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Winterkrieg

Ich träume von dem Regenbogen
Und den Gärten meiner Heimat Thsin.
Mimosen blühen gelb. Gazellen hüpfen.
Wohl ist Krieg. Aber Krieg von Sonne warm.
Wir frieren mit den Pferden am Wege fest.
Manchem werden eiserne Beine abgeschnitten.
In den Stiefeln. Augen erfrieren wie Glas.
Wohl dem, der unterm Schneeweiß schläft, zu Tod gebräunt.

Wir Bettler. Unsre Kleider sind zerfetzt.
Fels starrt wie Eis, und Eis starrt wie Gestein.
In Spiralen dreht sich zuckend der Paß.
Hündisch klettern wir den Mond hinauf.

Wie Maulbeerborke platzt die Haut.
Unser eignes Blut rinnt aufs Schwert.
Hörner klingen in dumpfer Qual.
Süßer sang ich zur Flöte einst.

Keiner Heimkehr bin ich mir bewußt.
Ein Tiger, aufgescheucht, schlägt mit dem Schweif,
Fletscht seine Zähne, weiß wie Reif, und dunkel
Rollt sein brüllender Ruf ins Tal.

Zeige jemand sein Herz! Vogel fällt vom Baum.
Trete hervor und zeige sein Herz. Wo ist rot ein Herz?
Tannen stehn beschneit, und auf den Zweigen
Hocken wir steif und krähn im Nebel des Bluts.

O Himmel! Heiliger! Hilf, verbrenne mich!
Laß Wintergewitter grau erdonnern – und wirf
Den Blitz in die erstarrt erhobene Stirne,
Daß ich aufsteige, Feuersäule, in Nacht.

Li-tai-pe


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