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Der Geck

Geck los Geck elans! scholl der Faschingsruf. Und den ganzen Rhein entlang begann der lachende Karneval und der verliebte Mummenschanz.

Ein Fasching war's, wie kaum einer zuvor. Ein Fasching im Winter, im wirklichen weißen Winter. Ein leichter Frost fiel ein und dann sank in zwei Nächten ein Schnee, mehr als mannshoch. Von den Türen der Häuser mußten sie schmale Korridore an den Mauern hin durch den Schnee graben. Da krochen die Menschen vorsichtig dahin, und wenn noch des Mittags die Sonne auf die Dächer schien, bekam manch einer ein ordentliches »Bück dich« von Schnee auf den Kopf. Aber am Abend, wenn auf dem Wege zur Redoute Harlekin und Pierette sich begegneten, da gellte durch diese schmalen Gänge der Ruf: »Geck los Geck elans!«

Noch ein paar Tage hielt der Schneefall an und es gab eine Schlittenbahn wie seit dreißig Jahren nicht. Überall Schnee. Von Köln bis nach Dorf Düssel, von Koblenz bis nach Mainz. Überall am lustigen Rhein Schlittenbahn, überall Schnee. Nur aus dem Strom selber, da war Eis, festes, stehendes Eis, wie seit dreißig Jahren nicht. Und auf dem Eis, da fegte in zwei Tagen ein schneidender Nordwind allen Schnee zur Seite, und hinauf, stromaufwärts, daß das Eis spiegelblank und klar dalag, und man meinte hinuntersehen zu können bis auf den Grund. Eine brennende Lustigkeit kam über das Volk. Je kälter der Winter auf die Wangen schlug, je frischer seine Luft sie rötete, desto heißer glühte im Herzen der lachenden Gecken eine verzehrende Lustigkeit.

Und des Maskierens und Tumultierens war kein Ende.

War kaum der Morgen da, und wankten noch die Letzten des Weingottes voll nach Hause und summten und brummten in den Köpfen noch die Walzertöne der vertanzten Nacht, so sammelten sich vor den Fenstern der schönsten Mädchen und Frauen schon wieder die jungen Kavaliere und sangen ein lüsternes Ständchen und warteten, ob nicht der splendide Herr Vater oder der dumme Herr Gemahl die lustigen Sänger einluden zu einem hübschen Frühstück.

Die Schönste und die Stolzeste in der Stadt war die Tochter des Bürgermeisters. Keine ganz Junge mehr, aber schön, wie keine, und voll Feuer, wie keine. Zu jeder Redoute kam sie als lodernde Flamme. Und sie sah aus wie ein loderndes Feuer, und wer ihr zu nahe kam, der brannte lichterloh. Ihr Übermut kannte keine Grenzen. In einer Nacht tanzte sie nicht, sie wollte nur des Festes Königin sein – sie saß auf erhöhtem Stuhle und sah hinab auf die Tanzenden.

Wenn sie einer liebte, so war ihr das eine rechte Freude – aber nicht eine von den heiteren, leichten, gesunden Freuden – nein, eine grausame, rohe Lust, eine Freude voll Hohn und Spott. Denn sie konnte keinen wiederlieben. Einer hatte sich um ihretwillen eine Kugel durch den Kopf geschossen, einer war fortgegangen, wer weiß wohin, und einer hatte das Schlimmste getan, er hatte sich ein schlechtes, liederliches Frauenzimmer an den Hals gehängt. Aber über alles das lachte sie nur und zog die Schultern hoch, und sagte: »Ja, wenn er so dumm ist!« –

Immer kälter und schneeiger wurde der Winter. Große Not kam über das Land und über die Stadt. Aber nur die Armen litten vom Hunger und von der Kälte, den Reichen war wohl und ihrer Lustbarkeit mangelte nichts.

Da kam eines Tages der Gedanke auf: man sollte etwas für die Armen tun. Einen Ball für die Armen wollte man geben, aber man traf des Bürgermeisters schöne Tochter bei übler Laune an. »Ich soll für die Armen tanzen – ich? Für mich will ich tanzen, wenn ich schon tanzen mag; was geht mich das lumpige Bettelvolk an!« Und dann mußte der Herr Vater, der Herr Bürgermeister, auf das Rathaus laufen und den Herren Senatoren die Köpfe waschen, wie sie nur hätten eine solche Idee aufkommen lassen können – nein – daß die Vornehmen der Stadt sich sollten bemühen für solches Bettelpack. – Und die Herren Senatoren mußten laufen, was sie konnten, um ihren Frauen und Töchtern, Basen und Anverwandten die dumme Idee wieder auszureden.

Und nun ging das Festivieren erst recht an. Ball auf Ball, Redoute auf Redoute – keine Rast – Nacht für Nacht wurde getanzt.

Mitten unter all den bunten Geckengestalten erschien da eines Tages ein besonderer Geck. Er wurde von keinem erkannt – obwohl er mit keinem aus der Stadt zu verwechseln war –, denn er war schon eines Hauptes länger als alles Volk. Ein Riese, aber merkwürdig leicht und beweglich, flink und gewandt beim Tanz, unersättlich beim Wein und allen Frauen und Mädchen gleich gefährlich. Er trug ein eigenartiges Narrengewand. Oben nur einfach den Frack und unten ein paar weite, weiße Beinkleider, so weit, daß sie sich blähten beim Tanz, wie ein paar Segel. Ein seltsames Geckenkleid. Vor den Augen trug er immer die schwarze Maske, so daß man von seinem Kopf nichts anderes erkennen konnte, als die dichten, dunklen, fast schwarzen Locken.

So groß gewachsen war keiner in der Stadt und solche Locken hatte auch keiner. Als er zum ersten Male kam, war man entrüstet über den Eindringling, man wollte ihn fragen, wer er sei – aber immer war er im Gespräch oder beim Tanz mit einer angesehenen schönen Frau oder mit einer reizenden Dame, oder er stand mit einem Senator oder mit dem Herrn Bürgermeister zusammen und plauderte sicher und lebhaft. Am nächsten Abend war er wieder da – dasselbe Spiel. Am dritten Abend befahl man dem Saaldiener, ihn nicht einzulassen, wenn er käme, oder wenigstens ihn nach Namen und Einladung zu befragen – er war im Saale und keiner hatte gesehen, wie er hereingekommen; er war da und tanzte, und plauderte, und aller Herzen, der Jungen und der Alten, waren sein.

Überall war er, wo die Gecken ihr Spiel hatten – nie geladen – und immer da –, von allen mißtrauisch gemieden und von allen gesucht und umdrängt.

Und bald war er auch der Meister der Feste. Keiner wußte so entzückende Tänze und Scherzspiele wie er. Die ganze Gesellschaft gewann einen andern Anstrich durch ihn. Die freudige Lust kannte keine Schranken und Tanz und Jubel fanden kein Ende, wenn er dabei war. Und mit allen Mädchen und Frauen wußte er zu tanzen, mit jeder nach ihrer Art, und jeder ein Wörtchen zu sagen, leise und heimlich, das sie erglühen ließ und sie doch noch gieriger machte nach neuer Lust.

Aber nur eine umwarb er, die Tochter des Bürgermeisters. Sie war die Königin der Feste gewesen, sie wuchs zur Herrscherin. Alles tanzte für sie, alles war lustig für sie, alles umwogte nur sie, wenn er bei ihr stand und ihr sagte, was sie gern hörte: daß sie die Schönste sei von allen – nicht nur hier im Saale, nicht nur hier in der Stadt, sondern im ganzen Lande die Schönste. Daß sie die Klügste sei und die beste Tänzerin. Und wenn er ihr erzählte, wie er die andern gesehen, wie sie ihm in die Arme geflogen, wie er ihre Liebe verschmäht, wie er über sie spottete, die dummen – da ward sie noch stolzer und eitler.

Und so kam es über sie alle wie eine brennende, verzehrende Lust, wie ein glühendes, alles verwirrendes Feuer aus südlichen Landen – was sie in tollen Geschichten gelesen aus Rom, Venedig, Neapel, aus Spanien und dem Orient – das wollten sie alle selber erleben – den Stolz der Reichen und ihren freien Übermut, das wilde Genießen der Starken, das überstarke Sichausleben der Gewaltsamen.

So ward es ein Fasching, wie keiner vorher.

Draußen lag Eis und Schnee und die Sonne drang kaum durch die dunstigen Nebel, und in den Häusern der Armen war Frost und Krankheit und Hunger.

Dann kamen die letzten Tage des Faschings – Faschingsdienstag.

Der seltsame Geck war der Meister des Tages.

Eine maskierte Schlittenfahrt auf dem Eise des Rheins und ein großer Ball im Festsaale des Rathauses sollten die Freuden dieses Tages sein.

Auf hohen Säulen stand das Rathaus am weiten, freien Hafenplatze – recht das Herz der Stadt, die am Strome von dem Strome lebte. Stolz schaute es hinunter auf das Eis.

Schlitten um Schlitten fuhr heran – geputzte Leute und Masken, prächtiger, als man sie je während des ganzen Faschings gesehen. Nicht allzusehr brauchten sie sich in dicke Pelze zu verkriechen, denn es war der erste mildere Tag heute und die Sonne schien klar vom blauen Himmel. Ein Tag zur Lust gemacht. Und das Eis war nicht so hart, wie in der ganzen, langen Zeit, seit der es auf dem Strome stand, denn ein leichter Südwind hatte es weicher gemacht. Die Pferde fühlten sich wohl darauf, als sie sich nur erst an den ungewohnten Weg gewöhnt. Und als sich der Zug der hundert Schlitten stromauf in Bewegung setzte, da sauste an der Spitze ein einsitziger, prächtiger Schlitten, mit einem wiehernden Schimmel bespannt – darin saß, wieder als lodernde Flamme gekleidet, die schöne Tochter des Bürgermeisters, in roten Decken sorglich geborgen – und hinter ihr stand auf der Pritsche, die Zügel haltend und die Peitsche schwingend der seltsame Geck im schwarzen Frack mit den weiten, weißen Beinkleidern, die im Winde flogen wie ein einziges, großes Segel Klatschend schwang er die Peitsche über seinem Haupte und schmetternd gellte sein Geckenruf über die Fläche. »Geck los Geck elans!« scholl die Antwort vom Chor der Masken, und sausend wie ein Sturmwind flog die jubelnde Menge den Strom hinauf. Schellengekling, Rosseshufschlag, aufspritzendes Eis von den Eisen der Pferde, Jauchzen und Aufschreien der Mädchen und der unerhört übermütige Ruf: »Geck los Geck elans!« erfüllten die Luft. Keinem war kalt, denn die Sonne schien und der Südwind stand voll und warm den Fahrenden entgegen.

Immer wieder beugte sich der Geck zur schönen Bürgermeistertochter und flüsterte ihr Worte zu, die ihr noch heißer machten. Und sie fing an, ihren Stolz zu vergessen, zog die Schultern hoch an ihrem Nacken und drückte sie fest und warm in den Arm, der, die Zügel haltend, sie umschloß. Hochauf schwang der Geck seine Peitsche. Der Schimmel flog dahin, wiehernd und die Nüstern blähend, als ging's in des Frühlings lachende Herrlichkeit.

Als der lärmende, lachende, verliebte Zug wendete und der erste Schlitten die ganze lange Reihe der folgenden dahinfuhr, brach die Dämmerung herein. Fackeln leuchteten an den Schlitten auf, rote, schwelende Fackeln. Glühend rot blendete Schnee und Eis umher. Aber keine Kälte fühlten die Jubelnden, denn hinter ihnen her blies der warme, lebende Südwind mit vollen Backen. Und immer heißer wurden ihre Wangen, immer brennender ihre Lustigkeit.

Von der Stadt leuchtete ihnen mit glühenden Fenstern der große Saal des Rathauses entgegen – dort wartete ihrer das Mahl, feuriger Wein und Tanz – ein Faschingstanz ohnegleichen. Vom Hafen bis zum Rathaus standen zwei Reihen von Dienern quer über den Platz; die hielten Fackeln. Ihre rote Glut stieg schwer und langsam gegen den schwarzen Himmel an – breit nach Norden fortgetragen vom warmen, weichen Südwind.

Als sie an der Hafentreppe mit den Schlitten hielten und herausstiegen, gleißten und glitzerten ihre bunten Geckenkleider prächtig im Fackelglanz und der feurige Schein spiegelte sich in ihren glänzenden, lachenden Augen – aber sie mußten eilen, durch die langen Fackelreihen in das Festhaus zu kommen, denn aus dem dunkelroten Nachthimmel lösten sich schwere warme Tropfen, und ehe noch die Letzten in das leuchtende Portal kamen, brach ein weicher, warmer Regen nieder.

Drinnen standen die langen Tafeln, weiß gedeckt, geschmückt mit Blumen, mit Rosen und Nelken, die um diese Zeit der rheinischen Heimat fremd sind, hergekommen aus dem schon im Frühling lachenden Süden, vorausgeeilt dem warmen, weichen Wind, dem heißen Sirokko.

Um die Tafeln gingen Diener und trugen Schüssel um Schüssel und gossen Wein auf Wein, vorsichtig den Arm mit der Flasche hineinstreckend, zwischen zwei Menschen, die sich tief durch die kleinen schwarzen Masken in die Augen sahen und über den Rand des Kelchglases sich süße Liebesworte zuflüsterten.

Wer zu spät noch zum Mahle kam, der troff vom Regen, und vor den Fenstern, da rauschte er nieder, warm und weich.

Oben an der Tafel saß des Bürgermeisters stolze Tochter und aß nicht viel und starrte auf den Teller, wenn sie das Geraune des seltsamen Gecken hörte. Denn sie saß nicht hier unter den vielen Menschen – sie saß noch immer draußen im Schlitten, wo sie um ihre Schultern einen starken Arm fühlte, daß es sie brannte durch den leichten Mantel und den zarten, roten Seidenstoff ihres Gewandes. In ihrem Haar fühlte sie seinen Atem. – So dachte sie des Tages, und wie Schellengeläute klang die Musik, wie draußen bei der Eisfahrt, und doppelt hörte sie seine Schmeichelworte, im Erinnern an die tolle Fahrt, und die neuen, die er ihr jetzt leise und bebend, heiß und verzehrend sagte. Heiß wurde der eiskalte Becher in ihrer Hand, und des Weines Perlen verwirrten sie doppelt. Und aus den Weisen der Musik hörte sie schon wieder mit zitterndem Verlangen den Tanz heraus, den Tanz – in seinem Arme zu liegen, von ihm sich tragen zu lassen, an ihn gelehnt, wogen und wiegen – ohne Unterlaß.

Draußen strömte der Regen.

Mit einem sanften Walzer begann der Tanz. Da tat es mitten hinein einen furchtbaren Krach. Ein dumpfes Tosen klang von draußen herein und von unten herauf. Stumm standen einen Augenblick alle. »Das Eis ist geborsten unten auf dem Rhein!«

Lockende Weise sang wieder aus den Geigen. – »Liebst du mich?« flüsterte es durch den Saal. Hände suchten sich, fanden sich – und der Tanz wogte wieder. Der Tanz, der heiße, liebeträumende Walzertanz.

Wieder tanzten sie eine Stunde lang. – Was die Geigen und Flöten nicht sagten, davon sprachen die brennenden Wangen, davon flüsterten die zuckenden Hände, davon schrien die klopfenden Herzen. »Liebst du mich?« »Ich liebe dich!«

Und niemand hörte das heiße Wort öfter, als der seltsame, unbekannte Geck. Alle Mädchen flogen einmal durch seinen Arm, jeder zuckte einmal das Herz zusammen von einem Blick, mit dem sein Auge sie traf, jeder brannte die Hand, die er in verstohlenem Spiel an sein Herz gepreßt – und doch schien er nur Auge und Ohr zu haben für seine strahlende Partnerin. Mit ihr nur schien er im Tanze zu schweben, mit ihr nur in den Palmenhainen zu wandeln, die den Tanzsaal umgaben, mit ihr nur am kleinen Tischchen zu sitzen und wieder zu kosten von dem perlenden, wachsbleichen Wein, der so wunderbar selig macht.

Einer kam herein gestürzt: »Der Strom tritt aus!« – Wieder einen Augenblick Stille – aber dann ein Lachen, ein aufgellendes Lachen »Geck los Geck elans!« Niemand hörte den heulenden Sturm da draußen, der klatschenden dichten Regen an die Mauer trieb.

Und eine feierliche Polonäse schritt durch den Saal, geführt und getragen von den Tönen farbensprühender, leidenschaftlicher Musik. Und ein Rundtanz folgte, fesselloser, als alle vor ihm.

Und aus den flüsternden Ecken, wo Paar neben Paar sich heiß in die Augen geschaut, sich verlangend die Hände gepreßt hatte – da wollten sich zwei davon schleichen – nach Hause –

Mit kreischenden Schreien rannten sie wieder hinein in den Saal: »Das Wasser kommt die Treppe herauf!« Eine Stille war auf einmal – lang – dann fiedelten von der zierlich geschnitzten Galerie oben hoch an der Wand die Geigen weiter, und weiter lockten die süßen Flöten. – Aber keiner folgte ihnen mehr – zur Treppe rannten sie. – – Da stieg vorsichtig plätschernd die Flut die Treppe herauf, Stufe für Stufe. An die Fenster stürzten sie. – Da floß und floß und strömte dicht unter den Fenstern der Strom dahin – eiskalt – endlos breit bis hinüber in undurchsichtige Finsternis.

Einen schrecklichen Schrei tat einer. Ein anderer beugte sich zum Fenster hinaus und streckte den Arm; mit den Fingern konnte er merken, wie das Wasser stieg.

Wieder ein Schrei – alle hatten gefühlt, wie der Boden wankte – auf dünnen Säulen stand das Haus und draußen donnerten die Schollen all des Eises, das von oben den Strom herniederging.

Aber noch immer girrten die Geigen. Und noch immer tanzte ein Paar – ein einziges Paar. Wie die rotgoldne Sonne ein weißes Segel umspielt, so wirbelte die rote lebendige Flamme um die weißen Säulen mit dem schwarzen Haupt. Des Bürgermeisters Tochter mit dem fremden Gecken.

»Liebst du mich?« flüsterte sie und preßte seinen Arm, daß ihr die Finger schmerzten.

»Ich liebe dich!« stöhnte sie und preßte ihm ihre Brust entgegen, daß sie sein Herz daran schlagen fühlte.

»Wer bist du?« schrie sie und schlang die Arme um ihn und hing an seinen Lippen mit einem wütenden Kuß.

Da begann der Boden sich zu krümmen, da wankten die Wände, da schwappte über die Fenster die Wasserflut herein, da heulten die Verliebten ringsum in Schmerz und Ohnmacht laut auf, da stürzten Trümmer herab und drückten das Lebende hinunter in den Strom.

Im Sinken noch hielt sich umschlungen das Paar: »Der Südsturm bin ich, der die Welt vom Winter befreit!«

So rief der seltsame Geck und löste die Arme und ließ sie sinken, sinken in Flut und Eis. – –

Er aber schritt auf der Fläche dahin – Sprung auf Sprung – von Scholle zu Scholle – nordwärts – und wie zwei weiße Segel war er, die im heulenden Wind umeinander schlugen, klatschten und sich wölbten, bis sie verschwanden in Nacht und Sturm.


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