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London und Fee!

In der taghell erleuchteten Halle von Victoria-Station standen drei Personen und sahen mit Ungeduld dem Zug von Dover entgegen, der jetzt eben fällig war. Es waren ein Herr und zwei Damen, Werner Horst mit Frau Lisa und Fee. Wer Frau Lisa und Fee sah, mußte sie unbedingt für Mutter und Tochter halten; blond, schlank, beide zart, nur war Fee noch anmutiger, und lieblicher, als Frau Lisa es je gewesen war.

»Werner,« sagte eben Frau Lisa und schob zum so und so vielten Male die Uhr wieder in den Gürtel, »der Zug müßte da sein! Frag doch, ob er Verspätung hat.«

»So ungeduldig bist du sonst gar nicht, Lisa,« neckte Werner Horst.

»Bedenke, wie lange ich Friedel nicht gesehen habe! Drei Jahre, Werner!«

Fee sagte nichts; aber sie hatte die Hände fest ineinander geschlungen, und wer ihr in die blauen, tiefen Augen schaute, der gewahrte die heiße Erregung.

Onkel Werner faßte sie am Kinn und hob ihr Gesicht, das der breite Hutrand beschattete.

»Was sagt Fee dazu?« fragte er.

Sie preßte die verschlungenen Hände gegen die Brust.

»Ich freue mich – es macht mich stumm, Onkel Werner.«

Fast angstvoll sah Tante Lisa zu ihr auf. Fee war noch etwas schlanker gewachsen, hoch und schmiegsam wie eine junge Birke.

»Werd' ich nun alles hergeben müssen, Fee? Dich und dein Herz?«

»Lisa,« mahnte Werner Horst.

Aber Fee sagte bloß: »Du weißt, wie lieb ich dich habe, Tante Lisa. Das löscht sich nicht aus wie die Schrift auf einer Schiefertafel.«

Da donnerte der Zug in die Halle.

Ungeduldig spähten die drei an den Fenstern hin. Sie erwarteten drei leuchtende Gesichter zu sehen und einen jauchzenden Gruß zu hören. Denn daß Tante Lisa und Fee mitgekommen waren, bedeutete ja eine Überraschung. Der Verabredung nach sollte nur Onkel Werner da sein, im letzten Augenblick erst hatten Fees flehende Augen die Änderung des Plans bewirkt.

Aber nichts zeigte sich an den Fenstern, nichts ließ sich hören.

»Es wird ihnen doch nichts zugestoßen sein, Werner?« rief Frau Lisa und preßte ihres Mannes Arm; Fee sah ihn mit großen Augen entgeistert an.

»Kinder, nur ruhig Blut,« sagte er gutmütig. »Was soll –«

»Da sind wir also,« fiel da eine Stimme hinter ihnen ein. »Ob wir's freilich ganz sind, weiß ich nicht. O diese See! Gräßlich!«

Sie wandten sich und sahen drei mausgraue schwankende Gestalten, drei sonderbar entfärbte Gesichter und drei Paar übernatürlich weit geöffnete Augen.

»Kinder, uns ist sterbensweh,« sagte Muttchen Friedel und lachte dazu halb verschämt und ungewiß. »Verzeiht, aber ganz London scheint sich um mich zu drehen. Und freuen kann ich mich einstweilen kein bißchen. Ein Königreich für ein Bett! Lu, Li, wo seid ihr denn? Fee – bist du das wirklich? Und das will auch meine Tochter sein? Fee, nimm dich mal der beiden dummen Dinger an. Die schlafen halb und sind am Ende ihrer Kräfte. Tag, Lisachen, morgen früh mehr. Die Kofferschlüssel, Werner? Ja, wenn ich wüßte, wo die sind. So, und nun laßt mich in Frieden alle, hört ihr! So hab' ich mir die Sache denn doch nicht gedacht.«

Frau Lisa legte den Arm der Schwester in den ihren.

»Komm, Friedelchen, nur heim.«

»Ja, heim!« sagte Frau Friedel dankbar. »Du weißt doch immer das beste Wort, Lisa.«

Lu und Li hatten nichts gesagt, sondern sich nur willenlos küssen lassen und verschlafen dazu geblinzelt.

»Ihr Ärmsten,« sagte Fee, »kommt heim ins Bett.«

»Ins Bett,« echote Lu; Li gähnte bloß.

Frau Lisa und Fee führten nun ihre völlig geknickten Reisenden an eine Droschke.

»Ein bissel zusammenrücken müssen wir. Werner kommt nach,« sagte Frau Lisa.

Muttchen Friedel nickte bloß.

Sie stiegen ein. Lu und Li lehnten von rechts und links die Köpfe gegen Fees Schulter und schliefen gleich darauf wieder ein.

»Arme Dinger,« sagte Muttchen Friedel mitleidig. »Es war greulich, Lisa! Wenn ich das vorher gewußt hätte –«

Da lag auch Muttchen Friedel in der Wagenecke und schlummerte.

Tante Lisa und Fee wechselten einen raschen Blick. Tiefes Mitleid lag in Fees Augen, aber auch eine Enttäuschung las Tante Lisa heraus.

»Morgen, Kind,« war alles, was sie sagte. Fee nickte nur.

Sehr weit hatten sie nicht zu fahren. Werner Horst hatte seiner jungen Frau vor nun mehr als zwanzig Jahren ein behagliches Heim in Onslow Square Kensington gegründet. Dort hausten sie noch immer und es war ihnen lieb und traut. Der Wagen hielt.

»Wir sind da, Lu, Li,« sagte Fee sanft, und rüttelte die beiden aus dem Schlummer.

Lu grunzte, Li wehrte sich. Endlich kamen sie zu sich und stiegen aus.

»Also, das ist Onslow House 3, South Kensington?« fragte Li und blinzelte, ins Laternenlicht. »O, wie gräßlich!«

Das galt nicht dem Haus, sondern dem, daß der Boden auch hier nicht ganz fest zu sein schien. »Morgen geh' ich heim, Lu. Nicht fest stehen kann man hier.« Sie war sehr entrüstet.

»Ich komme mit,« sagte Lu. »Deutschland über alles!«

Muttchen Friedel war zu schwach zum Wehren.

»Einstweilen kommt zu Bett, Kinder,« mahnte Tante Lisa sanft.

Zwei niedliche Hausmädchen in weißen Schürzen und weißen Häubchen standen knicksend unter der Tür. Lu und Li knicksten ebenfalls, mechanisch, fast bewußtlos. Sie empfingen einen allgemeinen Eindruck von einem beleuchteten Treppenhaus und einem hellen hübschen Zimmer mit einem Riesenbett inmitten.

»Aber,« sagte Li.

»Aber,« sagte Lu.

»Wir sind doch zwei.«

»Zwei,« bekräftigte Lu.

Dann vergingen ihnen die Gedanken. Irgend jemand half ihnen beim Auskleiden. War's Fee, Tante Lisa oder Muttchen? Sie gaben sich keine Rechenschaft. Dann fühlten sie das Bett unter sich.

»Und nur ein Bett,« sagte Li, und schlug noch einmal die Augen auf.

»Nur ein Bett,« nickte Lu und lag schon unter den Decken vergraben.

»Kurios!« Damit schliefen sie.

Auch Muttchen Friedel und Tante Lisa hatten nicht viel mehr Umstände gemacht. Ehe Tante Lisa wußte wie, lag Muttchen Friedel im Schlafe. Danach fanden sich Werner Horst, Frau Lisa und Fee im Eßzimmer zusammen.

Zierlich gedeckt stand der Tisch. Kristall und Silber blinkten, viele Blumen dufteten. Sechs Gedecke lagen auf. Frau Lisa sah drüber hin und machte ein sonderbares Gesicht.

»Ich habe mir das ein bißchen anders gedacht, Werner,« seufzte sie.

Er lachte. »Bei Friedel war doch immer alles anders, als man es sich zum voraus dachte. Sie ist sich treu geblieben,« erwiderte er.

»Armes, kleines Muttchen,« sagte Fee. »Lu und Li sind ihr so ähnlich.«

»Sind sie?« fragte Tante Lisa. »Ich hab' nicht viel von ihnen gesehen.«

»Ich auch nicht,« fügte Onkel Werner bei und lächelte. »Lu nieste, als sie mir die Hand gab, und Li gähnte.«

»Morgen wird's besser sein,« sagte Fee; sie sagte das in einem Ton, als ob sie sich selbst damit trösten wolle.

Dann aßen die drei ziemlich einsilbig allein das festlich zugerüstete Mahl. Droben lagen Muttchen Friedel, Lu und Li in tiefster Ruhe.

Am anderen Morgen blinzelte die Sonne sehr neugierig durch einen Spalt der sorgsam zugezogenen Vorhänge. Sie sah auf ein breites Bett, dessen Metallstäbe hell funkelten, wenn sie drüber hinglitt.

Das störte zwei Schläferinnen.

Und wieder huschte die Sonne lachend drüber hin. Da kam Leben in die beiden.

»Herrje, Lu, es ist heller Tag!«

»Wahrhaftig,« sagte Lu und lachte.

»Laß uns mal flink heraus, uns umzuschauen!«

»Ob der Boden sich noch immer hebt und senkt?«

»Behüte, es ist alles fest.«

Wie der Wind waren sie in ihren Kleidern und zogen dann die Vorhänge zurück; sie vermochten die Fenster trotz aller Anstrengung nicht zu öffnen.

»Kurios, Li,« sagte Lu.

»Wie an einer Mausefalle,« rief Li fröhlich. »Das Fenster wird geschoben, statt daß man es aufmacht.«

»Sonderbares Land, Li!«

»Schau mal, wie grün, Lu.«

Vor ihnen breitete sich der Square aus, ein freier Platz mit Rasenfläche und Baumgruppen.

»Schön,« sagte Lu.

»Schön,« bestätigte Li.

Dann eilten sie zur Tür und ins Treppenhaus. Alles war noch morgenstill, doch hörte man von ganz unten die Mädchen hantieren.

Lu winkte Li, sie huschten hinunter, traten in die Küche und lachten die dort Beschäftigten an.

»Guten Morgen,« sagten sie.

»Good morning, ladies,« sagte eine. »I'm the cook and this is Sarah.«

Viel wußten Lu und Li nicht darauf zu sagen. Aber sie machten ihre freundlichsten Gesichter und das war genug, es ist die internationale Sprache.

»I'm getting the breakfast ready,« sagte die Köchin.

»Aha, das Frühstück,« sagte Lu.

»Unsinn,« sagte Li, »sie klopft doch Fleisch. Sie wird schon am Mittagessen sein.«

» Nonsense, Li,« – Lu fühlte sich schon als Engländerin – »so spät ist es ja noch gar nicht.«

»What's the watch?« fragte Li. Die Köchin grinste.

»You mean, what's the time, Miss?«

Li puffte Lu. »Sie versteht mich, du. Was will sie?«

»Seven o'clock, Miss,« sagte die Köchin indessen.

»Sieben! Seven ist sieben,« triumphierte Li. »Noch so früh? Nun paß mal auf, Lu, wie ich mit ihr rede. We go upon street, look round. Come again – was heißt ›schnell‹, Lu?«

Die zuckte die Achseln und lachte. Die Köchin tat desgleichen.

»The young Ladies want to look around? All right! We have breakfast at eight. Plenty of time!«

»Bong,« sagte Li, ohne daran zu denken, daß das nicht Englisch war, und eilte mit Lu die Treppe hinunter.

»Hab' immer über unsere Miß gelacht, Lu. Und nun hab' ich doch all dies Englisch bei ihr gelernt.« Li war sehr stolz und warf sich gewaltig in die Brust.

»Ist auch danach,« sagte Lu.

»Man hat mich doch verstanden da unten,« trumpfte Li auf. »Mehr, als du von dir behaupten kannst.«

Lu zuckte stumm die Achseln. Und dann waren sie auf der Straße. Sie legten die Arme ineinander, und sahen mit ihren hellen Augen neugierig um sich.

»Blau ist der Himmel hier auch, Lu, und die Bäume grün.«

Ernsthaft sagte es Li und ebenso ernsthaft nickte Lu.

»Sieh mal bloß, wie grün der Rasen ist, Lu! Wenn ich an unseren denke, der ist gelbbraun zuweilen und so stachelig. Der hier ist wie Samt.«

»Wenn's regnet, ist auch unserer so,« sagte Lu. »Überhaupt, Li, du brauchst nicht so zu tun, als ob hier alles besser sei. Ich bin deutsch bis auf die Knochen.«

»Ich auch,« sagte Li, »bis ins Mark. Hurra!«

Fast hatte Li den kleinen mausgrauen Reisehut in der Begeisterung geschwenkt. Lu hielt die Schwester krampfhaft fest.

Geraume Weile schlenderten die beiden unter den grünen Bäumen auf dem grünen Rasen hin. Da schlug eine Uhr.

»Je, Li, 's wird Zeit. Sie werden uns vermissen daheim.«

»Los!« rief Li.

Sie gingen also auf die Häuserreihe zu, von der sie hergekommen waren.

»Du, da ist eins wie 's andere,« sagte Li.

»Kurios,« erwiderte Lu.

Li war indessen schon ein paar Stufen hinaufgeeilt und hatte eine Haustürklinke in der Hand. Lu folgte ihr, ohne sich umzusehen.

»Ob sie nun auf sind?« meinte Li. »Wo bloß Muttchen ist?«

Die Tür war unverschlossen, Li und Lu eilten die Treppe im Hintergrund hinauf. Ein Mädchen trat ihnen aus einer Tür entgegen, stand erst starr und folgte ihnen dann in großer Erregung.

»Hier geht's hinein, Lu.« Li faßte schon wieder eine Klinke und riß die dazugehörige Tür auf.

Eine alte Dame, sehr groß und sehr aufrecht, mit sehr weißem Haar und sehr langem Gesicht stand inmitten des Zimmers. Sie. wandte sich der ungestüm aufgerissenen Tür zu.

»What's that?« sagte sie, aber sie blieb sehr ruhig dabei. Ja, als sie die verdutzten braunen Gesichter der beiden Eindringlinge sah, mußte sie fast lachen. »What do you want, young ladies?«

Lu und Li hatten sich wortlos umgeschaut. Da stand doch ihr Bett, dieselben Metallstäbe funkelten in der Sonne, und dort war das Fenster und – ja allerdings, ihre kleinen Koffer fehlten. Und war ihr Zimmer nicht rosa gewesen? Das hier war gelb.

»Aber –« sagte Li.

»Ja, aber –« sagte Lu.

Das Mädchen war inzwischen nachgekommen und überschüttete sie mit einem Wortschwall.

Lu und Li sahen hilflos um sich. Instinktiv traten sie einen Schritt näher zu der Dame hin; in deren Gesicht lag so etwas Vertrauenerweckendes.

»Sarah,« sagte sie, »be quiet.«

Also der Name stimmte. Sara hatte ja das Hausmädchen geheißen. Und – sie besahen es näher – solch eine Haube hatte es auch aufgehabt und gerade solch eine Schürze. Sie atmeten auf, also lag ein Irrtum irgendwelcher Art nicht vor. Bloß, wie kam die Dame hierher in ihr Zimmer? Und wie war das mit einmal gelb geworden? Und wo waren ihre Köfferchen?

»Bitte, wie –?« fragte Li, und »bitte, wo –?« Lu zur selben Zeit.

»Oh, you are german?« sagte die Dame. »Sein Deutsch?«

Lu und Li nickten.

»Wie kommen in meine Haus?« fragte nun die Dame. Lu und Li sahen sie verblüfft an.

»Ist das nicht Onkel Werners Haus? Wir sind doch zu Besuch hier. Sie vielleicht auch?« fragten die beiden einstimmig.

Die Dame sah von einer zur anderen und lachte dann. So weit reichte ihre Kenntnis des Deutschen nicht, um dies Gesprudel zu verstehen; sie schüttelte also den Kopf.

»Zu Besuch – visit,« rief Lu und erhob die Stimme.

»Visit – you?« ergänzte Li ebenso laut.

»You want to visit me?« fragte die Dame verwundert. »Yes, but as I do not know you – nickt kennen, and it's rather a little early in the day, I –«

»Not we – you visit – uncle Werner Horst –« Li hatte all ihr Englisch zusammengenommen, und Lu nickte dazu wie ein Pagode.

»Oh, you want to visit – wollen besuchen Mr. Werner Horst« – sie sprach den Namen wie Hohst aus – »sein number three

» Number ist Nummer, Li,« sagte Lu, die das Ihre zur Lösung des Rätsels beitragen wollte.

»Weiß ich,« sagte Li, und nickte der Dame zu. »Yes, number three, Onslow Houses, South Kensington.«

» And this is number five. Sein Nummer fünf hier.« Zum besseren Verständnis deutete die Dame mit ihrem langen, knochigen Zeigefinger auf den Fußboden.

Lu und Li sahen dumm dahin, dann der Dame ins Gesicht. Die lachte sie mit großen weißen Zähnen an.

»Yes, sein number fünf hier. And I am Missis Walton, Mr. Hohst's neighbour.«

» Neighbour ist Nachbar, Li.«

»Also wären wir im falschen Haus, Lu?«

»Im falschen, Li! Nummer fünf!«

»Und alles ist so gleich! Und das Mädchen heißt auch Sara und –«

»Sera, Li,« verbesserte Lu ernst.

»Sei nicht albern,« sagte Li. Sie wandte sich wie ein Kreisel und wollte davonstürzen. Aber Lu wußte, was sich schickte.

»Beg pardon,« sagte sie zur Dame und knickste. Woher dies plötzlich aus ihrem knappen Wortvorrat auftauchte, hätte sie nicht zu sagen gewußt.

»Pardon,« sagte Li nun auch und es klang fast wie Englisch.

»Never mind, my dear girls,« sagte die Dame und wies lächelnd alle ihre Zähne.

Wie sie die Treppe hinunter und zum Haus hinaus gekommen waren, wußten sie nachher nie zu sagen.

In Nummer drei drüben hatte es mittlerweile an Muttchen Friedels Tür gepocht.

»Darf ich?«

»Herein!« hatte Muttchen Friedel noch ganz verschlafen gerufen und kaum die grauen Augen aufgemacht.

Da lag es schon längelangs neben ihr und huschelte sich dicht an sie heran. »Muttchen, mein Muttchen!«

»Bist du das, Fee?« sagte nun Muttchen Friedel und riß jetzt gewaltsam die Augen auf. »Fee, Kind, wie bist du hübsch. Weißt du gewiß, daß du meine Tochter bist?«

»Aber, Muttchen!«

»Nun, sieh doch bloß mal!«

Dem Bett gegenüber hing ein Spiegel. Muttchen Friedel legte die Arme um ihr Kind und wandte sich so dem Spiegel zu.

»Nun, Fee? Was sagst du nun? Sieh mal dein Weiß und Rot und mein braunes Gesicht, dein Blond und mein Schwarzbraun, deine Blauaugen und meine graugrünen? Ist das nicht kurios, Fee?«

illustration

Da lag es schon neben ihr und kuschelte sich dicht an sie heran. »Muttchen, mein Muttchen!« rief eine helle Stimme.

Der Spiegel warf wirklich ein merkwürdiges Bild zurück: Muttchen Friedels Zigeunergesicht an Fees blonde junge Schönheit geschmiegt. Mutter und Tochter hätte kein Fremder dahinter gesucht.

»Nun, Fee?«

»Was liegt an dem Äußeren, Muttchen? Von innen bin ich dein Kind.«

»Erbarm dich, Fee! Nein, Friedel Polten Nummer vier, das wär' zu viel! Da würde mich der arme Vater dauern! Lu und Li sind schon genug. Du mußt mir bei ihnen helfen, Fee! Ich rechne auf dich, hörst du?«

Fee nickte und sah Muttchen Friedel sinnend an.

»Ich meine, innerlich bin ich dein Kind, Muttchen, Seine Art kann sich niemand geben. Ich bin nun eben, wie ich bin, still und ruhig.«

»Dem Himmel sei ewig Dank, Fee.«

»Überlegt und langweilig.«

»Nochmals Dank dem gütigen Himmel, Fee!«

»Aber lieb habe ich euch, so sehr, so sehr!«

»Meine, meine Fee! Meine große, kluge Tochter, auf die ich stolz bin!« Muttchen Friedel strahlte, aber gleich erlosch das Feuer. »Und Tante Lisa, Fee?«

Da senkte sich der blonde Kopf, ein Schatten flog über das helle Gesicht.

»Da liegt das Schwere, Muttchen. Ich habe Tante so lieb und danke ihr so viel. Sie wird mich schwer vermissen. Aber ich gehöre doch wohl zu euch, Muttchen?«

Es lag wie Zweifel in der jungen Stimme; trübe schauten die Augen.

»Du bist mein Kind, Fee.« Es klang, als ob Muttchen Friedel irgend wen zum Kampf herausfordern wolle.

»Dein Kind,« sagte Fee leise, aber sie hielt den jungen Kopf gesenkt. Muttchen Friedel sah sie eine Weile verstohlen an.

»Laß gut sein, Fee.« Sie strich ihr über den blonden Scheitel. »Du kennst ja die Abmachung. Bis jetzt warst du Tante Lisas Kind. Nun kommst du ein Jahr lang in dein Vaterhaus. Dann bist du achtzehn Jahre alt und du sollst selbst wählen, wohin du dich wendest. Ich mußte Tante Lisa das zugestehen für alles, was sie an dir getan hat. Häng den Kopf nicht, Fee, ein Jahr ist lang.«

»Ein Jahr ist kurz, Klein-Muttchen. Ihr stellt mich vor eine schwere Wahl.«

»Niemand wird dich beeinflussen, niemand wird deine Wahl erschweren.«

»Ich weiß, Klein-Muttchen, und doch –«

»Darf ich hereinkommen?« Tante Lisas Stimme ließ sich von der Tür her vernehmen.

»Lisa, meine Lisa!« Ein Freudenschrei, und Klein-Muttchen flog vom Bett und an der Schwester Hals. »Meine, meine Lisa!«

»Friedel!« Die Schwestern hielten sich umfaßt, als ob sie sich nie wieder loslassen wollten.

»Ich geh' nach Lu und Li sehen,« sagte Fee und ging aus dem Zimmer. Sie wußte, wieviel sich Tante Lisa und Klein-Muttchen zu sagen haben würden, die sich so lange nicht gesehen hatten.

Die hielten sich noch immer umfaßt. Dann sagte Frau Lisa: »Was sagst du zu Fee, Friedel?«

»Dein Ebenbild, Lisa.«

Frau Lisa forschte ernst in der Schwester Gesicht. »Ist's eine Enttäuschung für dich?«

Staunend sahen Muttchen Friedels graue Augen die Schwester an.

»Ich hab' dich doch lieb, Lisa!«

»Und bereust deine Großmut nicht?«

»Nun und nimmer! Was hab' ich dir zu danken, Lisa!«

»Und – und – wenn Fee –«

»Wenn Fee sich für dich entscheidet, Lisa, ich will sie dir neidlos gönnen.«

»Gute Friedel! Du bist ja so reich!«

»Das bin ich, Lisa, das bin ich! Aber sieh, es ist ein eigen Ding ums Mutterherz – ein gierig Ding. Es teilt nicht gern, so reich es ist.«

Frau Lisa sah die Schwester sinnend an.

»Und dennoch hast du mir dein Kind gegeben alle die Jahre? Hast wortlos dies Opfer gebracht?«

»Weil ich dich lieb habe, Lisa.«

Da stürzte Fee ins Zimmer, erregt, aber doch lachend: »Lu und Li sind fort!«

»Fort? Herr des Himmels! Die sind ausgerückt und heim, Lisa, wirst sehn! Was fangen wir an?«

»Die Köchin sagt, sie hätten sich mal die Nachbarschaft besehen wollen. Sara hat sie im Square beobachtet. Sie werden schon wiederkommen,« berichtete Fee.

»Die Unglückswürmer! Natürlich, ich wußte ja, daß es gleich so gehen würde! Wären wir doch daheim geblieben! Aber Klaus wollte ja durchaus, wir mußten reisen! Er sagte, sie würden hier gewiß ein bißchen zurechtgestutzt von euch. Ja, prost Mahlzeit! Ich kenne doch Lu und Li. Die sind nun in der großen weiten Stadt verloren. Was fangen wir an, Lisa?«

Muttchen Friedel war schreckensbleich geworden. Frau Lisa lief zur Tür.

»Werner,« rief sie, »Li und Lu sind ausgerückt, ganz allein. Geh doch mal flink nach ihnen auszuschauen. Sara hat sie zuletzt im Square gesehen.«

Man hörte Werner Horsts lachende Stimme.

»Die werden sich schon wieder einfinden!«

»Werner, Friedel ist in großer Angst.«

»Gut, ich gehe schon!«

Man hörte die Tür unten zufallen.

In aller Hast schlüpfte inzwischen Muttchen Friedel in ihre Kleider, jammerte, zankte und stöhnte dazu.

»Ich hab' mich so gefreut, Lisa, Fee, und nun dies!«

Sie gingen zusammen ins Eßzimmer hinunter.

Onkel Werner eilte indessen einmal quer über den Square. Es war nichts zu sehen von den Ausreißern; folglich war's wohl am besten, er ging gleich zur Polizei. Nur wollte er es erst Frau Lisa sagen.

So wandte er sich wieder nach den Häusern hin. Als er schon dicht bei dem seinen war, prallte es plötzlich in raschem Anstoß von hinten gegen ihn.

»Onkel!«

»Onkel!«

»Denk dir bloß, wir –«

»Wir waren nebenan.«

»Aus Versehen, Onkel.«

»Und sie war sehr nett.«

»Aber komisch war's, Onkel.«

»Riesig ulkig.«

Rechts und links hingen sie an seinem Arm und sahen ihn lachend an.

»Schwerenot, Mädels,« sagte er, »was habt ihr angestellt? Eure Mutter bekommt inzwischen Krämpfe.«

»Muttchen?«

»Muttchen?«

»Die kann einen Puff vertragen.«

»Muttchen ist bombenfest, Onkel.«

»Habt sie wohl so gewöhnt, was?« erkundigte sich Onkel Werner belustigt.

Lu und Li grinsten.

»Hat's in sich, Onkel!«

»Muttchen hat's in sich.«

»Wo habt ihr gesteckt?« fragte Onkel Werner.

»Bei Mistreß Walton Besuch gemacht, Onkel,« lautete die einstimmige, sehr ernsthafte Antwort.

Er lachte und begriff.

»Kenn ich! War wohl ein unfreiwilliger Besuch, he?«

Sie lachten wie die Kobolde.

»Und nun zu Muttchen,« riefen sie.

Wie sie ihn überfallen hatten, so ließen sie ab von ihm, und waren schon zur offenen Tür drin, ehe er sich besinnen konnte.

Als er ihnen folgte, klang ein tolles Stimmengewirr aus dem Eßzimmer. Lus und Lis Stimmen kippten über in der Erzählerwonne ihrer Heldentaten. Dann ertönte Muttchen Friedels Stimme, die sich Gehör schaffte.

»Zu lachen ist da gar nichts, Lu und Li, wenn zwei erwachsene, oder sagen wir zurechnungsfähig sein sollende Menschen, Mädchen noch dazu, sich benehmen wie die Gassenjungen! Ich für meinen Teil finde gar nichts Komisches daran, wenn man in ein fremdes Haus einbricht wie Strauchdiebe und würdige alte Damen erschreckt.«

»Aber, Muttchen –!«

»Sie war gar nicht erschreckt!«

»Sie war sehr nett, Muttchen! Sie sah sofort, wen sie vor sich hatte!«

»Gassenjungen, jawohl.«

»Anständige Mädels, Muttchen!«

Lu und Li waren sehr gekränkt, man hörte es ihren Stimmen an. Onkel Werner, der noch immer lauschte, lachte vor sich hin.

»Wie Friedel Polten predigen kann! Wer das vor achtzehn Jahren geglaubt hätte!« Dann trat er ins Eßzimmer.

Da saßen alle um den Eßtisch. Lu und Li ließen die Köpfe hängen, Tante Lisa und Fee sahen ungewiß drein. Muttchen Friedel war hochrot; sie kämpfte sichtlich noch mit etwas anderem als mit ihrem Zorn. Als sie den Schwager sah, kam es ans Tageslicht.

»Werner, was sagst du zu dem Streich?« brach es mit Hellem Lachen von ihrem Munde.

»Die Häuser sind sich so gleich, Muttchen!« verteidigte sich Lu, die aufatmete.

»Wie eine Reihe Bleisoldaten,« bestätigte Li.

»Ihr sagt gar nichts, Lu und Li! Ihr sollt vollständig stillschweigen!« Muttchens Zorn gegen die beiden Sünder war noch nicht verraucht, wenn sie auch lachte.

Die zogen die Schultern ein, schossen aber flehende Blicke nach den anderen. Onkel Werner erbarmte sich ihrer.

»Die Sache ist wirklich nicht so schlimm, Friedel! Solche Verwechslungen kommen hier öfter vor.«

»Wahrhaftig? Komisches Land! Da kann man ja nie sicher sein, ob man seinen Platz am Tisch nicht schon besetzt findet. Könnte mir passen!«

»Die Häuser sind wirklich fast gleich, Muttchen,« sagte Fee.

»Wahrhaftig?« Es kam schon ungewiß fragend über ihre, Lippen. Lu und Li standen mit einmal rechts und links von Muttchen und streichelten an ihr herum.

»Na, dann laßt mich in Frieden und eßt. Und künftig bleibt ihr daheim, bis jemand mit euch geht!«

»Wir sind doch keine Wickelkinder,« warf Li ein. Lu gab ihr aber einen Rippenstoß und sagte nichts.

Das Abenteuer hatte Lus und Lis Appetit keinen Eintrag getan. Mit vergnügten Augen sahen sie sich die Herrlichkeiten an, womit die Köchin den Tisch versehen hatte: gebratenes Fleisch, Kartoffeln, Eier, Kuchen und Früchte.

»Eßt ihr hier Morgens zu Mittag?« fragte Li.

»Das ist unser Frühstück,« sagte Onkel Werner.

»Alle Achtung!« rief Li, »mir ist's recht.«

»Und Mittags?« fragte Lu.

»Haben wir Lunch. Ebenfalls Fleisch, Kartoffeln, etwas Süßes, Früchte.«

»Und Abends?« Lu war wißbegierig.

»Kommt das Diner, die Hauptmahlzeit, wie euer Mittagessen.«

»Den five o'clock hast du vergessen, Werner!«

»Ja, um fünf Uhr trinken die Damen noch Tee und essen Backwerk dazu.«

»Müßt ihr aber hungrig sein, wenn ihr Abends zu Bett geht!« spottete Li. »Drei Mittagessen am Tage! Und dabei heißt's, wir Deutschen essen so viel! Ich bin übrigens mit allem einverstanden!«

Lu und Li ließen sich's tüchtig schmecken.

»In Anbetracht von gestern,« sagte Li entschuldigend zu Tante Lisa. »Alle Tage hauen wir nicht so ein wie die Scheunendrescher.«

Sie erzählten nun von der Reise, eine überbot die andere im Grauenerregen.

»Und die Koffer?« fragte Onkel Werner.

»Ja, Werner, die Koffer!« Jetzt erst erinnerte sich Muttchen Friedel ihrer. »All die gräßlichen Kleider! Ich hatte solche Not damit. Wenn die fort wären!«

Frau Lisa lachte. »Noch immer dieselbe Scheu, Friedel!«

»Ach, Lisa,« seufzte Muttchen Friedel, »und nun gar für dreie!«

»Die Koffer stehen im Zollhaus,« beruhigte Werner. »Ich soll diesen Morgen hinkommen und schicke sie dann gleich.«

»Dem Himmel sei Dank! Es wäre auch ein Nagel zu meinem Sarg gewesen, an Neuanschaffungen zu denken.«

Alle lachten. Onkel Werner ging dann; die anderen blieben noch am Tisch sitzen. Li stieß Lu an.

»Du, ich habe Angst vor Fee!« sagte sie und sah neckend die Schwester an.

»Ich auch, du,« sagte Lu.

»Und ich erst,« seufzte Muttchen Friedel drollig. »Was wird sie von uns grobholzigen Menschen denken!«

Fee lachte hell und froh.

»Seh' ich aus wie eine Pedantin?«

»Wie eine Lichtfee,« sagte Li begeistert.

»Wie ein Engel,« bekräftigte Lu.

»Unser guter Geist,« sagte Muttchen Friedel ernst.

Fee sah Tante Lisa an, heiß und rot, verlegen, gerührt.

»Das gilt dir, Tante Lisa. Ich bin dein Werk.«

Schöne, frohe Tage folgten. Tante Lisa, Onkel Werner und Fee konnten es ihren Lieben nicht behaglich genug machen.

Man hatte die ersten Wochen völlig still daheim verlebt. Denn nach dem ersten Ausgang in die Stadt war Muttchen Friedel sehr erregt heimgekommen.

»Kinder, keine zehn Gäule bringen mich mehr in dies gräßliche Getriebe! Das ist ja schlimmer als die See. Ein Gedränge und Gejage wie auf einem Jahrmarkt! Jeder rennt wie toll und denkt nicht an andere. Und diese Straßenübergänge! Wenn mich der Mann, der mit dem Stock und der Blechhaube, nicht hinübergelotst hätte, ich wäre verloren gewesen! Ein Gaul hatte mich schon halb im Rachen. Daß ihr noch heil und ganz seid!« Bewundernd sah Muttchen Friedel Tante Lisa und Fee an. »Wie du das bloß angefangen hast, Lisa? Und das Kind, die Fee!«

Alle lachten.

»Ich mag's gern,« sagte Lu.

»Da merkt man doch, daß man lebt,« sagte Li. »Bei uns daheim rempelt mich niemand an. Wie Klein-Muttchen quietschte, als der Mann sie zwischen den Wagen durchbugsierte. Und der Hut hing ihr ganz schief. Klein-Muttchen, Klein-Muttchen, du bist nicht für die Großstadt geboren!«

»Bildest du dir das vielleicht von dir ein?« fragte Muttchen Friedel ärgerlich. »So ein Gelbschnabel!«

Ein paar Wochen führten sie also ein beschauliches Dasein in den Onslow Houses am grünen Onslow Square. Es lebte sich gut in Onkel Werners und Tante Lisas Heim. Besuche aus der Nachbarschaft waren gekommen, die Gäste aus Deutschland zu begrüßen, auch Mistreß Walton. Lu und Li hatten ihre Bekanntschaft erneuert, sich entschuldigt und waren seitdem schon manchmal wieder bei der alten Dame gewesen. Sie hatten sie besonders ins Herz geschlossen.

»Versteht 'nen Ulk,« sagte Li anerkennend, und Lu nickte dazu.

Die Nachrichten von daheim lauteten gut. Vater Klaus schrieb sehr regelmäßig und immer sehr heiter. Lutz und Fritz machten ihm wenig zu schaffen, sagte er; sie hausten friedlich miteinander.

»Sie brauchen uns gar nicht, was, Mädels?« sagte Muttchen Friedel und war ehrlich entrüstet. »Ich will dem Klaus mal ordentlich den Standpunkt klar machen. Zu was ist man denn weg, als daß man vermißt wird? Er soll mich kennen lernen!«

»Vater will's dir doch nur nicht schwer machen, Klein-Muttchen,« erwiderten Lu und Li.

»Papperlapapp,« sagte Muttchen Friedel, »ich tränk's ihm ein, basta!«

Papa Polten antwortete auf einen Brief seines Jungchens ärgerlich und gereizt: »Herumzigeunern habe ich nie leiden können, das weißt Du, Jungchen. Ein ordentliches Weib gehört an den eigenen Herd, basta! Grüß mir die Lisa! Sie soll Dich einpacken und als Eilgut heimschicken! Das übrige Gesindel mag sie behalten! Und aus der Fee ist solch ein Ausbund geworden? Die Lene ist in allen Zuständen, wenn sie davon redet! Ihr Salbadern macht mich wild. Meinem Jungchen ist doch keiner über, was, Jungchen? Mach, daß Du heimkommst zu

Deinem alten Papa.«

Muttchen Friedel lachte, hatte aber zugleich Tränen in den Augen.

»So schreibt man an einen, der weg ist! Werd's dem Klaus stecken!« –

»Ihr solltet nun aber doch anfangen, etwas von all dem Sehenswerten hier aufzusuchen,« sagte Onkel Werner eines Tages beim Frühstück. »Die Zeit vergeht sonst und ihr habt nichts gesehen.«

»Das mein' ich auch,« maulten Lu und Li zugleich; sehr viel von der erwarteten und gepriesenen Gesittung war den beiden noch nicht anzusehen. »Drei Wochen sind wir nun schon hier. Noch drei und futsch sind wir.«

»Lu, Li, drückt euch doch gesitteter aus,« mahnte Muttchen Friedel. »Spricht etwa Fee so?«

»Ja, Fee!« Auch dies kam einstimmig; aber was lag in dem Ausruf!

Muttchen Friedel sah ihre beiden Unholde an. Sie schauten so niedlich aus in den weißen Blusenkleidern mit den blaßblauen Leinenkragen. Ihre Augen blitzten sie so lustig aus den braunen Zigeunergesichtern an – Muttchen Friedel konnte nicht zürnen. Sich nett und adrett anziehen, das hatten die Mädels wenigstens von Schwester Fee gelernt, und das war schon etwas; darauf ließ sich weiter bauen.

»Wenn ihr nun gleich loszöget?« fuhr Onkel Werner fort. »Den Lunch könnt ihr irgendwo nehmen, dann habt ihr den ganzen Tag für euch!«

»Hurra!« jauchzten Lu und Li.

»Ich schlage vor, ihr seht euch heute einmal den Tower an, St. Paul und Westminster, vielleicht noch die Houses of Parlament. Da habt ihr einen vollen Tag. Das andere kommt dann später.«

»Hurra!« jauchzten Lu und Li zum zweiten Male. »Hurra, Onkel Werner!«

So zogen sie also bald nach dem Frühstück aus, wie Onkel Werner vorgeschlagen hatte.

»Mach dich auf einen heißen Tag gefaßt, Friedel,« sagte Tante Lisa zuvor noch.

Muttchen Friedel seufzte drollig ergeben. Sie wies auf Lus und Lis leuchtende Gesichter.

»Sieh das da an! Übrigens interessiere ich mich doch riesig für alles und ein klein wenig mehr Großstadtkind bin ich doch schon geworden. Mutig los also!«

»Ich denke, wir nehmen die Underground Railway nach Mark Lane, Fee.«

»Gut, Tante Lisa.«

Bald saßen sie in der Bahn. Li und Lu betrachteten sich alles mit neugierigen Augen.

»Wenn ich denke, daß wir jetzt so unter den Straßen und Häusern hinsausen,« sagte Li. »Puh, recht unheimlich! Wenn nun was rutscht!«

»Wird nicht gerade damit gewartet haben, bis Li und Lu Rödern drunter durchfahren!« spottete Muttchen Friedel. »Wäre freilich schade um solch gewichtige Menschenkinder.«

»Mein Leben ist mir so lieb wie dem König das seinige,« rief Li. »Allemal!« bestätigte Lu.

In Mark Lane-Station stiegen sie aus und standen gleich darauf wieder mitten im Leben und Lärmen drin.

»Nun die Great Tower Street, Fee,« sagte Tante Lisa. »Bei Tower Hill müssen wir den beiden da einen Vortrag halten.«

Fee lächelte und sagte leise: »Mach's nicht zu schlimm, Tante Lisa. Ich erinnere mich, daß ich die Nacht nach meinem ersten Besuch im Tower kaum schlafen konnte. Zuviel grausige Bilder steigen einem dort auf.«

»Das da ist aus derberem Holz,« lachte Muttchen Friedel mit einem Blick nach Lu und Li.

»Ho, ho! Kannibalen sind wir auch nicht, bitte,« entgegnete Li lachend.

»Ich fühle mich schon von historischen Schauern angeweht,« sagte Lu mit hohler Stimme.

»Hast auch alle Ursache.« Tante Lisas Stimme war ernst. »Sieh, dort zur Linken ist die Stelle, wo jahrhundertelang das Schafott stand. Viel Blut ist hier geflossen. Die unglücklichen Dudleys wurden hier enthauptet: Der Vater, Minister Heinrichs VII., sein Sohn und dessen Sohn. Drei Generationen fielen unter dem Henkersbeil. Und drei sind's aus Hunderten. Ja, der Mensch ist grausam. Am grausamsten gegen seinesgleichen. Laßt uns gehen, es taugt wirklich nicht, sich zu tief darein zu versenken.«

Tante Lisa, Muttchen Friedel und Fee waren sehr ernst geworden. Lu und Li sahen sich an. In ihren Augen war von Ernst noch nichts zu bemerken.

Die grüne Rasenfläche von Trinity Square breitete sich jetzt über die Schauerstätte von einst. Junges Leben, Vogelsang und Blütenduft, wo einst der Tod in seiner grausesten Gestaltung herrschte. Lu und Li sahen nur dies junge Leben. Was ging der Tod sie an!

»Und nun kommt der Tower, Kinder. Ich denke, ein Weniges wißt ihr davon.«

»Aber Tantchen, natürlich. Festung. Wilhelm der Eroberer baute sie, glaube ich.« So Li.

»War's nicht auch Gefängnis, Tantchen und Residenz der Könige zugleich?« So Lu.

Tante Lisa lachte. »Alles zusammen. Ihr habt recht. Aber laßt nur Fee reden. Die weiß Bescheid. Sie macht den Führer für uns, sie hat es schon oft getan.«

»So kommt,« sagte Fee. »Wir gehen zum Lion Gate hinein. Es heißt nämlich Löwentor, weil hier bis 1834 noch wilde Tiere gehalten wurden.«

»Ja, was sind denn das für Männer?« fragte Li.

illustration

»Was sind denn das für sonderbar gekleidete Männer?« fragte Li.

Fee sah sich um. Was meinte Li?

Die wies nach drei oder vier Männergestalten, die dort, wie es schien, zwecklos herumstanden.

Sie hatten eine gar sonderbare Tracht. Eine Art langschößigen Blusenkittel, von einem breiten Gürtel gehalten. Auf der Brust war eine Krone eingestickt. Auf dem Kopf trugen sie einen halbhohen, zylinderartigen Hut, um dessen Krempe sich ein faltiges, helles Band schlang. Malerisch sahen sie aus.

Lu und Li standen und staunten.

»Kommt weiter,« sagte Fee, »das sind die sogenannten ›beefeaters‹ eine königliche Leibwache. Heinrich VII. hat sie gegründet kurz nach der Schlacht von Bosworth. Die Uniform ist seitdem unverändert geblieben.«

»Interessant,« sagte Li anerkennend. »So was lob' ich mir, da sieht man doch wann und wie. Aber da draußen Gras und Bäume und soll an Schafott denken! – Na, weiter Lu!«

Sie gingen unter einem Torgewölbe durch und kamen auf eine steinerne Brücke, die über einen breiten, tiefen Graben führte.

»Das ist der Moat, der Festungsgraben,« erklärte Fee. »Richard I. hat ihn angelegt. Früher war er natürlich mit Wasser gefüllt. Jetzt wird da exerziert und gespielt.«

»Ist mir lieber so,« sagte Li. »Das gräßliche Umbringen und Kopfabhauen.«

Die grauen ernsten Mauern, hinter denen so viel Grausiges sich abgespielt hatte, wirkten beklemmend auf Li.

Wieder durch ein Torgewölbe, das einen Turm durchquerte. Sie standen nun zwischen zwei Einfassungsmauern.

»Je,« rief Lu, »auch noch doppelte Mauern. Eine wäre doch eben genug.«

Lu ging's wie Li. Es beengte ihr das freie Atmen.

»Dies ist die äußere Einfassungsmauer,« sagte Fee. »Heinrich III. ließ sie anlegen. Sie hat drei feste Bastionen nach Norden und sechs Türme nach dem Fluß zu.«

»Puh,« machten Lu und Li.

»Es gibt noch die zweite Einfassungsmauer, hier, die da zur Linken. William Rufus baute sie. Sie hat dreizehn Türme. Aber seht mal hier rechts den Torweg mit dem Gitter nach dem Fluß zu. Hier herein wurden die Gefangenen gebracht: Sir Thomas More, Anne Boleyn, Lady Jane Grey und so weiter.«

Sie standen und schauten.

Unheimlich schoß das dunkle Themsewasser vorüber. Welche Geheimnisse mochte es einst zu bergen gehabt haben?

Sie fühlten sich nicht wenig erleichtert, als sie nach kurzer Wanderung in dem runden Turmzimmer standen, das die Kronschätze beherbergt.

Ein großer Glaskasten in der Mitte des Raumes, durch schwere eiserne Gitter bewehrt und beschützt. Außerdem sind stets noch einige Hüter des Gesetzes anwesend.

Hinter dem Glas nun glänzt es und gleißt es von Gold und edlem Gestein. Kronen, Zepter, Schwerter, Geräte aller Art stehen sorgsam geordnet und aufgebaut.

Den oberen Abschluß des Ganzen bildet die Krone der verstorbenen Königin Viktoria.

Ein Glanz wie von einer Sonne geht von ihr aus, ein Leuchten, Funkeln und Strahlen, das die Augen schier blendet. Eine endlose Menge Brillanten und Perlen zieren sie.

»Je,« sagte Li, »so was! Laß uns die Steine zählen, Lu.«

»Da hättet ihr viel zu tun,« meinte Fee lachend. »Es sollen über dreitausend sein.«

»Dreit–« Li und Lu blieb der Mund offen vor Staunen. »Zu viel für einen Menschen,« entschieden sie dann kurz. »In Mutters Brosche sind bloß zehn.«

»Macht keinen so viel glücklicher,« sagte Muttchen lächelnd. »Ich bin mit meiner Brosche und den zehn Brillanten lieber die Friedel Rödern daheim, als König oder Königin hier mit den dreitausend da. Eine Krone ist immer eine Last.«

»Diese hier wiegt zweieinhalb Pfund,« sagte Fee.

»An wirklichem Gewicht, ja,« meinte Tante Lisa. »Aber was von Sorge und Verantwortung mit darauf lastet, das wiegt das Millionenfache, Kinder.«

»Wohl,« sagte Fee. »Herrscher sind nicht zu beneiden.«

»Ich denk' mir's nett,« sagte Li.»Immer tun können, was man will, immer Weihrauch gestreut kriegen, immer –«

»Sei nicht albern, Li Rödern. Sollte dir gut bekommen. Erstens kann ein Herrscher am allerwenigsten tun, was er will. Zweitens streut man keinen Weihrauch und drittens – übrigens laßt uns weitergehen, die Li bekommt sonst noch Größenwahn,« sagte lachend Muttchen Friedel.

Sie gingen nun über den inneren Hof und kamen zum ältesten Teil, dem Kern und Mittelpunkt des Ganzen.

»Dies viereckige Gebäude hier mit den vier Türmen ist der sogenannte White Tower. Ursprünglich stand er ohne die beiden Einfassungsmauern allein da. Wilhelm der Eroberer hat ihn erbaut, die Stadt zu beschützen und im Zaum zu halten. White Tower oder vielmehr, wie ihn die Normannen nannten, ›La Blanche Tour‹ hieß er, wie einige behaupten, weil er ursprünglich weiß getüncht war. Aus Tour ist Tower geworden, und diesen Namen behielt er bei.«

»Interessant,« sagte Li. »Seht mal die furchtbar dicken Mauern.«

»Fünfzehn Fuß sollen sie dick sein,« erläuterte Fee. »Kommt nur hier auf die Südseite. Dort ist eine Wendeltreppe von außen in der Mauer angebracht. Da kann man erst recht sehen, wie dick sie ist. Wir müssen auch hinauf, St. Johns Chapel sehen.«

Die Wendeltreppe, die sie nun erstiegen, ist eines der vollkommensten Denkmäler normannischer Baukunst.

Für Lu und Li hatte es weniger Interesse. Ebenso die großartigen Waffensammlungen, die dann besehen wurden.

»Gibt es noch etwas Besonderes?« fragte Li.

Fee nickte bloß und hatte große, ernste Augen.

»St. Peters Chapel müßt ihr noch sehen. Alle, die hier in diesen grauen Mauern enthauptet wurden, sind da begraben. Dort in der Ecke steht sie. Von dem kleinen Friedhof daneben sagt Macaulay: ›In truth, there is no sadder spot on earth than this.‹ Was heißt das, Li?«

»Es gibt keinen traurigeren Fleck auf der Welt als diesen,« sagte Lu sinnend. Merkte kaum, daß sie den Ausspruch Macaulays übersetzte, so war er ihr aus dem Herzen gesprochen.

Still standen sie und schauten.

Lu und Li faßten sich wortlos an den Händen.

»Laßt uns fortgehen,« sagte Muttchen Friedel endlich.

Still gingen sie und atmeten erst auf, als sie auf dem Kai standen, der sich zwischen Fluß und Moat hinzieht. Da zog die Themse dahin, von der Tower-Bridge überquert. Das Leben des Alltags, der Jetztzeit, buntes, bewegtes Leben flutete drüber hin.

»Uff, mir ist wieder wohl in der Sonne,« sagte Li. »Hinter den gräßlichen Mauern war der Moder und das Grausen.«

Lu schüttelte sich noch einmal wortlos.

»Und nun?« fragte Li.

»So unersättlich seid ihr?« fragte Fee lächelnd.

»Laß uns zur Bank gehen, Fee. Das bringt uns alle mit einem Schlag in die Wirklichkeit zurück,« schlug Tante Lisa vor.

»Was sollen wir da?« fragte Muttchen Friedel. »Reichtümer hab' ich nicht hinzutragen, und geschenkt bekommt man schwerlich etwas.«

»Aber einen Begriff erhält man von dem großartigen Leben und Treiben, Friedel,« sagte Tante Lisa. »Man erweitert den Blick, das ist auch etwas wert. Übrigens, wo's am schlimmsten ist, führe ich euch unterirdisch, kommt nur!«

Sie gingen durch Great Tower Street und kreuzten hinüber nach King William.

Das Gewühl und Treiben der City umbrauste sie rings umher.

Die City ist der älteste Teil der Stadt, eigentlich das ursprüngliche alte London. Jetzt ist es nur Geschäftsviertel. Hier befinden sich alle Banken, Bureaus und alle großen Geschäftshäuser.

Die Bank of England wiederum liegt im Mittelpunkt der City, und hier erreicht das Straßenleben seinen Höhepunkt.

»Ihr kriegt mich nicht in das Gedränge hinein,« sagte Muttchen Friedel kampflustig. »Lieber setz' ich mich hier auf einen Eckstein und warte, bis mich einer arretiert. Dann werd' ich doch sicher nach Onslow Houses gebracht.«

»Komm hierher, Friedel,« rief lachend Tante Lisa und bog in eine Seitenstraße von King William Street ein. »Wir gehen durch George Street am Mansion House vorbei. Dort ist der Eingang zum Subway.«

»Das ist der unterirdische Tunnel für Fußgänger, die nach der Bank wollen. Es war wirklich beinahe lebensgefährlich, dahin zu gelangen. Hier ist nämlich ober- und unterirdisch der geschäftigste Teil von ganz London. Sieben der wichtigsten Geschäftsstraßen münden an dieser Stelle. Und in jeder bewegt sich unausgesetzt vom Morgen bis zum Abend ein Strom von Kutschen, Omnibussen, Lastwagen, Karren, Automobilen, Radfahrern und Fußgängern. Keine Minute im Tag scheint der Strom zu ebben. Omnibusse allein, so ist neulich festgestellt worden, hielten sechshundertundneunzig in einer Stunde an der Bank, machen ein Dutzend fast auf die Minute. Kein Wunder, daß da, trotz dieser unterirdischen Ableitung, immer noch Unglücksfälle vorkommen. Aber die Policemen tun Wunder.« So berichtete Fee, und die Wangen glühten ihr vor Eifer. Man sah, sie war stolz auf ihre Adoptivvaterstadt.

»Und in solchen gräßlichen Wirrwarr bringt ihr uns, Kinder?« jammerte Muttchen Friedel. »Lu, Li, hierher! Ihr geht mir nicht von der Seite.« Wie eine Glucke sammelte sie ihre Küchlein.

Tante Lisa und Fee lachten.

»Ihr habt da gut lachen,« schmollte Muttchen Friedel. »Ich muß meinem Klaus doch noch mindestens ein paar heile Knochen seines Weibes mit heimbringen. Das wenigstens hat er doch um uns verdient. Und hier unter der Erde ist wahrlich auch noch ein Getriebe wie auf einem Jahrmarkt.«

»Darüber kann man sich doch kaum wundern,« versetzte Fee. »Sechzigtausend Personen passieren hier täglich.«

»Nun hör aber auf, Fee!« riefen Lu und Li. »Muttchen ist schon ganz blaß und uns schwindelt.«

»Hier die Stufen herauf, und wir sind oben,« sagte Tante Lisa.

Da standen sie unmittelbar vor der Bank.

Es konnte einem wirklich schwindeln in dem Getöse und Gewirr, dem Rennen und Jagen.

Ununterbrochenes Räderrollen, Peitschenknallen, Pferdetraben, Schwirren, Summen, Dröhnen, Schreien, Pfeifen und Lärmen. »So viel Menschen gibt's wirklich auf der Welt?« seufzte Li drollig erschreckt.

Und Lu nickte: »Gräßlich einfach!«

»Deine Bank hat ja keine Fenster, Tantchen.« Li hatte zuerst wieder Sinn für anderes.

»Meine Bank? Das wär' nicht so übel!«

»Was glaubt ihr wohl, wieviel Geld in den Gewölben der Bank liegt? Durchschnittlich zwanzig Millionen Pfund in Gold und Silber, versichert Onkel Werner.« Fee sagte das, und wieder klang so etwas wie Stolz aus ihren Worten.

»Pah,« erwiderten Lu und Li zugleich. »Zwanzig Millionen sind nicht so entsetzlich viel.« Lu und Li taten sehr von oben herab. »Zwanzig Millionen Pfund, Kinder, sind etwa vierhundert Millionen Mark.«

»Läßt sich schon eher hören, Tantchen,« meinten Lu und Li anerkennend.

»So 'ne Mammonshöhle,« sagte noch Li und warf einen mißbilligenden Blick nach dem langgestreckten einstöckigen Bau, der mit seinen wuchtigen Säulenreihen den Eindruck äußerster Solidität macht.

»Hineingehen wollen wir also nicht?« fragte Tante Lisa. »Das Publikum hat Zutritt.«

»Beileibe,« riefen Lu und Li zugleich. »Fehlte gerade noch. Anderer Leute Geld ist uns nicht interessant.«

»Ihr denkt wohl, man erhält die vierhundert Millionen auf dem Präsentierteller gebracht, was, Lu und Li?« sagte lachend Muttchen Friedel.

Lu und Li zuckten bloß die Achseln.

»So kommt nach St. Paul, flink! Die St. Pauls-Kathedrale muß jeder sehen, der nach London kommt. So gut wie St. Peter in Rom.«

»Los also!« sagten Lu und Li.

»Ich bin froh, wenn ich aus diesem Menschengewimmel fortkomme,« versicherte Muttchen Friedel aufatmend. »So 'ne Null sein unter Tausenden mag ich nicht.«

»Lieber Nummer eins daheim, was, Klein-Muttchen?« fragten Lu und Li lachend.

»Ja, ja, Kinder, tausendfach lieber.«

Und dann standen sie vor St. Paul.

»Leg los, Fee!« gebot Tante Lisa.

Fee lachte. »Ich komme mir so albern vor,« erwiderte sie.

»Mit all deiner vielfach schon bewiesenen Weisheit?« fragte Muttchen Friedel neckisch.

»Hast's wohl heute morgen nochmal im Fremdenführer nachgelesen, was, Fee?«

Li war solch ausnehmend großen Kenntnissen gegenüber recht mißtrauisch.

»Das sitzt längst hier fest,« entgegnete Fee und tippte an ihren Blondkopf.

»Merkwürdig,« sagte Li.

»Los also!« rief Lu.

»Es soll zu allererst ein Tempel der Diana hier gestanden haben, so sagt man.«

»Je,« rief Li, »was hat die hier zu tun gehabt?«

»In vorchristlicher Zeit natürlich, Li. Dann hat Ethelbert, König von Kent, im Jahre 607 eine stattliche Kirche hier erbaut, die 1086 durch Feuer zerstört wurde, kurz nach dem Einbruch der Normannen. Man fing gleich wieder an, die Kirche neu aufzubauen. Durch zwei Jahrhunderte ist sie aber nicht vollendet worden.«

»Schneckengang,« sagte Li.

»Und dann diente das Gebäude allerhand unheiligen Zwecken statt dem Gottesdienst. Das große Schiff wurde ein öffentlicher Tummelplatz für allerhand Volk. Ein Theater lehnte sich an die äußeren Mauern.«

»Schändlich,« sagte Lu.

»Dann kam das große Feuer von 1666, dem fast das ganze alte London zum Opfer fiel. Jetzt ging Wren, der größte Architekt seiner Zeit, ans Werk. Der Bau erstand so, wie ihr ihn jetzt seht. Die Kuppel ist riesig, was? Laßt uns für einen Augenblick hineingehen.«

Sie standen im Riesenschiff unter der großen Mittelkuppel. Himmelanstrebend wölbt sie sich, den kleinen Menschen in seiner Kleinheit erdrückend.

»Je,« staunte Li, »enorm! Aber der Kölner Dom ist mir doch lieber.«

»Jedes der Bauwerke ist in seiner Art großartig,« meinte Muttchen Friedel. »Mir ist übrigens die reine Gotik auch lieber als dies Gemisch.«

»Kommt, wir gehen zu Wrens Grab und sehen sein Denkmal an,« sagte Fee.

Sie standen vor einer schlichten Platte, die den Namen des berühmten Baumeisters trug.

»Und das Denkmal?« fragte Lu.

»Lies!« sagte Fee.

Lu las, stockend zwar, aber sie las: »Lector, si monumentum requiris, circumspice!«

»Was heißt das?« fragte Li.

»Leser, wenn du sein Denkmal suchst, blick um dich!« So Fee.

»Hm!« sagte Li und sah ungewiß drein.

»Er hat doch den Dom gebaut,« versetzte Lu. »Ein bißchen helle sein, Li!«

Li zeigte sich etwas ungebärdig.

»Kinder!« mahnte Muttchen Friedel. »Kannst du übrigens Lateinisch, Fee?«

»Ein bißchen, Klein-Muttchen. Eben für den Hausgebrauch.«

Mit Staunen, mit Scheu fast, sah Muttchen Friedel zu ihrer Tochter auf.

»Lisa, ich fürchte –«

»Was, Friedelchen?«

»Die ist uns allen über.«

Es klang komisch und war doch ernst gemeint. Sehr ernst. Tante Lisa las in der Schwester Herz und lenkte ab.

»Zum Lunch jetzt, Kinder! Ich bin rechtschaffen hungrig.«

»Ich, wie ein Wolf,« versicherte Li.

»Ich, wie ein Bär,« nickte Lu.

So gingen sie in ein in der Nähe befindliches Speisehaus und ließen es sich sehr gut munden.

»Nur eure Gemüse schmecken kein bißchen, Fee,« tadelte Li. »Weshalb sind sie nur so viel besser daheim, Muttchen?«

»Wir kochen sie anders.«

»Wie aber?«

Da saß Muttchen Friedel in der Tinte. Sehr viel reichhaltiger waren ihre Kenntnisse seit der seligen Babette Zeiten nicht geworden. Hilfeflehend sah sie Schwester Lisa an.

»Hier werden alle Gemüse in Wasser abgeblüht und dann mit Butter gegessen. Daheim dämpft man sie mehr in der Butter, das erhält den ursprünglichen Geschmack.« So kam Tante Lisa der Schwester zu Hilfe. Und dann sagte sie aus einem begreiflichen Gedankengang heraus: »Hat die alte Babette schwer gelitten, Friedelchen?«

»Nicht so sehr, Lisa. Ihre Beleibtheit war ihr in der letzten Zeit zur Plage geworden. Aber sie bestand darauf, noch die ganze Küchenarbeit zu tun. Der Papa und Tante Lenchen hätten ihr so gern Hilfe genommen. Dann kam die Lungenentzündung und die führte zu ihrem Ende.«

»Treue, alte Seele,« sagte Tante Lisa.

»Du hast wohl bei ihr kochen gelernt, Muttchen?« erkundigte sich Li.

Muttchen Friedel brummte etwas, das wie »oder auch nicht« klang. Sie sagte dann aber laut und bestimmt: »Ja, Li. Und nächsten Winter müßt ihr daran glauben.«

»Weh!« riefen Lu und Li. »Wird was Nettes werden. Kannst du's, Fee?«

Die schüttelte den Kopf.

»Hier ist so wenig Gelegenheit dazu,« sagte Tante Lisa.

»Dann lernt sie's mit uns,« jubelten Lu und Li.

»Unsere Kathrine bringt's den dreien bei,« sagte Muttchen Friedel.

Man merkte Mutter wie Töchtern an, wie froh sie waren, Fee bei etwas, das sie nicht kannte, ertappt zu haben.

»Seid ihr bereit?« fragte nun Tante Lisa.

»Aufzubrechen?« meinten Lu und Li.

»Ja, wir wollen wieder weiter.«

In St. Pauls-Station bestiegen sie die »Underground«, wie man in London kurzweg sagt, und tauchten in Westminster-Station wieder ans Tageslicht.

»Ich kann solche Fahrten nicht ausstehen,« sagte Li. »Es ist unheimlich da unten.«

»Ja, mir ist die Sonne auch lieber,« bestätigte Lu.

»Was ist denn das für ein Riesenpalast? Wohnt da der König?« Li rief es und stand starr.

»Das sind die Houses of Parlament,« erklärte Tante Lisa, »Hier ist der Sitz des Parlaments.«

»Ein ordentlicher Sitz,« meinte Lu lachend.

Wohl mochte Li staunen. In riesiger Ausdehnung, mit reich gegliederter Fassade, von Türmen und Türmchen überragt, zieht sich der Parlamentspalast an der Themse hin. Er bildet ein langgestrecktes Viereck. Entgegengesetzt der Flußseite ist ihm Westminster Hall angegliedert.

»Das Ganze anzusehen, würde uns zu viele Zeit nehmen,« meinte nun Tante Lisa. »Ich schlage vor, nur Westminster Hall zu sehen. Es ist bei weitem der historisch interessantere Teil.«

»Alles kann man nicht sehen,« sagte Muttchen Friedel. »Also Westminster Hall!«

Sie traten ein. Ein Riesenraum umfing sie.

»Man sagt, es sei die größte Halle der Welt,« erläuterte Fee. »Seht mal das Dach, ganz ohne stützende Pfeiler. Richard II. hat es 1397 aufsetzen lassen. Es soll ein Meisterwerk von Zimmermannsarbeit sein.«

»Und was war hier?« fragte Li.

Fee erklärte: »Hier wurden die allerersten Parlamentssitzungen abgehalten. Richard II., der die Halle erbaute, wurde hier entthront. Karl I. ist hier zum Tode verurteilt und Cromwell als Lord-Protektor ausgerufen worden. Ein paar Jahre später wurde dann sein Kopf hierher gebracht und ein Vierteljahrhundert lang auf dem südlichen Dachgiebel ausgestellt.«

»Es waren böse Zeiten,« sagte Tante Lisa. »Eine Menge Todesurteile sind hier noch gesprochen worden. William Wallace, Lord Cobham, Thomas More, Somerset, Carl of Essex, Guy Fawkes, allen wurde hier das Leben abgesprochen. Dort die Tafel auf dem Fußboden zeigt, wo der unglückliche Karl I. stand und sein Todesurteil fällen hörte.«

»Komm heraus,« sagte Muttchen Friedel, »mir wird ganz jämmerlich.«

Und wieder standen sie im Sonnenschein einer milderen Zeit.

»Nun noch Westminster Abbey,« lud Tante Lisa ein, »dann sollt ihr Ruhe haben für heute.«

»Wir sind gar nicht müde,« versicherten Lu und Li.

Muttchen Friedel schwieg.

Über eine kleine Weile standen sie vor der Westminster Abbey. Die beiden stumpfen Türme ragten hoch in die sonnige Luft.

»Wißt ihr, woher der Name stammt?« fragte Fee.

»Nein,« sagten Lu und Li trocken. »Keine blasse Ahnung.«

»Weil der Bau auf der Westseite der Stadt errichtet wurde.«

»Natürlich,« sagten Lu und Li lachend. »Hätten wir auch ohne deine Belehrung wissen können. Weiter, Fee.«

»Zwischen den Jahren 605 und 610 soll hier die erste Kirche gestanden haben, die Sebert, dem König der Ostsachsen, zugeschrieben wird. Eduard, der Bekenner, wird aber für gewöhnlich als der Gründer von Westminster Abbey angesehen. Er war der letzte angelsächsische König und regierte im elften Jahrhundert.«

»Lange her,« sagte Li.

»Er wurde auch in der Abtei gekrönt. Alle Könige sind seitdem seinem Beispiel gefolgt, bis auf Eduard VII. Nur der arme junge König Eduard V. nicht. Er starb ungekrönt.«

»Seid hübsch ruhig,« mahnte in diesem Augenblick Tante Lisa. »Es ist etwas an dem Ort, das andächtig stimmt, Kinder, das auf der Seele lastet und den Atem benimmt in wortloser Ehrfurcht. Es ist kein Kleines, sich von den Gebeinen der Großen aller Zeiten umgeben zu wissen, die die Welt mit ihrem Ruhm gefüllt haben. Nicht nur Englands Herrscher bis zur Zeit Georgs III. schlafen hier ihren letzten Schlaf. England hat Raum hier gefunden für seine großen Staatsmänner, seine Feldherren, für seine Dichter, Künstler, Gelehrten, für alle, alle, deren Gedenken die Nation ehren will. Alle sind sie hier entweder wirklich beigesetzt, oder es ist irgend eine Tafel oder Büste zu ihrem Gedächtnis angebracht. Was Wunder, daß der Ort uns mit ehrfürchtigen Schauern erfüllt.«

Sie standen erstaunt in der Mitte des Schiffs zwischen dem Chor und der Kapelle Eduards des Bekenners.

Der Eindruck, den diese himmelanstrebenden Säulen, diese sie krönenden Spitzbogen des Gewölbes machen, ist auch überwältigend. Durch wundervoll gemalte Fenster fällt gedämpftes Licht und erhöht die Feierstimmung.

»Dieser Wald von Säulen!« sagte Lu.

»Sind sie wirklich alle von Marmor?« fragte Li.

»Echter Marmor! Und zwar englischer aus den Steinbrüchen von Purbeck. Wundervoll, nicht?«

Lu und Li nickten.

»Dort im Nordflügel des Querschiffs, durch den wir hereinkamen, liegen die Staatsmänner,« erklärte nun Tante Lisa. »Pitt, Peel, Palmerston, Disraeli. Aber laßt uns für eine kurze Weile in den ›Poetenwinkel‹ gehen. Hier im Südflügel des Querschiffs ist er. Nur wenige sind freilich wirklich hier begraben, aber allen, von Chaucer bis Tennyson und Ruskin, ist ein Denkmal gesetzt. Seht hier Spencer, Shakespeare, Burns, Dickens, Jonson, Milton, Thackeray, Macaulay, dann Irving, Browning, Tennyson. Keiner fehlt.«

Sie standen und schauten. Auch Lu und Li waren still und ernst geworden.

»Jetzt durch die Kapelle des Bekenners, Tantchen, dem Begräbnisplatz der Könige, wie sie heißt,« mahnte Fee. »Aber nur kurz. Wir müssen mehr Zeit für Henrys VII. Chapel haben.«

Sie gingen durch die Kapelle des Bekenners hindurch mit großen, ernsten Augen. Nicht weniger als sechs Könige und sechs Königinnen liegen hier begraben.

In der Mitte steht der Schrein des Bekenners.

Ihr angegliedert nach hinten ist die Kapelle Heinrichs VII.

Ein Laut des Staunens und der Bewunderung entfuhr allen, als sie hineintraten.

»Ist das wirklich Stein oder ist's Spitzenwerk?« fragte Muttchen Friedel. »So etwas ist kaum glaublich.«

»Ist's nicht wundervoll?« fragte Fee begeistert. »Sieh nur das Gewölbe, Muttchen. Diese durchbrochenen Spitzenrosetten mit den hängenden Knäufen. Feengebilde scheinen es zu sein. Wer könnte an Stein und Meißel denken? Ein Triumph der Steinhauerkunst scheint es!«

»Und ist es wohl,« sagte Tante Lisa. »Dem Stein ist seine Schwere genommen. Wunderfeines, spinnwebartiges Spitzenwerk scheint von Feenhänden dort übers Gewölbe gespannt.«

»Wenn nur nichts herunterfällt,« sagte Li. »Es scheint zu duftig und zart, um dort zu haften.«

»Und steht bereits über vierhundert Jahre,« versicherte Tante Lisa.

»Li hat ihr Leben sehr lieb,« versetzte Lu lachend.

»Weil's schön ist,« nickte die ernsthaft.

Fee war still weiter gegangen. Jetzt winkte sie den Schwestern. Die traten zu ihr an die Nordseite der Kapelle.

»Seht mal, hier liegen die letzten Reste der armen jungen Prinzen, die im Tower ermordet worden sind. Daneben ist das Grab der Königin Elisabeth. Und hier liegt die blutige Maria.«

»Laß uns heim, Lisa, ich kann nicht mehr,« bat jetzt Muttchen Friedel. »Und wenn du mir das Großartigste auf dem Präsentierteller brächtest, es macht keinen Eindruck mehr auf mich. Ich bin voll bis zum Rande.«

»Armes Muttchen,« sagten Lu und Li.

»Dann also heim,« entschied Tante Lisa.

»Underground natürlich?« fragte Li.

»Wie du Bescheid weißt,« neckte Fee.

»Ihr seid ja doch die reinsten Maulwürfe hier,« versetzte Li lachend. »Hätt' nie gedacht, daß ich mal unterirdisch so expediert würde.«

*

»Wie war's?« fragte Onkel Werner beim Diner.

Vergnügt sah er von einer der drei Nichten zur anderen. Sie sahen so frisch und so niedlich aus in ihren hellen Seidenblusen.

Li war die flinkste, sobald die Zunge in Frage kam.

»Wundervoll war's, Onkel. Bloß ein bißchen viel Köpfe haben sich die alten Herrschaften abgehauen. Aber gebaut haben sie, alle Achtung. Und zu viel Menschen habt ihr hier, Onkel Werner. Gemütlich ist das nicht. Aber hast du gesehen, wie niedlich wir sind, Onkel? Extra für dich!«

»Große Ehre! Weshalb?«

»Wir möchten nämlich gern, daß du uns morgen mit in den ›Suh‹ mitnimmst, wie Fee sagt. Der Zoologische Garten ist das, ich weiß. Kuriose Leute, die Engländer; schreiben ›Zoo‹ und sprechen ›Suh‹.«

Onkel Werner lachte. »Weißt du,« fragte er, »wie jener Sachsenhäuser zum Frankfurter sagte, der ihm Ähnliches von den Engländern erzählte? ›Des is gor nix‹, meinte er, ›bei uns sacht mer Gaul un schreibt Pferd!‹«

Lu und Li mußten über diesen Scherz lachen.

»Und der Zoo, Onkel Werner?« fragte Lu nach einer Weile.

»Meinethalben, da ihr euch so niedlich gemacht habt!«

»Mir gefällt's, daß man sich hier Abends noch einmal putzt,« sagte Lu. »Es gibt dem Tag ein festliches Ende.«

»Die Sitte des Umkleidens am Abend kommt daher, daß dann die Herren des Hauses, die den Tag über im Geschäft sich abmühen, daheim sind und die Arbeit hinter ihnen liegt. Man feiert mit ihnen,« sagte Tante Lisa.

»Eine nette Sitte,« riefen Lu und Li. »Wir führen's daheim für Väterchen auch ein, was, Muttchen?« Aber, was hatte nur Muttchen?

Man war mittlerweile in das angrenzende Wohnzimmer gegangen. Dort lag die zuletzt eingegangene Abendpost. Muttchen Friedel hatte einen Brief für sich entdeckt; sie saß in einem Sessel und las. Jetzt sah sie auf und machte erschreckte Augen. Alle standen sofort um sie herum.

»Was gibt's, Friedel?«

»Muttchen, was hast du?«

»Lutz und Fritz – Klaus – der Papa –«

Sehr zusammenhängend war das nicht, was Muttchen Friedel stotterte.

»Tante Lenchen – na ja, wissen wir. Alle haben Sehnsucht nach den Reisenden; selbstverständlich. Aber wir geben sie nicht her. Sechs Wochen sind uns garantiert durch die Rückfahrkarte.«

Der Onkel sagte das und dankbar nickten Lu und Li ihm zu.

»Nur – es ist bloß, weil – Lutz und Fritz scheinen Streiche zu machen. Und Klaus – Klaus will sie fort geben. Aber ich–ich gebe meine Jungen nicht her. Lieber – ich muß heim, Lisa.«

Sehr beweglich sah Muttchen Friedel die Schwester an.

»So schnell, Friedel? Und–und Fee?« entgegnete Frau Lisa.

»Aber, Muttchen! Noch nicht vier Wochen sind wir hier und sechse sollten's sein!« riefen Lu und Li und heulten fast.

Gequält sah Muttchen Friedel vom einen zum anderen.

»Mir tut's ja selbst recht leid, und Klaus schreibt's auch so nebenbei. Aber mir ist, als ob ich gehen sollte! Ich – Fee könnte ja noch bleiben – nachkommen – acht – sagen wir zehn Tage gebe ich zu, dann –«

Muttchen Friedel stockte.

»Du gehst natürlich, wenn du's für deine Pflicht hältst, Klein-Muttchen, und ich gehe mit. Was, Tante Lisa?« Das sagte Fee. Atemlos sah Friedel die Schwester an.

»Das Kind hat recht,« bestätigte Frau Lisa; aber die Stimme war unsicher, und der Kopf blieb gesenkt.

»Meine Lisa!«

Eng umfaßten sich die Schwestern. Fee wischte sich die Augen und schob ihren Arm in denjenigen des Onkels. Lu und Li schmollten, ließen die Köpfe hängen und schlichen hinaus. Aber die Abreise in zehn, zwölf Tagen blieb nun einmal beschlossene Sache.


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