Heinz Kükelhaus
Erdenbruder auf Zickzackfahrt
Heinz Kükelhaus

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1923 im Ruhrgebiet

Ich stelle den 11. Januar 1923 in die Mystik des erdschaffenden Volkes von Rheinland und Westfalen. Ich werfe die Zahlen dieses Datums als etwas gänzlich Belangloses in die Zeitlose des Geschehens – und frage mich, warum ich das tue. Wäre es nicht besser, man würde sagen »es war einmal . . .«

Es leiteten Jahrtausende den Schritt, den der Franzose ging, als er in das Ruhrgebiet einfiel. Der 11. Januar 1923 war schon gewesen, als Napoleon in der deutschen Landschaft eine Zentral- und Schicksalsmacht Europas erkannte und bekriegte. –

Der 11. Januar 1923 war schon gewesen, als der römische Feldherr Varus sich von den Germanen mit blutigem Kopf an die Peripherie des Kontinents zurückschicken ließ.

Der 11. Januar 1923 wird wiederkommen, unser deutsches Vaterland wird im Völkerleben ethnologisches Erdbebengebiet bleiben, bis alle Rassen teilhaben an unserem Blut und Gestaltungsvermögen.

 

Der Weg einer Rasse, einer Kultur geht über Berge und durch Täler. Es gibt hier kein gleichmäßiges Schreiten über glatte Straßen. Und wenn wir Deutschen des 20. Jahrhunderts den Ursprung unseres Leidensweges kaum sehen werden – das Jahrhundert nach uns wird diesen Weg geschichtlich festhalten und das Elend der Massen und die Schuld der Volksführer klar sehen. Was die Nachwelt aber 159 nicht aufzeichnen wird, das ist das Erleben des Volkes, das Erleben des einzelnen, das unbeschwert von Geschichte und Zeit dem deutschen Menschen der Zukunft die Schwermut ins Blut legen wird und ihn die Gottheit bitten lassen wird, das Maß von Sünde und Unklugheit um der Schwere des Erlebens willen nicht ewig zu vergelten.

 

Der 31. März 1923 liegt der Essener Arbeiterschaft und Bevölkerung als die dunkelste Stunde des Ruhreinbruchs im Gedächtnis. – Als eine französische Maschinengewehrabteilung in die Kruppsche Fabrik einrückte, um zu requirieren, was zu requirieren war, protestierte die Kruppsche Arbeiterschaft gegen diesen qualifizierten Diebstahl. Die Weigerung des französischen Offiziers der Militärabteilung, mit dem Betriebsrat zu verhandeln, stärkte die Arbeiterschaft in ihrer Protesthaltung. Da gab der Offizier ohne Warnung Befehl zum Feuern auf die unbewaffneten Arbeiter. Das geschah am Ostersonnabend. Vierzehn Tote und vierzig Verwundete fielen diesem Verfahren zum Opfer.

Am Dienstag darauf legte jeder Betrieb in Essen die Arbeit nieder, als von sämtlichen Kirchen das Glockengeläut die letzte Fahrt der erschossenen Arbeiter kundete.

Das Bild, das ich da sah, wurde mein Schicksal.

 

Der Tod ist die natürlichste Sache der Welt. Warum nicht die Todesart auch? Das Enden hier, zeugt dort Vermehrung und Erhaltung. – Aber wir Menschen brauchen nun einmal die Farben und Schattierungen, besonders die Jugend. – Täglich schleicht uns in den Straßen der Städte ein Leichenwagen entgegen, täglich sterben die Menschen in allen Altersstufen. Dann ist die Farbe dunkel, die durch 160 die Hirndämmerung brennt. Formlos, gedankenlos, ohne Schattierungshunger: »Wie starb er?« – »Ah so, Unglücksfall, Herzschlag!« –

Als in Essen die vierzehn Toten zu Grabe gebracht wurden, fragte sich jeder: »warum starben sie?« Das Warum hing in der Luft, unenträtselt. – Wie sie starben, das wußte ein jeder. – Und eben, weil keiner wußte warum, brannten die Farben, loderte der Fahnenwald wie Feuer zum Himmel, heulten die Kirchenglocken wie Erdbeben durch die Straßenzüge, klang das atemschwere Sprechen der Menschen an den Bordsteinen der Durchfahrtsstraßen wie Krankengestöhn.

Es war den Menschen mit einmal etwas nahegerückt, was nicht einmal der Krieg der Volksseele richtig gedeutet: Die da draußen starben im Ringen um Raum für ihre Seelen, die aber hier in der Arbeitsmetropole starben, kamen um, weil der millionenfache Tod da draußen keinen Raum für uns auf Erden geschaffen hatte. Für uns Deutsche nicht, für unsere Feinde aber auch nicht.

Am 4. März 1923 wurde ich einundzwanzig Jahre alt. Das mußte ich mir an den Fingern abzählen, um es glauben zu können. An diesem Tage ging ich zur Polizeiwache meines Bezirks und ließ mir einen Auslandspaß ausstellen. Warum ich das tat, wußte ich eigentlich nicht. Ich tat es rein mechanisch.

Als ich den Paß in der Tasche hatte und zur Tür wollte, wurde diese aufgerissen. Ein französischer Offizier stand da. Er schaute sich im Raum um und fragte den deutschen Verwaltungsbeamten nach einem Namen. Der zuckte die Achseln.

Ich wollte den Raum verlassen.

»Alles, was hier ist, bleibt hier«, brüllte der Offizier. 161

Durch die offene Tür kamen mehrere Soldaten und zogen mich aus dem Raum auf den Flur hinaus. Da standen schon mehrere Personen, die alle aus den Räumen des Rathauses, in dessen Untergeschoß die Polizeiwache stationiert war, gesammelt waren. Offenbar suchte der Offizier eine bestimmte Person.

Mir fielen alle meine Sünden aus Marokko ein. Ich dachte an das genaue Signalement, das die französische Militärbehörde in Marseille von mir genommen hatte.

Da ging ich zu dem Offizier, zeigte ihm meinen Paß und bat ihn, mich meiner Wege gehen zu lassen.

»Sie haben es sehr eilig, nicht wahr?« erkundigte sich der Offizier.

»Ja, sehr«, sagte ich erfreut über die Höflichkeit.

»Das ist für Sie sehr bedauerlich, aber darum muß ich Sie gerade festhalten. Eilige Leute sind mir verdächtig.« Er sagte es und drehte mir den Rücken.

Der Mann sprach prächtiges Deutsch. Vielleicht ein Elsässer oder auch ein Deutscher, der für sein kriminelles Talent den Offizier spielen durfte.

Ich stellte mich in die Reihe der anderen Gestellten. Ein Soldat stand vor uns. Die anderen gingen durch den Bau oder stellten sich vor das Hauptportal des Rathauses.

Dann kam der Offizier nochmal zu uns, fixierte unsere Gesichter, ließ den einen und anderen gehen, die genügend ihre Anwesenheit im Rathaus begründen konnten. Ich war nicht dabei.

»Sie, meine Herren, sind so freundlich und folgen mir zur Einvernahme!« wandte er sich an uns.

Ein alter Herr, der sich unter uns befand, tanzte vor Wut auf seinen Füßen. Ich fühlte es schon länger, daß er nur 162 auf die Gelegenheit wartete, seinem Temperament Luft zu machen.

»Unerhört«, schrie er, »das lassen wir uns nicht bieten. – Verstehen Sie, Herr, wir haben unsere Berufe, Familie!« Er schritt dem Offizier so hart zu Leibe, daß dieser ihn durch den Posten zurückstoßen ließ.

»Schön, wenn ihr es nicht anders wollt, werde ich Sie alle per Lastauto transportieren!« Der Offizier gab seine Befehle.

Ich dachte, daß das eine gute Lösung für mich sei und sah mich ernstlich nach einer Fluchtgelegenheit um. Der Flur, in dem wir standen, war breit und lag durch einen mächtigen Treppenaufgang fast im Dunkel.

Ich nutzte einen Moment der Unachtsamkeit des Postens und bewegte mich einige Schritte rückwärts, so daß ich mit dem Rücken gegen den Treppenaufgang lehnte. Meine Gefährten rückten in der Reihe auf, so daß sie geschlossen war, als sich der Posten umdrehte und ich im Rücken der Gestellten stand.

Eine weitere Rückendrehung des Postens benutzte ich, um mein Bein auf den überspringenden Treppenabsatz zu stellen, das Geländer zu fassen und zu überklettern. Das ging hastig und etwas laut, aber der Söldling stierte auf ein Plakat. Ich nahm die Stufen in großen Sprüngen. Als ich von unten das Klappen benagelter Schuhe hörte, machte ich halt. Von oben drang durch den Flur ebenfalls das Gehen der Soldaten. Ich stand im ersten Stock. Hinter Nummer Null verschwand ich. Ich schaute zum Fenster hinaus – der Steinhof lud nicht zum Sprung ein, und an der nackten Mauer konnte ich mich nicht herunterlassen. Sitzenbleiben? – Warten? – Das schien mir zu qualvoll.

Dann kamen die klappenden Schuhe von oben herunter. 163 Ich schloß die Tür ab und lehnte mich gegen die Wand. Ich überlegte, was ich machen sollte, wenn sie an die Tür fassen würden. – Sie gingen aber vorbei. Ich zog mir die Schuhe aus und lief die Treppe hoch und versteckte mich im Dachgebälk.

Alles ging nach Programm. Das Auto hörte ich vorfahren, die Soldaten rückten mit den Gestellten ab. Ohne mich. – Eine Stunde später überlegte ich mir auf meinem Zimmer, daß mir das Glück noch einmal hold gewesen sei. Erst in Haft, würde mein in Marseille genommenes Signalement mich verraten haben. Und die endlose Wanderung durch die Strafkolonien, wahrscheinlich gar der Tod, wäre mir sicher gewesen.

Die Konsequenz aus meiner Flucht mußte ich aber ziehen. Der Offizier oder der Posten brauchten nur mein Gesicht zu vermissen; mein Name würde bald festgestellt sein. Ich mußte fort.

 

Wie ich damals gelacht, als ich durch die letzte Sperre der französischen Soldateska wanderte, habe ich nie wieder gelacht. Ich lache jetzt überhaupt nicht mehr. Ich kann es auch nicht; meine Gesichtszüge würden mich selbst auslachen. Wenn ich bisweilen nicht allein bin, dann lasse ich eine Gesichtshälfte grinsen, damit keiner weiß, ob ich mich oder die andern belache.

Wie in ein Panoptikum, voller Grotesken und schwer definierbarer Wahrheiten, schreiten die Bilder jener Tage Parade – Parade der Narretei. Da war irgendein unsichtbarer Klopfer, der den Takt hämmerte, und unter den schreitenden Massen war sehr viel Geschwätz – wie in einem Karnevalszuge.

Es sammelten sich rund um das besetzte Gebiet 164 Energieberge, Menschen mit ungeheuer angespanntem Willen, angesehene, hervorragende Männer. Sie waren sich alle darin einig, daß etwas geschehen müsse, genau so, wie vor Bismarcks Zeiten das Parlament der Paulskirche von Männern getragen wurde, die ihr Ziel in der Einigung Deutschlands sahen. Den Weg dazu aber sahen sie nicht – darum die Sprechvereinigung der Paulskirche.

So war es auch zur Zeit des Ruhrabwehrkampfes in Münster: Viel Wille, aber noch lange kein Weg! Wir alle waren bereit, in die Zuchthäuser zu wandern und vor die Schranken der Gerichte zu treten, mit großem Willensaufwand zu arbeiten – arbeiten – arbeiten. Aber kein Genie war da, das mit der Ruhe der großen Seele die Willenskraft, die Revolutiönchen und Kraftanstrengungen in nutzbaren Raum bannte.

So wurde alles zu Geschwätz, ohne Stoßkraft. Es wurde geschrien, gesungen, es wurden Bomben geworfen – aber bei allem starken Willen waren wir wie Besessene.

 

Die Wege, die ich zu gehen hatte, waren zwangsläufig und endeten in Münster. Ich hatte Münster vorher nie gesehen und ich bin auch heute erstaunt, mit welcher Selbstverständlichkeit das Schicksal die Geschicke mannigfacher Ideen und Volkskräfte in eine Stadt geworfen hat, die sich selbst lebt und im langsamen Pumpenschlag das schwere bäuerlich-westfälische Blut saugt.

Ich bin erstaunt über die Saugfähigkeit schöner Ideen und tapferer Gedanken. Ich bin erstaunt, daß Ernst Barth wie ein ferner Funke in mir aufsteigt. – Aber so fing es an. Mit dem Architekten aus Passion, Ernst Barth, fängt es an, der da bei ein paar alten Jungfern wohnte, die es 165 liebten, um 9 Uhr abends ihr Haus zu versperren und nachts zu schnarchen. –

Barth empfing mich um Mitternacht in seinem Zimmer.

»Sei still und freundlich«, flüsterte ich, »nimm mich auf und stelle mir dein Bett zur Verfügung. Du wirst wohl ein Sofa für dich haben. – Ich habe Scheußliches erlebt und gesehen. Die Franzosen hatten mich am Schopfe. Das ist aber das wenigste. Ich sah, wie hundertfünfzigtausend Menschen das dumpfe Poltern großer Leichenkarren hörten, und sah am Himmel keine Schamröte. – Das war ein ernster Witz. Verstehst du, Witz ist Witz – es gibt aber auch einen Wahnwitz, der in die Zwangsjacke gehört und gelegentlich einen Schlag auf den Kopf kriegt. – Wenn du nun Arzt wärst oder dich auf die Psychiatrie verständest, dann könntest du mir vielleicht sagen, aber auch nur vielleicht, wie man dem Wahnwitz begegnet.«

»Ich weiß es ebensowenig wie du, Ramm. – Höre, es kann nicht Aufgabe der einzelnen sein, darüber nachzudenken, wie man diesem Wahnwitz begegnet. Ich frage mich, warum ist der Wahnwitz da. Wenn ich das weiß, dann rücke ich dem ›Warum‹ zu Leibe und schlage den Wahnwitz. – Das Warum liegt darin, daß der Weltkrieg keinen Raum geschaffen hat!«

Ich sagte ihm, daß mir das schon lange klar sei und fragte ihn, wie er Raum schaffen wolle.

Ernst erhob sich von seinem Sofa und nahm aus seinem Bücherregal eine Zeichnungsrolle.

»Hier habe ich eine Zeichnung zu einer Intarsia für den Prunksaal eines alten westfälischen Schlosses gezeichnet. Der Auftraggeber ist ein Banause, der nichts von meiner Idee versteht, aber einen um so größeren Respekt vor der Zeichnung hat. Die Arbeit soll in eine sehr alte 166 Tischplatte eingelegt werden. Die Füße dieses Tisches werden von wundervoll gebildeten Fischschnauzen dargestellt. Die Leiber der Fische schlagen einen Halbbogen, stoßen mit den Schwänzen zusammen und bilden so das Untergestell des Tisches.« Er entfaltete die Rolle, spannte sie auf ein Reißbrett und ließ mich die Zeichnung studieren.

Ich will versuchen, dies erschütternde Bild in Worten zu malen. Beim ersten Blick verstand ich mein ganzes Leben und Sein.

In das Oval einer tiefdunklen Sternennacht graut der Globus der Erde. Über dem Globus liegt in erhaben kraftvoller Form der Leib eines Menschen. Die Füße reichen bis zu den Sonnen der Milchstraße und zerfließen dort in Sternenstaub. Der Kopf liegt unter dem Schleier schaffender Nebelformen. Nur der Leib ruht auf der Erde und die dunkle Glut des Leibes zeugt vom Puls der Erde.

Ich war erschüttert. Es war ein heiliges Bild und ich verstand es. Das Untergestell mit den Fischen ist das Symbol des auf dem Wasser gewordenen Menschen. Und das andere, der Mensch über dem Globus, der Sternenstaub, die Nebelsformen, das ist der Raum, der ewige, der wahre, der uns mangelt.

Ernst sprach gedankenvoll: »Es ist gleich, wie wir dahin kommen. Ich kann mir aber vorstellen, daß eine leidende weite Seele sich eher der raumlosen Ewigkeit zuläutert als die, die sich vom Wahn dieser Erde fangen lassen. Wir beide tragen ja von Kindheit an Bilder in uns, die uns den Bluff dieser Erdhaftigkeit schon lange ahnen lassen.« –

Wir hatten unsere Gesichter nahe aneinander. Wir fühlten beide, wie schwer der Raum auf uns lag, fühlten unsern Lufthunger. 167

»Ramm«, meinte Ernst, »gehen wir 'raus, verbringen die Nacht hinter Büschen und Bäumen. Dies Loch stinkt und, hörst du, die alten Jungfern schnarchen um die Wette.« –

Ich erzählte Ernst von meinem Plan, mich irgendeiner Organisation, die im aktiven Abwehrkampf stehe, anzuschließen. Ernst meinte, er habe manche Beziehungen zu Organisationsmitgliedern. »Du wirst aber staunen über die Hohlköpfe und Biersäufer. Trotzdem, wir können hingehen, können hinter die Karten sehen. Wir können auch mittun und das Leid fressen, das uns der Humus bereit hält.«

 

Es trug alles den Schein einer großen Sache – das Geheimzeichen, das Plinkögen, Telephongerassel, breite Sekretäre, stiernackige Köpfe, Fäusteballen und Fäustehämmern, alte Militärröcke und Hackenklappen.

Gewiß, eine großartige menschliche Sache – allein schon um der Bewegung willen. Zu sehen, wie die Hefe gärt, das Schauspielertalent, die geradezu blendend verteilten Rollen, prachtvolle Subordination – und dazu die Organisation. – –

»Die Post!«

Das brüllt – ohne daß die Würde leidet.

»Telegrammbote!«

Das singt geheimnisvoll wie der Draht, der die Worte leitet.

Und dann wird die Post getragen. In einem Waschkorb. Abgefangene Briefe aus dem Besatzungsgebiet an die französischen Kommandanturen, um die Verräter und deutschen Spione zu entlarven. – Ich staune. Es ist ein einfaches, natürliches System, geradezu sinnreich einfach. 168 Und was die Briefe an Gemeinheit und käuflicher Seele zeigen, ist ungeheuerlich. Die Denunziationen ergeben ein erschreckendes, aber wahres Bild der Wirklichkeit. Ich las später einmal einige dieser Briefe – ich wurde krank vor Ekel. – Und doch, ist der Kampf des täglichen Lebens weniger ekelerregend und giftig? Ist der Konkurrenzkampf im Wirtschaftsleben nicht von derselben Gemeinheit durchträuft? –

Der Telegrammbote flitzt durch die Türe mit vollem Depeschensack . . .

»Achtung!« –

Die Tür wird aufgerissen. Man springt auf. – »Meine Herren, wir können mit der Konferenz beginnen!«

Das fließt gleichmäßig und ruhig aus den Kinnladen wie ungesprochen und unbewegt. Ein graues Gewitter, so ist der Mann, der da sprach. Man merkte es, es war der Ernst und die Ruhe eines tapferen Mannes.

Wir bleiben zurück und warten.

Aus allen Zimmern klingeln die Telephone. Die Meldungen werden stenographisch aufgenommen und in die Maschine diktiert.

Zwischendurch fliegen die Depeschen auf die Tische . . .

»Großartig, Herr Hauptmann, die Brücke bei Calcum ist gesprengt, die Bahnkörper zerstört, die Kohlenzüge liegen fest. – Welche Truppe arbeitet da?«

Und der Hauptmann spricht: »Wurst, Personen sind Puppen. Wir sind Puppen. Die Franzosen sind Puppen – alles andere ist die Gegenwirkung, das Element, die Idee . . . Nehmen Sie auf!« – Der Hauptmann diktiert: »Heute nachmittag, drei Uhr, fand im Hotel Royal in Düsseldorf unter dem Vorsitz des französischen Oberst M. die zweite vorbereitende Konferenz über die Bewegung 169 der Separatisten statt. Anwesend waren die deutschen Beamten . . . – Es wurde der Beschluß gefaßt, . . .«

»Herr Hauptmann«, brüllte es dazwischen, »Berlin am Telephon!« –

»Hier Boelck, schreiben Sie die Meldung schleunigst weiter und geben Sie den Wisch in die Sitzung!« . . .

»AZM. – Halloh!« – Die Tür fliegt zu.

Nach Minuten fliegt die Tür wieder auf. Der Hauptmann ist jetzt rot im Gesicht.

»Ordonnanz!«

Wumm, Hackenschlag.

»Z'Befehl!«

»Zum Reichswehrdepot – geben Sie das dem Major – erwarte seinen Besuch.« – Der Hauptmann schnarrt es und spricht weiter: »Nehmen Sie auf!« – Zu uns gewandt: »Meine Herren – diese Nacht um zwölfe hier. Masse Arbeit, vielleicht was für Sie!« –

Wir gehen. Und hinter uns folgen noch die Worte des Diktierenden: »Verräter unter der Organisation . . .« – Wir stehen vor der Tür.

 

Ich fasse Ernst unter den Arm. Wir hatten beide etwas gesehen, was wir nicht erwartet hatten. Ernst gab dem Ausdruck: »Famos, tobender menschlicher Popanz, energischer Witz. Das wäre was für den Film. Da bekäme der Regisseur mal den Schein der Wahrheit aus erster Hand. – Und Statist in diesem Spiel – wir als Sucher und Kulissenschieber – ich nehme es auf mich. Ich tue es. Wahrhaftig, es liegt so was wie künstlerischer Elan in diesem Element. Der Hauptmann hat recht: Puppen sind wir. Deibel, er ist ein vernünftiger Philosophenhund. Er drückt dir lächelnd eine Pistole in die Hand und erwartet 170 von dir, daß du ein paar französische Offiziere umlegst. – Ich habe gehört, er hat was Ähnliches selbst gemacht. Und er glaubt an die Puppen.«

 

Ich wußte von vornherein, daß Ernst Barth kein Mann der Aktivität war. Obgleich er keinerlei Hemmungen hatte, in dem Ruhrunternehmen seine Teufel spielen zu lassen, war er zu sehr Künstler, sich den physischen Ablenkungen eines Kleinkrieges zu unterziehen. Mir persönlich lag es fern, einen Genossen in diesem Spiel zu haben.

Das sagte ich ihm: »Ich geh' allein, Ernst. Ich weiß, daß ich dir die Sprache vom Mund nehme. Die Idee, von der der Hauptmann sprach, ist: Die Bevölkerung soll im besetzten Gebiet nicht müde werden, den passiven Widerstand aufrechtzuerhalten und vor allem soll die innerliche Einstellung konträr bleiben, hart auf hart. Das Diktat, das der Hauptmann von den Sitzungen der Separatisten gab, zeigt, daß die Rheinlande vom Reich getrennt werden können, wenn zwischen Besatzung und Deutschtum nicht ständig für Spannung gesorgt wird. Zumal, wenn deutsche Verwaltungsbeamte und Parlamentarier für den autonomen Rheinstaat eintreten. – Ich sage mir, einer kann da mehr schaffen als viele. Aus diesem Grunde halte ich auch die ganze tolle Überorganisation dieses aktiven Abwehrkampfes für verfehlt. Er stellt junge Menschen außerhalb der Gesellschaft, die auch noch nicht ein Atom innerlich über den Bluff der Konvention hinausgekommen sind. Wie können die den Kontakt zum Bösen überhaupt gewinnen? – Und jemals ihre Schuld überwinden? – Dabei sollen sie Puppen sein – was aber werden sie sein? – Hengste, die unterwegs auf einer Stute hängenbleiben, aber keine Ideenträger und auch keine Verbrechernaturen, 171 die sich bis zum Steiß in die Hölle wühlen und der Mit- und Nachwelt zulügen können, sie hätten die Balance gehalten, als sie über den Höllenrand krochen. – – Einer muß es tun, und dieser muß es mit sich ausmachen, daß ihn die Idee verschluckt. So hat er auch das Recht, lachend zu sterben. Die Nachwelt wird sagen, das war ein edler Mann, kein Abenteurer und Söldling. – Dabei war er es doch, was er nicht sein sollte, noch viel mehr: ein edler Verbrecher!« –

 

Wir saßen an einem kleinen Tisch eines Lokals, in dem sich die Mitglieder der nationalen Wehrverbände ihr abendliches Stelldichein gaben. Um uns war Rauch und Lärm, zwischen hohen Bierkrügen schimmerten Couleurbänder unter hochroten Köpfen.

Ein Klavier, das man sich nur durch verschwommene Nebelschwaden zusammenreimen mußte, kreischte eine fast irre Melodie. –

Ernst machte mich auf einige dieser Brüder aufmerksam. »Schau dir mal den großen, breiten Kerl da an. Das ist der einzige, den ich unter diesen Brüdern gelten lasse. Kriminaloge. Im Kriege Spion in England. Ein kluger Rowdy, ein Faß voll Gefühl und Intelligenz. Mich wundert's, daß dieser Mensch sich unter diesen leeren Helden herumtreibt und sein Vergnügen daran haben kann. – Er hat mir tolle Episoden aus seinem Leben erzählt. Stelle dir vor, zwei Kriegsjahre in England! Wie er sagt, als ›ehrbarer Engländer‹ lag er in den Ministerien und schnüffelte und hat sogar Lord Kitchener seinen Tod prophezeit. – Paß auf, er kommt zu mir – er hat mich gern. Er hält mich für einen weisen Priester und haut sich immer in Opposition herum.« – 172

»Guten Abend!« – Er stand vor uns wie der versoffene Kriegsgott. Sein Bauch quoll durch die Westenknopflöcher und seine rechte Faust umspannte die Stuhllehne, als ob er einem Menschen die Gurgel zudrückt.

»Guten Abend, Herr Steevens – mein Freund Ramm. – Ich erzählte Ihnen ja schon. Jetzt besucht er mich und will sich Richtlinien holen, will an der Ruhr aktiv arbeiten. Ehe die Organisation sich aber selbst überwindet, ist es Mitternacht. Mein Freund hat schon kein reines Gewissen mehr; er meint, daß eine halbe Sache wie die der Organisation sündhafter ist als ganze Arbeit, die einer auf eigene Faust verrichtet.«

»Ganz meine Ansicht, Master!« Damit nahm Steevens meine Hand in seinen Schraubstock und drückte sie, bis sie kalkweiß und schlaff auf die Tischplatte flog. Ich dachte, sämtliche Knöchel wären mir gebrochen. Hätte ich Steevens länger gekannt, so würde ich ihn vor den Leib geboxt haben, so verkniff ich mir aus Anstand den Schmerz.

»Master Ramm, Sie haben sehr recht. Mein Lebtag habe ich allein gearbeitet und habe immer ein reines Gewissen gehabt. Ich habe auch jeden mir Unterstellten allein arbeiten lassen und seinem Gewissen keinen Zwang auferlegt. Um die Sophismen von Gut und Böse hab' ich mich tatsächlich keine Sekunde gekümmert. – Hören Sie, eine Handlung, die ihr Gewicht auf den Urheber alleine wirft, verteilt sich gerecht. Und die weiteren Folgen der Handlung, auch die Forderung zum Ausbau der Geschehenen, bleiben in der Hand des Urhebers und in seiner Berechnung. Das ist etwas Totales und Geschlossenes, Widerspruchsloses, wird der Natur gerecht, kann also weder gut noch böse sein!« –

Steevens saß mit gesenktem Kopf und seine Worte fielen 173 ruhig und gelassen auf die Tischplatte. Er richtete seine fragenden Augen auf Ernst: »Na, Sie weiser Priester, haben Sie was dagegen?«

»Absolut nichts«, lachte Ernst, »im übrigen wissen Sie ganz genau, wann Sie sich in Paradoxen ergehen. In diesem Falle haben Sie, wie immer, wenn Sie Ihre Bosheiten entschuldigen wollen, auch objektiv recht. – Es ist doch so, daß der Mensch nur durch seine Bosheit oder sein Leid überhaupt denken und schaffen kann. Ich meine, innerhalb der Gesellschaft, wo sein Egoismus die Bosheit veranlaßt und das Leid zur Folge hat.«

»Sie Aas«, das löste sich erquickend herzlich von Steevens' Zunge, »wollen Sie mir wieder ans Leder? – Barth, nehmen Sie sich in acht, ich habe zwanzig Halbe heute abend gekippt, mein Hirn macht Dimensionsarbeit. Ich sehe weiße Mäuse und weiß ihren Kurs, bevor sie anfangen zu laufen!« –

Ich warf ihm die Frage in die glucksende Kehle, warum er sich in diesem Lokal, unter diesen Kindern, herumtriebe.

»Lieber Ramm, ich bin fünfzig Jahre alt. – Das ist meine Rechnung. Ich habe keine Jungens in die Windeln gelegt, obgleich ich Frauen in allen Erdteilen hatte. Darum liebe ich die Kinder, die großen und die kleinen; um ihnen den Geist zu wecken, jage ich sie vom Nationalismus zum Kommunismus. Sie sind aber so ungeschult, trotzdem sie die Hörsäle drücken. Sie wiehern beim tollsten Unsinn Bejahung und wo sie bejahen müßten, verneinen sie. Hahahaha. – Mein Köter denkt senkrechter, gefühlsmäßiger. Darum ist die Bestie auch so schlau. – Verdammt, er ist so schlau wie Sie, weiser Bruder, der Sie doch Schule haben. – Wißt ihr, ich habe keine Schule, aber ich fühle mehr – habe in allen Ländern der Erde 174 die Sprachen erfühlt, die ihr lernen mußtet, und dabei kann ich schlechter rechnen wie ein dressierter Esel. – Ich hab' mich an einen Pfaffen gehalten, der mir in meiner Kindheit da drüben in Australien mal die Ausgießung des Heiligen Geistes klarlegte. Da hab' ich fühlen gelernt, welche Macht der Glaube ist – der Glaube an das, was wir fühlen. Mit dem Legendären, mit dem Märchen und der Mythe eines Volkes habe ich die Wahrheit, die Tatsachen übergeschlürft, ohne daß ich es merkte!« –

Steevens' Gesicht, das mir bisher abgekehrt blieb, senkte sich mir jetzt zu. Ich sah und begriff nichts von diesem gewaltigen Kopf, als daß es ein Kindergesicht war. Als er sich wieder abwandte, lag mir die breite Figürlichkeit seiner Züge vor Augen. Über seine massige Stirn fielen auf der linken Seite die Haarsträhnen seines Scheitels fast jungenhaft. Der rechte Teil seiner Stirn war durch einen kräftigen Paradehieb gezeichnet, der über die ganze Stirn hinweg bis in die Scheitelecke verlief. Augen, Nase, Mund und Wangen waren ebenso breit und ausladend – nichts Außergewöhnliches. Alles war nach seiner mächtigen Stirn gemeißelt. Das Fleisch des Gesichts war ebenmäßig braun und fest in die Züge gefügt und so glatt, wie es nur bei gepflegten Kindern der Fall ist, denen neben der Schönheit der Züge aus der festen Haut die gute Kinderstube, die Tradition fällt.

Ich hatte mich kaum von dem merkwürdigen Vortrag und dem mächtigen Gesicht Steevens erholt, als auch seine Worte schon wieder gleichmäßig über die Tischplatte krochen: »Ramm, geh nicht zur Organisation« (er duzte mich) »halt dich fern vom Unzulänglichen. Du hast helle Augen. Du gehst mit mir – und wenn man dich frißt, dann soll's mich freuen, daß du des Fressens wert warst. – 175 Wir leben alle vom Fressen – dein Freund will's besser wissen . . .«

Auf diese Redewendung Steevens war ich nicht gefaßt. Darum dachte ich auch nicht. Es war mir, als versänke ich in Steevens Kopf – als wär ich selbst Steevens. Das war ganz merkwürdig. Und dann sprach ich, ohne etwas anderes zu fühlen als Steevens unruhiges Warten: »Sicher, klar, was gibt's da zu fragen. Ich gehe mit Ihnen. Ich fühle inmitten dieser lärmenden, qualmenden Luft eine Oase. – Ja, Oase – wissen Sie . . . ach, ich weiß nicht . . . aber bei mir brauchen Sie nicht das Chamäleon zu kehren – ich habe Instinkt und Geruchssinn . . .«

»Sieh einer an!« Steevens schrie es fast, »du hast Geruchssinn? – das ist selten und eigentümlich, daß es noch Menschen gibt, die ihren Geruchssinn über den Verstand heben. – So will ich dich verstanden haben?«

»Richtig!« Das brüllte ich vor Freude. Es war für mich ein wunderschöner Augenblick, als Steevens sich in so betont lobender Weise über den Geruchssinn aussprach.

Steevens holte tief Luft und goß sich ein halbes Liter Bier in den Magen. »He«, sagte er, »ich bin mir nie darüber klar geworden, welch außerordentliche Macht ich meinem Geruchssinn über meinen Verstand einräumen muß. Das geht bei mir so unten her. Ich rieche nicht, sondern die Gedanken steigen mir mit dem Duft durch die Nase in den Schädel. – Ich habe mich monatelang darauf beobachtet und komme nicht hinter den Witz meines Geruchssinnes. Ich entscheide automatisch über Menschen, Tier und Dinge, wenn mir ihr Duft in die Nase steigt. Ich bin immer gut dabei gefahren.« 176

 

Ich wohnte bei Steevens. Das heißt, ich hatte ein Bett in einer Kammer, wo ich schlafen konnte. Steevens schlief meist am Tage und wenn er am Abend nicht soff, dann saß er im Schlafrock an seinem Tisch und schrieb die Nacht durch.

Es war alles wie ganz selbstverständlich gekommen. Ich ging an jenem ersten Abend, an dem ich mit Steevens bekannt geworden war, mit ihm. »Ramm«, sagte er zu mir, »du kannst tun, was du willst. – Wenn du ins Ruhrgebiet gehst, dann gebe ich dir Adressen, wo du alles haben kannst, was du gebrauchst. – Ich bin dir weder Freund noch Chef – Schatten will ich sein und bin ich, verlaß dich darauf!«

Ich fertigte mir eine Karte von Westdeutschland und zeichnete mir Etappenpunkte. Die Karte legte ich gelegentlich Steevens vor und verlangte die Adressen. – Pässe auf viele Namen schob ich zurück. – »Den Hochstaplerkram brauche ich nicht. – Wiedersehn, Steevens!«

Steevens wies mit seinem Federhalter über den Rücken zur Tür. Ich klappte die Türen und ging durch den Spätabend zum Bahnhof und löste mir eine Karte bis Düsseldorf. Ich hatte nichts bei mir, was mich auffällig machte. Ich war Reisender mit wenig Geld in der Tasche, wie hundert andere im Zuge. Ich hatte kein bestimmtes Programm im Kopfe – nur das Verzeichnis der Städte und Straßen. Der französischen Paßkontrolle wies ich meinen Ausweis mit der Einreiseerlaubnis. –

In der Nacht war ich in Düsseldorf. Der Bahnhof war voll Soldaten. Ich ging zur Hauptpost und erhob einen postlagernden Brief auf meinen Namen. Das war so ausgemacht.

Den dünnen Papierstreifen, den das Kuvert enthielt, steckte ich in die Tasche und ging in ein Hotel, und schlief die Nacht unbehelligt. 177

Am Morgen lernte ich den Inhalt des Streifens auswendig und verbrannte ihn.

Nachmittags zwei Uhr hatte ich, dank der Fürsorge Steevens, alles, was ich gebrauchte.

 

Es ist mir heute, als wären es Ewigkeiten bis zu jenen Tagen. Die heutige Zeit ist bar aller Voraussetzungen für den Impuls jener Tage. Ich sehe vor mir nur Gestalten und Massen von Menschen– aber da ist kein einziger, der mir die Hand gibt und sagt: »Komm, Lieber, du hast nicht geträumt und ich will nicht verlangen, daß du erzählst. Gib mir deinen Puls, ich will in deinen Händen lesen und du darfst deine Augen verdunkeln und ich will du sein.« –

Ich schreie: Nein, da ist keiner! – Aber ich tat's nicht für mich. Ich trug den Egoismus der Tage in mir – der Tage, durch die wir wie die Sekunden huschen und die, verhuscht, nicht mehr mein und dein sind. Sind wir, lebend unter all den gleichen Voraussetzungen, nicht alle nur einer? – Steevens, du großer Hund, du asiatischer Mogul, du englischer Gent, wo ist deine Nase?! – Nichts als Metamorphose! – In welchem Lande treibst du dich herum? – Vielleicht liegst du im Sarge – gar in deutscher Erde, obgleich dich deine Mutter in Australien geboren. Lächerlich, du kannst geradeso gut ungeboren sein, was schert's mich heute! – Aber damals krochst du auf der Erde umher und soffst dich dick am Kindergeschwätz, daß dir die Weste schier platzte. – Du täuschtest uns alle. Was du abends in den Kaschemmen einsogst, das sauste dir nachts durch die Poren. Bei Gott, du verstandest den Formwechsel. Dein Hirn transpirierte nachts über den Berichten, die schon am nächsten Abend in Paris gelesen wurden. 178

Daß ich das alles erst so spät roch, daran war dein Kindergesicht schuld. Deine feste Haut, in die du des Morgens den Talg schmiertest, der dir am Abend das Gesicht versteinte.

Wir sind quitt, Steevens. – Du schontest mich in Düsseldorf, in Essen, in Köln, in Krefeld, obgleich dein Schatten mit Revolvern knackte. Du ließt mich schlemmen und gabst mir die Namen unserer Freunde, als seien sie auch deine. – Quitt sind wir. Du täuschtest mich, du kanntest meine Idee und machtest mich zum Schindluder. – Weil ich dich liebe, sind wir quitt! 179



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