Heinrich Kruse
Seegeschichten. Neue Folge
Heinrich Kruse

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Die Klosterreise.

                Reich an altem Besitz ist das Kloster zum heiligen Geiste,
Darum reisen die Herren vom Provisorate in Stralsund
Jährlich in Pommern und Rügen herum, zu besicht'gen die Güter,
Und nach dem Rechten zu sehen. Der Herr Camerarius Schneider
War dazu der geeignete Mann; denn wer für sich selber
Gut zu sorgen versteht, der versteht es auch für die Gemeinde.
Unentbehrlich dabei war auch Lübke, der Stadtbaumeister;
Denn nichts lieben die Pächter so sehr als Scheunen und Ställe
Flott zu bauen, – nur nicht auf eigene Kosten, bewahre!
Umfangreich war der Herr, denn er wußte sich gut zu ernähren.
Und er pflegte zu sagen, es sei doch das Schönste auf Erden
Ein Kalbsbraten, der nicht zu jung und tüchtig gespickt ist.
Dieser behagliche Herr war immer in prächtigster Laune,
Und so wußt' er um sich auch alles behaglich zu machen.
Als auf Klickows Yacht, die oft sie getragen, die Herren
Fuhren an Rügen entlang und an der unendlichen Länge
Hiddensees, das schmal, wie ein Wellenbrecher sich hinzieht,
Bis im Norden es steil abfällt mit dem waldigen Dornbusch, 2
Wurde gar häufig gelacht, wie immer, wenn Lübke erzählte.
Als sie landeten nun an der Brücke der Insel, gewöhnlich
Klosterinsel genannt im Volk von dem stattlichen Kloster,
Dessen Reste man sieht nicht weit vom Hofe des Gutes,
Stand am Ufer bereits ihr Gastfreund Ewers, der Pächter,
Mit Kratzfüßen vorerst und Bücklingen reich sie bewirthend.
»Nun, Herr Ewers, wie geht's?« so fragte der stattliche Rathsherr.
»Schlecht, mein gnädigster Herr! Sehr schlecht!« »Die Ernte war gut doch?«
»Ja, das sagen Sie wohl! Doch Brand im Weizen! Der Roggen
Ausgewachsen, dabei voll Raden und anderem Unrath.
Wenn man nur wüßte wohin, so liefe man gern aus der Welt raus.
Schafzucht lohnet nicht mehr und unter den Schweinen der Rothlauf« –
Aber es ließ ihn Lübke die Jeremiade nicht enden.
»Spart, Freund Ewers, die Worte, da sattsam es Allen bekannt ist,
Daß seit Erschaffung der Welt stets hatte zu klagen der Landmann.
Saget uns lieber, wie steht es damit, mit dem Brückengeländer?
Ist jetzt endlich es fertig gestellt? Nun, Freund?« Doch der Pächter
Schüttelte nur mit dem Kopf: »Nein, Herr Baumeister, die Bauern,
Denkt Euch, verlangen von mir, daß ich das Geländer errichte.
Das ist Sache doch nur der Gemeinde. Wir streiten und streiten.
Darum wär' es am besten, den Streit zu beenden, so dünkt mich,
Wenn das Provisorat« – »Hegt nicht so kühne Gedanken!
Nein, wir haben zu viel schon gethan, daß die Brücke wir bauten; 3
Wollen die Hiddenseer ertrinken, wer kann sie dran hindern!«
Also schritten die Herren, gefolgt von dem Pächter, zum Hofe;
Aber zuletzt kam noch der Klosterdiener gegangen,
Keuchend mit mächtigem Korb; denn es pflegten die Herren des Klosters
Vorsichtshalber den Braten sich mit zu nehmen aus Stralsund.
»Ei, was seh' ich?« so sagte der Pächter sich wundernd, »die Herren
Haben die herrlichste Gans mitgebracht, so groß, daß man könnte
Glauben, es sei ein Schwan aus dem Stadtteich. Aber mit Gänsen
Können wir auch aufwarten auf Hiddensee; wir sind selbst ja
Gänse zu liefern verpflichtet den Herrn Provisoren des Klosters.«
Spöttisch sprach Herr Lübke und krauste verächtlich die Lippen:
»Bin ich dazu da, um Lieferungsgänse zu speisen?
Lieferungsgänse sind mager und thranig, das wissen wir Alle!«
Als sie mit solchen Gesprächen zur Wohnung des Pächters gekommen,
Wartete schon ein Frühstückstisch auf die Herren des Klosters.
»Nun, wie geht es dem Pastor?« so fragte, die Strömlinge lobend,
Herr Camerarius Schneider. »Wir sehen ihn heut' doch zu Mittag?«
»Nein, er entschuldigte sich. So ist denn das geistliche Amt heut'
Schwach nur vertreten bei Tisch durch Rewoldt, unseren Küster.
Siehe, da kommt er ja schon!« Und herein trat, hager und mager
Rewoldt, Organist und Küster und Lehrer der Schule.
»Nun, Herr Rewoldt,« hieß es von allen Seiten, »wie geht es?«
»Suaviter, ut nunc est!« entgegnete lächelnd der Küster,
Denn er hatte studirt und war durchs Examen gefallen;
Darum würzte er gern mit lateinischen Brocken die Rede. 4
»Warum bringt Ihr den Pastor nicht mit, Herrn Bohlen? was fehlt ihm,«
Sagte der Camerar, »daß er heut' nicht, wie sonst uns beehret?«
»Er – er leidet am Magen!« entgegnete zögernd der Küster.
»So, so!« sagte mit Lachen da Lübke; »er leidet am Magen!
Denken kann ich mir's schon, was dem Herrn in den Magen gefahren.
Voriges Jahr sind viele Beschwerden von sämmtlichen Orten
Gegen ihn vorgebracht, daß Herr Camerarius Schneider,
Wenn auch mild in der Form, Vorhaltungen machen ihm mußte.
Diese liegen ihm noch im Magen, ich kann es mir denken
Aber er wußte dafür sich zu rächen auf bäurische Weise.
Sonntags hatt' er nach altem Gebrauch vor den Herren zu pred'gen,
Und da wählt er zum Texte, daß Gott die Person nicht ansieht,
»Arm und Reich, Rathsherr, Camerar, Baumeister und Bauer,
Wir sind Alle vor Gott armselige Sünder und brauchen
Unsere Nase nicht höher als andere Leute zu tragen.«
Zahlreich waren die Hiddenseeer zur Kirche gekommen,
Von Plogshagen sogar und den äußersten Enden der Insel,
Um sich die Klosterherrn zu betrachten, und mußten sie weidlich
Ausschändiren nun hören vom zornigen Pfarrer des Ortes.
Herrn Camerar verschnupfte das zwar, ich aber, ich hielt mir
Nur vor Lachen den Bauch. – Auch hatte der Pastor Verdruß noch
Während der Kinderlehre gehabt; denn die Knaben und Mädchen
Ließ in der heiligen Schrift er lesen und lesen, doch frug er
Sie fast nie. »Verstehen die Kinder denn das, was sie lesen?«
Fragte der Rathsverwandte und Camerarius Schneider.
»›Tod ist der Sünde Sold‹, so heißt es. Fragt doch die Kinder: 5
›Was ist Sold?‹« »Nun, Kinder, Ihr werdet doch wissen, was Sold heißt?«
Aber sie wußten es nicht. Zwei, drei, vier Jungen vermochten
Nicht zu sagen, was Sold zu bedeuten hat. Aergerlich sagte
Herr Pastor zu ihnen: »So denket doch nur an Soldaten!«
Aber es half zu nichts. »Schämt Euch, Ihr Bengel, Ihr langen!
Jetzt soll Euch ein Mädchen beschämen. Nun sage mir, Fieke,
Was ist Sold?« Sie war das größte und klügste der Mädchen;
Aber was Sold heißt – Halt, da denkt sie ans Salz in der Küche.
Plattdeutsch heißet es Solt. »Womit man salzet die Speisen!«
Sagte sie dreist, und es lachten nicht wenig die Herren des Klosters.
»Stellt Euch nicht dämlich und dumm, bloß um mir Schande zu machen!
Sagte der Herr Pastor. – Das liegt ihm nun Alles im Magen.«
»Aber die Hexengeschichte hat ihn noch mehr wohl verdrossen,«
Meinte der Herr Camerar. »Das ist recht eine Geschichte,
Wie Ihr beim Nachtisch gern sie erzählt für die lachenden Gäste.«
Königliche Regierung hatt' eine Verfügung erlassen,
Daß hinfüro die Volksschullehrer der ländlichen Schulen
Sollten mit Ernst und Eifer den Aberglauben bekämpfen,
Auszurotten die schädliche Saat aus den jungen Gemüthern.
»Ist dem nachgekommen auf sämmtlichen Schulen?« so fragt' ich.
Pastor entgegnete drauf: »Ich konnte darauf mich beschränken,
Vorzulesen den Lehrern die königliche Verfügung.
Aber sie stecken noch selbst voll Aberglauben. Auch Rewoldt,
Unser gelehrter Freund, wird niemals reisen am Freitag.
Und er pflegt sich zu sehr an die Sache zu halten.« »Wie so das?« 6
»Ei, er schreitet sogleich ad rem. Er meinet die Prügel.«
»Ja,« gab Rewoldt zu, der studirte Küster und Lehrer.
»Ja, ich bin plagosus Orbilius, muß ich gestehen,
Denn wir reden zu viel mit den Jungen. Aus langer Erfahrung
Weiß ich und kann empfehlen als Regel: Nur tüchtig geprügelt!
Seht, so kommen die Jungen von selbst zu der nöthigen Einsicht.«
»Aber so laßt mich doch bringen zu Ende die Hexengeschichte.
Seht, so sind sie, die Lehrer!« So sagte der Pastor. »Drum nahm ich
Selbst in die Hand den Erlaß der königlichen Regierung.
Und mir ist es gelungen, durch mannigfache Belehrung
Auszuführen den Wunsch und Befehl der hohen Regierung,
Auszurotten allhier den Aberglauben des Volkes.«
»Wie? Das ist Euch gelungen, hochwohlehrwürdiger Pastor,
Und in so weniger Zeit? Ihr habt in den Herzen der Kinder
Ausgerottet den eingewurzelten Aberglauben?«
»Ja, mit Stumpf und Stiel,« so sagte mit stolzem Bewußtsein
Unser Pastor. »Sie glauben nicht mehr an Gespenster und Hexen.
An Wahrsagen nicht mehr, an Zaubern und ähnlichen Unsinn.
Wenn Ihr Bedenken noch tragt, das mir zu glauben, so will ich
Euch in die Hand gleich geben den Glauben.« So ließ er die Kinder,
Knaben und Mädchen, herein in die Thür. »Nun, Kinderchen,« sprach er,
»Sagt, was haltet Ihr denn von den Hexen? Glaubt Ihr an Hexen?«
»Nein!« so schrieen die Kinder im Chor. »Brav!« sagte der Pastor, 7
»Ihr habt Recht. Es giebt nicht Hexen, und kann es nicht geben.
Denn wo kämen sie her?« Doch Fiekchen, die Klügste der Klugen,
Rief: »Durch das Schlüsselloch!« Da lachten sie Alle von Herzen,
Daß der Pastor so gründlich den Aberglauben vertilgte.
»Ja, die Geschichte ist gut,« sprach Lübke. »Vergessen wir aber
Nicht darüber die Gans und gehen wir endlich zu Tische.«
Als sie die Hand ausstreckten zum leckerbereiteten Mahle,
Griff Herr Rewoldt zu, daß es gut that, nur es zu sehen.
»Ei,« sprach Lübke zu ihm, »Ihr schlagt eine herrliche Klinge;
Aber mir scheinet, daß stets Ihr magerer werdet.« Der Küster
Sagte: »Mir schlägt es nicht an. Doch, Herr Baumeister, mich dünket,
Daß Ihr seit vorigem Jahr ein Liespfund schwerer geworden.«
»Ja, ich runde mich ab,« sprach Lübke, »doch wett' ich« – zum Wetten
War er immer bereit – »Ich wette, so dick ich geworden,
Kriech' ich doch noch durch ein Loch, wo Ihr, Rewoldt, mir nicht nachfolgt.«
»Oho!« sagte der Küster, der gern als Turner sich rühmte,
»Wo Ihr, geehrtester Herr, durchkommt, da bleib' ich nicht stecken.«
»Gilt es die Wette?« »Ja wohl.« »So wetten wir also um Rothspohn?
Um zwei Flaschen?« »Mir recht. Ich wollt' auch wetten um viere,
Denn das kann mit dem Stock ja ein Blinder erkennen. Ich muß ja
Diese Wette gewinnen.« »Herr Rewoldt, seid nicht zu sicher.
Stellet Euch einmal hin mit ausgespreiteten Beinen:
Setzt noch die Beine gefälligst ein wenig mehr auseinander! 8
So! Ganz gut. Ist das nicht ein Loch?« »Ein richtiges Loch!« »Ja!«
Sagten sie Alle und warteten nun der kommenden Dinge.
»Also aufgepaßt. Ich lege mich jetzt auf die Kniee.
Seht, und nun rutsch' ich hindurch.« Er that, wie er sagte, und sprang dann
Lustig auf und rief: »Ich bin durch das Loch nun gekrochen.
Nun macht, Küster, das nach und kriecht durch die eigenen Beine!«
Küster war sehr verblüfft; laut lachte die ganze Gesellschaft,
Und gleich wurde der Preis der Wette mit Jubel vertrunken.
Listig versuchte der Pächter die glückliche Stimmung zu nutzen,
Um das Geländer vom Herrn Baumeister sich sanft zu erschleichen.
»Nein!« so versetzte der Schalk, »wenn wir das Geländer Euch bauten,
Hättet Ihr nichts mehr, bedenkt, darüber zu streiten; denn etwas
Muß stets haben der Mensch, worüber er streite und zanke.
Anderswo streitet er sich um lutherisch oder katholisch,
Ueber Vorherbestimmung und Gnadenwahl und dergleichen,
Oder die Ewigkeit der Höllenstrafen und andre
Wenig erfreuliche Dinge. Ihr seid auf der Insel so glücklich,
Euch jahraus jahrein bloß um das Geländer zu streiten.«
Rathsherr Schneider war christlich genug, die Gesundheit des Pastors
Auszubringen. »Es ist zwar schlimm, daß hier mit den Leuten
Ueber das Mein und Dein so viel er streitet, doch muß man
Billig bedenken: die Pfarr' ist nicht einträglich. Die Fischer
Leben auf Hiddensee in Noth und bitterer Armuth.
Manche Hütte am Strand ist aus Torfstücken gebauet.
Und vom Heerde der Rauch muß ziehn durch die offene Hausthür.
Wundern kann man sich nicht, daß die Leute um Weniges hadern.« 9
»Und doch hängen sie sehr an der ärmlichen Insel,« so nahm drauf
Pächter Ewers das Wort, »sie nennen gewöhnlich das süße
Ländchen sie nur, und wenn sie sämmtliche Meere befahren,
Kehren sie doch am Ende zurück nach der heimischen Insel.«
So war Alles am Tisch in der heitersten Laune; den Küster
Aergerte nur ein Weniges noch die verlorene Wette.
»Wetten wir noch einmal, Herr Rewoldt?« sagte zum Küster
Freundlich der Herr Baumeister: »Die Wette ist leicht zu gewinnen.«
Und er ballte die Faust und schlug damit auf den Tisch: Bumms!
Daß rings klirrten die Gläser, und Rewoldt, heftig erschrocken,
Ward ganz blaß, und Lübke bemerkt' es und redete weiter:
»Wenn ich schlag' auf den Tisch, das kann nicht der Zehnte vertragen,
Küster, Ihr wurdet so weiß, wie der Kalk an der Wand, und ich wette,
Kröchet Ihr unter den Tisch und ich schlüge mit dröhnender Faust: Bumms!
Dreimal, Freund, auf den Tisch, daß Ihr nicht aushalten es könntet.«
»Nein, Ihr haltet mich doch für zu weichlich« versetzte der Küster.
»Neunmal könnt' ich's vertragen.« »Also, Ihr haltet die Wette?«
»Freilich, mit Freuden, ja wohl.« »So laßt es genau uns bestimmen,
Was wir wetten, damit nachher kein Streit sich erhebe.
Wenn ich mit aller Gewalt dreimal aufklopf' auf den Tisch: Bumms!
Während darunter Ihr sitzt und Ihr könnt's aushalten und seid nicht 10
Bei dem Gedröhn ohnmächtig geworden, so habt Ihr gewonnen.«
»Gut!« sprach Jener und kroch mit zuversichtlichem Herzen
Unter den Tisch und: Bumms! so schlug Baumeister, als wollt' er
Schlagen in Stücke den Tisch. »Eins!« zählte der Küster am Boden.
Bumms! noch einmal. »Zwei!« so zählte der Küster, begierig
Harrend des dritten Schlags, mit dem er die Wette gewonnen.
Aber da konnte er lange wohl warten. Die Anderen schmausten,
Während ihm unter dem Tische die Zeit lang wurde. Er sagte:
»Haut doch zu, Baumeister. Ich warte schon lange.« »Das glaub' ich,
Nein, ich werde mich hüten; denn schlüg' ich zum dritten Mal, Rewoldt,
Könntet am Ende Ihr ja gewinnen die Wette. Nun aber
Hab' ich nur zweimal geschlagen, und es bleibt unentschieden, ob Ihr wohl
Könntet den dritten Schlag aushalten.« So sah sich der Küster
Wiederum schändlich geprellt von dem listigen Fuchse, dem Lübke.
Und ihn wurmt' es denn doch, und er meinte, er wäre betrogen.
»Und wir Anderen auch!« so sagten die Richter, »denn Niemand
Will ja die Wette bezahlen. Wir kommen um unseren Langkork.«
»Halbpart?« sagte mit fragendem Blick Herr Lübke zum Küster.
Aber es wollte davon nichts hören der zweimal Gefoppte.
»Nun, so will ich die Wette bezahlen. Her mit dem Rothspohn!«
Damit war zur Hälfte bereits mein Küster getröstet,
Denn nichts glitt ihm so sanft in der Kehle hinunter, als Rothwein.
Als er nun aber vernahm, daß die früheren Flaschen wie diese
Nicht vom Krämer geholt, nein, mitgebracht von den Herren,
Rief er begeisterungsvoll: »Initium fidelitatis!«
Tags drauf ließ sich der Pächter nicht lumpen, befahl, von den Putern, 11
Die auf dem Hof stolzirten, den größten und fettsten zu schlachten,
Und lud Pastor noch einmal ein. Von dem süßen Geruche,
Der aus der Küch' entströmte, ward Pastor gelockt und besänftigt,
Daß er den Groll vergaß und erschien. Und der würdige Rathsherr,
Stets zur Versöhnung geneigt, empfing ihn mit freundlichem Handschlag.
Lübke, der ihn »Gottes Wort vom Lande« zu nennen gewohnt war,
Lübke, der Schalk, floß über sogleich von zärtlichstem Mitleid
Wegen der Magenbeschwerden des Herrn. »Wenn Ihr wieder ein Drücken
Spürt im Magen, so laßt ein Wassersüppchen Euch kochen.
Meidet auch, Pastorchen, Alles was süß und fett und was gut schmeckt;
Aber ich kann Euch noch vorschlagen ein besseres Mittel
Gegen das Magenweh.« »Was wäre das?« fragte der Pfarrherr.
Wenn Ihr es machtet wie ich und Euch niemals ärgertet.« »Niemals?«
Fragte der Pfarrer erstaunt. »Ja wohl!« antwortete Lübke.
»Will mir Jemand erregen die Galle, so sag' ich mit Lachen:
›Lieber Freund, ich ärgere mich niemals. Aergere Du Dich!‹«
Also belehrte der lustige Lübke den brummigen Pfarrer.
Und so schmausten sie denn zusammen in freundlicher Eintracht
Bis zum dritten Tag, wie im gastlichen Land der Phäaken.
Ganz in den Herrn Baumeister verliebt war Ewers, der Pächter,
Und er sagte zuletzt, als die Klosterherren zur Abfahrt
Schritten zum Hafen hinab: »Ihr bewundertet gestern im Stalle, 12
Herr, mein Faselschwein, und es ist auch das zierlichste Thierchen
Und sehr reinlich dabei; denn, Herr, das verkannteste Wesen
Ist ein Schwein. Kein Thier, das mehr aus Sauberkeit Werth legt.
Seht, ich schenk' Euch das Schweinchen, es liegt im Korbe des Klosters.
Aber ich bitt' Euch, gebt uns noch ein Schnurrchen zum Besten.«
Lübke besah sich das Schwein im Korb und bewundert' es höchlich.
Und dann sagte der Schalk treuherzig: »Ewers, zu gütig!
Doch jetzt paßt es mir nicht. Wir haben noch weiter zu reifen.
Wißt Ihr was? Ich will Euch das niedliche Thierchen noch lassen,
Daß Ihr täglich daran Euch erfreut. Ich komm' im October,
Wie Ihr wisset, zurück, um der Büdnerwohnungen willen.
Oder noch besser, ich sprech' erst vor so gegen Martini,
Ja, dann nehme das Schweinchen ich mit und dank' Euch im voraus.«
»Ei, Ihr seid nicht so dumm, wie Ihr ausseht!« meinte der Pächter.
Und so schieden die Herrn von einander mit lautem Gelächter.

 


 


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