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Früh erwachte er. Das Licht der Lampe und die Sonne, die sich durch den Vorhang des Fensters zwängte, stritten miteinander. An seinem Arm spürte er einen eigentümlichen Schmerz. Als er ihn untersuchte, bemerkte er Farben in allen Tönungen. Vom Rot bis zum schwärzlichen Grün. An seiner Brust brannte derselbe Schmerz. Von dem Schlag der Zähne der Frau, die neben ihm schlief. Jetzt blickte er auf sie, erhob sich leise und ging um das Bett, löschte das künstliche Licht und wartete im erwachten Morgen.

Dort ruhte die Frau. Ihr Kopf lag tief. Das Haar floß vom Haupt über die Schulter, umrahmte ihre Nacktheit. Der Rücken war gekrümmt, und von der schmalen Hüfte zogen sich die schmalen Schenkel in einer sonderbar feinen Linie hin.

Der Mann stand am Bett, und eine Erinnerung kam ihm. Er suchte in seinen Gedanken, wo er dieses Bild schon einmal gesehen hätte. Da besann er sich.

Auf seiner Indienfahrt war es. Von Kalkutta aus war er ins Land gefahren. In dieses Land »der Tränen und der tausend Flüche«, von dem er geträumt hatte, in dieses »Land der vieltausendjährigen Kultur«, wie es ihm auf seiner Schule gelehrt worden war.

Als er den Tadsch Mahal, das eindrucksvollste Grab der Welt besichtigt hatte, dieses Bauwerk, das der Schah Dschehan in der Nähe von Agra seiner Lieblingsfrau als Grabstätte errichtet hatte, und er von der Schönheit dieses Baues fast erdrückt war, fuhr er, wie alle Indienfahrer, nach Benares. Unterwegs, am heiligen Strom der Inder, am Ganges, sah er Betende.

So wie hier die Frau lag, sah er das Bild vom Ganges, einen betenden Hindu. Der lag über die Erde gekrümmt, die für ihn heilig war. Eins war er mit dieser unterdrückten Erde. Sein Haar fiel über ihn. Die Form seines Leibes war in dieser Stellung die gleiche wie die dieser Frau, nur die Farbe der Haut leuchtete anders.

»Vieltausendjährige Kultur der Menschheit!« Er sagte das einher wie einst in der Schule. Dann besann er sich. Die Nacht stieg in ihm auf. Und was er in der Nacht mit Lee durchlebt, das war ein Stück der Kultur der Liebe, die über die Jahrtausende durch den Leib der Frau dem Mann als Opfer gebracht wurde.

Lee drehte ein wenig den Körper und atmete tief, wie ein Mensch kurz vor dem Erwachen atmet. Harrald Johannsens Gedanken waren noch am Ganges. Er glaubte das Heulen der Schakale in der Nacht zu hören, umschlich das Bett und legte sich nieder.

Lee erwachte, sah auf und fand ihren entblößten Körper, nur von ihrem Haar umkleidet. Dann erblickte sie den Mann, ließ ihre Augen auf ihm ruhen – nur einen kurzen Augenblick – und umschlang ihn. Die Seide behinderte sie. Sie warf sie, als ob es Plunder wäre, zu Boden und schenkte erneut ihren Schoß Harrald Johannsen.

Der nahm ihn wie etwas Selbstverständliches. Das Bild am Ganges war für ihn vergessen, auf seinem Gesicht lag nur die befriedigte Lust.

Nach dieser Nacht wußte Lee, daß sie achtzehn Jahre neben Hinrichsen gelebt hatte, ohne zu ahnen, was eine Nacht sein kann. Jetzt wußte sie es und lächelte Harrald Johannsen an. In diesem Lächeln lag das Bewußtsein der Erfüllung anderer Nächte, die sie bei Hinrichsen entbehrt hatte.

Als sie das Haus verließ, wußte sie noch nicht, daß ihr Schoß den Keim kommenden Lebens empfangen hatte.

Ihre Gedanken wanderten zurück, zurück zu Hinrichsen. Er war ein Mensch gewesen, zufrieden mit dem bestehenden Sein, ohne Forderungen besonderer Art an das Leben, groß und natürlich.

Die Nächte mit ihm kamen ihr in den Sinn. Viele waren es nicht. Wenn er von der Reise kam, dann schlief er bei ihr.

Das war schon so eine Selbstverständlichkeit. Selten, daß ihn das Blut ein zweites Mal trieb, sie in die Arme unter sich zu reißen. Denn so war er: Seine Fäuste griffen zu, als wenn er sich gegen das Helmholz im Sturm stemmen müßte. Nie beobachtete er die Frau. Sie lag unter ihm, das war ihm genug. Wenn er befriedigt war, machte er Schluß, schlief bald ein.

Diese Art war ihr zur Gewohnheit geworden. Ein anderes, größeres Verlangen kannte sie nicht, es lag verschüttet – diese letzte Nacht hatte es geweckt und ihr eine Erfüllung gegeben.

Die Menschen, denen sie am Deich begegnete, sah sie nicht. Mit lachendem Mund und geöffneten Augen schritt sie an ihnen vorüber, in Gedanken lebte sie noch in der enteilten Nacht.

Die Frauen drehten sich nach ihr um, die alten Fischer erkannten sie kaum wieder. Gelacht hatte Lee Tews auf der Straße selten, jetzt lachte sie leise in den Tag, der ihr einen neuen Abschnitt ihres Lebens gebracht hatte.

 

Hinter den Häusern des Dorfes, auf den Feldern der weiten Ebene, bogen sich die Ähren auf dem Halm. Weißgelb waren sie, mit langen Wimpern überm Korn. Die Sonne hatte sie zur Höhe ihres Lebens, der Reife, gehoben. Bald sollten sie unter der scharfen Schneide der Sense fallen, um Brot zu werden. Dunkelgrün lagen die Wiesen am Deich. Das gefleckte Vieh auf der Weide wehrte den Bremsen. Es schlug mit den Schweifen. Wiederkäuend trotteten die Tiere langsam einher, dabei ertönte ihr Geläut am Hals. Manchmal zog ein blökender Ruf mit dem heißen Wind davon.

Der letzte Julitag wollte sich vom Abend trennen. Zwielicht war, spielendes Licht ging unter im Dämmer der kommenden Nacht. Kratzende Geigentöne drangen aus einer Wirtschaft, sie verklangen mit den Melodien, die Hände auf ein Klavier hämmerten.

Tanz im Dorf!

Die Jugend war dort. Alle, die mit Wasser und Wind verbündet waren, vom Viertsmann aufwärts, schwenkten die Mädchen im Kreis. Ihnen tat die Hitze nichts. Sie zählten weder die Runden noch die Stunden, die sie sich drehten.

Machten die Geige und das Klavier eine Pause, dann quarrte ein Grammophon, das ein Jungmann mit Inbrunst bediente.

»Datt is auf Konserven gezogene Musik«, sagte Jan zum Klaas.

Sie waren beide gleichfalls zum Tanz gegangen. An diesem Tanz beteiligte sich Jan nicht. Er saß an einem Tisch und trank wie immer Grog. Mit dem ihm eigenen Verständnis des Grogtrinkers und nach seinem Rezept. Über dieses Rezept wachte er ständig und auch hier. Die Mädchen betrachtete er und sprach auf Klaas ein.

»Du mußt se immer in de Runde dreihn, de Deern, dann geiht datt«, so erklärte Jan dem Klaas, der mit den Füßen des Mädels und seinen eigenen beim Drehen immer in Konflikt geriet, die Kunst des Tanzens.

Beide standen sie jetzt am Tisch beim Jan. Das Mädchen wischte die betretenen Stiefelspitzen an ihren Strümpfen wieder sauber und blank. Klaas schmierte sich mit seinem nassen Tuch den Schweiß im Gesicht herum; zu trocknen ging das schlecht, denn das Wasser rann perlend über sein Gesicht.

Nach einer Pause setzte die Musik mit einem Hopser wieder ein.

Jan kam hinter dem Tisch hervor, faßte das Mädel um die Taille.

»So mußt datt moken!« rief er Klaas zu.

»Kiek op mien Been.« Mit diesem Zuruf schleuderte er sich mit dem Mädchen durch die große Stube, die heute Tanzsaal war.

»Je – kiek! De Jan is in't Fohrwoter, de dreiht sick mit den Deerns umenanner un schwoit in!«

Die Jungmannen standen und sahen Jan zu. Sie grölten zum Tanz und schlugen mit Händen und Füßen den Takt, daß es knallte. Jan drehte sich um seinen linken Absatz und zog das Mädel an sich. Das sah aus, als wenn eine Jolle mit sechzig Grad über Stag ging, so schräg lag das Mädel in seinem Arm, ihre Röcke flogen hoch, der Wind setzte sich darunter.

»Süh de Been vun de Deern! – Mensch, watt for Masten!« meinte ein Jungmann begeistert zum Klaas. Der sah nur, wie Jans Beine sich zur Musik drehten.

Das Mädel hatte lachende Augen, als Jan sie nach dem Tanz an Klaas ablieferte. Ihre Röcke zog sie über die Hüfte zurück. Sie waren bei den schneidigen Drehungen Jans etwas nach oben gerutscht, so in die Höhe der prallen Brüste.

Rauch, Schweiß und Alkoholdunst lagerte über allen Menschen. Diese Luft taugte nur für Kenner solcher Stunden. Die Lungen der Jungleute waren daran gewöhnt.

Alle sprachen dem Bier zu. Auch die Mädchen hielten mit. So wie der Konsum an Bier stieg, wuchs die Stimmung bei den einzelnen und rann der Schweiß. Die Drehungen wurden wilder, die Röcke flogen höher, und die Jungmannen wurden zärtlicher. Ihre Hände griffen nach den bedeckten Körperteilen der Mädchen, versuchten verschlossene Geheimnisse zu lüften. Die erhitzten Gesichter der Menschen preßten sich beim Drehen aneinander, das erhöhte ihnen den Reiz des Tanzes, es drehte sich besser so, man fühlte den hingegebenen Körper des anderen und erweckte halbe Lust.

Jan stöpselte in seinem Grogglas herum und erteilte Klaas theoretischen Unterricht an den vorüberwalzenden Beinpaaren. Dabei trank Klaas Bier, das ihn mutiger machte. Er nahm eine neue Lektion und trank zwischendurch immer neues Bier. Alles quirlte durcheinander, nur der Wirt machte nicht mit, der achtete darauf, daß das Geld richtig in seine Kasse kam.

An einem Tisch in der Vorstube hing ein Junggast mit seinem Leib über der Platte. Er hatte Grog und Bier durcheinander in seinen Magen geschüttet und suchte nun einen Halt, den er im Begriff war zu verlieren. Durch den Druck der Platte auf den Magen entleerte sich der, und der Segen ergoß sich über den Tisch und den Boden. Plötzlich verlor er das Gleichgewicht und schoß mit dem Tisch zugleich zur Erde, ihm nach klirrten die Gläser. Er drehte sich in dem Erguß und versuchte sich aufzurichten. Mühsam gelang ihm das.

Von seinem Stand aus zählte der Wirt die ganzen und die halben Scherben, nahm einen Bleistift und notierte ohne Hast eine Summe auf dem Zettel, auf dem schon eine Latte stand. Dann grölte er mit fettiger Stimme: »Gesine!«

Gesine kam mit einem Eimer Wasser, Lappen und Schrubber. Sie stieß sich rücksichtslos mit ihrem Handwerkszeug vorwärts. »Ji Swinegels!« murrte sie den Junggast an. Der hatte sich taumelnd erhoben und wollte sie umarmen, dabei stand er scherbeinig, sein Gesicht grinste breit. Sie schlug ihn mit dem Schrubberstiel über die Rippen, daß es krachte. Dabei entstand ein allgemeines Hallo. Alles stand um die beiden, niemand hörte auf die Musik, die große Stube wurde leer. Jan kam hinzu, nahm den torkelnden Junggast und brachte ihn ins Freie, dort lehnte er ihn gegen einen Baum. Die Luft nahm dem Trunkenen den Rest seiner Besinnung.

»Büst seekrank worn, mien Söhn? Datt is eene slechte Ort, annere Lüd Kinner to ärgern.«

Jan gab ihm eine Maulschelle. Der Jungmann kippte um. Jan nahm ihn von der Erde auf und stellte ihn wieder auf die Beine, mit dem Rücken gegen den Baum.

»Du mußt noch speen«, meinte er vorsorglich, griff nach den Fingern der rechten Hand seines Pfleglings, führte sie ihm in den Mund und drängte mit seiner eigenen Faust gegen den Magen und Baum.

Der Jungmann kotzte, als sei er das erstemal auf der See mit dem Kutter im Sturm. Jan hatte etwas von diesem Erguß abbekommen.

»Een beten anstännig mußt di benehmen, du hast eene slechte Büldung, mien Söhn!« Damit hieb er dem Trunkenen erneut eine Maulschelle herunter, daß der wieder umkippte. Jetzt ließ ihn Jan dort liegen, wo er hingefallen war, und meinte in seinem gutmütigen Ton: »Slop, mien Söhn – datt ist god no solch een Wehdag!«

Jan ging wieder in die Stube und wollte mit Klaas seinen Unterricht fortsetzen. Den hatte das Bier ein wenig gelehriger gemacht. Er stampfte, daß ihm die Backen glühten. Seine Tänzerin stierte bei den Drehungen immer auf ihre Schuhspitzen. Wenn Klaas' Beine niedertrampeln wollten, dann zog sie ein wenig ihren Unterkörper zurück. Dadurch machte sie Bewegungen wie ein fetter Erpel auf dem Anger, wenn er nach Futter sucht.

Jan war im Fahrwasser.

»Woveel heff ick all?« fragte er den Wirt.

»Sechs!« sagte der und schielte Jan an.

»Giff mi noch een Grog – aber een beten god nördlich, so no de Pol to!«

Damit stakte er in die Stube, sah den Klaas und die Deern tanzen, pfiff die Melodie mit und schlug im Takt der Deern auf den Hintern, gerade dann, wenn Klaasens Beine runterfuhren, die Fußspitzen der Deern in Gefahr kamen und der Unterkörper die rückwärtige Bewegung machte.

»Jung«, meinte er zum Klaas nach dem Tanz, »datt is watt for eene Mark un fieftig, Jung, de hett een bannigen Mors.«

Klaas verstand ihn nicht recht.

»Drink di man noch een«, forderte er Klaas auf, »du bist doch der Fischersmann von ›Lee H. F. 13‹ – aber benehm die een beten gebüldeter wie de Swinegel dor buten. Immer manierlich mutt de Mensch sien – besonders wenn er in Gesellschaft von Damen ist!« Er zwinkerte mit den Augen zum Klaas und lachte das Mädchen an.

Der Wirt brachte selbst den Grog. »Halt!« Jan hielt ihn am Arm fest, stocherte den Zucker klein, nahm einen Schluck, nickte wohlwollend, »ganz nördlich is he nich, ober datt geiht. Bring noch een Beer, oder nee, nehm man een Grog«, er klopfte Klaas auf die Schulter, »also noch een Grog und for de Deern ok een – mit 'n Schuß Rotwin in.«

Die Musik machte Schluß. Die Arbeit des Grammophons begann. Ein Jungmann quälte die Platten. Aus dem Trichter scholl, von einem flötenden Tenor gesungen: »Mädel, mein Mädel, wie lieb ich dich.«

Alle grölten mit, auch die Mädchen sangen. Die Fenster der Stube waren geöffnet, und der letzte Duft der verblühten Linde zog von draußen herein.

»Och, datt is so een seuten Gesang! Un de Kerl singt datt, as wenn een natter Feudel öber't geöilte Parkett geiht. To mien Tid gew datt annere Soken. De weurn mooier!«

Er stand hinter dem Tisch auf, ging mitten in die Stube, stemmte die Hände in die Hüften und schallerte los:

Opp un dal, opp un dal,
geiht de Brut eer Muttermal!

Dabei jumpte sein Körper in die Kniebeuge, schnellte wieder hoch, die Beine gingen vorwärts und wieder zurück, die Arme kreuzte er, wenn er niederging. Riß er den Körper zur vollen Höhe auf die Zehenspitzen, dann stemmte er die flachen Hände in die Hüften. Manchmal drehte er sich wirbelnd um einen Absatz. Eine Weile tanzte er so. Alle klatschten Beifall, als er mit seinem Matrosentanz zu Ende war.

Die Jungmannen versuchten es ihm gleichzutun, aber das gelang ihnen nicht, denn es fehlte ihnen die Übung zu solchem Tanz, und das Bier ließ die Körper ihre Erdenschwere spüren.

»Dazu muß man geboren sein!« Jan sagte das kurz und trank seinen Grog in einem Zuge aus. Als er das Glas niedersetzte, kam der Wirt und meinte: »In fünf Minuten will ich keinen mehr sehen!«

Das war das Feierabendgebot, der Schluß des Tages.

Die Junggäste sahen die Mädchen an. Klaas war der Alkohol in den Kopf gestiegen, er lehnte sich an die Deern, mit der er getanzt hatte. Der Rotweingrog vom Jan hatte auch bei ihr die Wirkung nicht verfehlt, sie hielt Klaas' Kopf an ihre Brust und strich dem Jungen über Haar und Nacken.

»Ja«, rorte der Bestmann zum Wirt, »da möt wi ja wull no Hus gohn!«

Er schob Klaas zur Tür hinaus, dabei klopfte er ihm auf die Schulter. »Nehm de Deern un goh no Hus – du bist doch der Fischersmann von der ›Lee H. F. 13‹ – holl di een beten stief!« Er sagte das mit einem gutmütigen, spöttischen Lachen.

»De Minsch mutt veel leern, ober he is nich dreibastig«, rief er dem Mädchen nach, dann kreuzte er selbst durch den Garten zum Deich.

Am Baum lag noch der Jungmann von vorhin und schnarchte. Jan sah ihn liegen und trat zu ihm; er riß einen Grashalm aus, hielt dem Schläfer den Mund zu und steckte den Grashalm in ein Nasenloch und bohrte darin herum.

Der Schläfer wollte Luft holen, es ging schlecht, denn Jan hielt die Hand fest auf den Mund gepreßt und bohrte jetzt mit dem Halm im anderen Nasenloch. Der Bursche krümmte seinen Leib, drehte den Kopf, stieß mit einem Fuß in die Luft, aus seinem Hintern strich polternd ein Wind, er nieste schließlich und wachte mit einem Fluch auf. Wie er stand und sich umsah, sah er nur noch einen Schatten durch den Garten huschen, er wollte hinterher und stürzte über einen Gartenstuhl. Das brachte ihn zur vollen Besinnung.

Das letzte Licht erlosch in der Wirtschaft, der Schlüssel drehte sich in der Tür. Der Jungmann wurde von einem heißen Durst gequält.

Der Mond stand überm Dorf. Schattenhaft lagen die Häuser unter dem fahlen Licht. Die Nachtluft machte Klaas noch trunkener. Das Mädchen führte ihn und sprach auf ihn ein. Den Sinn der Worte verstand er kaum. An der Tür des Hauses drückte sie ihn an sich, sie nestelte an seinem Körper entlang, er suchte das Schloß der Tür, fand es und trat ins Haus. Das Mädchen kehrte um, ging zurück zum Deich.

Leise ging Klaas über die Diele. Auf allem lag das Mondlicht, die Schatten der Gegenstände kamen auf ihn zu und gingen wieder weg. Der Raum drehte sich um ihn im Kreise. Ihm war, als drehte er sich mit. Langsam tastete er sich vorwärts. Die Trunkenheit spielte ihr Koboldspiel mit ihm, der Mond lachte ihn aus. Plötzlich hatte er einen Halt, er drückte eine Klinke nieder und öffnete wieder eine Tür. Über die breite Bettstatt, die im Raum stand, hatte der Mond sein gelbliches Licht ausgegossen und beleuchtete das schlafende Gesicht Lees.

Klaas stand in der Tür, er wollte die Gedanken in seinem Gehirn aufjagen. Das Mädel liegt dort! – Seine Sinne vermeinten es, einen Schritt tat er vorwärts, dann entkleidete er sich, ließ seine Sachen fallen und stand im weißen Hemd mit seinen blonden Haaren im gelblichen Licht. Er wischte sich mit der Hand über die Stirn, um diese verfluchten, kreisenden Gedanken zu greifen. Das Mädchen? – Da liegt die Deern. Er sah sie deutlich im Bett. Leise rief er ihren Namen. Lee öffnete die Augen aus einem schweren Traum, sah die Gestalt im geisternden Licht, es mußte noch der Traum sein ... »Hinrichsen!« bettelte sie leise, dann drehte sie sich ein wenig zur Seite, schloß die Augen und atmete im Schlaf tief und regelmäßig. Klaas stieg mit dem Namen des Mädchens auf den Lippen in das Bett und tastete am Körper der Frau entlang.

»Hinrichsen«, sagte sie noch einmal zwischen Traum und Schlaf und ließ es geschehen.

 

Es kam der Morgen. Lee suchte in der Erinnerung ihres Traumes Hinrichsen – und sah Klaas liegen. Sie sprang empor, erfaßte den Schläfer, schüttelte ihn, aber der atmete tief. Sie riß sich ihr Hemd herab, befühlte ihren keimenden Leib und fuhr mit der Hand über den werdenden Schoß. Die Rundung, kaum merklich, bestrich sie und dachte an Harrald Johannsen. Sie nahm ihre Sachen und trug sie hinüber in Klaas' Kammer. Dort zog sie sich an, kam zurück und weckte energisch den Schläfer. Sie trieb ihn zur Eile an.

»Du mußt reisen!«

Er sah sich um, suchte seine Gedanken und seine Sachen zusammen. Lee half ihm, in seine Sachen zu kommen, die Gedanken dämmte sie absichtlich zurück. Klaas tat keine Frage, er hielt seinen schmerzenden Kopf. Die Gedanken waren wirr, polterten durcheinander, er konnte sie nicht ordnen. Ungeordnet in Kleidern und Gedanken, stand er in der Kammer. Lee drängte ihn zu stärkerer Eile.

»Du mußt reisen, Klaas!«

Er war wortlos. Etwas wie Scham vor seiner Mutter über seine Trunkenheit erfaßte ihn. Nichts begriff er. Den Versuch, sein Denken zu ordnen, gab er auf. Nur seine Hände und sein Körper verrichteten Funktionen, sein Hirn nicht, das drückte dumpf gegen seine knöcherne Umhüllung.

»Du mußt reisen, Klaas – Jan und der Kutter warten!«

Ohne Widerrede ging er zur Tür. Lee begleitete ihn in den Morgen.

Im Licht des Morgens achtete sie auf seine Züge. Die waren unlebendig. Ihm war es anzumerken, daß die Energien seines Hirns nicht reagierten. Sie rüttelte auch nichts in ihm wach, denn in ihr selbst wühlte eine Frage, die sie unterdrückte. Mit jedem Schritt, den sie näher zum Kutter tat, wurde ihr leichter.

Jan war bereits an Deck und auch die Helfer. Sie gab Jan die Hand. Der wunderte sich, wie feucht die war und wie ihr Gesicht keine morgenfrische Farbe zeigte. Er sah Klaas, und auch ihm stiegen Bedenken über den gestrigen Abend auf. Als er zu Lee darüber sprechen wollte, wehrte sie kurz ab, besprach nur das Dringlichste mit den beiden und ging zurück zum Haus. Noch am Deich hörte sie den Motor puffen, drehte sich befriedigt um und sog tief die Luft ein, denn eine Last war von ihr genommen.

Im Haus kamen ihr die Fragen. Hatte sie geträumt – oder was war? Wieder strich sie sich über den keimenden Schoß. Die Erinnerung an die Nacht drückte sie.

Hatte sie Hinrichsens Bild im Traum gesehen?

Sie glaubte es, denn zwischen Wachen und Traum lag der Schlaf.

War Klaas – Hinrichsen? Das war die Frage, die sie bedrängte. Oder hat mir mein Zustand dieses Bild gebracht?

Mit Gewalt unterdrückte sie alles, entkleidete sich und wusch ihren Schoß, dann ging sie an ihre alltäglichen Verrichtungen im Haus.

 

Graublau stand die Wolkenbank nach Nordwest hin. Der Kutter puffte sich im diesigen Wetter vorwärts. Schwer drückte die Luft, wie ein feiner Regen rann es von oben, und die See war bemützt. Klaas stand am Ruder. Mit dem Blick auf den Kompaß kam ein grübelndes Suchen in sein Hirn. Es tastete sich vorwärts. Hülle um Hülle fiel, er entkleidete das versunkene Bild. Mit Gewalt zerrte er die Gedanken herbei.

Der Tanz im Dorf – Jan mit dem verfluchten Grog – das Mädchen – der Heimweg. Wieder stieg der Tanz auf. Er verfolgte in Gedanken noch einmal die Geschehnisse des Abends ...

Das Mädchen beim Tanz, Jan mit dem Mädchen, der Grog, Jans Tanz, das Bier!

Im engen Ruderhaus brüllte er gegen die Wände. Der Schrei riß in seinem Ohr und überbrüllte die Gedanken. Dann fing er erneut an, die einzelnen Teile des Gesamtbildes aneinanderzureihen.

Erst war die Freude, der Tanz, die Jugend, das Lachen. Er sah den Ring der Jungmannen, die Mädchen, wie sich alle im Kreise drehten. Dann kam das Wachsen der Trunkenheit und der gärende Sinn der Jugend nach Sinnlosigkeit. Da stand Jans Bild von diesem Abend vor ihm. Ein Haß gegen den Bestmann stieg in ihm auf. Er hörte Jans Worte:

»Du bist der Fischersmann von ›Lee H. F. 13‹.«

»Verfluchtes Wort!« brüllte er wieder. Hier stand er am Ruder. Sein Schiff.

Lee, das Bild seiner Mutter tauchte vor ihm auf.

Wo war er erwacht am Morgen der Reise? War das ihre Kammer, das Bett des Vaters? So fragte er sich.

Sein Hirn hämmerte mit dem Motor im Takt, er brüllte über das Deck und rief nach Jan. Der kam aus der Motorplicht und trat zu ihm.

»Was hast?«

»Nimm das Ruder! – Kurs auf Borkum-Riff wollen wir nehmen!«

»Warum?«

»Wir gehen nach der Doggerbank!«

»Warum so hoch?«

»Nach der Doggerbank!« brüllte Klaas, und seine verzweifelten Augen maßen Jan.

Der nahm das Ruder.

»Du bist der Fischersmann!« meinte er.

Wieder hörte er dieses verhaßte Wort, er trat ins Ruderhaus zurück und stand dicht neben dem Bestmann, dem Freund seines Vaters. Er sah mit den Augen seiner Mutter. Groß wurden die – weit, mit hartem Ausdruck.

So hatte Jan den Jungen noch nie gesehen. Da brüllte Klaas erneut auf. Jan legte das Ruder fest und ging auf ihn zu. Beide sahen sich an. Jans Augen tasteten den Jungen ab, sie suchten nach der Ursache der Veränderung in dessen Wesen, und in Klaas wühlte der Haß nach dem Geschehenen, das er noch nicht ganz begriffen hatte.

»Büst du krank worn?« Jan fragte das ruhig. Da drehte sich Klaas um und ging zur Koje.

»Nach der Doggerbank!« rief er noch einmal zurück.

»Bi tein Foden op de Grund«, murmelte Jan.

He ist de Fischersmann! Dieser Gedanke schlich in ihm umher. Watt kann he hebben? Das fragte er sich, und auch ihm traten die Bilder des letzten Abends vor der Ausreise vor die Augen. Er suchte nach der Ursache der Erregung und fand sie nicht.

Klaas ging zur Koje, mit offenen Augen lag er dort, starrte zum Holz über ihm und suchte in der Erinnerung. Die kam ihm langsam.

Jetzt sah er sich am Abend im Haus. Die Hand suchte an seinem Körper entlang, und er bespie sich selbst. Dann schloß er die Augen. Gewaltsam wollte er alle Gedanken verjagen. Die Lampe im Logis schwelte, nur kurz um sie her war ein schwacher Schein, alles rings um ihn lag im Dunkel. Die beiden anderen Helfer schliefen den Schlaf der Jugend und Erschöpfung. Er wand sich ruhelos in seiner Koje, wollte einen Halt finden in der Ruhelosigkeit seiner Gedanken und erwartete so die Nacht.

Die kam.

Er ging an Deck, nach dem Ruderhaus zum Jan. Leise schlich er über das Deck hin, sah sich um. Der Schein der grünen Steuerbordlaterne leuchtete freundlich, die Backbordlampe warnte rot in die Nacht, die den Kutter und die Menschen auf ihm schwarz umhüllte, nur die kämmende Gischt fegte weiß durch die dunkle Nacht über Bord hin. Die See stieg, sie rollten in der kämmenden Dünung. Leise trat er neben Jan ins Ruderhaus.

»Watt hest mit mi mokt?« Seine Hand griff hart nach des Bestmanns Arm, und er zerrte ihn vom Ruder hinaus auf das Deck. In Jan blitzte ein Gedanke auf. He is nich ganz bi Verstand! Er faßte Klaas um die Brust und zog ihn zum Ruderhaus zurück, hier sprach er auf ihn ein.

Das Feuer des Süderturms von Borkum blitzte achterlich am Horizont auf. Die Höhe von Rottum mußten sie haben.

Der Motor setzte mit einem Male aus. Das Großsegel hielt den Kutter in der See. Der Wind war vom Westen her nach Nord umgewechselt und pfiff über das Wasser.

Jan sprang in die Motorplicht, um zu sehen, was mit dem Motor war. Weiß ritten die Wogen heran. Klaas sah zum Kompaß, plötzlich erfaßte ihn ein Gedanke. Schwarz wie die Nacht war dieser Gedanke, geboren aus der schamvollen Erkenntnis dieses Abends ... Jetzt verkehrt über Stag gehen – halsen über Backbord – den Kutter auf den Grund legen – das wollte er. In der Plicht, in die Jan gestiegen war, wurde er wie ein Stück Holz gegen den Motor geschleudert, er raffte sich auf, enterte an Deck, da hörte er das Ruder knarrend und regellos in die Runde schlagen. Klaas hatte die Schote gefiert und zurrte nach Steuerbord auf. Der Wind und die See hatten den Kutter gehoben, das Großsegel knallte im Winde. Plötzlich wurde es wieder von Luv erfaßt, und der Wind drückte das Fahrzeug mit Gewalt über Stag. »Bist du blöd geworden!« Mit diesem Ruf sprang Jan hinzu, da packte ihn Klaas, umklammerte seinen Leib und riß ihn an Deck nieder.

Der Kutter holte über, und die nächste See spülte über ihn hinweg, sie begrub die Menschen und den Kutter. Noch einmal tauchten zwei Köpfe auf über dem Wasser. Ein Mund schrie Entsetzen – der Schrei verhallte im Endlosen, dann rollte nur noch die See in der dunklen Nacht, durch die das Feuer von Borkum blitzte.

 

Lee ging über den Deich. Die Fischer waren alle zurück, sie wartete auf ihren Kutter. Er war schon über die Zeit geblieben. Überfällig konnte er nicht sein, denn schweres Wetter hatte in den letzten Tagen nicht auf der See gestanden. Sie fragte die heimgekehrten Fischer, ob sie »Lee H. F. 13« nicht gesichtet hätten. Einer antwortete, daß er ihn noch vor Borkum an einem Abend mit dem Glas ausgemacht hätte. Hinter einer diesigen Wand war er dann entschwunden.

»Die Schollen standen schlecht. Er wird nach der Doggerbank hoch sein und dort fischen!« rief er hinter der Frau her, als sie sich umdrehte, um zum Strom zu gehen. Hier stand sie und suchte den Strom nach dem Fahrzeug ab. Sie glaubte es in der Ferne zu erkennen – wartete, bis das Segel erschien, auf dem das Hoheitszeichen stand, und mußte feststellen, daß es nicht ihr Kutter war. Bis in die Nacht wartete sie und suchte über den Strom hin das Fahrzeug, das nicht mehr kam.

Am nächsten Morgen war sie wieder am Deich. Als sie den Kutter nicht fand, ging sie wieder zum Strom und wartete geduldig am Strand, machte alle Fahrzeuge aus, aber was sie suchte, fand sie nicht.

Die Flut kam, und die Ebbe ging. Lee achtete nicht auf die Zeit, sie suchte mit ihren Augen den Strom ab. Ein dumpfes Gefühl überkam sie. Überfällig! Wen dieses Wort im Dorf traf, der wußte, daß nicht nur das Fahrzeug, sondern auch die Besatzung nicht mehr heimkehrte.

»Lee H. F. 13« war nun schon seit Tagen überfällig, war nicht mehr zurückgekommen, und Fahrzeug und Mannschaft trieben irgendwo auf dem Grund in der Nordsee. Lee wehrte sich immer noch gegen diese Gewißheit.

Die Fischer im Dorf fragten sich: »Was konnte sein?« Das Wetter war in den letzten Tagen nicht schwer gewesen, starker Wind stand, nach Beaufort Stärke sechs, der mit einer Geschwindigkeit von fünfzehn Sekundenmetern in die Segel blies. Solch Wetter war den Fischern nicht unbekannt. Die Fischer, die ausfuhren, suchten vom Elbe-Feuerschiff bis nach Borkum auf der See nach dem Kutter, sie kreuzten die Fangplätze ab, konnten ihn aber nirgends ausmachen. Er blieb verschollen.

Lee stand am Strand und dachte an die Nacht und den Morgen vor der letzten Ausreise. Sie sah ihren Klaas mit dem unbeweglichen Gesicht. Alle Einzelheiten des Morgens durchlebte sie und hörte noch das letzte befriedigende Puffen des Motors, der den Kutter trieb. Ihre Hände strichen am Körper, über ihren Leib hin; das tat sie in der letzten Zeit gewohnheitsmäßig, mit innerer Befriedigung. Sie dachte bei dieser Bewegung an die erste Nacht mit Harrald Johannsen, trug sie doch das neue keimende Leben als ständige Erinnerung an dieses Erlebnis. Und wieder wußte sie, daß sie jetzt zu ihm, zu Harrald Johannsen, gehen müsse, um ihm den Verlust des Fahrzeuges und der Menschen mitzuteilen, der würde Rat wissen.

Überfällig! Verschollen! Sie glaubte es trotz alledem noch nicht und hoffte auf die Rückkehr. Die Tage von der Ausfahrt her bis jetzt berechnete sie und mußte sich doch sagen, daß die Zeit der Rückkehr vorüber war.

Ein Unglücksfall hatte das Dorf seit langem nicht betroffen. Mit dem Motor war die Sicherheit der Fischer größer geworden. Sturm war nicht gewesen, der Verlust war ein Rätsel. Von keiner Insel wurde angeschwemmtes Strandgut, das vom Kutter stammte, oder eine mit dem Strom ans Land gespülte Leiche gemeldet, die von »Lee H. F. 13« sein konnte; und so hatte Lee immer in der Hoffnung gelebt und auf die Rückkehr gewartet. Vom Morgen über den Tag in die Nacht wartete sie und erhoffte vom kommenden Morgen eine Antwort. Die erhielt sie nicht.

»He ward nich mehr kommen – du mußt dich damit abfinden, Lee Tews, nur sonderbar ist das!«

Der Fischer vom neuen Ewer sprach mit ihr, er maß die Frau mit einem eigentümlichen Blick und ging mit ihr den Deich entlang. Ihn reizte eine alte Frage, grob wie ein Hufschmied ging er auf sein Ziel los, er wollte sich seine Vermutung durch sie bestätigen lassen.

»Bangst di um Klaas oder Jan?«

Seine Augen maßen den Leib der Frau, und er wurde durch die Wahrnehmung, daß der Schoß wuchs, in seiner Annahme sicherer.

»Hest watt?« Er sah sie ruhig an. Ihr Gesicht wurde rot, mit einer drohenden Gebärde ihrer Augen wandte sie sich ab und ging allein weiter. Dem Fischer war es jetzt klar, daß Jan wohl doch mit der Frau des Hinrichsen etwas hatte, wie er sich ausdrückte, sonst wäre ihr Schweigen nicht so starr gewesen, und ihre Augen wären nicht so groß geworden, als er sie ansah. Der Leib der Frau kam ihm verändert vor. Er dachte an seine letzte Zusammenkunft mit dem Bestmann und an dessen Widerborstigkeit dabei.

Een fixen Fischersmann is he doch wesen, sagte er bei sich. Hinrichsen ebenfalls, ist aber doch auf der See geblieben. Mit solchen Gedanken erinnerte er sich an den Ausspruch des alten Jan, der jetzt neben Hinrichsen auf dem Friedhof ruhte: »Eine Unglückszahl is datt, eenmal ward he doch bliewen, eenmal ward em de fleegende Holländer doch begegnen.« Jetzt war er geblieben, der Holländer hatte den Kutter auf den Grund der Nordsee gedrückt.

Die Zungen der Menschen im Dorfe tuschelten, sie fragten, hielten die Ohren spitz, kehrten die Worte um, und die Gerüchte liefen. Sie sprangen vor Tür zu Tür, vor keinem Haus machten sie halt, mit wahrer Wollust stürzten alle über den Gesprächsstoff her, wie Hunde über einen gefundenen Knochen.

Der Körper Lees wurde von den Augen des Dorfes seziert. Der Fischer, der mit ihr gesprochen hatte und die Veränderung sah, hatte den Anlaß dazu gegeben.

Vor den Blicken dieser Leute floh Lee aus dem Dorf zu Harrald Johannsen.

Sie traf ihn nicht an. In seinem Hause wartete sie, bis er kam. Endlos wurde ihr die Zeit des erzwungenen Wartens. Langsam rannen die Minuten. Ihre Augen waren auf die Uhr im Zimmer gerichtet und verfolgten den springenden Zeiger, der unendlich langsam über die Minuten strich. Dabei durchlebte sie noch einmal die letzten Wochen. Jeder Stunde erinnerte sie sich. Sie lächelte verloren, fast unbewußt, als sie an ihre erste Nacht in diesem Hause dachte. Wieder strichen ihre Hände über den Leib, und sie wußte nicht, wie sie es dem Manne sagen sollte, denn bisher hatte sie darüber geschwiegen.

Die Zeit rann, und das Haus lag ruhig, nur in ihrem Innern stieg die Qual der Ruhelosigkeit. Die sonst besonnene Frau wollte alle Überlegung vergessen und begann durch das Zimmer zu wandern. Sie faßte an die verschlossenen Türen der Schränke, wischte über den Schreibtisch hin, setzte sich wieder und begann nach kurzer Pause erneut ihren ruhelosen Lauf.

Endlich hörte sie eine Tür im Parterre des Hauses gehen. Lee wurde von einer schmerzenden Reglosigkeit erfaßt, ihr Herz begann zu schlagen, und eine eigentümliche Furcht beschlich sie. Jetzt wollte sie aus dem Zimmer, ohne mit Harrald Johannsen gesprochen zu haben. Da hörte sie seine Stimme und wie er in einem eigentümlichen Tonfall noch einmal fragte, wer da sei – und sie hörte ihren Namen. Da stieg in ihr etwas wie Zorn auf.

Johannsen trat ins Zimmer und begrüßte sie. Ihr schien, als hätten sich die Züge seines Gesichts verändert ...

Schweigend ging er auf sie zu und sah sie an.

»Der Kutter ist nicht mehr zurückgekommen!«

Überrascht hörte er hin und fragte, als habe er nicht recht verstanden: »Welcher Kutter?«

»Mein Kutter – ›Lee‹!«

»Und was soll sein? Der Verlust gemeldet?«

»Wo?«

»Bei der Versicherung? Er war in voller Höhe versichert, du kannst bei der Auszahlung der Summe das Restgeld des Vertrages decken und vom übrigen leben!«

»Menschen waren auf dem Kutter! Menschen! Harrald Johannsen!« Sie schrie es heraus, trat zu ihm und rüttelte an seiner Schulter. Der Mann blickte in ihr schreiendes Gesicht und sah die veränderten Züge.

»Klaas – mein Junge, der Bestmann und die beiden anderen!«

Er stand auf, nahm Lee bei den Schultern, erfaßte ihre rechte Hand, führte sie zu einem Stuhl, strich ihr über das Haar und sprach beruhigend auf sie ein. Der Druck der letzten Tage, unter dem Lee gelebt hatte, wich. Hier fand sie Entspannung. Sie schrie dem Mann ins Gesicht. Sie weinte nicht, das Weinen war ihr fremd, nur ihr zerquältes Gesicht zuckte, und die Augen wuchsen, wurden größer und färbten sich zu einem tiefen Grün.

»Es ist immer schade, wenn Menschen verlorengehen, Lee, aber man muß einen solchen Verlust überwinden – letzten Endes ist man selbst noch da und muß nicht soviel an andere, sondern an sich selbst denken.«

Auf diesen Trost hörte sie nicht. Sie saß, gekrümmt und erdrückt von dem Bewußtsein des Verlustes der vier Menschen, das ihr erst jetzt gekommen war, in ihrem Stuhl und spielte mit ihren Fingern.

»Möchtest du nicht mit mir über die geschäftliche Seite des Falles sprechen – das hat dich doch sicher zu mir gebracht?«

Auf seine Frage gab sie keine Antwort. Er setzte sich. Die Situation war ihm ein wenig peinlich. Trauernde Menschen wirkten abstoßend auf ihn, der Verlust von Menschen quälte ihn nicht, solche Verlustkonten standen nicht in seinen Büchern, dazu waren die Büros und Bücher der Polizei und Meldeämter da. Die Seiten seiner Bücher füllten Zahlen. Wechseltermine waren seine Sorgenkinder. Akten dominierten, Eingangsschecks waren Aktivposten, Menschenleben für ihn aber nebensächliche Dinge, von Toten nicht zu reden, die nutzten zu nichts mehr, das war unnötiger Ballast, mit dem man sein Denken nicht belasten sollte.

»Lee, möchtest du mit mir sprechen?«

Sie stand auf und ging zu ihm. Und schwieg noch immer.

»Laß die Menschen! Daß dein Sohn darunter war, ist schwer für dich – aber laß die Menschen!« Seine Hand machte die Bewegung eines Schlußstriches unter einer Bilanz.

»Der Kutter ist überfällig, nach dem Vertrag ist er zur vollen Höhe versicherungspflichtig gewesen.«

Diese Worte Johannsens schreckten Lee auf. Sie hatte in der letzten Zeit sehr selten an ihre Geschäfte gedacht, das Leben mit ihm hatte sie ausgefüllt, alles andere übersah sie. Jetzt forderte sie von ihm die Mappe.

Die nahm er und blätterte darin.

»Verloren«, meinte er, »die letzte Prämienzahlung ist, wie ich hier aus den Quittungen ersehe, nicht geleistet worden.« Die Frau lehnte sich über ihn, fuhr mit ihren Händen erregt durch die Papiere, blätterte, dann riß sie die Blätter, Quittungen und sonstigen Papiere aus der Mappe heraus und prüfte jedes einzelne Stück. Der Termin war, wie sie sich selbst überzeugen mußte, um drei Wochen überschritten. Eine nachträgliche Einzahlung war unmöglich.

»Die Versicherung zahlt unter diesen Umständen nicht aus – ich würde das auch nicht, denn ein Terminversäumnis entbindet rechtmäßig von jeder Verpflichtung.«

Harrald Johannsen sprach als Kaufmann. Die Minute, in der er es tat, war ihm nebensächlich; ob sich jemand um verlorengegangene Menschen bangte, gehörte für ihn nicht zum geschäftlichen Teil. Hier war ein Verlust zu buchen, der der Vergeßlichkeit eines Menschen zuzuschreiben war. So etwas übersieht man im kaufmännischen Leben nicht. Vergeßlichkeit bedeutet Dummheit, und ein Dummkopf muß Verluste buchen und sie tragen. Das sagte er der Frau nicht frei heraus, denn in ihrem Gesicht zeigten sich Anzeichen einer starken inneren Qual; aber bei sich dachte er so, und seinen nervösen Händen war es anzumerken, daß diese Sache ihn ärgerlich berührte. Er wünschte recht bald von dieser Angelegenheit erlöst zu sein, darum trat er auf Lee zu und sprach mit ihr in einem ruhigen Ton. Er wechselte sein Benehmen gegenüber der Frau.

In Lee brach alles zusammen. Mit dem Verlust der Menschen ging Hand in Hand der Verlust ihres Besitzes. Sie hatte ihren Kutter verloren, der ihr bisher noch die Möglichkeit der Existenz, wenn auch einer eingeengten, gab. Das war nun vorbei. Der Vertrag enthielt Klauseln, die von ihr jetzt nicht erfüllt werden konnten. Vertragsmäßig ging ihr Haus an Johannsen über. Das war verbrieft, und sie fragte sich, was aus ihr werden sollte.

»Harrald!« Mit diesem Ausruf kam sie zu ihm. Er sah in ihr gelbes Gesicht, in das die Augen tief gebettet lagen und schwarz umringt waren.

Das war nicht die Frau, mit der er jene Nacht durchlebt hatte und der andere Nächte mit gleichem Inhalt gefolgt waren, sondern vor ihm stand ein zusammengebrochener Mensch, mit dem er sein Spiel treiben konnte.

»Ja ...?«

»Du sagtest einmal, daß du den Vertrag lösen wolltest?«

»Aber du drangst auf Erfüllung desselben.«

»Es ist jetzt anders!«

»Nur durch dein Versäumnis – hier kann ich nicht helfen!«

Jetzt sprach sie bittend, lehnte sich an ihn.

»Nach dem Vertrag bin ich dir noch einen Rest des geliehenen Geldes schuldig, dafür hast du eine Sicherheit auf mein Haus im Dorf ..., leiste darauf Verzicht!«

Im Grunde lag ihm nicht viel an der noch offenstehenden, für ihn kleinen Summe, aber er wollte die Frau treffen, um auch dieses Konto, das ihm lästig wurde, zu bereinigen.

»Nein!« Kurz und bestimmt sagte er das, schob sie beiseite und setzte sich.

»Friert dich?« fragte er nach einer Weile, als er die Frau sah, die zusammengesunken auf dem Stuhl saß und ihre Schultern in die Höhe zog, als wenn sie den Kopf in die Schultern hineinpressen wollte. Lee glaubte zu träumen. An ihr zogen Bilder vorüber, eine endlose Reihe. Es kam ihr in den Sinn, wie sie das erstemal mit ihrem Hinrichsen hier in diesem Zimmer saß und der Mann dort drüben mit Bereitwilligkeit das Geld gab und wie sie Hinrichsen zum Vertrag drängte.

Sie stand auf und ging zum Tisch, hinter dem Johannsen saß – und redete. Was sie sprach, wußte sie kaum. Ihre Augen wurden immer größer, immer brennender. Plötzlich entkleidete sie sich und stand in ihrer Nacktheit vor dem Mann. Leicht wölbte sich ihr Leib, sie stieß ihn noch stärker vor, damit er die Veränderung, die mit ihrem Körper vor sich gegangen war, bemerken sollte; sie fuhr mit der Hand über den Leib, dann neigte sie den Kopf und schrie dem Mann ins Ohr: »Hier! Dein Kind!« Sie riß die Hand des Mannes an sich und drängte ihn gegen ihren Schoß. »Dein Kind!« schrie sie noch einmal, drohend und mahnend, in ihren Augen lag Haß. Langsam legte sie wieder ihre Kleider an.

Johannsen versuchte mit ihr zu sprechen, sie ließ ihn nicht reden, sie forderte von ihm.

Forderungen waren ihm verhaßt, zu fordern hatte niemand bei ihm, er war Harrald Johannsen. Dieses anerzogene Selbstbewußtsein der Unfehlbarkeit seiner Persönlichkeit brach bei ihm durch.

Wer war denn diese Frau, daß sie fordern konnte? fragte er sich. »Wie wollen Sie den Beweis dafür antreten, daß das mein Kind sein soll?«

Er saß da, wurde förmlich, betonte das Sie, um damit den Abstand zwischen ihr und sich anzudeuten, hatte ein Bein über das andere gezogen, sein rechtes Auge verkniff sich, das Gesicht bekam dadurch einen schneidenden Ausdruck, mit seiner einen Hand strich er sich die Unterpartie seines Gesichtes, die andere hatte er lässig auf dem Knie liegen. Er wurde hart. »Schließlich – in Ihrem Dorf wohnen ja auch noch Männer, und ... dann gibt es noch Kliniken.«

Lee hatte ihr Kleid geschlossen. Als sie diese Worte Johannsens hörte, packte sie ein Fieber, ihre Zähne schlugen aufeinander, feine Blutstropfen lagen auf ihren Lippen, die spuckte sie dem Mann mitten ins Gesicht. Der sprang auf, aber vor ihren weit geöffneten Augen und dem verzerrten Mund wich er zurück. Mit einem seidenen Tuch fuhr er sich über das bespiene Gesicht, dann ging er aus dem Zimmer. Lee hörte Wasser fließen. Dann ging auch sie und dachte an Klaas und Jan. Wie eine Erleichterung empfand sie es, daß sie diesen beiden nicht mehr ins Gesicht zu sehen brauchte. Sie hätte es nicht mehr tun können, so tief schämte sie sich vor sich selber.

Lee ging am Strand des Stromes entlang; dessen kurze Wellen klatschten ineinander. Dort oben, hinter ihr, lagen die Häuser im Grün versteckt. Sie lachte bitter auf, dann wurde sie schweigsam und dachte an alles Vergangene und an das, was kommen würde. Sie setzte sich am Strand dicht ans Wasser nieder; das schleckte zu ihren Füßen über den schneeigen Sand. Ihre Sinne arbeiteten, und sie dachte immer noch, all das sei ein Traum, ein unendlicher, schwerer Traum. Sie wurde müde, lehnte sich nach hinten über und versank in einen tiefen Schlaf. Über ihr stand die Sonne.

Die Brise, die über den Strom fegte, strich über Lee hin und weckte sie. Mit der Hand fuhr sie über ihr Gesicht, die Sonne war verschwunden. Ein leichter Abenddampf kroch über dem Wasser. Die Luft war grau, und Stille ruhte über allem. Das Leben des Stromes war erstorben, der hämmernde Sang, der sonst von den Werften erschallte, klang nicht, vereinzelt blitzten nur die Lichter, die sonst unzählig und regellos auf dem Wasser spielten. Lee ließ den Strom hinter sich und erreichte ihr Haus. Niemand sah sie, wie sie gedankenlos durch alle Kammern schlich. Vor dem Bild des Kutters blieb sie stehen, nahm es von der Wand, hielt es im Kreis des Lichtes vor sich, blickte noch einmal lange darauf, dann warf sie es zu Boden, daß es zersplitterte. Mit ihren Füßen zertrat sie dieses Bild zur Unkenntlichkeit.

Wieder wanderte sie durch die Türen der Kammern, sie suchte den Pol der Ruhe in ihrer Unrast. Da sah sie die Truhe mit den Papieren und Blättern stehen. Sie drehte das Schloß, hob den Deckel empor und schleuderte Gedrucktes und Beschriebenes in die Stube. Dort lag es durcheinander, ein Haufen Blätter und Briefe. Auf blaue bedruckte Hefte fiel ihr Blick, die raffte sie aus dem Haufen auf, nahm sie und setzte sich unter die Lampe, dann blätterte sie in ihnen. Da stiegen die Zahlen vor ihr auf, die Kurse der Schiffahrts- und Werftaktien.

»Hamburg-Amerika-Linie: von 121 auf 116½ gefallen«, las sie.

»Du verlierst, Harrald Johannsen!« Mit einem Lachen sagte sie es.

»Hamburg Süd: von 192 auf 187. Du verlierst, Harrald Johannsen!« wiederholte sie.

»Die Aktien des Norddeutschen Lloyd haben eine Kursveränderung von 113 auf 109½ erfahren.

Deine Verluste steigen, Harrald Johannsen!«

Sie blätterte und las. Die Zeit maß sie nicht, mit einer bitteren, lachenden Lust las sie weiter.

»Hochseefischerei Trave: von 65 auf 35 gesunken.

Cuxhavener Hochseefischerei: von 130½ auf 120.

D. D. G. Hansa: von 151 auf 146.

Auch der Markt taugt nicht mehr – hier!« Ihre Augen leuchteten, als sie las:

»Die Hochseemotorkutter, welche ergiebige Fänge an lebenden Schollen aufzuweisen hatten, die in der südlichen Nordsee gefangen wurden, brachten Fangreisen von 3 000 bis 9 000 Pfund pro Fahrzeug an. Infolge des reichlichen Angebots (an einem Tage gelangten 125 000 Pfund Schollen zum Verkauf) waren die Preise erheblichen Schwankungen unterworfen.«

»Du bist ein Spieler, Harrald Johannsen! Du schwankst zwischen Gewinn und Verlust!«

»Hahaha!« lachte sie auf. Es war ein reißendes Lachen, das klang verzerrt von den Wänden wider, so daß sie selbst vor diesem Schall erschrak.

Waren, Waren auf den Markt. Fische, Fische, Fische! In sechs Tagen 116 287 Pfund frische Fische. 499 680 Pfund frische Heringe.

»1 146 000 Pfund Gesamtumsatz allein im Altonaer Fischereihafen!«

Wie ein Schatten huschte sie durch ihr Zimmer, vor ihrer Bank mit der Inschrift blieb sie stehen.

»Seefahrt in Not!« schrie sie.

»Meine Not – Harrald Johannsen! Auch deine wird kommen!« Ein anderer Gedanke überfiel sie, der ließ sie nicht los, er zerrte an ihren Nerven.

»Wieviel Zinsen haben wir dir geopfert, wieviel Arbeit ist für dich geleistet worden? Hinrichsen ist geblieben – für dich, Harrald Johannsen! Klaas und Jan sind nicht zurückgekehrt – für dich, Harrald Johannsen! Mein Leib war gut, heiß mein Körper, schön die Nächte – für dich, Harrald Johannsen!«

Wieder lachte sie auf, dabei riß es in ihrem schwellenden Schoß. »Ein Spieler und Ausbeuter bist du, Harrald Johannsen!«

Eigentlich wollte sie hinüber, um ihm das zu sagen, aber sie setzte sich wieder an ihre Blätter und las weiter:

»... Durch den lebhaften Verkehr und die starke Anfuhr ist die Nachfrage geringer«, stand da in fetter Schrift.

»Umsatz – Umsatz! Du mußt für den Umsatz sorgen, Harrald Johannsen – den Markt beleben – den Fisch im Lande propagieren – dein Spiel – dein Spiel – du bist Spieler, Harrald Johannsen – Spieler! Und dir bleibt mein Haus und mir der Hunger – und das Kind!« Sie hob ihr Kleid ein wenig und tanzte lachend durch das Zimmer.

»Das Kind ...!« Dieser letzte Ausruf ließ sie zusammenschrecken, an ihren Leib dachte sie, die Blätter und Papiere lagen ungeordnet um sie herum. Sie stand auf, ging zu einer Kiste, kramte darin, fand eine lange Nadel, die nahm sie, ging aus dem Zimmer und entkleidete sich, löschte das Licht und legte sich in ihr Bett.

Ein Fieber hatte sie erfaßt. Und wieder stieg visionär der Morgen der letzten Ausreise des Kutters vor ihr auf, als sie erwachte und Klaas neben sich liegen sah. In Klaas hatte sie noch einmal Hinrichsen erlebt, das erkannte sie jetzt in ihrem Wahn. Die Erinnerungen kamen ihr, die Erinnerungen an andere Nächte, die Nächte mit Harrald Johannsen. Langsam öffnete sie ihren Schoß, zog die Knie an den keimenden Leib, fingerte mit ihren Händen, die die Nadel hielten, und schrie in wahnsinnigem Schmerz.

* * *

 


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