so drängt. Sucht sie den Ehrgeiz, den ihr Mann nicht kennt, wenigstens bei andern Männern zu wecken?

»Und es würde mich sehr freuen, Herr Rin, einmal etwas von Ihnen zu hören, – sehr freuen! . . . Ich habe noch eine Bitte.«

»Und die ist?«

Da bricht sie kurz ab. »Später, später! Am Tage, wo Sie abfahren meinetwegen.« Und dabei gleitet über ihr Gesicht ein Lächeln, das mir nicht gefällt.


Die Woche ist bald zu Ende. Josefa hat noch nicht geschrieben. Sollte sie es vergessen haben, nach Mädchenart? Nein, so oberflächlich ist sie auf keinen Fall . . . Aber gleichviel, ich bin des Wartens müde. Der Wind hat auch abgeflaut. Ich wittere wieder die weiche, warme Sommerluft, die zu zweien so köstlich wäre, unter der man aber allein versumpft. Ich will das Ende haben, so oder so!


Endlich! Und zwar per Telegramm. Ich bin nach Sirmione zitiert. Sirmione ist so einsam und so schön . . . Soll's nun ein gutes Omen sein, daß an dem Orte der Würfel fallen soll, wo Catulls Villa stand? Catull war ein Dichter und sang von der Liebe. Aber er soll auch an der Liebe gestorben sein. Jedoch ich meine, ein Mann stirbt nicht an der Liebe, – er darf's einfach nicht! Das mögen bleichsüchtige Mädchen tun, nervenschwache Jünglinge, denen nichts zu tun mehr übrig bleibt. Unsereiner wird noch etwas zu tun übrig haben, hoffentlich. Wen der Himmel nicht mag, der geht eben zur Hölle. Jetzt, wo die Entscheidung da ist, bin ich wieder der alte. Wir Afrikaner brauchen Glück, – und ich denke, ich werd's auch in Europa haben.



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