Franz Kafka
Tagebücher 1910–1923
Franz Kafka

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1917

In die Lücke zwischen dem 30. Oktober 1916 und dem 6. April 1917 fallen einige Eintragungen in den Oktavheften, die aber einen anderen, mehr »objektiven« Charakter tragen als das Tagebuch der dreizehn Quarthefte. Sie enthalten ausschließlich Novellen, Erzählungsfragmente (Anfänge) und Meditationen (Aphorismen), dagegen fast nichts auf die Ereignisse des Tages Bezügliches.

 

6. April. Im kleinen Hafen, wo außer Fischerbooten nur die zwei Passagierdampfer, die den Seeverkehr besorgen, zu halten pflegen, lag heute eine fremde Barke. Ein schwerer alter Kahn, verhältnismäßig niedrig und sehr ausgebaucht, verunreinigt, wie mit Schmutzwasser ganz und gar übergossen, noch troff es scheinbar die gelbliche Außenwand hinab, die Masten unverständlich hoch, der Hauptmast im obern Drittel geknickt, faltige rauhe gelbbraune Segeltücher zwischen den Hölzern kreuz und quer gezogen, Flickarbeit, keinem Windstoß gewachsen. Ich staunte es lange an, wartete, daß irgendjemand sich auf Deck zeigen würde, niemand kam. Neben mir setzte sich ein Arbeiter auf die Quaimauer. »Wem gehört das Schiff?« fragte ich, »ich sehe es heute zum erstenmal.« – »Es kommt alle zwei, drei Jahre«, sagte der Mann, »und gehört dem Jäger Gracchus.«

 

29. Juli. Hofnarr. Studie über den Hofnarren.

Die großen Zeiten des Hofnarrentums sind wohl vorüber und kommen nicht wieder. Alles zielt anderswohin, das ist nicht zu leugnen. Immerhin habe ich das Hofnarrentum noch ausgekostet, mag es sich jetzt auch aus dem Besitz der Menschheit verlieren.

 

Ich saß immer tief in der Werkstatt, ganz im Dunkel, man mußte dort manchmal erraten, was man in der Hand hielt, trotzdem aber bekam man für jeden schlechten Stein einen Hieb des Meisters.

 

Unser König machte keinen Aufwand; wer ihn nicht von Bildern kannte, hätte ihn nie als König erkannt. Sein Anzug war schlecht genäht, nicht in unserer Werkstatt übrigens, ein dünner Stoff, der Rock immer aufgeknöpft, fliegend und zerdrückt, der Hut verbeult, grobe schwere Stiefel, nachlässige weite Bewegungen der Arme, ein starkes Gesicht mit großer grader männlicher Nase, ein kurzer Schnurrbart, dunkle, ein wenig zu scharfe Augen, kräftiger ebenmäßiger Hals. Einmal blieb er im Vorübergehn in der Tür unserer Werkstatt stehn und fragte, die Rechte oben am Türbalken: »Ist Franz hier?« Er kannte alle Leute bei Namen. Ich drängte mich aus meinem dunklen Winkel zwischen den Gesellen durch. »Komm mit!« sagte er nach kurzem Blick. »Er übersiedelt ins Schloß«, sagte er zum Meister.

 

30. Juli. Fräulein K. Verlockungen, mit denen das Wesen nicht mitgeht. Das Auf und Zu, das Dehnen, Spitzen, Aufblühn der Lippen, als modellierten dort unsichtbar die Finger. Die plötzlich, wohl nervöse, aber diszipliniert angewandte, immer überraschende Bewegung, zum Beispiel Ordnen des Rockes auf den Knien, Änderung des Sitzes. Die Konversation mit wenig Worten, wenig Gedanken, ohne jede Unterstützung durch die andern, in der Hauptsache durch Kopfwendungen, Händespiel, verschiedenartige Pausen, Lebendigkeit des Blicks, im Notfall durch Ballen der kleinen Fäuste erzeugt.

 

Er entwand sich ihren Kreisen. Nebel umblies ihn. Eine runde Waldlichtung. Der Vogel Phönix im Gebüsch. Eine das Kreuz auf unsichtbarem Gesicht immer wieder schlagende Hand. Kühler ewiger Regen, ein wandelbarer Gesang wie aus atmender Brust.

 

Ein unbrauchbarer Mensch. Ein Freund? Suche ich mir gegenwärtig zu machen, was er besitzt, so bleibt, bei günstigstem Urteil allerdings nur, seine meiner Stimme gegenüber etwas tiefere Stimme. Rufe ich »Gerettet«, ich meine, wäre ich Robinson und riefe »Gerettet«, wiederholte er es mit seiner tiefen Stimme. Wäre ich Korach und riefe »Verloren«, wäre er gleich mit seiner tiefern Stimme dabei, es zu wiederholen. Es ermüdet allmählich, immer diesen Baßgeiger mit sich zu führen. Dabei ist er selbst gar nicht munter bei der Sache, er wiederholt nur, weil er es muß und nichts anderes kann. Manchmal während eines Urlaubs, wenn ich einmal Zeit habe, diesen persönlichen Dingen mich zuzuwenden, berate ich mit ihm, in der Gartenlaube etwa, wie ich mich von ihm befreien könnte.

 

31. Juli. In einem Eisenbahnzug sitzen, es vergessen, leben wie zu Hause, plötzlich sich erinnern, die fortreißende Kraft des Zuges fühlen, Reisender werden, die Mütze aus dem Koffer ziehn, den Mitreisenden freier, herrlicher, dringender begegnen, dem Ziel ohne Verdienst entgegengetragen werden, kindlich dies fühlen, ein Liebling der Frauen werden, unter der fortwährenden Anziehungskraft des Fensters stehn, immer zumindest eine ausgestreckte Hand am Fensterbrett liegenlassen. Schärfer zugeschnittene Situation: Vergessen, daß man vergessen hat, mit einem Schlage ein im Blitzzug allein reisendes Kind werden, um das sich der vor Eile zitternde Waggon, anstaunenswert im Allergeringsten, aufbaut wie aus der Hand eines Taschenspielers.

 

1. August. Altprager Geschichten des Dr. O. auf der Schwimmhalle. Die wilden Reden gegen die Reichen, die Friedrich AdlerPrager Dichter, der (mit Hugo Salus) für die uns vorangegangene Generation maßgebend war. Bekannt wurde sein dem Spanischen nachgedichtetes Versdrama ›Don Gil von den grünen Hosen‹. in seiner Studentenzeit führte und über die alle so gelacht haben. Später heiratete er reich und wurde still. – Als kleiner Junge, aus Amschelberg nach Prag ans Gymnasium gekommen, wohnte Dr. O. bei einem jüdischen Privatgelehrten, dessen Frau Verkäuferin in einem Trödlerladen war. Das Essen wurde von einem Traiteur geholt. Um halb sechs wurde O. jeden Tag zum Gebet geweckt. – Er sorgte für die Erziehung aller seiner jüngeren Geschwister, das machte viel Mühe, gab aber Selbstsicherheit und Zufriedenheit. Ein Dr. A., der später Finanzrat wurde und längst in Pension ist (ein großer Egoist), gab ihm damals einmal den Rat, wegzufahren, sich zu verstecken, vor seinen Angehörigen einfach wegzulaufen, denn sonst würden sie ihn zugrunde richten.

 

2. August. Meistens wohnt der, den man sucht, nebenan. Zu erklären ist dies nicht ohne weiteres, man muß es zunächst als Erfahrungstatsache hinnehmen. Sie ist so tief begründet, daß man sie nicht verhindern kann, selbst wenn man es darauf anlegt. Das kommt daher, daß man von diesem gesuchten Nachbar nichts weiß. Man weiß nämlich weder, daß man ihn sucht, noch daß er daneben wohnt, dann aber wohnt er ganz gewiß daneben. Die allgemeine Erfahrungstatsache als solche darf man natürlich kennen, diese Kenntnis stört nicht im allermindesten, selbst wenn man sie absichtlich sich immer gegenwärtig hält. Ich erzähle einen solchen Fall ... [bricht ab]

 

Pascal machte vor dem Auftreten Gottes große Ordnung, aber es muß eine tiefere ängstlichere Skepsis geben, als diese des ... [ein Wort unlesbar] Menschen, der sich mit wunderbaren Messern zwar, aber doch mit der Ruhe des Selchers zerschneidet. Woher die Ruhe? Die Sicherheit der Messerführung? Ist Gott ein theatralischer Triumphwagen, den man, alle Mühseligkeit und Verzweiflung der Arbeiter zugestanden, mit Stricken aus der Ferne auf die Bühne zieht?

 

3. August. Noch einmal schrie ich aus voller Brust in die Welt hinaus. Dann stieß man mir den Knebel fest ein, fesselte Hände und Füße und band mir ein Tuch vor die Augen. Ich wurde mehrmals hin- und hergewälzt, ich wurde aufrecht gesetzt und wieder hingelegt, auch dies mehrmals, man zog ruckweise an meinen Beinen, daß ich mich vor Schmerz bäumte, man ließ mich ein Weilchen ruhig liegen, dann aber stach man mich tief mit irgend etwas Spitzem, überraschend hier und dort, wo es die Laune eingab.

 

Seit Jahren sitze ich an der großen Straßenkreuzung, aber morgen, weil der neue Kaiser einzieht, soll ich meinen Platz verlassen. Ich mische mich sowohl grundsätzlich als auch aus Abneigung in nichts ein, was um mich vorgeht. Längst schon habe ich auch aufgehört zu betteln; die, welche schon seit langem vorübergehn, beschenken mich aus Gewohnheit, aus Treue, aus Bekanntschaft, die neuen aber folgen dem Beispiel. Ich habe ein Körbchen neben mir stehn und in das wirft jeder so viel, als er für gut hält. Eben deshalb aber, weil ich mich um niemanden kümmere und in dem Lärm und Unsinn der Straße den ruhigen Blick und die ruhige Seele bewahre, verstehe ich alles, was mich, meine Stellung, meine berechtigten Ansprüche betrifft, besser als irgendwer. Über diese Fragen kann es keinen Streit geben, hier kann nur meine Meinung gelten. Als daher heute morgen ein Polizist, der mich natürlich sehr gut kennt, den ich aber ebenso natürlich noch niemals bemerkt habe, bei mir stehnblieb und sagte: »Morgen ist der Einzug des Kaisers; daß du es nicht wagst, morgen herzukommen«, antwortete ich mit der Frage: »Wie alt bist du?«

 

4. August. Literatur, als Vorwurf ausgesprochen, ist eine so starke Sprachverkürzung, daß sie – vielleicht lag von allem Anfang an Absicht darin – allmählich auch eine Denkverkürzung mit sich gebracht hat, welche die richtige Perspektive nimmt und den Vorwurf weit vor dem Ziele und weit abseits fallen läßt.

Die Lärmtrompeten des Nichts.

 

A. Ich will dich um Rat bitten.
B. Warum gerade mich?
A. Ich habe Vertrauen zu dir.
B. Warum?
A. Ich habe dich schon öfters in Gesellschaft gesehn. Und in unsern
Gesellschaften kommt es zuletzt immer auf Rat an. Darüber
sind wir doch einig. Was für eine Gesellschaft es auch sei,
ob man zusammen Theater spielt oder Tee trinkt oder Geister
zitiert oder den Armen helfen will, immer kommt es doch auf
Rat an. So viel unberatenes Volk! Und mehr noch, als es
scheint, denn die, welche bei solchen Zusammenkünften Rat
geben, geben ihn nur mit der Stimme, mit dem Herzen wollen
sie ihn selbst. Immer haben sie ihren Doppelgänger unter den
Ratsuchenden, und auf ihn haben sie es besonders abgesehn.
Aber er vor allem geht unbefriedigt, angewidert weg und zieht
den Ratgeber hinter sich her, zu andern Zusammenkünften
und zu gleichem Spiel.
B. So ist es?
A. Gewiß, du erkennst es doch auch. Es ist auch kein Verdienst,
die ganze Welt erkennt es, und ihre Bitte ist um so dringender.

 

5. August. Nachmittag in Radešowitz mit Oskar. Traurig, schwach, oft bemüht, die Kernfrage wenigstens zu halten.

 

6. August.

A. Ich bin mit dir nicht zufrieden.
B. Ich frage nicht warum. Ich weiß es.
A. Und?
B. Ich bin machtlos. Ich kann nichts ändern. Achselzucken und
Mundverziehn, mehr kann ich nicht.
A. Ich werde dich zu meinem Herrn führen. Willst du?
B. Ich schäme mich. Wie wird er mich aufnehmen? Gleich zum
Herrn gehn! Es ist frivol.
A. Laß die Verantwortung mir. Ich führe dich. Komm!
Sie gehn über einen Gang. A. klopft an eine Tür.
Man hört »Herein« rufen. B. will weglaufen, aber A. faßt ihn und so
treten sie ein.

C. Wer ist der Herr?

A. Ich dachte –. Ihm zu Füßen, stürz ihm zu Füßen.

 

[Im Folgenden: Fragmente zur ›Strafkolonie‹.]

Der Reisende fühlte sich zu müde, um hier noch etwas zu befehlen oder gar zu tun. Nur ein Tuch zog er aus der Tasche, machte eine Bewegung, als tauchte er es in den fernen Kübel, drückte es an die Stirn und legte sich neben die Grube. So fanden ihn zwei Herren, die der Kommandant ausgeschickt hatte, ihn zu holen. Wie erfrischt sprang er auf, als sie ihn ansprachen. Die Hand auf dem Herzen, sagte er: »Ich will ein Hundsfott sein, wenn ich das zulasse.« Aber dann nahm er das wörtlich und begann, auf allen Vieren umherzulaufen. Nur manchmal sprang er auf, riß sich förmlich los, hängte sich einem der Herren an den Hals und rief in Tränen: »Warum mir das alles!« und eilte wieder auf seinen Posten.

Als bringe das alles dem Reisenden zu Bewußtsein, das, was noch folge, sei lediglich seine und des Toten Angelegenheit, schickte er mit einer Handbewegung den Soldaten und den Verurteilten fort, sie zögerten, er warf einen Stein nach ihnen, noch immer berieten sie, da lief er zu ihnen und stieß sie mit den Fäusten.

»Wie?« sagte der Reisende plötzlich. War etwas vergessen? Ein entscheidendes Wort? Ein Griff? Eine Handreichung? Wer kann in das Wirrsal eindringen? Verdammte böse tropische Luft, was machst du aus mir? Ich weiß nicht, was geschieht. Meine Urteilskraft ist zu Hause im Norden geblieben.

»Bereitet der Schlange den Weg!« schrie es. »Bereitet den Weg der großen Madam!« »Wir sind bereit«, schrie es zur Antwort, »wir sind bereit!« Und wir Wegbereiter, vielgerühmte Steinzeitlicher, marschierten aus dem Busch. »Los!« rief unser immer fröhlicher Kommandant, »los, ihr Schlangenfraß!« Daraufhin hoben wir unsere Hämmer, und meilenweit begann das fleißigste Geklopfe. Keine Pause wurde gestattet, nur Händewechsel. Schon für Abend war die Ankunft unserer Schlange angesagt, bis dahin mußte alles zu Staub zerklopft sein, unsere Schlange verträgt auch das kleinste Steinchen nicht. Wo findet sich gleich eine so empfindliche Schlange? Es ist eben auch eine einzige Schlange, unvergleichlich verwöhnt ist sie durch unsere Arbeit, daher auch bereits unvergleichlich geartet. Wir verstehn es nicht, wir bedauern es, daß sie sich noch immer Schlange nennt. Zumindest Madam sollte sie sich immer nennen, trotzdem sie natürlich auch als Madam unvergleichlich ist. Aber das ist nicht unsere Sorge, unsere Sache ist es, Staub zu machen.

 

Hoch die Lampe gehalten, du vorn! Dir andern leise hinter mir! Alle in einer Reihe! Und still! Das war nichts. Keine Angst. Ich trage die Verantwortung. Ich führe euch hinaus.

 

9. August. Der Reisende machte eine unbestimmte Handbewegung, ließ von seinen Bemühungen ab, stieß die zwei wieder vom Leichnam fort und wies ihnen die Kolonie, wohin sie sofort gehen sollten. Mit gurgelndem Lachen zeigten sie, daß sie allmählich den Befehl verstanden, der Verurteilte drückte sein mehrfach überschmiertes Gesicht an die Hand des Reisenden, der Soldat klopfte mit der Rechten – in der Linken schwenkte er das Gewehr – dem Reisenden auf die Schulter, alle drei gehörten jetzt zusammen.

 

Der Reisende mußte gewaltsam das ihn überkommende Gefühl abwehren, daß in diesem Fall eine vollkommene Ordnung geschaffen sei. Er wurde müde und gab den Plan auf, den Leichnam jetzt zu begraben. Die Hitze, die noch immer im Steigen begriffen war – nur um nicht ins Taumeln zu geraten, wollte der Reisende nicht den Kopf nach der Sonne heben –, das plötzliche endgültige Verstummen des Offiziers, der Anblick der zwei drüben, die ihn fremd anstarrten und mit denen er durch den Tod des Offiziers jede Verbindung verloren hatte, endlich diese glatte maschinenmäßige Widerlegung, welche die Meinung des Offiziers hier gefunden hatte – alles dieses – der Reisende konnte nicht länger aufrecht stehn und setzte sich auf den Rohrsessel nieder. Hätte sich sein Schiff durch diesen weglosen Sand hierher zu ihm geschoben, um ihn aufzunehmen – es wäre am schönsten gewesen. Er wäre eingestiegen, nur von der Treppe aus hätte er noch dem Offizier einen Vorwurf wegen der grausamen Hinrichtung des Verurteilten gemacht. »Ich werde es zu Hause erzählen«, hätte er noch mit erhobener Stimme gesagt, damit es auch der Kapitän und die Matrosen hörten, die sich oben neugierig über das Bordgeländer beugten. »Hingerichtet?« hätte daraufhin der Offizier mit Recht gefragt. »Hier ist er doch«, hätte er gesagt und auf des Reisenden Kofferträger gezeigt. Und tatsächlich war dies der Verurteilte, wie sich der Reisende durch scharfes Hinschauen und genaues Prüfen der Gesichtszüge überzeugte. »Meine Anerkennung«, mußte der Reisende sagen und sagte es gerne. »Ein Taschenspielerkunststück?« fragte er noch. »Nein«, sagte der Offizier, »ein Irrtum Ihrerseits, ich bin hingerichtet, wie Sie es befehlen.« Noch aufmerksamer horchten jetzt Kapitän und Matrosen. Und sahen sämtlich, wie jetzt der Offizier über seine Stirn hinstrich und einen krumm aus der geborstenen Stirn vorragenden Stachel enthüllte.

Es war schon die Zeit der letzten größeren Kämpfe, welche die amerikanische Regierung mit den Indianern zu fuhren hatte. Das am weitesten in das Indianergebiet vorgeschobene Fort – es war auch das stärkste – wurde von General Samson befehligt, der sich hier schon vielfach ausgezeichnet hatte und das unbeirrbare Vertrauen des Volkes und der Soldaten besaß. Der Ruf »General Samson!« war gegenüber einem einzelnen Indianer fast so viel wert wie eine Büchse.

Eines Morgens wurde von einer Streiftruppe im Wald ein junger Mensch aufgegriffen und gemäß dem allgemeinen Befehl des Generals, der sich auch um die geringsten Dinge persönlich kümmerte, ins Hauptquartier gebracht. Da der General gerade mit einigen Farmern aus dem Grenzgebiet eine Beratung hatte, wurde der Fremde zunächst vor den Adjutanten, den Oberstleutnant Otway, geführt.

»General Samson!« rief ich und trat taumelnd einen Schritt zurück. Er war es, der hier aus dem hohen Busche trat. »Still!« sagte er und wies hinter sich. Ein Gefolge von etwa zehn Herren stolperte ihm nach.

»Nein, laß mich! nein, laß mich!« so rief ich unaufhörlich die Gassen entlang und immer wieder faßte sie mich an, immer wieder schlugen von der Seite oder über meine Schultern hinweg die Krallenhände der Sirene in meine Brust.

15. September.Zwischen diese Notiz und die vorangehende fällt die erste ärztliche Konstatierung von Kafkas Tuberkulose, sein Entschluß, die Verlobung mit F. zu lösen, sein Amtsurlaub und seine Übersiedlung auf das Land zu seiner Schwester Ottla (nach Zürau, Post Flöhau, etwa fünfzig Kilometer östlich von Karlsbad). Diese Reise fand am 12. September 1917 statt. Du hast, soweit diese Möglichkeit überhaupt besteht, die Möglichkeit, einen Anfang zu machen. Verschwende sie nicht. Du wirst den Schmutz, der aus dir aufschwemmt, nicht vermeiden können, wenn du eindringen willst. Wälze dich aber nicht darin. Ist die Lungenwunde nur ein Sinnbild wie du behauptest, Sinnbild der Wunde, deren Entzündung F. und deren Tiefe Rechtfertigung heißt, ist dies so, dann sind auch die ärztlichen Ratschläge (Licht, Luft, Sonne, Ruhe) Sinnbild. Fasse dieses Sinnbild an.

O schöne Stunde, meisterhafte Fassung, verwilderter Garten. Du biegst aus dem Haus, und auf dem Gartenweg treibt dir entgegen die Göttin des Glücks.

Majestätische Erscheinung, Fürst des Reiches.

Der Dorfplatz, hingegeben der Nacht. Die Weisheit der Kleinen, Vorherrschaft der Tiere. Die Frauen. – Kühe, mit äußerster Selbstverständlichkeit über den Platz ziehend. Mein Sofa über dem Land.

 

18. September. Alles zerreißen.

 

19. September. Statt Telegramm: »Sehr willkommen Station Michelob Befinden ausgezeichnet Franz Ottla«, welches Mařenka zweimal nach Flöhau trug, ohne es angeblich aufgeben zu können, weil das Postamt kurz vor ihrer Ankunft geschlossen worden war, habe ich einen Abschiedsbrief geschrieben und schon wieder stark beginnende Qualen mit einem Mal unterdrückt. Abschiedsbrief allerdings mehrdeutig, wie meine Meinung.

Es ist das Alter der Wunde, mehr als ihre Tiefe und Wucherung, was ihre Schmerzhaftigkeit ausmacht. Immer wieder im gleichen Wundkanal aufgerissen werden, die zahllos operierte Wunde wieder in Behandlung genommen sehn, das ist das Arge.

Das zerbrechliche launische nichtige Wesen – ein Telegramm wirft's hin, ein Brief richtet es auf, belebt es, die Stille nach dem Brief macht es stumpf.

Das Spiel der Katze mit den Ziegen. Die Ziegen sind ähnlich: polnische Juden, Onkel S., E. W., I.

 

Verschiedenartige, aber ähnlich strenge Unzugänglichkeit des Schaffers H. (der heute ohne Nachtmahl und Gruß weggegangen ist, die Frage ist, ob er morgen kommt), des Fräuleins, der Maøenka. Im Grunde ihnen gegenüber beengt, wie vor den Tieren im Stall, wenn man sie zu etwas auffordert und sie erstaunlicherweise folgen. Der Fall ist hier nur deshalb schwieriger, weil sie augenblicksweise so oft zugänglich und ganz verständlich scheinen.

 

Mir immer unbegreiflich, daß es jedem fast, der schreiben kann, möglich ist, im Schmerz den Schmerz zu objektivieren, so daß ich zum Beispiel im Unglück, vielleicht noch mit dem brennenden Unglückskopf mich setzen und jemandem schriftlich mitteilen kann: Ich bin unglücklich. Ja, ich kann noch darüber hinausgehn und in verschiedenen Schnörkeln je nach Begabung, die mit dem Unglück nichts zu tun haben scheint, darüber einfach oder antithetisch oder mit ganzen Orchestern von Assoziationen phantasieren. Und es ist gar nicht Lüge und stillt den Schmerz nicht, ist einfach gnadenweiser Überschuß der Kräfte in einem Augenblick, in dem der Schmerz doch sichtbar alle meine Kräfte bis zum Boden meines Wesens, den er aufkratzt, verbraucht hat. Was für ein Überschuß ist es also?

 

Gestriger Brief an Max. Lügnerisch, eitel, komödiantisch. Eine Woche in Zürau.

 

Im Frieden kommst du nicht vorwärts, im Krieg verblutest du.

 

Traum von Werfel: Er erzählte, er habe in Niederösterreich, wo er sich jetzt aufhält, zufällig auf der Gasse einen Mann ein wenig gestoßen, worauf dieser ihn schauerlich ausschimpfte. Die einzelnen Worte habe ich vergessen, ich weiß nur, daß »Barbare« drin vorkam (vom Weltkrieg her) und daß es endete mit »Sie proletarischer Turch». Eine interessante Bildung: Turch, Dialektwort für Türke, »Türke« Schimpfwort offenbar noch aus der Tradition der alten Türkenkriege und Wienbelagerungen und zu dem das neue Schimpfwort »proletarisch«. Charakterisiert gut die Einfältigkeit und Rückständigkeit des Schimpfers, da heute weder »proletarisch« noch »Türke« eigentliche Schimpfwörter sind.

 

21. September. F. war hier, fährt, um mich zu sehn, dreißig Stunden, ich hätte es verhindern müssen. So wie ich es mir vorstelle, trägt sie, wesentlich durch meine Schuld, ein Äußerstes an Unglück. Ich selbst weiß mich nicht zu fassen, bin gänzlich gefühllos, ebenso hilflos, denke an die Störung einiger meiner Bequemlichkeiten und spiele als einziges Zugeständnis etwas Komödie. In Kleinigkeiten hat sie unrecht, unrecht in der Verteidigung ihres angeblichen oder auch wirklichen Rechtes, im ganzen aber ist sie eine unschuldig zu schwerer Folter Verurteilte; ich habe das Unrecht getan, wegen dessen sie gefoltert wird, und bediene außerdem das Folterinstrument. – Mit ihrer Abfahrt (der Wagen mit ihr und Ottla umfährt den Teich, ich schneide geradeaus den Weg ab und komme ihr noch einmal nahe) und einem Kopfschmerz (Erdenrest des Komödianten) endet der Tag.

 

Traum vom Vater. – Es ist eine kleine Zuhörerschaft (Frau Fanta zur Charakterisierung darunter), vor welcher der Vater eine soziale Reformidee zum erstenmal der Öffentlichkeit mitteilt. Es handelt sich ihm darum, daß diese ausgewählte, insbesondere seiner Meinung nach ausgewählte Zuhörerschaft die Propaganda für die Idee übernimmt. Äußerlich drückte er das viel bescheidener aus, indem er von der Gesellschaft nur verlangt, sie möge ihm nachher, bis sie alles kennengelernt hat, Adressen von Personen mitteilen, die sich für sie interessieren und daher zu einer großen öffentlichen Versammlung, die nächstens stattfinden soll, eingeladen werden könnten. Mein Vater hat mit allen diesen Leuten noch niemals etwas zu tun gehabt, infolgedessen nimmt er sie übertrieben ernst, hat sich auch ein schwarzes Jakettkleid angezogen und trägt die Idee äußerst genau, mit allen Zeichen des Dilettantismus, vor. Die Gesellschaft erkennt, trotzdem sie auf einen Vortrag gar nicht vorbereitet war, sofort, daß hier nur eine alte verbrauchte, längst durchgesprochene Idee mit allem Stolz der Originalität vorgebracht wird. Man läßt es den Vater fühlen. Dieser aber hat den Einwand erwartet, doch mit großartiger Überzeugung von der Nichtigkeit dieses Einwandes, der ihn selbst aber schon öfters versucht zu haben scheint, trägt er seine Sache mit einem feinen, bittern Lächeln noch nachdrücklicher vor. Als er geendet hat, hört man aus dem allgemeinen verdrießlichen Gemurmel, daß er weder von der Originalität noch der Brauchbarkeit seiner Idee überzeugt hat. Es werden sich nicht viele dafür interessieren. Immerhin findet sich hie und da jemand, der ihm aus Gutmütigkeit und vielleicht weil er mit mir bekannt ist, einige Adressen angibt. Mein Vater, gänzlich unbeirrt von der allgemeinen Stimmung, hat die Vortragspapiere abgeräumt und vorbereitete Häufchen weißer Zettel vorgenommen, um die wenigen Adressen zu notieren. Ich höre nur den Namen eines Hofrates Strizanowski oder ähnlich. – Später sehe ich den Vater in der Art, wie er mit Felix spielt, auf dem Boden sitzen und sich ans Kanapee lehnen. Erschrocken frage ich ihn, was er macht. Er denkt über seine Idee nach.

 

22. September. Nichts.

 

25. September. Weg zum Wald. Zerstört hast du alles, ohne es eigentlich besessen zu haben. Wie willst du es wieder zusammenfügen? Was für Kräfte bleiben noch dem schweifenden Geist zu dieser größten Arbeit?

›Das neue Geschlecht‹ von Tagger, elend, großmäulig, beweglich, erfahren, stellenweise gut geschrieben, mit leisen Schauern von Dilettantismus. Was für Recht hat er, aufzutrumpfen? Ist im Grunde so elend wie ich und alle. Nicht durchaus frevelhaft, als Tuberkulöser Kinder zu haben. Flauberts Vater tuberkulös. Wahl: Entweder geht dem Kinde die Lunge flöten (sehr schöner Ausdruck für die Musik, um derentwillen der Arzt das Ohr an die Brust legt) oder es wird Flaubert. Zittern des Vaters, während im Leeren darüber beraten wird.

Zeitweilige Befriedigung kann ich von Arbeiten wie ›Landarzt‹ noch haben, vorausgesetzt, daß mir etwas Derartiges noch gelingt (sehr unwahrscheinlich). Glück aber nur, falls ich die Welt ins Reine, Wahre, Unveränderliche heben kann.

Die Peitschen, mit denen wir einander hauen, haben gut Knoten angesetzt in den fünf Jahren.

 

28. September. Grundriß der Gespräche mit F.

Ich: So weit habe ich es also gebracht.
F.: So weit habe ich es gebracht.
Ich: So weit habe ich dich gebracht.
F.: Das ist wahr.

Dem Tod also würde ich mich anvertrauen. Rest eines Glaubens. Rückkehr zum Vater. Großer Versöhnungstag.

Aus einem Brief an F., vielleicht dem letzten (1. Oktober). Wenn ich mich auf mein Endziel hin prüfe, so ergibt sich, daß ich nicht eigentlich danach strebe, ein guter Mensch zu werden und einem höchsten Gericht zu entsprechen, sondern, sehr gegensätzlich, die ganze Menschen- und Tiergemeinschaft zu überblicken, ihre grundlegenden Vorlieben, Wünsche, sittlichen Ideale zu erkennen, sie auf einfache Vorschriften zurückzuführen und mich in ihrer Richtung möglichst bald dahin zu entwickeln, daß ich durchaus allen wohlgefällig würde, und zwar (hier kommt der Sprung) so wohlgefällig, daß ich, ohne die allgemeine Liebe zu verlieren, schließlich als der einzige Sünder, der nicht gebraten wird, die mir innewohnenden Gemeinheiten offen, vor aller Augen, ausführen dürfte. Zusammengefaßt kommt es mir also nur auf das Menschengericht an, und dieses will ich überdies betrügen, allerdings ohne Betrug.

 

8. Oktober. Inzwischen: Klagebriefe F.s, G.B. droht mit einem Brief. Trostloser Zustand (courbature). Füttern der Ziegen, von Mäusen durchlochtes Feld, Kartoffelklauben (»Wie der Wind uns in den Arsch bläst«), Hagebuttenpflücken, Bauer F. (sieben Mädchen, eine klein, süßer Blick, weißes Kaninchen über der Achsel), im Zimmer Bild ›Kaiser Franz Josef in der Kapuzinergruft‹, Bauer K. (mächtig, überlegene Erzählung der Weltgeschichte seiner Wirtschaft, aber freundlich und gut). Allgemeiner Eindruck der Bauern: Edelmänner, die sich in die Landwirtschaft gerettet haben, wo sie ihre Arbeit so weise und demütig eingerichtet haben, daß sie sich lückenlos ins Ganze fügt und sie vor jeder Schwankung und Seekrankheit bewahrt werden, bis zu ihrem seligen Sterben. Wirkliche Erdenbürger.

Die Burschen, welche am Abend der fliehenden verstreuten Rinderherde über die weiten Felder auf der Höhe nacheilen und dabei einen jungen gefesselten Stier, der sich zu folgen weigert, immer wieder herumreißen müssen.

Dickens ›Copperfield‹ (Der ›Heizer‹ glatte Dickens-Nachahmung, noch mehr der geplante Roman). Koffergeschichte, der Beglückende und Bezaubernde, die niedrigen Arbeiten, die Geliebte auf dem Landgut, die schmutzigen Häuser u.a., vor allem aber die Methode. Meine Absicht war, wie ich jetzt sehe, einen Dickens-Roman zu schreiben, nur bereichert um die schärferen Lichter, die ich der Zeit entnommen, und die matten, die ich aus mir selbst aufgesteckt hätte. Dickens' Reichtum und bedenkenloses mächtiges Hinströmen, aber infolgedessen Stellen grauenhafter Kraftlosigkeit, wo er müde nur das bereits Erreichte durcheinanderrührt. Barbarisch der Eindruck des unsinnigen Ganzen, ein Barbarentum, das allerdings ich, dank meiner Schwäche und belehrt durch mein Epigonentum, vermieden habe. Herzlosigkeit hinter der von Gefühl überströmenden Manier. Diese Klötze roher Charakterisierung, die künstlich bei jedem Menschen eingetrieben werden und ohne die Dickens nicht imstande wäre, seine Geschichte auch nur einmal flüchtig hinaufzuklettern. (Walsers Zusammenhang mit ihm in der verschwimmenden Anwendung von abstrakten Metaphern.)

 

9. Oktober. Beim Bauer Lüftner. Die große Diele. Theatralisch das Ganze. Er nervös mit Hihi und Haha und Auf-den-Tisch-Schlagen und Armheben und Achselzucken und Bierglasheben wie ein Wallensteiner. Daneben die Frau, eine Greisin, die er als ihr Knecht vor zehn Jahren geheiratet hat. Ist leidenschaftlicher Jäger, vernachlässigte die Wirtschaft. Riesige zwei Pferde im Stall, homerische Gestalten, in einem flüchtigen Sonnenschein, der durch das Stallfenster kam.

 

14. Oktober. Ein achtzehnjähriger Junge kommt, sich von uns zu verabschieden, er rückt morgen ein: »Indem ich morgen einrücke, komme ich mich von Ihnen beurlauben.«

 

15. Oktober. Auf der Landstraße gegen Oberklee am Abend; ging deshalb, weil in der Küche der Schaffer und zwei ungarische Soldaten saßen.

Die Aussicht auf Ottlas Fenster in der Dämmerung, drüben ein Haus und hinter ihm schon freies Feld.

K. und Frau, auf ihren Feldern, auf dem Abhang gegenüber meinem Fenster.

 

21. Oktober. Schöner Tag, sonnig, warm, windstill.

Die meisten Hunde bellen sinnlos, schon wenn in der Ferne jemand herunterkommt, manche aber, vielleicht nicht die besten Wachhunde, aber vernünftige Wesen, nähern sich ruhig dem Fremden, beschnuppern ihn und bellen erst bei verdächtigem Geruch.

 

6. November. Glattes Unvermögen.

 

10. November. Das Entscheidende habe ich bisher nicht eingeschrieben, ich fließe noch in zwei Armen. Die wartende Arbeit ist ungeheuerlich.

Traum von der Schlacht am Tagliamento: Eine Ebene, Fluß eigentlich nicht vorhanden, viele sich drängende aufgeregte Zuschauer, bereit, je nach der Lage, vorwärts oder zurückzulaufen. Vor uns Hochebene, deren Rand, abwechselnd leer und mit hohem Gesträuch bewachsen, man sehr deutlich sieht. Oben auf der Hochebene und jenseits ihrer kämpfen Österreicher. Man ist in Spannung; wie wird es werden? Zwischendurch sieht man, offenbar um sich zu erholen, vereinzelte Gebüsche auf dunklem Abhang, hinter denen hervor ein oder zwei Italiener schießen. Das ist aber bedeutungslos, wir allerdings laufen schon ein wenig. Dann wieder die Hochebene: Österreicher laufen den leeren Rand entlang, bleiben mit einem Ruck hinter den Sträuchern stehn, laufen wieder. Es geht offenbar schlecht, es wird auch unbegreiflich, wie es jemals gut gehen könnte, wie kann man, da man doch auch nur ein Mensch ist, Menschen, die den Willen haben, sich zu wehren, jemals überwältigen. Große Verzweiflung, allgemeine Flucht wird nötig werden. Da erscheint ein preußischer Major, der übrigens die ganze Zeit über mit uns die Schlacht beobachtet hat, aber wie er jetzt ganz ruhig in den plötzlich leer gewordenen Raum tritt, ist er eine neue Erscheinung. Er steckt zwei Finger von jeder Hand in den Mund und pfeift, so wie man einem Hund pfeift, aber liebend. Das Zeichen gilt seiner Abteilung, die unweit gewartet hat und jetzt vormarschiert. Es ist preußische Garde, junge stille Leute, nicht viele, vielleicht nur eine Kompagnie, alle scheinen Offiziere zu sein, wenigstens haben sie lange Säbel, die Uniformen sind dunkel. Wie sie nun an uns mit kurzen Schritten, langsam, gedrängt vorbeimarschieren, hie und da uns ansehn, ist die Selbstverständlichkeit dieses Todesganges gleichzeitig rührend, erhebend und siegverbürgend. Erlöst durch das Eingreifen dieser Männer erwache ich.


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