Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Enthaltsamkeit

Was würde geschehen, wenn die europäischen Völker die Rauschgetränke bis jetzt nicht gekannt hätten und erst in der Gegenwart, etwa durch Entdeckung eines neuen Erdteils, in ihren Besitz gelangten?

Es kann, glaube ich, gar kein Zweifel darüber bestehen, daß alle Staaten sofort die schärfsten Maßregeln gegen das Umsichgreifen einer so gefährlichen und abscheulichen Sitte ergreifen würden; die Einfuhr würde verboten, die Erzeugung im Inlande unter strenge Überwachung gestellt, das Gift in den Sperrschrank des Apothekers verwiesen, Übertretung der Verbote geahndet werden; vor allem aber würde sich die öffentliche Sittlichkeit empört gegen die Einführung einer die Zukunft des Geschlechtes und Volkes in so unübersehbarem Maße bedrohenden Gewohnheit zur Wehre setzen.

Was folgt daraus? Daß Alter und Verbreitung die starken Pfeiler sind, auf denen die Trinksitten beruhen; daß die Absicht, sie auszurotten, darum so ausschweifend zu sein scheint, weil Geschichte und Ueberlieferung von einem Leben ohne Rauschgetränke wenigstens bei christlichen und germanischen Völkern nichts wissen; und weil ein Bruch mit dem Herkommen von so umwälzender Gewalt wie es die völlige Verbannung der Trinksitten ohne Frage ist, den meisten Menschen unfaßbar und unmöglich erscheint.

Diese Gedankenfolge ist unanfechtbar; nicht minder sicher ist es aber, daß daraus zwar die unleugbar großen Schwierigkeiten hervorgehen, die sich auf dem Wege zur allgemeinen Enthaltsamkeit auftürmen, jedoch ganz klar zutagetritt, wie wenig grundsätzliche Einwendungen gegen sie erhoben werden können. Alter und Verbreitung mögen einer Einrichtung noch so festen Halt geben, die allgemeine Meinung mag sie als noch so unentbehrlich und unvermeidbar betrachten; wenn sie nicht aus wahrhaften, natürlichen, ihre Befriedigung unerbittlich fordernden Bedürfnissen des Körpers oder der Seele entspringen, so kann und wird sie ausgerottet werden, sobald sie sich als Hemmnis der Weiterentwicklung des Menschentums erweist. Die alten Griechen hätten sich eine Kultur ohne Sklaverei nimmer denken können, tatsächlich hat der Kampf gegen die Jahrtausende alte Einrichtung überaus lange gedauert und ist noch immer nicht ganz beendet; aber niemand zweifelt heute daran, in welchem Sinne er entschieden werden wird und daß wahre Kultur mit Sklaverei unverträglich ist. Denselben Weg geht die Enthaltsamkeitsbewegung.

Bevor ihre Grundsätze entworfen werden, sei ein kurzer Blick auf die Stellung geworfen, die die Abstinenten zu der Frage einnehmen, ob und in wieweit die anderen giftigen Genußmittel, besonders also Kaffee, Thee und Tabak, die bei uns zunächst in Betracht kommen, berechtigt und zulässig seien. Wie oft muß der den Genuß der Rauschgetränke Zurückweisende den wohlfeilen Einwand vernehmen: »Wie, Sie verschmähen ein Glas Wein, rauchen aber eine Zigarre? Wissen Sie denn nicht, daß das Nikotin ein viel stärkeres Gift ist als der Alkohol?« Gewiß wissen wir das, wir stehen auch gar nicht an, die Schädlichkeit des Tabak- und Kaffeegebrauches zuzugeben, wir begleiten nicht minder die Bestrebungen der Kämpfer für fleisch- und reizlose Ernährung Alle seien bei dieser Gelegenheit empfehlend aufmerksam gemacht auf die vortreffliche Schrift: Fleischkost und Pfanzennahrung von Dr. med. Gustav Selß, Preis geheftet M. 1,40, gebunden M. 1,80. Verlag Melchior Kupferschmid, München. mit freundlicher Teilnahme. Wenn wir trotzdem unsere Anstrengungen darauf beschränken, die Trinksitten aus ihrer Herrschaft zu verdrängen und die Menschen von der Notwendigkeit eines Lebens ohne Rauschgetränke zu überzeugen, so geschieht es deshalb, weil der Alkohol an sozialer, volkswirtschaftlicher und kultureller Gefahr alle anderen Volksgenußmittel ganz außerordentlich übertrifft. Er ist vor allem allein ein betäubendes Gift, er allein verdirbt die Keime, nur er zerstört nachweislich alle Gewebe des Körpers, untergräbt den Charakter und tötet den Geist. Er steht allen Erneuerungsbestrebungen drohend im Wege; räumt ihn weg und der Tabak ist um die Hälfte seiner Verehrer gebracht, der Geschmack wird wieder natürlich, sehnt sich nicht nach Reizmitteln, erkennt die Lieblichkeiten des Süßen und Reizlosen. Zahlreich sind die Schattenseiten der gegenwärtigen Lebensweise, und Reformen auf allen Gebieten tun not; schwer ist es aber für die Allermeisten aus äußeren und inneren Gründen, so durchgreifende Änderungen ihrer Daseinsart vorzunehmen; wer zu viel verlangt, erreicht wenig oder nichts. Darum erscheint es als Gebot der Klugheit sich auf das bei weitem wichtigste zu beschränken und den Genuß der Rauschgetränke zu verbannen. Kein Zweifel, daß den anderen Fortschritten dadurch die Wege geebnet werden.

Hier ist wohl der Platz, um den so oft und so gedankenlos gegen die Enthaltsamen geschleuderten Vorwurf zurückzuweisen, sie trieben Askese und wollten die Menschen zu einer genußfeindlichen Weltanschauung bekehren. Es soll hier über die Berechtigung asketischer Lebensweise gar nicht gesprochen werden – die Frage ist gewiß gestattet, ob der Verzicht auf Sinnengenüsse nicht größeres Glück gewährleistet als sie selbst es vermögen – dies ist deshalb überflüssig, weil die Alkoholenthaltsamkeit nicht das mindeste mit Askese zu tun hat und die Abstinenten gerade das Gegenteil der Genußfeindlichkeit zu ihren Grundsätzen zählen. Die Menschen sollen sich des Lebens freuen, sie sollen genießen! Auch den sinnlichen Genüssen sollen sie sich nicht ganz entziehen, wenn auch freilich die jetzt herrschende Genußsucht als Entartungszeichen zu betrachten und daher zu bekämpfen ist. Der Genuß der alkoholischen Betäubung, der ihnen genommen werden muß, weil er mit dem Aufschwunge und dem Fortschritte in unlösbarem Widerspruche steht, soll ihnen durch eine Reihe anderer, weit schönerer, wertvollerer, erstrebenswerterer Genüsse ersetzt werden, die Kultur und Wohlstand fördern anstatt sie zu vernichten. Askese ist Abkehr von der Welt, Verzicht auf ihre Freuden; ist denn wirklich der Rausch der Inbegriff des Vergnügens, der Freude auf Erden? Er ist es heutzutage leider tatsächlich für eine ganz große Zahl von Menschen: aber diese Verblendeten zu lehren, daß es so viel Schönes gibt, von dem sie in ihrer Betäubung nichts wissen, woran sie keine Freude haben, sie herauszuführen aus dem Sumpfe, in dem sie dahindämmern, ohne des Lebens wahre Herrlichkeiten auch nur erkannt zu haben, das sollte Askese sein?

Und noch eins. Auch der Vorwurf wird alle Tage gegen die Abstinenten erhoben, daß sie die Freiheit bekämpfen und die Menschen der freien Selbstentscheidung darüber berauben wollen, ob sie trinken dürfen oder nicht. Es ist hier nicht der Ort, um den Begriff der Freiheit philosophisch zu zergliedern; bekanntlich denken sich die Menschen unter Freiheit sehr verschiedene Dinge und die meisten stellen sich darunter etwas vor, das möglichst viel Unbeschränktheit – für sie selbst und gar große Gebundenheit – für die Anderen bedeutet. Die Abstinenten aber tasten die Freiheit in gar keiner Richtung an. Die äußere nicht, weil ihnen dazu vorerst alle notwendigen Behelfe fehlen; sie bilden eine verschwindende Minderheit, Regierung und Verwaltung sind ihnen unzugänglich und feindlich, die Presse und öffentliche Meinung betrachtet sie mißtrauisch. Wie wollten sie die äußere Freiheit antasten? Und die innere? Eben die wollen sie ja erst erkämpfen, da sie durch die zwingende Überlieferung, durch die das Urteil verwirrenden Künste des Alkoholkapitals, durch tausend Vorurteile und durch die gehirnvergiftende Wirkung des Betäubungsmittels verloren gegangen ist. Wie weit die Unfreiheit dem Genusse der Rauschgetränke gegenüber geht, weiß jeder, der versucht hat, der Enthaltsamkeit neue Anhänger zuzuführen; Menschen, die von der Richtigkeit und Unanfechtbarkeit der Beweisgründe ganz überzeugt sind, die der Verzicht auf den Trunk durchaus kein Opfer kosten würde, zögern und zaudern und sagen zuletzt Nein, nur weil sie den Mut nicht aufbringen, sich von der allgemeinen Anschauung frei zu machen. Die mehr oder minder zugestandene Schlußfolgerung »was so viele Menschen seit so langer Zeit getan haben und noch tun, kann denn doch nicht ganz schlecht sein«, ist für den Durchschnittsmenschen schier unüberwindlich; und die Sorge, da oder dort anzustoßen, dem oder jenem wehe zu tun, von Hans oder Kunz verspottet zu werden, zwingt Leute zum Trinken, ja selbst zum Saufen, denen es nicht nur keinen Spaß, sondern Pein bereitet. Und da will man von Freiheitsberaubung sprechen, wo doch klarer Weise erst durch Verzicht auf die Teilnahme an der Trinksitte, durch Lösung der Bande, in die die Seele durch den betäubenden Stoff geschlagen war, Unabhängigkeit und Vorurteilslosigkeit, die Erfordernisse freier Selbstbestimmung, geschaffen werden?

Es ist richtig, daß die Abstinenten sich mit dem nach Ansicht jedes »echten« Deutschen teuflischen Plane tragen, die Rauschgetränke gänzlich auszurotten und dazu auch die Hilfe der Gesetzgebung in Anspruch zu nehmen; das Ziel ist wirklich das Staatsverbot der Erzeugung und Einfuhr aller alkoholischen Getränke mit bestimmten, sehr enge gezogenen Ausnahmen, und zwar soll dieses Verbot wirksamer und tatkräftiger durchgeführt und überwacht werden als dies in den meisten Verbotsstaaten Nordamerikas geschieht, wo sich jeder nach Gutdünken aus dem Nachbarstaate so viel zu seinem Hausbedarfe einführen darf wie ihm beliebt und nach amerikanischer Art auch Polizei und Verwaltung und Richter keineswegs über alle Anfechtungen erhaben sind. Ja, die Abstinenten sind wirklich so herrisch gesinnt, daß sie denen, die sich nicht freiwillig vom Becher trennen können, die Qual der Wahl durch ein Muß ersparen wollen. Aber sie sehen in dieser offen zugestandenen Absicht durchaus nichts Schändliches oder Unstatthaftes. Es versteht sich von selbst, daß die Durchführung einer derartigen Maßregel erst dann geplant und möglich ist, wenn die überwiegende Mehrheit und darunter die geistigen und politischen Führer des Volkes von ihrer Notwendigkeit und Durchführbarkeit überzeugt sein werden; die Abstinenten sind Demokraten, sie beabsichtigen keine Gewaltmaßregel, keinen Staatsstreich, sie warten, bis das freie Volk durch unbeeinflußte Entschließung den Alkohol aus seinen Marken verbannt. Die Minderheit muß sich dann freilich fügen, aber das muß sie ja in anderen Beziehungen auch, warum nicht in einer Frage, die durchaus nicht Sondersache ist noch sein kann, weil sie an die wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben, an Rassentüchtigkeit, Volksgesundheit, öffentliche Wohlfahrt usw. rührt. Man hat ja auch nicht gewartet, bis die Sklavenhalter freiwillig ihre Sklaven entlassen haben, sondern man hat sie dazu gezwungen und schwere Strafen auf die Sklaverei gelegt; und der Staat erläßt jeden Tag neue Verbote und Befehle, leider sehr oft auch solche, die keineswegs dem Willen der Mehrheit entsprechen, nicht der Wohlfahrt des Volkes dienen, sondern zu Gunsten einer oft nur kleinen, aber herrschenden Minderheit erzwungen werden. Solche wollen die Abstinenten durchaus nicht, sie verwerfen vielmehr alle Verordnungen und Gesetze, die unbekümmert um das verführerische und betäubende Wesen der Rauschgetränke ihre unglücklichen Opfer als strafbar hinstellen anstatt sie den Kranken gleich, zu denen sie ja gehören, zu behandeln und zu heilen, die gestatten, daß die Trinksitten fortwüten und dank den ungeheueren Anstrengungen der Gewinn ziehenden Kreise immer neue Hunderttausende in ihre Netze ziehen, den der Verführung Erlegenen aber entehren und entrechten. Es sei zugegeben, daß der Gesetzgeber hier unter dem Zwange eines vorerst kaum zu schlichtenden Widerstreites handeln muß, denn er kann die nach Volksgewissen und öffentlicher Meinung zulässigen Trinkgewohnheiten nicht als unsittlich verurteilen, kann sie nicht für alle unglückseligen Folgen verantwortlich machen, wie er es tun mühte, wenn er gerecht sein wollte. Zur Erläuterung: wenn in einer »lustigen« Gesellschaft ein Schwächling, der weniger vertragen kann, zum Stichblatte gewählt und zum allgemeinen Spaße betrunken gemacht wird, wobei das Opfer vielleicht verzweifelten Widerstand leistet, also ganz gegen seinen Willen ins Unglück gerät und in der Umnebelung einen Totschlag begeht oder sonst etwas anrichtet, so wird sowohl die öffentliche Meinung als auch der Richter nicht die guten Freunde sondern den Täter selbst zur Verantwortung ziehen, wenn nicht ganz besondere Umstände mitsprechen. Trinken, zum Trinken verleiten ist zulässig, unmäßig Trinken durchaus nicht verpönt – so lange sich nichts dabei ereignet! Dann aber wendet sich das Blatt rasch und die liebenswürdigen Freunde wandeln sich in strenge Sittenrichter.

Anders die Enthaltsamen. Sie maßen den weitaus größeren Teil der Schuld den Verführern, der Trinksitte, der Überlieferung, dem unwürdigen Zwange bei, sie begreifen, daß der Trinker nicht durch freie Willensübung seinem Schicksale verfallen ist; sie geben sich aber auch nicht die vergebliche Mühe, die Trunksucht aus der Welt schaffen, die Unmäßigkeit ausrotten und dabei die Trinksitten erhalten zu wollen. Das geht nicht! Unter tausend Menschen gibt es und wird es stets eine bestimmte Zahl von Leuten mit verminderter Widerstandsfähigkeit gegen den Alkohol geben; das ist ein statistisches Gesetz wie es deren so viele gibt. So lange daher geistige Getränke genossen werden, so lange wird es auch Trunksucht mit ihren verderblichen Folgen geben, so lange werden die Irren- und Krankenhäuser, die Friedhofe, die Gefängnisse, die Arbeitsanstalten, Idioten- und Waisenhäuser, die Armen- und Siechenheime von ihr gefüllt werden, wird man Richter und Polizisten bezahlen müssen, um die Gesellschaft vor den Früchten ihres eigenen Tuns zu schützen.

Die Enthaltsamen fühlen sich um so weniger veranlaßt eine derartige Sisyphusarbeit zu vollbringen, als sie nicht einen einzigen vernünftigen Grund kennen – trotz der heftigen Erbitterung, mit der sie befehdet werden, konnte man ihnen keinen solchen nennen – der sie bewegen könnte, von dem Kampfe gegen die Trinksitten abzustehen, der einzig und allein Erfolg verspricht, ja mehr als das, gewaltige Erfolge bereits aufzuweisen hat, während der Jahrtausende alte Feldzug gegen die Unmäßigkeit bis auf den heutigen Tag unfruchtbar geblieben ist. Nicht einen einzigen Grund! Denn die so häufig an sie gerichtete Frage, ob denn ein bißchen Wein oder Bier schade, beantworten sie mit vollem Rechte mit der Gegenfrage, ob denn ein bißchen Bier oder Wein etwas nütze, eine Frage, die nur mit Nein beantwortet werden kann; und die weitere Frage, warum man denn nicht trinken solle, beantworten wir mit der viel wichtigeren: »Ja, warum sollen wir denn trinken?« Überlieferung und Herkommen und Frommsinn flößen uns keine Achtung ein, jeder Fortschritt muß über Perücken hinweg. Nutzen stiftet der Genuß der Rauschgetränke weder im großen noch im kleinen, das lehrt die Wissenschaft mit solch unantastbarer Sicherheit, daß jeder Zweifel verstummen muß. Der Widerspruch der an den Genuß gewöhnten Menschen, die ja fast alle an Alkoholsucht leiden, da man berechtigt ist stets von solcher zu sprechen, wenn eine Unterbrechung des Genusses unangenehme Gefühle, Abstinenzerscheinungen und das Verlangen nach neuerlicher Zufuhr hervorruft, kann unmöglich in die Wagschale fallen, da sie eben unter der Herrschaft des Gehirngiftes stehen, auch wenn sie es weder wissen noch natürlich zugeben wollen. Auch die Opiumesser schreiben dem Opiumgenusse eine ganz hübsche Reihe nützlicher und erfreulicher Wirkungen auf den Organismus zu, die indischen Ärzte loben seinen günstigen Einfluß bei vielen Krankheiten, von dem man in Europa nichts weiß, sogar die barbarische Sitte, den Säuglingen Opium zu reichen, findet unter den unter der unwiderstehlichen suggestiven Gewalt einer Volkssitte stehenden Priestern, Beamten und Ärzten jenes Landes Fürsprecher, ja, was besonders lustig klingt, das Opiumessen wird von maßgebender Seite begünstigt, weil es wirksamen Schutz gegen das Vordringen des bedeutend gefährlicheren – Alkohols gewährt! Genau so malen in Europa die Freunde und Verteidiger der Trinksitten den Teufel des Opiums und des Morphiums an die Wand und wissen Schauermären davon zu erzählen, welch schreckliche Ersatzmittel die Alkoholabstinenten gebrauchen und wie das der Rauschgetränke beraubte Volk nach Äther und Kokain greifen werde, um sein Bedürfnis nach Reizmitteln zu befriedigen.

Natürlich sind das Gespenster, die vor dem hellen Sonnenschein der Wissenschaft und der Beobachtung verfliegen. Es gibt kein natürliches, sondern nur ein anerzogenes Bedürfnis nach Reizmitteln; und dies kann eben so gut durch Erziehung und Aufklärung auch wieder verdrängt werden. Man spricht wie von einer fest bewiesenen Tatsache davon, daß die zeitgenössische Entwicklung, besonders das Großstadtleben, die Hast des Erwerbskampfes, der Mangel an guter Luft, die einseitige, falsche, das Eiweiß und besonders das Fleisch unsinnig überschätzende Ernährungsart das Bedürfnis nach Reizmitteln hervorrufe und diese förmlich unersetzlich mache. Ich bestreite, daß dieser ursächliche Zusammenhang bewiesen ist; mir scheinen die Erfahrungen vielmehr zu zeigen, daß der Mensch unter allen Umständen nach sämtlichen Reizmitteln greift, die ihm geboten und angepriesen werden, besonders gewiß dann, wenn sie durch eine mehr oder minder lang bestehende Sitte bereits sozusagen erblich geworden sind. Der Förster im Walde und der Hirt auf der Alm rauchen und trinken nicht weniger als der Kutscher oder der Maurer in der Weltstadt, die Bäuerin schluckt täglich ein paar Liter Kaffee so wie die Verkäuferin im Warenhause usw. Wenn in der Stadt und besonders in der Großstadt mehr verbraucht wird an Genußgiften, so liegt dies einzig und allein daran, daß sie dort leichter zu haben, Gelegenheit und Verführung besser ausgestaltet sind. Die sogenannten Reizmittel, die ja in der Tat diesen Namen mit Unrecht führen, bieten einen sinnlichen Genuß, der mit einem Mindestaufgebot von Geld, Verstand, geistiger und körperlicher Kraft erworben werden kann; sinnliche Genüsse werden von den Menschen geschätzt und erstrebt, sobald sie einmal kennen gelernt wurden, sie werden mit um so größerer Gier ersehnt, je tiefer die Wirkung auf das Nervensystem geworden ist und je mehr dieses dann in einem krankhaftem Zustande ist, der die Wiederzufuhr mit Ungestüm fordert. Das alles hat mit Menschheitsentwicklung und ihren Schattenseiten nichts zu tun; und so sehr ich den Kampf gegen diese letzteren billige und unterstütze, muß ich doch den Einwand gegen die Enthaltsamkeitsbestrebungen als haltlos zurückweisen, der oft von sehr ernster Seite erhoben wird: die Ausrottung des Reizmittels Alkohol kann erst dann gelingen, wenn das Bedürfnis nach ihm durch Reform der gesundheitswidrigen Lebensweise zurückgedrängt worden ist; bis dahin müsse die Arbeit der Abstinenten erfolglos bleiben. Keineswegs! Die Verbesserung der verkehrten Wohnungs-, Ernährungs- und Erziehungsverhältnisse setzt vielmehr umgekehrt die vorhergehende Zurückdrängung des Alkoholgenusses voraus; man muß die Menschen zunächst nüchtern machen, dann wird man sie erst von der Nützlichkeit und Notwendigkeit überzeugen können, ihre Gewohnheiten und Sitten auch in anderer Beziehung zu ändern. Dazu gibt es nur ein einziges Mittel, es muß den Volksmassen, die so gefährlichen Nervengiften gegenüber stets unvernünftige Kinder bleiben werden, durch Erziehung, und dem Teile, der unerziehbar bleiben wird, durch Zwang die Bekanntschaft mit den verführerischen Betäubungsmitteln entzogen werden. Diesen Weg geht die Enthaltsamkeitsbewegung.

Sie hat eine merkwürdige Entwicklung genommen. Entstanden ist sie dort, wo die Wunden der Selbstvergiftung durch den Trunk am Volkskörper am schrecklichsten schwärten und schmerzten, in den branntweinverseuchten Teilen der nordamerikanischen Bundesstaaten, in Schweden, in Dänemark. Während die Gelehrten der medizinischen Wissenschaft über tiefsinnige Streitfragen grübelten und es ihrer Beachtung für durchaus unwert gehalten hätten, sich um die Trunksucht ihres Volkes zu kümmern, die Tausende aufs Krankenlager warf und in die Grube senkte, standen Männer und Frauen auf, die die Krallen des Raubtiers am eigenen Leibe gespürt hatten, sagten sich, so könne es nicht fortgehen, warfen den Becher zerschmettert in die Ecke, gingen hin und predigten und lehrten und trösteten und richteten auf. Das Trinken sei ein Laster, hieß es; nein, sagten sie, es ist eine Krankheit und wir werden euch davon heilen, kommt nur zu uns. Und sie kamen, erst wenige, dann immer mehr, endlich Hunderte, Tausende und Hunderttausende. Sie tranken nichts mehr; zuerst, da man noch den alten falschen Lehren der Bücher glaubte, schwur man nur den Branntwein ab, hielt das Bier für unschuldig und harmlos und trank es fort. Bald aber überzeugte man sich, daß es so nicht ginge, die Sucht durch die schwachen Getränke nicht minder erzeugt und genährt werde, Gesundung nur durch Verzicht auf alle, welchen Namen und Alkoholgehalt auch immer führenden Getränke erzielt werden könne. So entstanden die Enthaltsamkeitsverbände, der Guttemplerorden voran, dann das Blaue Kreuz und die große Zahl der kleineren Vereinigungen.

Und die treibende Kraft dieser ungeheuren Anstrengungen, dieser unermüdlichen Werbearbeit? Menschenliebe, Nächstenliebe, nichts anderes. Diese Arbeiter und Handwerker und Bauern fühlten das unermeßliche Weh und die schändliche Erniedrigung, das die Rauschgetränke ihrem Volke zufügten, sie suchten nach einem Mittel, um es davor zu erretten, und fanden in ihrem weder von Grübelsinn noch durch Gelehrsamkeit getrübtem Naturtriebe das einzig Wirksame: durch ihr eigenes Beispiel zu zeigen, wie man es machen könne und müsse.

Lange, lange nach ihnen kamen erst die Weisen, die »Studierten«. Da und dort hatte ein Pfarrer, ein Schullehrer, die unter dem Volke lebten und seine Schmerzen sahen und fühlten, schon mitgetan; nun aber, als sich die Bewegung am flachen Lande und in der kleinen Stadt immer mehr ausbreitete und wohl schon da und dort an die Tore der Großstadt pochte, wurden auch die Richter, die Beamten, endlich sogar die Ärzte auf sie aufmerksam. Nun ging es natürlich ohne gründliche Untersuchung und wissenschaftliche Beurteilung nicht ab. Die Wirkung des Alkohols auf den Organismus wurde nun erst nach allen Richtungen hin erforscht – ganz ist diese Arbeit auch jetzt noch lange nicht vollendet – und merkwürdig, je länger und eingehender man erforschte und untersuchte, desto deutlicher stellte sich heraus, daß die unwissenden skandinavischen und holsteinischen Guttempler im Rechte waren, wenn sie jede nützliche Eigenschaft des Trunkes leugneten und die Besserwisser auslachten, die ihm stärkende oder nährende Wirkungen zuschrieben. Langsam, sehr, sehr langsam fanden die Grundsätze der Enthaltsamkeit Anerkennung: nur zögernd wurde zugegeben, daß es Menschen gäbe, die am besten täten, ganz auf den Genuß der geistigen Getränke zu verzichten, so die Belasteten, die Kranken. Nervösen und Widerstandlosen. Mit großer Entschiedenheit wurde und wird betont, daß Kinder und Unerwachsene unbedingt vom Alkoholgenusse fernegehalten werden müßten; immer weiter wurde der Kreis der Krankheiten gezogen, bei denen strengste Abstinenz Bedingung der Genesung sei, immer kleiner das Maß bestimmt, das ein erwachsener gesunder Mensch ohne Benachteiligung seiner Gesundheit trinken könne.

Dies alles ist so zu sagen Fernwirkung der Enthaltsamkeitsbewegung. Davon aber halten die Abstinenten wenig und legen kein großes Gewicht darauf, denn Mäßigkeit, auch wenn sie noch so ernst gemeint ist, kann die Menschheit von der Trinkseuche nicht erlösen. Der Abstinent verwirft den Alkoholgenuß, weil er seine unvermeidliche Wirkung, die Erheiterung, die Betäubung, um deren willen, wie wir gehört haben, einzig und allein geistige Getränke genossen werden, für unsittlich und unvernünftig erklärt. Vermittlung ist ausgeschlossen, da gibt es nur ein Ja oder Nein. Und darum legt der Abstinent sich und jedem Mitmenschen, bei dem er soziales Verständnis und Verantwortungsgefühl voraussetzt, die einfachen und klaren Fragen vor: »Sind Trinksitte und Alkoholgenuß, als Gesamterscheinung dem Volke, der Rasse nützlich oder schädlich? Und wenn sie, wie kein Mensch auf der ganzen Erde leugnen kann, schädlich sind, wie kannst du es mit deinem Gewissen vereinigen, an einer Sitte teilzunehmen, die du als schädlich erkannt hast?« Die Überlegung, ob der mäßige Genuß, den der einzelne sich gestattet und für durchaus harmlos hält, in der Tat vollständig unschuldig ist, scheidet ganz aus; zwar wird der regelmäßige, durch Jahrzehnte fortgesetzte Verbrauch irgend wirksamer Mengen wohl niemals ganz gleichgiltig sein, aber selbst zugegeben, daß er es wäre, welche Bedeutung kann diese Erkenntnis haben, da es aus mehrfach dargelegten Gründen vollständig ausgeschlossen ist, daß jemals alle oder auch nur die meisten Menschen sich an dieses Maß halten und selbst dann wiederum so und so viele darunter wären, für die auch diese gering bemessene Menge noch zu viel wäre? Kann der einzelne die Verantwortung dafür ablehnen, daß alle jene gegen den Alkohol Überempfindlichen sich und der Allgemeinheit durch ihr Trinken so viel Übel zufügen, so lange er selbst an der Trinksitte teilnimmt und dadurch zu ihrer Erhaltung beiträgt? Wie soll denn der Schwache in einer trinkenden, die Rauschgetränke verherrlichenden Gesellschaft enthaltsam bleiben? Ist es nicht zwingende Pflicht eben der Willensstarken, Tüchtigen, die der Versuchung widerstehen können, ihm mit ihrem Beispiele voranzugehen, ihn zu stützen und zu halten? Nichts schmählicher als die Schwäche aller derer, die das Wirken der Enthaltsamkeitsverbände mit schönen Worten anerkennen, ihre Tätigkeit loben, sie als unentbehrlich bei der Trinkerrettung und Trinkerfürsorge bezeichnen und selbst auf ihr Gläschen nicht verzichten wollen. Das ist sittlicher Verfall, weiter nichts.

Dabei sind aber die Enthaltsamen sehr weit davon entfernt, ihre Zurückweisung der berauschenden Getränks etwa als besondere Heldentat, als rühmenswerte Handlung anzusehen oder angesehen wissen zu wollen. Durchaus nicht; es liegt ebenso wenig Heldenhaftes darin wie wenn jemand nicht schnupft oder nicht Opium raucht. Der Abstinent ist so sehr erfüllt von dem siegreichen Bewußtsein, eine um vieles gesündere, vorteilhaftere, die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit begünstigende Lebensweise zu führen, wovon er nur Nutzen und nicht den geringsten Nachteil hat, daß er die Auffassung seines Tuns als »Opfer«, wie es oft bezeichnet wird, nur belächeln kann. Das Leben ohne Rauschgetränke ist doch das Natürliche, von dem sich die Menschen zu ihrem eigenen Nachteile entfernt haben; zu ihm zurückzukehren, muß jedem Einzelnen bald wahrnehmbaren Vorteil bringen; wo bleibt das Heldentum, das Opfer?

Aber der Verzicht auf Wohlbehagen, die heiteren Stunden der Betäubung, bedeuten sie denn kein Opfer? Für den, der sie gewohnt war, in dem sie wohl auch schon die Sucht nach dem gewohnten Betäubungsmittel hervorgerufen hatten, gewiß. Ehre und Anerkennung darum den tapferen Menschen, die sich zu überwinden verstanden und den Sieg über das verführerische Gift davon getragen haben: sie beschämen alle diejenigen, die ihm noch unterjocht sind. Nur kurze Zeit aber währt auch bei ihnen der Kampf: bleiben sie da fest, so winkt ihnen der schönste Lohn, denn herrlicher noch als für den, der nie gefallen, entfaltet in ihrem dem Gifte entrissenen Organismus die Schönheit des Lebens ohne Rauschgetränke ihre Reize. Dann aber, wenn die schalen Freuden des künstlichen Wohlbehagens vergessen sind oder nie gekannt wurden, bietet die Welt mit ihren unerschöpflichen Schönheiten reichlichen Ersatz, der die Rückkehr zur trübseligen Knechtschaft der Trinksitten als ganz unmöglich erscheinen läßt.

Es gibt Leute, die es für notwendig halten, der Abstinenz ein Mäntelchen umzuhängen und sie als Zweckmäßigkeitsmittel zu bezeichnen, das zur allgemeinen Mäßigkeit, dem Hochbilde und Ziele, führen solle; denn die Enthaltsamkeit Aller sei ein Traumgebilde und daher unerreichbar. Diese kleinmütige Auffassung muß zurückgewiesen werden, dem überzeugten Abstinenten ist die Lebensweise ohne Rauschgetränke keineswegs ein erzieherischer Behelf, um Mäßigkeit zu lehren und vorzubereiten, sondern sie ist ihm das Ziel, an dessen Erreichbarkeit er durchaus nicht zweifelt. Dazu ist um so weniger Ursache vorhanden, als sich die Menschen mit einer im Grunde zauberhaft raschen Entwicklung von den geistigen Getränken abwenden und die enthaltsame Lebensweise annehmen. Jahrtausende lang wurde an der Berechtigung des Trinkens nicht gerüttelt; noch nicht einmal ein Jahrhundert ist die Bewegung alt und schon sehen wir in einer Reihe christlicher Staaten den Enthaltsamkeitsgrundsatz von der Mehrheit der Bevölkerung wenigstens als lehrrichtig anerkannt und auf dem Wege zur Durchführung. Die Hindernisse, die noch entgegenstehen, werden in wenigen Jahrzehnten überwunden sein und dann werden Schweden, Norwegen, Finland, Kanada, Neuseeland, Island und sicher ein großer Teil von Nordamerika abstinent werden. Aber mehr als das, wir erleben es mit Staunen, daß die katholische Kirche, die sich aus mannigfachen Gründen durch fast zwei Jahrtausende gegen die Enthaltsamkeit durchaus ablehnend verhalten, jetzt ihre hohe Bedeutung für die Sittlichkeit des Volles zu erkennen beginnt, daß Franziskaner Predigten für die Abstinenz halten, viele Tausende von Kinder in den Schutzengelbünden zum Kampfe gegen die Trinksitte erzogen werden. Wir stellen mit Freude fest, daß die fortgeschrittensten Parteien aller Länder, in erster Reihe die sozialdemokratischen, nicht nur im Alkoholismus den verderblichsten Feind der Arbeiterschaft und den schlimmsten Auswuchs, den bösartigsten Bundesgenossen der kapitalistischen Ausbeutung erblicken, sondern auch die allerschärfsten Maßregeln gegen ihn in ihr Programm aufgenommen haben. Die Sozialdemokraten und Demokraten Finlands, Schwedens, Norwegens, Neu-Seelands treten geschlossen für das unbedingte Staatsverbot ein, in anderen Ländern finden sich unter den Führern und Leuchten dieser Parteien zahlreiche entschiedene Abstinente, die stets größeren Einfluß gewinnen. Die Beobachtung zeigt, daß das Verständnis für die Alkoholfrage und die Festigkeit des Kampfes gegen die Rauschgetränke um so erfreulicher find, je aufgeklärter, fortschrittlicher und demokratischer ein Land ist; vom selbstherrschaftlichen in tiefster Finsternis schmachtenden Rußland angefangen, wo die staatliche Schnapsbude dem Volke das Mark aus den Knochen saugt, bis zum freien, sich selbst regierenden Volke in Neu-Seeland und dem volksherrschaftlichen Norwegen oder Island finden wir zahlreiche Beweise für diese Beziehungen.

So wächst der stattliche Bau, den die Bewegung heute schon darstellt, von Jahr zu Jahr. Die Grundlagen der Trinksitte werden allmählich aber sicher unterhöhlt, mag auch die Wirkung, so weit sie sich in den Verbrauchsziffern dem Urteile darbietet, noch keine hervorragende sein. Aber die Anschauungen über das Trinken haben sich wenigstens in den Kreisen der denkenden Menschen schon gewaltig verschoben, die Begeisterung für den Suff, seine Wertung als Nationaltugend, als Maßstab für Kraft und Männlichkeit schwindet, die studentischen Trinkunsitten geraten in Verruf und Verfall, der Sport, das Kolonialwesen, die geänderten Auffassungen von militärischer Tüchtigkeit erzeugen ein neuzeitliches Hochbild der Mannhaftigkeit, das durch den Alkoholgenuß nicht mehr wie in früheren Zeiten nähergebracht, sondern in unerreichbare Ferne entrückt wird. Auf der ganzen Linie sind die Freunde der Rauschgetränke in die Verteidigungsstellung gedrängt, sie fühlen selbst ihre Schwäche und oft genug die Notwendigkeit, ihr Festhalten an der liebgewordenen Gewohnheit zu entschuldigen, während noch vor wenigen Jahren die Abstinenten bedrängt und zur Rechtfertigung ihres Nichttrinkens gezwungen wurden. Das Alkoholkapital führt einen verzweifelten Daseinskampf, der schon längst zu seinen Ungunsten entschieden wäre, wenn es nicht den Staat als Mitbeteiligten an seiner Seite hätte; es bedient sich in diesem Kampfe nicht immer lauterer Mittel, es greift zu Verleumdungen und Verdächtigung und Irreführung der Volksmeinung, trotzdem gelang es ihm nicht, die Fortschritte der Enthaltsamkeitsbewegung zu verzögern oder gar zu hemmen, denn ihre Beweggründe sind so wahr und so klar, daß sie unaufhaltsam zum Siege führen müssen. Kein Zweckmäßigkeitskunstgriff, keine um des guten Zweckes willen in den Kauf genommene Übertreibung ist die Enthaltsamkeit, sie soll nicht wieder fallen, wenn die traumhafte allgemeine Mäßigkeit durchgedrungen ist. Die Abstinenten erblicken im Genusse der Rauschgetränke eine Schmach und ein Unglück für das Menschengeschlecht und besonders für die weißen Rassen; sie hassen und verwerfen und bekämpfen ihn mit aller ihrer Kraft, weil er niederhält in den Schwaden des trüben Betäubungsglücksgefühls, Entschlossenheit und Willen zum Ausstiege lähmt und den Weg versperrt zu ihrem Hochbilde, zum Ziele des Menschengeschlechtes, zur Aufwärtsentwicklung ohne Betäubung.


 << zurück weiter >>