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Kunst

Ich fahnde nach Gefühlen. Ich suche köstliche, seltene – und so klare und greifbare, wie eine Rose, eine Perle, ein Diamant, Felszacken im Licht, oder ein Abgrund, in den Fluten stürzen, oder ein mächtiger Mensch.

Gefühle können dumpf sein, und so unbestimmt und formlos, wie Stücken Erde und Stein, und verschwommen, wie Salz im Wasser. Oder auch so durch und durch Gesetz und Gestalt, wie ein reiner Kristall. Jedes Schicksal bricht sich darin so klar und funkelnd, wie der Sonnenstrahl im Edelstein.

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Die Alltäglichen, die Praktischen halten gefühlsmäßig und verschwommen für ein und dasselbe und meinen, nur der Gedanke sei klar.

Ein echter Irrtum der Notdurft.

Freilich sind Gefühle keine Henkeltöpfe und haben nicht bequeme Halten zum Weitergeben.

Perlmutter haben viele Muscheln. Aber Gefühle sind wie Perlen: die nur in seltenen Wesen Gestalt werden, die nur der Goldschmied faßt und ordnet.

Also, nur wer Künstler ist, kann sie reihen und fassen; nur wer die seltene Muschel im Meer ist, sie gründen.

In dem Alltäglichen ist alles Gefühl verschwommen, und er muß das Geschmeide kaufen.

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Mancher moderne Tor hält »Mystiker« sein für ein Verbrechen des Künstlers. Wann und wo waren je große Künstler anderes? Wann und wo hatten sie ihr Haus anders, als an das dunkle, reiche, wogende Meer der großen Ahnungen und Erkennungen und Gesichte aufgebaut? Allein aus diesem Meere konnten sie den Schatz gewinnen.

Sie tauchten in jene Flut das eigene, einzelne, vergängliche Leben und erhoben es daraus als dauernde Gestalt und als unvergängliches Gleichnis.

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Kunst

Ein paar Worte! ein paar Linien! – und Menschen und Kämpfe, quälende Leidenschaften und erlösende Ideen wachsen empor wie leibhaftige Dinge.

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Wirklichkeit

Hundertmal wird in der Welt vergessen, daß der Standpunkt der Handgreiflichkeit nur einer unter vielen ist, und was man mit Händen fassen kann, nicht wirklicher ist, als was man aus der Vogelschau mit Augen sieht. Freilich haben sich dabei die Horizonte erweitert – und das Wirkliche hier und dort ist verschieden. – Zwar wird immer die Wirkung der handgreiflich sinnlichen Wirklichkeit als der Kunst technisches Endziel vorschweben: das Kunstwerk will vors Auge treten, wie eine vorgehaltene Hand, die keinen andern Ausblick mehr gestattet. – Aber das, was letzten Endes im Innersten wirklich werden will in der Kunst, wird doch immer der weite Horizont aus Vogelschau, die offenbarte Seele, der innerste Zusammenhang sein.

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Urteil

Das Urteil des Weisen und des Toren ist gleich bedeutungslos für die Wirkung des wahren Kunstwerkes wie für seinen Schöpfer. Ein Werk mißachtet, liebt oder haßt man, wie einen Menschen aus Blut und Art, wenn man ein Mensch aus Blut und Art ist, nicht ein lächerlicher Bildungs- und Verstandesknecht. Freilich verschanzen sich in der Welt der Notdurft und des höflichen Scheins die unhöflichen, natürlichen und gesunden Gefühle der Mißachtung, der Liebe oder des Hasses hinter den blut-, augen-, ehren- und herzlosen, höchst unpersönlichen Urteilen. Und manche betrogenen Betrüger wissen es nicht einmal, daß sie sich nur feige in den billigen Mantel der Allgemeinheit hüllen, um ihre eigene persönliche Blöße zu decken.

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Stoff

Der Stoff des Kunstwerks ist nur der Köder, daß der notdürftige, eingeschränkte Mensch an die unwägbaren Sonnenwerte anbeiße und sich so den Weg zum Unbegreiflichen vorwärts ziehen lasse. Es ist das Vehikel, in dem, wie auch in allem Fleisch, das Unfaßbare einherfährt. Leider sehen die meisten die bekannte Kutsche und merken nicht, daß der Sonnenprinz darin sitzt.

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Mahnung

Geist im Sinnlichen verraten – und nie verraten, wenn sich der Geist vom Sinnlichen getrennt hatte!

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Stil

Auch was man als Geistwesen »Stil« nennt, kann man in der Welt der Dinge zurückführen auf sein wirkliches, sinnliches Ereignis – und wenn man sagt: »der Stil ist der Mensch«, so ist man bei seiner ursprünglichsten Wirklichkeit angelangt und damit bei der lebendigen Quelle aller Geistwesen.

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Freiheit

Jeder Künstler hat im Beginn einen Meister. Mancher – wohl ihm! – hat die Natur zum Meister.

Ein jeder muß sich von seinem Meister befreien, um zu sich selber zu kommen!

Der muß Kraft haben, der die Natur zum höheren Eigentum seiner selbst überwindet. Das allein taten alle Großen.

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Phantasie und Einbildungskraft

Utopien und Phantasien sind andere Dinge, als Offenbarungen einer wahren Einbildungskraft. Auch ein Weltbild kann man sich träumen. Es gibt viele köstliche Träume, die man mit Glück erzählen hört. Aber man muß doch zwischen Traum und Traum unterscheiden. Man darf nicht jede Dichtung erniedrigen und von ihr sagen, sie sei Utopie und Phantasie. Lebendige Dichtung ist immer die Offenbarung einer wahrhaftigen Einbildungskraft. In diesem Sinne ist sie Frucht desselben Dranges, der auch die höhere Ordnung der Welt offenbar macht. Phantasien und Utopien höre ich zu, sie können mich entzücken und bewegen oder nicht. Der Wahrheit, wo immer ich ihr begegne, bin ich rückhaltlos verfallen, ihr Sklave bin ich, sie kann mich zwingen – sei es durch ein Lichtwort der Erkenntnis, durch Kraft und Tiefe eines menschlichen Bildes; sei es durch Melodie oder Gestalt gewordene Macht eines persönlichen oder menschheitlichen Schicksals. Nur Schwärmer sehen zwischen jenem Willensspiel und diesem Lebenszwange keinen Unterschied.

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Künstler, ahmt dem Fruchtbaum nach! Eure Werke seien rund, wie die Orangen, ihre Oberfläche bunt und duftend, ihr Geschmack süß, und – im Innersten die Kerne! – Der Genußpöbel speit sie aus und wirft sie auf die Straße. Aber der Eingeweihte weiß, daß sie allein das ewige Leben bergen.

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Aller Glanz liegt in dem Sinnlich-faßbaren draußen. Und an jeder Zufälligkeit muß man es anpacken, um das tiefe Gefühl darin zu entschleiern.

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Man darf nicht zu früh vornehm werden. Vornehm heißt, in der Sicherheit und Würde des Besitzenden sich fühlen – auch im Werk. Wer vorwärts einblicken und neu gestalten will, muß noch immer achtlos zupacken unter Menschen und Dingen.

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An einen Schulmeister

Schweben willst du uns lehren,
Meister? Lache der Zwänge!
Rhythmus ist immer Geschenk,
wenn er in Freiheit sich hüllt.

Frei, wen das Leben geliebt,
hinschwebt in der Ordnungen Anmut:
aber in Zwang und Gesetz
klirret der Sklave dahin.

Der Selige

Was geht den Seligen die Not an?
Nur Schönheit und Licht deucht die Erde,
die von Gehetzten erfüllten
Straßen scheinen ein Fest!

So ist immer die Schönheit
ein seliger Blick im Gedränge:
um uns im Raume fort
drängt es und arbeitet hart.

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O Heimat! himmlisch frische und stille! Meine Linden lispeln und rauschen am dunstigen Sommertage, und Millionen Hummeln summen mir ihren Erntesang in mein wohliges Träumen vom Baume nieder. Hier ist gut sein. –

Es ist lange her, da konnte ich mich gar nicht von den Alpen trennen, als Zürich jahrelang mein Wohnort gewesen. Es zerriß mich ganz, als wir Abschied nahmen. Ich dachte: so eine Heimat! Nun sind mir die schlesischen Berge erst ganz Heimat geworden. Der Künstler muß sich seine Heimat »erwirken«. Allein die Wiese, aus deren Blumen die Biene Honig macht, ist ihre Heimatwiese, ob da gerade Prunkblumen blühen oder kleine, unscheinbare Erdenkinder. Auf den Honig kommt's an. Wer ihn schmeckt, weiß dann, daß in solcher Heimat Süße war.

Dauerndes quillt nur aus Erde.
Du kannst den Duft nicht gewinnen,
wenn du die Blume nicht pflegst,
welche das Rätsel gebar.

*

Detlev von Liliencron

Wer liebt nicht Liliencron? Er tritt ins Blut, wie ein junger Wein. Er tritt ins Haus und ins Herz wie ein lachender Mann voll mannhafter, schalkhafter, erquickender Gesichte.

Er eröffnet eine ganze Heimat, Schicksal und Scholle.

Wo er verstummte, ist es auch, als ob stärkende, freie Freude und Kraft gegen Philister und Mucker je und je – aus echtem Freundesmunde noch im Ohre klänge.

Seine Farbe ist rein und durchsichtig – und leuchtend, wie eine Landschaft nach Gewittern.

Man hält, was er mit sicherem Herzschlag lebte und dichtete, wie einen Strauß Schönheit aus Lebenslust, Güte und Mannestum in Händen.

*

Drama

Das ernste Drama ist ein System, den Menschen zu führen, daß er, bis zu unverbrüchlichen Wesenstaten fortschreitend, sein Innerstes auftue und damit den tiefsten Sinn und die letzten Kräfte des Menschenwesens überhaupt offenbare.

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Menschen verzeihen, wenn sie Schicksale erkennen. Aber nur weil die Dinge nicht verzeihen, die die Schicksale zwingen. So muß auch die Kunst die Schicksale zwingen. Aber im Erkennen den Hauch der Liebe darüber breiten.

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Es sind immer Taten, die uns hinreißen, nicht Worte. Oder Worte nur, wenn sie Taten spiegeln. Das ist aller Sinn der dramatischen Wirkung.

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Charakter

Die Antike suchte und fand die in Licht und Schönheit freie und harmonisch betätigte Menschlichkeit. Charakteristik im Sinne der Renaissance ist etwas anderes. Charaktere sind Kampfgrößen. Charakterzeichen Kampfzeichen. Preis des Kampfes allezeit Macht und Freiheit der Person. Herkommen, Staat, Gesellschaft sind die Ungeheuer, gegen die der neue Mensch auszieht.

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Schiller

Schillers Werk und Kunst ist kein spielendes Tun, wie Brunnen, die mit springenden Wassern im Lichte spielen.

Das ist Goethes Kunst.

Schillers Gestalten sind nicht rein für sich schön geartete Wesen, wie knospende Baume und frische Blumen. Schiller war leidenschaftlich menschlich-sittlichen Zwecken ergeben. Sein Werk ist heiß und ernst. Seine Gestalten sind »erhaben wollende« Gesellschaftswesen.

Wir von heute sind Soziale – oder Einsiedler. Wir hängen an den kleinlichen oder gewichtigen Geschäften der Notdurft der Gesellschaft, Wirtschafter, die ums tägliche Brot für die Massen sorgen oder – wir sind froh, den Nächsten ganz vergessen zu können. Aber beiden, den Sozialen wie den Einsiedlern, fehlt Richtung und Höhe einer weltgeschichtlichen Illusion, die Schillers Wesen ganz durchleuchtete.

Kann man solche fortreißende Schau von außen bringen, wenn sie nicht ureigene Wärme im Blute aufsteigt? Die Antwort darauf geben die geschichtlichen Dramen unsrer Zeit.

Schiller war ein weltgeschichtlich echt Begeisterter.

Sein Vermächtnis ist kein Evangelium für den Schaffenden, der für sich und zu eigener Erhöhung gebiert. Aber es ist noch immer die reichste Dichterbotschaft an die menschheitlich-sittliche Volksgemeinschaft.

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Die Idee

Das heimlich Eine, was mich trägt und hält, nichts anderes ist die Idee meiner selbst, nie sonst zu fassen, als in diesem mannigfach bewegten, einen, sich in Fleisch und Blut darstellenden Leben, als in dieser einen wirklich daseienden Fülle. So ist auch das heimlich Eine, die Idee eines Kunstwerks, heimlich eins geworden wie aus dem Schöpfer der Mensch so aus dem Künstler der Traum, und nicht anders wirklich, als in der Fülle Leben, die im Kunstwerk flutet.

Der Denker kann sich darüber Gedanken machen. Der schauende Mensch wird die Idee hören, wie der Memnonssäule Ton, wie des Werkes heimlich eigene Weise, sie ahnen, wie den Duft über dem Weinkelch. Wer diese Heimlichkeit wieder tönen, den Duft neu schweben macht aus eigenen Mitteln, ist nicht mehr der Kritiker, ist der aus eigenen Gnaden begeistete Künstler.

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Intim

Intim heißt nur: um jeden Preis die Brunnen seiner eigensten, heißen Lebensgefühle in tausenderlei Menschengestalten und Lebensdeutungen schöpfen – heißt: ganz nur lebendiges Selbst sein auch im gegenständlichen Leben – heißt: das Objekt rein nur darstellen aus tiefstem Lebensdrange, rein nur darstellen, um sich selber aus allen Tiefen und in allem Wandel, sich selbst, seine ganze eigene, weite Welt und sein ganzes, eigenes, inniginnerstes Leben herauszuschöpfen und hinauszugeben in Gestalt und Wirklichkeit.

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Zu nahestehende, zu intime Stoffe seiner Zeit muß der moderne Künstler monumentalisieren lernen, wenn er sie zum ewigen Gleichnis und damit zum dauernden Besitz der Kultur erheben will. Ferne, dem Gefühl bereits entschwundene, monumentale Stoffe dagegen muß er warm individualisieren, um sie seiner Zeit neu in Gefühl und Blut zu bringen.

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Der an der Zeit Kranke, der Halbgebrochene, schafft das Zeitgemäße, wie der Hypochonder die zeitgemäßen Kuren. Der Starke schafft das Zukünftige.

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Der wahrhaft Schaffende schafft sich persönliche Distance gegen die herkömmlichen, durchschnittlichen und unpersönlichen Menschenmaße.

Und Ruhm gewinnen heißt das Recht der persönlichen Distance vor allem Volke gewinnen. Das ist die lebendige Gewährleistung der vollen, geistigen Person.

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Du selbst

Deine Kunst ist deine Feier.

Und deine Feier mußt du leben überall und mit dir tragen unter allen.

Es ist immer Gefahr, wenn du »gemein« wirst und wie jeder.

Deine Feier will gehegt sein hinter dichten Hecken, und wenn du in Wildnissen Blüten brichst und Früchte sammelst, mit harten Gittern und Stacheln gegen allerlei Getier.

Und du bist es selbst: Deiner Feier Hecke oder Harnisch, oder deiner Feier priesterlicher Hüter, wenn du nicht Busch und Baum, noch Fels, noch Eisenmann, wenn du nur Geistmann bist, zu schwach, als nur zu Zauberspruch, Talar und Weihen.

So verstehe den dunkel drapierten Stephan George, der um die neuen Wunder seiner Verse sich mystisch weihte. So auch den harten, grauen Fels Schopenhauer, der um die dunklen Nachtblumen seiner »Weisheit vom Leide« ewig hervordräuen mußte gegen alles gemeine Leben um und um.

Du kannst nicht an den Tafeln der Konvention zufrieden sitzen und lachen, in den Salons der üppigen Schwelger eitel deine Feier Hinausspreizen, ohne daß nicht die einsamen Gärten und seligen Wildnisse veröden und ihrer Blumen und Früchte Seelen verhauchen.

Du selbst – ein streng ummauernd Leib und Leben.

Deine Feier ein hoch ummauert stilles Heiligtum.

Deine Kunst ist deine Feier.

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Je selbstvergessener du ein Wesen oder Ding künstlerisch ergreifst und immer inniger ergreifst, um endlich auszudrücken, wie du es fühlst, desto reiner stellst du dich selber dar. Nie kann in der Menschenseele Natur bloß Natur bleiben, es handelt sich immer um eine wahre Vermählung. Je reiner Wesen und Dinge aus dir strahlen, desto mächtiger tragen sie den Stempel deines Geistes und Wesens – unwissentlich und unwillentlich. Erfüllt deine Seele nur ganz die letzte Hingabe an deine Vision, dann strahlt auch dein Werk erst rein und voll die Kraft und Eigenart deiner Person.

Es ist wie in der Liebe. Du bekommst nur dort den reinsten Glanz deines Ichs zurück, wo du dein Ich am leidenschaftlichsten verlierst.

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Dichter, du schweige, daß deine Gestalten aus sich zu Worte kommen!

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Ragende im Kunstreich, Gipfel über Zeiten sind die, die große Gestalten in den Raum und vors Menschheitsauge stellten, sichere Menschenmaße zum Anschaun und zum Aufschaun für die Menge hinschrieben in die Lüfte. Niemals die nur zärtliche, zerrissene und weiche Schwärmereien und Träume wie umnebelnden Weihrauch hinhauchten. Gestalt ist das Wesen der großen Kunst: sei es die volle, reiche Gestalt einer Fünften oder Neunten Symphonie, sei es Lionardos »Heilige Anna selbdritt« oder Rembrandts »Mann im Helm«.

Der Ragende trachtet nicht, Schwärmern nur selige Augen zu machen. Er weitet die Augen der Gewöhnlichen. Er macht ihren Blick ins Hohe, ins Machtvoll-sinngebende gerichtet. Er führt des Alltäglichen Schau und Verlangen einen Augenblick erschütterlich ins Reich des Ragenden empor.

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Gestalt

Nicht der leibhaftige Christus, als Gestalt lebt er. Das ist das Mysterium der göttlichen Person.

Das Wesen der Gestalt ist, sich aus der irdischen Leibhaftigkeit durchsetzen durch Zeit und Raum in Millionen Seelen. Als ihr Teil, ihr Grund und ihre Schau in ihnen lebendig werden und so lebendig im Geist fortwachsen wie ein reiches Geäst, durch die Jahrhunderte und die Jahrtausende.

Gestalt kann werden: die ganze weite, sittliche Person in ihrer ergrabenen Gottgeborenheit, wie in Christus.

Oder andere Erstrahlungen der Person, wie in Lionardo, Rembrandt, Shakespeare, Beethoven, Goethe.

Wer kann einem irdisch Leibhaftigen, wer es auch sei, zu seiner Zeit sagen, daß er um jeden Preis und unter allen harten Zufällen dieser Welt wachsen und wachsen wird, wie ein weiter Baum, aufstrebend durch Jahrhunderte und Jahrtausende?

Gestalt sein ist das Wesen der Unsterblichkeit, ist der Gegenstand des wahren Ruhmes. Gestalt werden die letzte Sehnsucht des Geistes.

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An den Künstler

Ganz einzig seien die Dinge!

Ganz nur einmal!

Ganz nur für dich!

Nur ein einziges Mal so schön, so tief, so grausig, so erhaben.

So, in Lust an dem Einzigen, mußt du sie ergreifen! So, nur in dieser Lust, gestalten!

Alle Weltlehre sollst du verachten, die die Dinge von altersher greifen, alles Erkennen als Erinnern und alles Leben als Wiederkehr auffassen möchte.

Ganz einzig sei alles, was du liebst und ergreifst in deiner Kunst!

Es gibt für dich keine andere Welt, keine andere Einheit.

Du bist es selbst.

Du presse aus dem Einzelnen den Saft, gewinne das Arom, schaffe die Seele der Dinge!

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