Heinrich Hansjakob
Meine Madonna
Heinrich Hansjakob

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13.

Der Backmuldenmann Toweis konnte seinen alten Baugeist nicht so leicht begraben. Er hatte das Baumeisteramt kaum zwei Jahre abgelegt, als er es wieder annahm.

Die Burgerschaft hatte beschlossen, das große Weidfeld, Mühlengrün genannt, in Matten (Wiesen) umzuwandeln und diese unter sich zu verlosen. Zu diesem Zweck mußten Wässerungsanlagen und ein großes Wehr gegen den Einbruch der Kinzig angelegt werden.

Das konnte aber am besten der Toweis durchführen, und anno 1788 übertrug man bei der Aemterbesetzung ihm das Bauamt aufs neue. Er legt zuerst das große Wehr an, einen gewaltigen Steinbau, der heute noch existiert, und dann bietet er das Heer der Froner auf, um die Matten herzurichten. Doch die Haslacher schicken als »Fröner« elende Leute oder kommen gar nicht. Der Toweis will nun bezahlte Taglöhner anstellen, aber der Rat genehmigt's nicht.

Ein Jahr lang plagt der alte Bäcker sich ab auf dem Mühlengrün; dann legt er seine Baumeisterei nieder, weil er klagen hört, es gehe nicht vorwärts.

Der Stabhalter Fernbach meint, der Toweis habe den Entschluß der Amtsniederlegung »in der Hitz« gefaßt, und rät ihm, Baumeister zu bleiben.

Allein der Toweis hat genug. Er schimpft bald darauf wie ein Rohrspatz über das ganze Stadt- und Landregiment: »Der Stabhalter dirigiere alles und die Stadträte und Burgermeister seien nur seine Hausknechte, die zu allem ja sagten. Wenn die Burgerschaft was wäre, hätte sie schon längst einen Schultheißen. Daß der Ratschreiber seit Jahren auch das Schultheißenamt vertrete, könne nur in Hasle vorkommen, wo man sich von den Herren in Donaueschingen alles gefallen lasse.«

Jetzt war Feuer im Dach. Der Stabhalter eilt nach Wolfe zum Landvogt und verlangt Untersuchung und Bestrafung. Der Toweis aber bleibt einstweilen den Ratssitzungen fern.

Der Landvogt von Schwab kommt zur Untersuchung und ist so mild gegen den Frevler, daß er ihm zum Schluß das Urteil spricht: »Er solle nur ganz ruhig den Sitzungen wieder anwohnen, und wer ihm wegen seiner Beschimpfungen Vorhalt mache, werde von der Herrschaft empfindlich gestraft werden.«

Der Stabhalter begnügt sich mit diesem Urteil; aber sechs Ratsfreunde erklären, nicht mehr in die Sitzungen zu kommen, bis ihnen eine andere Genugtuung würde.

Diese kam aber nie, und nach und nach setzten sie sich ruhig wieder neben den Bäcker mit der scharfen Zunge.

Warum dieser diesmal so glimpflich wegkam, weiß die Backmulde nimmer. Ich aber vermute, der Umstand, daß damals sein Sohn Josef bereits Hofkaplan war, habe dem Vater Luft geschafft. –

Als die Herren das erstemal wieder friedlich beisammen waren, erschien vor ihnen der Handelsmann Josef Kleyle, der Vater des oben genannten Joachim Kleyle. Er hat bei dem Handelsherrn Löhnis in Köln elf Stück holländischen Käses bestellt, und nach sechswöchentlicher Reise ist der Käs verdorben angekommen.

Da der Kölner dies nicht wird glauben wollen, bittet der Haslacher Krämer den Rat, in sein Haus zu kommen, den Käs zu versuchen und ihm ein Zeugnis auszustellen.

Das geschieht: der Käs wird versucht und für schlecht befunden.

Zu meiner Knabenzeit kannte man in Hasle den holländischen Käs nicht einmal mehr dem Namen nach; die alten Haslacher aber genossen ihn, wie die jungen heute den Schweizerkäs. –

Seit 1785 gab es in Hasle zwei Bäckermeister vom Stamme Hansjakob: Toweis, der Vater, und Philipp Jakob, der Becke-Peter und Eselsbeck, sein Sohn. Beide konnten sich nie recht in die Regeln der Zunft finden und freischärleten gerne, wie auch ich, ihr Urenkel und Enkel.

So brachten sie anno 90 die ganze Zunft gegen sich auf, weil sie das Mäßle Mehl um drei Kreuzer billiger verkauften, als die Zunft beschlossen hatte.

Alle Wibervölker holten ihr Knöpfle-Mehl bei den zwei billigen Bäckern und schimpften über die andern. Diese versammelten die Zunft und verurteilten die »Stümpler« in ihrer Abwesenheit zu einer Geldstrafe. Sie bezahlten diese nicht, und nun ging die Zunft an den Rat, der die zwei Missetäter vorlud.

Der Sohn Philippus führte das Wort und meinte, die Zunft übernehme (überfordere) die Leute; bei dem gegenwärtigen Fruchtpreis könne man das Mehl billiger geben.

Der Zunftmeister Fideli Müller antwortete: Dem sei nicht so, aber »die Hansjakoben hätten immer was Besonderes und hielten sich nicht gern an Zunft und Ordnung«.

Da der Becke-Philipp erst kürzlich wegen Uebersitzens im Wirtshaus und wegen üblen Redens gegen den Rat gestraft worden war, fand er bei diesem wenig Gehör, und Vater und Sohn mußten die Strafe bezahlen. –

Der Rat hielt damals in alleweg fest zur Zunft. Der Chirurgus Pfaffius und sein Sohn Johann Martin, der eben von der hohen Schule heimgekommen und sich in der Zunft des Vaters, aus der ein Meister gestorben war, niedergelassen hatte, verklagten mit allen ihren Kollegen den in Wolfe residierenden Landschaftsarzt Dr. Kern. Dieser verkaufte, wie die Chirurgen, Medikamente und nahm chirurgische Operationen vor.

Da er mit beidem in das Zunftrecht der Chirurgen eingriff, trat der Rat auf Seite der letztern, und der Dr. Kern wurde platterdings auf die innere Heilkunde ohne Medikamentenverkauf verwiesen.

Doch ruhte bald der Streit zwischen Zunft und Freischärlern in alleweg: denn in den neunziger Jahren kamen die echten und größten Freischärler, die Franzosen, über den Rhein, und der Krieg mit all seinen Plagen ging auch über das stille Kinzigtal.

Genau in der Mitte dieses Jahrzehnts wurde der Toweis 65 Jahre alt, und jetzt schied er aus dem öffentlichen Leben. Fast dreißig Jahre war er Ratsfreund gewesen. Ei wollte nun Ruhe haben und ungestraft täglich die heilige Messe anhören können.

Er resignierte auf seine Ratsstelle, und sein Scheiden ward kühl angenommen. Der Toweis gehörte, wie sein Urenkel, nicht zu den Leuten, die überall beliebt sind. Der Meister Fernbach war nie sein Freund gewesen, und der neue Stadtschultheiß Battier gehörte zu den »Wälschen« und »Herrenwedlern«.

Obwohl der Toweis zehn lebendige Kinder hatte, die alle vom Vater was wollten oder ihn schon vieles gekostet hatten, so gedachte der alte Ratsherr doch bei seinem Scheiden aus dem städtischen Amt der Armen.

Er ließ durch seinen Schwager, den Burgermeister Xaveri Schättgen, dem Rat einhundert Gulden für den Armenfond überreichen. Diese »wohltätige Rücksicht auf die Armen« wurde ihm verdankt.

Mit ihm verschwand aber der Name Hansjakob nicht vom Rathaus. Sein Vetter Anton, der Färber, und sein Sohn Philipp sorgten schon dafür. Beide bekamen vom Rat sehr häufig Strafen zudiktiert, weil sie ihre Kühe besonders hüteten oder weil sie ihre Namen nicht an das Burgerholz im Wald geschrieben oder weil des Färbers Buben Kirschen gestohlen oder in den heiligen Hainen Eicheln geschwungen hatten.

Wichtiger war beider Verweigerung in Sachen der Kriegsbereitschaft. Anno 1799 sollten auf Antrag der kaiserlichen Regierung alle Bürger auf dem Rathaus die Zahl ihrer Gewehre angeben, damit die Oesterreicher wüßten, wie viel Freipulver sie liefern müßten, um die Mannen von Hasle kriegstüchtig zu machen.

Unter den wenigen, die nicht kamen, waren die genannten zwei Hansjakob, weil beide dem Hauch der Freiheit huldigten, der über den Rhein herüber gedrungen war, und sie keine Lust hatten, für das alte Regiment ihre Gewehre loszuschießen. Sie wurden mit 48 Kreuzern punktiert.

Aber auch der alte Ratsfreund Toweis erscheint, nachdem er das Rathaus verlassen, noch dreimal im Strafkodex. Sein Sohn Toweis, damals Chef in der Backstube, macht eines Tages in frevelhafter Weise ein Klafter Holz im Strickerwald; ein andermal haut er zwei Büchele um zu »Blasholz« in den Backofen; ein drittesmal schwingt er Eicheln in einem der heiligen Haine. Jedesmal wird er ertappt und sein Vater punktiert.

Sonst erlebten der alte Bäcker und seine fromme, unermüdliche Magdalene Freude an den meisten ihrer zehn Kinder. Sie sahen, ehe sie aus dem Leben schieden, fast alle gut versorgt.

Der erste Sohn, so von des Vaters Backmulde wegkam, war der Philipp Jakob, der, wie wir gesehen, es einem Hufeisen verdankte, daß er, kaum dreiundzwanzigjährig, zu einer eigenen Backmulde gelangte.

Daß die Anna Marie Hammerstiel, die ihm zu dieser Mulde verholfen, lange vor dem kleinen Philipp kinderlos starb, hat auch mir großes Leid angetan. Denn ihr Tod hat es dem jungen Becke-Peter ermöglicht, anno 1792 die Maria Anna Zachmann zu heiraten, die meine leibliche Großmutter wurde und mir zwei Erbstücke hinterlassen hat, unter deren einem ich schon unsäglich gelitten habe.

Sie war nämlich die leibliche Enkelin des »Brisgäuers«, des Schultheißen und Italieners Sartori, selbst eine große, schwarze Italienerin und mit einem melancholischen Gemüt behaftet.

Sie hinterließ nun meinem Vater und mir ihre körperlichen und seelischen Eigenschaften. Mein Vater war der Typus eines schwarzbraunen Italieners in Gestalt eines Alemannen, und mich hielten ob meiner tiefschwarzen, mächtigen Haare und ob meines blassen Gesichts in jungen Jahren viele Leute, die nicht wußten, daß ich von Hasle sei, für einen Italiener.

Als ich anno 74 in Frankreich reiste, fragten mich die Franzosen regelmäßig, ob ich ein Italiener oder ein Spanier sei.

Mein Vater und ich erbten auch die Melancholie der Italienerin. – In der Seele des ersten Sartori, der aus der Lombardei mit einer Gräze auf dem Rücken an den Fuß des Schwarzwalds und nach dem österreichischen Städtchen Herbolzheim kam, mag das Heimweh nach der Sonne Italiens diese Melancholie erzeugt haben.

Ob mein »hitziges Temperament« auch aus Italien stammt, weiß ich nicht sicher, da unter meinen Ahnherren schon viele Hitzköpfe waren, ehe die Enkelin Sartoris den kleinen Becke-Peter heiratete.

Der Schultheiß-Großvater muß trotz seines Silbergrabens nicht viel Geld hinterlassen, oder der Vater der Mariann', der Kreuzwirt Zachmann, es verloren haben – denn die zweite Braut des Eselsbecken besaß nur 800 Gulden Vermögen.

Er, der Bräutigam, der vorher eine »Wüste« gehabt, wollte nun auch einmal eine Schöne haben und heiratete die glutäugige, schlanke Italienerin. In diesem Akt lag auch, wie schon gesagt, mein Geschick eingeschlossen. –

Schon vor dem kleinen Philipp hatte 1777 die älteste, neunzehnjährige Tochter des Toweis, Marie Anna, den Kupferschmied Lorenz Sandhas geheiratet. Der Lorenz war der Sohn des früher schon erwähnten Hufschmieds und langjährigen Bürgermeisters Josef Sandhas, der die erste Feuerspritze in Hasle gemacht hatte und ein Geniemensch gewesen war.

Der junge Kupferschmied und sein Weib wurden die Eltern jener genialen Menschen, von denen ich in den »Wilden Kirschen« im Kapitel »Die Sandhasen« erzählt habe. –

Das Jahr 1789 war ein doppeltes Freudenjahr für den Toweis und seine Magdalene. Im Frühjahr dieses Jahres war der Josef Alois Priester geworden, und am 11. Juni traute er in der Haslacher Kirche seinen ältesten Bruder, den Johann Georg, mit einer Bäckerstochter Braun von Offenburg.

Der Hansjörg war im Andreas-Spital zu Offenburg Bäckerknecht gewesen und hatte hierbei seine Frau kennen gelernt.

Er zeigte alsbald die Eigenschaften seiner Ahnen auch in der Reichsstadt Offenburg. In den Wirtshäusern schimpft er über seine Mitbürger, über Rat und Gericht, und steht nicht selten als Angeklagter vor den »Herren«. Selbst seine Magd muß er auf der letzteren Befehl einmal entlassen, weil sie über einen früheren »Dienstmeister« unsaubere Dinge ausgesagt. Sie hat die Stadt zu »räumen«.

Am schlimmsten kam der Hansjörg weg, als er sich an einem Angestellten des Domkapitels in Straßburg vergriffen hatte. Im Sommer 1799 klagt der Rechtskonsulent Mez vor dem Rat in Offenburg namens des genannten Domkapitels: »Der Backer Hansjörg Hansjakob habe eine tätliche und gegen die Sicherheit laufende Mißhandlung an dem Zehntknecht Philipp Distelzweig vorgenommen.«

Der Distelzweig behauptete, der Hansjörg habe ihn mit einem Stecken bearbeitet und hätte ihn sicher totgeschlagen, wenn des Bäckers Weib nicht abgewehrt hätte.

Der Angeklagte gibt zu erkennen, der Distelzweig sei ein Schelm und Felddieb und habe ihm, trotzdem er den betreffenden Zehnten bereits geleistet gehabt hätte, Saubohnen genommen. Das habe ihn empört, und er sei dem Schelm gehörig an den Leib gegangen.

Das Urteil lautet auf vierzehntägige Turmstrafe mit »schmaler Atzung«.

Der Hansjörg wird sofort abgeführt und hat im Turm jedenfalls weder dem Domkapitel noch dem Rat von Offenburg Loblieder gesungen. Nach einigen Tagen erscheint sein Weib mit zwei ehrbaren Bürgern vor den Herren und bittet, ihren Mann freizugeben, weil viele Feldarbeiten zu verrichten seien und große Einquartierung im Hause liege.

Er wird für den Rest seiner Haft frei gegeben, muß aber zehn Gulden Strafe zahlen und dem Philipp Distelzweig drei Gulden Schmerzensgeld geben.

Der Hansjörg scheint indes im neuen Jahrhundert mit seinem bösen Maul doch durchgedrungen zu sein; denn er wird Ratsherr für viele Jahre und nebenher – und da allein hat er aus der Art geschlagen – ein sehr vermöglicher Mann.

Anno 1815 kaufte er seinem einzigen Kinde, dem Josef Alois, das Engelwirtshaus in Offenburg und verschaffte ihm die vermögliche Tochter des Adlerwirts Schimpf von Gengenbach zum Weib.

Auch der junge Engelwirt zeigt den streitbaren Geist seiner Ahnen. Er wird anno 1819 wegen nächtlicher Raufereien zur Turmstrafe verurteilt.

Doch da niemand ungestraft unter Palmen und unter Geldsäcken wandelt, so war auch beim Geld des Bäckers zu Offenburg kein Glück. Der Engelwirt starb in jungen Jahren, und sein einziger Erbe und des Großvaters Freude wollte natürlich weder Wirt noch Bäcker werden. Er hatte zu viel Geld, und die Mutter wohnte in Gengenbach in eigenem, stolzem Patrizierhaus.

Des Engelwirts Josef wurde der reichste und schönste Student in Freiburg, wo ich als Knabe ihn noch sah.

Da er aber den demokratischen Geist seiner Ahnen geerbt hatte, wurde er 1848 und 49 ein scharfer Revolutionsmann. Die Preußen trieben ihn dafür übers Wasser, und er starb in Amerika, Mitte der fünfziger Jahre, als Farmer zu Delphin im Staat Ohio. –

Jahre vergingen nach der Verheiratung des Hansjörg, bis wieder eine Hochzeit im Hause des Toweis stattfand. Während dieser Zeit amtete als Backmuldenmann der vierte Sohn, Franziskus Tobias, der einzige von den Söhnen meines Urgroßvaters, dessen Bekanntschaft ich noch machen konnte.

Er war auf seiner Wanderschaft in Italien und selbst in Rom gewesen und hatte immer Heimweh nach dem Süden.

Er ließ sich 1798 in dem benachbarten Dorfe Steinach nieder, wo er eine Witwe und Müllerin heiratete und wo ich in den Jahren 1843 und 44 als sechs- und siebenjähriger Knabe ihn kennen lernte. Er saß damals schon in seinem Leibgedinghäusle in kurzen Hosen, Schnallenschuhen, roter Weste und weißer Zipfelkappe – ganz wie einst sein Vater Toweis.

Müller in Steine konnte er leicht werden; denn in jenen Tagen und viel später noch waren in Hasle alle Bäcker Müller, weil sie ihre Frucht selbst mahlten in der Stadtmühle.

Stadtmüller aber war, nachdem die Stadt den Selbstbetrieb durch städtische Mühlknechte aufgegeben und die Mühle verpachtet hatte – in den letzten dreißig Jahren des 18. Jahrhunderts der Josef Lienhard. Er war der Bruder der Frau Magdalena und somit der Schwager des alten Toweis.

Der Josef Lienhard und sein Bruder, der Bäcker Arbogast, waren gewaltige Jäger vor dem Herrn. Jeder von ihnen hatte zwei bis drei Jagdhunde, und beide waren weit mehr Zeit auf der Jagd als in der Backstube und in der Mühle.

Beide vererbten diese Leidenschaft auf ihre Neffen und Großneffen.

Diese Großneffen aber waren vorab die Söhne der Tochter Walburg, die den Metzger Seraphin Franz geheiratet hatte.

Der Seraphin wollte die Walburg erst zu einer Wirtin machen, was ihm aber schlecht bekam. Er war 1799 eines Tags für seinen Vater auf dem »Gai« gewesen mit einem andern Metzger von Hasle, dem Gigersepp.

In der Sonne in Mühlenbach kehrten sie ein und tranken einen und den andern Schoppen zu viel. In diesem Zustand kauft der dreiundzwanzigjahrige Seraphin dem Sonnenwirt sein Haus und Gut ab um 5000 Gulden, und der Gigersepp ist Bürge. Wer vom Kauf zurücktritt, bezahlt 100 Gulden Reugeld.

Als sie nach Hasle kamen und den Seraphin als Sonnenwirt proklamierten, ging ein Sturm los. Des Gigerseppen Weib lamentierte, daß ihr Mann Bürge sei mit dem Vermögen, das sie in die Ehe gebracht; der alte Metzger Franz tobte, weil er dem Seraphin sein Haus und Gewerbe aufgespart habe und ihm kein Geld gebe, ein Wirtshaus zu kaufen; der Sonnenwirt in Mühlenbach aber verlangte die 100 Gulden Reugeld und klagte beim Obervogt.

Dieser erklärt den Kauf für ungültig, weil der Seraphin minderjährig sei, diktiert diesem aber, da er gegen den Willen seines Vaters einen Kauf abgeschlossen, zweimal vierundzwanzig Stunden »Beturmung« und dem Gigersepp die Amtskosten.

Des Seraphins Vater war deshalb so ungehalten, weil er sich für ihn schon vor Jahren gegen den älteren Bruder gewehrt hatte.

Er besaß einen Sohn Meinrad, einen geriebenen Kerl, der auch Metzger war und nach seiner Wanderzeit beim Vater als Knecht funktionierte. Als solcher und weil er ein schöner Mensch war, gelang es ihm, ein vermögliches Maidle von Husen, Ottilie Fischer, zur Frau zu bekommen unter dem Vorgeben, er sei Meister und Besitzer des väterlichen Geschäftes. Der alte Metzger hatte auch ein Auge zugedrückt, bis die Husacherin eingefangen war. Als diese aber nach der Hochzeit erkannte, daß ihr Meinrad nur Halbburger und Metzgerknecht sei, schlug sie Lärm. Die Zunft meinte, der Alte solle seine Metzigbank teilen unter seine zwei Buben, was jener aber versagte, weil er seine Bank ganz dem Seraphin überlassen wolle, ansonst der als halber Metzger kein rechtes Weib bekäme.

Da wandte sich die getäuschte Ottilie an den Landesvater, den Fürsten, und der schuf für den Meinrad um seines betrogenen Weibleins willen in Hasle eine neue, die neunte Metzigbank und verlieh sie dem leichtsinnigen Meinrad.

Beider Sohn war der in meinem Buch »Aus der Jugendzeit« erwähnte »wüste Metzger«, der nur so genannt wurde, weil er oft wüst tat, sonst aber der schönste Metzgersmann war, den ich im Leben gesehen. –

Trotz seiner »Beturmung« heiratete des Toweisen Walburg noch im gleichen Jahre 1799 den Seraphin und zog in sein Vaterhaus, das nur durch eine Gasse getrennt war von dem ihres Bruders, des Eselsbecken, meines Großvaters.

In diesem Hause lernte ich noch beide kennen; denn der Seraphin starb erst 1844, und die Walburg schied gar erst 1852 als das letzte Kind des Toweis aus diesem irdischen Jammertal.

Ihre Söhne, der Valentin, der Xaveri, der Seraphin und der Karle – drei wurden Metzger und einer, der Seraphin, ein Bierbrauer – hatten ganz Hansjakobschen Geist. Sie waren gefürchtet ob ihrer Stichelreden, ob ihrer Satire und ihrer gewandten Jungen.

Und von den Brüdern ihrer Großmutter hatten der Xaveri und der Seraphin eine leidenschaftliche Liebe zur Jagd geerbt. Ich bin als Student oft mit ihnen dem edlen Weidwerk obgelegen.

Heute sind sie alle, damals Männer im besten Alter, längst tot, und ich bin dem Grabe nahe. –

In jeder größeren Familie ist wenigstens ein Kind unglücklich, so auch in der des Toweis. Die Tochter Barbara heiratete aus Liebe, und darum ging an ihr das spanische Sprichwort in Erfüllung: »Wer aus Liebe heiratet, wird in Schmerzen leben.«

Es gäbe einen Roman, wenn man all das dichterisch verwerten wollte, was sich an des heitern, schönen Mädchens Heirat knüpfte.

Auf dem bereits erwähnten ältesten Gasthaus zum »schwarzen Rappen« in Hasle saß, wie ebenfalls schon erzählt, ein Zweig des heute im Städtle längst ausgestorbenen, einst zahlreichen Geschlechtes der Kleyle.

Den Zeitgenossen des Toweis, den Rappenwirt Michel Kleyle, kennen wir bereits. Er war ein derber, wackerer Mann, der aber, wie die meisten Biedermänner auf Erden, mit Schulden zu kämpfen hatte, die ihm seine Ahnen hinterlassen. Diese waren durch Kriegszeiten in ihrem Vermögensstand zurückgekommen.

Des Michel Kleyles Weib, Walburga Dirhold, war eine tapfere Frau. Sie hatte einen bösen Buben und denselben wegen gröblicher Beleidigung der Eltern aus dem Vaterhaus verjagt, ohne ihm die nötigen Kleider mitzugeben.

Er verklagt die Mutter auf Herausgabe derselben beim Rat, der einigemal vergeblich die Walburg vorlädt. Als sie endlich kommt, soll der Stadtknecht Leist sie eintürmen, bis sie die Kleider herausgibt. Der Meister Leist fürchtet aber das Hünenweib, und es müssen die zwei Torwächter requiriert werden.

Ehe sie sich aber von den drei Schergen einsperren läßt, liefert sie die Kleider aus, und der ungeratene Sohn verschwindet bei den kaiserlichen Soldaten.

Bald darauf werden, da die Gläubiger drängen, der Michel und die Walburg vor den Rat gerufen und ihnen eröffnet, ihre Schulden innerhalb eines Vierteljahres zu bezahlen oder es werde ihnen alles verkauft. Betrübt gehen die zwei braven Menschen heim und beschließen, für ihren jüngsten Sohn, den Michel, der kaum zwanzig Jahre alt war, eine reiche Partie zu suchen und ihm die Schulden samt dem schwarzen Rappen zu übergeben.

Als dies dem Michel mitgeteilt wird, erklärt er, eine gute Partie zu wissen ganz in allernächster Nähe; des Toweisen Bärbele sei ihm gut und wolle ihn gewiß nehmen.

Der alte Michel ließ sich das nur einmal sagen, und dann schritt er über den Stadtbach hinüber zum Nachbar und Freund Toweis. Der war nicht wenig erstaunt, als er von der Sache hörte; denn daß sein Bärbele mit des Rappenwirts Michel angebunden habe, davon hatte ihm keines der Beteiligten bisher etwas gesagt. Solche Dinge vollziehen sich bekanntlich zunächst ohne Wissen von Vater und Mutter.

Dem Rappenwirt aber gab der Toweis den folgenden Bescheid: »Michel, so viel Geld hab' ich nit, um mein Maidle so auszustatten, daß es deinen Michel heiraten und seine Schulden bezahlen kann. Du mußt ihm eine bessere Partie suchen. Zudem ist mein Bärbele noch ein Kind, und Kinder laß' ich nicht heiraten,«

Bei diesem Spruch blieb der Toweis, und im schwarzen Rappen ging man auf weitere Suche für den Michel.

Als die Frist, die der Rat gegeben, um war, wurden der Rappenwirt samt Weib und Sohn wieder vorgeladen – es war am 10. Februar 1792. Der Götte (Taufpate) des jungen Michel, der Metzger- und Zunftmeister Johannes Lukas Franz, begleitete sie als Beistand seines Patenkindes auf das Rathaus.

Hier trugen sie vor, man hatte auf gestern eine Hochzeiterin für den Michel erwartet. Sie sei aber offenbar wegen des Schneewetters nicht gekommen. Man bäte den Rat um eine Woche Frist. Da der Metzger Franz die Angabe bestätigt, wird die Versteigerung ihrer Habe gestundet bis zum 2. März.

Am 9. März werden die Bedrängten wieder gerufen, während der Michel junior immer noch keine Braut hat. Sie bekommen eine letzte Gnadenfrist bis zum achtzehnten.

Am sechzehnten schon erscheinen sie vor dem Rat und bitten um eine Verlängerung von vier Wochen, da jetzt ein Hochzeiter für die Tochter in Aussicht sei, ein Wolfacher, der 3000 Gulden Vermögen habe.

Der wackere Metzgerpate ist Bürge für allen Schaden, der den Gläubigern durch Gewährung der erbetenen Frist erwachsen könnte. Der Rat läßt sich erweichen und gewährt Aufschub bis zum 3. April; dann werde aber jede Verlängerung »platterdings« abgewiesen.

Die Tochter hat ebensowenig Glück wie der Bruder Michel. Der reiche Bräutigam kommt auch nicht.

Jetzt gehen die braven Leute im schwarzen Rappen bei ihren Gläubigern um und bitten sie, durch ihre Unterschrift noch eine vierteljährige Frist zu genehmigen. Alle bewilligen dieselbe, und daraufhin steht auch der Rat still.

Ehe das Vierteljahr um ist, im Juni, erscheint der alte Michel vor den Herren und erklärt, der Hüslejok von Mühlenbach wisse dem jungen Michel eine reiche Partie im Dorfe Zunsweier.

Der Rat sendet auf dieses hin eine Abordnung von zwei Ratsherren, deren einer der Toweis ist, zur kranken Rappenwirtin und bestimmt sie, wenn es diesmal wieder nichts sei mit der Heirat ihres Sohnes, freiwillig auf die Versteigerung einzugehen. Die arme Frau verspricht alles, hofft aber, daß der Michel keinen Fehlgang mache.

Dieser reist mit dem unermüdlichen Metzger-Götte in das unferne Zunsweier und – holt einen Korb.

Am 11. Juli 1792 wird endlich alles versteigert; den alten Leuten bleibt nur das kleine Häuschen beim Stall. Käufer des schwarzen Rappen ist ein Bur aus der Nachbarschaft, Jakob Grieshaber ab dem Bellisberg.

Der ist fast ein halbes Jahrhundert Rappenwirt und stirbt erst 1841, ein Neunziger. Sein Sohn und Nachfolger, der in Rastatt studiert hatte, war anno 48 und 49 einer der Männer von Hasle, die ich ob ihres Eintretens für die Freiheit bewunderte. Er vertrat das Kinzigtal auch in der Landesversammlung, mußte aber vor den Preußen flüchten und sich eine Existenz in Frankreich gründen, wo er vor einigen Jahren starb. Seine braven Töchter, die bei ihm waren, haben ihm das Alter leicht gemacht.

Diese frommen Fräulein haben es durch eine reiche Schenkung den Haslachern auch möglich gemacht, jetzt, zu Anfang des 20. Jahrhunderts, eine neue, große Kirche zu bauen. –

»Alte Liebe rostet nicht,« sagt ein Sprichwort, das auch bei 's Rappenwirts Michel in Erfüllung ging. Was ein rechtes Wibervolk ist, das liebt nur einmal und dann fürs ganze Leben. So auch die Bärbel im Hause Toweis. Sie nahm es dem Michel nicht übel, daß er so oft andern hatte nachlaufen müssen.

Sie wußte, daß er es tat als Sühnopfer für die Schulden seiner Eltern, und setzte es durch, daß sie anno 1803 den Michel heiraten durfte. Ihr Pate, der Schuhmacher Heim, und ihr Bruder, der Eselsbeck, geleiteten sie zum Altare.

Der Michel fing mit dem Geld seiner Frau einen Kramladen an und nannte sich Handelsmann. Die Sache ging aber bald schief, weil er von seinem Vaterhaus her das Sitzen im Wirtshaus gewohnt war.

Kaum hatte der Vater Toweis, der immer noch geholfen, seine Augen geschlossen, als dem Michel vergantet wurde. Die gute Barbara hatte nichts mehr als eine große Anzahl Kinder und was ihr die vermöglicheren Brüder noch an Almosen gaben.

Ihr Michel wurde Waldhüter bei der Stadt und streifte mehr denn dreißig Jahre lang, seine Pfeife rauchend, durch die Wälder von Hasle. Sein braves Weib starb lange vor ihm, kaum fünfzig Jahre alt. Ihn aber sah ich noch in meinen Knabenjahren. Wenn wir in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre in den Wald zogen, im Sommer, um Vogelnester, und im Herbst, um Buchnüsse zu suchen, begegnete uns bisweilen der alte Kleyle-Michel mit seiner großen Römernase und seiner stets dampfenden Holzpfeife.

Seine Tochter, die Walburg, lebte in Rastatt als Frau eines Briefträgers, und ich habe sie, als ich dort studierte, oft besucht. –

Nächst der Barbara war ein Schmerzenskind des Toweis der vorletzte Sohn, der Anton. Er war in der Mitte der neunziger Jahre in die Fremde gegangen und, wie vor ihm sein Bruder Toweis, nach Italien.

Im Jahre 1803 um Weihnachten kehrt er wieder heim und bringt gleich eine Hochzeiterin mit, eine Bäckerstochter Waldherr aus München, bei deren Vater er in Arbeit gestanden war.

Auf einem Wagen, der die Aussteuer der Braut trug, kam er mit dieser angefahren. Die Eltern schlugen die Hände über dem Kopf zusammen, und alle Bürger meinten, das sei unerhört, daß ein ehrlicher Handwerksbursche so heimkomme.

Der Toni läßt sich aber nicht erschüttern. Er sagt, seine Josepha sei ehrlicher Leute Kind, und daß sie ihm einen Weg von achtzig Stunden gefolgt sei, beweise ihre Liebe zu ihm. Daß ihre Eltern sie ihm aber anvertraut, sei ein Zeichen der Achtung, die er ihnen abgewonnen.

Am 10. Jänner 1804 heiratet er die getreue und tapfere Münchnerin; allein die Bäckerzunft läßt ihn sein Handwerk nicht treiben, weil Bäcker genug im Städtle seien; die Anwartschaft auf des Vaters Geschäft aber hat sein jüngster Bruder, der Arbogast.

Dem Toni folgte jedoch nicht bloß die Münchnerin nach Hasle; es kamen auch noch Gläubiger, so ein Johann Lapp von Neumühl bei Kehl, der dem Toni in Italien zwanzig Kronentaler geliehen hatte.

Jetzt will der Toni Reisegeld, um den Staub von Hasle wieder von den Füßen zu schütteln. Er verklagt seinen Vater beim Rat, weil er ihm nicht so viel gegeben als den andern Geschwistern.

Er wird abgewiesen und verschwindet mit seinem Weib im Sommer 1804, läßt seine Sephe in München bei den Eltern und wandert nach Italien.

Aus Rom und Neapel melden sich nach Jahr und Tag wieder Landsleute, die der Toni angepumpt und auf sein väterliches Vermögen verwiesen hat.

Nach des Vaters Tod erscheint er plötzlich wieder mit seiner Gattin in Hasle und läßt sich, da die Zunft ihm die Bäckerei verweigert, als Fabrikant von Nudeln und Maccaroni nieder. Er imponiert mit seinem Fabrikat so, daß selbst der Pfarrer Schuhmacher im Taufbuch ihm den Titel »Fabrikant« gibt, da er die Kinder des Toni – Pius, Natalis Augustus und Germana Viktoria – einträgt.

Man ersieht aus den Namen, welche der Toni seinen Kindern gab, daß er einen römischen Hieb hatte.

1815 ward der Maccaroni-Fabrikant noch großherzoglich badischer Akzisor, stirbt aber schon im folgenden Jahre, noch nicht vierzig Jahre alt.

Weib und Kinder ziehen nach München, von wo der Sohn Pius in den dreißiger Jahren für kurze Zeit als Maler nach Hasle zurückkehrt und einige Porträts malt. Dann verschwindet er wieder, und weder von ihm, noch von seinen Geschwistern ist je mehr eine Kunde an das Ohr der Backmulde oder an das meinige gedrungen. –

Wenige Wochen nach der Hochzeit des Toni war auch des Toweisen Jüngster, der Stammhalter, zum Traualtar geschritten.

Sein Vater hatte ein halbes Jahrhundert die Bäckerei betrieben und das Szepter geführt im Hause. Jetzt wollte er sich in den Ruhestand begeben, mit seiner getreuen Magdalene die sonnigen Stüblein im zweiten Stocke seines Hauses beziehen und ungestört seinem Gott dienen und sich auf den Tod vorbereiten.

Der Arbogast war, als er Stammhalter wurde, 24 Jahre alt; aber er hatte trotzdem seine dreijährige Wanderschaft noch nicht vollendet. Da die andern Brüder verheiratet waren und der Toni in der Fremde weilte, hatte er die väterliche Backmulde bedienen müssen. So kam es, daß, als er Meister werden sollte, ihm noch ein und ein halbes Jahr fehlten an den zunftmäßigen Wanderjahren, deren eines er in Rastatt zugebracht hatte.

Er wandte sich durch den Obervogt Merlet an den Vater des Vaterlandes, an den Fürsten, und bat um Nachlaß der fehlenden Wanderzeit.

Er wurde ihm gewährt, weil der Obervogt berichtet hatte, der alte Toweis sei sehr bresthaft, könne dem Gewerbe nicht mehr allein nachkommen und der Arbogast habe sich bereits nach einem »passenden Gegenstand« umgesehen.

Dieser passende Gegenstand war die Tochter des Bachjörgs von Elze, Katharina Beh, die denn der Arbogast richtig am 13. Februar 1804 heimführte. Des Färber-Schättgens Toni, sein Vetter und Kamerad und zur Zeit Vikar im nahen Dörfchen Weiler, traute ihn.

Bei allen Hochzeiten im Hause des Toweis war immer einer der Geleitsmänner zum Altar der greise Götte gewesen, der Jugendfreund des Vaters, der Schuster Heim. Nur der Philipple und Eselsbeck hatte einmal eine Ausnahme gemacht. Er hat es nobel gegeben, als er die schöne Enkelin Sartoris heiratete. Vier Zeugen bat er zu diesem feierlichen Akt: seinen Vater, den Burgermeister Hettich, den Adlerwirt Dirhold und seinen Nachbar, den Schuster Lorenz Gißler. Er meinte, wenn doch immer ein Schuster dabei sein müsse, so wolle er einmal einen andern bringen.

Ehe der Toweis und die Magdalene sich auf das Leibgeding zurückzogen, ließen sie sich anno 1803 noch von einem fahrenden Künstler in Pastell malen, er in der roten Weste, hemdärmlig und mit der Zipfelmütze, sie in der alten Tracht, am Spinnrad sitzend.

Der Fahrende war ein Künstler von Gottes Gnaden, denn die Bilder, längst in meinem Besitz, sind kleine Kunstwerke. –

Nun hatten beide Zeit genug, jeden Morgen bei den Kapuzinern die heilige Messe zu hören. Am Nachmittag saß die Magdalene am geliebten Spinnrad; der Toweis aber ging – zur Sommerszeit hemdärmlig und in der Zipfelkappe – zum Schoppen und redete von den guten, alten Zeiten und wie die Burger damals ihre verbrieften Freiheiten verteidigt hätten.

Seinen gleichnamigen Sohn, den Müller in Steinach, suchte er oft zu Fuß heim, langsam an der Kinzig hinabschreitend, und der Johann Georg in Offenburg holte die Eltern oft im Wagen ab, damit sie sich freuten seines blühenden Hausstandes.

Den Josef, Pfarrer in Ehingen im Hegau, bei dem die Tochter Helene als Köchin amtete, besuchten sie nie; er war ihnen zu weit weg.

Wenn an Neujahr die Kinder des Eselsbecks, die des Lorenz Sandhas und des Seraphin Franz kamen, um den Großeltern das übliche Glück zu wünschen, so bekam – mein Vater hat es oft erzählt – jedes einen Kronentaler vom Großvater.

Aber nur vier Jahre war es diesem vergönnt, sich seines Lebens in Ruhe zu freuen. Einen herben Schmerz brachte ihm noch diese kurze Ruhezeit. Im Sommer 1806 wurden die fürstenbergischen Lande durch napoleonschen Machtspruch unter die Souveränität Badens gestellt. Die fürstenbergischen Aemter und Stellen kamen sofort unter badische Oberhoheit, da der Markgraf und nunmehrige Großherzog von Baden sich beeilte, diese schönen Lande unter sein Szepter zu bringen.

Die Obervogteien wurden in Aemter umgewandelt mit dem Titel: »Großherzoglich badisches, fürstlich fürstenbergisches Amt.« Daß man den Namen der alten Herrschaft noch mitführte bis anno 1849, war ein schlechter Trost für das Haus Fürstenberg und seine Untertanen.

Die Haslacher und alle übrigen bisherigen Fürstenberger sahen den Uebergang mit Schmerz. Sie hingen trotz manchen Streites an ihrem alten Herrscherhaus mit warmem Herzen, wie denn auch die österreichischen Untertanen rings um sie ebenso ungern badisch wurden.

Völker sind und bleiben ja Kinder, und Kinder vermissen ungern das angeborene Elternhaus, seinen Regenten und seine Ordnung, wenn's auch bisweilen streng herging.

Völker vergessen aber auch leicht wie Kinder, wenn man ihnen andere Herren gibt und die bisherigen nimmt.

Doch die Kinzigtäler vergaßen ihre alte Herrschaft lange nicht. Als am 8. Mai 1818 der neuvermählte junge Fürst der böhmischen Linie, Karl Egon, mit seiner Gattin Amalie von Baden in Begleitung des Fürsten von Thurn und Taxis von Karlsruhe her durchs Tal kam, empfingen sie das Paar so feierlich und so warm, als ob es noch die regierende Herrschaft repräsentierte.

Die reitende Bürgergarde von Hasle, der Oberforstmeister von Laßberg mit Jägern zu Pferd und der Posthalter Kleyle, der Onkel der Sophie Lenau's, ritten ihm weit hinab entgegen. Am untern Tor war ein Triumphbogen errichtet mit einer Abbildung, die den Stammvater der Fürstenberger darstellte, wie er Agnes von Zähringen die Hand reicht. Dazu ward ein Stammbaum übergeben, der von den zweien auf dem Bild herabreichte bis auf das gegenwärtige Paar.

Das war für die Haslacher Burgerschaft gewiß eine Leistung ersten Ranges in der Geschichtswissenschaft.

Blau und weiß und rot gekleidete Mädchen streuten Blumen, die neue türkische Musik blies unausgesetzt, und Böller krachten das Tal hinauf und hinab.

Fast ebenso feierlich empfingen die Haslacher noch anno 1844 den Sohn des eben genannten Fürstenpaares, den neuvermählten Erbprinzen von Fürstenberg, und ich war als Knabe auch dabei. –

Gut badisch »mit Herz und Hand« haben eigentlich erst die Preußen anno 49 die Bürger von Hasle gemacht unter dem Nachdruck ihrer Zündnadelgewehre.

Anfangs aber seufzten die Bürger und mit ihnen der alte Toweis. Die seitherigen Freiheiten, vorab die Trinkfreiheit im Herbst, wo jeder seinen »selbstgezügelten« Wein ausschenken konnte, hörten nun alsbald auf.

Dem Toweis gefiel es nimmer in dieser Welt; darum legte er sich im Frühjahr 1808 zum Sterben nieder, und am 13. März haben sie ihn begraben. Bürger und Bauern und Arme und Vagabunden, welch letztern er so oft ein schützendes Obdach gewährt, begleiteten den toten Mann.

Neben seinem ältesten Sohne Johann Georg schritt tiefbetrübt sein greiser Freund, der Schuster Heim. Er starb erst vier Jahre später, ein Achtziger.

Der Freund Wachtler-Hans war schon drei Jahre zuvor ins Grab gestiegen. Ihm hatten trotz seiner feinen Saffianstiefel, die er in Hasle eingeführt, keine Rosen geblüht. Er mußte schließlich froh sein, daß er mit Hilfe des Toweis Spitalmeister und nebenher zeitweiliger Kuhhirt geworden war.

Der Glaser-Hans hatte das neue Jahrhundert nicht mehr erlebt; er starb noch im alten, ein armer Mann.

Auch der Chirurgus Pfaffius war mit all seiner Kunst der Macht des Todes nicht gewachsen. Er hatte kaum recht ins neue Jahrhundert geschaut, als der Sensenmann winkte und der Heilmann von dannen eilte für immer.

Am längsten lebte der Färber-Toni, der Vetter des Toweis. Er starb erst anno 1821. –

Einsam saß die Magdalene in ihrem Stübchen; ihre Tränen um den Toweis netzten den Faden, den sie spann. Sie wollte sich nicht trösten lassen und wünschte auch den Tod. Er kam aber nicht nach Wunsch.

Der Sohn Josef, der Pfarrer, wollte sie zu sich nehmen; aber so weit weg von Hasle und vom Grab des Vaters ging die Mutter nicht. Da übernahm er 1809 die finanziell viel schlechtere Pfarrei Wolfach, und jetzt zog die alte Mutter zu ihm.

Dort saß sie noch vier Jahre in der düstern untern Stube im Pfarrhaus und spann und betete, betete und spann, bis im Dezember 1813 der Tod auch sie heimholte.

Daß ihr Sohn den Leichnam der Mutter nicht in die nahe Haslacher Erde und nicht neben den Vater, sondern in Wolfe begraben ließ, das verzeih' ich ihm nicht, obwohl es schließlich auf eins herauskommt.

Heute ist weder mehr ein Grabhügel, noch ein Grabkreuz zu sehen weder von den Eltern, noch von all den Kindern aus der Familie, in welche die Backmulde einst eingezogen.

Der Arbogast, der zahmste unter den Söhnen des Toweis, wurde einige Jahre nach des Vaters Tod auch wieder fürstlicher Kastenknecht. Der Bruder seiner Mutter, der ebenfalls Arbogast hieß, hatte dieses Amt nach der Absetzung des Toweis mehr denn 40 Jahre lang verwaltet.

Da er alt und fast blind geworden war, schlug der Rentmeister Löw anno 1812 einen neuen Kastenvogt vor wider den Willen des greisen Bäckers Arbogast Lienhard, der mit seinem vollen Gehalt von 45 Gulden pensioniert wurde.

In den Tagen des neuen Kastenknechts Arbogast lernte die Backmulde auch meinen Vater, den Philipp Hansjakob, und seine drei Brüder, Josef, Xaver und Nepomuk, kennen. Alle vier Buben des Eselsbecker waren Bäcker geworden, und alle halfen, dem Alter nach, dem kränklichen Bruder ihres Vaters oft in der Bäckerei aus.

Der Eselsbeck kam auch noch oft ins Haus und in die Backstube und räsonierte dann mit seinem viel jüngeren Bruder, daß er seinen armseligen Herrendienst nicht abgebe. Der Arbogast litt zeitig an Gicht und Rheuma, und der Philipp meinte, das komme vom Herren- beziehungsweise Knechtsdienst. Der Kastenknecht hatte während der Weinlese bei Wind und Wetter draußen zu sein, mußte in der zugigen Zehntscheuer und in den feuchten Kellern der Herrschaft viele Stunden und Tage zubringen und sich so oft erkälten.

Der Eselsbeck sagte dem Arbogast auch, wenn der Vater Toweis noch am Leben wäre, hätte er den Dienst nie annehmen dürfen, den man ihm, dem Vater, einst, da er für Freiheit kämpfte, genommen habe.

Doch der Arbogast ließ sich das nicht gereuen. Er wurde ein vermöglicher Mann, der einen seiner zwei Söhne sogar studieren ließ und zwar »auf Doktor«. Wie's diesem Doktor erging, habe ich in den »Erzbauern« erzählt.

Der Kastenknecht Arbogast erlebte die brillanten Weinjahre von 1811 und 1822 und hat von diesen guten Tropfen viele Fuder in die fürstlichen Keller unter den zwei »Zehntkästen« eingelegt.

Der gute Wein heilte das Zipperlein des Arbogast aber auch nicht; er vermehrte es sogar, und als der Vierunddreißiger kam, konnte er schon nicht mehr als Kastenvogt amten.

Sein junger Sohn Eduard wird ihm als Koadjutor mit dem Rechte der Nachfolge beigegeben; denn der Arbogast ist bei den fürstlichen Rentmeistern Löw und Fischer gar wohl gelitten. Er ist ein allzeit dienstbeflissener Kastenknecht gewesen, und selbst die verwitwete Obervögtin Merlet wohnte bei ihm, ehe der Bruder Josef die Pfarrei Wolfe aufgegeben hatte und ins elterliche Haus als Pensionär gezogen war.

Die dreißiger Jahre waren den Söhnen des Toweis verhängnisvoll. Im November 1832 starb der Pfarrer, im Dezember der Johann Georg in Offenburg. Anno 1836 holte der Tod den Arbogast und im folgenden Jahr meinen Großvater, den Eselsbeck. Nur den Müller in Steine, den Tobias, ließ er erst Mitte der vierziger Jahre sterben, damit ich noch Kirchweihküchle bei ihm holen konnte.

Am längsten lebten die Töchter Walburg und Helene, und wenn ich mir aus meiner Knabenzeit zwei schöne Matronen in der Goldhaube der alten Haslacher Frauentracht vorstellen will, denke ich an sie.

Beide hatten vornehme, feine Römernasen, rote Wangen, Silberhaare und, in den Augen den Ausdruck wohlwollender Energie und scharfen Geistes. –

Bäcker und Nachfolger seines Vaters im Hause des Toweis war jetzt der neue Kastenknecht Eduard, der anno 42 die Tochter des Vogtsburen, des Königs unter meinen Erzbauern, heimführte.

So lange die Backmulde unter ihm diente, hatte sie Hochsaison in Bezug auf Unterhaltung; denn die Backstube und die Wohnstube des Eduard, eines trockenen Humoristen erster Klasse, waren stets besucht von lustigen und neugierigen Leuten. Ich habe in den »Wilden Kirschen« die Originale geschildert, die beim Kastenvogt zusammenkamen – den Kapuzinerpater Leopold, den Berg-Fidele, den Wendel Sandhas, den Phrastes, den Sommerhaden-Bur und den Katzenkrämer.

Der Kastenvogt Eduard war ein leidenschaftlicher Jäger, ein belesener, religiös fast zu freisinniger, in allen bürgerlichen Angelegenheiten ungemein erfahrener und praktischer Mann. Darum wollte alles von ihm Rat, und sein Haus war selten leer von Rat- und Hilfesuchenden.

Im übrigen war er, wie sein Vater, gut fürstenbergisch und vergaß es nie, daß die Herren in Donaueschingen seiner Mutter, als der Witwe eines Kastenknechts, jährlich 36 Gulden Pension und 18 Gulden Beitrag aus der Witwenkasse bezahlt hatten. Seine Mutter aber galt dem Eduard alles, und so lange sie lebte, war er ledig geblieben, um ihr die Herrschaft im Hause unbeschränkt zu überlassen.

Während seiner Kastenknechtschaft war der Frucht- und Weinzehnten abgelöst worden. Die riesige Zehntscheuer, die auch vier große Torkeln (Weinpressen) hatte und in der in meiner ersten Knabenzeit noch ein gewaltiges Leben im Herbst sich abspielte – stand einsam und öde.

Anno 49 hatten die Preußen und Mecklenburger ihre Pferde darin stehen und brachten noch einmal Leben in die alten, düstern Räume. Bald darauf wurde sie abgebrochen, und an ihrer Stelle machte der Kastenvogt einen Garten.

Da ihm von seinen Kindern nur ein Mädchen geblieben und er allzeit mehr ein Freund der Natur und des Jagens als des Backens gewesen war, gab er anno 1858 die Bäckerei auf. Jetzt war die Mulde vereinsamt. Die Türe in die Backstube wurde abgeschlossen, und es begannen für sie Tage stiller Trauer über die Vergangenheit.

Elf Jahre dauerte diese Einsamkeit. Da kam eines Tages anno 69 ein junger Bäcker, Baptist Haas aus dem unfernen Dorfe Mühlenbach, und kaufte dem Kastenvogt die Mulde ab für 25 Gulden, um mit derselben sein Gewerbe »im Müllibach« anfangen und treiben zu können. Hier verlebte sie auch mehr als stille Tage; denn ein Dorfbäcker jener Zeit buk nur am Sonntag, und Besuche in der Backstube empfing er keine.

Bis anno 82 diente sie dem Haasen-Baptist im einsamen Dörflein treu und unverdrossen. Darum nahm er sie auch mit, als er in diesem Jahre hinabzog in die alte Kinzigstadt Offenburg, um da sein Glück zu versuchen. Er hatte an der Ecke der Wassergasse und der Wolkenstraße eine Bäckerei gepachtet.

Meines Urgroßvaters Mulde bereitete nun auch den Öffenburgern das Mark der Männer und dachte nebenbei darüber nach, warum die »Bohnenburger« eine Wassergasse neben einer Wolkenstraße haben und so den Wolken, den Kindern des Wassers, einen vornehmeren Namen geben als ihrer Stammmutter.

Kaum waren zwei Jahre in Offenburg um, als in Hasle eine Bäckerei feil wurde. Die kaufte der unruhige Haasen-Beck und nahm seine getreue, alte Helferin wieder mit in ihre Heimat.

Zweimal hat sie zur Sommerszeit, auf dem Weg nach und von Offenburg, das Kinzigtal gesehen und ihre ersten Reisen gemacht auf dem Wagen eines Haslacher Fuhrmanns. Und sie meint heute noch, das Kinzigtal sei schön wie ein Maimorgen.

In Hasle kam sie in ein Haus, das in der Nachbarschaft ihrer alten Tätigkeit stand, und in welchem ein Urenkel des Tobias eben verarmt war. Sie erfuhr hier, daß während ihrer fünfzehnjährigen Fremde im Dienste des Haasen-Becken auch der Kastenvogt und seine Frau und seine Tochter gestorben seien.

Sie ward stiller und stiller bei dem Gedanken an die vielen Toten, an denen ihr Lebensweg schon vorübergegangen.

Auch ihren letzten Bäcker-Herrn überlebte sie. Nachdem sie ihm bis zum Jahre 1900 gedient, hatte er sie außer Dienst und in den Schopf (Schuppen) gestellt zu seinem Backholz und eine neumodische, eiserne Mulde angeschafft. Kaum war dies geschehen, so starb er. –

Sie hörte in ihrer Verlassenheit noch die Balken ächzen, als anno 1900 das Haus des Toweis niedergerissen wurde, und betrübt darüber, ersehnte sie auch für sich den Tod.

Da sollte im Frühjahr 1901 auch der Schopf, in dem sie stand, abgerissen werden und ein Neubau an seine Stelle treten. Nun winkte ihr der Verbrennungstod.

Da saß ich im gleichen Frühjahr an einem schönen Maientag auf dem Bergle bei Hofstetten und schaute den italienischen Maurern zu, wie sie an meiner Kapelle bauten. Aus dem Wäldchen unterhalb derselben kamen zwei Männer von Hasle her. Der eine war mein Bauführer, und der andere stellte sich mir vor als der »junge Haasen-Beck«. Er erzählte mir alsbald, daß er noch die Backmulde eines meiner Ahnen besitze, die ehedem im Hause des »Kastenvogts« gewesen.

Am andern Morgen schon stand ich in dem alten Schopf des Bäckers am Stadtbach und schaute mir das ehrwürdige Familienstück an. Die alte Mulde glänzte vor Freude; denn ihr Retter nahte in dem Urenkel des Mannes, der sie einst aus dem Walde geholt und in seine Backstube hatte stellen lassen. Sie glänzte, denn sie mochte eine Ahnung haben, daß sie zu neuem, schönerem Leben erstehen sollte. Das übrige habe ich schon erzählt. –

Und nun noch mit ein paar Worten zurück zum Stamme Toweis.

Heute sind die Enkel des Toweis alle längst tot und von den Urenkeln auch schon eine große Anzahl.

Ja, selbst von dem Haus, in dem die Backmulde ein Jahrhundert gestanden, ist, wie schon angedeutet, kein Stein mehr auf dem andern. Ein Bierbrauer hat es abgerissen und ein neuzeitiges Bierhaus an seine Stelle gesetzt.

Der Stamm des Toweis ist in direkter männlicher Linie gänzlich erloschen. Von seinem Sohne Arbogast existiert kein männlicher Nachkomme mehr, aber ebensowenig von seinen anderen Söhnen, dem Hansjörg, Tobias und Anton.

Nur vom Philipp, dem Eselsbeck, leben noch direkte männliche Nachkommen: aber die allermeisten sind geistig und leiblich degeneriert, entartet oder verlumpt. Zu den Entarteten zähle ich auch den Schreiber dieses Buches.

Von den Töchtern des Toweis aber sind direkte Nachkommen nur noch von der Walburg, die den Metzger Seraphin Franz geheiratet hatte, vorhanden.

Ihre Söhne Seraphin und Karle leben in zahlreichen Enkeln kräftig fort, und der Seraphin taufte seine Bierwirtschaft nicht umsonst zum »grünen Baum«. Auch hat er in seinem Sohne, der ein großer Jäger und Humorist ist, den Namen Philipp fortleben lassen, den auch meine Schwester trägt zu Ehren ihres Großvaters, des Eselsbecken.

Die Hansjakob aber werden in Hasle nur von der Hauptlinie fortgeführt werden, von der sie ausgingen, von den Färbern, die ihrer Zunft bis heute treu geblieben sind und die sich auch die wesentliche Familieneigenschaft, die »Schlagfertigkeit in der Rede«, erhalten haben.

Bäcker Hansjakob, deren es in meiner Knabenzeit vier waren, alle vier Enkel des Toweis, gibt's, seitdem die Backmulde das Stammhaus verlassen hat, keine mehr, man müßte denn nur mich, der ich schriftstellerisch allerlei zusammentalge, für einen »Schwarzbrot-Beck« halten.


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