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IV. Das Bekenntnis

»Und ihr, im Kampf ergraute Politiker, spült euch noch immer den Mund mit dem alten Begriff Vaterland, bei ihm haltet ihr noch immer, seitdem ihr über die Stufe der Familie glücklich hinausgelangt seid; und euch wird gar nicht bewußt, daß die unter derselben Fahne vereinigten Menschen oft verschiedener untereinander sind als von ihren unmittelbaren Nachbarn, – obwohl sie Fremde heißen!« Das steht in einer Kundgebung der republikanischen Jugend Frankreichs. Noch näher läge es, daß der Nachwuchs des härter leidenden Volkes die rettende Wahrheit zu der seinen machte. Aber von jungen Deutschen hört man sie selten. Hier erklären kleine Gemeinden sich gegen den Krieg, gegen jeden Krieg, den gerechten wie den ungerechten; und die Öffentlichkeit hat zugelassen, daß jetzt auch ihnen das Auftreten verboten wird. Zwölf katholische Geistliche haben sich an die Seite der Kriegsverweigerer gestellt. Ihnen folgt ein vereinzelter Gelehrter, der seinen Weltruhm schon durch seine Tapferkeit verdienen würde. Das ist alles, fast alles; und selbst in diese Bekenntnisse wird noch nicht eingeschlossen das Wichtigste, daß der geltende Begriff des Vaterlandes überholt und im Absterben ist.

»Wir verwerfen das Dogma der nationalen Souveränität, weil wohl ehemals dieses Dogma unsere Unabhängigkeit verbürgte, aber weil es in der modernen Welt nur noch sich fortschleppt und gefährlich ist.« Das schreibt Pierre Cot, ein hervorragendes Mitglied jener radikalen Partei Frankreichs, die in ihrer ganzen Geschichte die Trägerin der Französischen Revolution gewesen ist. Die Revolution war nationalistisch, sie selbst erfand den Nationalismus; aber ihre Nachkommen schicken sich an, abzufallen vom Dogma der nationalen Souveränität. Eine andere Nation, die es sich unter den gegebenen Verhältnissen weit weniger erlauben kann, besteht darauf. Keine einzige deutsche Partei gibt irgendein Anzeichen der Wandlung; sogar die kommunistische stand noch unlängst im Wettbewerb mit den übrigen Nationalisten Deutschlands – als ob irgendeine soziale Erneuerung, zu schweigen vom vollständigen Sozialismus, jemals den Weg frei finden könnte innerhalb geschlossener nationaler Grenzen.

Hier spricht der Wirtschaftspolitiker Joseph Caillaux: »Als 1919 der Konflikt beendet war, mußte man schleunigst den alten Erdteil wieder aufbauen und die Fabrik Europa in Gang setzen – was sag ich, enger als vor dem Krieg mußte Europa an sich selbst als Ganzes gebunden werden. Aber das Gegenteil hat man getan.« Worauf Caillaux den Geist Anatole Frances beschwört, der schon in den Friedensverträgen den Untergang Europas beschlossen sah! »Zuerst die wirtschaftliche Einigung, dann die politische, oder wir gehen zusammen unter«, so schließt der Wirtschaftspolitiker. Der alte Schriftsteller Rosny findet die ganze europäische Wirtschaft lahmgelegt in der Hauptsache durch alberne nationale Streitigkeiten. Er meint Deutschland. Alle Franzosen meinen zuerst dies Land, wenn sie Europa sagen. Viele von ihnen fürchten es, eine viel größere Zahl wird begierig von ihm angezogen; und die brennende Anteilnahme wie an einem Element der eigenen Zukunft, einzig dies Land bewegt sie dazu. Nur eins wäre wirkliche Sicherheit, für mehr als ein Volk, für alle auf dieser, Asien vorgelagerten Halbinsel. Das wäre das Zusammengehen Deutschlands mit Frankreich – nicht bloß ihre Verständigung; und sogar Zusammengehen sagt noch nicht genug. Sie müßten sich vereinigen, sie und ihr Staat. Es müßte derselbe sein.

Hier spricht ein Schriftsteller aus der Generation der Kriegsteilnehmer, Jean-Richard Bloch: »Ohne die Übereinstimmung Deutschlands und Frankreichs ist der Friede unmöglich, Europa und seine Zivilisation müssen jeden Luftzug fürchten. Andererseits ist diese Übereinstimmung nicht zu erwarten von einer Propaganda der Gefühle und ihrem Ausbruch, von keinem unwiderstehlichen Herzensdrang der beiden Bevölkerungen zueinander. Also muß die Übereinstimmung den beiden Völkern aufgenötigt werden. Ich sage: aufgenötigt von allen guten Köpfen beider Länder.« Folgt die Berufung auf die Geschichte: Frankreich selbst ist einst nur durch Gewalt geeint worden, und auch Deutschland, so viel später, immer noch mit Blutvergießen. Womöglich unblutig, aber mit allen Mitteln der Macht, des Gesetzes und der Ungesetzlichkeit wären von einer Gruppe entschlossener, nachsichtsloser Staatsmänner beider Länder zu erzwingen das gemeinsame Wirtschaftsgebiet, die gemeinsame Heeresleitung und Diplomatie, dieselbe Notenbank und das Bundesparlament! Geschieht dies alles nicht schon jetzt, dann verwirklichen später die beiden Proletariate es auf ihre Art.

Solche Vorstellungen, solche weittragenden Wünsche bestehen nebenan, sie zeugen fort, sie drängen nach Verwirklichung, sie sind schon die kommende Wirklichkeit, wie jeder Gedanke, der sie herbeiruft. Utopie – ist niemals der Glaube, daß alles Vernünftige auch möglich ist. Utopie ist die Wiedererweckung des Abgelebten. Wir versäumen diesseits der Grenze viel in diesem Augenblick. Hüten wir uns! Betäubt vom Lärmen unserer nationalen Erregung nehmen wir Stimmen von drüben, die uns erwecken sollen, gar nicht zur Kenntnis. Nichts erfahren wir von dem Kampf des tapferen Victor Margueritte, damit kein Krieg mehr beschlossen werden könne außer durch Volksabstimmung. Bei uns ergeht höchstens der Ruf nach Abrüstung der anderen, und inzwischen gewöhnt man die deutsche Jugend an eine nur militärische Art des Gemeinschaftsgeistes. Das sind wohl Folgen alter Niederlagen, alten Unrechts; aber sie dauern zu lange. Fortwährend erbitterter, verbissener, erinnert Deutschland allein sich an das Jahr 19, und leider von ihm allein wird aufgehalten die veränderte Welt, die es zu gern vergäße. Deutschland pflegt den Gemeinschaftsgeist, sich selbst aber macht es furchtbar einsam.

Der Vertrag von Versailles wird verlängert auch vom deutschen Nationalismus. Sonst könnte er ablaufen, er wäre morgen erledigt. In Frankreich, gerade dort, sind Hände uns, uns entgegengestreckt, sie wollen nur genommen werden. Die herrschende Politik Frankreichs würde grade jetzt der Einsicht zugänglich sein. Wir könnten das Bündnis, nichts Geringeres als das Bündnis könnten wir haben, anstatt aller einzelnen, zänkisch erstrittenen Berichtigungen des längst überholten Vertrages. Der fällt von selbst mit dem, was wirklich unerträglich ist; aber er fällt ohne jeden Zweifel nicht früher, als bis wir Verbündete Frankreichs sind. Zuerst das Bündnis, dann das Ende von Versailles, die umgekehrte Reihenfolge wird nicht stattfinden.

In den Wahlversammlungen des anderen Landes darf das Wort Krieg nicht ausgesprochen werden, nicht einmal von einem Redner, der sich dagegen erklärt. Hierzulande verbietet man inzwischen die Kundgebungen für den Frieden. Als sie noch hingingen, sprach bei einer von ihnen der Präsident eines Bundes französischer Frontkämpfer; er war eigens nach Berlin gekommen. Ganz kürzlich ist es geschehen, daß französische Matrosen in das Gebet für ihre untergegangenen Kameraden die Opfer der deutschen »Niobe« mit einschlossen. Kleine Städte haben dort Goethe gefeiert, ohne Rücksicht darauf, daß kein deutscher Ort sich einfallen ließe, eines großen Franzosen zu gedenken. Dagegen sind Berliner Schüler angehalten worden, eine vorgebliche Hilfe für verfolgte Deutsche auch auf das Elsaß zu erstrecken, anstatt auf Tirol, das einfach aus dem Spiel blieb. Elsässer sind freie französische Bürger, verfolgt werden Tiroler. Aber dieser Nationalismus hält sich bei den Verfolgten nicht auf, wenn der Verfolger ihm genehm ist. Was ihn in Bewegung setzt, ist nicht die Liebe für ein Volk, sondern der Haß auf ein anderes. Sein Wesen ist Unsicherheit, sein ganzer Antrieb der Haß, und eine starke deutsche Regierung hätte ihn schon gebändigt, sobald sie seinem Haß das Ziel nähme – durch das Bündnis mit Frankreich.

Dies Land hat keine starke Regierung. Die Republik brachte auch früher keine hervor, aber diese diktatorische ist kraftloser als jede. Sie erhält sich mit Hilfe einer Außenpolitik der sinnlosen Demonstrationen. Sie ist nicht von der Wirkung überzeugt, sie rechnet auch nicht mit Wirkungen, sie will bleiben, das genügt diesen kleinen Leuten. Die bilden sich ein, Herren zu sein! Ihr untauglicher Machtwille ahnt gar nicht, daß eine Welt darauf wartet, ergriffen und genommen zu werden, die Welt jenseits des Nationalen. Dort liegt das unerhörte Feld für die Kräfte, die es erkennen. Aber was verlangt man denn von diesen gestürzten Reitern, als daß sie sich gerade noch am Schwanzende des Nationalismus festhalten, bevor auch er ihnen durchgeht! Das schlimmste ist bei weitem nicht ihre lächerliche Anmaßung gegenüber dem eigenen Volk, damit wird es von selbst bald aus sein. Aber sie haben Befehlsgewalt in der Stunde, da zwei Länder ihren geschichtlichen Augenblick versäumen. Anstatt des Bündnisses mit Frankreich, das zu haben wäre, versuchten sie, Deutschland eine unitaristische Reichsreform aufzuzwingen, nur damit ihre kleine Klasse sicherer in der Macht sitzt. Aber Deutschland ertrüge weit schwerer den Unitarismus altpreußischer Prägung, als einen Bundesstaat, der ganz Frankreich mit begriffe. Der verspätete deutsche Nationalstaat hat seiner eigenen Idee nie ganz genügt. Das ist kein Grund, weshalb eine noch größere, die Föderation der deutschen Nation mit der französischen, nicht Wirklichkeit werden sollte!

Die Dinge neigen zum Äußersten; es ist unzulässig geworden, nicht die Wahrheit zu sagen, selbst vor einem brüllenden Meer von Unwahrhaftigkeit. Es handelt sich darum, abzurechnen über ein politisch-geistiges System. Das steht nicht bei politischen Fachleuten, die darin aufgegangen sind. Es ist auch nicht die Sache der abgewirtschafteten Wirtschaftsführer. In Deutschland waren sie durch lange Jahre ein Bestandteil des nationalen Aberglaubens. Der verzweifelte Zustand des Landes erschüttert endlich den Aberglauben an die Wirtschaft. Wer bleibt übrig? Eine so tiefe Erneuerung kann nur dort beginnen, wo gedacht wird. Zwar sollten die neuen Begriffe schon völlig anerkannt sein, sie liegen offen zutage in den Tatsachen selbst. Aber für sogenannte Führer hat es sich bis jetzt bequemer gegen die Tatsachen gelebt, und jetzt fürchtet einer den andern. Zu lange haben sie einander im Nationalismus überboten; plötzlich gestände der eine, daß es sinnlos war; aber der andere, der dabei verharrt, hat vielleicht doch noch eine Weile Erfolg – die letzte Weile, bevor alles aus ist! Das wäre zu viel verlangt von den Handelnden. Vorausgehen müssen wenigstens einige Bekenner, – die Erfolge nur auf lange Sicht gewohnt sind und Menschen nicht scheuen.

Hier ist die ganze Zeit nichts enthüllt worden außer verheimlichten Selbstverständlichkeiten. Ungewöhnlich ist die Hartnäckigkeit, mit der sie unterdrückt werden. Auch die Gefahr für den Bekenner mag nicht alltäglich sein. Die geistige Arbeit könnte von manchen geleistet werden. Hinzukommen muß nur der Mut – erstens, soviel überreife Wahrheit noch groß zu verfechten unter Verzicht auf alle Seltenheiten, und dann der Mut schlechthin. Ich wünsche ihn den einzelnen Intellektuellen, denn dies ist ihre Stunde. Ein geistiges System soll ersetzt werden. Das alte, das den abgelaufenen Teil des Jahrhunderts beherrscht hat, war der Irrationalismus; er fällt zusammen mit den letzten Zuständen der nationalen Idee. Die Idee des Übernationalen, die allein lebensfähige, hat zur Voraussetzung die wiedereingesetzte, die verjüngte Vernunft, ein ganzes System des Lebens in Vernunft und Wahrheit. Ja, das Bekenntnis zu der Idee des Übernationalen eröffnet selbst schon das neue Zeitalter. Das Bekenntnis ist Handlung und unter den Taten dieses Augenblicks die einzige nicht ganz vergebliche.

Übrigens werden die vereinzelten Bekenner erstaunen, wie wenig sie auf einmal allein sind. Wahrscheinlich ist eine Mehrzahl in diesem Lande es eigentlich müde, unvernünftigen Leidenschaften zu gehorchen anstatt dem besseren Wissen. Das bessere Wissen und Gewissen braucht manchmal nur aufzutreten, sofort antworten innere Stimmen, die überhört worden waren. Der Glaube an die blinde Gewalt, an das Nichtdenken, an den sinnlosen Kampf, den schlechten Haß, vielleicht ist das alles dort angelangt, wo es bloße Übereinkunft wird, die innere Zustimmung fehlt schon. Man wartet auf das erlösende Wort, obwohl man noch aufbrüllt, wenn es fällt. Gerade die zuletzt erschienene Partei der äußersten Widervernunft könnte als erste erfaßt werden von der Ungewißheit und vom Überdruß. So treibt man es doch nicht lange. Diese Nationalsozialisten sind eine Volksmasse schlechthin, ohne anderen festen Grundsatz als den, daß sie leben will. Als der Sozialismus unerfüllt geblieben war, ließ sie sich mit dem Nationalismus des letzten Zustandes ein. Nichts gelingt so schnell, als eine bekannte Größe mit Wucht für die letzte Errungenschaft auszugeben bei einer Volksmasse, die leidet und ratlos ist. Aber ebenso schnell ist sie davon enttäuscht. Sie muß sehen, daß ihre schlimmsten sozialen Gegner beileibe nicht weniger national sind. Ja, sie selbst wird beiseite geschoben und geknechtet auf Grund desselben Nationalismus. Die nächste Folge ist, daß sie andere Volksmassen weniger verächtlich findet, die übernächste, daß sie mit den Sozialisten ihres Landes eine Notgemeinschaft eingehen wird. Die Not drängt, die Gemeinschaft wird nicht lange aufzuhalten sein. Das kann weit führen. Zum erstenmal würde die ganze gequälte Mehrheit eines Volkes sich geeinigt haben gegen eine geringe Zahl, deren erklärte Machtstellung der Nationalstaat ist.

Einzelne müssen bekennen, daß sie den Nationalstaat verlassen haben; denn sie sind nur der Anfang der Masse und nehmen ein Volk vorweg. Sie müssen einfach sprechen, als wären sie schon das Volk, obwohl es sie bis jetzt lieber niederschlüge, als daß es sie anhört. Aber nur bei diesem Stande der Dinge ist es notwendig zu sprechen, später nicht mehr. Sie müssen bekennen:

Ich ersehne den übernationalen Staat und nicht nur im allgemeinen den europäischen Staatenbund, sondern ohne Umschweife seinen nächsten Anfang, den Bundesstaat Deutschland-Frankreich; weil er allein den wirklichen Tatsachen ihre natürliche Auswirkung und den Menschen die Freiheit verspricht. Ein einzelnes Land ist in Europa nicht mehr lebensfähig, weder wirtschaftlich noch politisch und erst recht nicht sittlich; mehrere, übernational verbundene, haben Aussicht, ihre Menschen besser und glücklicher zu machen. Einem einzelnen Land kann niemand dienen; er lügt, wenn er es behauptet. Es gibt nur zusammenhängende Interessen und den Dienst an ihnen.

Sie müssen bekennen:

Ich habe den alten Macht- und Nationalstaat verlassen, weil sein sittlicher Inhalt ihm ausgetrieben wird. Er erhält sich nur noch in Haß und Verwilderung, und der unsittliche Zwang, den er anwenden muß, ist die Ursache aller Verbrechen, von denen es in ihm wimmelt, auch der scheinbar privaten. Der nationalistischen Lüge werden die Menschen geopfert. Der nationalistischen Lüge wird das Menschentum geopfert. Ich bin es gründlich satt, die freche Lüge zu hören, daß nicht der Kampf um das Menschentum der höhere Beruf ist, sondern der Kampf dagegen. Die Verehrer des kriegerischen Daseins würden ihr Lebensziel noch am anständigsten erreichen, wenn sie Selbstmord begingen, anstatt daß Millionen unfreiwillig mit ihnen sterben.

Der einzelne muß bekennen:

Das Vaterland in Gestalt des bisherigen Macht- und Nationalstaates hat jeden Sinn und Wert verloren, es liebt uns nicht, es quält und vernichtet uns; und darum liebt niemand es. Millionen hassen es, wie noch nie einen Feind; man frage die Opfer des »freiwilligen« Arbeitsdienstes. Alle Knechte eines entmenschten Vaterlandes werfen es sich gegenseitig an den Kopf, um einander besser zu hassen und auszunutzen, das ist sein ganzer Zweck, solange es die Gestalt des alten Nationalstaates behält. Zuerst die Sicherheit und die Würde des Lebens, dann erinnert ihr euch eurer sittlichen Natur, der Selbstachtung, des Wohlwollens für die Welt, eures Bedürfnisses, euch an sie anzuschließen, anstatt dieser erbosten Abkehr, die nur ein unmenschlicher Staat euch aufzwingt.

Der einzelne muß bekennen:

Ich glaube und ich weiß, daß die Deutschen, gerade sie, in ihrem tiefsten, überlieferten Innern hoch über ihrem Staat stehen. Gerade sie wird es, nach besserer Anhörung ihrer selbst, das geringste kosten, ihn zu verlassen. Die nächste Stufe ist immer deutsch, und die nächste Stufe ist das Übernationale.

Das Bekenntnis muß nur abgelegt werden; die einmal ausgesprochene Wahrheit ist immer schon auf dem Wege. Das Kennzeichen der lebendigen Wahrheit ist, daß sie fertig dasteht – und noch gefährlich ist. Ein Deutscher, wie sie früher waren und künftig wieder werden sollen, hat gedichtet:

Hienieden lohnt's der Mühe nicht, zu zagen,
Und wahr und frei zu sprechen kleidet jeden,
Da bald wir alle ruhn in Sarkophagen.

So bleibt es, auch wenn keine feierliche Grabstätte uns erwartet, sondern nur ein schnell vergessener Hügel.


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