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Bild: Georg Mayer-Marton

Der Tschao-yang-Palast im Frühling

Nun drückt der Schnee nicht mehr die Birnenzweige,
Der Frühlingswind erwacht im Weidenstrauch.
Der Vogel Yng stimmt seine helle Geige,
Die Schwalbe fliegt vom Dach wie grauer Rauch.
In Nacht selbst ist die Sonne noch vergossen,
Wie Wein verschüttet aus dem Überfluß.
Die Frauen sind gleich Blumen neu erschlossen,
Daß selbst der Mandarin erbeben muß.

Im Abenddunst verglüht des Wächters Panzer.
Der Morgen ist ja noch so meilenfern.
Und seiner fernsten Wolke Wiederglanz – er
Erhöht die Freuden unserer jungen Herrn.
Die Blumen öffnen ihre Kelche lüstern,
Die Frauen senken die gefärbten Braun.
Im Morgenrot, im blauen Saale knistern
Die Seidentänze kaiserlicher Fraun.

Die schönsten Mädchen gehn am kaiserlichen Wagen,
Sie treten singend aus geheimem Tor.
Wer ist die Schönste, daß wir sie zur Sänfte tragen ?
Es ist Fey-yen im silbergrünen Flor.
Ich neige meine Stirne tief zur Erde,
Daß sie durch ihres Kleides Saum beseligt werde ...

Im Garten taumeln in den frischgefallnen Blütenschnee
Einsam entrückt zwei junge Liebende.

Li-tai-pe

 


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