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IV. Hauptstück.
Der Bürgerkrieg (1861-1864).

M. W. Pretorius, Präsident von Transvaal und Oranjefreistaat.

Im Jahre 1860 war Pretorius, der unterdessen (i. J. 1858) nach Anerkennung der Verfassung in der ganzen Republik Staatspräsident geworden war, nach dem Oranjefreistaat gegangen, um dort öffentliche Angelegenheiten zu regeln, denn nach dem Rücktritt des Präsidenten Boshoff war er auch zum Präsidenten dieses Staates gewählt worden. Diese Wahl hatte er der Vereinigungspartei des Oranjefreistaates zu danken, denn sein Ziel war es vor allem, die zwei Republiken zu verschmelzen. Nach dieser Wahl zum Präsidenten des Oranjefreistaates erhielt er vom Volksrat der Südafrikanischen Republik, deren Präsident er geblieben war, Urlaub für 6 Monate zu seiner Reise in den Oranjefreistaat. Innerhalb dieser 6 Monate dachte er wahrscheinlich die erwünschte Vereinigung zu stände bringen zu können. Während der Abwesenheit des Präsidenten galt in der Südafrikanischen Republik gemäß eines früheren Volksratesbeschlusses das älteste nicht-offizielle Offizielle Mitglieder waren der Präsident, der Staatssekretär und der Generalkommandant. Die beiden übrigen waren nicht-offiziell, d. h. Beisitzer, die nicht zu jeder Sitzung zu kommen brauchten. D. H. Mitglied des Ausführenden Rates als stellvertretender Präsident, in diesem Falle also Johannes Grobler. Mit ihm zusammen bildete dem Gesetze zufolge ein weiteres der Regierung nicht angehöriges Glied nebst dein Generalkommandanten den Ausführenden Rat. Gegen Ende des Jahres 1860 faßte der Volksrat den Beschluß, daß der Staatspräsident kein weiteres Amt übernehmen dürfe, und so legte Pretorius, der auf die Präsidentschaft im Freistaate nicht verzichten wollte, sein Amt in der Südafrikanischen Republik nieder.

 

1. Krügers Protest gegen die Verletzung der Verfassung durch Generalkommandant Schoeman. Volksversammlung in Pretoria. Krügers Kriegserklärung.

Wie nun aber Grobler als stellvertretender Präsident auftrat, wehrte sich dagegen der Generalkommandant Seit Annahme der Verfassung gab es nur noch einen Generalkommandanten. D. H. Schoeman, indem behauptete, dieses Amt käme ihm zu. Er hielt auch Volksversammlungen ab, um sich dieses Recht übertragen zu lassen und dein Volksrat ein Mißtrauensvotum zu erteilen. Schließlich berief er alle Kriegsoffiziere nach Pretoria zusammen und schlug in dieser Versammlung vor, den Volksrat abzuschaffen und den Ausführenden Rat zugleich zur gesetzgebenden Gewalt zu machen. Krüger protestierte gemeinschaftlich mit einigen Offizieren gegen diesen Antrag, weil er der Verfassung zuwider laufe. Er gewann auch schließlich für seine Anschauung die Mehrheit der Offiziere. Aber General Schoeman störte sich wenig daran. Er ging in das Regierungsbureau und forderte Grobler die Papiere und Dokumente der Regierung ab. Grobler wehrte sich wohl dagegen, mußte sich aber schließlich zurückziehen. Krüger schlug daraufhin vor, eine allgemeine Volksversammlung nach Pretoria zu berufen, um über die Sache zu entscheiden – ein Vorschlag, der auch von Schoemans Partei angenommen wurde. Zu dieser Volksversammlung kamen aber Schoemans Anhänger bewaffnet, und Schoeman hatte unterdessen bereits einen gewissen Johannes Steijn aus eigener Vollmacht zum Generalkommandanten ernannt. Krüger und seine Parteigänger gingen natürlich unbewaffnet in die Versammlung. Krüger hatte von dem Plan der Gegenpartei, bewaffnet zu kommen, nichts gewußt, aber auch wenn er es gewußt hätte, würde er mit den Seinen doch unbewaffnet gekommen sein, weil bei der Erregung der Parteien es sonst leicht zu einem Zusammenstoß hätte kommen können, der zu einem Bürgerkrieg geführt hätte.

 

2. Friedensbemühungen und deren Vereitelung durch Schoeman. Die »Dopper« werden gleichberechtigte Bürger. Neue Verhandlungen.

Als Krüger auf dem Wege nach Pretoria bis nach Daspoort gekommen war, erhielt er von General Schoeman einen Bericht, er dürfe nicht weiter ziehen, sondern müsse bleiben, wo er sich befände. Krüger antwortete, er werde sicherlich nicht umkehren, ohne das Dorf (Pretoria) betreten zu haben, nachdem er einmal zu der Versammlung eingeladen worden sei. Er ritt dann auch thatsächlich in das Dorf hinein und direkt vor Schoemans Haus. Da fragte er Schoeman, wie er denn dazu komme, ihn am Besuche Pretorias hindern zu wollen, nachdem er selbst dem Plan, hier eine Zusammenkunft zu veranstalten, zugestimmt und alle Bürger dazu eingeladen habe, und nachdem er (Krüger) nun eigens zum Zwecke dieser Versammlung hierher gekommen sei. Im Hause Schoemans fand gerade ein Kriegsrat unter Vorsitz des von Schoeman ernannten Generalkommandanten Steijn statt, als Krüger ankam. Als Steijn nun Krüger sah, sagte er zu ihm: »Ihr müßt Euch nun gutwillig fügen, das ist das beste, was Ihr thun könnt.« Krüger antwortete ihm aber nicht, sondern wandte sich an Schoeman und machte ihm vorhalte darüber, daß er mit seinen Bürgern bewaffnet gekommen sei, während doch die andere Partei das nicht gethan habe. Nachdem er sich ordentlich ausgesprochen hatte, erklärte er, er werde nun einspannen lassen und mit seinen Bürgern nach Hause gehen. Wie er sich aber umdrehte, um das Gemach zu verlassen, versuchten einige von Steijn's Offizieren ihn zu fassen, während andere ihre Mißbilligung einer solchen Handlungsweise bezeugten und seine Festnahme verhinderten. Nachdem Krüger das Haus verlassen hatte, ließ Steijn eine mit Schrapnells geladene Kanone auf das Lager der Gegenpartei richten und drohte zu schießen, wenn man ihm nicht einen gewissen Jeppe auslieferte. Dieser Jeppe war der einzige Drucker, den die Republik in dieser Zeit besaß. Er hatte seine Druckerei zu Potchefstroom, und Schoemans Partei wollte Proklamationen drucken lassen, um sie rasch zu verteilen und die Bürger dadurch zu beeinflußen. Krüger weigerte sich natürlich, dem Ersuchen nachzukommen, aber die Drohung der Leute von Steijn, daß sie das Feuer eröffnen würden, machte auf Jeppe einen solchen Eindruck, daß er an Krüger vorbeisprang (er stand vorher hinter ihm) und sich der Gegenpartei ergab.

Krügers Kriegserklärung.

Krüger ließ nun einspannen, um nach Rustenburg zurückzukehren. Zum Abschied rief er Schoemans Leuten zu: »Wenn ich über die Magaliesberge bin, müßt Ihr mich als Feind betrachten.« Gerade als seine Wagen sich in Bewegung setzten, kam Präsident Pretorius auf der Rückreise aus dem Oranjefreistaat in Pretoria an und ritt sofort mit einer Anzahl von Schoemans Leuten vor die Wagen Krügers, um ihn zu sprechen und ihn zu bewegen, nicht weiter zu ziehen. Schoemans Leute erklärten nun, sie würden lieber ihre Gewehre wegwerfen, als daß dadurch ein Streit entstehen sollte, und waren auch damit einverstanden, daß Krüger einen Antrag entwerfe, über welchen der Volksrat abstimmen sollte. Nun ließ Krüger wieder ausspannen und schlug vor, daß Pretorius und der Staatsanwalt Proes mit ihm zusammen einen Antrag ausarbeiten sollten, womit er allgemeine Zustimmung fand. In einer Zusammenkunft dieser drei Männer einigte man sich auf den Antrag, es solle eine Kommission gewählt werden, um den Volksrat zusammen zu rufen, der dann entscheiden solle, wer recht und wer unrecht gehandelt habe. Dieser Antrag wurde in der Volksversammlung angenommen und sofort eine Kommission mit Stefanus Lombard als Vorsitzendem erwählt, welche zunächst drei Mitglieder des Volksrates, darunter den Vorsitzenden Christian Klopper, mit der Aufgabe betraute, den Volksrat zusammen zu berufen.

Vereitelte Friedensbemühungen.

So kam endlich ein ordnungsmäßig geladener Volksrat zusammen und erklärte nach gründlicher Untersuchung Schoeman der Gesetzesübertretung für schuldig und setzte ihn als Generalkommandant ab. Außerdem beschloß der Volksrat, daß ein Spezialgerichtshof (Hooge gerechtshof) die entstandenen Streitigkeiten entscheiden sollte und ernannte W. van Rensburg zum stellvertretenden Staatspräsidenten und Theunis Snijman zum Generalkommandanten. Als aber der Gerichtshof Sitzung hielt, um die Sache zu behandeln, kam Schoeman und schloß den Gerichtshof mit Gewalt.

Die Dopper.

Krüger war sofort nach der Sitzung des Volksrats nach Haus gegangen und befand sich jetzt, wo neue Verwickelungen begannen, auf einem Jagdzug am Krokodilflusse. Man schickte nach ihm, um ihn zu rufen. Nun hatten aber während der vorhergehenden Streitigkeiten manche Glieder der »Hervormden«-Kirche Krüger vorgeworfen, daß er überhaupt kein Recht habe, sich mit öffentlichen Dingen zu beschäftigen, denn nach der Verfassung der Republik sei die »Hervormde«-Kirche die Staatskirche, deren Gliedern allein der Einfluß auf das öffentliche Leben zustehe. Er sei nicht Glied der »Hervormden«-Kirche, also auch nicht stimmberechtigter Bürger. Krüger gehörte nämlich zu der kurz vorher, im Jahre 1859 von Pfarrer Postma zu Rustenburg gegründeten »Christelijk-Gereformeerden« Kirche, die in Südafrika allgemein bekannt ist als die »Dopper«-Kirche (Muckerkirche). Woher das Wort »Dopper« eigentlich kommt, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Zur damaligen Zeit leitete man es ab von dem Worte »dop« = »demper«, dem Lichthütchen, mit dem man eine Kerze auslöscht. Die Bedeutung wäre dann, daß ebenso wie ein »dop« eine Kerze erstickt, die »Dopper« alle neuen Gedanken erstickten und dein Fortschritt entgegenarbeiteten. Was die Eigenart der »Dopper«-Kirche anlangt, so beruht sie darin, daß sie sich streng an die Beschlüsse der Synode von Dordrecht (1618 und 1619) hält und den dort altreformierten Standpunkt teilt. Der Gottesdienst unterscheidet sich dadurch von dem der anderen Evangelischen, daß keine anderen Lieder als Psalmen gesungen werden. Die Glieder dieser Kirche waren in der Verfassung nicht berücksichtigt, da sie zur Zeit, da die Verfassung entstand, noch keine selbständige Gemeinschaft bildeten.

Wie man nun Krüger in den neuen Streitigkeiten zu Hilfe rief, antwortete er zurück, man müsse sich eben bei Schoemans That beruhigen. Jedenfalls werde er nichts dagegen thun oder beantragen, denn er habe ja kein Stimmrecht. Infolgedessen ließ der (von Krügers Partei gewählte) stellvertretende Präsident van Rensburg den Kirchenrat der »Hervormden«-Kirche zusammenkommen und einen Beschluß fassen, wonach die Bürger aller evangelischen Kirchen gleichberechtigt sein sollten. Sobald Krüger von diesem Beschlusse, der später auch von dem Volksrat bestätigt wurde, in Kenntnis gesetzt war, ritt er nach Pretoria, wo er Präsident van Rensburg mit einem Teil seiner Leute sowohl als Schoeman mit einer Anzahl seiner Anhänger vorfand.

Neue Verhandlungen.

Beide Parteien standen sich hier feindlich gegenüber. Krüger ging sofort zu Schoemans Leuten, um sie zu einer friedlichen Verständigung zu bewegen. Er schlug vor, eine Versammlung von Bürgern der ganzen Republik auszuschreiben und sich dann dem Beschlusse zu fügen, den die Mehrheit einer solchen Versammlung annähme. Beide Parteien stimmten diesem Vorschlag zu, und die Versammlung wurde nach Pretoria einberufen. Hier kamen denn auch eine Menge von Bürgern aus allen Teilen der Republik zusammen, und mit großer Mehrheit wurde beschlossen, den vom Volksrat bereits angenommenen Antrag, daß ein Spezialgerichtshof über die einzelnen Fragen entscheiden solle, durchzuführen.

 

3. Beiderseitige Rüstungen. Offener Kampf. Der politische Kampf wird zu einem Religionskriege gestempelt.

Schoeman widersetzte sich aber diesem Beschluß und rief alle seine Leute, die noch außerhalb Pretorias waren, auf, sich zu ihm zu scharen, worauf nun van Rensburg dem Generalkommandanten Snijman auch Befehl gab, einen Kriegrat zu berufen, und zugleich Schildwachen ausstellen ließ, damit Schoeman keine weitere Boten hinaussenden könne. An verschiedenen Punkten in der Umgebung des Dorfes (Pretoria) wurden nun Wachen ausgestellt, darunter eine sehr starke am Aapjesflusse, wo jetzt der Vorort Arkadia liegt. Der alte Jakob Malan war Kommandant dieser Wache. Er ließ am folgenden Tag dem Generalkommandanten sagen, daß er unnötig hier stehe, denn die Rapportreiter Schoemans jagten mitten zwischen ihnen durch und ritten die Leute zusammen, wenn sie nicht aus dem Wege gingen. Nun gab Snijman Befehl, wenn wieder ein Rapportreiter Schoemans käme und auf wiederholten Anruf nicht stehen bliebe, solle ihm die Wache das Pferd erschießen. Kurz nachdem dieser Befehl ergangen war, kam ein Rapportreiter angesprengt, der sich an die Haltrufe nicht störte. Der Wachtposten schoß darauf mit grobem Schrot auf das Pferd. Der Rapportreiter machte kehrt, aber unterwegs brach sein Pferd zusammen. Er selbst war durch ein Schrot am Arme verwundet. So war denn der erste Schuß gefallen, welcher den Bürgerkrieg eröffnete.

Offener Kampf.

Am selben Abend wurde von dem Generalkommandanten in Gemeinschaft mit den Kriegsoffizieren Befehl erlassen, daß alle Bürger in dem Dorfe zusammenkommen müßten, um Schoeman zu umzingeln und am folgenden Morgen gefangen zu nehmen. Aber in der Nacht wußte Schoeman sich mit den Seinigen nach Potchefstroom durchzuschlagen. Diejenigen, die zurückgeblieben waren, wurden von dem Kriegsrat mit Strafen belegt. Schoeman sammelte nun ein Kommando zu Potchefstroom, wohin auch das Kommando von General Snijman vorrückte. Der stellvertretende Präsident und Krüger befanden sich bei Snijman.

Der politische Kampf wird zu einem Religionskriege gestempelt.

Schoemans Partei verbreitete jetzt das Gerücht, Paul Krüger sei mit einem Kommando im Anmarsch, um seiner, d. h. der »Christelijk Gereformeerden«-Kirche die Anerkennung als Staatskirche an Stelle der »Hervormden«-Kirche zu erzwingen. Diese Ausstreuungen waren für viele die Veranlassung, sich bei Schoeman anzuschließen. Selbst im Distrikte Marico bekam Schoeman Anhänger, darunter Jan Viljoen, den Kommandanten dieses Distriktes. Sobald das Regierungskommando, das ungefähr 500 bis 600 Mann stark war, vor Potchefstroom anlangte, schickte Präsident van Rensburg an Schoeman Botschaft mit dem Vorschlage, aus beiden Parteien eine gemeinschaftliche Kommission zu wählen, die einen Ausweg aus den Schwierigkeiten suchen solle. Schoeman stimmte diesem Vorschlage zu und ordnete von seiner Seite Jan Kock, den Vater des im letzten Kriege gefallenen Generals Kock, nebst einigen anderen Bürgern zu diesem Zwecke ab, während von der Regierungspartei Krüger nebst einigen andern mit den Friedensverhandlungen betraut wurden. Die Abgeordneten trafen sich halbwegs zwischen den beiden Lagern. Kaum begegneten sie sich, so redete Jan Kock Krüger an: »Ihr wollt also Eure Kirche zur Hauptkirche machen?« Ruhig antwortete ihm Krüger: »Ohm Jan, ich brauche mich nicht zu ereifern, um Euch zu widersprechen. Wenn Ihr ein bischen nachdenkt, müßt Ihr selbst einsehen, daß das eine Unwahrheit sein muß. Hier steht das Regierungslager. Der Präsident sowie alle Offiziere gehören der »Hervormden«-Kirche an, und ich weiß nicht, ob unter den 500 bis 600 Mann auch nur 20 sind, die zu meiner Kirche gehören. Was Ihr also da von den Kirchen redet, kann doch nicht wahr sein.« Später fügte Krüger noch hinzu: »Ich habe nie daran gedacht, die Kirche, zu der ich gehöre, zur Staatskirche zu machen. Aber selbst wenn Ihr mir das anbieten würdet, so würde ich es ganz entschieden ablehnen, weil unser Prinzip das ist, daß Christus und niemand anders das Haupt der Kirche sein soll.« Die Kommission konnte im übrigen zu keinem Beschlusse kommen, und man ging unverrichteter Sache auseinander.

 

4. Gefecht bei Potschefstroom. Schoemans Flucht. Neue Verhandlungen.

General Snijmann sandte nun Krüger am folgenden Tag mit einer Anzahl Bürger und einer Kanone nach der Südseite des Dorfes, um es von da aus zu beschießen. Krüger eröffnete auch sofort, wie er ankam, das Feuer mit der Kanone, und beim dritten Schuß gelang es ihm, eine Kanone der Gegenpartei zu vernichten. General Schoeman beantwortete das Feuer vom Dorfe aus mit Geschütz und Gewehrfeuer. Dieses Feuergefecht zog sich fast den ganzen Tag hin. In der folgenden Nacht zog Schoeman mit seinem Kommando aus dem Dorf nach einem Plateau auf der Nordseite, um von da aus die Regierungspartei zu beschießen. Krüger hatte aber vermutet, daß Schoeman das thun werde und hatte sich allein gegen die Höhe auf die Lauer gelegt, um die Bewegungen des Feindes zu beobachten. Wie er bei Tagesanbruch Schoemans Kommando anrücken sah, eilte er sofort zu den Seinen zurück, gab Befehl aufzusatteln und ihm nach der Höhe zu folgen. Um keine Zeit zu verlieren, ging er mit 15-20 Mann voraus, während die anderen sich fertig machten, und jagte im Sturm mit seinen Begleitern bis auf 30 oder 60 Schritte Schoeman entgegen, der ihn mit Kugeln und Kartätschen beschießen ließ. Krüger und die Seinen beantworteten natürlich sofort das Feuer, und es wurde so heftig, daß sich die beiden Parteien des Pulverdampfes wegen nicht mehr sehen konnten und blindlings ihrem Gefühl nach schießen mußten. Krüger hatte drei Verwundete, während auf der Gegenseite ein Verlust von einem Toten und ungefähr fünfzehn Verwundeten zu beklagen war.

Schoemans Flucht. Neue Verhandlungen.

General Schoeman, der selbst leicht verwundet war, floh noch am selben Tag nach dem Oranjefreistaat, wurde aber von Krüger und den Seinigen verfolgt und verlor noch einige Leute durch Gefangennahme. Auf Schoemans Farm im Oranjefreistaat sammelten sich seine Leute aufs neue, und General Snijman traf sofort die nötigen Anstalten, die Gegner dort zu fangen. Bei der Regierung des Oranjefreistaates wurde angefragt, ob sie diese Operation auf ihrem Grund und Boden erlaube. Sie hatte keine Bedenken dagegen und sandte sogar den Landdrost Truter von Kronstadt, um dabei behilflich zu sein. Schoeman war aber zu rasch. Er zog in der Nacht in der Richtung von Wakkerstroom ab und sammelte sein Kommando aufs neue auf einer Farm an dem Zusammenflusse des Klipbaches und des Vaalstromes. Das Regierungskommando, das erst etwas nordwärts gezogen war, weil es glaubte, Schoeman würde nach Pretoria ziehen, verfolgte ihn zunächst nach der genannten Farm, von da nach Potchefstroom und traf auf sein Lager am Mooiflusse, zwischen dem Loopbache und Potchefstroom. Gerade als man zum Angriff übergehen wollte, kam eine kleine Schar von Schoemans Leuten an, unter denen sich auch Präsident Pretorius befand. Dieser schlug vor, noch einmal eine Kommission zu wählen zur Erledigung der Streitfrage. Die Regierungspartei war damit einverstanden und lagerte sich ein paar tausend Schritt oberhalb Schoeman, gegenüber von Potchefstroom am Mooiflusse. Von Seiten der Regierungspartei wurde wiederum Krüger mit ein paar anderen Bürgern in diese Kommission entsandt, während Schoemans Partei den Präsidenten Pretorius und einige andere ernannte. Die Zusammenkunft fand halbwegs zwischen beiden Lagern statt. Krüger schlug hier vor, den Beschluß des Volksrates, durch den van Rensburg als stellvertretender Präsident ernannt und die Bestrafung der Schuldigen einem Spezialgerichtshof übertragen war, endlich definitiv anzuerkennen. Einer der umstrittensten Punkte in der Beratung war die Frage, wer als Richter in diesem Hof sitzen sollte. Aber auch diese Frage wurde nach mehrstündiger Debatte im Sinne Krügers erledigt, der beantragt hatte, den Gerichtshof entsprechend den Vorschriften der Verfassung zu besetzen. Außerdem wurde beschlossen, daß Präsident van Rensburg den »Hooggerechtshof« ohne Verzug berufen sollte. Die Beschlüsse der Kommission wurden von beiden Kommandos angenommen, man ging auseinander, und der Krieg schien beendet.

 

5. Der Schiedsspruch des höchsten Gerichtshofes nicht anerkannt. Krüger »bedroht« und beschimpft. Neue Zusammenstöße. Krüger wendet Transvaal den Rücken.

Präsident van Rensburg führte nun diesen Auftrag sofort aus und berief den Gerichtshof zusammen. Aber obwohl der Hof zu gleichen Teilen mit den Mitgliedern beider Parteien besetzt war, wurde die erste Sache, der Fall Andries du Toits von anerkannt, der Schoeman-Partei gegen diesen entschieden. Das war für die übrigen Leute dieser Partei Grund genug, sofort wegzureiten. Die Kosten des Gerichtshofes sowie der Kommandos wurden nun Schoemans Partei auferlegt, und ein Kriegsrat sollte gehalten werden, zu dem auch Schoemans Offiziere eingeladen werden sollten. Krüger, der unterdessen zum Generalkommandanten erwählt worden war, wurde von der Regierung beauftragt, die Kommandokosten von der Gegenpartei zu erheben und zugleich die Offiziere zum Kriegsrat mitzubringen. Er berief zu diesem Zwecke eine Versammlung im Distrikte Heidelberg, wo er von dem Feldkornett dieses Distriktes namens Roets, der zur Gegenpartei gehörte, freundlich empfangen wurde. Es glückte ihm auch, einen Teil der auferlegten Strafen in friedlicher Weise einzubekommen und eine Anzahl von Offizieren der Gegenpartei, darunter den Kommandanten Jan Marais zu bewegen, daß sie mit nach Pretoria gingen.

Krüger bedroht.

Auf dem Wege nach der Versammlung in Heidelberg ritt ein junger Bur überall vor ihm her und erzählte, daß Paul Krüger im Anrücken sei, wobei er jedesmal hinzufügte, er würde ihm aber nicht raten zu kommen, sonst würde es ihm schlecht gehen. Da nun Krüger auch bei Nacht reiste, überholte er den jungen Mann und kehrte am folgenden Morgen bereits von einer Farm zurück, die dieser erst aufsuchen wollte. Der junge Mann kam ihm gerade entgegen und begann auch hier sofort sein Sprüchlein aufzusagen. Krüger ließ ihn ordentlich ausreden, und dann sagte er zu ihm: »Junger Mann, laß dir den guten Rat geben und erzähle nicht länger so dummes Zeug. Eure ganze Partei hat sich ohnehin schon genug des Ungehorsams gegen die gesetzgebende Gewalt schuldig gemacht.« »Ja, aber wer ist Ohm denn?« fragte der junge Mann. »Paul Krüger«, war die Antwort. Das hören und nach seinem Pferde greifen, war für den jungen Mann eins. Der Schreck saß ihm so in den Gliedern, daß er kaum aufs Pferd kam. Aber wie er einmal droben war, gab's auch kein Halten mehr. Krüger versuchte von ihm wenigstens seinen Namen zu erfahren, aber er bekam keine Antwort außer Schreckensrufe und dann – weg war er.

Krüger beschimpft.

Auf dem Rückweg von Heidelberg nach Pretoria ging es Krüger fast noch spaßiger. Er kam nämlich in Gesellschaft des erwähnten Jan Marais' auf die Farm eines gewissen Strijdom im Distrikte Pretoria. Frau Strijdom kannte wohl Marais und wußte, daß er zur Schoemans Partei gehörte. Krüger aber kannte sie nicht und dachte, er sei einer seiner (Marais') Offiziere. Ihr Mann war als Richter in den Schiedsgerichtshof berufen worden, aber nicht erschienen und demgemäß zu einer Geldstrafe von 100 Pfd. Sterling verurteilt worden, worauf er die Flucht ergriffen hatte. Frau Strijdom erzählte nun ihren Besuchern ganz unbefangen, ihr Ehemann hätte von Hause flüchten müssen, weil ihn »dieser Paul Krüger« wegen seiner Weigerung, im Gerichtshof zu sitzen, zu 100 Pfd. Sterling Geldstrafe verurteilt habe. Natürlich war diese Strafe nicht von Krüger, sondern vom Gerichtshof selbst auferlegt worden, aber ihr ganzer Haß richtete sich gegen Krüger, und sie redete auch ohne Scheu in sehr unliebsamer Weise über die Regierungspartei und in Sonderheit über Krüger, der »doch sozusagen das Haupt dieser Partei« sei. Nachdem sie ungefähr eine halbe Stunde lang sich in diesen Tiraden gegen Krüger und seine Partei ergangen hatte, kam ein gewisser Jan Bantjes von Pretoria an, der zur Regierungspartei gehörte. Er ging grüßend auf Krüger zu und sagte: »Ah, auch hier General, habt Ihr Marais als Gefangenen mitgebracht?« »Nein,« antwortete Krüger, »er geht freiwillig mit mir zum Kriegsrat.« Nun ging auch Frau Strijdom ein Licht auf, und ihre Zunge verstummte vor Schreck. Bittend kam sie dann auf Krüger zu: »Ach, Herr General, ich kannte Sie ja nicht, seien Sie nicht böse über mein Gerede. Ich bin so ängstlich von Art, und darum rede ich den Leuten immer nach dem Mund, um keine Unannehmlichkeiten zu haben. Ich rede nur so, wenn ich denke, die Leute seien von der Gegenpartei; wenn aber Leute von Ihrer Partei kommen, spreche ich ganz anders. Die Summe, zu der mein Mann verurteilt worden ist, habe ich auch hier, ich kann sie gleich holen, wenn sie der General nur haben will.« Krüger antwortete natürlich darauf, daß er nichts mit dem Geld zu thun habe, es auch nicht in Empfang nehmen könne, denn das sei Sache des Gerichtshofes. Frau Strijdom war aber von dem Augenblick an bis zu Krügers Weggang mehr als liebenswürdig.

Neue Zusammenstöße. Viljoens Verrat.

Der Kriegsrat in Pretoria fand statt ohne nennenswertes Ergebnis. Kurz darnach wurde Krüger von Präsident van Rensburg beauftragt, nach dem Oranjefreistaat zu gehen, um da die Frage der Grenzregulierung zwischen den beiden Staaten zu erledigen. In Potchefstroom angekommen, hörte er aber, daß der Kommandant von Marico Jan Viljoen von der Schoemans-Partei mit einem Kommando im Anzuge sei, um ihn zu fangen. Krüger ritt ihm mit seinem kleinen Gefolge entgegen, um ihn zu fragen, was er wolle. Einige von Krügers Leuten, darunter der Feldkornett Sarel Eloff, sprengten voraus nach einem Kopje, welches das Ziel Viljoens zu sein schien, und es glückte ihnen auch, dieses Kopje vor Viljoen zu erreichen. Nachdem sie diesen Vorteil erreicht hatten, riefen ihnen Viljoens Leute zu, sie hätten keine bösen Absichten, sondern suchten nur eine freundschaftliche Besprechung, und so kamen sie im Gespräche immer näher, bis sie Eloff mit seinen paar Leuten völlig umzingelt hatten, worauf sie die ganze Gesellschaft gefangen nahmen und mit ihnen ihrem Lager zu ritten. Als sie ungefähr gerade gegenüber von der Stelle waren, wo Krüger mit dem Rest seiner Leute zurückgeblieben war, gab Feldkornett Eloff plötzlich seinem Pferd die Sporen und jagte auf Krüger zu. Seine Wächter setzten ihm, nachdem sie sich von der Ueberraschung erholt hatten, natürlich nach, konnten ihn aber auf seinem guten Pferde nicht einholen. Die übrigen Gefangenen wurden nach dem feindlichen Lager gebracht und erklärten später, daß man ihnen da allerlei Strafen angedroht habe, wenn Krüger den Forderungen der Schoemans-Partei nicht nachkomme. Krüger selbst anzugreifen, wagte man nicht, obwohl er nur noch wenig Leute bei sich hatte. Aber sein ganzes Lager wurde umstellt. Ihn zu überraschen, war auch nicht möglich, da er auf alles gefaßt war. Aber dennoch beschloß Krüger in Anbetracht der überwältigenden Uebermacht, und um es nicht die Gefangenen büßen zu lassen, wenn es zu einem Gefecht käme, einem Zusammenstoß auszuweichen, und so wurde beschlossen, daß Krüger mit Eloff nach dem Oranjefreistaat weiter ziehen, während die übrigen Bürger sich nach Hause durchschlagen sollten. Die beiden Ersteren kamen auch thatsächlich ungehindert nach der Farm von Bührmann in der Nähe des Rhenosterflusses im Oranjefreistaat, während von den übrigen Bürgern auf ihrem Heimweg noch mehrere durch Viljoens Leute gefangen wurden.

Krüger wendet Transvaal den Rücken.

Krüger wurde durch treue Meldereiter über die Pläne und Absichten des Viljoenschen Kommandos immer auf dem Laufenden erhalten, und er benutzte gerade diese Meldereiter, um der Gegenpartei Nachrichten zukommen zu lassen, aus welchen sie entnehmen mußte, daß er nicht mehr nach der Südafrikanischen Republik zurückkehren wolle, sondern im Oranjefreistaat sich dauernd niederlassen werde, weil in Transvaal so viel Streitigkeiten seien. Er kaufte sogar eine Farm im Oranjefreistaat – aber unter der Bedingung, sie wieder zurückgeben zu dürfen – und ließ eines seiner Gespanne kommen, ja selbst seine Familie sich zum Aufbruche rüsten, um so die Nachricht wahrscheinlich zu machen. Er gebrauchte diese List vor allem, um seine gefangenen Bürger frei zu bekommen. Kurz darauf empfing er eine Meldung, daß ein großes Kommando der Gegenpartei auf dem Weg nach Pretoria sei, um dort ein Kommando der Regierungspartei, das am Krokodilflusse zusammengezogen wurde, zu zerstreuen. Ein kleiner Teil des feindlichen Kommandos war zu Potchefstroom zurückgeblieben, um die Gefangenen zu bewachen. Als Krüger bald darauf hörte, daß die Gefangenen frei gegeben und bereits abgezogen seien, und als gleichzeitig von der Regierungspartei ein Abgeordneter (Frank) zu ihm kam, um ihn über seine Pläne zu befragen, beschloß er, unverzüglich zurückzukehren und sich zu dem Kommando der Regierungspartei am Krokodilflusse zu begeben. Pretorius, der inzwischen als Präsident des Oranjefreistaates zurückgetreten war, befand sich einem Bericht zufolge in diesem Augenblick in Potchefstroom. Krüger ließ ihn wissen, daß er ihn, wenn irgend möglich, aufsuchen werde, fand aber keine Zeit, sondern zog noch in der Nacht durch nach der Farm Stompoorfontein im Distrikte Potchefstroom, die Wolmarans, einem Mitgliede der Partei, gehörte. Aber auch hier blieb er nur ungefähr eine halbe Stunde und setzte seine Reise gleich weiter nach seiner Farm Waterkloof im Distrikte Rustenburg, wo er am Nachmittag dieses Tages anlangte. Feldkornett Sarel Eloff, der die ganze Zeit bei ihm gewesen war, trennte sich von ihm auf dem »Hoogeveld« und ging direkt nach dem Bezirke Zwartruggens, um da die Bürger »aufzukommandieren«. In ein paar Tagen versprach er mit seinen Leuten wieder bei Krüger zu sein.

 

6. Gefecht bei den Zwartkopjes. Neue Verhandlungen. Gegenseitige Amnestie. Neuwahlen. Krüger wieder Generalkommandant.

Verrat.

Am Tage nach der Ankunft auf seiner Farm ruhte Krüger, da es ein Sonntag war, aber noch in der Nacht brach er nach den Zwartkopjes am Krokodilflusse auf, wo Präsident van Rensburg mit einem Teil seiner Bürger lagerte. Hier traf ihn Krüger, der auf die Nachricht von dem Anrücken eines starken Kommandos herbeigeeilt war. Am folgenden Tag, einem Dienstag, kam das Kommando der Gegenpartei in Sicht. Krüger hatte gute Wachen ausgestellt und wurde rechtzeitig von dem Anmarsch in Kenntnis gesetzt. Der Feind schien zu beabsichtigen, die Zwartkopjes zu besetzen, darum beeilten sich Krügers Leute, ihnen zuvor zu kommen und zuerst auf den Kopjes Position zu fassen. Von beiden Seiten begann nun ein Wettlauf nach dem nächsten Kopje, und auf seiner Höhe stießen beide Parteien zusammen. Krüger mit einem gewissen Enslin war voran. Als er vom Pferde stieg, war Enslin bereits schußfertig, aber von der Gegenpartei rief man herüber: »Müßt nicht schießen, laßt uns mit einander reden; wozu brauchen wir einander tot zu schießen?« Enslin ließ sein Gewehr sinken, bekam aber unmittelbar darauf eine Kugel und fiel tot in die Arme Krügers. Daraufhin entwickelte sich ein allgemeines Gefecht, aber es hatte noch keine halbe Stunde gedauert, als die Gegenpartei ihre Pferde aufsuchte und in der Richtung nach Pretoria flüchtete.

Krüger schont den fliehenden Gegner.

Krügers Bürger bestiegen nun auch ihre Pferde, um die Gegenpartei zu verfolgen, aber Krüger hinderte sie daran, indem er darauf hinwies, daß es sich doch nicht um Feinde, sondern um Brüder handle. Gerade jetzt kam auch Feldkornett Eloff mit 50 Leuten an und wollte das Gefecht fortsetzen. Aber auch ihm wehrte Krüger, und wenn auch sehr unzufrieden darüber, hörte man doch auf seine Gründe. Ueber dieses Verhalten Krügers war Präsident van Rensburg sehr aufgebracht. Als die Bürger auf der Gegenpartei sahen, daß sie nicht verfolgt wurden, kehrten sie zurück, um auch ihre Wagen in Sicherheit zu bringen. Sie schlugen ein Lager bei einer Gruppe von Kopjes, einige tausend Schritt von Krügers Leuten entfernt.

Am feindlichen Wachtfeuer.

Am Abend sandte Krüger Eloff mit einigen Mann als Wache in die Nähe des Lagers der Gegenpartei. Sie kamen so dicht an das Lager, daß sie die Leute dort sprechen hörten und sehen konnten, wie man bei dem Licht einer Laterne damit beschäftigt war, die Kanonen in Ordnung zu machen. Niemand merkte, daß der Feind in nächster Nähe war.

Neue Verhandlungen.

In dieser Nacht kam Expräsident Pretorius im Lager der Gegenpartei an und sandte sofort eine Botschaft an Krüger, worin er ihn um eine Zusammenkunft zu friedlicher Besprechung ersuchte. Da Krüger denselben Plan gehabt hatte, stimmte er bereitwillig zu. Nun wurden von beiden Seiten Abgeordnete für diese Besprechung gewählt, und zwar von Seiten der Regierung die Herren Krüger, Grobler und Prinsloo, von der Seite der Gegenpartei die Herren Expräsident Pretorius, Menitjes und Fourie. Sobald man zusammen kam, schlug Krüger wiederum, wie schon bei früheren Besprechungen, vor, daß die einmal gewählte Regierung als gesetzmäßig erst anerkannt werden müsse. Als einen Beweis seiner friedliebenden Absichten erzählte er den Gegnern, daß in der Nacht eine seiner Wachen so dicht bei ihrem Lager gewesen sei, daß er es völlig unerwartet hätte überfallen können, wenn er das gewollt hätte. Diese Thatsache verfehlte ihren Eindruck nicht, und nach mehrtägigen Verhandlungen einigte man sich auf folgende Punkte:

1. Die bestehende Regierung wird von dem Volksrate anerkannt.

2. Jedoch soll eine neue Präsidentenwahl stattfinden.

3. Die noch strittigen Punkte sollen einem Schiedsgericht unterworfen werden, das sich aus Richtern des Freistaates zusammensetzt. Es soll zu diesem Zweck an den Freistaat ein Ersuchen um die nötigen Richter gerichtet werden.

Die Gegenpartei beantragte noch, daß von ihrer Seite eine Kommission ernannt werden dürfe, welche darüber zu wachen habe, daß die Uebereinkunft von der Regierung streng eingehalten werde, und freien Zutritt zum Bureau des Präsidenten van Rensburg haben müsse. Dagegen wurden keine Bedenken erhoben, und so wurde Expräsident Pretorius mit noch einem anderen Bürger als Mitglied einer solchen Kommission gewählt. Gleichzeitig wurden Krüger und Fourie mit Jan Kraep als ihrem Sekretär nach dem Oranjefreistaat abgeordnet, um von der Regierung dieses Staates die Richter zu erbitten, welche gemäß der Uebereinkunft den Gerichtshof bilden sollten.

Gegenseitige Amnestie.

Die Bürger zerstreuten sich nun und gingen nach Haus. Als die Deputation nach dem Oranjefreistaat kam, wo gerade Präsident Brand seinen Amtseid geschworen hatte, riet dieser den beiden Männern, doch lieber die Sache friedlich zu erledigen, als sie vor Gericht zu bringen. Er wies darauf hin, daß ein unparteiischer Gerichtshof über zu viele Bürger Strafen verhängen müßte, und daß darum eine gegenseitige Verständigung viel besser wäre; schließlich weigerte er sich sogar, Richtern seines Landes diese Sache zu übertragen. Krüger suchte nun nach, ob nicht ein Präzedenzfall vorhanden sei für eine solche Erledigung der Sache, und fand schließlich heraus, daß ein alter Rechtsgelehrter den Grundsatz festgelegt habe, daß mit gegenseitiger Einwilligung die Anklage auf Rebellion in einem durch einen Bürgerkrieg aufgewühlten Lande durch allgemeine Amnestie erledigt werden könne und nur die Hauptpersonen aus ihren Aemtern entlassen werden müßten. Der Volksrat faßte denn auch einen Beschluß in diesem Sinn, und so wurde die Ruhe wieder vollkommen hergestellt.

Neuwahlen.

Ebenso stimmte der Volksrat dem Antrage zu, eine neue Präsidentenwahl abzuhalten. Aus dieser Wahl ging Pretorius als Präsident hervor. D. H. Gleichzeitig fand auch auf Ersuchen von Krüger, der dieses Amt bekleidete, die Neuwahl eines Generalkommandanten statt, weil er den Bürgern eine Gelegenheit geben wollte, sich einen anderen Generalkommandanten zu wählen, wenn sie mit ihm unzufrieden seien. Er bekam aber bei dieser Wahl mehr als zwei Drittel aller Stimmen.


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