Mackay
Der Schwimmer
Mackay

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3

In dieser Zeit, die die glücklichste seines Lebens hätte sein müssen, war Franz Felder nicht glücklich.

Alles, was er je in seinen kühnsten Träumen kaum zu hoffen gewagt, hatte er erreicht; alle Siege, die überhaupt erlangbar waren, waren ihm zugefallen; was keinem je zuteil geworden: höchste Ehren in so frühen Jahren, er besaß sie...

Dennoch war er nicht zufrieden.

Alles konnte er ertragen, nur nicht diese Ruhe nach solchen Siegen.

Ihn dürstete nach neuen und größeren Erfolgen, gleich dem Trinker, dessen Durst sich mit jedem neuen Glase vermehrt – er begehrte etwas Neues, noch nie Dagewesenes...

Größere Siege gab es nicht, so konnten es nur außergewöhnlichere sein.

Eine Idee tauchte wieder in ihm auf, die ihn schon oft beschäftigt, und ließ ihn nicht mehr los.

Er war Schwimmer, ausschließlich Schwimmer. Als Schwimmer war er vom besten seines Klubs allmählich der Meister Europas geworden.

Ein ausgezeichneter Taucher war er schon als kleiner Kerl gewesen, und er wühlte immer noch zuweilen unter dem Wasser herum, um die Kraft seiner Lungen zu erproben und aus reiner Lust. Aber an den Konkurrenzen der Teller und Hechttauchen hatte er nie teilgenommen. Sie waren ihm immer als etwas Minderwertiges vorgekommen.

Im Springen dagegen hatte er es über den glatten und schönen Kopfsprung, mit dem er stets ins Wasser ging, nicht hinausgebracht. Andere Sprünge hatte er früher wohl gekonnt und noch manchmal versucht – aber immer nur ungern, und dann war er regelmäßig so aufgeschlagen wie alle anderen, die sie nicht ständig übten. Endlich waren sie gänzlich gegen sein Schwimmtraining zurückgetreten und über ihm in Vergessenheit geraten. Er konnte keinen einzigen mehr ordentlich.

Daher hatte er sich an den Mehrkämpfen im Schwimmen, Springen und Tauchen, aus denen der als Sieger hervorgeht, der die größte Anzahl von Punkten in allen drei Arten aufweist, nie beteiligt und nie daran denken können, es zu tun. Aber nie hatte er in den letzten beiden Jahren seiner beispiellosen Triumphe ein Gefühl des Mißmuts ganz unterdrücken können, wenn er sehen mußte, wie bei den Preisverteilungen noch andere als er zu Meistern ernannt wurden, zu Meistern im Mehrkampf und Springen, und gleiche, wenn auch nie so beispiellose Ehren genossen wie er. Besonders stark war dieses Gefühl – mehr ein Gefühl der Unbefriedigung, kein Gefühl des Neides, denn kleinlich war er nicht – im letzten Jahre geworden, wo es dem Verwöhnten schwerer und schwerer wurde, mit anderen zu teilen.

Sein Ehrgeiz ließ den Gedanken nicht ruhen und schürte ihn immer von neuem: sollte es denn nicht möglich sein, auch dieses Gebiet für sich zu erobern, auf ihm gleiche oder doch ähnliche Triumphe zu erlangen wie auf seinem eigensten, und wenigstens einzelne Mehrkampfpreise an sich zu reißen? – Im Tauchen würde es ihm leicht gelingen, sich durch einfache Übung ohne große Anstrengung so lange »unter Wasser zu halten« wie die anderen; Übung und eine normale Lunge genügten hier vollkommen. Und erst die seine! –

Aber im Springen?! – Er hatte bei seiner Einseitigkeit die anderen Sports so gänzlich vernachlässigt, z. B. nie geturnt; er war kein Knabe mehr, dessen Muskeln noch weich und nachgiebig waren gegenüber allen Anforderungen, sich auszubilden, – und hier kam nicht nur Ausdauer und Übung in Betracht, sondern jene spezifische Begabung, die ihn gerade auf seinem Gebiet zu dem einzigen Schwimmer gemacht hatte. –

Die Frage war: Konnte ein erster Schwimmer überhaupt ein erster Springer sein, und umgekehrt?

Die Erfahrung sprach dagegen. Es gab erstklassige Schwimmer, die hervorragend gute Springer waren, und umgekehrt. Die einen oder anderen waren es gewöhnlich, die sich daher die ersten Mehrkampfpreise holten, indem sie durch die eine Fertigkeit ersetzten, was ihnen an der anderen fehlte, und nur selten verscherzte sich einer von ihnen durch schlechtes Tauchen den Preis. Aber daß sich ein und derselbe auf einem Feste an zwei ersten Einzelkonkurrenzen auf verschiedenen Gebieten beteiligt hatte, das war wohl noch fast nie dagewesen und hätte jedenfalls mit der sicheren Niederlage auf dem einen der beiden Gebiete geendet. Daher fielen die Preise hierhin und dorthin, und der Klub genoß die höchste Ehre, dem es gelungen war, nicht nur erste Schwimmer, sondern auch erste Springer heranzubilden. So besaß der S.-C. B. 1879 neben dem Meisterschwimmer Felder den unübertrefflichen Springer Grafenberger.

Felder wußte dies alles ganz wohl.

Aber er kam von seinem Gedanken nicht mehr los. Es nutzte alles nichts. Er ertrug es schon nicht länger, andere neben sich als ebenbürtige Meister gleich gefeiert zu sehen – einmal, einmal mußte er das Hochgefühl ganz auskosten, allein, ganz allein unter dem Jubel des Tages dahin zu schreiten – : keinen neben, alle hinter sich...

Wenigstens mußte er versuchen, ob es ihm nicht gelang, durchzusetzen, was er plante.

Mit der alten, zähen Entschlossenheit, der ganzen Verbissenheit in sein neues Ziel, ging er auch diesmal ans Werk. Er wollte vorab nichts verlauten lassen. Einmal, weil er nicht ausgelacht werden wollte, wenn die Sache mißlang; dann aber, weil er ganz gut wußte, daß mit seinen beispiellosen Erfolgen ihm überall Neider entstanden waren, die es sicher an gehässigen Bemerkungen nicht fehlen lassen würden, wenn sie sahen, wie er, immer noch nicht zufrieden, weiter und weiter die Hände nach den Lorbeeren anderer streckte...

Überhaupt war es ganz ausgeschlossen, daß er sich unter aller Augen plötzlich im Springen versuchte. Er konnte ja nicht mehr im Bade erscheinen, ohne daß man ihm auf Schritt und Tritt nachging und jede seiner Bewegungen verfolgte. Beim Schwimmen störte es ihn nicht, und er hatte sich längst an die leise geflüsterten Worte und die neugierigen Blicke gewöhnt. Aber bei dem, was er jetzt vorhatte, hätte es jeden Versuch von vornherein vereitelt.

Er mußte einen Ort ausfindig machen, an dem er ungestört seine neuen Übungen anstellen und sich so weit ausbilden konnte, um mit einiger Sicherheit vor seinen Klub an den Übungsabenden hintreten zu können. Das war nicht einmal schwer. Berlin, so arm an Winterschwimmhallen, besaß neben seinen am meisten besuchten Volksbadeanstalten und den ein, zwei großen privaten Hallen in dem einen oder anderen Stadtteil noch ein oder zwei Bassins, unbrauchbar für die Schwimmfeste ihrer Kleinheit wegen, gekannt nur von wenigen alten Stammgästen und gehalten von ihren Besitzern nur als unfruchtbarer Anhang zu ihren Etablissements, weil sie nun einmal da waren. Ein solches Bad lag ganz im Süden der Stadt, jenseits des Halleschen Tores – verlassen von aller Welt und als Schwimmbad seit langer Zeit vergessen und kaum mehr genannt. Ob es noch existierte, wußte selbst Felder nicht, der hier vor Jahren einmal gewesen war, um der kleinen Veranstaltung irgendeines längst eingegangenen Klubs beizuwohnen.

Das war, was Felder jetzt brauchte, und eines Abends unternahm er eine heimliche Orientierungsreise nach dem Süden der Stadt.

Er fand ein dunkles, tiefes Loch, gefüllt mit einer schwarzen, kalten Flüssigkeit, völlig ungeeignet zum Schwimmen, da Felder es mit einem einzigen seiner Stöße in die Länge und einem halben in die Breite durchmaß, aber von genügender Tiefe, selbst für die geraden Sprünge, und leidlich erhaltenen Sprungbrettern in zweifach verschiedener Höhe. Einmal in der Woche übte hier der Schwimmklub einer Schule, der mit sportlichen Kreisen in keiner Berührung stand; sonst badeten nur morgens ganz früh und abends nach der Arbeit ein paar Täglichschwimmer hier, die es »nicht lassen konnten«, wie der verschlafene Bademeister meinte, der Felder nicht einmal dem Namen nach kannte.

Dieser entschloß sich sogleich, nachdem er einige Versuchssprünge gemacht hatte. Hier würde ihn sicher niemand finden. Wenn er allwöchentlich einmal auf den Übungsabenden (wenn hier die Lehrer mit ihren Schülern hierherkamen) und ein anderes Mal auf den Sitzungen seines Klubs erschien, wenn er zudem nach wie vor die Sonntage mit seinen Leuten verbrachte, so konnte es nicht weiter auffallen, daß er regelmäßig die vier anderen Abende fortblieb. Außerdem erwartete jetzt auch kein Mensch mehr von ihm, daß er wie bisher weitertrainierte. Und schließlich war er doch eben auch der berühmte Franz Felder, der tun und lassen konnte, was er wollte, und den so leicht keiner mehr danach fragen durfte.

Zustatten kam ihm, daß die Arbeitszeit in der großen mechanischen Werkstätte, in der er jetzt wieder eine Stelle angenommen hatte, nur bis sechs Uhr dauerte. Wenn er auf den Weg eine Stunde rechnete, so konnte er um sieben am Halleschen Tor sein. Die Kasse des Bades schloß um acht; das Bad selbst um neun Uhr. Es blieben ihm also zwei Stunden – viel zuviel für jeden anderen, noch zu wenig für ihn und für das, was er vorhatte.

Vom Entschluß zur Ausführung war für Felder nur ein Schritt. Die ganze Hartnäckigkeit seines Willens zeigte sich jetzt von neuem. Viermal die Woche, jeden Montag und Dienstag, jeden Donnerstag und Freitag, machte er nach der Arbeit den weiten Weg nach dem Süden, übte frisch, als wenn er nicht von der Arbeit, sondern aus dem Bette käme, seine Sprünge, von den einfachsten allmählich zu den schwierigeren übergehend, und endlich die schwierigsten – treu, unermüdlich, täglich von neuem die Kraft seines Körpers in dem fremden und ungewohnten Kampfe erprobend, und nie beruhigt über seine Fortschritte, nie zufrieden...

Wie er früher geschwommen und nur geschwommen hatte, so sprang und sprang er jetzt. Alles Gelernte durchging er jeden Abend von neuem, um sicher zu sein, nichts gegen gestern eingebüßt zu haben, und täglich ging er einen Schritt weiter. Zunächst wiederholte er die einfachen Sprünge, die er als kleiner Knabe dort draußen in dem Kasten an der Spree halb im Spiel gelernt, aber fast vergessen hatte, und sah mit Freude, daß er sie noch konnte: das einfache Abfallen und den »Abrenner« sowie die leichtesten Formen der Kopfsprünge, in ihren verschiedenen Arm- und Beinhaltungen, das Anlegen, Anziehen, Strecken, Spreizen derselben. Dann diese selben Kopfsprünge in ihren verschiedenen Drehungen, der viertel, halben und ganzen Drehung um die Längsachse, vorwärts und rückwärts, und wiederum dieselben mit Anlegen oder Hochheben der Arme, alle diese sogenannten »Schrauben«. Alsdann die Hechtsprünge, die Bohrer, bei denen man ins Wasser schoß wie ein Pfeil, und auch diese in ihren mehrfachen Armhaltungen und Drehungen beim Niedergehen. Endlich die »Schlußsprünge«, diese schwierigen Sprünge mit ihren wunderbaren Drehungen um die Breitenachse, die bis zur eineinhalb-, ja zweieinhalbfachen Drehung des ganzen Körpers gingen, die so berühmten »Saltos«, bei denen der Springer sich in der Luft um sich selbst dreht wie ein Ball, Sprünge, die in ihrer Vollendung von ungeheurer Schwierigkeit sind und daher selten mit der höchsten Nummer sechs gewertet werden konnten, da sie nur dem Geübtesten gelangen. Ganz zuletzt noch die Spreizsprünge, jene sogenannten Auerbachsprünge, bei denen das regelrechte Spreizen der Beine die Hauptsache war...

Daneben aber galt es einen großen Teil aller dieser unendlich verschiedenfachen Sprünge zu üben in ihren wiederum so verschiedenen Ansätzen: aus dem Stand oder mit Anlauf; und sodann die aus dem Stand in ihrer beim Abspringen angenommenen Haltung: vorwärts, rückwärts, seitwärts. Endlich aber sie noch zu beherrschen von verschiedener Sprungbretthöhe aus, der niedrigen von einem, der mittleren von drei, der hohen von sechs Metern aus.

Selbstverständlich war es ein Unding, alle diese Sprünge in allen ihren verschiedenen Ausführungsarten sich zu eigen zu machen. Kein Mensch konnte das, und Felder dachte auch gar nicht daran: Worauf es ihm ankam, war nur, sich einige der schwierigen, und wenn möglich die schwierigsten, bis zur Sicherheit einzulernen, vor allem die, welche bei den Konkurrenzen gewöhnlich verlangt wurden; und sich sodann einige andere ebenfalls bis zur Vollendung zu eigen zu machen, um sie als selbstgewählte Sprünge, im »Kürspringen«, ins Treffen zu führen.

Vorerst durfte er an die Erreichung dieses Zieles noch gar nicht denken und mußte froh sein, wenn er die einfachen Sprünge, die, »welche jeder konnte«, lernte. Denn eigentlich konnte er noch gar nichts und war sich auch ganz klar darüber.

So übte er einstweilen und war froh, es so ungestört und unter den Augen seiner eigenen Kritik tun zu können.

Denn seine Berechnung täuschte ihn nicht. Er konnte ruhig sein, daß ihn hier niemand suchte und fand. Die Schwimmklubs hatten sämtlich ihre bestimmten Abende in den anderen Bädern, an die sich ihre Mitglieder hielten, und sonst waren es immer dieselben paar Gäste, die den alten mürrisch-schweigsamen Bademeister abends aus seinem Winterschlaf für eine Weile aufstörten: ein fanatischer Naturmensch, der durch den tiefsten Schnee in bloßen Sandalen herkam, um sich unter der kältesten Dusche zu erwärmen; ein uralter Doktor, Medizinalrat usw., der auf den Schlag der Stunde kam, sich geräuschlos entkleidete und seinen dürren Körper für genau zwei Minuten am untersten Ende des Bassins ins Wasser tauchte, wobei er sich krampfhaft an der Leiter festklammerte; ein kleiner Judenjunge, der auf den Befehl seiner Eltern kam, die es offenbar für sehr gesund hielten, wenn er sich nach langem Zaudern endlich entschloß, ins Wasser zu springen, einmal herumzuschwimmen und dann eine halbe Stunde lang noch bebend vor Angst und zitternd vor Frost mit bloßen Füßen auf dem kalten Steinboden zu stehen und mit großen, staunenden Augen Felders Sprüngen zuzusehen; und dann noch einer oder zwei von denen, die es »nicht lassen konnten« – keine großen Schwimmer, aber passionierte Wasserratten, denen diese köstliche Erfrischung einer täglichen Hautreizung Bedürfnis geworden war.

Keiner von ihnen allen wußte, wer Felder war und was ihn hierher brachte. Er trug ein einfaches Trikot und eine Badehose ohne jedes Abzeichen, die er sich zu diesem Zwecke gekauft hatte – das erstemal seit für ihn undenkbarer Zeit, daß er die blauweißen Farben seines Klubs nicht führte...

Ein seltsames Bild, dieses jeden Abend: der nicht große, aber hohe Raum halb im Dunkeln, nur schlecht beleuchtet von ein paar flackernden Gasflammen, und unregelmäßig, oft kaum erwärmt. Das schwarze, stille Wasserbecken, eine hohle Tiefe ohne Grund. Hier und da hinter den verhängten Nischen ein vereinzelter Badegast, der sich langsam auszieht, langsam ins Wasser geht und langsam wieder heraus. Kein Rufen und Lärmen wie sonst in allen Bädern – kaum ein Gespräch; ein eisiges, unheimliches Schweigen, einzig unterbrochen zuweilen durch das plötzliche Schnauben des Dampfes, der an einer fehlerhaften Stelle der Wärmeröhren pfeifend herausschießt, um wie eine Sommerwolke schnell zu verfliegen. Dann kommt Felder, greift rasch mit einem kurzangebundenen »Guten Abend« nach seinen Sachen, steigt zur Galerie hinauf, wo er sich schnell entkleidet – und nach wenigen Minuten bereits hallt und rauscht das Wasser unter seinen ersten Sprüngen. Da gibt es nicht erst lange Abkühlung und Abreibung und bedächtiges Überlegen: ein einziges Emporstrecken der Arme, ein Dehnen des dampfenden Körpers, dann ein festes Aufsetzen, und er ist in seinem Element. Und nun bebt und dröhnt für die nächste Stunde das Sprungbrett wieder und wieder unter den unermüdlichen Füßen, und das schlafende Wasser gurgelt und grollt leise bei den Sprüngen, die gelingen, wenn der Körper es wie ein Pfeil durchschneidet; und es knallt und spritzt hoch auf zu den Wänden bei denen, die mißlingen und die ihn flach aufschlagen lassen, wie ein Brett... und es hat nicht Zeit mehr sich zu beruhigen, bis Felder endlich atemlos, rot wie ein Krebs und völlig erschöpft – eine Pause machen muß, in der er in irgendeiner Ecke auf einer Bank liegt und, die Hände unter dem Kopf gefaltet, zu dem schmutzigen Glasdach emporsieht...

Kaum wieder zu Atem gekommen, beginnt er das Spiel von neuem und von neuem: immer schwieriger werden seine Sprünge, immer intensiver die Anspannung seiner Muskeln und immer peinlich-genauer ihre Ausführung, und wieder gellt und schreit das Wasser unter den Schlägen dieser Hände, und grollt und schäumt und murrt noch, wenn Felder schon wieder auf dem Brett steht, während der kleine Junge zitternd vor Kälte mit seinen immer erschrockenen Augen den rätselhaften Springer verfolgt und in der Ecke fauchend der Dampf für eine Minute aus der zerplatzten Röhre schießt...

Fast ein Vierteljahr – von Weihnachten bis zum beginnenden Frühjahr – dauerte dieses neue zähe und seltsame Training: in den ersten Wochen sprang Felder stets allein, denn es kam ihm zunächst darauf an, seine Glieder für die neuen Anforderungen gelenkig zu machen. Dann, als er von den einfacheren zu den schwierigeren Sprüngen übergehen mußte und sie nicht mehr selbst kontrollieren konnte, brauchte er jemand, der sie wenigstens einigermaßen zu bewerten vermochte, und er vertraute sich nach Abnahme eines heiligen Ehrenwortes seinem getreuen Koepke an. Der hatte sich so lange im Schwimmerleben umhergetrieben, daß er wenigstens etwas von der Sache verstand; und daß er Feuer und Flamme für die neue Idee war, verstand sich von selbst – erwartete er doch immer das Unmöglichste von seinem großen, genialen Freunde. Von da an mußte Koepke fast alle Abende dabeistehen, wenn Felder sprang, und er tat es mit Wonne.

Vorher machte Felder indessen noch eine neue Bekanntschaft.


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