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1872

Grillparzers Lebensmaske

Während sie Grillparzers Totenmaske abgießen, will ich ein Wort von seiner Lebensmaske hinwerfen.

Herr, schicke einen andern; Herr, schicke meinen Bruder Aaron! flehte Moses, als ihn das erste Lampenfieber vor seiner weltgeschichtlichen Heldenrolle schüttelte. Es half ihm nichts, er mußte hinaus vor die Lampen.

Gesetzt aber, er hätte es nicht mit einem brennenden Dornbusch zu tun gehabt, der absolut keine Räson annahm, sondern bloß mit seinem Selbst. In diesem Falle hätte er sich von seiner Mission dispensiert, und da er ohnedies von seiner Wiege an Protektion bei Hofe genoß, so ist es wahrscheinlich, daß ihm das bißchen Totschlag seine weitere Karriere nicht verdorben hätte. – Moses wäre gestorben – als ein alter loyaler Hofrat des Pharao.

Ich hole sonst nicht zu grandiosen Bildern aus, um einen Gedanken darauf zu pfropfen, der nicht dazu paßt. Moses und Grillparzer geben keine Proportion; das sehe ich auch ohne höhere Geschmackslehre ein. Und doch darf man es nicht verschmähen, einen Trompetenstoß anzubringen, dort, wo man etwas zu sagen hat, worauf die Ohren nicht vorbereitet sind. Von Franz Grillparzer wird ein wochenlanges Gebimmel durch alle Zeitungen Deutschlands und vielleicht auch des Auslandes gehen, des Inhalts – daß wir den Grillparzer begraben und viele Reden dabei gehalten haben. Mir ahnt aber, das Gebimmel wird mäuschenstill davon sein, – daß Grillparzer sich selbst begraben, und welche Reden sein büßender Geist, sein nachtwandelnd ruhelos Gespenst in sein Schreibpult hinein gehalten. Vom Hofrat Moses werden sie alle zu bimmeln wissen; ob sich aber wohl ein einziger die Finger verbrennen wird am brennenden Dornbusch und an dem heiklichen Thema, wie der Geist Gottes einem großen Rächer auftrug, Plagen über Ägypten zu schicken?! Ach ja; sie werden die Plagen Schätze nennen; Schätze, welche Grillparzers Pult verbirgt und welche jetzt gehoben werden. Ganz recht; literarische Schätze !

Als ein literarischer Schatz wird »ein Bruderzwist im Hause Habsburg« figurieren, wo sich eine ganze Handvoll Erzherzoge einander die merkwürdigsten Schandtaten vorwerfen; ein literarischer Schatz wird jenes fürchterliche Arsenal von Epigrammen heißen, womit Capuas Korruption in Grund und Boden gestampft wird und wo jeder seinen Strick bekommt, inkl. den Herausgeber der literarischen Schätze, der zwar noch nicht bekannt ist, der aber kein Capuaner sein müßte, wenn er den Strick nicht verdient hätte. Denn das wußte Grillparzer schon lange vor dem Einwanderer und Minister Schäffle, daß man in Capua Baron wird, wofür man auswärts – ins Zuchthaus käme! Die Nummern der Zuchthauszellen gerecht und unparteiisch auszuteilen, gehört zu den »literarischen Schätzen« Grillparzers.

Ein schönes Wort: literarische Schätze, für: Blitz, Donner, Hagel, Teufel und Teufelsschwanz! Und freilich ist der Schwefel ein Schatz – wie hätte ihn sonst Rothschild auf Sizilien gepachtet? und auch der Phosphor ist ein Schatz, und Magnete und Elektrizität und, was weiß ich, sind lauter Schätze von mannigfachem und unerschöpflichem Nutzen im Gewerbsleben. In der Poesie aber nennt man Schwefel, Phosphor, Elektrizität, Magnetismus und all das Teufelszeug einfach Gewitter, und die Gewitter dienen auch, zwar nicht im Gewerbsleben, aber in der Physik, zumal in der politischen und moralischen Physik, wo sie auf Kosten und mit dem Untergang von Myriaden Schnaken, Schmeißfliegen, Baronen und Zuchthäuslern bekanntlich die Luft reinigen.

Und das ist die Lebensmaske Grillparzers: ausgesandt als ein flammendes Gewitter, um die Luft Österreichs zu reinigen, zieht er über Österreich hin als ein naßgraues Wölkchen, am Rande mit etwas Abendpurpur umsäumt. Und das Wölkchen geht unter!

Und am Grabe des Achtzigjährigen muß man es der Welt wie eine Neuigkeit sagen: Ihr kennt den Grillparzer gar nicht! Wie man im Traume die Geister nur von der oberen Hälfte her sieht, so ging von dem ganzen Grillparzer nur eine Hälfte über die Erde: die andere Hälfte ist niemals gesehen worden!

Ihr sähet einen kleinen schüchternen Hofrat, der auf der Leier der Sappho klimperte und die Wellen der Liebe sich schaukeln ließ (nebenbei der monströseste Österreicher Tropus: die Wellen der Liebe!), einen unschuldigen, stillen Beamten, loyal wie ein Mandarin von drei Knöpfen und friedfertig wie der ganze Umfang der chinesischen Mauer. Er könnte ein Hannibal sein und ergraut in Capua, vierzig Jahre lang genügt ihm ein Gang in den Nußdorfer Bierkeller und ein Küfer-Gespräch dazu, fünfzig Jahre lang ist sein weiblicher Umgang die nie berührte Braut, – so lebt er und spinnt er von einem Quartal ins andere, von einem Jahr, von einem Jahrhundert ins andere. Menschen sind jung und werden alt, der kleine Hofrat ist bloß alt und wird älter und scheint einzig zu leben, um sich vergessen zu lassen. Vor dem Fünfzigsten hört er zu dichten auf und bis übers Achtzigste spricht er zu allem, was da vorgeht, sein Amen, sein berühmtes »sei's!« Dreißig Jahre lang lebt er von einer Silbe – weniger kann auch eine Sphinx nicht tun. In der Tat liegt er neben dem Stephansturm wie die Sphinx neben der Pyramide, und man meint, der Stephansturm ist der jüngere von beiden. Man meint, von diesem Manne könne man nicht anders erzählen als mit der Pointe: Und wenn er nicht gestorben ist, so lebt er noch.

Aber siehe da, das alles war nicht Grillparzers Natur; es war erst seine zweite Natur!

Grillparzer war ein Zorn- und Feuergeist, ein ungeduldiges, heftiges, leidenschaftliches Herz, ein Dichterherz, dem ganz gegeben war, zu fühlen und zu sagen, was er fühlte! Nie hat in die Lotterbetten von Capua ein schärferes Auge hineingesehen, nie eine gute Seele so stark das Schlechte gehaßt, nie ein guter Kopf so sanglant das Schlechte gerichtet. Sein unbarmherziger Geist war wie ein chirurgisches Besteck: der feinste Schliff, die zierlichste Nadel hatte eine Bestimmung für Blut und Eiter. Barmherzig war er nur mit einem: mit sich selbst. Und wenn in ganz Sodom nur ein Gerechter ist, so will ich die Stadt um dieses einen willen verschonen. Und es war in ganz Sodom ein Gerechter: nämlich Franz Grillparzer. Und er verschonte die Stadt. Er wollte den Frieden für sich und so mußte er ihn freilich der Welt schenken.

Man denke sich einen Heinrich Percy, nach Falstaffs Maxime handelnd: Vorsicht ist der Tapferkeit besserer Teil! Ein fürchterlicher Mißklang! Wohlan, es ist Grillparzers Sein und Tun !

Der Gott mit dem tönenden Köcher, der schreckliche Fernhintreffer gab seinem Auge den treffendsten Blick und seiner Zunge das treffendste Wort, und nun war es bis dahin ein Gesetz der Natur: eine Kraft, die man hat, gebraucht man mit der ganzen Lust seines Lebens. Aretino und Heine hat sie gebraucht, Lessing und David Strauß, Voltaire, Burke, Lord Byron, Schiller und Goethe im Xenienkampfe.

Grillparzer suspendiert dieses Gesetz der Natur. Seine starken Leidenschaften, seine großen Fähigkeiten rufen ihm zu: Schicke Plagen über Ägypten; tritt hin vor Pharao, sprich für dein Volk, führe es aus ins gelobte Land! Dein ist diese Aufgabe, du bist der Rächer! Keiner hat ein tieferes Fühlen, keiner ein stärkeres Können. Österreich wartet auf dich!

Aber in einem Winkel seines Herzens fängt nun der Österreicher selbst zu seufzen und zu lamentieren an: Herr, schicke einen andern! Ich fürchte mich. Ich liebe den Frieden. Ich will meine Ruhe. Was können wir, ein Volk von Hirten, wider Albrechts Heere? An meiner Wiege stand das Schafott der Maria Antoinette, als Jüngling sah ich den Erderschütterer Napoleon Kronen verteilen, und als Mann sah ich den Wiener Kongreß sie wieder anders verteilen. Wer bin ich, daß ich mit den Großen der Erde anbinden dürfte? Ein kleines, niedriges Bürgerkind, abhängig von Freunden und Gönnern, in grauenvollen Familienverhältnissen, welche die Nachsicht des Staates, vielleicht sogar der Gerichte bedürfen; wie sollte ich mich unterstehen, zu rebellieren? Eh' ich dem Pharao nur einen Mops töte, hat es schon mir und meinen Nächsten das ganze Glück des Lebens gekostet. Laß mich lieber Pharaos Hofrat werden!

So sprach der weiche, passive Österreicher, und – behielt den Sieg. Grillparzer packte seine großen Fähigkeiten und starken Leidenschaften zusammen, sperrte sie in die Schublade und steckte den Schlüssel zu sich. Vorsicht ist der Tapferkeit besserer Teil. Versuchen wir's mit dem besseren Teil! Es ist, als ob sich ein Byron – zu einem Matthison umdichtete! Ein Phänomen ohnegleichen und nur in Österreich möglich! Zur Psychologie Österreichs ist die Biographie Grillparzers unentbehrlich. Man wird diese Biographie jedenfalls schreiben, aber verdorren soll die Hand, die nicht ihre ganze Wahrheit schreiben wird!

 

Dieb-sein währt am längsten

Zwischen Fez und Marokko, meinen Lieblings-Residenzen, wechsle ich gerne meinen Aufenthalt und verbleibe oft jahrelang bald in der einen, bald in der andern dieser lieblichen Schwesterstädte, welche beide meinem Herzen gleich teuer sind.

Eines Tages flanierte ich vor den Toren von Fez und den Ufern des Sebu und sah dem Fischreiher zu, welcher sich mit Eleganz eine Karausche aus dem Wasserspiegel stahl, und freute mich des talentvollen Raubbürgers von Fez, und pries die göttliche Einrichtung des allgemeinen Schnipfens im Universum.

Da sah ich meinen Freund Sidi-Blen unter einer Terebinthe sitzen und kalt rauchen. Der Turban hing ihm schief, seine schlotterige Leibbinde wogte in Seufzern auf und ab, und die kalte Pfeife sagte das Übrige. Sidi-Blen hatte Kummer. Ich nenne ihn aber meinen Freund, obwohl ich ihn nur vom Sehen her im Café del Greco kannte, wo mir sein geierartiges Spitzbuben-Gesicht ungemein wohl gefiel und die Art, wie er den kleinen Franzosen mit Domino-Steinen aus seinem weiten Ärmel beim Spiele betrog, ihm mein ganzes Herz gewonnen hatte. Aus kleinen Zügen lernt man den Menschen oft schätzen.

Salem aleikum! grüßte ich den Einsiedler unter der Terebinthe.

Aleikum salem! antwortete sein schöner Baß.

Was trauerst du da, Sidi-Blen? fing ich das Gespräch an. Ich bin in Sorgen, edelmütiger Franke. Ich habe vierzehn Kinder und drei Weiber zu ernähren, und komme nicht recht vorwärts in meinem Amte. Im Gegenteile, ich kann es sogar verlieren. Der Pascha will Ersparungen einführen und allgemein nennt man mich als einen der ersten, welche ihr Amt verlieren können. Wie unsicher ist Herrendienst! Wie wenig Bestand haben die irdischen Dinge!

Eins währt am längsten! sagte ich.

Was meinst du? fragte Sidi-Blen.

Das Stehlen des Fischgeiers, der sich soeben seine zweite Karausche holt. Mir scheint, er hat auch vierzehn Kinder und drei Weiber in seinem Harem.

Du spottest meiner Not, lächelte der andere trüb.

Da sei Gott vor! Sprechen wir lieber von deiner Not. Was ist dein Amt, Sidi-Blen?

Ich verwalte die Wälder des Paschas, welche du hier gegen Abend die Berge mit ihren Wipfeln bedecken siehst.

Schön. Und warum solltest du einer der ersten sein, welche springen müssen, wie wir in Frankistan sagen? Weißt du kein Mittel, dich beliebt zu machen und zu befestigen?

Wie sollte ich? Oder weißt du eines! Ihr Franken habt Weisheit und Wissenschaft, kannst du mir Künste nennen, die Wälder des Paschas zu verbessern und zu verschönern?

Chamer aller Chamorim! rief ich, erschrocken, daß die Natur in dem schönsten Spitzbubengesicht sich so einfältig vergriffen. Verbessern und Verschönern! Niederschlagen mußt du die Wälder, devastieren, ausrotten, und das Geld in deine Tasche stecken.

Das Spitzbuben-Gesicht Sidi-Blens verklärte ein Lächeln, daß ich wieder anfing, an ihn zu glauben. Aber die Wälder sind eine öffentliche Sache, sagte er nach einer Weile kopfschüttelnd; Gott der Herr hat sie ins Licht der Sonne gepflanzt. Kann mein Raub verborgen bleiben?

Verborgen bleiben! Lärm soll er machen durch ganz Fez und Marokko! Ich selbst will Lärm schlagen und dich vor allem Volke laut und unablässig einen Dieb nennen!

Und das soll meine Stellung befestigen? Ich will dich zu einer Negritta führen, welche gute Zaubersprüche gegen den Sonnenstich kennt.

Du hältst mich für verrückt, wie ich höre. Ich aber will dich nicht zu einer Negritta führen, sondern zu Reb Mausche, dem kleinen buckligen Juden im Bazar, bei dem ich mein Geld stehen habe.

Ich kenne ihn wohl. Er nimmt mir immer die Napoleons, wenn ich sie beschnitten habe, unbesehen für vollwichtig. Er ist ein Chamer.

Und eben deshalb ein ehrlicher Mann, bei dem mir in ganz Fez und Marokko mein Geld am sichersten steht.

Aber was sollen wir bei Reb Mausche?

Vor einem Notar und drei Zeugen bürge ich dir mit meinem ganzen Vermögen, das er dir ausweisen wird; es sind 100 000 Beutel. Von da führe ich dich zu meinem Konsul, der dir, wenn du meinen Rat befolgst, seinen Schutz zusichern wird, daß dir an Leib und Leben kein Haar gekrümmt werden kann.

Mächtig seid ihr; ich weiß. Euch Franken gehört die Welt! Bist du also zufrieden mit diesen Sicherheiten?

Aber noch begreife ich nicht ...

Du sagst es selbst: mächtig sind wir Franken, und unsere größte Macht sind unsere Zeitungen. Es wird dir nicht unbekannt sein, daß ich in Fez und Marokko eine gewaltige Hand bei den Zeitungen habe.

Wir Beamten schimpfen oft genug über sie. Gott in seiner Weisheit wird wissen, wozu diese unnützen Dinge in seiner Welt sind. Wir tun regelmäßig das Gegenteil von dem, was eure Zeitungen wollen.

Siehst du wohl! Wenn ich nun das Gegenteil meines eigenen Willens in den Zeitungen verlange, so – tut ihr mir meinen Willen!

Da fuhr ein großes, breites Lächeln über das schöne Spitzbubengesicht Sidi-Blens, welcher endlich sich selber gefunden. Er stand auf, um mir zu folgen, tat einen großen erleichterten Atemzug in seine kalte Pfeife und sagte: Hast du Tabak?

Aus den Wassern des Sebu aber stahl der Fischgeier seine dritte Karausche! –

Mein Herz rief mich hierauf nach Marokko, aber als mich mein Herz wieder nach Fez rief, sah ich die sonst grünen Berge des Westens ihrer Walddecke beraubt und im Café del Greco munkelte die Gesellschaft: Sidi-Blen und seine Bande stiehlt, was Gott verboten hat.

Ich nickte verständnisinnig. Laut aber sagte ich: Habt ihr Beweise?

Da kamen die angesehensten Männer der Stadt und des Landes und gaben mir solche Zeugnisse an, daß ich selbst erstaunt war, mit welch genialer Unverschämtheit mein Schüler sein Wesen trieb.

Ich aber warf mich ins Feuer und rief: Ihr Männer des Landes, seid getrost! Ich will in Fez und Marokko der Wahrheit einen Rächer erwecken und eure Staatsdiebe dem strafenden Arme der Gerechtigkeit zur wohlverdienten Züchtigung ausliefern!

Hierauf fing ich in den gelesensten Zeitungen von Fez und Marokko an, meine Anklagen zu erheben, meine Zeugnisse vorzulegen, nannte den großen Dieb Sidi-Blen und all seine Helfershelfer mit Namen, nannte sie laut und öffentlich Diebe, bewies ihnen, daß sie Diebe seien, forderte laut und öffentlich auf, mich zu verklagen, wenn sie es nicht wären, und verlangte vom Staate ihren Prozeß und ihre Verurteilung, wenn sie es auf sich sitzen ließen.

Und sie ließen es auf sich sitzen.

Und ich schrieb und schrieb. Und ich schrieb bis ins dritte Jahr, schrieb lauter Wahrheit, lauter erhärtete Tatsachen und der Boden von Fez nach Marokko war klafterhoch bedeckt mit Larven, die ich den Dieben heruntergerissen.

Da saß ich eines Morgens im dritten Jahre und schrieb soeben den dreihundertsechsundneunzigsten Artikel gegen die Diebereien des Sidi-Blen, als die Türe sich auftat, und der Postbote mir einen Brief von Sidi-Blen übergab. Der Brief lautete:

»Gott ist Gott und Cartouche ist sein Prophet! Dem Stern aus Frankistan, dem Schwan der Weisheit, dem Gebietiger des Scharfsinns, dem Erfinder der Ratschläge, dem großen, edlen, unübertrefflichen Feridun. (So lesen wir deinen Namen Ferdinand in unserer persischen Hofsprache.)

Wohltäter meines Lebens, Retter meines Blutes, Balsam meiner Gesundheit, mein Augenstern, meine Sonne, mein Mond, mein Wasserquell und mein Fruchtgarten! Wie tief kennst du die Menschen, erhabener Feridun! In welchen Schulen mußt du gelernt haben! Mit Furcht fing ich zu stehlen an und mit Furcht erfüllten mich deine ersten Artikel. Du triebst mich und die meinigen mit deinen Beweisen unserer Unredlichkeit dergestalt in die Enge, daß mir aller Spaß verging, der fürchterlichste Ernst vor den Augen schwebte, und jeden Morgen, sooft ich mein Amtszimmer betrat, mir nichts sichrer schien als die seidene Schnur auf meinem Schreibtisch. Aber es kam alles, wie du's vorausgesagt hast.

Kaum sahen mich meine Mitbeamten so heftig verfolgt, so sagte der ganze Beamtenstaat: Justament nöt! Es ist dies ein altes mystisches Wort unserer heiligen Sprache, oder vielmehr jener Ursprache, welche einst alle Menschen verstanden, ehe Gott beim Turmbau zu Babel ihre Sprachen verwirrte. Damals retteten sie nur dieses einzige Wort, und zwar auch nicht alle Menschen, sondern nur die Regierungskaste, in deren Geheimsprache es heute noch herrscht, wo nur im Umkreis der Erde Beamte sind und regiert wird. Unsere Beamten tragen dieses Wort in verschlungener Schnörkelschrift als Amulet auf der Brust, und sooft ein Artikel von dir erschien, der meine Absetzung verlangte, zogen sie das Amulet aus der Brust, sahen es an, küßten es und riefen: Justament nöt! Ich stehe nun fest in meinem Amte, meine Vorgesetzten vertrauen mir unbegrenzt und meine Taschen strotzen von Geld. Mein Harem hat sich gefüllt und aus meinen drei Weibern und vierzehn Kindern sind elf Weiber und sechsunddreißig Kinder geworden. Ich baue Villen, lege Gärten und Bäder an, wandle auf Marmor und kostbaren Teppichen, gebe Gastereien, möbliere mich aus Frankistan, – und alles, alles ist gestohlen!

Nachschrift. Soeben sucht ein Negro aus Brasilien meine Protektion beim – »Holzhandel« und schenkt mir einen Papagei von ausgezeichneter Pracht und Schönheit. Dir zu Ehren nenne ich ihn ›Feridun‹, löse ihm die Zunge und lehre ihn deinen großen Weisheitsspruch: Dieb-sein währt am längsten. Wenn du wieder nach Fez kommst, so beehre das Haus deines Knechtes und nimm den herrlichen Vogel zum Geschenk an.«

Das will ich. Denn ich habe die Idee, diesen Papagei auf die Wiener Weltausstellung zu schicken, damit er es allen Völkern der Erde verkündet: Dieb-sein währt am längsten!

 

Weises aus Österreich

Das Ministerium für Verkehrsstörung, genannt Finanzministerium, hat also den Zeitungsstempel und den Inseratenstempel unglücklicherweise glücklich durchgesetzt. Der produktive Verkehr des gewerbtreibenden Publikums, Nachfrage, Angebot, Absatz, Handel und Wandel, Kauf und Verkauf bleibt durch die Last des Zeitungsstempels und des Inseratenstempels fernerhin erschwert und gestört; denn die Regierung – braucht diesen Verlust des Publikums! »Alles, was das Volk verliert, das gewinnt der Staat«, sagte mein Professor, als ich meinen national-ökonomischen Kursus – bei den Hottentotten hörte.

Es trieb einer sein Vieh ins Weizenfeld der Gemeinde und ließ es fressen. Der Flurschütz brachte ihn vor den Dorfschulzen und die Geschwornen. »Ich sehe freilich ein, daß es ein Schade für euch ist«, sagte er, »aber für mich ist es ein Nutzen; ich brauche das Viehfutter. Ich kann mein Vieh nicht erhalten, wenn ich es nicht in die Weizenfelder der Gemeinde treibe.« Schade, daß das nicht vor dem Schottentore war, wo es den Leuten eingeleuchtet hätte. Aber die Bauern, welche nicht sowohl Finanzminister, als vielmehr Menschen waren, sagten mit ihrem primitiven Menschenverstand: »Michel, du bist fast nicht gescheiter als dein Hornvieh selbst, wenn du es so verschwenderisch und kostspielig ernähren willst. Dein Viehfutter ist viel zu teuer. Bei deiner Viehzucht würde bald die Menschenzucht aufhören.« Darauf haben sie ihm die Weizenfelder nichts weniger als bewilligt; sie verurteilen ihn zum Schadenersatz. Es waren Bauern!

So gescheit wie die Bauern sind wir übrigens auch noch. Auch de Pretis hat es ja zugegeben: »Die Inseratensteuer ist schlecht, schädlich, verwerflich, verderblich, die lumpigen 200 000 fl. sind ein Blutgeld und verhindern vielleicht den Umsatz von zwanzig Millionen«; er hat: das alles mit einer Art Bauernverstand eingesehen. Nur eins war dabei neu und ein wirklicher Fortschritt! Sonst hat man die Steuern, welche man haben wollte, wenigstens gelobt und empfohlen; mit mehr Aufrichtigkeit – die Griechen würden sagen Zynismus – macht man heute die Steuern, welche man haben will, früher herunter, gibt ausdrücklich zu, sie sind schlecht, verwerflich, verderblich, sie taugen zum Henker nichts, und läßt sich hierauf die so empfohlene Steuer ganz gemütlich bewilligen!

So protzig ist der Grund aller Gründe, die Not! Man braucht die 200 000 fl. Man wüßte nicht, woher sie sonst nehmen?

Und freilich ist es das Bequemste, wenn ein altes Weib ihr Portemonnaie aufmacht, um eine alte Bettstatt zu verkaufen, was sie durch den Druck bekannt macht, mit ein paar langen Fingern in das Portemonnaie hineinzugreifen und ihr von dem Erlös der Bettstatt, die sie noch gar nicht verkauft hat und vielleicht nie verkaufen wird, einen Teil im vorhinein wegzunehmen. Bei dieser Finanzkunst braucht man nicht Ideen, sondern bloß Finger. Aber die Ideen sind selten; dagegen die Finger von mehr oder weniger Länge allgemein. Also, – quod erat demonstrandum!...

Die Behörde für Erregung öffentlicher Unruhen, ich will sagen, die Polizei, hat die Woche nicht weniger schön angefangen als das Ministerium für Verkehrsstörung.

Ich ging dieser Tage über den Stefansplatz, da trat mir ein Unsicherheitsmann entgegen und arretierte mich. »Warum?« fragte ich. »Sehen Sie nicht, daß es hier verboten ist, diesen Ort zu verunreinigen?« – »Natürlich. Aber ich habe ihn ja gar nicht verunreinigt.« – »Unsinn! Eine gute Polizei muß den Übeln zuvorkommen. Oder wollen Sie leugnen, daß Sie diesen Ort hätten verunreinigen können ?« – »Nein, das leugne ich nicht.« – »Nun sehen Sie wohl! Sie gehen mit. Sie sind mein Arrestant.«

Dieser Tage promenierten Arbeiter über den Galitzinberg, welche öffentliche Unruhen hätten erregen können. Sie hätten können Barrikaden bauen, Häuser demolieren, Vorübergehende beleidigen und mißhandeln, die Predilbahn verlangen, die Unfehlbarkeit des Papstes ausrufen, kurz, öffentliches Ärgernis geben. Das alles haben sie nicht getan. Sie haben bloß Lieder gesungen und ihre Freude bezeugt an Manufakturen der Türkischrot-Färbereien. Aber bekanntlich sind die Lieder nicht verboten, auch die bedenklichsten nicht, wie z. B. die klerikalen Blödsinns- und Zotenlieder der tirolischen Kirchenmänner, welche von der Milch der Maria und anderen Weiblichkeiten handeln. Was aber die Türkischrot-Färbereien betrifft, so würden die Statistiker sagen können, wieviel wir deren haben, wieviel sie produzieren, wieviel sie Steuern eintragen; aber die Logiker würden nicht sagen können, warum ihre nützlichen Fabrikate verboten sein sollten. Also alles in allem: Die Arbeiter haben in Dornbach keine öffentlichen Unruhen erregt. Aber sie hätten öffentliche Unruhen erregen können. Da dachte denn die Polizei: Wofür bin denn ich da? Eh ich's darauf ankommen lasse, bis diese vielen bedenklichen Leute Unruhen erregen, erreg' ich sie lieber selbst. Ist doch die Gewißheit immer besser als die Angst und die Furcht.

Dacht' es, zog ihren Säbel, versperrte den Arbeitern den Weg, hieb ein in sie, verwundete sie und arretierte ihrer dreißig.

Die Unruhe auf der Straße war hergestellt und die Unruhe in den Blättern wird noch lange dauern. Sonst aber ist Österreich g'sund.

 

Österreichische Sinne

Es gibt gewisse unbestrittene Sätze, welche man bestreiten muß. Ein solcher Satz ist z.B. das große Dogma aller rechtgläubigen süddeutschen Kantönli-Demokraten, welche, indem sie aus der Not eine Tugend machen, zwar mit seufzendem Herzen zugeben, die Preußen hätten das Wissen, die Intelligenz, die Ordnung, die Disziplin, das Reglement, alles, was sich lernen, üben, drillen läßt, kurz die Schule voraus; die Süddeutschen dagegen bevorzuge Mutter Natur, sie seien wärmer, lebendiger, farbenreicher, bildkräftiger, mit einem Worte, ihre Stärke sei, wenn nicht das Vermögen der Reflexion, doch das Vermögen der Sinne: der Witz, die Schärfe, die Behendigkeit und Lebendigkeit der sinnlichen Anschauung und Auffassung. Vielleicht gilt das von den süddeutschen Alemannen. Von der weitaus größeren und zahlreicheren süddeutschen Völkergruppe, von den Bajuwaren, d.h. von dem bayrisch-österreichischen Volksstamme, bestreite ich diesen unbestrittenen Satz; speziell von den Österreichern bestreite ich ihn mit lauter Stimme und bis zu meinem letzten Atemzuge.

In einem besuchten Wiener Gasthause saß ich eines Mittags an meinem Tisch und mußte unwillkürlich das Gespräch am Nachbartische mit anhören. Hören Sie, sagte ein Bürger in der Mitte seiner Freunde, wenn von Mäusen die Rede ist, damit können Sie mich jagen bis ans Ende der Welt. Ich kenne nichts Schrecklicheres als diese gottverhaßten ekelhaften Mistvieher. Eine Maus ist für mich das Abscheulichste, was es gibt. Spinnen, Kröten, Würmer, Asseln, Wanzen, – was soll ich Ihnen sagen? Die ganze Menagerie der Grauslichkeit zusammengenommen, macht mir noch nicht einen solchen Eindruck des Ekels wie eine Maus. – Da bin ich ganz so wie mein Mann, ließ sich mit dem süßen Diskant einer schnarrenden Brause die Repräsentantin der schöneren Menschheit an seiner Seite vernehmen. Wenn ich eine Maus in der Küche spüre, so ruhe und raste ich nicht... – Aber in der Küche, das ist ja noch gar nichts! Schlafen muß man mit einer Maus, wie es mir einmal passiert ist, daß mir eine solche Bestie von oben bis unten über den nackten Leib herablief, als ich just im ersten süßesten Einduseln war. Im Schauder fuhr ich mit der Hand danach, aber wie ich sie in der Hand spürte, schauderte ich erst recht und warf sie von mir, daß sie quitschte... prr! ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen, so ekelte mich das Luder. Am Morgen traute ich mir kaum die Augen aufzuschlagen, ob ich das Aas wieder ansichtig würde; denn ich dachte, ich habe sie zerdrückt und die krepierte Bestie müßte irgendwo liegen, wohin ich sie im Wurf geschleudert. Aber was geschieht? Wie ich den Stiefel anziehe – quitsch! sitzt meine Maus ganz gemütlich im Stiefel und ich zerquetschte das Scheusal mit meiner Fußsohle, daß ich glaubte, der Teufel holt mich vor Ekel.

Da will ich Ihnen noch eine ärgere Geschichte erzählen, Herr von Bachmayer – –

Ich rief den Kellner und ließ mir Speisen und Wein in ein anderes Gastzimmer übertragen, denn wenn Einen, so verjagen mich selbst die Mäuse ans Ende der Welt. Mir brach der Angstschweiß aus und meine Magennerven vibrierten seekrank, als der entsetzliche Tischnachbar dieses Thema aufs Tapet brachte. Nie hat mich mein Studium der Menschenkenntnis ein größeres Opfer gekostet, als daß ich vor dem aufsteigenden Gewitter dieser Unterhaltung noch sitzen geblieben und gedacht: hier ist ein Phänomen zu studieren! Nun willst du doch einmal abwarten, wie lange Leute, die sich vor Mäusen ekeln, an ihrem Mittagstisch sich von Mäusen unterhalten. Aber mein Mensch hielt die Intentionen des Naturforschers und Philosophen nicht aus; ich mußte die Flucht ergreifen. Und im Nebenzimmer, wo ich nicht mehr das Gespräch, aber doch noch die Stimmen hörte, hörte ich ganz gut, daß die Unterhaltung bei ihrem Thema verweilte und daß die Leute ihr ganzes Mittagessen hindurch sich Mäusegeschichten erzählten, um einander zu beweisen, wie sehr sie vor Mäusen sich ekeln!

Und doch machten sie einander nichts weis, sondern es war ihnen offenbar Ernst mit ihrem Ekel vor Mäusen. Aber die Maus mußte gegenwärtig sein! Die bloß gesprochene Maus wurde ihnen schon nicht mehr lebendig, gegenwärtig und wirklich in der Phantasie; ihre Einbildungskraft versinnlichte sich dieselbe nicht; – also war diese Kraft eben keine Kraft, sondern eine Schwäche, also waren diese Sinne eben stumpf, tot, bildlos, faul, indolent und nichts weniger als »lebhafte Sinne«, sondern parallel mit der niederen Intelligenz, eine fast unglaubliche Dummheit der Sinne ! Und freilich braucht man es gescheiteren Leuten, als süddeutsche Tendenzdemokraten sind, nicht erst zu sagen, daß es keine starke Intelligenz geben kann bei einem schwachen Sinnenvermögen und keine starke, blühende und lebendige Sinnenkraft, welcher bloß die Kleinigkeit fehlte, die norddeutsche Intelligenz! Keinem ehrlichen Manne, der sich nicht absichtlich verdummt, braucht man es zu sagen, daß Geistesstärke Sinnenstärke und Geistesschwäche Sinnenschwäche ist, kurz, daß in der Natur ein Einiges und Identisches ist, was die Sprache in Worten und das Denken in Begriffen als gesondert ausdrücken und hinstellen muß.

Das äußerste von verflachten, liederlichen und stumpfsinnigen Sinnen erlebte ich aber in diesem Genre mit zwei vaterländischen Dichtern. Der Kasus war folgender: Hieronymus Lorm hatte weiland im Literaturblatt der ›Presse‹ einige Novitäten besprochen und zum Schlusse seiner Kritik gesagt, es wäre jetzt noch ein Haufe neuester Lyrik abzuurteilen oder vielmehr abzuschlachten, aber er könne das ganze Geschäft in einer kurzen Kollektivkritik erledigen, da an all diesen Reimbüchlein nur die verschiedenen Einbände eine Art trügerischer Individualität vorspiegelten, im übrigen das form- und gestaltlose Nebelchaos bloß den Gattungsbegriff des Blödsinns darstelle, den gleichartigen und ewig sich selbst gleichen Urstoff der Reimdiarrhöe. Auch sei er überhaupt des trockenen Tons nun satt und fühle sich begeistert, Dichter wie er selbst sei, mit diesen Dichtern um die Wette zu dichten, und so bringe er das, was er von Geist und künstlerischer Besonnenheit bei ihnen gefunden, wie in einem Spiegel zur Anschauung unter dem Schema der nachstehenden Ballade.

Der Ritter sprach zum Knappen:
Auf, satt'le mir den Rappen!
Drauf ritt er ins Getümmel
Der Schlacht auf seinem Schimmel.

Hei, wie er flog zum Tanze
Mit Schwert und Schild und Lanze!
Er war der Feinde Schrecken
Auf seinem wilden Schecken.

Da schwirrten die Geschosse –
Der Ritter sank vom Rosse;
Er sank zu aller Staunen
Herab von seinem Braunen; –

Besah die Todeswunde
Und rief: o Kunigunde,
Ich sterbe deinethalben –
Lag tot bei seinem Falben!

Kaum war ich aus dem Kaffeehause getreten, wo ich diese Zeitungsnummer gelesen, so begegnete mir der vaterländische Dichter F... über den Weg. Lesen Sie die heutige Presse, sagte er. Da steht eine Ballade von Lorm, eine Fadaise, die mir rein unbegreiflich ist. Ein Ritter reitet in die Schlacht und wird erschossen. Das ist alles. Kein Bild, kein Gedanke, keine Pointe; ein Pfeil, der einen Ritter vom Pferde schießt, das ist die ganze Poesie.

Und es ist eine reizende Poesie. Das leichte, neckische Ding könnte in jeder Chrestomathie als ein kleines Meisterstück von parodistischer Satire stehen.

Wieso? Wie meinen Sie das?

Mein Gott, haben Sie denn nicht gemerkt, daß das Pferd in vier Strophen fünfmal die Farbe wechselt? Daß das Ganze ein satirisches Scherzepigramm auf gedankenlose Reimschmiede ist?

Der Vaterländische schaut mich an, stutzt, wird verlegen und murmelt verdrießlich: Ich bitte Sie, wer kann denn heutzutag jedes Zeitungsblatt förmlich studieren! Aber gut, daß Sie mich aufmerksam machen; ich will das Ding noch einmal lesen.

An demselben Abend besuchte ich – – damals besuchte ich noch! Melancholische Erfahrungen haben seitdem gemacht, daß ich nur noch jene gewählte Gesellschaft liebe, welche man die Einsamkeit nennt. Aber der Zufall wollte es, daß ich an dem Abend desselben Tages den vaterländischen Dichter W... besuchte.

Er fing sogleich an: Was sagten Sie heute zu der Ballade von Lorm? Ich finde doch gar nichts daran. Das Ding ist entsetzlich leer und gehaltlos.

Natürlich; weil es die Manier der Leeren und Gehaltlosen parodiert. Haben Sie denn nicht bemerkt, daß das Pferd in vier Strophen fünfmal die Farbe wechselt?

Er schaut mich verwundert an... Du, Frau, da höre einmal, was der Doktor sagt. Das wäre freilich was Anders! Geh und suche sogleich das Blatt, wenn es noch da ist. Wir müssen es jetzt noch einmal lesen.

Gar nicht nötig. Ich rezitiere es Ihnen aus dem Gedächtnisse. Nachdem ich es zum erstenmal gelesen, las ich es zum zweiten Male zu meinem Vergnügen und damit weiß ich's auch auswendig.

Der Ritter sprach zum Knappen:
Auf, satt'le mir den Rappen!
Drauf eilt er ins Getümmel
Der Schlacht auf seinem Schimmel...

So sagte ich das Gedicht her und markierte durch die Betonung jede wechselnde Pferdefarbe. – Ah, jetzt verstehen wir! Aber sehen Sie, dann liegt der Fehler des Gedichtes darin, daß diese Schlagwörter nicht durchschossen sind.

Das auch noch! Mit der Nase soll man sie drauf stoßen! Das wäre noch ein Witz, der sich auf den Zehen reckte, das Maul aufrisse und durchschossen schrie: ich bin ein Witz! Wie fein ist ohnedies der Kunstgriff, den der Dichter gebrauchte, daß das Pferd gleich in der ersten Strophe die Farbe zweimal wechselt!

Wohlan, das sind österreichische Sinne! So lesen österreichische Dichter Gedichte! Wenigstens würden sich F... und W... sehr verwundern, wenn man sie nicht für Dichter passieren ließe, denn in Stadt und Land passieren sie dafür. Ich weiß wohl, dieses Faktum ist viel zu gut für ein Feuilleton; es ist ein Monument für einen Historiker und Ethnographen. Es ist die wichtigste Geschichtsquelle Österreichs. Glücklich der Quellenforscher, dem dieses Zeitungsblatt einst in die Hände fällt; er hat einen Schatz entdeckt. Was er von den innersten Geheimnissen unsrer militärischen Niederlagen, politischen Machtspaltungen, unsrer ganzen welthistorischen Kurpfuscherei kennen lernen will, das lehrt ihn dieses Ereignis, so geschehen zu Wien im Lande Österreich, wo man zwar nicht die kalte preußische Intelligenz, dafür aber gar frische fröhliche Sinne hat – wie Figura zeigt!

 

Gottfried Kellers »Sieben Legenden«

»Wer von Gottes Mund spricht, tut etwas sehr Gewöhnliches; wer aber nur die Hälfte von Gottes Nase spräche, oder von seiner Stirn, oder von seinen Beinen, würde Gott danken können, wenn man ihn nicht für eine Art Gotteslästerer hielte. Warum das?«

Hippel.

Ja, warum das? Das ist die Frage! Und gewiß haben schon unzählige Kinder, welche unsere Frage-Skrupeln nicht kennen, in ihrer Natur-Unschuld von Gottes Beinen und von Gottes Nase gesprochen. Aber ich möchte es keinem Erwachsenen raten, zu tun, wie die Kinder tun.

Nur ein Erwachsener darf es, Gottfried Keller. Wie die ›Sieben Legenden‹ das Heilige behandeln, – ich möchte recht groß davon denken, ja, man kann gar nicht groß genug davon denken. Es ist förmlich eine neue Entdeckung in der Naturgeschichte der Mythologie. Es ist, als ob ein Musiker eine neue Tonart erfunden hätte.

Wie spricht man im Zeitalter des Unglaubens – ungläubig und zu Ungläubigen – von Glaubenssachen?

O, das ist einfach; wie Voltaire!

Voltaire hat gesprochen wie ein Sklave, welcher die Kette bricht; – er hat gehöhnt, verspottet, bespieen! Das behält seinen historischen Wert, aber nicht seinen ewig künstlerischen.

Nun gut, also wie Heine!

Heine hat nicht mehr gesprochen wie ein Sklave, welcher die Kette bricht, aber doch wie ein Freigelassener, – Libertinus, Libertin, – welcher der Kette noch gedenkt. Aber auch diese Libertinage kann in ihrem künstlerischen Werte ablassen.

Von Voltaire hundert Jahre zu Heine, – von Heine dreißig Jahre zu Gottfried Keller, – wohlan, die fortschreitende Zeit, teils gemacht, teils begleitet von ihren Menschen! Erst Gottfried Keller behandelt das Heilige wie ein Freier, welcher die Kette nie gesehen und getragen hat.

Ei, das hätte sich kürzer sagen lassen! Er ist mit einem Worte nicht satirisch wie Voltaire, sondern naiv wie Homer.

Nein! Aber ich wollte das hören.

Denn ihr habt Namen und Schablonen, aber ich dringe darauf, daß man von den Namen auf die Sachen, von den Schablonen auf die Natur zurückgeht.

Satirisch! naiv! Voltaire! Homer! Glaubt mir, wenn einer wie Voltaire und Homer ist, so ist er – nicht wie Voltaire und Homer, denn er ist dann vor allem – wie ein Original !

In den ›Sieben Legenden‹ ist Gottfried Keller, wenn ihr wollt, satirisch wie Voltaire, naiv wie Homer, graziös wie Heine, humoristisch wie Jean Paul. Aber da er das alles zugleich ist, so müßt ihr jetzt ein Neues wollen; denn wenn diese Namen diese Prädikate gleichsam wie einen Stoff besitzen, der sich zählen und wägen läßt, so ist er bei Gottfried Keller ein imponderabile, aufgelöst zu einem feinen und flüchtigen Äthergeist, und das eben ist sein Geist, Gottfried Kellers eigener Geist. An einem einzelnen dieser Prädikate könnt ihr ihn nicht fassen und festhalten, denn, sollen sie ihn nicht erdrücken (Jean Paul wurde es schon von dem seinigen), so kann er sie vereint und gleichzeitig nur besitzen in einer völlig neuen und ihm allein gehörigen Form dieses Besitzes; aber nennt dann die neue Form nicht mit alten, sondern auch mit einem neuen Namen: – Gottfried Keller.

So ist es z. B. Gottfried Kellers eminentestes und ihm ganz eigentümliches Talent, über Menschen lächeln zu machen, ohne den mindesten Abbruch an ihrem Ansehen und ihrer Würde ! Man bemerke aber, was vorgeht, wenn Jean Paul dasselbe tut oder vielmehr zu tun versucht. Will er den belächelten Menschen bei uns wieder rehabilitieren, so taucht er ihn in das Medium einer allgemeinen Menschenliebe, läßt uns eine gefühlvolle Träne weinen über unser aller beschränktes und einfältiges Menschenlos, webt vor unseren Augen den Faden, der von einem Herzen zu allen Herzen geht. Das heißt aber – mit allem schuldigen Respekt vor einer schönen Dichterseele – sich künstlerisch schülerhaft aufführen. Die Einheit des Kunstwerks und seine Illusion hört vollkommen auf, wenn ich zu jeder Stunde im indischen Büßerstil erinnert werde: Auch du bist der Wurm, auch du bist der Wassertropfen, auch du bist das Nichts! Das heißt nicht mehr, den andern mir näher bringen, wie es ein Dichter tut, sondern mich selbst mir näher bringen, wie es ein Beichtvater tut. Diese überwundene Spielart des Humors und der Sentimentalität, dieses veraltete Zopf-Programm »unter Tränen zu lächeln«, d. h. unterm Lächeln zu weinen und sich jeden Spaß zu verderben, überragt Gottfried Keller wie ein freier Baum einen Spalierbaum. Er sagt nicht: lächle, aber liebe, was ziemlich leicht ist, sondern er sagt, was sehr schwer ist: lächle, aber achte! Und achte mir den Belächelten, nicht weil er ein Mensch ist, was auch wieder leicht wäre; nein! in seiner ganzen Besonderheit, als Individualität achte und respektiere mir ihn. Humor mit Respekt! So werden wir erlöst von der Schablone »humoristisch wie Jean Paul«, denn dieser Humor, Gottfried Kellers Humor, ist wieder eine neue Spielart, ist sein Eigentum, ist sich ihr eigenes Original. Bald sollen wir auch erlöst sein von den Schablonen: satirisch wie Voltaire, graziös wie Heine, naiv wie Homer.

Den Zauberstab dieses seines Talentes hat Meister Gottfried nirgends mit freierer und keckerer Anmut geschwungen, als in dem ›Fähnlein der sieben Aufrechten‹, vor denen er uns nötigt, unseren Hut bis zur Erde zu ziehen, während er uns gleichzeitig erlaubt, über ihre Häupter schelmisch hinweg zu lächeln. Jeder wird in seiner Art ein bißchen komisch, mancher ein bißchen stark und viel, und alle verkörpern eine Volks- und Mannesehre, deren Ehrwürdigkeit uns fast durchschauert. Es ist ein Unikum von Kellerscher Kunst. Liest man diese Novelle, so glaubt man die Steigerung, die jetzt noch kommen muß, völlig gewiß voraussagen zu können. Aber freilich ist es das Höchste, was man Dichterwerken nachsagen kann, daß sie erscheinen müßten mit der Notwendigkeit von Naturwerken. Die Steigerung kam – in den ›Sieben Legenden‹.

Lächle, aber achte! Ein Künstler, dem das mit wundergleicher Kunst-Eminenz bei den Menschen gelingt, sieht nur noch eine nächst höhere Kunstaufgabe vor sich: es auch mit den Göttern und Heiligen zu probieren!

Wohlan, das ist die Kunstzeugung der ›Sieben Legenden‹.

Daß die Frommen allerdings sagen werden, das Experiment ist mißlungen, kann uns hier nicht weiter berühren, denn gelungen ist ihnen nur: dummgläubige Blindheit. Menschen, welche mit dem Frevel der Selbstverstümmlung ihr Augenlicht geblendet haben, daß ihnen von dem ganzen Sehfeld, auf welchem die Natur sich spiegeln sollte, nur das Millimeter einer Ritz-Linie übrig geblieben ist, durch welches ein Kreuzlein einfällt, zählen überhaupt nicht und sprechen nicht mit.

Nicht um eines Haares Breite ist Gottfried Keller von dem Boden des Legendenglaubens hinweggerückt. Er zahlt die Gläubigen in ihrer eigenen echten Münze aus; er fälscht ihren Glauben so wenig, als das Echo einen einzigen Vokal oder Konsonanten gefälscht zurückgeben könnte. Aber daß dabei seine Intention und nicht die ihrige herauskommt, das eben war seine Aufgabe.

Es wird mir der Raum für einige Beispiele wohl gegönnt sein.

Ein böser Ritter hat seine schöne Frau dem Teufel verkauft und sie an den Ort der Übergabe gelockt. Das gute Närrchen hat im Vorbeigehen, ohne etwas zu denken, an einer Marienkapelle gebetet, und die Muttergottes, dankbar für dieses Opfer, beschließt sofort ihre Rettung. Sie nimmt selbst die Gestalt der Rittersfrau an und kommt ihr zum Stelldichein zuvor. Und nun spielt eine Szene von frappierender Originalität, eine Szene, welche mit dämonischer Phantasie erfunden ist, – wie folgt:

»Nicht ohne feine Bewegung führte der seltsame Herr die Frau zu dem Ruhesitz und lud sie ein, Platz zu nehmen; dann aber ergriff er gewaltsam zärtlich ihre Hand und sagte mit einer das Mark erschütternden Stimme: Ich bin der ewig Einsame, der aus dem Himmel fiel! Nur die Minne eines guten irdischen Weibes in der Mainacht läßt mich das Paradies vergessen und gibt mir Kraft, den ewigen Untergang zu tragen. Sei mit mir zu zweit und ich will dich unsterblich machen und dir die Macht geben, Gutes zu tun und Böses zu hindern, soviel es dich freut.«

»Er warf sich leidenschaftlich an die Brust des schönen Weibes, welches seine Arme lächelnd öffnete; aber in demselben Augenblicke nahm die heilige Jungfrau ihre göttliche Gestalt an und schloß den Betrüger, der nun gefangen war, mit aller Gewalt in ihre leuchtenden Arme. Augenblicklich verschwand der Garten samt Brunnen und Nachtigall, die kunstreichen Dämonen, so das lebende Bild gemacht, entflohen als üble Geister mit ängstlichem Wimmern, ihren Herrn im Stiche lassend, und dieser rang mit Titanengewalt, sich aus der qualvollen Umarmung loszuwinden, ohne aber einen Laut zu verlieren.«

»Die Jungfrau hielt sich aber tapfer und entließ ihn nicht, obgleich sie alle Kraft zusammennehmen mußte; sie hatte nichts Minderes im Sinn, als den überlisteten Teufel vor den Himmel zu tragen und ihn dort in all seinem Elend zum Gelächter der Seligen an einen Türpfosten zu binden.«

»Allein der Böse änderte seine Kampfweise, hielt sich ein Weilchen still und nahm die Schönheit an, welche er einst als der schönste der Engel besessen, so daß es der himmlischen Schönheit Marias nahe ging. Sie erhöhte sich so viel als möglich; aber wenn sie glänzte wie Venus, der schöne Abendstern, so leuchtete jener wie Lucifer, der helle Morgenstern, so daß auf der dunklen Heide ein Leuchten begann, als wären die Himmel selbst herniedergestiegen.«

»Als die Jungfrau merkte, daß sie zu viel unternommen und ihre Kräfte schwanden, begnügte sie sich, den Feind gegen Verzicht auf die Grafenfrau zu entlassen und alsbald fuhren die himmlische und die höllische Schönheit auseinander mit großer Gewalt.« ...

Prachtvoll-entsetzlich! Aber heterodox? Ist es wahr, daß der Teufel Lucifer und Lucifer der Morgenstern ist? Ja! Ist es wahr, daß wir mit Hilfe der Jungfrau Maria das Böse zwar bekämpfen können, daß aber das Böse immer in der Welt, der Teufel immer mächtig, der Kampf immer unentschieden bleibt? Leider ja! Leider, so neu es dem Katholiken im Ohre klingen wird: »Als die Jungfrau merkte, daß sie zu viel unternommen ...« Seiner Muttergottes soll etwas zu schwer sein! Das hat ihm noch niemand gesagt. Aber kann er es leugnen in diesem Kontexte?

Oder folgendes Kapriccio von überschäumendstem Dichtermutwillen:

Bertrade, eine reiche Erbin, soll sich auf den Wunsch des Kaisers verheiraten, und Zendelwald, auf einer muffigen Hungerburg in blödester Tatlosigkeit aufgewachsen, wird von seiner Mutter angetrieben, das Preis-Turnier um diese köstliche Beute mitzumachen. Der arme Junge reitet denn aus, verrichtet unterwegs die ungeheuersten – Reflexionstaten und Gedanken-Enthüllungen: kurz ein echter deutscher Träumerritt! Glücklicherweise fällt es ihm ein, in einer Marienkapelle zu beten, und die Jungfrau Maria läßt sich das nicht zweimal sagen. Sie beschließt, dem braven Schlemihl, dessen Niederlagen gewiß sind, zu helfen und all seine Ritterwerke für ihn zu verrichten.

»Da stieg die Jungfrau Maria von ihrem Altar herunter, nahm seine Gestalt und Waffenrüstung an, bestieg sein Pferd und ritt geschlossenen Helmes, eine kühne Brunhilde, an Zendelwalds Statt nach der Burg.«

»Als sie eine Weile geritten, lag am Wege ein Haufen grauen Schuttes und verdorrten Reisigs. Das kam der aufmerksamen Jungfrau verdächtig vor, und sie bemerkte auch, daß etwas wie das Schwanzende einer Schlange aus dem Wirrsal hervorguckte. Da sah sie, daß es der Teufel war, welcher in der Nähe der Burg herumgeschlichen und sich vor der Jungfrau schnell in das Gerölle versteckt hatte. Scheinbar achtlos ritt sie vorüber, ließ aber geschickt das Pferd einen Seitensprung machen, daß es mit dem Hinterhufe auf jenes verdächtige Schwanzende trat. Pfeifend fuhr der Böse hervor und davon und machte sich an diesem Tage nicht mehr bemerklich.«

»Durch dieses kleine Abenteuer erheitert, ritt sie guten Mutes vollends auf die Burg, wo sie eben ankam, als die zwei stärksten Kämpen übrig geblieben, um die Entscheidung unter sich herbeizuführen.«

»Langsam und in nachlässiger Haltung, ganz wie Zendelwald, ritt sie auf den Platz und schien unentschlossen, ob sie sich beteiligen wolle oder nicht.«

»Da kommt noch der träge Zendelwald, hieß es, und die zwei starken Ritter sagten: Was will uns der? Laßt uns ihn noch schnell abtun, ehe wir's unter uns ausmachen.«

»Der eine nannte sich Guhl, der Geschwinde. Er pflegte sich mit seinem Rosse wie ein Wirbelwind herumzufummeln und suchte seine Gegner mit hundert Streichen und Listen zu verwirren und zu besiegen. Mit ihm mußte der vermeintliche Zendelwald zuerst den Kampf bestehen. Er trug einen pechschwarzen Schnurrbart, dessen Spitzen so steif gedreht wagrecht in die Luft ragten, daß zwei silberne Glöckchen, die daran hingen, sie nicht zu biegen vermochten und fortwährend klingelten, wenn er den Kopf bewegte. Dies nannte er das Geläute des Schreckens für seine Feinde, des Wohlgefallens für seine Dame! Sein Schild glänzte, je nachdem er ihn drehte, bald in dieser, bald in jener Farbe, und er wußte diesen Wechsel so rasch zu handhaben, daß das Auge davon geblendet wurde. Sein Helmbusch bestand aus einem ungeheuren Hahnenschwanz.«

»Der andere starke Ritter nannte sich Maus, der Zahllose, womit er zu verstehen gab, daß er einem ungezählten Heere gleich zu achten sei. Zum Zeichen seiner Stärke hatte er die aus seinen Nasenlöchern hervorstehenden Haare etwa sechs Zoll lang wachsen lassen und in zwei Zöpfchen geflochten, welche ihm über den Mund herabhingen und an den Enden mit zierlich roten Bandschleifen geschmückt waren. Er trug einen großen weiten Mantel über seine Rüstung, der ihn samt dem Pferde einhüllte und aus tausend Mausfellchen künstlich zusammengenäht war. Als Helmzierde überschatteten ihn die mächtig ausgebreiteten Flügel einer Fledermaus, unter welchen er drohende Blicke aus geschlitzten Augen hervorsandte.«

»Als nun das Signal zum Kampfe mit Guhl, dem Geschwinden, gegeben wurde, ritt dieser gegen die Jungfrau und umkreiste sie mit immer größerer Schnelligkeit, sie mit seinem Schilde zu blenden suchend und mit der Lanze hundert Stöße nach ihr führend. Inzwischen verharrte die Jungfrau immer auf derselben Stelle des Turnierplatzes und schien nur die Angriffe mit Schild und Speer abzuwehren, wobei sie mit großer Kunst das Pferd auf den Hinterfüßen sich drehen ließ, so daß sie stets dem Feinde das Angesicht zuwendete. Als Guhl das bemerkte, ritt er plötzlich weit weg, kehrte dann um und rannte mit eingelegter Lanze auf sie ein, um sie über den Haufen zu stechen. Unbeweglich erwartete ihn die Jungfrau, aber Mann und Pferd schienen von Erz, so fest standen sie da, und der arme Kerl, der nicht wußte, daß er mit einer höheren Gewalt stritt, flog unversehens, als er auf ihren Speer rannte, während der seinige wie ein Halm auf ihrem Schilde zerbrach, aus dem Sattel und lag auf der Erde. Unverweilt sprang die Jungfrau vom Pferde, kniete ihm auf die Brust, daß er unter der gewaltigen Stärke sich nicht rühren konnte, und schnitt ihm mit ihrem Dolche die beiden Schnäuze mit den Silberglöcklein ab, welche sie an ihrem Wehrgehänge befestigte, indessen die Fanfaren sie oder vielmehr den Zendelwald als Sieger begrüßten.«

»Nun kam Ritter Maus, der Zahllose, an den Tanz. Gewaltig sprengte er einher, daß sein Mantel wie eine unheildrohende graue Wolke in der Luft schwebte. Allein die Jungfrau-Zendelwald, welche sich jetzt erst an dem Kampfe zu erwärmen schien, sprengte ihm ebenso rüstig entgegen, warf ihn auf den ersten Stoß mit Leichtigkeit aus dem Sattel und sprang, als Maus sich rasch erhob und das Schwert zog, ebenfalls vom Pferde, um zu Fuße mit ihm zu kämpfen. Bald aber war er betäubt von den raschen Schlägen, mit denen ihr Schwert ihm auf Haupt und Schulter fiel, und er hielt mit der Linken seinen Mantel vor, um sich dahinter zu verbergen und ihn dem Gegner bei günstiger Gelegenheit über den Kopf zu werfen. Da fing die Jungfrau mit der Spitze ihres Schwertes einen Zipfel des Mantels und wickelte Maus, den Zahllosen, selbst mit solch zierlicher Schnelligkeit vom Kopf bis zum Fuße in den Mantel ein, daß er in kurzer Zeit wie eine von einer Spinne umsponnene ungeheure Wespe aussah und zuckend wie eine solche auf der Erde lag.«

»Nun zerdrosch ihn die Jungfrau mit der flachen Klinge und mit solcher Behendigkeit, daß der Mantel sich in seine ursprünglichen Bestandteile auflöste und die umherstäubenden Mäusefellchen unter dem allgemeinen Gelächter der Zuschauer die Luft verfinsterten, während der Ritter allmählich wieder zu Tage kam und als ein geschlagener Mann davonhinkte, nachdem sein Besieger ihm die Nasenzöpfchen abgeschnitten hatte.«

»So war denn die Jungfrau als Zendelwald der letzte Sieger auf dem Platze.«

»Sie schlug nun das Visier auf, schritt hinauf zur Königin des Festes und legte die Siegestrophäen zu deren Füßen. Dann erhob sie sich und stellte einen Zendelwald dar, wie dieser gewöhnlich zu blöde war, es zu sein. Ohne indessen seiner Bescheidenheit zu viel zu vergeben, grüßte sie Bertraden mit einem Blicke, von dessen Wirkung auf ein Frauenherz sie sicher war ... und unterhielt sie so geschickt und zärtlich ... daß diese einmal um das andere glückselig errötete« ... Kurz, der blöde Ritter machte seine Sache so gut, daß er zuletzt Bertraden »zärtlich umfing und einen Kuß auf ihre Lippen drückte, der begreiflicherweise das holde Weib mit himmlischer Seligkeit erfüllte; denn wenn die Himmlischen einmal Zuckerwerk backen, so gerät es zur Süße«.

In demselben Augenblick, als hierauf der wirkliche Zendelwald erscheint, räumt ihm die Jungfrau Maria augenblicklich den Platz und versetzt ihn selbst an Bertradens Seite. Hier findet er nun das Nestchen so warm, die Temperatur so angenehm, kurz die schwierigsten Arbeiten des Blöden so gut schon getan, daß er leicht Mut gewinnt, vollends den Rest zu tun und sein Glück in Besitz zu nehmen. Zu der er gebetet, die Jungfrau Maria, hat ihm geholfen.

Aber eine halsbrecherische Hilfe, nicht wahr? Was sagt der Gläubige zu diesen Muttergottes-Abenteuern? Wird ihm dabei wohl, oder angst und bange? Hört er eine fromme Geschichte oder eine Blasphemie? Und warum sollte es eine Blasphemie sein? Mag er doch, anstatt zu fragen, selbst antworten! Ist es wahr, daß die Jungfrau Maria hilft? Aber wäre das noch eine Hilfe, die nur unter gewissen Umständen vom Gläubigen zu erhoffen ist? Natürlich, unter allen erlaubten Umständen! Und ist eine ehrliche Werbung nicht ein erlaubter Umstand? Aber wenn ein frommer Rittersmann zum Courmachen zu blöde ist, warum sollte »Mariahilf« nicht statt seiner die Cour machen? Dem Reinen ist alles rein! Ist das wahr oder nicht?

Der Katholik kann nicht nein sagen und will doch nicht ja sagen. Sein Verstand ist in die Enge getrieben, aber sein unbehagliches Gefühl bleibt. Warum?

Und das führt uns wieder auf das Motto zurück, das wir vorangestellt haben.

Kellers Legendengeist hat den katholischen Glauben innerlich um kein Tüpfelchen einer Nadelspitze verletzt: er hat diesen Glauben nur mit der Miene der Unschuld und mit der Folgerichtigkeit der Konsequenz über eine Linie geführt, über welche ein Katholik ihn um keinen Preis führen würde. Sein ganzes Verfahren liegt in den Worten Hippels. Er hört von Gottes Auge und Gottes Mund sprechen, aber wer Auge und Mund hat, der muß auch Bauch und Schenkel haben. So nimmt er denn den Glauben bei seinem eigenen Worte und spricht in der Einfalt seines Herzens – von Gottes Bauch und Gottes Schenkel. Er tut, als ob er nicht wüßte, daß es ein allgemeines Übereinkommen ist, davon nicht zu sprechen! Das ist die ganze ausgepichte Grausamkeit seiner Legendenerzählung. Habt ihr einen Gott, der ein Mensch ist,– nun gut, ich bin euer Mann; er sei menschlich.

Enfant terrible nennt man ein Kind, das in der Gesellschaft der Erwachsenen nicht eben unanständige und ungehörige Dinge sagt, sondern bloß sagt, was zu verschweigen unter den Erwachsenen die Fable convenue und das allgemeine Übereinkommen ist.

Als ein solches katholisches Enfant terrible hat Gottfried Keller seine Legenden erzählt.

Keiner, wie er, hat die Kindesmiene so zu Gebote; er ist ein für ewige Zeiten unerreichbares Ideal von Naivität in den ›Sieben Legenden‹. Wenn ihr daher sagt: »naiv wie Homer«, so ist es richtig; wir haben nichts dagegen. Aber jetzt sind wir auch dort, wo wir solche Prädikate begrenzen können. Homer ist naiv wie ein Kind, nur sprach er auch zu Kindern. Gottfried Keller ist naiv wie ein Kind, aber er weiß sehr genau, daß er zu Erwachsenen spricht! Das macht den Unterschied.

Nennt daher getrost seine homerische Naivität »satirisch wie Voltaire«; wir haben wieder nichts dagegen. Nur wäre die ganze Satire Voltaires nicht, wenn sie nicht mit offen, ja leidenschaftlich eingestandenen Absichten auf ihren Gegenstand losginge; sie nennt und bekennt diesen Gegenstand, er ist die lebendigste Tatsache ihres Bewußtseins. Selbstverständlich weiß auch Gottfried Keller von dem Gegenstande seines Spottes, aber er tut, als ob er nicht davon wüßte. Das macht wieder den Unterschied! Er erreicht seine Satire, ohne sie zu wollen, und just weil er sie nicht zu wollen scheint. Zwischen Homer und Voltaire in der Mitte, steht daher seine Naivität und seine Satire auf ganz anderen Punkten als bei jenen.

»Er tut, als ob er nicht wüßte«, haben wir wiederholt sagen müssen. Wer sich das unterfängt, dem müssen alle Grazien lächeln. Nur durch die Gunst der Grazie ist künstlerische Verstellung möglich, besonders dieser verwegenste Grad von künstlerischer Verstellung. Wie eine Katze auf dem Dache, wandelt der Legendenglaube Kellers einher; der Katholik sieht mit Schwindeln und Haarsträuben zu: dafür ist aber auch die Katze das graziöseste aller Geschöpfe.

»Graziös wie Heine« können wir daher gleichfalls annehmen, soll damit der Superlativ ausgedrückt werden, der von der Grazie der deutschen Prosa bisher erreicht worden ist. Wir können es aber nicht annehmen mit allen übrigen Nebenumständen.

Denn kurz, die Naivität Homers, die Satire Voltaires, der Humor Jean Pauls, die Grazie Heines steht im Buche; es sind in sich fertige Kunsterscheinungen. Bei Gottfried Kellers Sieben Legenden stehen wir selbst im Buche; er hat seinen Edelstein geschliffen mit unvergleichlich weiser Berechnung des Feuers und Farbenspiels, welches erscheint, wenn wir selbst die Folie dazu sind. Wie das Stereoskop runde Bilder aus dem Ebenen macht, dadurch, daß es unser eigenes Auge und seine Gesetze nachahmt, so macht Gottfried Keller seinen schelmischen Legendenglauben mit unserm Unglauben, den er aus dem seinigen freilich zu berechnen weiß, während der seinige aber streng aus dem Spiele bleibt. Man kann Figuren wie die beiden ›Hyacinthen‹ als Meisterstücke humoristischer Naivität nicht genug loben; wie aus alten Miniaturen herausgeschnitten, stehen und wandeln sie da vor uns. Und doch hat Gottfried Keller im ›Grünen Heinrich‹ solche Bilder und Bildchen zu Tausenden aus dem Ärmel geschüttelt; seht nur genau zu, was ihr an den ›Hyacinthen‹ lobt und was auf euch wirkt. Nicht der Bildspaß selbst, nicht die Figuren als solche, nicht die Figuren als Staffage, sondern Luft und Landschaft, worin sie stehen. Das aber sind wir, die Luft, die wir atmen, die Luft des neunzehnten Jahrhunderts. Das hinweg – und die Bildchen erlöschen wie Leuchtkäfer am Tage. Diese perspektivische Kunstrechnung, wie sich die Sachen der Sieben Legenden zu uns stellen, in unserer Luft und Landschaft, das ist das größte und freilich auch das geheimste Meisterstück des Dichters. Vielen Lobenden ist es geheim geblieben.

Grazie und Koketterie sind nicht immer ein Widerspruch; die Grazie verträgt zuweilen einen Stich ins Kokette – siehe die Mediceische Venus. Die kleinen Gelegenheiten dieser Verträglichkeit kannte niemand besser als Heine, dessen Grazie so gerne kokett ist, d. h. Selbstbewußtsein, Selbstgefälligkeit hat, aber just mit dem Wissen von sich, mit dem Gefallen und Gefallen-wollen wieder lose, neckische Spiele treibt. Eine Grazie aber, deren ganzes Spiel die Verstellung ist, wie bei Gottfried Keller, dürfte um keinen Preis in der Welt dieser Grazie Heines ähnlich sein, dürfte mit keinem Zucken ihrer Augenwimper verraten, daß dieses Auge sich selbst beschaut, würde die Schelmereien ihrer Verstellung sofort und tödlich entzaubern, wenn sie nur eine Miene verzöge. Sie darf so wenig eine Miene verziehen, als es Friedrich der Große getan hat, da er den graziösesten Witz seines Lebens machte.

Schlesische Jesuiten verklagten einen seiner Soldaten bei ihm, daß er ihrer Muttergottes den Schmuck geraubt habe. Die Geschichte ist bekannt. Der Soldat, vor seinen König gestellt, sagt mit unerschütterlicher Fassung, es falle ihm gar nicht ein, geplündert zu haben, sondern die Mutter Gottes habe ein Wunder getan und den Schmuck ihm geschenkt. Eigentlich die achte unserer Sieben Legenden! Dieser Soldat muß ein Stück Gottfried Keller gewesen sein.

Aber ein noch besserer Gottfried Keller war sein König.

Wie behandelt Friedrich der Große diesen Fall? Erlaubt er seinem Soldaten, den Schmuck zu behalten? Dann tritt er auf die Seite der Gottlosen und ist parteiisch. Befiehlt er ihm, den Schmuck unverzüglich herauszugeben? Dann tritt er auf die Seite der Jesuiten und ist wieder parteiisch. Aber ein König soll unter allen Umständen unparteiisch sein. Friedrich der Große ist also unparteiisch! Als Protestant, des göttlichen Gnadenlichtes über katholische Mysterien leider beraubt, tut er das Loyalste, was er tun kann: er fragt die Jesuiten selbst. Ist es möglich, daß die Muttergottes ein solches Wunder tun kann? Den Jesuiten fährt der Schreck in die Glieder. Sie winden und wenden sich und fangen an, kasuistische Maulwurfshaufen zu schaufeln, aber der König kann das alles nicht brauchen. Er braucht nur ein Ja oder Nein. Ist es möglich, daß die Muttergottes ein solches Wunder tun kann? Ja oder nein! Natürlich müssen sie ja sagen.

Der reinste Gottfried Keller! Wir wüßten weit und breit keine Parabel, welche den Kunstcharakter der Sieben Legenden so erschöpfend ausdrückte.

In der reinsten Unparteilichkeit – bekennt er die Partei der Aufklärung. Mit der unschuldigsten Miene, welche auf den Legendenglauben eingeht, – macht er die Mienen anderer lächeln! Er braucht sich bloß gläubig zu stellen, – um den Glauben zu beschämen. Er richtet ihn durch ihn selbst.

Und noch eins. Bis zu ihrer Pointe können wir diese Anekdote hieher beziehen.

Denn da jeder Spaß seine ernsthafte Seite hat und ein großer König ein sehr ernsthaftes, über allen Spaß erhabenes Wesen ist, so schwang Friedrich der Große seinen gefürchteten Krückenstock und herrschte den Soldaten an: »Behalt' Er also, was Ihm die Muttergottes geschenkt hat; aber das lass' Er sich gesagt sein, wenn Ihm die Muttergottes noch einmal etwas schenken will, so nimmt Er's nicht an, sondern sagt, sein König hat Ihm's verboten. Verstanden?«

Und das möchten wir auch der deutschen Belletristik zurufen. Laß dir ein solches Büchlein nicht noch einmal schenken! Nur die graziöseste Dichterhand durfte nach diesem Schmucke greifen. Denn schon haben sich manche Rezensenten nicht entblödet, in demselben Atemzuge mit den Sieben Legenden – auch die Parodien von W. Busch zu nennen, gleichsam als geistesverwandte Seitenstücke. Das heißt die Posse mit dem höheren Lustspiel, den ›Sommernachtstraum‹ mit ›Evakathl und Schnudi‹ zusammenstellen. So wahr ist es, daß man dem deutschen Publikum nichts Distinguiertes spenden kann, was es nicht sofort seiner lieben gewohnten Trivialität assimiliert.

 

Die Blumen des Zeitungsstils

Innerhalb der Sprache der Allgemeinheit gibt es so viele besondere Sprachen, als es in Handel, Gewerbe, Handwerk, Kunst, Wissenschaft, als es in jeder Ausübung menschlicher Tätigkeit Fächer gibt. Der Forstmann, der Bergmann, der Handelsmann, der Weber, der Buchdrucker sprechen im Konversationssaal die Sprache der Allgemeinheit, in ihrer Fachtätigkeit sprechen sie ihre besondere Kunst- oder Fachsprache.

Jede Fachsprache wird es durch zwei Elemente: durch Terminologie und Phraseologie.

Die Terminologie ist direkt notwendig. Sie hat Begriffe zu bezeichnen, welche nur dem Fache eigentümlich, außerhalb desselben dem begriffsreichsten Menschen unbekannt sind. Wenn der Weber sich nicht seinen Kunstausdruck oder Terminus bildet, so gibt ihm der Bauer, der Kaufmann, der Soldat, der Priester, so gibt ihm die ganze bürgerliche Gesellschaft kein Weber-Wort, weil sie keinen Weber-Begriff hat.

Die Phraseologie scheint überflüssig: da aber der Überfluß selbst wieder notwendig ist, so ist sie wenigstens indirekt notwendig. Die Phraseologie spielt mit der Sprache, verziert die Sprache, aber der Spiel- und Schmucktrieb ist in der Menschennatur ebenso uranfänglich vorhanden, wie der Bedürfnistrieb.

Zu ihrer Begriffssprache entwickelt daher jede Fachtätigkeit auch eine Blumensprache, zur Terminologie die Phraseologie. Ja, dies ist wahr und vollzieht sich mit solcher Notwendigkeit, daß Fachtätigkeiten, welche kaum eine Terminologie brauchen, doch eine Phraseologie sich zubilden. Zum Beispiel die Journalistik.

Ihre Terminologie bestreitet sie vielleicht aus einem Halbdutzend technischer Ausdrücke wie Leader, Entrefilet, Communiqué usw.; sie ist in diesem Punkte fast bedürfnislos. Das Machen einer Zeitung kann der Terminologie so ziemlich entbehren; dagegen das Schreiben der Zeitung folgt dem unwiderstehlichen Gesetze der Fachtätigkeit, dem Zug vom Allgemeinen zum Besonderen, zur Bild- und Blumensprache, zu Redefiguren, die ihr eigentümlich, zu Ausdrücken, die ihr konventionell-geläufig, typisch und stereotypisch geworden, – zur Phraseologie.

Über die Phraseologie der Fachtätigkeiten fielen die Würfel des Zufalls. Wie alles, was aus Gewohnheitstrieb wächst und wird, ist keine Phraseologie aus Wahl, Absicht und Bewußtsein, sondern jede aus glücklichem oder unglücklichem Ungefähr ins Dasein getreten.

Wie hübsch wäre es nun, wenn ein so wichtiges und unentbehrliches Lebensmöbel, wie es die Zeitung ist, aus ihrem Lostopf eine Phraseologie gezogen hätte, an der wir alle Freude haben könnten! Wie garstig, daß das Unglück es anders gewollt hat! Es haben sich Phrasen als spezifische Zeitungsphrasen eingebürgert, welche dem feinfühligen Geschmacke mehr oder minder unangenehm schmecken, weil sie das Unpassendste, dem Geist und Sinn einer Zeitung Widersprechendste sind und verkehrter kaum noch gedacht werden könnten. Die Zeitungspresse ist das echteste Kind des modernen Bürgertums und – spricht die Sprache ihres verhaßtesten Feindes: des feudalen, mittelalterlichen Rittertums! Die Zeitungspresse ist eines der wirksamsten Bildungsmittel, kann oder soll es wenigstens sein, und – spricht die Sprache des Pöbels!

Diese grausame Ironie des Zufalls ist so ärgerlich, daß sie fast amüsant wird, wie ja alles, sogar der Galgen, seinen Humor hat! Es kann einem Spaß machen, die groteske Flora der Zeitungsblumen mit einem flüchtigen Blicke zu mustern und sarkastisch zu belächeln. Wer ist komischer: der ritterliche Zeitungsstil oder der pöbelhafte Zeitungsstil? Um den Preis der Verkehrtheit ringen sie beide. Ein paar Stichproben davon mögen genügen.

I. Ritterlicher Zeitungsstil.

Ich sehe ein paar emsige Männer Haufen von frischen Zeitungsnummern durchwühlen. Die Zigarre dampft, die Papierschere klirrt, die Brille brilliert hin und her. Jeder findet den Ort, wohin er zu sehen hat, fast blind; sie haben es längst im kleinen Finger, wer die offizielle, wer die offiziöse und wer die inspirierte Zeitung ist, oder wer in den »unabhängigen« Organen die offizielle, die offiziöse und die inspirierte Chiffre. Sie wissen in der Amtlichen, Halbamtlichen und Unabhängigen den Leitartikel, die Korrespondenz, die Notiz, ja das scheinbar bedeutungsloseste Inserat zu deuten. Sie deuten das alles in bezug auf ihren eigenen Standpunkt. Der Innere merkt auf, wie man im Kulturkampf, der Äußere in der Orientfrage, der Volkswirt in der Zoll- und Eisenbahnfrage denkt und wie diese Gedanken der Politik seines eigenen Blattes begegnen oder zuwiderlaufen. Wie nennt man diese Tätigkeit der lesenden, schreibenden, Schere und Rotstift handhabenden emsigen Männer? Ei doch, sie redigieren. Weit gefehlt. Sie stehen auf der Hochwacht! Wenn der Turmwart auf den Warttürmen der Städte, wie z. B. die Sachsenhäuser- und Friedberger-Warte bei Frankfurt, Luft und Erde seines weiten Horizonts durchspähte, ob er ein feindliches Ritterfähnlein in Sicht bekam oder ein Kauffahrerzug im Geleite einer befreundeten Stadt die Landstraße daherkroch, so hat mir dieser Mann zwar keine große Ähnlichkeit mit einem anderen Manne, welcher bei Gaslicht in seinem Bureau einen Haufen von Zeitungen durchwühlt; aber – der letztere läßt sich's nicht nehmen: er hält seine Hochwacht.

Und siehe da, alsbald entdeckt unser Hochwächter einen Zeitungsartikel, der ihn grimmig verdrießt. Was tut der Ergrimmte? Je nun, er brennt sich eine Zigarre an und schreibt gegen die Zeitung. Ich bitte, sich ritterlicher auszudrücken! Er wirft ihr den Fehdehandschuh hin.

Natürlich ist die gegnerische Zeitung nicht minder ritterlich, und da ihre Ritter soeben nachgedacht, was sie für die morgige Nummer schreiben sollen, so ergreifen sie mit Vergnügen und schreiben gegen die Zeitung, welche gegen sie geschrieben. Weil aber beim Zeitungsschreiben das Wort »schreiben« förmlich verpönt ist, so werden sie mit dieser Zeitung nicht sowohl Worte wechseln, als: mit ihr in die Schranken treten.

Am hitzigsten schreibt der Jüngste unter den Redaktionsrittern, denn eigentlich ist er noch gar nicht Ritter, sondern will sich bei dieser schönen Gelegenheit erst seine Sporen verdienen.

Andere haben das längst schon getan. In Tyost und Buhurt ergraut, sieht man den berühmten Ritter Aaron Mendel für die zollfreie Einfuhr der Halbgarne eine Lanze brechen.

Fast wird das Papier zu wenig – denn manchmal sagt man statt Kampfplatz oder Arena noch immer Papier; – da erwirbt sich Simon Fränkel den Dank der ganzen Ritterschaft, indem er mit einer Bravour, die er nur von seinem Ahnherrn, dem großen Cid, haben kann, für die zollfreie Hadern- und Lumpeneinfuhr seine Lanze einlegt.

So tummelt sich die Ritterschaft hüben und drüben. Die Schutzzöllner verteidigen ihre Zölle und die Manchesterleute ihren Freihandel. Das nennen sie beiderseits: ihr Banner hochhalten.

Sie suchen ihre Meinungen im Publikum zu verbreiten, oder diejenigen, welche mit ihnen schon gleicher Meinung sind, zur öffentlichen Betätigung derselben anzuregen; d. h. sie fordern männiglich auf: sich um ihr Banner zu scharen. Das Banner ist entrollt, das Banner wird hochgehalten, man schart sich um das Banner.

Über das Kostüm und die Ausrüstung der Ritter wüßte ich weniger Bescheid zu geben; ich kann nicht sagen, ob sie Schärpen, Arm- und Beinschienen, Ger und Brünne tragen: mit Bestimmtheit kann ich nur die Kopfbedeckung bezeugen. Sie ist der eiserne Ritterhelm mit der verschiebbaren Gesichtsschiene. Diese letztere darf aber nie zum Schutz und zur Bedeckung des Gesichts dienen, denn unsre Ritter setzen ihren höchsten Ehrenpunkt darein: jederzeit mit offenem Visier zu kämpfen. Ich halte das für praktisch, denn es läßt sich nicht nur ehrlicher kämpfen, sondern auch besser die Zigarre rauchen – mit offenem Visier! (Anmerkung für die Neuzeit: Der Ritter, der den Preis davonträgt, welchen bekanntlich »die Dame« spendet, behält, schon des Handkusses wegen, selbstverständlich auch in diesem erquicklichen Augenblicke sein Visier offen; erst seit in modernerer Ritterzeit statt der Dame ab und zu der Generalsekretär der Aktiengesellschaften die Preise verteilt, könnte sich vielleicht auch das geschlossene Visier empfehlen, nämlich um die Schamröte der Bescheidenheit zu verbergen.)

War der Zeitungskampf ein Einzelkampf, so hat man der feindlichen Zeitung den Fehdehandschuh hingeworfen, ist in die Schranken getreten, hat sie aus dem Sattel gehoben, hat sie in den Sand gestreckt und hat schließlich den Preis davongetragen.

War es ein Massenkampf, so ist man gegen die feindliche Zeitung zu Felde gezogen, man macht Front gegen sie, man liegt mit ihr zu Felde, man schlägt sie aus dem Felde, und hat man sie endlich gezwungen, zum Rückzuge zu blasen, so wird der Vorkämpfer, wie König Pharamund, auf den Schild gehoben.

Ob Einzelkampf oder Massenkampf, immer aber war das Zeitungsschreiben ein Kampf, und die Zeitungsschreiber machen völligen Ernst daraus, Schreiben und Zigarrenrauchen, die friedlichsten Dinge von der Welt, als kriegerische und blutige zu stabilitieren. Nur wir Älteren haben noch Spaß von diesem Ernst, die wir in der Gänsekielperiode und nicht in der rasselnden Erz- und Bronzeperiode des Zeitungsstils aufgewachsen. Die Jüngeren dagegen stecken in ihrem Ernste schon so tief, daß sie bereits in Verlegenheit wären, ihre Zeitung zu schreiben, ohne ein Banner hochzuhalten und in die Schranken zu treten. Ich glaube, es hieße sämtliche Zeitungsfedern zum Stillstande bringen, wenn man ihnen den ritterlichen Zeitungsstil nähme. Höchstens bliebe ihnen noch – der pöbelhafte Zeitungsstil übrig.

2. Pöbelhafter Zeitungsstil.

Wir können es uns nicht ersparen, der ›Germania‹ den Vorwurf ins Gesicht zu schleudern...

Ich möchte mir's doch ersparen.

Ich kann mit meinem Mitmenschen manches zu tun haben. Ich kann mit seiner Vernunft etwas zu tun haben, um sie zu überzeugen; ich kann mit seinem Herzen etwas zu tun haben, um es zu rühren; dagegen bleibt es mir schlechterdings unverständlich, was ich mit seinem Gesichte zu tun hätte. Unter allen Umständen bleibt mir sein Gesicht aus dem Spiele. Wie sich ein Mann von Erziehung entschließen kann, einem andern etwas »ins Gesicht zu schleudern«, habe ich nie zu begreifen vermocht.

Wir werden unser Banner hochhalten, so sehr sich »Pokrok« bemüht, es in den Kot zu zerren.

Was hat der Kot mit dem Ideenkreise von denkenden Menschen zu tun? Welcher Interessenstreit könnte in irgendeinem Sinne beim Kot ankommen? Gehört der Kot in die Ökonomie politischer Parteien? Und wenn nicht, warum gehört er in ihre Sprache? Wenn Schweine reden könnten, so würde er wahrscheinlich eine wichtige Rolle spielen – in der Schweinesprache; aber in der Menschensprache? in der Journalistensprache? Ich beweise die Stärke meiner Sache und beweise die Schwäche der gegnerischen Sache; mag mein Gegner dann auf einem samtenen Diwan liegen: er ist ja doch ein Mensch und der Diwan ist menschwürdiger als der Kot. Wenn es auf mich ankommt, so brauche ich niemals Kot; es kann ewig trockenes Wetter sein. Ja, ich brauche auch dieses trockene Wetter nicht, um meinen Gegner in den Staub zu treten ! Ich baue meine Zeitung weder aus Kot, noch aus Staub, sondern überlasse diese Stoffe den freundlichen Schwalben zu ihrem Nesterbau.

Die Kreuzzeitung und die Volkszeitung liegen sich einander in den Haaren...

Ein Schauder überläuft meinen Rücken. Wer kann sich die Möglichkeit vorstellen, daß gebildete Menschen »sich in den Haaren liegen«? Ich habe es noch nie von den ungebildetsten gesehen! Ich hörte Gassenbuben und Fischweiber sich schimpfen, aber so leidlich zivilisiert sind unsere Städte, daß selbst die Hefe des Stadtpöbels mir in fünfzig Jahren noch nie das ekelhafte Schauspiel geboten, wie zwei sich in den Haaren liegen. Und nun versichert mir der Sprachgebrauch der Zeitungen, daß Männer, welche Bildung haben und Bildung verbreiten – sich in die Haare geraten und sich in den Haaren liegen!!

Wer kann ein Journal, seinen Charakter und seine Überzeugungstreue achten, welches heute begeifert, was es gestern verhimmelt...

Wer geifert? Das kleinste der kleinen Kinder, der Säugling. Hierauf die Furie im entsetzlichsten Ausbruch ihres pöbelhaften Affekts, und schließlich der Narr in der Zwangsjacke, der tobsüchtige Rasende, dem der Schaum vor den Mund tritt. Die Zeitungen selbst aber meinen – mit dem unmündigsten Kinde, mit der ekelhaftesten Megäre, mit dem unheilbarsten Wahnsinnigen sei noch der Vierte im Bunde: ein Zeitungsredakteur! Der nächstbeste ihrer Kollegen geifert in jedem ihnen beliebigen Augenblicke!

Ich weiß nicht, ob meine Leserinnen, welche an andere Blumenbuketts gewöhnt sind, noch mehr von diesen Zeitungsblumen wünschen. Die mitgeteilten Probeexemplare waren aus dem Kot und aus dem Staub gepflückt, mit ausgerauften Menschenhaaren gebunden und mit dem Tau von Geifer besprengt. So zubereitet wurden sie uns galant überreicht, nämlich ins Gesicht geschleudert.

Wir lächeln grinsend unsern Dank und wollen uns sachte verabschieden, da erwischt uns der Zeitungsantholog beim Zipfel und nötigt uns noch sein Bestes auf, ein paar ganz exquisite und superfeine Blümchen, die schon ihres romantischen Fundortes wegen zarten Seelen interessant sein müssen. Sie wachsen nämlich – dicht unterm Galgen.

Wer wird da gegeißelt ? Körperliche Strafen sind doch längst schon abgeschafft; sage mir, Henkersknecht, wer trug dir auf, ein so bestialisches Urteil...

Ich bin kein Henkersknecht, sondern ein Zeitungsredakteur, und ergötze mich höchlich daran, einen meiner Kollegen zu geißeln. Ich habe ihn erst mit ätzender Lauge überschüttet, was ich von einem Waschweibe lernte; es nützte nichts, und nun geißle ich ihn, was ich vom Gevatter Henker lernte.

Silberglöckchen, Zauberflöten
Sind zu eurem Schutz vonnöten;

und Waschweib und Henker zum Journal-Redigieren! Ich weiß freilich: das Geißeln kommt nicht aufs Kerbholz der Zeitung allein; die Sprache der satirischen Literatur hat es langst schon gehabt. Wir haben es aus den lateinischen Schulen aufgegriffen, durch die jeder Deutsche geht; wir fanden es schon bei den Römern.

Das ist wahr und doch nicht ganz wahr. Wo wir geißeln sagen, sagt der Römer castigare, aber das heißt castum agere, etwas keusch und rein machen. Diese Etymologie fiel mit vollem Verständnis ins römische Ohr und sie klingt menschlich genug. In unser Ohr fällt nichts als die klatschende Geißel, ein Bild der nackten Bestialität. Wir haben castigare ziemlich leichtsinnig mit »geißeln« übersetzt; dieses heißt flagellare, aber das gebraucht selbst der harte und grausame Römer nicht in jener geistigen Bedeutung, welche bei uns durch das mißbräuchliche »geißeln« geschändet wird. Die richtige Übersetzung für castigare wäre »züchtigen«, wo ins deutsche Ohr der Begriff Zucht, – »Zucht und Sitte« fällt, so daß züchtigen fast »sittigen« heißt und genau den Begriff von keusch- und rein-machen bekommt. Geißeln ist einfach viehisch und entbehrt jedes moralischen Begriffs.

Und möchte »geißeln« noch eine frühere und schon überlieferte Unart des Sprachgebrauchs sein; neuere und durch den Zeitungsstil allein in Schwung gekommene, von ihm mit Vorliebe und verschwenderisch gebrauchte Ausdrücke kultivieren die Roheiten der Henkerssprache noch eines weiteren. Denn nicht nur, daß die Zeitungen mit nie gesättigter Wollust untereinander sich geißeln; sie brandmarken sich auch, sie drücken sich ein Brandmal auf die Stirne und sie stellen sich an den Pranger. Zum deutlichen Beweis, daß die Zeitungssprache die Galgensprache nicht zufällig, sondern als ein tiefgefühltes Bedürfnis und in all ihren Variationen sich anzueignen liebt.

Als ein tiefgefühltes Bedürfnis! Ist es an dem, so dürfen wir unsere Kritik nicht schließen, ohne auf mildernde Umstände zu plädieren. Und fast scheint es uns so. Es möchte Ernst sein, völliger Ernst mit dem tiefgefühlten Bedürfnis.

So viel ist wenigstens wahr: die Zeitungspresse hat ein natürliches Bedürfnis, eine starke und nachdrückliche Sprache zu sprechen. Das eingeräumt, – wie wir es gerne tun, – finden wir ein versöhnendes Moment darin und können den Richter in den Verteidiger verwandeln. Wir haben die Zeitungspresse, und wohl mit Recht, das ureigenste Kind des modernen Bürgertums genannt, aber das Bürgertum ist ein gar zahmes, friedliches und zivilisiertes Geschöpfchen; woher nähme das eine starke und nachdrückliche Sprache? Ei, von denen, welche sie haben! Das mittelalterliche Rittertum hatte sie, und der Pöbel aller Zeiten hat sie. Also wäre es immerhin natürlich, begreiflich, nachgewiesen und menschlich-motiviert, warum die bürgerlichste Institution eine Junkersprache, die gebildetste eine Pöbelsprache spricht, warum sie in jenem Falle lächerlich, in diesem ärgerlich und in beiden geschmacklos spricht.

Aber wie wir die Schuld auch mildern, ein Unglück bleibt es trotz alledem. Und nur mildern, nicht gänzlich aufheben können wir die Schuld. Hat nämlich die Zeitungspresse das Bedürfnis einer starken und nachdrücklichen Sprache, so hat sie es auf dem ganzen zivilisierten Erdkreis und nicht bloß in Deutschland allein. Desungeachtet bietet uns keine Journalistik – weder die englische, noch die französische, italienische, spanische, russische – keine Journalistik der ganzen Kultur-Peripherie bietet uns das Schauspiel jenes junkerlichpöbelhaften Gallimathias, welcher die deutsche Journalliteratur entstellt. Es müßte also doch wohl möglich sein, auch im Deutschen stark und nachdrücklich, aber ohne gedankenlosen Sprachverderb, zu sprechen. Und brauchen wir denn einen bündigeren Beweis dieser Möglichkeit als unsre Klassiker? Ich denke, Lessing hat stark und nachdrücklich zu sprechen gewußt! Gottlob, daß unsere Klassiker endlich wohlfeil geworden und in Volksausgaben das Gemeingut aller zu werden fähig sind; dieses Gegengift stellt just zur rechten Zeit sich ein, um den Verfall des reinen Sprachgefühls noch eine Weile aufzuhalten, weil es ja doch das Unglück gewollt hat, daß das verbreitetste Literatur-Element, die Journalistik, eine so unreine Sprache bei uns in die Phantasie und auf die Zunge aller gelegt!

Und so lese ich denn schon lange meinen Lessing fast nur noch aus formalen Gründen, denn das Sachliche, insofern es bleibend, ging ja in Fleisch und Blut über; fast der halbe Lessing aber besteht leider aus Sachlichem, das vergänglich war und das veraltet ist. Wer lächelt nicht schmerzlich, wie viel Papier ein Lessing daran wendete – um einem Epiker Dusch, oder selbst einem Herrn Geheimderat Klotz ihre nebelköpfigen Dummheiten zu beweisen! Welch prächtige Donnerwetter um solcher Omelette willen!

Aber die Donnerwetter füllen mein Ohr mit ihrem erhabenen Schall! Diese Donner- und Wettersprache lese ich – etwa wie ein Römer unter Theodorich die Klassiker des Augustus las, – bloß um mir die Sprache blank zu putzen, welche reißend schnell zu verrosten droht, bloß um mich, zu erinnern und mir gegenwärtig zu halten, wie man ein starkes und nachdrückliches Deutsch sprechen kann – auch ohne Lanzen zu brechen, Banner zu schwingen, in den Haaren zu liegen, in die Gesichter zu schleudern, sich in den Kot zu zerren und sich an den Pranger zu stellen.


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