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Zum Alexandra-Nil.

Brief XXII.

Erst am 25. März setzte ich meine Reise von Uschirombo aus fort. Es war ursprünglich eine sehr überflüssige Vorsicht, die mich dort verweilen ließ. Ich hatte auf dem Marsch ins Innere – vielleicht auch schon an der Küste – einen Bericht von Ramsay gelesen, in dem er schrieb, daß ihm sein Faltboot in Ruanda große Dienste geleistet hätte, ja, daß von ihm wiederholt das Vorwärtskommen der Expedition geradezu abhängig war. Als ich dann den vom Viktoriasee kommenden Hauptmann Herrmann traf und hierüber mit ihm sprach, riet er mir, an die Station Muansa zu schreiben, wo ein von ihm vor Jahren hingeschafftes transportables Boot unbenützt verschimmele. Mich darauf berufend und unterstützt von Hauptmann Langheld hatte ich von Tabora aus dem Bezirkschef von Muansa meine Bitte unterbreitet und den Wunsch ausgesprochen, man möge das Boot auf meine Kosten nach Uschirombo schicken. Als ich es dort nicht vorfand, glaubte ich zunächst an eine Verzögerung meiner Botschaft und beschloß zu warten. Die unfreiwilligen Reiseferien benützte ich, um mein Kartenmaterial zu bearbeiten. Als aber vierzehn Tage verstrichen waren und weder Boot noch Bote eintrafen, verlor ich fast jede Hoffnung. Aber wie es so geht und besonders in Afrika geht, wo das Gefühl für den Wert der Zeit sich rasch abstumpft – verschob ich immer wieder meinen Abmarsch in Erwägung, daß, wenn ich solange gewartet habe, es auf einen oder zwei Tage mehr oder weniger auch nicht ankäme; überdies hatte ich meine kartographische Arbeit so weit vorwärts gebracht, daß ich sie nun auch ganz zum Abschluß bringen und nach Deutschland senden wollte.

Aber endlich mußte ich doch wieder weiter, und so brach ich am 25. März nach Westen auf, um eine neue unerforschte Route nach Missugi einzuschlagen, wo mich eine Karawane mit Tauschwaren erwartete. Zwei Tage vor meiner Abreise erhielt die Mission einen Brief des Chefs von Muansa mit der Bitte, ein Schreiben an mich, der dort irgendwo »in Winterquartier« liegen sollte, weiter zu befördern. Darin stand, »daß das Boot defekt und untauglich sei, so daß es mir nichts nützen könnte; wäre es aber tauglich, so würde er es mir auch nicht schicken, weil er es dann selber brauchen könnte.« Das war durchaus verständlich, weniger verständlich war, daß er zu dieser Überlegung vier Wochen und mehr brauchte. Aber: habeat sibi!

Die Station Mariahilf ist eine der ältesten der weißen Väter auf deutschem Gebiete. Wer sich für sie interessiert, kann ihre Beschreibung in dem Buche des Grafen Götzen nachlesen. Ich werde vielleicht nicht mehr Gelegenheit haben, über die Missionen im Zusammenhange zu sprechen; ich beschränke mich trotzdem heute darauf, an dieser Stelle dem Bischof vom Uschirombo, Monseigneur Gerboin, den Ausdruck meines Respekts und meinen warmen Dank für die liebenswürdige Gastfreundschaft, die er und seine Mitarbeiter mir gewährten, niederzulegen.

Im ganzen habe ich von der Arbeit der Missionare in Afrika den Eindruck gewonnen, daß sie den Völkern nützt und der Regierung mittelbar Dienste leistet. Besonders gilt das von der Gesellschaft, die ich aus nächster Nähe beobachten konnte, von den weißen Vätern von Afrika. Vom egoistisch-deutschen Standpunkt muß ich allerdings bedauern, daß zuviel Ausländer, namentlich Franzosen, in ihr tätig sind; ein Bedauern, das die Einsichtsvollen unter ihnen teilen. Niemand kann aus seiner nationalen Haut heraus, und man kann nicht von einem lange vor 1870 geborenen Franzosen fordern, daß er viel Sympathien für eine Kolonie des protestantischen Kaiserreichs übrig habe. Immerhin sind mir Franzosen noch lieber als manche vieldeutigen Elsässer mit deutschem Fell und französischen Eingeweiden. Denn: »ich liebe alles, was hell blickt und redlich redet.«

(Heute, wo ich inzwischen mehr als ein Jahrzehnt diese Mission aus nächster Nähe in Ruanda beobachtet habe, zwingt mein Pflichtgefühl mich, zu sagen: nie haben die ausländischen Väter irgend etwas getan, was als Feindseligkeit gegen die deutsche Regierung anzusprechen wäre. Im Gegenteil: von Jahr zu Jahr mehr habe ich als Resident in Ruanda den Missionen beider Konfessionen, insbesondere ihren Leitern, zu danken, daß sie meine Verwaltungspolitik unterstützten, manchmal selbst dann, wenn sie ihr nicht mit vollem Herzen beistimmen konnten. Männern wie Bischof Hirth und Pastor Johanssen, um nur einige Namen zu nennen, werde ich stets eine dankbare Erinnerung bewahren. 1. November 1913.)

*

Von den Märschen der nächsten Wochen kann ich nicht viel berichten. Die Tagebücher aus jener Zeit sind, wie ich schon früher erwähnte, mit einigen anderen in jenem furchtbaren Unwetter westlich der Vulkane, das ich später beschreiben werde, zugrunde gegangen. Zur Auffrischung meines Gedächtnisses besitze ich nichts als meine Karten und Routenbücher. Während von anderen Perioden, deren Tagebücher von dem gleichen Schicksal betroffen wurden, gleichwohl vieles so frisch in meinem Gedächtnis haftet, als sei es gestern erlebt, ist meine Erinnerung für die Einzelheiten des ganzen Marsches von Uschirombo bis Missugi und von dort bis zum Alexandra-Nil wie erloschen. Nur Bruchstücke und traumhaft verworrene Bilder sind mir haften geblieben, in die ich ohne Hilfe meiner Karten und Routenbücher nie Ordnung bringen könnte.

Die ersten Tage passierten wir die Landschaft Utamballa. Ich erinnere mich da eines Lagers in Igalli, einem alten Dorfe mit einem Park von Zitronenbäumen, mit deren Früchten ich Kisten und Kasten füllte. Der Sultan war ein alter Mann, aber wie aus der stattlichen Zahl seiner Frauen und Babys hervorging, noch sehr emsig mit der Erfüllung der Aufgabe beschäftigt, die sonst Obliegenheit der Jugend ist. Ein Scherz, den ich mir machte, erregte ungeheure Sensation. Ich erkannte nämlich in seiner Umgebung auf den ersten Blick einen Mann, dessen Porträt Graf Goetzen in seinem Reisewerk als »Haarloser Mann aus Uha« abgebildet hat. Ich ließ den Mann, einen Mtussi, aus der Reihe der übrigen heraustreten, verdeckte vorher das Bild mit einem Bogen weißen Papiers, schrieb mit einem Bleistift beschwörende Zeichen in die Luft und zog, während ich die Augen der Zuschauer durch solchen Hokuspokus ablenkte, das Papier fort, so daß jetzt das Bild in seiner ganzen Schönheit zutage trat. Die Identität des Konterfeis wurde von allen mit starker Verblüffung konstatiert, während meine eigenen Leute sich über die Dummheit der »Barbaren« ins Fäustchen lachten. Natürlich verlangte jetzt der Sultan auch, daß ich ihn abbilde, aber ich retirierte hinter die Ausrede, daß diese Leistung so anstrengend sei, daß man sie nur einmal am Tage machen könne. Das ganze war ein sehr billiger Witz, aber da er mir und den Zuschauern Vergnügen bereitete, war sein Zweck erfüllt; freilich »Kulturpioniere« sollten anders handeln.

Vom 26. – 28. März querten wir die Landschaft Ulumbaga, die in lockerer Abhängigkeit zu dem größeren Runsewe steht. Der Weg führte meist über flache Hügel durch dichten Wald (Myombo und Msima gemischt), der in der Nähe der Siedelungen vollkommen gerodet war. Unsere Lager befanden sich in den Hauptdörfern des Häuptlings. In dem einen von ihnen sah ich eine Szene, die mehr an den Orient als an das Innere Afrikas erinnert; es erschien nämlich ein blinder Bettler, geführt von einem Knaben, und führte mit abscheulichen Grimassen und Gliederverrenkungen plärrend eine Art Tanz auf, der den Trägern, die ja selbst an den schrecklichsten Mißbildungen immer nur die Komik der Karrikatur sehen, großes Vergnügen bereitete.

Die letzten Tage dieses Monats marschierten wir durch Runsewe. Das ist ein großes flaches, ganz mit Myombowald bedecktes und an unserem Wege fast gar nicht besiedeltes Land.

Jenseits von Runsewe folgte der Nordzipfel von Uha, das sich südlich bis zur großen Karawanenstraße erstreckt und in seinem zentralen Teile stark bevölkert ist. wir aber zogen tagelang durch Pori und erst am fünften Tage, als wir die Ebene verließen und in das Bergland eintraten, zeigten sich wieder Ansiedelungen. Die Märsche wurden von Tag zu Tag beschwerlicher, weil die Hänge immer steiler wurden und als wir am 7. April in das östliche Urundi gelangten, zeichneten sich in allen Windrichtungen die Kämme riesiger Ketten vom Himmel ab. Am 9. April erreichten wir Missugi, den vorgeschobensten Posten der abendländischen Kultur.

Kümmerlich genug sah es hier aus. Die Missionsstation, die aus einem paar Lehmhütten bestand, war etwa neun Monate vorher gegründet worden, aber schon nach kurzer Zeit hatten die beiden Patres sie bei Nacht und Nebel verlassen und waren zum Tanganika geflüchtet, weil sie, noch unbekannt mit der Lügen- und Verleumdungs-Sucht der Warundi und Wanjaruanda dem Gerede von einem drohenden Überfall durch einen benachbarten Häuptling allzu bereitwillig Glauben geschenkt hatten. In Wirklichkeit nahm er das Gerät der zu seinem größten Erstaunen Geflohenen in Verwahrung und lieferte es den vom Uschirombo aus als Ersatz gesandten neuen Missionaren aus. Schlimmer erging es mir. Ich hatte, wie früher erwähnt, Tauschwaren unter Führung eines meiner besten Leute nach Missugi senden lassen und fand die ca. achtzehn Lasten hier wohlverpackt vor; aber als ich sie öffnete, stellte sich heraus, daß jede Last ein Drittel oder gar die Hälfte weniger enthielt, als die beigefügten Rechnungen angaben. Ich habe nie eruieren können, wem ich das zu verdanken hatte. Meine Reklamationen bei dem Händler in Tabora hatten gar keinen Erfolg; die Sachen waren von seinem Kompagnon verpackt worden, von demselben, von dem er einst zu mir gesagt hatte: »Ein Gentleman geht nicht nach Tabora Handel treiben.« Den Führer der Karawane, meinen Träger Uledi konnte ich leider nicht vernehmen, weil er sich die Wartezeit durch ein Techtelmechtel mit einem Urundiweib verkürzt hatte und auf Rat der Missionäre geflohen war, um der Wut des beleidigten Gatten zu entgehen.

Mein Aufenthalt in Missugi war nicht sehr erfreulich, weil ich zirka zehn Tage sehr mit meinem Magen zu tun hatte und so schwach war, daß ich kaum laufen konnte. Ende April war ich wieder so weit bei Kräften, um marschieren zu können. Der Marsch durch die Landschaft Ujogoma begann gleich sehr anstrengend, weil wir eine hohe Kette in mehrtägigem Anstieg überwinden mußten. Am fünften Tage (29. April) hatten wir den höchsten Punkt (ca. 2000 m) erreicht und damit die Wasserscheide zwischen Malagarassi und Ruwuwu, und zum ersten Male im Innern Afrikas sah ich Gewässer, die dem Nilsystem angehörten. Von da oben aus blickte man in eine sehr merkwürdige Formation. Im Nordosten lag ein Kessel, der ein paar hundert Quadratkilometer groß war, dessen Boden von niedrigen flachen Hügeln bedeckt war. Seine Hauptachse schien von Südosten nach Nordwesten zu gehen.

Seitdem wir das Gebiet von Urundi betreten hatten, auch schon die letzten Tage in Uha, bildeten Papyrussümpfe das charakteristische Merkmal der Landschaft. Oft liegen Bäche, die kaum zwei Meter breit sind, in einem Tal von Papyrus, das mehrere hundert Meter breit ist. Aber nicht nur die Haupttäler werden von ihm ausgefüllt, sondern er dringt auch in alle Nebentäler und steigt sogar die Furchen und Schluchten hinauf, so daß von einer Höhe gesehen, das Land einem riesigen Netz grüner Bänder gleicht, in dessen Maschen die Berge wie Inseln liegen. Ich habe manches seltsame und schöne Landschaftsbild in Afrika gesehen; ich habe die unsägliche Melancholie kennen gelernt, die auf verbrannten, bebend heißen Steppen liegt, wenn die Strahlen der untergehenden Sonne blutrot den flimmernden Dunst durchbrechen; ich habe auf kongostaatlichem Boden die Herrlichkeit und die Schrecken des Urwaldes bis zur Neige gekostet; ich habe mich an der heiteren Anmut zentralafrikanischer Seen erfreut und die grandiose Wunderwelt der Vulkane angestaunt; ich kenne die herbe Größe der Flüsse, die schweigend den Schatten der Galeriewälder durchströmen und die Tragik der von allen guten Geistern verlassenen Lavawildnis und doch muß ich sagen, daß kaum eine dieser Landschaftsstimmungen sich meinem Geiste tiefer eingeprägt hätte, als das Bild einer solchen Papyruslandschaft. Sie ist immer wechselnd, nicht nur mit der Jahreszeit, sondern fast mit jeder Stunde des Tages und dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen; sie ist anders bei klarem und bei trübem Wetter, des Morgens anders als des Abends. Stundenlang konnte ich von der Höhe eines Berges auf sie hinabblicken und ward nicht satt zu schauen, wie die violetten Schatten der wandernden Wolken über die grünen Gefilde zogen oder wie der Wind mit ihnen spielte, so daß erst eine leise Unruhe in ihnen wie in einer dichtgedrängten Herde entstand, bis er zum Sturm anschwoll und lange tiefe Furchen zwischen sie pflügte, die sich immer wieder schlossen und wieder öffneten und wieder schlossen.

*

Die östlichen Teile von Urundi sind nicht so bevölkert wie die zentralen und westlichen. Übrigens hatten damals die Warundi eine Gewohnheit, die leicht zur Überschätzung ihrer Zahl führen konnte. Rechts und links über dem Weg, den die Karawane ziehen muß, sitzen sie in großen Haufen, vor sich Pfeil und Bogen, und überragt von einem Wald von Lanzen blicken sie neugierig auf die Vorüberziehenden hinab. Sobald aber der letzte Mann sie passiert hat, laufen sie in großem Bogen wieder voraus und nach einer Viertelstunde zieht man an denselben Bögen und Speeren vorbei, sieht man auf denselben Stirnen und Schultern die Sonne sich spiegeln. Das wiederholt sich lange Zeit und wer nicht darauf achtet, wird leicht geneigt sein, dieselben Leute öfter zu zählen. Ich mußte bei diesem Vorgang immer an meine erste Universitätszeit denken, wo wir Studenten im freiwilligen Statistendienst als Ritter, Knappen und Volk ähnliche Manöver aufführen mußten.

Die Warundi des Ostens sind – auch im Gegensatz zu denen des Zentrums und Westens – sehr wenig propper in Kleidung und Hütten, salben ihre Haut auch weniger sorgfältig und haben vor dem Wasser wie es scheint eine besondere Scheu. Ich entnehme einem geretteten Blatt meines Tagebuchs vom 28. April einige dahinzielende Bemerkungen. Ich war an diesem Tage in den oben erwähnten Kessel hinabgestiegen und durchquerte dessen westlichen Zipfel; dabei mußte ich einen kleinen Bach überschreiten. Es machte den Eindruck, als sei er an der Furt nur knietief; beim zweiten Schritt aber versank ich bis zur Brust in einem Loch und konnte nur mit Mühe meine Uhr retten; dabei saßen auf der anderen Seite etwa fünfzig Warundi, von denen keiner seinen Mund aufgetan hatte, um mich zu warnen. In der Nähe dieses Baches lagerte ich und ließ am Nachmittag eine Brücke über ihn schlagen. Dazu forderte ich die Warundi auf, mir Holz zu bringen. Aber trotzdem ich diese Verkehrsverbesserung doch nur für sie ausführte und gesehen hatte, daß sie selbst die größten Umwege machten, um trockenen Fußes über den Bach zu gelangen, ließen sie sich die Brückenhölzer anständig bezahlen. Viele machten es so, daß sie einen dünnen Baumstamm bei sich trugen, ihn über den Bach warfen, mit Hilfe ihres Speeres hinüberbalancierten und am jenseitigen Ufer die Brücke wieder mit sich schleppten. Jedenfalls ungemein praktisch.

Am nächsten Tage begann wieder ein steiler Aufstieg; jenseits der Höhe senkte sich das immer von zahlreichen Tälern mit Papyrussümpfen zerschnittene Gebirge weniger steil und wir sahen eine Landschaft, die wieder an die letzten Tage vor Missugi erinnerte. So blieb sie auch in der folgenden Zeit. Es waren genußreiche Tage und noch schönere Abende, wenn die Sonne das Gold ihrer letzten Strahlen auf die Papyrustäler schüttete und der rotbraune Graswuchs der Hänge sich wie Bronze von dem leuchtenden Rot des Lateritbodens und den großen weißen Quarzblöcken abhob, die wie Marmortrümmer über ihn zerstreut waren. Zahlreiche Bosketts von dunklen, dichtbelaubten Sträuchern und Bäumen gaben der Landschaft einen parkähnlichen Charakter; und wundervoll wirkten die unendlich verschiedenen Nuancen des Grün vom hellsten, fast gelben der Ulesifelder und dem lichten silbrigen der Bananenhaine bis zum dunkelsten, fast schwarzen vieler Sträucher und Bäume. Und über all das hinweg schweift der Blick zu den in blauen Fernen verschwindenden Bergen, deren Kämme oft in grotesker Weise gezackt sind.

Politisch gehört das Gebiet zu Ussui ja Kinanira, so genannt zum Unterschied von dem östlich gelegenen größeren und bevölkerteren Ussui ja Kassussura. Der Sultan, den ich in seiner hoch auf einem langen gedehnten Rücken gelegenen Residenz Kesa besuchte, ist ein junger hübscher Mtussi von etwa zwanzig Jahren; er empfing mich, den ersten Europäer, den er sah, sehr freundlich, umgeben von seinem Hofstaat, unter dem mir ein nicht über einen Meter großer Zwerg, eine Art Hofnarr, auffiel. Trotzdem Kinanira sowohl bei meinem Besuch wie bei seinem Gegenbesuch von mehreren hundert Kriegern umringt war, zeigte er sich doch sehr ängstlich und fuhr erschreckt zusammen, so oft ich zufällig eine unvorhergesehene Bewegung machte. Ich hielt mich nur einen Tag bei ihm auf, dann zogen wir weiter. Meine Träger waren während meiner ganzen Reisen nie so zufrieden wie in Ussui, wo sie für eine Bagatelle eine Fülle von Lebensmitteln einhandeln konnten. Überall am Wege standen Wasui, um der Karawane etwas zu verkaufen; besonders reich ist das Land an Hühnern von denen man für eine Kette roter Perlen, im Werte von etwa einem Pfennig, zwei erhielt. Eine Folge davon war, daß im Lager vom Aufschlagen der Zelte an bis zur anbrechenden Nacht Hahnenkämpfe tobten, wobei der unterliegende Teil sofort geschlachtet wurde. Auf Stoffe legten die Eingeborenen wenig Wert; wenn ein Träger mit vieler Mühe für zwei Meter Zeug eine Ziege erstanden hatte, so konnte er mit ihrem Fell ebenso viele Vegetabilien kaufen, wie er für den Stoff bekommen hätte. Ein besonders findiger Kopf kam daher auf die Idee, sich erst mit Zeug eine Ziege zu erhandeln und dann einen Dummen zu suchen, bei dem er das Fell gegen eine gleiche Quantität Stoff eintauschen konnte; dann hätte er sich damit wieder eine Ziege gekauft und so fort in infinitum. Aber er hatte sich zu früh über die Torheit der »Barbaren« gefreut, denn seine Versuche scheiterten kläglich.

Auf die fetten Tage von Ussui folgten die mageren von Karagwe, wo wir durch fast unbewohntes Gebiet zogen, über lange breite flache Rücken mit Steppengras und lichtem Baumbestand, eine riesige Weidefläche für zahlreiche Nashörner. Nirgendwo habe ich diese plumpen Kolosse so häufig angetroffen wie auf diesen Hochebenen. Die Jäger von Karagwe stellen ihnen mit Wolfsgruben und häufiger noch mittelst einer Art Guillotine nach, einem starken, in einen schweren Stamm eingelassenen Speer, der an einem Baum aufgehängt ist und von dem Tier durch Zerreißen der Schnur ausgelöst wird.

Am 11. Mai erreichte ich mein vorläufiges Ziel, den Kagera, den von Stanley Alexandra-Nil getauften Quellstrom des Viktoriasees. Schon die letzten Tage vorher hatten wir zu unserer Linken einen Blick auf das mächtige Papyrustal des Ruwuwu gehabt und nun sahen wir es in das noch größere des Kagera einmünden. Wer von den beiden Strömen der mächtigere war, ließ sich aus der Ferne nicht feststellen. Da wir ohne Führer marschierten, waren wir auf einen falschen Weg geraten und lagerten an diesem Tage unterhalb der Vereinigung der beiden und unterhalb der engen Schlucht, durch die der Kagera bricht. Uns gegenüber bildete das Ufer eine senkrecht abstürzende Wand von nacktem Sandstein, die wie die Subkonstruktion einer mächtigen Burg wirkte. Sie war durch senkrechte Furchen in einzelne, verschieden große Blöcke geteilt, Sträucher und Schlinggewächs wucherten an ihrem Fuß und hingen von ihrem flachen Dache herab, auf dem eine dichte Vegetation von Schirmakazien und anderen Bäumen Nahrung fand.

Am nächsten Tage zogen wir auf schwindligen Pfaden an Abgründen vorbei den Strom aufwärts, sahen unter uns die beiden Fälle in 10 und 15 Meter tiefem Sturze gegen die Wände des engen Bettes wüten und fanden nach manchen Irrwegen durch Busch und Dickicht einen guten Lagerplatz dicht über der Vereinigung der beiden Flüsse auf den sanft geneigten Abhängen eines menschenleeren Plateaus.

Aber wie über den Fluß kommen? Weit und breit war keine Seele sichtbar und meine nach allen Seiten ausgeschickten Patrouillen brachten niemand zu mir, weil sie in stundenweitem Umkreis nur ein paar verlassene Hütten gefunden hatten. Jenseits des mehrere Kilometer breiten Sumpftales sah man wohl zahlreiche Siedelungen, aber unsere Rufe drangen nicht hinüber und unsere Signalschüsse scheuchten drüben keine Fliege auf. So saßen wir denn und warteten den ersten, zweiten und dritten Tag. Ich nährte meine Leute mit dem Fleisch von Ziegen, von denen ich durch die Geschenke der Häuptlinge in Urundi und Ussui ein paar hundert aufgestapelt hatte; aber lange durften wir hier nicht sitzen, denn es gehört viel dazu, einhundertfünfzig Menschen zu ernähren. Überdies herrschte unter dem Vieh eine in diesen Gebirgsländern sehr verbreitete Klauenseuche, an der täglich ein Dutzend und mehr zugrunde gingen. Während der Nächte, die übrigens sehr, sehr kalt waren, weil aus den ungeheuren Sümpfen zu unseren Füßen nach Sonnenuntergang in dichten Schwaden die Nebel aufstiegen, entzündeten wir mächtige Scheiterhaufen, um den Eingeborenen drüben in Bugusi ein Signal zu geben. Aber sie wußten auch ohnedies schon längst von unserer Anwesenheit, nur wollten sie eine so große Horde Fremder nicht in ihrem Lande haben. Täglich lief ich einige Male die paar hundert Schritte zum Fluß hinab, der 35 Meter breit in reißendem Lauf seine lehmgelben Fluten dahinwälzt.

Was sollte ich tun? Wie der Bauer in der Fabel auf das Abfließen der Gewässer warten? Hinüberschwimmen? Aber außer mir selbst fand sich keiner dazu bereit, und ich selbst hätte es auch nur im höchsten Notfalle getan, weil wir nicht wußten, ob nicht in dem Schilf verborgen Krokodile lauerten und weil jenseits des Stromes mehrere tausend Meter breit Papyrus unter Wasser stand, durch den hindurch zu kommen mir zunächst rätselhaft blieb. Nun ersann ich allerhand abenteuerliche Fähren und Flöße aus Bäumen und Reisekörben, aber das schwere Holz sank, sobald wir es ins Wasser schleppten, unter, und die Körbe waren boshaft genug, das Gewicht der wenigen, die sich probeweis hinzusetzen wagten, nicht zu tragen.

Gegen Abend des dritten Tages schlug uns die Stunde der Erlösung. Ein paar Brennholz suchende Träger waren auf zwei der gleichen Beschäftigung nachgehende Weiber gestoßen und hatten sie trotz ihres Widerstrebens ins Lager gebracht; sie waren wie Tag und Nacht oder wie Sommer und Winter. Ein schlankes, hübsches, im Lenz der ersten Jugend blühendes Frauchen und eine zahnlose, zum Skelett abgemagerte Alte. Sie gehörten einer einzelhausenden Fischerfamilie an, die irgendwo hier in der Nähe ein verstecktes Dasein führte und mit Angeln und Reusen ihrem Berufe nachging. Als ich den Weibern meinen Wunsch, über den Fluß gesetzt zu werden vortrug, versicherten sie, daß sie sofort ihre Männer und Brüder mit Kähnen herschicken würden. Aber ich kannte den zu Unbegreiflichkeiten in unserem Sinne geneigten Charakter vieler Eingeborener und fürchtete, daß bei mangelhafter Vorsicht diese rettende Ankerkette wieder zerreißen würde. Darum beschloß ich folgendes: Ich putzte die Alte mit unseren buntesten Tüchern und schönsten Perlen so reich wie möglich heraus, machte sie so lieblich, wie es bei dem vorhandenen Material überhaupt erreichbar war und schickte sie, so verändert, in ihr Dorf zurück. Die jüngere durfte bis zu ihrer Rückkehr unsere Gastfreundschaft genießen, ein Schicksal, in das sie sich nach einigem Schmollen mit gutem Anstand fand.

Ich hatte ganz richtig taxiert; denn schon im nächsten Morgengrauen, als noch die Schatten auf dem Lager und die Nebel auf den Sümpfen schliefen, meldete mir der Posten, daß der Ehemann des zurückgebliebenen Weibchens sich eingefunden und die Nachricht gebracht hätte, daß zwei große, gut bemannte Einbäume auf dem Wege zu uns den Fluß hinabführen.

Und so geschah es und damit war ich von der großen Sorge befreit. Noch an diesem und dem nächsten Tage, dem fünften, wurde meine Karawane, jeder Mann und jede Last für sich, über den Fluß gesetzt, ich als erster, nachdem ich ein paar Stunden an der Mündung von Kagera und Ruwuwu die Breite, Tiefe und Strömungsgeschwindigkeit der beiden festgestellt und verglichen hatte. Der Ausschlag erfolgte zu Gunsten des Kagera wie nach den Angaben von Goetzen, Trotha und Ramsay schon zu erwarten war und nicht für den Ruwuwu, wie Baumann berechnet hatte. Da mir bekannt war, daß Ramsay große Strecken des linken Kageraufers erforscht hatte, beschloß ich, auf der anderen Seite zu marschieren.

Wir setzten direkt an der Stelle über, wo der Ruwuwu in den Hauptstrom rechtwinklig einmündet. In den Winkel der beiden Gewässer schiebt sich ein riesiger Papyrussumpf, an dessen Spitze wir ausstiegen, um sofort bis zur Brust im Wasser zu versinken. Ich habe manchen Sumpf auf schlimmer Furt überwunden, aber dieser war wohl einer der schwierigsten. Mehrere Stunden brauchten wir, um die paar tausend Meter zurückzulegen, fast immer bis zum Leibe im Wasser, denn im ersten Teile des Weges strömten vom Kagera her dem Ruwuwu durch das Papyrusdickicht große Wassermassen zu, da das Ruwuwutal sich von Westen nach Osten senkt, hierdurch scheint der Ruwuwu an der Mündung wesentlich größer, als er tatsächlich ist. Wiederholt man die Messungen beider Flüsse auch nur einige Kilometer stromauf, so tritt die Überlegenheit des Kagera als Hauptarm evident zu Tage. Nur an wenigen Stellen stand das Wasser knöcheltief und erst in der Nähe der jenseitigen Berge begannen niedrige Erhebungen mit Baum- und Buschbestand das Sumpfniveau zu überragen. Meist zwängten wir uns durch dichte Papyrusmassen, die sich hinter uns wieder schlossen oder, hoch über unseren Häuptern ragend, in den Lasten der Träger sich verwickelten. Da wo das Wasser stagnierte, hauchte es stickige, modrige Dünste aus und bei jedem Schritt färbte der Schlamm es schwarz, stiegen brodelnd Blasen auf und begleitete ein ächzender Laut das Herausziehen des versinkenden Fußes aus dem breiigen Grunde.

Drüben angelangt, bestiegen wir die sanftgeneigten Hänge und schlugen das Lager in einem kleinen Dorfe auf. Wir befanden uns in Bugufi, einem selbständigen Sultanat, dessen Bewohner sich von ihren Nachbarn, den Warundi, nicht sehr unterscheiden. In der nächsten Zeit folgten wir dem rechten Ufer des Kagera. So oft es ging, hielt ich mich in der Nähe seines ungeheuren Sumpftales, in dem inselförmig kleinere und größere Berge liegen. In vielen Windungen strömt der Fluß fünfzig Meter breit als silberleuchtendes Band durch das helle Grün des Papyrusbettes. Ich kreuzte hier die Route von Trotha, der in Bugufi einige Schwierigkeiten mit den Eingeborenen gehabt hatte. Ich konnte nicht über sie klagen, wenn sie auch im Ganzen etwas reserviert sich verhielten, und nicht so lärmend wie die Warundi, deren Grenze wir nach einigen Tagen bei einem der vielen, von Sumpf erfüllten Täler überschritten. Ich mußte bald einen großen Bogen nach Süden machen, weil die riesigen Wassermengen, die in der Regenzeit durch den Kagera von Ruanda her transportiert werden, sich hier ein ausgedehntes Überschwemmungsgebiet geschaffen haben. Zwischen ihm und dem großen Sumpftal des Kagera in Bugufi, liegt ein etwa 30 Kilometer langer Schlauch, der durch die von beiden Seiten eng zusammenrückenden Berge gebildet wird. Der Wasserstand des Überschwemmungsgebiets ist sehr verschieden. Als ich es passierte, umfaßte es einen kleineren und einen ca. fünfzig Kilometer langen See, den Ruguero, in dem viele hunderte von Schilfinselchen schwimmen. Von Süden her strömen ihm einige größere Bäche zu, die sich durch ihn in den Kagera ergießen, aber auch das ihn umgebende Sumpfgelände mit zahllosen Kanälen zerschneiden.

In den nächsten acht Tagen marschierte ich um den Rand von Sumpf und See erst nach Süden, dann im Bogen nach Norden. Es war zum Teil schauerliches Wetter, und ich kann mir nichts trostloseres denken, als diesen wie in endloser Ferne im Nebel und Regen verschwimmenden Sumpf; diesen traurigen, wie eine große bleierne Scheibe daliegenden See, den kein Nachen belebt; diese aufgeweichten Wege, die eintönig über lange, baumlose Grasrücken ziehen und durch triefende Bananenhaine, auf deren Blätter eintönig der Regen trommelt; und diese elenden Grashütten der Eingeborenen, die am Herdfeuer kauern und nur ungern, mit schlotternden Knien und krummen Rücken frierend ins Lager sich schleichen.

War das Wetter aber schön, so kamen sie in großen Massen und huldigten dem »Mami« = König, Fürst. mit großem Wortschwall, rissen Gras aus und legten die Büschel mir zu Füßen – ein Symbol ihrer demütigen Unterwerfung – und bettelten stürmisch um kleine rote Perlen, mit denen sie so gern Hals und Brust sich schmücken. Wurden sie zu zudringlich, so fuhren ihre Häuptlinge, hochaufgeschossene Watussi, mit langen Stöcken dazwischen, die sie rücksichtslos auf Köpfe und Schultern des Plebs fallen ließen.

Eine besondere Freude bereitete es mir, wenn nachmittags, wie auf ein gegebenes Zeichen die Hügel ringsum lebendig wurden und von allen Seiten die Warundi, einer hinter dem andern her, in vielfach geschweiften Serpentinen die Hänge hinabliefen, sich in der Mitte des Lagers zu Hunderten ansammelten und Leib an Leib gedrängt unter der Ägide eines Vorsängers einen stummen Tanz aufführten, bei dem die Füße in immer wechselndem Rhythmus bald in Daktylen, bald in Anapaesten, bald in Spondeen immer wilder den Boden stampften, bis zuletzt die schwarze, von einem Lanzenwald überragte Masse in eine fast undurchdringliche, dichte Staubwolke gehüllt ist, durch deren Schleier man das Weiße der Augen und die blitzenden Zahnreihen der lachenden oder ekstatisch zurückgeworfenen Köpfe schimmern sieht. Ein merkwürdiges Schauspiel, dem ich ohne Ermüdung eine Stunde und länger zuschaute, die unerhörte Disziplin bewundernd, mit der diese Masse, dem leisesten Wink des Vorsängers gehorchend, agierte und so sicher dem raschen Wandel der Rhythmen folgte, daß es klang, als erdröhne der Boden unter dem Tritt eines einzigen Riesen. Und selbst die kleinen nackten Bübchen von sechs, acht Jahren ahmten ihren Vätern und Brüdern so geschickt nach, daß nur selten einmal einer in diesem pedalen Salamanderreiben nachklappte, in welchem Falle den beschämt Errötenden der zürnende Spottruf oder die rauhe Hand eines erwachsenen Zuschauers in den Hintergrund drängte. – – – – – – – – – – –

*

Im Nordwesten des Rugnero überschritt ich die wenig charakteristische Grenze von Urundi und Ruanda, ein kleines periodisches Gewässer, das sich in flachen Graben durch einen schönen hochstämmigen Wald zieht. Aber die Verschiedenheit des Gebarens diesseits und jenseits der Grenze hätte mich ohne weiteres belehrt, daß wir ein neues Gebiet betreten haben. Kein lärmender Empfang mehr, kein Gelächter, keine Tänze, aber auch kein gassenjungenhaft lautes, zudringliches Wesen, sondern ein ruhiges, zurückhaltendes, ernstes, fast verdrossenes Benehmen. Im Lager täglich das gleiche Bild. Bald nach unserer Ankunft eine Deputation, die uns eine Kleinigkeit als Funguro, als Begrüßungsgeschenk des Ortshäuptlings bringt. Nachmittags erscheint er dann selbst mit seinen Verwandten und Freunden, alles schlanke, hohe Gestalten, mit edlen hamitischen Zügen und überreicht mir das Idsimano d. h. das eigentliche Gastgeschenk, in Form von Vieh, Lebensmitteln, Pombe und Brennholz. – –

*

In der folgenden Woche marschierten wir an mehreren kleinen Senken vorbei, die in der höchsten Regenzeit durch Abflüsse des Überschwemmungsgebiets gefüllt werden, durch die menschenarme Provinz Bugessera. Die Anwohner dieser, von keinem ständigen Gewässer durchflossenen und daher in der Trockenzeit sehr dürren Landschaft nähren sich hauptsächlich von der Aufzucht von Kleinvieh und dem Handel damit, weil ihr Boden nicht sehr fruchtbar ist und überdies große Rudel von Wildschweinen, die in dem sehr ausgedehnten Busch- und Baumpori leben, ihre Äcker häufig verwüsten.

Durch ein Mißverständnis des Führers kam ich von dem Kagera ab. Am 10. Juni sah ich, als wir einen Hügel erstiegen hatten, nicht weit vor uns das breite Sumpftal eines Flusses. Es war, wie ich bald feststellte, der Akanjaru, aus dessen Vereinigung mit dem Njawarongo der Kageranil entsteht. Wir strebten ihm zu und schlugen unser Lager im Schatten einer großen Kandelaber-Euphorbie auf sanftgeneigtem Abhange auf. Ich erfuhr, daß der Zusammenfluß der beiden genannten Ströme ein paar Stunden nördlich läge; bevor ich ihn aber aufsuchte, um festzustellen, welchem der beiden Flüsse als dem größeren und Quellarm ich zu folgen haben würde, beschloß ich, einen Abstecher an den Hof des Königs von Ruanda, des Kigeri Der Titel jedes Königs von Ruanda ist, wie ich später feststellte, mami. Kigeri war der zweite Name von Luabugiri, wie jeder Ruanda-Mann zwei Namen trägt. So heißt der jetzige Fürst Juhi Msinga, sein Großvater Rugera Mutara usw. usw. – so lautete nach Graf Goetzen der Titel des Fürsten – zu machen, um ihn kennen zu lernen und festzustellen, ob es wirklich von mir ein so gewagtes Unternehmen sein würde, mich in seinem Lande für einige Jahre niederzulassen.

Aber darüber und über meine Erlebnisse in der Residenz im nächsten Briefe.

Am Kiwu, 1900, in der ersten Woche des Juni und neuer Gesundheit nach sieben schlimmen Monden.


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