Unbekannte Autoren
Tausend und eine Nacht. Band VI
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Ibrāhîm, der Sohn des El-Mahdī, und El-Mamûn.

Hübsch ist auch folgende Geschichte von Ibrāhîm, dem Sohn des El-Mahdī, dem Bruder Hārûn er-Raschîds. Als 162 das Chalifat auf El-Mamûn, den Sohn seines Bruders Hārûn er-Raschîd übergegangen war, huldigte er ihm nicht, sondern begab sich nach Reij, wo er das Chalifat für sich selber in Anspruch nahm und ein Jahr elf Monate und zwölf Tage als Chalife residierte, während sein Neffe El-Mamûn wartete, daß er sich wieder unterwerfen und in die Zahl seiner Getreuen einreihen würde, bis er die Hoffnung aufgab und mit seinen Reisigen und Mannen gen Reij zog. Als Ibrāhîm hiervon Kunde erhielt, sah er keinen andern Ausweg als nach Bagdad zu flüchten, wo er sich aus Furcht für sein Leben versteckte; El-Mamûn aber setzte nun einen Preis von hunderttausend Dinaren auf seine Auslieferung. »Als ich von diesem Preis für meinen Kopf vernahm,« so erzählt Ibrāhîm, »da fürchtete ich für mein Leben –

Zweihundertunddreiundsiebzigste Nacht.

und war ratlos, was ich thun sollte. Schließlich verließ ich zur Mittagszeit mein Haus und ging in eine breite Sackgasse, an deren Ende ich im Quergebäude vor der Hausthür einen Barbier sitzen sah. Da trat ich an ihn heran und fragte ihn: »Hast du bei dir im Hause einen Raum, wo ich mich für eine Stunde verbergen kann?« Der Barbier antwortete: »Ja,« und öffnete die Thür, worauf ich in ein sauberes Haus trat. Nachdem ich eingetreten war, verriegelte er hinter mir die Thür und ging fort, so daß ich schon glaubte, er hätte von dem Preis, der auf mich gesetzt war, gehört, und bei mir sprach: »Nun ist er fortgegangen, um mich zu verraten.« Während ich aber wie ein Topf über dem Feuer brodelte und in Gedanken über meine Lage dasaß, kam er mit einem Male mit einem Lastträger wieder, der mit allem Erforderlichen versehen war, und wendete sich zu mir und sprach: »Mein Leben sei dein Lösegeld!« Da ich nun großen Hunger hatte, kochte ich mir einen Topf voll, wie ich mich nicht erinnere, je dergleichen gegessen zu haben. Als ich dann meinen Appetit befriedigt hatte, sagte er zu mir: »Mein Herr, es kommt mir nicht zu mit dir zu reden, doch, wenn 163 du deinen Sklaven beehren willst, so ist der hohe Beschluß der deine.« Da sagte ich zu ihm, indem ich glaubte, er kennete mich nicht: »Woher weißt du, daß ich mich gut unterhalten kann?« Darauf antwortete er: »Preis sei Gott, unser Herr ist dafür zu gut bekannt; du bist doch mein Herr Ibrāhîm,Ibrāhîm war als Lautenschläger und Sänger berühmt. der Sohn des El-Mahdī, auf dessen Kopf El-Mamûn einen Preis von hunderttausend Dinaren gesetzt hat.« Als ich diese Worte von ihm vernahm, stieg er hoch in meinen Augen, und seine Hochherzigkeit stand bei mir fest, so daß ich seinen Wunsch erfüllte und, gerade meines Knaben und meiner Familie gedenkend, die Verse sprach:

Der dem Joseph einst seine Lieben wiedergeschenkt,
Und ihn ehrte im Kerker, da er in Banden lag,
Vielleicht auch erhört er uns und vereint uns noch einmal,
Denn Gott ist allmächtig, der Herr der Welten all.

Als der Barbier diese Worte von mir hörte, sagte er: »Mein Herr, erlaubst du mir wohl, was mir eben einfiel, vorzutragen?« Und ich sprach: »Laß hören!« Da sang er die Verse:

Wir klagten zu unsern Lieben die Länge der Nacht,
Doch sie sprachen zu uns: Wie kurz ist die Nacht für uns.
Das kommt, weil so schnell der Schlummer die Augen uns schließt,
Doch versenkt er das Herz nicht in Schlaf.
Wenn die Nacht naht, die der Liebenden Herz versehrt,
So sind wir voll Trauer, doch sie begrüßen die Nacht,
Als hätten ein gleiches Leid sie verspürt wie wir,
Sie lägen schlaflos wie wir auf ihrem Pfühl.

Da sagte ich zu ihm: »Fürwahr, das hast du aufs beste gemacht und hast mir alle die Schmerzen der Trauer verscheucht; nun aber heitere mich noch mehr mit solchen Versen auf.« Da sang er folgende Verse:

[Glänzt makellos die Ehre des Manns,
So kleidet ihn jeder Mantel gut.]Aus der Kalkuttaer Ausgabe.
Sie spottete unsrer geringen Zahl,
Doch da sprach ich: Edle Männer sind rar.
Laß immer die Nachbarn mächtiger sein,
Die Mehrzahl der Nachbarn ist ehrloses Volk. 164
Wir sind ein Stamm, den der Tod nicht beschimpft,
Wie Amir es einst geglaubt und Salûl.
Wir lieben den Tod und beflügeln das Ende,
Sie hassen ihr Ende und schieben's hinaus.
Wir strafen sie Lügen, sobald wir's gewollt,
Doch, einmal gesprochen, steht unser Wort.

Als ich diese Verse von ihm vernahm, verwunderte ich mich aufs höchste über dieselben und ward von ihnen ins größte Entzücken versetzt. Dann nahm ich einen ledernen Beutel voll Gold, den ich bei mir hatte, und warf ihm denselben mit den Worten zu: »Ich empfehle dich in Gottes Hut; ich verlasse dich jetzt und bitte dich den Inhalt dieses Beutels für deine eigenen Bedürfnisse auszugeben. Bin ich erst meiner Furcht ledig, so will ich dir's über und über lohnen.« Er aber gab mir den Beutel zurück und sagte: »Mein Herr, Bettler wie wir haben keinen Wert bei euch; doch wie kann ich gemäß meiner Großmut eine Bezahlung für das Geschenk annehmen, das mir die Zeit durch deine Nähe und deine Einkehr in meinem Hause gewährt hat? Bei Gott, wenn du solche Worte noch einmal zu mir sprichst, und mir den Beutel noch einmal hinwirfst, so nehme ich mir das Leben.« Da steckte ich den Beutel, dessen Schwere mich belästigte, in meinen Ärmel, –

Zweihundertundvierundsiebzigste Nacht.

und wendete mich zum Gehen. Als ich aber zur Hausthür kam, sagte er zu mir: »Mein Herr, hier kannst du besser als irgendwo anders verborgen bleiben, und dein Unterhalt fällt mir in keiner Weise beschwerlich. Bleib bei mir, bis Gott deine Sorgen verscheucht.« Da sagte ich zu ihm: »Unter der Bedingung, daß du die Kosten aus diesem Beutel bestreitest.« Als er sich nun mit dieser Bedingung einverstanden zu sein den Anschein gab, blieb ich noch einige Tage bei ihm; da ich jedoch merkte, daß er kein Geld aus dem Beutel verausgabte, verließ ich sein Haus in Frauenkleidern, indem ich gelbe Marokkostiefelchen anzog und einen Schleier vors Gesicht nahm. Auf der Straße aber packte mich entsetzliche Furcht, und mit einem Male, als ich die 165 Brücke überschreiten wollte und dabei an einem gesprengten Platz vorüber mußte, erblickte mich ein Soldat, der mir früher gedient hatte, und erkannte mich. Gleich darauf schrie er: »Das ist der von El-Mamûn Gesuchte!« und packte mich, ich aber stieß ihn und sein Pferd so stark, daß beide auf dem schlüpfrigen Boden zu Fall kamen, und er ein Beispiel wurde für alle, die sich belehren lassen. Während nun das Volk zu ihm lief, eilte ich schnell über die Brücke und lief in eine Straße, wo ich eine Thür offen und ein Weib im Hausflur stehen sah. Da rief ich: »Meine Herrin, rette mein Blut, ich bin ein Mann in Ängsten;« worauf sie zu mir sagte: »Sei ohne Furcht.« Alsdann führte sie mich in ein Oberzimmer, wo sie mir ein Lager zurecht machte, und mir dann etwas zu essen brachte und zu mir sagte: »Beruhige deine Furcht.« Während sie aber noch sprach, klopfte jemand heftig an die Thür. Wie sie nun hinausging und die Thür öffnete, fand sie dort meinen Freund, den ich von der Brücke gestoßen hatte, mit umwundenem Kopf und blutüberströmten Kleidern ohne Pferd. Da fragte sie ihn: »Mann, was ist dir zugestoßen?« Worauf er antwortete: »Ich hatte den Mann gepackt, doch riß er sich wieder von mir los,« – und so erzählte er ihr den Vorfall. Alsdann holte sie ZunderDen Zunder legte sie zum Stillen des Blutes auf die Wunde. heraus, verband ihm den Kopf und machte ihm ein Bett zurecht, worauf er sich krank niederlegte. Hierauf stieg sie zu mir herauf und sagte: »Mir deucht, du bist der gesuchte Mann.« Ich antwortete ihr: »Ja;« doch erwiderte sie: »Fürchte nichts,« und verdoppelte ihre Güte gegen mich. Nachdem ich drei Tage bei ihr verbracht hatte, sagte sie zu mir: »Ich bin für dich vor jenem Menschen in Furcht, trifft er mit dir zusammen, so fällst du gerade in das Verderben, vor dem du dich fürchtest; mach dich daher aus dem Staube.« Nun bat ich sie noch um eine Frist bis zur Nacht und sie erwiderte: »Das kann nichts schaden.« Als dann die Nacht kam, legte ich Frauenkleidung an und begab mich zum Hause 166 einer Freigelassenen, die uns einst gehört hatte. Bei meinem Anblick weinte sie und heuchelte Schmerz und lobte Gott für meine Errettung. Bald hernach aber ging sie aus und that, als ob sie mir vom Bazar ein Mahl besorgen wollte, als mit einem Male, ehe ich mich's versah, Ibrāhîm der Mossuler inmitten seiner Diener und Soldaten, von einem Weibe geleitet, ankam, in welcher ich bei genauem Zusehen die Freigelassene, in deren Haus ich mich befand, erkannte. Sie schritt ihnen immer voraus, bis sie mich ihnen ausgeliefert hatte, worauf sie mich in meinen Frauenkleidern zu El-Mamûn führten, welcher eine Generalsitzung anberaumte und mich vor sich führen ließ. Bei meinem Eintritt begrüßte ich ihn als Chalifen, doch entgegnete er mir: »Gott gebe dir weder Frieden noch langes Leben!« Ich antwortete: »Nach deinem Belieben, o Fürst der Gläubigen, dein ist die Macht, und so kannst du Vergeltung üben oder verzeihen. Doch steht die Vergebung der Frömmigkeit näher, und Gott hat deine Vergebung über jegliche andere Vergebung gestellt, wie er meine Sünde größer als jede andere Sünde gemacht hat, o Fürst der Gläubigen. Strafst du, so geschieht's nach deinem Recht, vergiebst du aber, so geschieht's nach deiner Güte.« Darauf sprach ich die Verse:

»Groß ist meine Schuld gegen dich, doch größer bist du,
So nimm dein Recht dir oder in Gnaden vergieb;
War ich nicht edel in meinem Thun, sei du's!«

Da hob El-Mamûn sein Haupt zu mir, ich aber setzte eilig die Verse hinzu:

»Ich beging ein großes Vergehn, doch du bist mild von Natur;
Deine Verzeihung ist Huld, deine Strafe Gerechtigkeit.«

Nun ließ El-Mamûn sein Haupt wieder sinken und sprach die Verse:

»Wenn ein Freund mich zum Zorne reizen will
Und mich an meinem Speichel ersticken läßt,
So verzeih ich seine Schuld und vergebe ihm,
Aus Furcht, im Leben einst ohne Freunde zu stehn.«

Als ich diese Worte von ihm vernahm, roch ich den Geruch der Gnade. Dann wendete er sich zu seinem Vetter 167 und seinem Bruder Abū Ishâk und allen den anwesenden Großen und fragte sie: »Was urteilt ihr in seiner Sache?« Und alle rieten ihm meinen Tod an, nur daß sie in der Todesart uneins waren. Da fragte er Ahmed, den Sohn des Châlid: »Was sagst du, Ahmed?« Er antwortete: »O Fürst der Gläubigen, tötest du ihn, so finden wir deinesgleichen, der seinesgleichen getötet hat; vergiebst du ihm aber, so finden wir nicht deinesgleichen. der einem seinesgleichen vergeben hat.«

Da sagte Dunjasad zu ihrer Schwester Schehersad: »Wie schön ist deine Geschichte, wie lieb, wie süß und wie entzückend!« Schehersad aber entgegnete: »Was ist dies im Vergleich zu dem, was ich euch in der kommenden Nacht erzählen will, wenn ich noch lebe, und mich der König verschont.« Da sprach der König bei sich: »Bei Gott, ich töte sie nicht eher, als bis ich das Ende ihrer Geschichte vernommen habe.« Nun aber bemerkte Schehersad den anbrechenden Tag und verstummte.Für gewöhnlich werden die einzelnen Nächte nur mit dem letzten kurzen Satz abgebrochen, welcher der Abkürzung halber fortgelassen ist. Der vollere Schluß soll darauf hindeuten, daß die Geschichte besonders gefallen hat.

Zweihundertundfünfundsiebzigste Nacht.

»Glückseliger König, als der Fürst der Gläubigen El-Mamûn die Worte Ahmeds, des Sohnes des Châlid, vernommen hatte, senkte er sein Haupt und sprach das Dichterwort:

»Mein Volk erschlug meinen Bruder Umeim,
Drum, schieß ich auf sie, trifft mich selber der Pfeil.«

Dann sprach er noch das Dichterwort:

Ȇb Milde gegen den Bruder, der Recht und Unrecht vermischt,
Und bleib dir treu, ob er's mit Dank oder Undank dir lohnt.
Laß allen Tadel, er fehle oder wandle recht,
Ist doch verbunden stets, was lieb und was hassenswert.
Des langen Lebens Freuden verbittert das graue Haar,
Und Blüten stehn an den Zweigen zugleich mit der reifen Frucht.
Wer that hier nimmer Böses, und wer war immer gut?
Prüf' nur die Söhne der Zeit und schau, wie die Mehrzahl fiel.«

Als ich diese Verse von ihm vernahm, nahm ich das Linnentuch vom Kopf und rief laut: »Gott ist groß!« und sprach: »Gott 168 vergebe dir, o Fürst der Gläubigen!« Er aber sagte: »Sei unbesorgt, mein Oheim!« worauf ich ihm entgegnete: »O Fürst der Gläubigen, meine Sünde ist zu groß als daß ich sie entschuldigen könnte, und deine Gnade zu groß als daß ich dir dafür zu danken vermöchte.« Dann stimmte ich fröhlich an und sang:

»Der alle die Tugenden schuf, versammelte sie
In Adams Lenden für dich, den siebenten Imâm.Siebenter Imâm ist El-Mamûn bei Auslassung der omajjadischen Chalifen.
Mit Ehrfurcht hast du die Herzen der Menschen erfüllt,
Doch selber bescheidenen Herzens beschirmst du sie all.
Wenn überflutet von Trug zum Rebellen ich ward,
So war deine Gnade zu finden mein einziger Grund.
Du vergabst mir, desgleichen noch keinem vergeben ward,
Wiewohl kein Freund für mich um Gnade dich bat.
Dich jammerten Küchlein wie KataküchleinDer Kata ist ein schneller Wüstenvogel (ardea stellaris), nach seinem Geschrei so benannt. im Nest
Und ein sehnsuchtserseufzendes, trauerndes Mutterherz.«

Hierauf sagte El-Mamûn: »Ich spreche nach dem Vorbild unsers Herrn Joseph – Segen und Heil auf unsern Propheten und auf ihn! – Kein Tadel treffe euch an dem heutigen Tage! Gott vergiebt euch, und er ist der barmherzigste Erbarmer.Sure 12, 92. Ich gebe dir auch dein Gut und deinen Landbesitz wieder, mein Oheim, und sei unbesorgt!« Da betete ich für ihn zu Gott und sprach die Verse:

»Du gabst mir wieder mein Gut und geiztest nicht nach ihm,
Doch eh' du mein Gut mir gabst, hast du mein Blut mir geschenkt.
Gern gäb ich nun hin mein Blut, um deine Huld zu erkaufen,
Und all mein Gut, ja, zög mir die Schuhe für dich vom Fuß.
Wollt ich verleugnen die Huld, die du mir gütig erwiesen,
So wär meine Schande größer als deine Güte und Huld.«

Hierauf behandelte El-Mamûn mich ehrenvoll und gütig und sagte zu mir: »Oheim, Abū Ishâk und El-Abbâs rieten mir dich zu töten.« Ich erwiderte: »Abū Ishâk und El-Abbâs rieten dir gut, o Fürst der Gläubigen, doch du verfuhrst nach deiner Natur und wehrtest das, wovor ich fürchtete, 169 ab mit dem, was ich erhoffte.« El-Mamûn erwiderte mir: »Ich erstickte meinen Groll durch deine Begnadigung und verzieh dir, ohne dich mit dem Dank für Vermittler zu belasten.« Alsdann warf sich El-Mamûn geraume Zeit im Gebet nieder, worauf er den Kopf hob und mich fragte: »Oheim, weißt du, weshalb ich mich niederwarf?« Ich sprach: »Sicherlich, um Gott dafür zu danken, daß er deinen Feind in deine Gewalt gegeben hat.« Er entgegnete jedoch: »Das war nicht meine Absicht, vielmehr dankte ich Gott dafür, daß er mir eingab, dir zu verzeihen.« Hierauf gab ich ihm ein Bild von meinen Erlebnissen und erzählte ihm, wie es mir mit dem Schröpfer, dem Soldaten und seiner Frau und der Freigelassenen, die mich verraten hatte, ergangen war, und El-Mamûn befahl die Freigelassene, die in ihrem Hause saß und die Übersendung ihres Lohnes erwartete, vor ihn zu führen. Als sie vor El-Mamûn stand, fragte er sie: »Was hat dich dazu bewogen, in dieser Weise gegen deinen Herrn zu verfahren?« Sie antwortete: »Die Sucht nach Geld.« Da fragte er sie: »Hast du ein Kind oder einen Gatten?« Und, als sie es verneinte, befahl er ihr hundert Geißelhiebe zu verabfolgen und sie lebenslänglich einzukerkern. Dann ließ er den Soldaten und seine Frau und den Schröpfer vor sich führen und fragte den Soldaten, als alle vor ihm standen, weshalb er in dieser Weise gehandelt hätte. Der Soldat erwiderte: »Die Sucht nach Geld hat mich dazu bewogen.« Da sagte El-Mamûn: »Du paßt gut zum Schröpfmeister,« und beauftragte eine Person, ihn in einen Schröpfladen zu setzen, um dort die Schröpfkunst zu lernen. Die Frau des Soldaten aber ehrte er und gab ihr im Palast eine Wohnung, indem er sprach: »Das ist eine verständige Frau, die für wichtige Angelegenheiten paßt.« Dann sprach er zum Schröpfer: »Die Großmut, die du bewiesen hast, verdient außerordentliche Ehren,« und befahl ihm das Haus des Soldaten zu übergeben, indem er ihm noch dazu fünfzehntausend Dinare zum Geschenk machte. 170

 


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