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V. Hauptstück.
Neue Kämpfe mit den Eingeborenen (1865-1868).

 

1. Die Transvaaler kommen aufs neue dem Oranje-Freistaat gegen die Basutos (Masus) zu Hilfe, trennen sich aber in Unfrieden.

Im Jahre 1865 war im Freistaat der große Basutokrieg ausgebrochen. Die Basutos drangen raubend und plündernd bis tief in den Freistaat. Auch ermordeten sie einige Transvaaler, unter anderen einen Pretorius mit seiner Familie, der von einer Reise aus Natal mit seinen Wagen über die Drakensberge zurückkehrte. Da man im Oranjefreistaat Hilfe nötig hatte, wurde Krüger mit ungefähr 300 Mann Diese Zahlenangabe muß hier ausdrücklich als die richtige erklärt werden, da in den Geschichtswerken über Südafrika bisher ganz andere Zahlen figurieren. D. H. von Präsident Pretorius zur Unterstützung abgesandt. Von Malap (d. h. der Ansiedelung des Häuptlings Malap und seines Stammes D. H.) aus, nahe bei Masus' Stadt, sandte Krüger eine Botschaft an den Oberhäuptling, daß er die Mörder ausliefern solle. Masus antwortete, er sei bereit es zu thun, bitte aber um ein paar Tage Aufschub. Innerhalb der Frist aber, die ihm nun gestellt wurde, fiel er mit ungefähr 3000 Kaffern und ungefähr 1000 Zulus, die ihm zu Hilfe gekommen waren, verräterischerweise über das Burenlager her. Unter dem Schutze der Dunkelheit, die durch andauernden leichten Regen und aufsteigenden Nebel noch vermehrt war, drangen die Kaffern bis in das Lager, was begreiflicherweise große Verwirrung verursachte. Erst gegen Tagesanbruch glückte es Krüger, die Kaffern aus dem Lager zu verjagen.

Krüger hatte damals als Sekretär einen gewissen Nijhoff, der sich am Abend vor dem Gefechte betrunken hatte und zur Strafe dafür an ein Wagenrad festgebunden war. Er schlief da so fest, daß er von dem Gefecht gar nichts merkte und am folgenden Morgen, als er endlich wach wurde, erstaunt um sich sah und fragte: »War vielleicht heute Nacht ein Gefecht hier?«

Nach diesem Gefecht verfolgte das Kommando den Feind ins Gebirge und zwar in der Richtung auf Malaps Stadt. Gleichzeitig sandte Krüger einen Boten voraus an Fick, den Hauptkommandanten vom Oranjefreistaat, der ungefähr 600 Mann bei sich hatte, daß er auch in der Richtung von Malaps Stadt mit seinem Kommando ziehen solle, um sich da mit ihm zu vereinigen. Die Vereinigung glückte auch, und in einem gemeinschaftlichen Kriegsrat wurde beschlossen, daß die Bürger der Südafrikanischen Republik in dem Gebiete, daß sie sich jetzt vom Feinde zu säubern anschickten, Farmen unter den Gesetzen des Oranjefreistaates bekommen sollten. Von diesem Beschluß wurde die Regierung des Freistaates in Kenntnis gesetzt und zugleich ein Angriff auf die Malapberge unternommen, der vollkommen glückte. Der Feind wurde vertrieben, eine große Anzahl seiner Leute außer Gefecht gesetzt und eine Menge Vieh erbeutet.

Man trennt sich in Unfrieden.

Von hier rückte das Kommando weiter in der Richtung auf Masus' Stadt. Unterwegs stießen sie nahe beim Katskatsberg mit einer starken Kaffernmacht von ungefähr 20 000 Mann zusammen. Die Stärke des Feindes kann man mehr oder minder nach folgender Beobachtung schätzen: Als die Buren die Kaffernscharen, die alle zu Pferd waren, zuerst zu Gesicht bekamen, sahen sie in ihrer Mitte Vieh mitlaufen, und das kam ihnen im Verhältnis zur Zahl der Kaffern so wenig vor, daß sie es für das Schlachtvieh hielten, welches die Kaffern zu ihrer Verproviantierung mitgenommen hatten. Als es ihnen aber geglückt war, dieses Vieh zu erbeuten, stellte sich heraus, daß es nicht weniger als 8000 Rinder waren. Die Kaffernscharen flüchteten zurück nach ihrer Hauptstadt, und die Buren folgten ihnen dahin, wo es ihnen nach einem weiteren Gefechte glückte, Masus noch weitere 30 000 Schafe, 8000 Rinder und ein paar hundert Pferde abzunehmen. Hier nun empfing Kommandant Fick eine Nachricht von dem Präsidenten des Freistaates (Brand), daß er dem Beschluß des gemeinschaftlichen Kriegsrats, wonach Transvaalbürger unter dem Gesetze des Freistaates Grund in den eroberten Gebieten bekommen sollten, nicht zustimmen könne. Infolge dessen weigerten sich die Bürger der Südafrikanischen Republik weiter zu fechten und gingen nach Hause.

 

2. Unfall Krügers im Jahre 1866.

Krüger war kaum zu Hause, als er nach Potchefstroom mußte, um da der Volksratsitzung des Jahres 1866 beizuwohnen. Auf dem Heimweg nach Ablauf der Sitzung stieß ihm ein schwerer Unfall zu. Auf der Farm Schoonklof im Distrikt Rustenburg, gerade jenseits des Olifantspasses, mußte er über einen »Schloot« (Bachgraben). Der Graben war wohl vertrocknet, aber der Weg, der durch den Graben führte, war völlig unterspült und zerrissen, so daß er sowohl für Wagen als Pferde unpassierbar war. Statt nun einen Umweg zu machen, fuhr Krüger mit seinem zweirädrigen Karren ein Stück zurück und trieb dann die Maultiere in vollem Galopp gegen den Graben in der Absicht, sie über den Graben springen und den Karren nachziehen zu lassen. Der Wagen schlug aber um, und Krüger brach das linke Bein am Knie. Mit dem gebrochenen Beine mußte er, nur unterstützt von einem kleinen Kaffernjungen, der bei ihm war, den Karren wieder aufrichten, auf die Räder setzen und darin, ohne sein Bein verbinden zu können, noch anderthalb Stunden weit nach Hause fahren. Das Schütteln des Wagens machte ihm fürchterliche Schmerzen, und das gebrochene Bein zwang ihn zu neunmonatlicher Unthätigkeit, während der er sich höchstens auf Krücken fortbewegen konnte. Das linke Bein ist infolge dieses Unfalls immer ein wenig kürzer geblieben, als das rechte, aber beim Gehen wird das kaum jemand merken.

 

3. Kämpfe in den Zoutpansbergen. Ausbleiben von Munition und Unterstützung. Krügers »Grausamkeit«. Krüger allein unter den Kaffern.

Noch nicht völlig hergestellt, mußte Krüger im Jahre 1867 ein Kommando gegen die aufständigen Kaffern im Zoutpansbergdistrikt führen. Diese Expedition konnte aber wegen Mangel an Munition wenig ausrichten. Präsident Pretorius hatte Krüger versprochen, Munition zu senden, konnte dieses Versprechen aber nicht halten, da sie an der Grenze nicht durchgelassen wurde. Im Distrikte Zoutpansberg war es vor allem das Dorf Schoemansdal, das unter den Ueberfällen der aufständigen Kaffern zu leiden hatte. Hierhin zog also auch Krüger und griff die Kaffern da zweimal an, um sie aus der Umgegend zu vertreiben. Aber nach diesen beiden Angriffen war auch seine Munition schon völlig erschöpft, und er sah sich wider seinen Willen gezwungen, das Dorf aufzugeben.

Das Dorf Schoemansdal der Kaffern wegen im Stiche gelassen.

Er bot sich zunächst an, zum Schutz hier zu bleiben, bis aus Pretoria, wohin er zwei Rapportreiter an den Präsidenten gesandt hatte, Hilfe und Munition käme. Aber nur ein Feldkornett mit seinen Leuten war bereit, bei ihm zu bleiben, die anderen wollten von einem längeren Aufenthalt nichts hören. Nun ließ Krüger die Dorfbewohner zu einer Versammlung zusammen kommen und teilte ihnen mit, daß er bei ihnen bleiben werde, aber die Bewohner selber weigerten sich, unter diesen Umständen zu bleiben und erklärten, mit dem Kommando zurückgehen zu wollen, da sie auf diese Weise wenigstens ihre wertvollsten Güter auf dem Wagen ihrer Verwandten im Kommando zurückbringen könnten, während sie anderenfalls, wenn die Kaffern nicht vertrieben seien, später doch flüchten und dann aus Mangel an Transportmitteln ihr ganzes Hab und Gut zurücklassen müßten. So blieb Krüger nichts anderes übrig, als die Bewohner von Schoemansdal nach Marabastadt zu bringen, welcher Ort dadurch vorläufig zur Hauptniederlassung im Zoutpansbergdistrikt wurde.

Machems Stamm muß seinen Wohnsitz aufgeben.

Auf der Rückkehr über Makapaansport klagten die Bewohner dieser Gegend, daß ihnen der Kaffernkapitän Machem Vieh gestohlen habe und sich überhaupt so herausfordernd benähme, daß sie jeden Augenblick von ihm überfallen zu werden fürchteten. Daraufhin ließ Krüger Machem auffordern, zu ihm zu kommen, da er mit ihm wegen Verlegung seiner Niederlassung in eine andere Gegend zu sprechen habe. Denn der jetzige Wohnort Machems war nichts als ein Nest von Höhlen, Schluchten und Erdlöchern, deren Bewohner auf Viehraub fast angewiesen waren und sich zudem jeder Verfolgung leicht entziehen konnten. Machem selbst kam dem Befehle nach, aber ein Teil seines Volkes wollte die Höhlen nicht verlassen. Krüger ging darum in Begleitung des Kapitäns persönlich hin, um die widerspenstigen Kaffern zu holen. Bei der Kraalstadt angekommen, sandte er Boten voraus, um den Zweck seines Kommens zu melden. Aber die Kaffern weigerten sich, die Boten anzuhören und griffen sie an. Als Krüger schießen hörte, jagte er hinzu. Die Kaffern begannen auch auf ihn zu feuern, aber nach einem kurzen Gefechte glückte es ihm, die Höhlenbewohner, so weit sie nicht geflüchtet waren, herauszuholen. Auch dieser Trupp wurde dann zu den anderen, die dem Befehle gleich nachgekommen waren, nach dem neuen Wohnplatz, 5 oder 6 Meilen weiter aufwärts am Nijlflusse geführt. Bei Makapaanspoort wurde außerdem eine kleine Wache zum Schutze der Bewohner zurückgelassen.

Krügers »Grausamkeit«.

Die Sache mit Machem hat viel Staub aufgewirbelt. Während der Belagerung des widerspenstigen Teiles der Kaffern brachten ihnen die Mädchen in die Höhlen Wasser und Nahrung. Um den Frauen nun kein Leid zu thun und doch sie den Widerstand nicht verstärken zu lassen, ließ sie Krüger gefangen nehmen, wenn sie nach den Höhlen gingen, und stellte sie unter seinen Schutz. Dann führte er sie mit nach Pretoria, um dort dem Ausführenden Rate die Bestimmung zu überlassen und dort zugleich die Wahl des Ortes, den er Machem als neuen Wohnplatz angewiesen hatte – um ihn von dem alten Wohnplatz wegzuschaffen, hatte er Vollmacht und Befehl von Anfang an – billigen zu lassen. Hätte Machems Stamm sich nun nicht gebessert, so hätten die Mädchen nach englischer (und darnach auch burischer) Sitte »eingeboekt« werden d. h. bis zu ihrer Volljährigkeit durch gesetzliche Einschreibung Burenfamilien zur Erziehung überwiesen werden können. Machem betrug sich aber in der Folge so ordentlich, daß der Ausführende Rat ihm bald alle die Mädchen zurückbringen ließ.

Allein unter den Kaffern.

Im folgenden Jahre 1868 ging Krüger wiederum und zwar in Begleitung eines einzigen Bürgers nach den Distrikten Waterberg und Zoutpansberg, um zu sehen, wie die Verhältnisse da stünden. Bei Makapaanspoort D. h. auf der Westseite, denn die an der Ostseite ansässig gewesenen Kaffern hatte ja Krüger ein Jahr zuvor weggeführt. D. H. fand er alle Kaffernkapitäne der Umgegend versammelt. Sie sahen ihn sehr erstaunt an, wie er so unerwartet ankam. Sie wußten wohl, daß er käme, dachten aber, er werde sie durch einen Boten auffordern lassen, zu ihm zu kommen, und berieten nun, wie sie sich in diesem Falle verhalten müßten. Sie hatten aber nicht geglaubt, daß er sich allein unter sie wagen werde. Da er jedoch, ohne Argwohn zu zeigen, in der Kaffernstadt ausspannte, so verhielten sie sich ruhig. Sie begrüßten ihn mit den Worten: »Wenn Friede ist, so ist Friede und wenn Krieg ist, dann ist Krieg«, womit sie sagen wollten, daß sie an Krügers Kommen ohne Begleitung sähen, daß er friedlich gesinnt sei und von ihnen das Gleiche erwarte, und daß sie darum auch den Friedenszustand beobachten würden. Von Makapaanspoort zog Krüger weiter nach Zoutpansberg, wo einer von den Kapitänen, die noch im vorigen Jahre gegen ihn gefochten hatten, ihm seine Unterwerfung anbot. Diese Reise hatte nicht nur den Zweck, die Kapitäne persönlich aufzusuchen und zur Ruhe zu ermahnen, sondern auch, wie das die Pflicht des Generalkommandanten war, einen Zensus der Kaffern, eine Schätzung zum Zwecke der Besteuerung, aufzustellen.


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