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Drittes Kapitel.
Der Aufstieg der A.-G. Confidentia

Die »Confidentia A.-G. für Geschäfte aller Art« entstand endgültig am Tage nach jener Nacht, in der Stangeland im Fahrstuhl geschlafen hatte.

Eigentlich sah Furustolpe bei dieser Gelegenheit Stangeland und das Zimmer Nr. 313 zum ersten Male richtig. Von der Nacht her hatte er nur eine unklare Erinnerung an einen Riesen, der neben ihm gesessen hatte, und an eine Menge Flaschen und Siphone. Nach dem Frühstück trieb ihn etwas Unklares wieder in das Zimmer.

Stangeland war bei Tage gesehen fast ebenso groß wie Stangeland bei Nacht. Alles an ihm war riesig, außer Augen und Mund. Er erinnerte an eine jener großen Bestien mit kolossalen Kräften, aber schwachem Sehvermögen, die nur ganz kleine Tiere fressen können. Als Furustolpe in das Zimmer trat, saß er und spielte mit geschlossenen Augen Geige. Furustolpe blieb ganz verwundert an der Tür stehen. Stangeland schien ihn nicht zu bemerken und spielte weiter. Furustolpe sah sich im Zimmer um. Es war ebenso groß wie sein eigenes, aber allem Anschein nach hatte Stangeland es nach eigenem Geschmack eingerichtet. An der Wand hingen ein Florett, ein Säbel und ein Paar Boxhandschuhe, über dem Bett ein Bild mit einer Frau und einem Schwan, woraus Furustolpe nicht klug werden konnte. Auf dem Toilettentisch stand eine ganze Batterie von Flaschen mit verschiedenen Haarwassern in allen Farben; er fragte sich im stillen, was das für Liköre sein mochten. Hinter einem Vorhang in der einen Ecke sah er einen Duschapparat. Furustolpe hatte keine Erinnerung daran, daß er die Nacht in diesem Zimmer verbracht hatte.

Stangeland hörte auf zu spielen. Furustolpe sagte:

»Ja, ich komme um –«

»Hm,« brummte Stangeland. »Wie geht's dir? Wollen wir von unseren Geschäften reden?«

Er nannte ihn du! Geschäfte? Furustolpe wurde mißtrauisch.

»Das nicht gerade. Ich dachte nur – ich meine –«

»Schon gut! Hast du schon vergessen, was ich dir von der ›Confidentia‹ sagte? Gereut es dich schon?«

Furustolpe wäre bald auf den Rücken gefallen.

»Bereuen? Ich muß wohl etwas benebelt gewesen sein! Haben wir heute Nacht von einer Aktiengesellschaft gesprochen?«

»Aber natürlich – das weißt du doch! Nicht? Komisch! Du erzähltest doch, daß du Kapital hast …!«

»Ich?«

»Jawohl – du!«

»Das ist doch unmöglich! Ich – –«

»Du sagtest mir, daß du 12 000 Mark, 1500 Rubel und 300 Kronen – –«

Furustolpe fuhr sich über die schmerzende Stirn.

»Das ist wirklich nicht viel; versuchst du, damit Geld zu verdienen, bist du in einer Woche pleite.«

Furustolpe kam zu sich.

»Na, man hat ja die Börse!« meinte er.

»Die Börse!« Stangeland lachte höhnisch. »Vor drei Monaten kam ich mit 15 000 norwegischen Kronen in der Tasche hier an. Und wo ist das Geld jetzt? Willst du's wissen? Bei dem Makler Schornstein! Versuch's nur mal mit der Börse!«

Er ging an den Toilettentisch, schraubte eine Flasche auf und besprenkelte sich den Kopf. Furustolpe strich sich gedankenvoll den Bart. Es lag schon etwas Wahres in den Worten des anderen.

»Nein,« sagte Stangeland, »mit der Börse ist nichts. Wer 50 000 Kronen hat, kann an der Börse spekulieren. Aber wenn man wie du ein kleines Kapital hat, dann läßt man besser die Finger davon.«

Er stellte die Flasche weg.

»Nein! Weißt du, was man machen muß, wenn man weder Kapital hat noch ganz arm ist? Man muß eine Aktiengesellschaft gründen. Wir zwei gründen die Aktiengesellschaft ›Confidentia‹! Confidentia bedeutet Vertrauen. Wir müssen Vertrauen zueinander haben.«

Furustolpe wollte aufstehen. Stangeland betrachtete das Bild über seinem Bett und sagte:

»Du hast Kapital, aber du hast keine Ideen. Ich hingegen habe Ideen, aber mein Kapital hat Schornstein eingesteckt. Darum mußt du dich auf mich verlassen wie ich mich auf dich. Innerhalb eines Jahres wirst du dein Kapital verzehnfacht haben und du wirst mir ein Drittel des Gewinnes geben.«

Furustolpe stotterte:

»Nennt man das eine Aktiengesellschaft?«

»Jawohl,« sagte Stangeland. »Weißt du, was ich für eine Idee habe?«

»Na?«

»Tang,« sagte Stangeland, »Seetang.«

Furustolpe sah sich entgeistert um; die Gedanken tanzten in seinem Kopf herum. Tang? Warum nicht gar leere Flaschen?

Stangeland nahm die Geige, prüfte die Saiten und sagte:

»Deutschland braucht Jod und Soda, aber kann weder das eine noch das andere hereinbekommen. Einen Teil seines Bedarfes kann es im Lande decken. Und wie? Dadurch, daß die Deutschen den Tang bearbeiten, den man an den Küsten sammelt. Du starrst mich an, aber es verhält sich wirklich so. Ein deutscher Professor hat es bewiesen. Ich habe es in einer Fachzeitung gelesen, ich lese nämlich alle derartigen Zeitschriften. Also – einen Teil seines Bedarfes kann Deutschland im Lande decken. Aber hat Deutschland die Zeit dazu? Nein! Denn es mangelt Deutschland an Arbeitskräften. Aber mangelt es uns an Arbeitskräften? Nein! Haben wir nicht genügend Tang? Doch! Hm. Also schlage ich vor: wir kaufen Tang zu einem Spottpreis und verkaufen ihn für schweres Geld nach Deutschland. Dazu braucht man kein Geld – jedenfalls nicht mehr als du hast. In zwei Monaten ist dein Kapital verdoppelt. Genügt dir das?«

Furustolpe hatte mit offenem Munde zugehört.

»Tang,« wiederholte er. »Tang, – das ist ja alles gut und schön – aber wenn wir schon nach Deutschland exportieren wollen, wären da nicht Suppenwürfel besser am Platze?«

»Und das Kapital?« fragte Stangeland. »Wo willst du denn das hernehmen? Und die Konkurrenz! Es gibt wenigstens fünfzig Suppenwürfelfabriken in Kopenhagen – und mindestens dreimal so viel in der Provinz. Und dann sind für den Betrieb Fachleute notwendig, und die kosten auch allerhand, und du weißt ja selbst, wie groß oder besser gesagt, wie klein dein Kapital ist.«

Furustolpe starrte träumend vor sich hin.

»Noch hat niemand damit angefangen, Geschäfte mit Tang zu machen. Man bekommt ihn beinahe umsonst. In zwei Monaten ist das Kapital verdoppelt, d. h. das Kapital der Aktiengesellschaft.«

Furustolpe kehrte wieder zur Wirklichkeit zurück. »Ach so …!« sagte er langgezogen.

Stangeland betrachtete ihn durchdringend mit seinen kleinen listigen Augen.

»Du sitzt und überlegst dir die Geschichte,« fragte er. »Du willst wohl am Ende das Geschäft allein machen?«

Furustolpe fuhr zusammen.

»Ach was – du bist verrückt –«

Stangeland griff zur Geige und begann Schumanns »Träumerei« zu spielen. –

»Nein, das wäre ja auch undenkbar. Danach siehst du mir gar nicht aus. Ich habe bereits die Satzungen der ›Confidentia‹ ausgearbeitet – sie liegen dort auf dem Tisch. Sieh sie dir mal durch.«

Furustolpe nahm die Papiere und las sie, während Stangeland spielte. Die Aktiengesellschaft »Confidentia«, mit Sitz in Kopenhagen, betreibt Geschäfte aller Art, welche sich den Zeitverhältnissen anpassen. Die Gründer der Gesellschaft sind der Kaufmann Wenzel Furustolpe, Finnland, und der Redakteur Sven Stangeland, Norwegen. Die Kapitaleinlage stellt der Kaufmann Wenzel Furustolpe, während Redakteur Stangeland die Aufgabe hat, Ideen zu liefern und die Verwirklichung derselben durch seine Beziehungen zu fördern … Vom Geschäftsgewinn, der jeden Monat zur Verteilung gelangt, werden 70 Prozent zum Stammkapital hinzugefügt, während die restlichen 30 Prozent zu 20 Prozent an den Kaufmann W. Furustolpe, zu 10 Prozent an den Redakteur Stangeland ausgezahlt werden. Bei evtl. Auflösung der Aktiengesellschaft wird das Kapital nach denselben Grundsätzen verteilt. –

Stangeland unterbrach einen Augenblick sein Spiel und sagte:

»Sehr anständige Bedingungen!«

Furustolpe wollte aufspringen. Sollte er ein Drittel seiner Einkünfte und seines Kapitals an einen wildfremden Norweger abgeben? Niemals! Was gab denn der Norweger? Allerdings versprach er, Ideen zu geben, aber wußte man denn, ob sie einschlagen würden? Sein erster Vorschlag schien ja ganz annehmbar – aber was weiter? 30 Prozent! Das war ja unsinnig …

Stangeland sagte: »Du verstehst, wenn ich sage 30 Prozent, dann meine ich auch nicht ein Öre weniger. Eigentlich wollte ich 50 Prozent verlangen, aber ich werde mich mit 30 Prozent begnügen.«

Er spielte seine »Träumerei« weiter. Furustolpe wollte protestieren, aber er konnte nicht. Das Spiel Stangelands übte auf ihn einen faszinierenden Einfluß aus. Er durchdachte immer und immer wieder den Kontrakt, er wollte widersprechen, aber ihm fehlte die Kraft dazu. Wer konnte ahnen, was Stangeland noch für neue Ideen hervorbringen konnte. Und dann hatte er Beziehungen. Furustolpe hatte weder das eine noch das andere. Sollte er wirklich ein Drittel seines Kapitals und seiner Einkünfte abgeben? …

Stangeland stand in seiner ganzen majestätischen Größe auf und sagte gähnend:

»Na – wenn du nicht willst, dann muß ich mir eben einen anderen suchen.«

Furustolpes Bedenken schwanden mit einem Schlage. Er nahm die Feder, tauchte sie ein … und zögerte wieder. Stangeland nahm den Säbel von der Wand und begann in der Luft Ausfälle zu machen. Durch den Ärmel konnte man das gewaltige Spiel seiner Muskeln sehen. Er schien absolut nicht unter Katzenjammer zu leiden. Furustolpe betrachtete ihn verzückt. Beinahe ohne zu wissen, was er tat, unterschrieb er. Die Aktiengesellschaft »Confidentia« war gegründet.

Zwei Tage später reiste Furustolpe nach Jütland.

Er durchquerte es von Esbjerg nach Skagen und von Skagen nach Kolding und schloß Kontrakte ab, welche die Küsten der Insel in Kürze ebenso ratzekahl an Tang machen würden, wie sie es am dritten Tage der Schöpfungsgeschichte waren – vorausgesetzt, daß Jütland an dem Tage schon existierte. Wo Furustolpe hintrat, da wuchs kein Tang mehr. Er hatte mit den Fischern den Preis von einem halben Öre per Kilo vereinbart.

Er reiste nach Kopenhagen zurück und erfuhr dort, daß der deutsche Professor, aus dessen Forschungen Stangelands Idee stammte, inzwischen einen Fortschritt gemacht und festgestellt hatte, daß die Fibern des Tangs außer den bereits festgestellten Eigenschaften noch den Vorzug hatten, den geeignetsten Stoff zur menschlichen Kleidung zu bilden.

Am selben Tage wurde er durch Stangeland mit Herrn Isidor Lebenslust, Agent aus Breslau, bekannt. Eine Woche später begann der Tang von Jütlands Küsten wie ein gewaltiger Strom gen Süden zu fliehen. Jedes Kilo, das Gjedser, Varndrup oder Aarhus passierte, hinterließ 4 Öre in der Kasse der »Confidentia« und 8 Öre in der Tasche des Herrn Lebenslust.

Aller Anfang ist schwer. Die Wahrheit dieser Regel mußten Furustolpe und Stangeland auch mit einem Seufzer anerkennen. Sie hatten das Land von allem Tang befreit. Was sollten sie denn nun anfangen?

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Es stellte sich heraus, daß sich der deutsche Professor geirrt hatte, als er behauptete, daß Tang das beste Ersatzmaterial zur Herstellung der menschlichen Kleidung sei. Ein anderer deutscher Professor verkündete, daß die Nessel das einzig Wahre sei.

Mit nicht geringer Verwunderung las dies Furustolpe in einer Zeitung, die Stangeland ihm reichte.

»Nesseln? Steht hier wirklich Nesseln? Aber, um Gotteswillen, das kann doch nicht möglich sein!«

»Warum sollte es eigentlich nicht mit Nesseln ebensogut wie mit Tang gehen?«

»Aber ich verstehe nicht – – –«

»Hat denn das was zu sagen, ob du es verstehst oder nicht? Die Hauptsache ist wohl, daß die Deutschen es verstehen.«

Furustolpe mußte ihm recht geben.

»Das wohl,« antwortete er, »aber die armen Menschen – – Nesseln!«

»Na – das ist ja letzten Endes ihre Sache!«

Furustolpe durchreiste auf's neue die Provinz.

Dieses Mal erwies sich die Durchführung seiner Mission weit schwieriger. Es ist nicht wider menschliche Gefühle und Vernunft, Tang aus dem Meere zu holen, aber mit einer Nesselernte verhält es sich doch anders. Auf der Insel Fyen war man gleichgültig, auf Seeland stand man der Sache sogar skeptisch gegenüber. Auf beiden Inseln wuchs übrigens das Getreide so üppig, daß von Brennesseln kaum etwas zu sehen war. Die magere jütländische Heide war dicht mit Nesseln überwuchert; hier fand Furustolpe ein Volk, das mit seinem eigenen verwandt war: schwerfällig, fleißig, verschlossen, die Gedanken auf ernste Dinge gerichtet. Unwillkürlich fiel er in seinen früheren Predigerton zurück, wenn er mit den Leuten sprach:

»Ich sage Euch: Denkt daran, was die Schrift lehrt: ›Denn es wird alsdann eine große Trübsal sein, als nicht gewesen ist von Anfang der Welt bis her, und als auch nicht werden wird. Seht Ihr die Zeichen? Denn es wird sich empören ein Volk gegen das andere, Gog wird gegen Magog kämpfen, und ein Drittel des Wassers wird zu Blut werden. Habt Ihr Augen zu sehen und Ohren zu hören? Dornen und Disteln soll die Erde dir tragen, und im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen. So spricht die Heilige Schrift. Glaubt Ihr, daß sie es umsonst tut?‹«

Er hatte viele Zuhörer, denn er sprach inspiriert und berauschte sich an den eigenen Worten. Trotzdem ließen die Jütländer sich durch die religiösen Gesichtspunkte keineswegs verwirren und schoben die praktischen Fragen in den Vordergrund. Als Furustolpe Jütland verließ, hatte er Kontrakte betreffs der Nesseln abgeschlossen, aber sie kosteten 3 Öre pro Kilo. Aus den Händen der »Confidentia« gingen sie in den Besitz des Herrn Isidor Lebenslust über, der sie seinerseits so schnell weitergehen ließ, als ob er fürchtete, sich daran die Finger zu verbrennen. Jedes Kilo brachte der »Confidentia« 3 Öre und Herrn Lebenslust 6 Öre ein. Das Spiel stand also immer noch ungleich.

So verging die Zeit mit Tang und Nesseln bis September. Aber am Anfang dieses Monats sagte sich die »Confidentia«, daß ein größerer Coup gemacht werden müßte. Sie hatte ihr Aktienkapital kaum verdreifacht, – und was war das in einer Zeit, wo tausend Prozent eine Alltäglichkeit waren?

Die neue Möglichkeit der Aktiengesellschaft »Confidentia« bot sich wie von selbst. In den dänischen Buchenwäldern brannten die rotgoldenen Flammen des Herbstes, in den Lichtungen tummelten Hirsche und Rehe mit zierlichen Hufen sich im feuchten Gras. Ihre Liebesrufe tönten wie Jagdsignale durch die klare Herbstluft; von den glutschimmernden Bäumen fielen die Eicheln mit leichtem Geknatter zu Boden. Die fallenden Eicheln und die asterweißen Wölkchen, die gen Süden zogen, ließen in Stangelands Kopf eine neue Idee entstehen.

Sicherlich ließ sich aus den Eicheln Öl pressen; in Deutschland war Mangel an Öl – also mußten die Eicheln denselben Weg wandern, wie die weißen Wölkchen am Himmel.

Furustolpe war begeistert, aber die bösen Erfahrungen mit den Nesseln wirkten noch in ihm. So hohe Arbeitslöhne wollte er nie mehr bezahlen – aber wie ließ sich die Sache billiger machen? Bald fand er die Lösung des Rätsels. Er zog sich auf sein Zimmer zurück und hatte nach zwei Tagen eine Broschüre fertig, die nach weiteren zwei Tagen schon ins Dänische übersetzt der Druckerei abgegeben wurde. Die Broschüre trug den Titel: »Ein Nationalvermögen, das vermodert.« Sie besprach die Werte, die auf dem Boden Dänemarks lagen und jährlich verloren gingen, weil niemand daran dachte, sich zu bücken und sie zu sammeln. Die Broschüre wurde kostenlos an alle Dorf- und Volksschulen verschickt. Einige Tage später besuchte Furustolpe die Lehrer, um sie als Agenten für die »Confidentia« zu werben. Die Lehrer hatten die beachtenswerte Broschüre gelesen und waren nicht gewillt, schweigend zuzusehen, wie sich Dänemark an den Eicheln versündigte. – Die Aktiengesellschaft erklärte sich bereit, zu einem Preis von 4 Öre per Kilo den Lehrern alle Eicheln abzukaufen, die die Kinder einsammelten. Was die Lehrer ihrerseits mit den Schülern vereinbarten, blieb ihnen und ihrem Gewissen überlassen.

Das Unternehmen gelang über alles Erwarten; die Zeitungen unterstützten die neue Nationalsache, und bald wanderten die Eicheln gen Süden. Aber vorher hatten sie ihre Spuren in den Kassenbüchern der Aktiengesellschaft »Confidentia« hinterlassen, und zwar mit 6 Öre per Kilo. Herr Lebenslust quittierte über 10 Öre. Das Spiel begann gleichmäßiger zu werden. Das war Furustolpes Verdienst, und Herr Lebenslust beklagte sich lebhaft darüber.

»Ach, du liebe Zeit! Welcher Mann! So eigensinnig und gefühllos. Ich habe noch nie im Leben mit einem solchen Menschen zu tun gehabt, der gar nicht mit sich reden läßt! Es lohnt sich ja nicht, ihm zu sagen, daß mein armes, kämpfendes Vaterland diese Preise unmöglich zahlen kann! Zehn Öre pro Kilo, sagt er, oder ich gehe zu einem anderen. Er ist so hartnäckig, daß gar nichts mit ihm anzufangen ist. Und ich armer Kerl, muß kaufen und kann nicht einmal hundert Prozent aufschlagen.«

Die Gesellschaft »Confidentia« war eine der wenigen Unternehmen, die das Wort »Besinnung« zum Wahlspruch hatte. Trotz der guten Erfolge ließen sich die Leiter keineswegs zum Übermut verleiten. Die Geschäftsräume lagen in einer finsteren Straße; dennoch waren die Geschäfte, die man trieb, bei weitem nicht derart, daß sie das Licht hätten scheuen müssen.

Die Lokalitäten war spartanisch einfach. Sie bestanden aus zwei Zimmern, von denen das erste eine Chaiselongue, einen Tisch, vier Stühle, einen Schrank und ein Telephon enthielt. Im Weiten befanden sich Warenproben der Aktiengesellschaft und dann Erzeugnisse von Carlsbergs Brauerei. Ein Bild des finnischen Dichters Runeberg verriet das Verständnis der Direktion für Poesie; ein Grammophon dokumentierte ihre musikalischen Interessen – besonders Furustolpe beschäftigte sich mit dem Grammophon. Er liebte Musik, aber beherrschte im Gegensatz zu Stangeland kein Instrument.

Übrigens blieben die Inhaber der Confidentia A.-G. im Hotel Meyer wohnen. Furustolpe hatte noch immer Zimmer 217 inne. Als einzige Veränderung hatte er sich ein Telephon mit eigener Leitung beschafft. Stangeland wohnte jetzt in Nr. 214 und schlief dann und wann mit passenden Abständen im Fahrstuhl.

In dieser Hinsicht eiferte Furustolpe ihm nicht nach. Er arbeitete, sah den Erfolg seiner Bemühungen und war glücklich. Nur zwei- bis dreimal im Monat wurden die wilden Instinkte in ihm wach. Die Befriedigung, die ihm seine Tätigkeit sonst gab, schwand dann mit einem Schlage. Die Gier nach einem Rausche raste in ihm. Zwei – drei Tage lang aß und trank er, bis er eines Morgens in seinem Zimmer mit pochenden Schläfen aufwachte, von einer tiefen Reue erfüllt. Er empfand sie im Grunde ganz angenehm, obwohl er der letzte gewesen wäre, das zuzugeben.

»Kein Abstinenzler,« sprach er bei solchen Gelegenheiten zu sich, »kann in den Himmel kommen. Denn was weiß der von Reue und Bekehrung? Nichts.«

An solchen Tagen spendete er regelmäßig zu wohltätigen Zwecken.

Weil diese Perioden selten bei ihm eintraten, fiel es ihm schwer, für einige merkwürdige Ereignisse, die er im Hotel Meyer erlebte, eine Erklärung zu finden.

Trotz seiner unordentlichen und ungepflegten Kleidung herrschte doch eine gewisse Ordnung in seinem Hab und Gut. Diese Eigenschaft war ihm in seiner Seminarzeit zu eigen geworden; dort hatte er gelernt, daß Kleider nicht so sehr Leute machen, sondern daß es auf die Persönlichkeit ankommt. Aber gleichzeitig wurde betont, daß man auf seine Sachen ein wachsames Auge haben müsse, weil alles, was der Mensch hat, eigentlich nur ein Darlehn sei.

Furustolpes Beinkleider waren ungebügelt, sein Oberhemd nicht immer einwandfrei, doch wußte er genau, wieviel Hosen und Hemden er besaß. Übrigens hatte er nur zwei Paar Beinkleider und fünf Hemden. Jeden Abend legte er Uhr, Brieftasche, Schlüssel und andere Kleinigkeiten, die er noch in der Tasche trug, in einer geraden Linie auf den Tisch – d. h. wenn Stangeland ihn verleitet hatte, seine alte Bekanntschaft mit dem Benediktiner wieder einmal zu erneuern, wies die sonst korrekte Linie Krümmungen auf. Aber frühmorgens lagen sie vollzählig da. Darum fiel ihm das, was ihm am Morgen des 20. Juli zustieß, um so mehr auf.

Ohne den geringsten Katzenjammer erwachte er, erhob sich und wollte das Hemd überziehen. (Stangeland hatte ihm nämlich gelehrt, daß es unrichtig sei, in demselben Hemd zu schlafen, das man tagsüber anhatte.) Er stellte dabei fest, daß das Hemd nicht ganz sauber sei, nahm die Knöpfe heraus und ging an die Kommode, um ein frisches zu entnehmen.

Er wußte genau, drei frische Hemden mußten in der Schublade liegen. Er zog den Kasten heraus … er war leer … Unmöglich!

Oder hatte er sich doch geirrt? Nein, bestimmt wußte er: dort hatten drei Hemden gelegen. Was sollte das bedeuten? War er bestohlen worden?

Aber wer sollte sie gestohlen haben? Natürlich das Zimmermädchen! Es konnte niemand anderes gewesen sein!

Na – da hole der Teufel dieses Weib!

Furustolpe fluchte nie; das wäre gegen seine Grundsätze gewesen, aber hoch und heilig gelobte er, daß der Böse das Mädchen holen sollte, sofern sie die Hemden hätte, – und griff dabei nach seinem getragenen Hemd.

Es lag genau an dem Platz, an den er es hingelegt hatte; als er nun die Knöpfe suchte, die er vorhin herausgenommen hatte, waren diese verschwunden. Furustolpe war starr. Er wußte genau, die Knöpfe hatte er auf den Tisch gelegt – und jetzt war kein Knopf zu sehen, weder im Hemd noch auf dem Tisch.

Was bedeutete dies nun alles?

Es konnte schlecht einer die Knöpfe entwendet haben, während Furustolpe den Rücken kehrte.

Wie ein Rasender drückte er auf den Klingelknopf, und im nächsten Augenblick klopfte es an der Tür.

»Herein!«

Das Zimmermädchen öffnete die Tür und steckte ihren Wuschelkopf lächelnd durch den Spalt. Aber ihr Lächeln erstarb, als Furustolpe sie anschrie:

»Wo sind denn meine Hemden? Wollen Sie mir das gefälligst sagen!«

»Ihre Hemden …?«

»Ja – natürlich – tun Sie nur nicht so! Ich hatte drei Hemden in der Kommode liegen, und jetzt sind sie alle verschwunden! Sind sie vielleicht durchs Fenster geflogen?«

Furustolpe stand vor dem Zimmermädchen, nur mit einem kurzen Nachthemd bekleidet, behaart und majestätisch. Sein blonder Bart floß wallend auf seine Brust herab. Seine Beine waren bis zum Knie unbedeckt. Aufgeregt und zornig wie er war, dachte er nicht daran, daß er in diesem Aufzuge vor einem Weibe stand.

Das Mädchen ging scheuen Blicks an ihm behutsam vorbei ins Zimmer hinein. Sie zog den Kommodenkasten heraus und rief:

»Aber hier liegen ja Ihre Hemden!«

»Dummheiten! Ich habe ja eben selbst …«

Er verstummte.

Dort lagen wirklich seine Hemden, ein blaugestreiftes und zwei weiße, sauber und frisch gebügelt. Was Teufel – …

»Na, und meine Hemdenknöpfe? Die sind auch weg!«

Das Mädchen zeigte auf den Tisch und sagte: »Sind das nicht Ihre Knöpfe?«

Furustolpe drehte sich hastig um und konnte vor Überraschung kein Wort hervorbringen. Auf dem Tisch lagen sorgfältig wie immer seine Hemden-, Kragen- und Manschettenknöpfe.

Und plötzlich geschah ihm, wie Adam und Eva im Paradies; er sah, daß er nackt war. Allein mit einem Weibe und nackt. Er setzte sich, zog heftig an dem Hemd, um es zu verlängern und zeigte befehlend zur Tür:

»Es ist gut! Sie können gehen.«

Das Zimmermädchen verschwand mit einem breiten Lächeln. Furustolpe starrte ihr verständnislos nach …

Ein Irrtum konnte nicht vorliegen … Wenn er Katzenjammer gehabt hätte. Aber so – nein, das war unmöglich!

Erst waren die Knöpfe dagewesen, aber nicht die Hemden. Das wußte er bestimmt. Dann waren plötzlich die Knöpfe und die Hemden weg. Auch das wußte er bestimmt. Und dann war beides auf einmal wieder da. Ihm war das alles ganz unverständlich.

Er hatte die Geschichte beinahe vergessen, als sich plötzlich wieder etwas Eigentümliches ereignete. Eines Abends hatte er mit Stangeland gebummelt und dabei dem Benediktiner ziemlich fleißig zugesprochen, während sich Stangeland vollständig dem Whisky zuwandte.

In letzter Zeit hatte Furustolpe eine Entdeckung gemacht: Wenn er Benediktiner trank, wachte er nachts immer mit einem rasenden Durst auf. Allein dieser ließ sich nicht mit dem Wasser in der Karaffe löschen. Dazu benötigte er Selterswasser. Darum hatte er abends im Café des Hotel Meyer gesagt, daß man ein Siphon in das Zimmer 217 bringen solle. Es war beinahe zwei Uhr, als die Direktoren der A.-G. »Confidentia« zum Heimweg aufbrachen. Der Nachtportier Andersen hatte schon seinen Dienst im Hotel Meyer angetreten. Er begrüßte die Herren mit einem singenden »Guten Abend«. Furustolpe fragte etwas verworren, ob der Siphon auf sein Zimmer gebracht sei. Andersen antwortete auf die Melodie »Im tiefen Keller sitz ich hier«:

»Ach wie durstig der Mensch doch ist – von der Wiege bis zum Grabe!«

Stangeland zog Furustolpe mit sich in den Fahrstuhl. Der versuchte vergebens, eine bestimmtere Antwort aus dem Portier herauszuholen. Er setzte Furustolpe im zweiten Stock ab und begleitete ihn bis an die Tür. Als Furustolpe die Tür öffnete, sah er zu seiner Befriedigung einen Siphon auf dem Nachttisch stehen. »Na – gute Nacht!« murmelte er Stangeland zu und ging in das Zimmer.

Einige Stunden später wachte er auf, geplagt von einem heftigen Durst, der auf die zahlreichen Benediktiner zurückzuführen war. Ohne das Licht anzuknipsen, tastete er nach dem Siphon. Er bediente sich nämlich nie des Glases, sondern zog es vor, direkt aus dem Hahn des Siphons zu trinken. Das war so herrlich erfrischend und wohltuend. Seine Hand fuhr hastig über den Nachttisch. Die einzigen Widerstände, die sie fand, waren die Uhr, die Brieftasche und die Schlüssel. Kein Siphon stand auf dem Nachttisch.

Furustolpe fuhr im Bett hoch. Was war das nun wieder? Er hatte doch ganz genau den Siphon auf dem Tisch stehen sehen, bevor er auslöschte – einen großen grünen Siphon und ein Glas. Ob er sich geirrt hatte? Nanu – was war denn das? Ein Glas! Also – wo war der Siphon?

Nichts da! … Und er mußte doch da sein! Er streifte vorsichtig mit dem ganzen Arm über den Tisch. Aber der Siphon war weg. Wütend suchte seine Hand nach dem Schaltknopf und knipste. Es wurde nicht hell. Er knipste drei-, vier-, fünfmal – es blieb dunkel. Er fuhr sich über die Stirn und knipste nochmals, wieder vergeblich. Das Zimmer blieb pechschwarz.

Er fühlte, wie der Schweiß aus den Poren trat. Was bedeutete das? Das war ihm noch nie passiert! Er stand auf und tastete sich vorsichtig zur Tür, um zu sehen, ob die Beleuchtung im Korridor auch abgestellt sei. Die Dunkelheit im Zimmer flößte ihm mehr Angst ein, als er sich zugestehen wollte. Endlich fand er die Tür. Und dann entdeckte er, daß sie von außen abgeschlossen war.

Ja, von außen!

Er klinkte ein paarmal und rüttelte, gleichzeitig drückte er die Schulter an die Tür. Nichts zu machen. Die Tür war und blieb verschlossen. Er war ganz naß vor Schweiß. Endlich ließ er die Klinke los und starrte vor sich hin. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken umher. Ob wohl Stangeland seine Hand mit im Spiel hatte? Er wurde von Wut gepackt und tobte, bis sich plötzlich der Durst, der ihn vorhin geweckt hatte, wieder einstellte. Sein Hals brannte wie Feuer – nein, er war trocken wie dicke Schlacke. Er mußte den Siphon finden!

Er warf sich auf die Knie und suchte den Fußboden ab. Vermutlich hatte er im Schlafe den Siphon heruntergeworfen; und jetzt lag er irgendwo; so mußte es sich verhalten. Wenn er ihn doch nur bald finden würde! Mit den Händen vor sich hertastend, untersuchte er systematisch den Fußboden Zoll für Zoll, so gut es in der Dunkelheit gehen wollte. Minute auf Minute verrann; sein Hals war wie verdorrt; rote Lichter tanzten vor seinen Augen, und in Gedanken verfluchte er Stangeland, wie nur ein Frömmler es kann. Furustolpe stieß an Tisch- und Stuhlbeine; tastete unter Bett und Sofa und wirbelte den Staub auf, der ihn fast erstickte, fand aber nichts, was auch nur die leiseste Ähnlichkeit mit einem Siphon hatte. Schließlich gab er das Suchen auf. Er kroch an den Waschtisch, fand die Karaffe und trank. Pfui – schmeckte das abscheulich! Schal, lauwarm – er stellte die Karaffe zurück, torkelte in das Bett und schlief bald ein.

Eine halbe Stunde später wurde er wieder von dem brennenden Gefühl im Halse geweckt. Wieder stand er auf und durchsuchte das Zimmer. Wieder raste er vor Aufregung, bis die vor ihm tanzenden roten Lichter sich zu einem Spruch, mit Feuerschrift geschrieben, formten: In der äußersten Finsternis, wo ihr Durst nicht aufhöret und ihr Feuer nicht erlischt … Wieder mußte er seinen Durst aus der Karaffe löschen, und dann fiel er in einen bleischweren Schlaf.

Mit schmerzenden Schläfen wachte er auf; die Erlebnisse der Nacht kreisten in seinem Kopf. Das Zimmer war von grauer Morgendämmerung gefüllt. Mit Mühe schlug er die Augen auf; aber das erste, was er erblickte, machte ihn mit einem Schlage munter.

Auf dem Nachttisch stand ein gefüllter grüner Siphon und daneben ein Glas. Mechanisch streckte er die Hand nach dem Schalter aus – die Birne glühte auf. Taumelnd stieg er aus dem Bett und ging zur Tür. Sie war verschlossen, aber von innen …

Ganz geistesabwesend kleidete Furustolpe sich an. War er verrückt geworden? Hatte er einen Anfall von Delirium gehabt? Zögernd erzählte er Stangeland von den Erlebnissen der Nacht. Nirgends hätte er einen schlechteren Tröster finden können.

»Na – das ist ja furchtbar einfach!« sagte Stangeland und nickte gleichmütig mit seinem Kopfe, der aussah wie ein großer Felsblock, den die gewaltige Natur auf einen anderen gesetzt hat. Man kann ihn hin- und herbewegen, so daß es ganz gefährlich aussieht, aber er fällt doch nicht herunter. »Das ist ja ganz einfach,« sagte er noch einmal. »Warum hast du dich auch so eingehend mit der Benediktinerflasche beschäftigt. Du säufst ja wie ein Kamel!«

Furustolpe fuhr sich über die schmerzende Stirn.

»Na – ich gebe ja zu, daß wir gebummelt hatten,« sagte er, »und ein bißchen in Stimmung war ich auch, aber soviel will ich dir nur sagen: Ich war ebenso wach wie jetzt! Und das Licht brannte nicht! Und der Siphon war nicht da, und die Tür war verschlossen! Und heute, als ich aufwachte …«

»Nächstes Mal wird's Delirium,« stellte Stangeland fest. »Ich verstehe wirklich nicht, wozu das ganze Likörtrinken gut sein soll. Du mußt ja selbst einsehen, daß die Geschichte mal schlecht enden wird. Mach's wie ich, trinke Whisky! Davon ist noch kein Mensch krank geworden.«

Furustolpe sah Stangeland durchdringend an.

»Also warst du es nicht, der mich eingeschlossen hat? Du hast nicht das Licht im Korridor abgestellt?«

Stangeland schlug mit der Faust auf den Tisch.

»Na – hör mal! Sollte ich dich einschließen und das Licht abstellen? Das kann nicht dein Ernst sein!«

Er sah so ehrlich dabei aus, daß Furustolpe ihm glauben mußte. Wieder hing er seinen Grübeleien nach. Hatte er wirklich alles nur geträumt? War es Alpdrücken, durch den Durst hervorgerufen? Was sollte er sonst denken?

Er legte ein stilles Gelübde ab, dem Benediktiner bis auf weiteres zu entsagen. Er hielt Wort, ohne dabei Stangelands Rat zu befolgen und sich dem Whisky zuzuwenden und blieb so von weiterem Alpdrücken verschont.

Man schrieb den 22. November 1916. Es war ein rauher, unfreundlicher, nebeliger Abend – die Straßen waren mit Schlicker bedeckt. Stangeland ging, eifrig auf Furustolpe einredend, mit diesem durch den Nebel.

»Du wirst selbst zugeben müssen, daß der Weg, den wir eingeschlagen haben, gut und sicher ist, aber er ist viel zu lang. Wir kommen schon ans Ziel, aber erst weit hinter allen anderen. So geht es nicht weiter.«

»Aber mein lieber Freund, erinnerst du dich nicht an das, was du sagtest, als wir die Aktiengesellschaft gründeten? Besser einen kleinen, aber sicheren Verdienst einheimsen, als einem großen und unsicheren nachjagen. Hast du das schon vergessen? Und haben wir unser Kapital nicht schon verfünffacht?«

»Das ist es ja gerade! Wenn es so weitergeht, werden wir niemals reich! Und reich willst du doch werden, nicht?«

Furustolpe sah mit seinen großen blauen Augen sinnend vor sich hin.

»Gewiß will ich reich werden, aber nicht allzu reich. Denn es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß – –«

»Na – was willst du denn eigentlich?«

»Ich will meinen unterjochten Brüdern in Finnland ein Vorbild sein. Und ich will meinen kämpfenden Brüdern in Deutschland helfen.«

»Na – und deine schwedischen Brüder?«

»Denen will ich natürlich auch helfen.«

Stangeland unterbrach ihn.

»Dazu hast du jetzt gerade die passendste Gelegenheit! Und fürchte dich nicht vor dem Nadelöhr. Hier ist es!«

Er öffnete eine schmale grüne Tür und schob Furustolpe vor sich hinein.


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