Paul Klee
Gedichte
Paul Klee

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Zauber

[1908]

                      Fernab vor dir
dicht davor ein Weg steigt
verzweigt,
kein Weg neigt,
ein Weg neigt jach erloschen,
sachte wach:
durch Nacht und Sonne.

O keiner Seele du Wonne,
o du Krakeele der Menge,
du Mißgeklänge
durch Fragengedränge.

Schau scheel
wer da zwänge sich durch?
«wer da kam durch das Tor»,
grad davor das Tor:
vor dem Gradaus.

Und links kein Steg
und rechts ein Geheg:
zarter Blumen.

Was tun?
Da kommt keiner,
der dicke Gott,
der gute Gärtner
– gutgartneu –
will daß da kommt:
Keiner durch.

Doch da kommt so einer,
doch so einer!

Man hört lachen:
laß dir raten,
Mann der Taten,
Mann von was für Sachen!

Nichts errät er,
durch geht er,
tritt drei Veilchen
und ist in zwei Weilchen:
drüben gemach.

Die Kaffern gaffern,
gaffern ihm nach:
Ihm nach: dem Wicht.

Was Licht jetzunder,
was Wunder!
Was für Fêten,
was Nuditäten,
Freunde mit Bechern,
Damen mit Fächern,
und dieser Fant
tut so bekannt.

Den Kaffern wird's hell,
zur Stell
wollen fahren auch sie:
ins gelobte Land.

Schockschwere Not
durch Gauklerhand:

nun hat das Tor eine Mauer,
die scheidet den Schimmer vom Schauer.
Flammenbehaart
steht Bart an Bart,
eine Tigerkette.

Dämmerung liegt auf der Lauer.

 


 


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