Paul Klee
Gedichte
Paul Klee

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Eine Art Prometheus

[1901]

                          Ich trete vor Dich, Zeus,
weil ich Kraft habe dazu.
Du hast mich bevorzugt,
das zwingt mich zu Dir.
Weise genug,
Dich hinter allem zu vermuten,
suche ich nicht den mächtigen,
sondern den guten Gott.
Nun hör' ich Deine Stimme aus der Wolke:
Du quälst Dich, Prometheus.

Qualen waren stets mein Los,
da ich zur Liebe geboren bin.
Oft hob ich fragend – bittend
den Blick zu Dir: vergebens!

So poche denn an Deine Tür
die Größe meines Hohnes.
Wenn ich nicht genüge,
laß ich Dir diesen Stolz.
Groß bist Du,
groß ist Dein Werk.
Aber nur groß im Anfang,
nicht vollendet.
Ein Fragment.

Vollende!
Dann rufe ich heil!
Heil dem Raum, dem Gesetz,
das ihn durchmißt.

Aber ich rufe nicht heil.
Nur der Mensch, welcher ringt,
hat mein Ja.
Und der Größte unter ihnen bin ich,
der mit der Gottheit ringt.

Um meiner und vieler Schmerzen willen
richt' ich Dich,
daß Du nicht vollbrachtest.
Dein bestes Kind richtet Dich,
Dein kühnster Geist,
verwandt zu Dir
und abgewandt zugleich.

 


 


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