Paul Haller
S Juramareili
Paul Haller

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VII

                     

D Madam ischt äini vo de scharpfe gsy
Und äini, wo di andere Lüt mit Gwalt
Het welle ha, wi si hätt sölle sy.
Das het s Mareili mängischt müeße gspüre,
Und s het s jo nötig gha. Wen s aber d Chöchi
Nid tröschtet hätt, so hätt s em d Wält verläidet,
Wil s no sim äigne Chopf het welle fahre
Und no sim äigne Tramp. Den het em d Chöchi
Is Gwüsse gredt, und mängischt het si glachet
Und het em mit em Lache Freud und Muet
Zum Schaffe gmacht und z letscht het s sälber gseh,
As äis wo lehre mues, nid cha regiere.

Im Winter het s Mareili i sim Stübli
De Byswind gspürt; er het em mit dr Gäisle
Um d Schybe zwickt und het em d Jänerchelti
Dur alli Spalt bis under d Decki gwäiht.
Yschalti Füeß het s gha und Ys im Becki
Und Ys am Pfäischter. S hätt ke Möntsch dra ’dänkt,
Me sött em wermer ha, und es het gschwige,
39 Bis äinischt d Chöchi ghört, wi s gwueschtet het.
Do het s verzellt, wi d Mueter amigs au
Häig müesse wueschte z stund- und z tagewys.
«Den isch di Mueter a dr Schwindsucht gstorbe»,
Het d Chöchi gmäint. «He, d Chranket het si gha,
Und d Chranket, das isch d Schwindsucht, gäled aber?»
Iez het do d Chöchi ärnschthaft zuenem gsäit:
«Mareili, säg dr Madam nüt drvo!
Si het e Furcht drvor und wen si s wäis,
As d Mueter a dr Schwindsucht gstorben ischt,
Si ischt imstand und schickt di usem Hus.»

Das het s nid rächt begriffe, as me s Chind
Chönnt schicke wäg dr Mueter. Mängi Nacht
Het s dra gstudiert und s eifach nid verstande,
Bis as em s d Madam sälber ufglöst het.
Und das isch dewäg cho. Zu irne Chinde
Het d Madam meh as nume Liebi gha.
Si het ene die neuschte Modechläidli
Und fyni Hüetli vo Paris lo cho.
Kes Bett ischt wäich, kes Lüftli warm gnue gsi,
Ken Dokter z tür, wen äis nid z wäg gsi ischt.
Do äinischt het ere s Mareili z obe,
Wo d Chind im Bett, di Große furt gsi sind,
Vo häime müesse ’brichte, dütsch und wältsch,
Wi s chönne und s d Madam verstande het.
Vom Vatter hets mit Flyß nid alls verzellt,
Was wohr gsi wer; er häig nid glueget für si,
Drum häig er müesse furt, und vo dr Mueter
Het s gsäit, si häig e schweri Chranket gha.
Den het s es langs und bräits vom Anneli
Und vo dr Bäsi gmacht, wi das es Chröttli,
40 Und si e gueti gäg de Chinde seig.
Iez, wo s a d Mueter dänkt, so isch s em gsi,
Es ghör und gsäch si wider dunde ligge.
Di lange Tage, s Chrankebett und d Chamer
Und jedes Wörtli, jeden Augeblick
Isch vor em gstande wi vo geschter här,
Und s Augewasser ischt em obsi gschosse.
Do het em d Madam würkli d Bagge gsträichlet
Und gsäit: «Ir guete Chind, so arm und jung
Und scho ke Mueter meh! Was het si gha?»
Zum allererschte mol ischt iez s Mareili
Verschrocke ab der Frog. Wi wen e Mueter
Di böse Buebe frogt: Wer isch es gsi?
Und alli zwüsche Furcht und Woret hange,
So het s en langen Augeblick nid gwüßt,
Söl s lügen oder nid. Den isch em gsi,
Es häig si doch wäg desse nüt z schiniere,
Gwüß häig si d Chöchi i dr Frau trumpiert.
Wo s aber gsäit het: «D Schwindsucht het si gha»,
So isch es gsi, wi we me mit dr Gäisle
Dr Madam ghaue hätt. Uf isch si ’gumpet:
«So, het si grüeft, worum hescht das nid ehnder
Wo d cho bischt, chönne säge? Nid e Stund,
Nid zäh Minute werischt bynis ’blibe!
Und iez es ganzes Johr um eusi Chind,
Und hescht kes Wörtli gsäit! Mon dieu, mon dieu,
Mes pauvres enfants!» het si zwänzgmol grüeft.
«I wäis nid, was r mäine», säit s Mareili,
«Isch das e Sünd, wen öpper d Schwindsucht het?»
«E Sünd? e Sünd? Näi, as me frönde Lüte
Is Hus chunnt mit dr Chranket, das isch d Sünd!»
Iez het s Mareili gsäit: «I bi doch gsund;
41 Was händ r den mit mir?» «So, du bischt gsund?
Wer het dr s gsäit? Wäischt nid, was d Dökter säge?
Grad das isch s trurigscht, as es d Chind no erbe
Wen s d Mueter het. Und du hescht au de Wueschte,
I ha s scho mangischt ghört.» Iez säit s Mareili:
«Jo, aber nid vo dem, iez säg ech s grad:
Das chunnt vom Byswindstübli überobe!
Dert het s mi packt und do bin i nid gschuld.»
«Seig gschuld, wer wel, i cha di nümme ha»,
Het d Madam gsäit. Und wonem d Träne chöme,
So het si fascht no sälber müesse briegge:
«Es goht nid anderscht, Chind; es isch mr läid.»

So het s Mareili müesse zämepacke.
Dasmol het s d Jurabärge lingger Hand
Und d Aarenluf dr rächte Syte gha,
Und s ischt em wohl und warm gsi, wo s vo wytem
Scho d Flueh het möge gseh, wo höch und lieb
Uf d Häimet abeluegt. Dr Aare noh
Und obem Stäibruch dure het s scho meh
A d Bäsi ’dänkt, was die ächt säg drzue.
Je nöcher häi, je schwerer het s es ’druckt,
Wi äis, wo öppis ufem Gwüsse het.
Wo s aber häicho ischt, wo s alls verzellt,
Worom und wie, so het em d Bäsi s Härz
Und s Hus ufgmacht wi säbmol no dr Lycht.
Und s Anneli, wo s gseht, wer s Dorf ufchunnt,
Het scho vo wytem usem Pfäischter grüeft:
«Mareili, gäl mr schlofe wider zäme?» 42

 


 


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