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9

Bezirksarzt Muus blieb einige Tage in Segelfoß und wollte die Gelegenheit benützen, bei Herrn Holmengraa einen Besuch abzustatten; er brachte Rechtsanwalt Rasch mit.

Das ist sehr liebenswürdig von den Herren, sagte Herr Holmengraa.

Ich vergönne mir immer die Zeit, Ihnen die Hand zu drücken, wenn ich in dieser Gegend bin, sagte Doktor Muus. Und geht es Ihrem Fräulein Tochter gut? Darf ich Ihnen übrigens zu diesem hier Glück wünschen? fügte er noch hinzu und deutete dabei auf Herrn Holmengraas Ring.

O, Doktor Muus war ein salongewandter Herr, die Worte fielen ihm leicht von den Lippen, er konnte die Menschen protegieren und wohlwollend gegen sie sein. Rechtsanwalt Rasch bewegte sich ein klein wenig langsamer, war aber kräftig und klar, ein Mann. Er bewunderte den Bezirksarzt sehr und war sein Freund. Das schlimmste bei dem Rechtsanwalt war, daß er so dick, so überfüttert war; er pflegte mit einem großen Schlüsselbund in seiner Tasche zu klirren, bisweilen nahm er ihn auch heraus und hielt ihn in der Hand; aber die Finger, die damit klirrten, waren sehr kurz und dick, eine wahre Merkwürdigkeit. Seinen Ehering hatte er schon auf den kleinen Finger stecken müssen, aber selbst für diesen war er zu eng geworden; jetzt trug er ihn schon mehrere Jahre gar nicht mehr und schien ihn nicht zu vermissen.

Er fing gleich an, von dem Ereignis, der Theatervorstellung, zu reden. Waren Sie nicht dort, Herr Holmengraa? Ach, aber das war verkehrt von Ihnen! Dies eine Mal war es wirklich das Geld wert. Fragen Sie nur den Doktor hier!   Seht, der Rechtsanwalt war so hingenommen von der Sache, weil er damit zu tun hatte, er wollte ja den Bericht in die Segelfosser Zeitung schreiben, ja, er hatte ihn schon geschrieben.

Hm! sagte Doktor Muus. Haben Sie schon gehört, welche Veränderung ich mit meiner geringen Person vorzunehmen gedenke, Herr Holmengraa?

Nein.

Nein, es ist nicht das, was Sie denken, was aber immerhin nahe genug liegen könnte, es ist keine Heirat.

Was denn sonst?

Ich will fort von hier.

Ei wirklich? Wenn es wenigstens das andere wäre! versetzte Herr Holmengraa höflich.

Ach, was das betrifft   Sie können einen andern Doktor hierher bekommen, der viel besser ist als ich.

Wir haben uns aber jetzt an Sie gewöhnt! So, Sie wollen fort?

Ja, ich habe schon lange daran gedacht, dies hier ist ja eigentlich kein Ort für mich. Und dann ist die Frau Pastor Landmarck hierher gekommen, eine gebildete Dame und mit Leib und Seele Ostländerin, sie hat mich zu dem Entschluß gebracht. Nach einigen Unterredungen mit ihr war mein Plan gefaßt.

Na, ich ziehe wohl eines schönen Tages auch noch südwärts, sagte der Rechtsanwalt und streckte die Beine weit aus.

Sie auch, Herr Rechtsanwalt? Machen Sie doch das Nordland hier nicht ganz einsam!

Wir beide können wohl sagen, daß wir unsere Zeit hier ausgehalten haben, in dieser Beziehung darf man uns keinen Vorwurf machen, sagte Doktor Muus, und dann redete er noch mit großer Gewandtheit über diesen Punkt weiter.

Da aber Herr Holmengraa ihnen nicht widersprach, mußten die beiden allein weiterreden, es ging nicht anders. Die Herren waren vielleicht ihrer Sache ein wenig zu sicher, wenn sie meinten, sie könnten Herrn Holmengraa mit ihrer Vertraulichkeit schmeicheln. Er klingelte nur und bot den Gästen ein Glas Wein an.

Wenn ich nur dürfte! sagte der Rechtsanwalt.

Ist in Ihrem Magen eine Schraube los? fragte der Doktor.

Los? Nein, gerade das Gegenteil, fest.

Dann dürfen Sie schon ein Glas von Herrn Holmengraas gutem Jahrgang genießen.

Gut, auf Ihr sachkundiges Urteil hin.   Aber daß Sie nicht bei der Première waren, Herr Holmengraa! Ich will zwar nicht sagen, daß es durchweg eine mustergültige Aufführung gewesen sei, nein, das will ich nicht sagen. Aber es waren Momente von großer Wirkung da.

Ja, die Primadonna erreichte Augenblicke außerordentlicher Höhe, sagte auch der Doktor.

Nicht wahr? Und dann Fräulein Sibylle. Und sie war ja außerdem auch so besonders reizend. Können Sie begreifen, daß sie sich so ganz an den Theodor im Laden hielt, Herr Doktor?

Sie wissen ja, der Geschmack ist verschieden.

Jawohl; aber ins Theater und wieder nach Hause. Das war doch zu blödsinnig.

Weiser Kadi, wir haben nicht alle die gleichen Umgangsformen, sagte der Doktor zum Rechtsanwalt. Der Grund, warum wir hier Versammelten uns in unserer gegenseitigen Gesellschaft wohl fühlen, kann auf andere als Zwang und Einschränkung wirken. Sibylle hatte wohl in   wie heißt er?   in Theodor im Laden die Gesellschaft gefunden, die für ihren persönlichen Geschmack und ihre soziale Stellung paßte. Was wollen Sie dagegen tun, weiser Kadi?

Sie haben recht, sagte Rechtsanwalt Rasch. Was mich aber wunderte, war, daß von Lensmanns auch einige in der Vorstellung waren; dazu hat der Mann doch das Geld nicht?

Wenn wir davon reden wollten, so sind gewiß mehrere dagewesen, die das Geld nicht dazu hatten. Ihr Lagermeister, Herr Holmengraa, hat zum Beispiel einen Angestellten, hat der wohl große Gelder zur Verfügung? Ich kenne ihn, ich habe ihn einmal behandelt, er ist mit einer Frau aus dem Märchenreich verheiratet, die Daverdana heißt. Dieses Paar saß auf dem ersten Platz.

Ja, auf der ersten Bank, zusammen mit uns, ohne weiteres, sagte Rechtsanwalt Rasch und sah den Mühlenbesitzer an.

Ich gehöre nicht zu den Vornehmtuern, sagte der Doktor, meine Lebensstellung bringt es mit sich, daß ich mich unter das Volk mische. Aber eine gewisse Grenze halte ich ein, nicht allein als Recht, sondern auch als Pflicht.

Natürlich, sagte Herr Holmengraa.

Nicht wahr? fuhr der Rechtsanwalt fort, durch die Zustimmung ordentlich lebhaft geworden. Ich weiß nicht, was der Redakteur der Segelfosser Zeitung zu tun gedenkt, aber es würde mich nicht wundern, wenn er einmal auf dieses Verhältnis anspielte. Frau Landmarck vom Pfarrhaus und ihre beiden Fräulein Töchter mußten sich wahrhaftig in die zweite Reihe setzen. Was sagen Sie dazu? Daverdana auf dem ersten Platz, Aufsteckkamm im Nacken, gerade wie eine Dame, und überdies einen roten Stein im Kamm. Dame. Was kommt wohl als nächstes.

Das nächste ist Fächer und langstielige Lorgnette.

Es wurde an die Tür geklopft, und Jung-Willatz trat ein. Er schien erstaunt zu sein, Besuch vorzufinden, bat um Entschuldigung, daß er hier eindringe, er habe nur Fräulein Mariane nach Hause begleitet.

Welch ein seltener Gast! sagte Herr Holmengraa herzlich, indem er ihm die Hand reichte. Nehmen Sie ein Glas Wein? Auch heute nicht? Ach, es ist ja wahr, nie am Vormittag.

Warum nicht am Vormittag? fragte Doktor Muus.

Herr Holmsen arbeitet am Vormittag.

Ach, die Arbeit! sagte Jung-Willatz. Aber ich will mich nicht neben dem andern auch noch mit einem umnebelten Kopf plagen.

Dann müssen Sie eine sehr feine Arbeit vorhaben, sagte der Doktor.

Mariane trat zu einer andern Türe herein; auch sie blieb verwundert stehen, als sie die Gäste sah, und drückte die Tür mit dem Rücken hinter sich zu.

Ich habe mir erlaubt, mich nach Ihrem Befinden zu erkundigen. Und da kommen Sie so gesund und entzückend wie nur je! sagte Doktor Muus und reichte Mariane die Hand. Dann nahm er das vorherige Gespräch wieder auf. Eine sehr feine Arbeit, jawohl. Aber ich darf wohl sagen, daß auch meine Arbeit nicht von gewöhnlicher Art ist, ich stehe zum Teil vor haarfeinen Diagnosen, aber ein Glas Wein hat mich noch nie beschwert.

Das kommt daher, daß wir gesunde Leute sind, warf der Rechtsanwalt ein. Und jetzt sind Sie also wieder in der alten Heimat, Herr Holmsen?

Willatz nickte und wandte sich dann an Mariane.

Haben wir nicht ein paar Takte miteinander spielen wollen? fragte er.

Doch.

Der Doktor fiel ein. Ei, das ist nett von Ihnen, Herr Willatz Holmsen, daß Sie uns zeigen wollen, wie weit sie nun gekommen sind.

Mariane brach in lautes Gelächter aus. Es fiel ihr ein bißchen schwer, die Dame zu spielen.

Bst! Klirren Sie nicht so mit ihren Schlüsseln, Herr Rechtsanwalt! sagte der Doktor, der auf die Musik im nächsten Zimmer horchte. Übrigens   das sind ja nur Übungen, wollen sie uns damit abspeisen?

Sie probieren gewiß etwas, was Herr Holmsen komponiert hat, sagte Herr Holmengraa.

Dazu hätte nun, offen gesagt, Herr Willatz Holmsen eine andere Gelegenheit wählen können. Er zwang ja Fräulein Mariane da hinein. Na, meinethalben gerne. Wie ist es denn, wird etwas aus dem jungen Mann?

Ich habe seinen Namen bisweilen in den Zeitungen gelesen, sagte der Rechtsanwalt.

Ach, dazu gehört nicht so besonders viel! Nein, Lassen, Pastor Lassen, der von hier stammt, das ist ein merkwürdiger Mann.

Ja.

Ein großer Mann! Bedenken Sie, was das heißen will, sich durch alle die Examen hindurchzuarbeiten, als Erwachsener ganz von Grund auf beginnen und alle Sprachen und Wissenschaften studieren und jetzt auf dem Gipfel zu stehen! Das kann man Begabung nennen!

Es heißt, er werde Bischof werden.

Natürlich. Und ich hoffe, die Regierung hat so viel Anstandsgefühl, daß sie ihn auch gleich auf einen der Bischofssitze im Süden beruft, Lassen ist lange genug hier im Norden gewesen, seine ganze Kindheit und Jugend hindurch bis zum Mannesalter. Es wundert mich, daß Sie es hier aushalten, Herr Holmengraa, wo Sie doch nichts dazu zwingt.

Ich habe nun einmal mein Geschäft hier, erwiderte Herr Holmengraa ausweichend.

Allerdings, aber trotzdem. Was zum Beispiel mich betrifft, so möchte ich am liebsten in einer Stadt sein. Das Land ist schon recht, aber wenn man nun andere Interessen hat, Kulturinteressen!   Immerhin möchte ich keineswegs im ersten besten Landstädtchen wohnen. Und wenn man aus Christiania ist, befindet man sich tatsächlich in fast allen andern Städten auf dem Land.

Aber Sie sind doch nicht gerade aus Christiania, sagte der Rechtsanwalt.

Doktor Muus runzelte die Stirn:

Aber doch gewissermaßen. Natürlich bin ich hier im Nordland geboren, wie wir Beamtenkinder fast alle, aber dann kam ich immer weiter südwärts, und schließlich landeten wir in Oesterdalen. Elverum und Hamar waren unsere Landstädte, aber Christiania war unsere Hauptstadt. Und später, das wissen Sie auch, Herr Rechtsanwalt, waren wir doch während unserer ganzen Studienzeit in Christiania. Haben wir also dort nicht sozusagen unsere Taufe erhalten? Natürlich hatten wir unsere Grundlage von unserem gebildeten Elternhaus, aber unsere Entwicklung und Lebensanschauung in Politik, Theater, Kunst, Wissenschaft   alles haben wir von dem großen Christiania. Von dort sind wir hergekommen.

Ja, ja, von dort sind wir hergekommen.

Frau Irgens meldete, daß angerichtet sei. Mariane und Willatz kamen wieder herein. Der Doktor sagte: Sie haben zwar keine höhere Musik für uns spendiert, aber wir bedanken uns doch dafür. Darf ich mir die Ehre ausbitten? Damit bot er Mariane den Arm. Oder mißfällt es Ihnen?

Nein, warum denn?

Mir schien, als verschwinde das Lächeln von Ihrem Gesicht.

Ich unterdrückte nur den Jubel, der mich erfüllte.

Ja ja, Fräulein Mariane, nun werden Sie mich bald ganz los, sagte er, während er mit ihr ins Eßzimmer wanderte.

Doktor Muus will von hier weggehen, Mariane, erklärte ihr Vater.

Das ist doch nicht Ihr Ernst, Doktor?

Mein vollkommener Ernst.

Darauf schwieg Mariane. Der Doktor achtete ihr Schweigen und unterbrach sie nicht. Er wendete sich an Willatz und machte einige Bemerkungen über Musik und Gesang und die Oper. Wann werden wir wohl endlich eine feste Oper hierzuland bekommen, Herr Willatz Holmsen?

Wenn einmal das Land groß genug ist, antwortete Willatz. Es fiel ihm auf, daß der Doktor, wenn er seinen Namen aussprach, dies überflüssig deutlich tat, aber er konnte nicht entscheiden, ob es beleidigend gemeint war.

Wenn Sie arm genug wären, würde ich zur Eröffnungsfeier eine Oper bei Ihnen bestellen, sagte Rechtsanwalt Rasch, um einen Witz zu machen.

Willatz erwiderte: Ja, wenn Sie reich genug wären.

Ach so, da gehören Summen her! versetzte Rasch mit nachsichtigem Lächeln.

So ausgezeichnet wie bei Ihnen ißt man nicht oft, Herr Holmengraa, sagte der Doktor.

Ganz meine Meinung, sagte Rasch; er war ein großer Feinschmecker.

Insbesondere macht Frau Irgens einen Salat   ja Frau Irgens, von dem Salat hätte Ihr Mann nicht so jung wegsterben dürfen.

Frau Irgens bedankte sich lächelnd. Meinen Sie, Herr Doktor? Das freut mich! Sie kannte die Herren schon und hatte sich alle Mühe gegeben; als sie das Kastanienkompott bereitete, hatte sie sogar eine Erfindung gemacht, allerdings durch einen Irrtum, durch eine Verwechslung von Vanille und Zitrone. Aber das Kompott schmeckte neu und eigentümlich.

Und da nun Frau Irgens gewissermaßen das Wort erteilt war, konnte sie nicht unterlassen, Herrn Holmengraa auf einen neuen Streich von einem seiner Arbeiter aufmerksam zu machen:

Und wie lange wollen Sie das dulden? Denn jetzt geht es zu weit, sagte sie.

Was ist denn jetzt wieder geschehen, Frau Irgens? fragte Mariane.

Das will ich Ihnen sagen, obgleich ich's bis jetzt nicht angeben wollte. Es geschah vor ein paar Tagen, als der Theodor im Laden den Ball im Bootshaus gab. Na, da kam ein Pärchen hierher zu uns und forderte die andern auf, mit auf den Ball zu gehen. Es war Rechtsanwalts Florina und Nils von Välta, und Florina hatte einen gelben Mantel an. Die Marcilie von uns wäre gern mitgegangen, aber sie hatte keinen Herrn, den Konrad hätte sie zwar gehabt, aber der hatte keine Stiefel. Da geht Konrad hinauf und holt sich ein Paar von Herrn Holmengraas Stiefeln.

Was tat er? fragte Mariane.

Hinauf ging er, hier im Haus. Die neuen Stiefel mit den Lackkappen, die der Herr das letztemal aus der Stadt mitgebracht hatte.

Allgemeines Schweigen. Der Doktor fragte: Wer ist Konrad?

Einer unserer Tagelöhner. Ja, und mit ihm ist dann Marcilie auf den Ball gegangen. Sie haben bis zum frühen Morgen getanzt. Als sie heimkamen, war Konrad betrunken, er warf die Stiefel, wie sie waren, wieder auf ihren Platz, und da liegen sie noch. Hübsch sehen sie aus! Soll ich sie holen?

Nein, sagte Herr Holmengraa.

Wenn ich sie jetzt sehe und daran denke, wie neu und glänzend sie vorher gewesen sind, dann möchte ich gerade   und Sie wollen alles so weiter gehen lassen, da  

Der Rechtsanwalt schlug vor, dem Tagelöhner am Lohn einen Abzug zu machen, bis die Stiefel bezahlt seien; das gehe ganz leicht.

Ja, nicht wahr? Was sagst du dazu, Willatz? fragte Mariane in ihrer listigen Art.

O ja, versetzte Willatz. Aber es fragt sich, ob Herr Holmengraa Stiefelhändler sein will.

Alle sahen Herrn Holmengraa an, der nur lächelte und sagte:

Ich glaube, wir wollen ihm die Stiefel verehren, Frau Irgens.

Jawohl! rief Frau Irgens mit einem gekränkten Kopfnicken. Und das nächstemal nimmt er dann einfach die Kleider vom Haken; aber so ist es ja immer, dies ist nicht das erstemal.

Es ist ja gar nicht der Mühe wert, sich darüber zu ärgern, Frau Irgens, sagte Herr Holmengraa gleichgültig.

Herr Holmengraa bewies jedenfalls viel Selbstbeherrschung, indem er so gleichgültig dasaß und den Wirt machte und seinen Gästen zutrank. Als Frau Irgens die Stiefel aufs Tapet brachte, hatte es zuerst ein wenig um seinen Mund gezuckt, wie wenn ihm ein Stich versetzt worden wäre; vielleicht schmerzte es ihn, daß nicht einmal mehr die schönen Stiefel, die Freimaurerstiefel und die seidengefütterten Kleider Achtung einflößten.

Der Rechtsanwalt meinte, ganz leer sollte man den Tagelöhner nicht ausgehen lassen. Ich stimme ganz mit Frau Irgens überein, denn wenn wir nicht aufpassen, wachsen uns die Leute über den Kopf.

Nun wußte ja der Mühlenbesitzer recht wohl, wie giftig die Segelfosser Zeitung einmal ums andere gegen ihn gewesen war, und daß der Rechtsanwalt das zugelassen hatte. Aber er ließ sich nichts anmerken. Noch ein kleines Glas Herr Rechtsanwalt? Wir wollen uns doch nicht durch so eine Kleinigkeit das Leben verbittern lassen! Mariane stieß mit ihrem Vater an und hielt folgende Rede: Papa, ich will jetzt als deine Kinder sagen: du bist der beste Mensch von der Welt!

Nun wurde von dem überhandnehmenden Flaggenmißbrauch in Segelfoß gesprochen, und der Rechtsanwalt führte wieder das Wort. Hier wird nun jeden Tag, den Gott gibt, geflaggt, Gott mag wissen, warum. Heute ist wieder auf einem Haus eine Flagge aufgesteckt worden, nämlich bei dem neuhergezogenen Photographen. Wie viele haben nun eine Flagge auf dem Hause? Der Rechtsanwalt zählte an seinen mißgestalteten Fingern: Acht Stück, neun Stück   Segelfoß errötet vor lauter Flaggen. Es kann ja gut sein, daß wir, die sozusagen mit Flaggen geboren und mit Flaggen aufgewachsen sind, flaggen, wenn ein Geburtstag oder ein Ereignis in der Familie ist, aber stellt euch vor, daß der Theodor im Laden zum Geburtstag des alten Ladenpers flaggen würde!

Der Wein macht die Leute wohl aufrichtiger und offenherziger   oder wie? Doktor Muus sagte.

Sie haben mich vorhin berichtigt: ich sei nicht von Christiania. Nun, Herr Rechtsanwalt, haben Sie denn nicht ein Blatt, in dem Sie gegen diese Mißstände auftreten könnten? Was tut das Blatt?

Der Rechtsanwalt schwieg einen Augenblick. Doktor Muus schaute sich indessen in der Runde um und heimste den Lohn für seine Gerechtigkeit ein. Es war fast eine große Stunde, er wies seinen guten Freund zurecht.

Ich besitze allerdings den größten Teil der Segelfosser Zeitung, aber ich redigiere sie nicht, sagte der Rechtsanwalt.

Als Sie von dem Mißbrauch der Flaggen sprachen, fand ich es vollkommen berechtigt, sagte Doktor Muus, und er reizte dadurch seinen Freund abermals auf feine Weise. Als ich für mein Doktorhaus eine Flagge bekam, war ich der einzige, jetzt haben alle miteinander Flaggen, der Küster, der Schmied, der Gehilfe Jakob, Olea von Grönvold, alle flaggen bei Tag und Nacht, nun habe ich es eingestellt.

Ich benütze die Gelegenheit, zu erklären, daß ich die Segelfosser Zeitung nicht redigiere, erklärte Rechtsanwalt Rasch feierlicher als notwendig. Er sah dabei aufrichtig aus, eine gewisse Aufrichtigkeit, ja unnatürliche Wahrhaftigkeit war über ihn ausgegossen. Ich habe dem blassen Typographen mit seiner Zeitung geholfen, dabei hatte ich eine kleine private Absicht, einen Plan für die Zukunft; aber darüber bin ich niemand Rechenschaft schuldig. Ich habe also dem Mann die Wege geebnet, während er das Blatt setzt, redigiert er es auch. In ein paar Fällen habe ich auch selbst etwas geschrieben oder ihm nachgeholfen, das ist alles. Ich bin sehr oft selbst unzufrieden mit dem, was im Blatt steht, aber ich kann nicht bei jeder Gelegenheit eingreifen, dazu hätte ich nicht einmal Zeit genug.

Natürlich nicht, sagte Herr Holmengraa. Und durch diese Einräumung hoffte er vielleicht, der Rechtsanwalt werde künftig den Ton des Blattes ändern. Diesen Rechtsanwalt Rasch hatte ja der Mühlenbesitzer selbst in Segelfoß angestellt und ihm den Weg geebnet, ihn auch der Herrschaft auf dem Gute vorgestellt, sollte er da gar keine Scham im Leibe haben? Sollte er erlauben, daß seine Zeitung die Arbeiter gegen ihn aufwiegelte?

Ich hatte auch gar nicht die Absicht, Sie anzugreifen, lieber Freund, entgegnete der Doktor. Ihr Wohl!

Ihr Wohl! Ich bin Ihnen dankbar, weil ich nun ein Mißverständnis habe aufklären können, sagte der Rechtsanwalt förmlich. Ich stehe nach wie vor außerhalb der Redaktion der Segelfosser Zeitung.

Nun wurde von allgemeinen Dingen gesprochen, von Neuigkeiten aus Stadt und Land. Pastor Landmarck hatte eben einen kleinen Einspännerwagen fertig gebracht, den er von A bis Z allein angefertigt hatte.

Ja, das ist alles ganz recht, sagte Doktor Muus, aber ein Beamter, ein Pfarrer   wo wird das enden! Wenn ich mir meinen Vater oder meinen Großvater an der Hobelbank denke!   Der Krieg im Osten, Port Arthurs Fall wurden mit keinem Wort erwähnt.

Der Wein tut vielleicht auch das Seine dazu, geziert schweigsamen Menschen den Mund zu öffnen   ja, das tut er. Jung-Willatz konnte nun plötzlich dem Mühlenbesitzer von Anton Coldevin bestellen, daß er bald komme, ja, daß er schon unterwegs sei, sein Vater, der Konsul, sei krank gewesen, sonst wäre er schon früher gekommen.

Ich erinnere mich noch sehr gut an Konsul Coldevin, sagte Herr Holmengraa. Er war der Vermittler, als ich von Ihrem Vater Land kaufte; in einer Sommernacht bei hellem Sonnenschein wurde der Handel abgeschlossen. Der Konsul war liebenswürdig und immer zum Scherz aufgelegt.

Der Rechtsanwalt hatte sich wieder gefaßt: Schade, daß ich damals noch nicht hier war, sagt er, sonst wäre ich der Vermittler geworden.

Ohne Zweifel.

Ja, ja, Herr Holmengraa, durch Sie habe ich meinen Platz und meine Wirksamkeit bekommen. Apropos, haben Sie in letzter Zeit meinen Hain gesehen? Herrlich, unglaublich, nicht wahr, Herr Doktor?

Großartig! Wie gesagt, nun fehlen nur noch Nachtigallen. Wann wollen Sie eigentlich Ihr Gartenfest geben, Herr Rechtsanwalt?

Bald. Gleich nach dem Hochsommer. Dann sind die Bäume noch mehr herangewachsen, zollweise. Jetzt habe ich auch einen Springbrunnen, Herr Holmengraa, und ich unterhandle eben mit einer Eisengießerei wegen ein paar Kunstwerken für den Garten. Wissen Sie, was mir eingefallen ist? Daß der Photograph hier recht an seinem Platz ist. Da kann er gleich das Fest photographieren und dabei gute Geschäfte machen; alle Teilnehmer wollen natürlich so ein Bild haben.

Fräulein Mariane sah den Doktor mit zusammengekniffenen listigen Augen an und sagte: Aber zuerst wird er wohl die Konfirmanden photographieren sollen.

Als das Essen vorbei war und der Kaffee getrunken, gelang es Doktor Muus, sich eine Weile allein mit Fräulein Mariane zu unterhalten. Er sprach von der Veränderung, die seiner geringen Person bevorstehe, seinem Wegzug, es sei wirklich sein fester Vorsatz, Segelfoß zu verlassen   was soll man sagen, die Menschen treffen zusammen und trennen sich wieder! Wir sind zusammengetroffen, Fräulein Mariane, und nun  

Cis, h, e, Herr Doktor, weich und innig ruhig, so: cis, h, e  

Der Doktor starrte sie durch seine dicken Brillengläser an. Was soll das heißen?

Romanze.

Aha, wir sind wieder Kind! sagte er lachend. Oder ist die Hydra aus ihrem Kasten herausgekrochen?

Aus ihrer Zündholzschachtel, Doktor, Sie brauchen mir nicht erst zu sagen, daß Sie in letzter Zeit sehr häufig im Pfarrhaus gewesen sind.

Ach so! Er rechtfertigte sich, versuchte, sich weißzuwaschen. Was sie denn meine? Die Pfarrerin sei eine merkwürdige Frau, gleiche Neigungen, gleiche Kultur. Aber was denken Sie   die Mädchen sind ja eben erst konfirmiert, die letzte im vorigen Jahr. Seien wir also vernünftig!

Ach deswegen, wegen der Konfirmation! Und sie sind groß und hübsch.

Das leugne ich nicht, sagte der Doktor; natürlich bin ich in der Familie gern gesehen und auch schon ein paarmal dort gewesen. Die beiden jungen Damen leben mit der Mutter ihr Leben für sich, am Pfarrer ist ja nicht viel, er hat seine Werkstatt. Da werden Sie verstehen, daß ihnen ein gebildeter Umgang ab und zu nicht unwillkommen ist. Aber von da ist zu mehr noch ein weiter Sprung.

Sie werden den Sprung schon machen, Doktor.

Da verbeugte sich der Doktor und sagte: Das klingt, als ob Sie mir dazu raten würden. Sie haben also selbst kein Interesse daran, daß ich ihn unterlassen würde?

Cis, h, e  

Da verbeugte sich der Doktor abermals und ging von dem Kinde weg.

Herr Holmengraa begleitete seine Gäste bis auf den Weg hinaus und verabschiedete sich dann, weil er noch nach der Mühle wollte. Darf ich Sie begleiten? fragte Willatz. Hatte Herr Holmengraa dieses Anerbieten erwartet, oder es sogar herbeizuführen gesucht? Klug und scharfsinnig genug war er dazu. Seine Vorliebe für den jungen Mann, die Freude über seine Rückkehr, über seine Gesellschaft, hatten ihren natürlichen Grund; Jung-Willatz erinnerte ihn an die Zeit, wo er wie der König im Märchen nach Segelfoß gekommen, wo er bei Leutnants aus und ein gegangen war, sich hier anbaute und hier wohnte. Das waren Tage gewesen! Jetzt hatten sich die Tage verändert, der König war abgesetzt. Vielleicht konnte noch einmal ein Holmsen in sein Leben treten und ihn stützen!

Die Herren gingen langsam den Weg entlang. Es war schön warm; ab und zu begegneten sie einem von Herrn Holmengraas Arbeitern, die sich gerade um diese Zeit zu einer kurzen Freistunde fortzuschleichen pflegten. Hatte der Mühlenbesitzer daran wohl gedacht und wollte er Willatz dieses Unwesen recht deutlich vorführen?

Aber Jung-Willatz schien vorläufig nichts zu sehen. Komische Käuze, diese beiden! sagte er von dem Rechtsanwalt und dem Doktor. Wenn sie sprechen, verstehe ich plötzlich, warum die Chinesen mit Stäbchen essen!

Woran dachte er dabei besonders? An ihre Engherzigkeit, ihren beschränkten Gesichtskreis, ihre Nichtigkeit? Der Rechtsanwalt war zweifellos ein Streber, aber Doktor Muus, der der Überlegene war, stieß ihn vielleicht am meisten ab. Saß in dem jungen Mann noch etwas Vornehmtuerei von seiner Schulzeit in England her, etwas Gentry? Und mischte sich durch das von seinen Vorfahren überkommene Erbe noch etwas Heraldik in seine Vorstellungen? Er dachte vielleicht daran, daß der Doktor, der so fein war, immer wieder gesohlte Stiefel trug, und daß auf seinem Rock die Spuren der Stuhllehne zu sehen waren. Und was waren das für Hemden, die er für fein hielt! Aber alles hätte noch angehen können, wenn es ihm nicht so schwer gefallen wäre, auf sich selbst von oben herab zu sehen.

Der Starke findet immer einen Stärkeren. Dachte Willatz Holmsen der Vierte jemals darüber nach, wer er selbst war? Seine Kameraden hatten ihn wohl manchmal daran erinnert und es ihm vorgehalten. Wahrlich, manchmal scherzte er damit, daß er der letzte Sproß an dem alten Stamme seiner Rasse sei; er konnte zugeben, daß er ein altes Bild sei, das seinen Rahmen gesprengt hatte. Aber, sagte er, etwas Aufputz, etwas Geckenhaftigkeit, etwas ererbtes Geld, ein Landgut, macht denn das alles zusammen eine banale Persönlichkeit? Gewiß, gab er treffend zu, er sei erst rund zweihundert Jahre alt. Und seine Rasse? Ihre Vertreter hätten als Diener und Augendiener, die hinter den Stühlen gestanden seien, angefangen, dann seien sie Hausvögte, Aufseher geworden, dann hätten sie Macht errungen, seien Emporkömmlinge geworden, dann sei der Reichtum dazugetreten. Da habe das erste Glied eingesetzt. Vier Generationen in steigendem Luxus und zunehmender Verfeinerung seien gefolgt   jetzt sterbe die Rasse aus. Das sei der Gang des Lebens. Sagt, was ist denn Merkwürdiges dabei? Ist es nicht gut, wenn die Schlupflöcher aufgemacht werden, damit andere hineinschlüpfen können, andere Betrüger und andere Schmarotzer?

Ja, der Wein löst die Zunge, Willatz sprach, sprach sich aus:

Sie schlagen nirgends Wurzel, sie wollen nur immer südwärts, sagte er und meinte damit wieder den Rechtsanwalt und den Doktor. Was sind sie für eine Sorte von Menschen! Beamtentypen! Ja, wahrlich, ich sehe immer mehr, wie recht mein Vater hatte, wenn er sagte, der Beamtentypus sei einer der geringsten in einem Volk, er sei ein Fabrikat. Bei dem Kaufmann, dem Geschäftsmann ist alles in Gefahr, er gründet seine Existenz, indem er alles einsetzt, alles dran wagt, er hat für nichts eine Sicherheit, er ist jeden Augenblick in Erwartung des Gewinns. Sein Leben ist der Arbeit geweiht, der Spekulation und dem Ereignis, er geht seinem großen Schicksal entgegen: Erfolg oder Ruin. Was erleben die Beamten? Versetzung, die alte Wirksamkeit an einem neuen Ort. Und nun die Aristokraten! Ihre Stärke war, daß sie Grundeigentum und eine Heimat hatten, daß sie über eine größere oder eine kleinere Welt Herr waren. Sie fuhren mit ihren Pferden zu ihren Toren hinaus und auf ihren eigenen Wegen und Feldern dahin; eine Menge Menschen lebten von ihrem Grundbesitz. Sie gründeten nicht nur ein Geschlecht, sie pflanzten es auch fest in den Boden ein. Als die Aristokratie ausgerottet wurde, maßten sich die Beamten deren Platz an. Warum das? Weil sie kranke Hände hatten, mit denen sie gar nichts schaffen konnten, sie saßen nur in der Verwaltung und schrieben. Es galt allmählich für fein, solche Dienstbotenarbeit, wie Buchstaben schreiben, auszuüben. Im Beamtenstand kann in ungezählten Geschlechtsgliedern der Sohn nach dem Vater Beamter werden, sie laufen dabei gar keine Gefahr, höchstens könnte ihnen ein verspätetes Examen in die Quere kommen. Sie sollen das Ausführbare und durchaus Gewöhnliche, das sie ererbt haben und für das sie ihr kleines Jahreseinkommen erhalten, fortführen. Wo die Vorfahren aufgehört haben, tritt der Nachkomme ein, seine Vergangenheit bestimmt seine Zukunft, der Weg ist bekannt, es handelt sich nur darum, ihn bis zu Ende zu gehen. Sehen Sie, bei außergewöhnlichen Menschen, da ist es ganz anders: der Reichtum vererbt sich nicht ins Endlose, er erschöpft sich im dritten, im vierten Glied; das Genie stirbt mit dem Besitzer, es steht vielleicht wieder einmal auf, vielleicht auch nicht. Große Männer erschöpfen die ganze Kraft des Geschlechts, wenn es möglich wäre, dürften sie nur Töchter haben. Das sollte Gesetz sein. Aber die Beamten können ohne Gefahr Söhne und Mittelmäßigkeit hervorbringen, soviel sie vermögen.

Ach, wie sich Jung-Willatz aussprach, wie sehr hatte ihm der Wein die Zunge gelöst und sie willfährig gemacht!

Zum Schluß sagte er dann:

Die Beamten stammen nirgends her, sie wollen nur nach dem Süden des Landes. Sie haben nie ihr eigenes Heim, sie wohnen auf fremdem Grund in anderer Leute Häusern. Denken wir uns einmal Geschlecht um Geschlecht heimatlos, das wäre so viel wie die dauernde Ungnade Gottes! Die Kinder sind nicht daheim, wo sie geboren und aufgezogen werden, sie werden aus ihrer ersten, ihrer zweiten, ihrer dritten Wurzelstätte herausgerissen, weil die Eltern immer weiter in den Süden wollen; wenn sie versetzt werden, schleifen sie ihre Wurzeln hinter sich her. Sie tun mir leid, es sind Kinder, aber ihre Wurzeln schleifen hinter dem Umzugswagen her. Nach vielen, vielen Jahren kommen sie vielleicht wieder einmal an so einen Ort. Sie sind auf einer Vergnügungsreise und betrachten die Stätte ohne Tränen in den Augen. Sie erinnern sich vielleicht an kleine Erlebnisse bei diesem Stein, bei jener Birke: dort im Bach hatten sie Hobelspäne schwimmen lassen. Sie sehen sich's eine Weile an, dann gehen sie davon. Sie reisen weiter. Sehen Sie sich diese Menschen an! Sie haben so lange über einen Tisch vorgebeugt gesessen, daß sie einen gekrümmten Rücken bekommen haben, sie sind unfähig, mit den Händen etwas zu tun, sehr häufig tragen sie eine Brille auf der Nase. Das ist das Zeichen, daß ihnen die Gelehrsamkeit, die in ihr Gehirn hineinströmte, die Sehkraft aus den Augen gesaugt hat, sie sehen nicht mehr. Diese Menschen sind die Aristokratie des Landes geworden. Da gehen sie hin!

Jung-Willatz hatte hier leicht reden, niemand widersprach ihm. Aber wenn er mit Kameraden zusammensaß, konnte er nie vor einer derben, wohlverdienten Abfuhr sicher sein: Ha, der Nachkomme spricht, der Adelssproß, er kann seine Lektion, sein Vater und vier Vorfahren haben sie ihm beigebracht! Mein Vater war Richter, sein Vater war nicht einmal Leutnant im Dienst, wer aber war der größere? Und wer ist er selbst, der Sohn? Ein Hofbesitzer auf dem Lande! Was kann er werden? Fragt einen Weissager! Wenn man sich nicht um ein Examen plagen muß, dann fließt alles ineinander, man gibt es auf, man kehrt zu seinem Hof auf dem Lande zurück. Dort hat man irgendeine alte Dienerin, die einen versorgt. Der Nachkomme, der Adelssproß besinnt sich nicht lange; er hat seine Dienerin, sie ist ererbt, sie hat eine Blondenhaube und freundliche Augen: bleibt er an einem Morgen zu lange liegen, so kommt sie und fragt, ob er krank sei; sitzt er zu lange auf einem Stuhl, dann ermuntert sie ihn, aufzustehen, damit er sich nicht durch zu langes Sitzen schade. Dann stirbt er. Dann legt die Dienerin Blumen auf sein Grab. Das ist das Ende. Und wohlgemerkt: die sterben, das sind die besten von den Nachkommen und Adelssprossen, es sind die resignierten und schüchternen! Herr Willatz Holmsen, die geringsten und unnützesten, die sind's, die dem Tod zu widerstehen und weiterzuleben vermögen!

Aber jeder hatte seine eigenen Gedanken, und Herr Holmengraa hatte wohl auch die seinen. Vielleicht erkannte er auch in den Reden des jungen Mannes etwas von dem Leutnant, seinem Vater, wieder, bei dem in allem, was er getan und gesagt hatte, dieselben Ansichten zutage getreten waren. Herr Holmengraa hörte noch immer die Stimme des alten Leutnants, seine Worte waren bitter und echt, in dem Munde des Sohnes wurden sie unschädlicher. Es war vielleicht etwas daran, wenn er sagte, große Männer sollten keine Söhne haben.

Herr Holmengraa antwortete ja   ja, er nickte und hörte zu, aber er dachte an sich selbst. Sah denn Jung-Willatz diese müßigen Arbeiter, diese ganze Unsitte nicht? Sein Vater, der Leutnant, hätte seine grauen Augen auf sie gerichtet und eine kurze Frage geäußert.

Die beiden Herren gingen eine Weile schweigend weiter.

Waren das Ihre Arbeiter, denen wir da unten begegnet sind? fragte Willatz.

Ja.

Grüßen sie nicht?

Doch, bisweilen, antwortete Herr Holmengraa. O ja, einige grüßen.

Aber woher kommt es, daß nicht alle grüßen? Sie sind doch ihr Herr?

Es kommt wohl daher, daß die Natur, wenn sie Herren hervorbringt, ihnen nicht immer das Höchste mitgibt, sagte Herr Holmengraa.

Ist das die Erklärung? fragte Willatz.

Ihr Vater, das war der rechte Herr. Ich muß mehr als einmal an ihn denken, an ihn und sein Pferd. Wenn er deutete, folgten seine Leute.

Das fehlte gerade noch, daß sie es nicht getan hätten!

Und doch war er ein gutherziger Mann. Er stand fest, weil er wußte, daß viele von ihm abhängig waren, er wußte: wenn er schwankte, dann fielen gleich hundert.

Ja, so war es, sagte Willatz. Da kommt nun wieder einer; wir wollen sehen, ob er grüßt.

Herr Holmengraa schaute auf, als würde er den Mann jetzt erst gewahr und sagte:

Es ist Konrad, der wird schon nicht grüßen.

Was für ein Konrad? Derselbe, der sich Ihre Stiefel geholt hatte?

Herr Holmengraa lächelte traurig.

Ja, das war einer seiner Streiche.

Und Sie behalten ihn in Ihrem Dienst?

Ja, ich behalte ihn, weil sich sonst seine Kameraden mit ihm zusammentun und in Ausstand treten.

So lassen Sie sie doch! sagte Willatz.

Konrad schlenderte an den beiden vorüber. Er knöpfte seine Hemdärmel zu und tat, als sei er davon ganz in Anspruch genommen.

Er grüßte nicht, sagte Willatz. Wo gehen denn Ihre Arbeiter alle hin?

Ich weiß es nicht, sie leisten sich eine Arbeitspause, die sie selbst eingeführt haben. Einige davon sitzen, wie ich sehe, dort drüben im Wald.

Willatz sah Herrn Holmengraa an, und es wurde ihm klar, daß der König aus dem Märchen schwach geworden war, seine Lippen bebten leicht, die Iris in seinen Augen war farb- und glanzlos geworden. Ja, er war gealtert.

Da blieb Willatz stehen und sagte:

So rufen Sie doch den Mann zurück! Fragen Sie, wohin er gehe!

Herr Holmengraa gehorchte und rief:

Konrad! Ach, komm einen Augenblick her!

Willatz stutzte über die bittende Form und auch darüber, daß der Mühlenbesitzer seinem Arbeiter ein paar Schritte entgegenging. Meinte er, so etwas würde helfen? Deshalb ging Konrad nicht rascher. Und als er endlich langsam daherkam, wartete er nicht schweigend auf Bescheid, sondern fragte: Was gibt's denn?

Herr Holmengraa fragte:

Wo gehst du hin?

Wohin ich gehe? antwortete Konrad. Nirgends hin.

Ist denn nicht jetzt Arbeitszeit?

Die andern gingen fort, um sich zu verschnaufen, da ging ich auch.

Geh an deine Arbeit zurück! sagte Herr Holmengraa.

Konrad kam das Ganze wohl etwas sonderbar, etwas ungewohnt vor, etwas Merkwürdiges mußte eingetreten sein, eine Wendung, der Mühlenbesitzer hatte Stimme, er sagte nicht nur ein paar Worte und drehte sich nicht weg, wie um sich zu verbergen. Außerdem war er nicht allein, sondern hatte diesen Gutsbesitzer bei sich; was bedeutete das?

Ich will wohl zurückgehen, wenn die andern es auch tun, sagte Konrad und drehte um.

Was hast du, Konrad? rief es vom Waldessaum her.

Wir sollen wieder an die Arbeit, antwortete Konrad.

Kommt, Kameraden, das wollen wir uns ansehen! erklang es vom Walde her.

Und heraus trat Aslak, ein großer, breitschultriger Mann mit einer Pfeife im Munde. Er trug eine Schirmmütze und eine grüne Windjacke, und seine Füße steckten in hohen Stiefeln mit Schnallen an den Waden herauf. Zwei andere Arbeiter kamen mit ihm daher, in Hemdärmeln und den Strohhut auf dem Kopf, Zigaretten rauchend.

Der Zug ging nach der Mühle. Konrad gesellte sich zu den Kameraden, und es entspann sich eine eifrige Unterhaltung zwischen ihnen. Wir wollen sehen! sagte Aslak.

Herr Holmengraa ging mit gesenktem Kopf und überlegte. Mit gesenktem Kopf? Das durfte doch die Haltung eines Königs nicht sein!

Er verfolgte vielleicht einen Plan und wollte das Eisen schmieden, solange es heiß war. Als sie vor der Mühle ankamen, fragte er Bertel von Sagvika:

Brauchst du diese Leute nicht, Bertel, daß sie mitten in der Schicht freimachen?

Doch, wir brauchen sie wohl, sagte Bertel.

Ole Johan, von seiner unmäßigen Neugier getrieben, trat nun auch herzu. Gewiß brauchen wir sie, sagte er.

Aber sie laufen ja fort!

Ja, das tun sie öfters.

Hm. Ja, das tun wir öfters, ertönte Aslaks Stimme.

Herr Holmengraa wendete sich an die Arbeiter und sagte: Nun werden wir das nicht mehr öfters tun.

Nicht? sagte Aslak. Meint Ihr, Ihr hättet das allein zu bestimmen?

Ja.

Na. Ich habe mir nun eingebildet, wir hätten dabei auch ein Wort mitzureden.

Nein.

Haha! Ja, Ihr seid ein ganzer Mann!

Wir sollen jetzt nichts mehr zu sagen haben, hört ihr's, Kameraden? sagte Konrad.

Murmeln. Immer mehr Arbeiter hatten ihre Ruhepause unterbrochen und waren herbeigeströmt, sie merkten wohl, daß etwas los war. Aslak rauchte und spuckte aus; als ihm die Pfeife ausging, zündete er sie mit mehreren Zündhölzern zugleich an und trat diese nicht aus. Er war groß und stark, vielleicht fühlte er sich auch sicher.

Geht an eure Arbeit, Leute! befahl der Herr. Wer arbeiten will, gehe gleich an seine Arbeit, die andern sind entlassen.

Kurzes Schweigen.

Ei, sind wir Sklaven geworden, Kameraden? fragte Aslak.

Der Mühlenbesitzer gebot ihm zu schweigen und sagte: Du bist jedenfalls entlassen, Aslak.

Wohl noch niemals hatte Aslak eine solche Sprache von dem Mühlenbesitzer vernommen; er vergaß zu rauchen, das Unglaubliche war eingetreten. Als er sich wieder gefaßt hatte, fing er an zu erklären und sagte, sie hätten die Freizeit mitten in der Schicht vor ein paar Jahren eingerichtet, und sie würden sie nicht aufgeben. Zum Schluß sagte er, wenn er entlassen werde, dann würden auch noch andere die Arbeit niederlegen.

Wir legen sie alle nieder, wurde ihm beigestimmt.

Diese Unterstützung von seiten der Leute tat Aslak herzlich wohl; er wurde sicher und zornig, sprach unehrerbietig mit seinem Herrn, duzte ihn und nannte ihn Tobias. Wir wissen, woher du stammst, sagte er, du bist von einem Holm und heißt Tobias, und du bist nicht der Papst in Rom. Denn wenn du jetzt nur noch ein Wort weiter sagst, dann gehe ich, sagte Aslak.

Ja, geh nur zum Lagermeister und laß dir deinen Lohn auszahlen, sagte Herr Holmengraa zustimmend.

Aber Aslak mußte wohl mit einem sehr guten Trumpf in der Hinterhand dastehen, mit einem großen Trumpf, ein zorniges, beleidigtes Lächeln drang über seine Lippen. Er sah Jung-Willatz an, der, von dem Verlauf der Dinge unberührt, etwas abseits stand und sagte:

Macht dich der dort drüben heute so keck, Tobias?

Jetzt geht ihr an eure Arbeit, oder ihr seid alle entlassen! ruft der Mühlenbesitzer mit lauter Stimme. Und du, Konrad, bist auch sofort entlassen.

Aber Aslak hatte nun einmal angefangen, Jung-Willatz in Verbindung mit der Katastrophe zu bringen, und so konnte er nicht gleich davon abkommen. Ist der dort vielleicht dein Schwiegersohn? fragte er den Mühlenbesitzer. Bring ihn her, damit wir ihn begrüßen können!   Endlich ging es ihm aber doch wohl auf, daß er und auch Konrad entlassen waren, und da leuchtete es in seinem Gesicht hell auf von Beweismitteln und Triumph, und er sagte: Aha, es gilt dir und mir, Konrad!

Die Entscheidung war gefallen und die Anordnung gegeben, Herr Holmengraa und sein Begleiter gingen wieder den Weg hinunter. Der Mühlenbesitzer schien indes keine besondere Befriedigung über sein kräftiges Auftreten zu verspüren, er schritt noch immer mit gebeugtem Rücken. Das war unbegreiflich, ein König sollte doch hocherhobenen Hauptes dahinschreiten, der alte Seemann und Abenteurer sollte sich doch nicht ohne ein Paar Revolverschüsse zum Schluß zufrieden geben. Er sah Jung-Willatz mit seinen wasserblauen Augen an und sagte: Seit Jahren hab ich keine einzige Freude mehr gehabt.

War das Aufrichtigkeit bei dem überlegenen Herrenmenschen?

Jetzt rief Aslak hinter ihm drein:

Ich merke, du kannst den Konrad nicht leiden, er hat deine Stiefel zum Tanz angezogen, haha, das ist wohl unerhört! Aber wohin gehst du selbst bei Nacht zum Tanz, Tobias? Meinst du, wir estimierten dich, du Freimaurer! Du gehst in die Hütten und in die Heustadel, es gibt Leute genug, die dich gesehen haben! Dein Tanz, das ist der Bettfelltanz!

Aslak schimpfte weiter. Das war sein Trumpf. Die Arbeiter um ihn her lachten herrlich, ho. Herr Holmengraa schien rascher gehen zu wollen, um fort zu kommen, er lächelte demütig und schüttelte den Kopf, als wollte er sagen: Hat man je solche Beschuldigungen gehört! Willatz erblaßte und blieb stehen. Einen Augenblick! sagte er, indem er umdrehte. Er geht zurück und während des Weitergehens zieht er seine Handschuhe aus. Da kommt der Schwiegersohn! sagt Aslak. Kommt, wir wollen den Schwiegersohn begrüßen! sagt er. Willatz geht zu ihm hin, ein Schlag saust durch die Luft, und Aslak liegt da. Was   hat er mit der Hand zugeschlagen? Gott, was für eine Faust, roh und englisch, kein Schrei von dem Opfer, aber ein Zusammensinken des Körpers, der Untergang.

Jetzt weicht die Schar, einige gehen rückwärts zurück, Willatz folgt ihnen. Habt Ihr es auf mich abgesehen, aber ich bin ja entlassen, sagt Konrad kläglich. Als die Kameraden diese Worte hören, erinnern sie sich, um was es sich eigentlich handelt; entweder gehen sie sofort an die Arbeit, oder sie sind entlassen. Und da kommt auch der Mühlenbesitzer zurück, der Herr, alles konnte wieder wie vorher sein, sie brauchten sich nur auf ihren Platz zurückzubegeben. Der Mühlenbesitzer selbst hat ja nicht zugeschlagen, der Mühlenbesitzer pflegte nicht zuzuschlagen  

Sie stoßen einander an und flüstern zusammen, zu zwei und zwei gehen sie an ihre Arbeit zurück. Den Konrad, den Lumpen, lassen sie feig im Stich. Und Konrad läßt Aslak im Stich. Die ganze Erbärmlichkeit ist da: Sie kommen auf dem Rad angefahren, sie gehen in Schnallenschuhen und in dem Modestaat, den der Theodor in seinem Laden feil hält, sie haben sich das Äußere und Wertlose des heraufgekommenen Ortes angeeignet, aber der Charakter bei ihnen ist unverändert. Ja, die ganze Erbärmlichkeit ist noch da.

Herr Holmengraa sah eigentlich recht verwundert aus, aber er hätte ja ein Dummkopf sein müssen, wenn er nicht befriedigt gewesen wäre. Herr Holmengraa ein Dummkopf! Alles andere als das. Aber er sah ganz aus dem Konzept gebracht aus.

Entschuldigen Sie, daß ich Sie zum Zeugen dieses Auftritts gemacht habe, sagt Willatz zu ihm.

Jetzt bewegt sich Aslak; er setzt sich auf, faßt sich an den Kopf, steht auf, sucht seine Mütze und geht. Nach ein paar Schritten dreht er sich um und betrachtet die beiden Herren, dann geht er den Weg hinunter. Weiter unten holt er Konrad ein. Nun gehen sie wohl zum Lagermeister und holen sich ihren Lohn.

Ja, das ist es eben, murmelt Herr Holmengraa vor sich hin. Oder was ich sagen wollte, sagt er. Jetzt habe ich ihnen seit Jahren befohlen, und sie haben mir getrotzt. Bertel, wo sind sie jetzt? Sind sie an ihre Arbeit gegangen?

Ja, es scheint so.

Sie fürchten die Peitsche, sagt Willatz mit gerunzelter Stirne.

Herr Holmengraa schüttelt den Kopf, der Matrose in ihm freut sich wohl, aber der Mann sieht weiter: in drei Tagen wiederholte sich vielleicht dieselbe Geschichte, Aslak war nicht tot, sein Geist war nicht tot.

Sie gehen den Weg hinunter, und Willatz sagt:

Ja, entschuldigen Sie, mit der Sache selbst habe ich ja nichts zu tun. Dieser Mann verlangte mehrmals meine Bekanntschaft zu machen, und ich bin auf eigene Rechnung zu ihm hingegangen. Ich habe mich ihm vorgestellt.

Ja, jawohl, sagt Herr Holmengraa.

War er armselig oder schlau? Wagte er seine Stütze nicht zu unterstützen? Oder wollte er nicht? Es ist nicht gut für einen Märchenkönig, wenn er sich zu deutlich offenbart, es ist am besten, er bleibt eine Sage. Aber auffallend war's, daß Herr Holmengraa plötzlich anfing, sich aufzuspielen und zu prahlen.

Diese Leute meinen, ich sei nicht mehr reich, deshalb haben sie die Achtung vor mir verloren. Ich habe den Betrieb etwas eingeschränkt, ich habe einige Verluste gehabt, ich habe den Mehlpreis ein paarmal erhöht; das alles halten sie für böse Zeichen. Naja, sagt er, und in demselben Augenblick wurde er jung und energisch, ich kann es mir leisten, hier mein ganzes Leben lang Verluste zu erleiden. Aber das kann ich ihnen ja nicht sagen. Und doch kann ich es mir leisten.

Wieder König! Ach, dieser Holmengraa, er war der, der leuchtend aus der Sage auftauchen und dann wieder untertauchen konnte, eine goldene Bahn hinter sich lassend!

Es ist jetzt Krieg im Osten, sagt er. Japan wiegt zurzeit die Schiffslast mit Gold auf.

Willatz sah Herrn Holmengraa an. War der Mann da neben ihm ganz nüchtern? Und er fragte aus Höflichkeit:

Haben Sie auch mit Japan zu tun?

Ich habe lange Arme, antwortet Herr Holmengraa lächelnd. Seinerzeit hatte ich mit Kuba zu tun, mit Puerto Rico, den Philippinen, Antillen, Jamaika.

Das Märchen. Gewiß war Herr Holmengraa König. Er fügte hinzu: Aber all das kann ich diesen Leuten nicht erzählen, und deshalb meinen sie, sie dürften mich übersehen! Doch um von dem einen aufs andere zu kommen, ich habe schon lange einen Plan, über den ich mit Ihnen reden möchte. Aber heute, seit dem Auftritt droben, will ich Sie nicht damit belästigen.

Im Gegenteil, es interessiert mich  

Der Plan stammt schon aus der Zeit Ihres Vaters, aber ich kam nicht dazu, ihn vor seinem Tod mit ihm zu besprechen. Sie besitzen große Länderstrecken, grünes Wiesenland, meilenweite Strecken. Diese könnten Sie an mich verpachten oder verkaufen.

Es ist gar kein Wild dort, entgegnete Willatz.

Nein, Wild nicht, und deshalb ist es für Sie ohne Nutzen. Ich will Schafe dort werden lassen, Weideschafe.

Willatz nickte. Ja, die alten Coldevins hatten gewiß auch ein paar hundert Weideschafe.

Ich würde etwas mehr hertun. In kleinem Maßstab anfangen, nur mit tausend, aber dann würde ich vermehren. Na, vielleicht würde ich mit zweitausend anfangen, aber das wäre auch nur im kleinen, in Mexiko habe ich ganz andere Viehherden gesehen. Aber wie Sie sagen, die Berge sind ohne Wild, ohne Wölfe, ohne Bären, die Tiere könnten also ohne Hirten dort werden. Es ist auch Wasser da, und sie könnten sich bis zur See herunter ausbreiten, dort finden die Tiere Tang; da und dort sind auch kleine Hügel in den Bergen, da finden sie Schutz. Ja, das ist der geeignete Ort. Lassen Sie sich die Sache einmal durch den Kopf gehen und teilen Sie mir dann Ihren Entschluß mit.

Gut, ich werde es mir überlegen.

Die Herren verabschiedeten sich voneinander, und Willatz wendete sich seinem Hof zu. Jetzt sah er ihn im Profil, alle Giebel im Westen und die Grundstücke bis zur See hinunter. Einstmals in der großen Vergangenheit war ganz Segelfoß seine Heimat gewesen.


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