Paul Haller
S Juramareili
Paul Haller

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

VI

                 

«Mareili, goht s iez lang, bis d wider chunnscht?
Het s Anneli am Bahhof gfrogt. Wi lang?
Wi mängischt mues i iez eläigge schlofe?»
S Mareili het em mit em Lumpe gwäiht
Bis is Tunäll, und änevör het s gmäint,
Es seig scho ab dr Wält. S isch drum no nie
Eläi vo häime furt. Z erscht het s no niene
Vil anders gseh as Bäum und Land und Matte
Und Burelüt, wo d Wält vercharschtet händ
Grad wi dehäim. Im nechschte Dorf d Fabrik,
Wo d Schuehmaschine zable meh as hundert
Im lange Saal hert a dr Ysebah.
Den s Stedtli, wo me nüt as Cholehüfe
Und Ysebähndler gseht. Und immer glych
Sind d Jurabärge rächter Hand marschiert
Mit bräite Halde, lange Gröt und Flüehne,
Wo fräch und schön im blaue Himel stöhnd.
Und lingger Hand isch d Aare früsch und läbig,
Vil schmeler as dehäim, durs Tal ab grunne,
Bis s under äinischt winen große Spiegel
Am Bode lyt und grüen im blaue See
Es Inseli, wo s schön wer, z zweune z wone,
Und den en neue Spiegel, größer, schöner,
E Stadt, es Schloß, e schöni alti Chile
Und gechi Gasse zwüsche Bärg und See.

S Mareili het e wältschi Herrscheft gha.
Drfür het d Chöchi «Ja» und «Gäw du» gsait.
Das het s verstande. D Chöchi het em au
Si Arbet zäigt, win alls i some Hus
35 Mües suber sy, me dörf kes Stäubli gseh.
Die het s no anderscht gringglet weder d Bäsi,
Und s het en Angscht usgstande, wen em d Böde
Nid under sine Schuehne ’blibe sind!
Dr Madam het s scho grad de Rock verdorbe,
Wo s d Blatte het lo tätschen i dr Chuchi.
«Quelle imprudence!» het s tönt, «la bête! la sotte!»
Und d Chöchi het em s übersetzt: «Du Totsch!»
«Do wäis ke Möntsch, wi luegen und wi tue»,
Het s mängischt ’dänkt, und wen s nid Furcht gha hätt,
Was d Bäsi säiti, wen s scho wider chem,
Wer wäis, was s agstellt hätt! Mit aller Freud,
Wo s gha het für i d Fröndi, wer s em iez
Am wöhlschte gsi deheim, wo s härcho ischt.

Do isch es ame Sundig mit dr Chöchi
Uf s Dampfschiff und as ander Ufer gfahre,
Wo d Ort so glungnig Näme händ und d Lüt
Nid wüssen öb si wältsch sind oder dütsch.
Und ufem Schiff het d Chöchi gsäit: «Mareili,
De mäinscht, es gang dr bös. I wil dr iez
Vo mir echli verzelle. Euse Vatter
Isch gstorbe, wo no käis von euse sibne
I d Underwysig ischt. Si händ en z obe
Tod ab dr Arbet ’brocht, und eusi Mueter
Het nüt as s Hüsli gha und sibe Chind.
Wyt ab de Lüte häm-mr gwont am Bärg,
Wo niemer chunnt, ken Dokter und ken Pfarer
Und wo dr niemer nüt i d Chuchi träit.
Zweu Johr druf händ si d Mueter au vergrabe,
Und i bi s eltischt gsi. Jez händ di chlyne
Mir müesse folgen oder Hunger ha.
36 Dert hani glehrt, was schaffe häißt, Mareili,
Und wen i iez echlin e resi bi,
So wäischt wohär. Dert häm-mr äinischt d Buebe
‹Tyrann› a d Töre gschriben, aber glych
Isch käis, wo hütt nid säiti: Du bisch gschuld,
As s öppis ’geh het us mr. Alli sächsi
Händ öppis glehrt und mache mr ke Schand.
Iez händ si sälber Chind. I bi vo häime,
Won alli duß gsi sind, i d Fröndi cho,
Uf Bärn und den is Wältsch. Am ersten Ort
Wer s rächt und luschtig gsi, dert hätt s mr gfalle;
Es härzigs Chindli und e jungi Frau.
Do stirbt is die, und i ha wyter müesse.
Z erscht bini do im Wattland näume gsi.
Dert hani aber nüt as d Sproch verdient;
Und iez, Mareili, hani höcher welle.
Es Hus mit bräite Stäge linggs und rächts
Ischt z mitzt im allerschönschte Garte gstande.
Dert händ si ame großi Gsellscheft gha
Mit Lampium in allne Gartelaube
Und tanzt bis z nacht. Und Gutsche gfahre sind si,
Di chlyne scho, wo chuum händ chönne laufe!
De Bueb isch gsi wi früsch vom Zuckerbeck,
So wyß am Hals, und s Mäitli winen Ängel;
De hättischt gmäint, es flüg, wen s gloffen ischt.
I ha mi gmäint, as i ha ’dörfe luege,
Wo s gschlofe het und as em bald druf abe
Ha sälber ’dörfe s Bett und d Stube mache.
Wen s schon es Chind gsi ischt, i han em gärn
Uf s Wörtli gfolget, wen s bifohle het.
Und das het s besser chönnen as di Alte!
Gwüß, Chind, i dänken iez no mängischt a di,
37 Was us dr worden ischt und öb d’no läbscht. —
Do isch dr elter Sohn i d Ferie cho.
Und äinischt z nacht, de Mon het still und häiß
Dur d Lade gluegt, so het mr öpper gchlopfet.
I uf und mäine, s seig im Chind nid wohl.
Do gspüri schon en häißen Arm am Hals,
Und öpper säit mr lys und fräch min Name.
Iez hani gwüßt wora! Dem hani s zäigt,
Was d Bärnermäitli sind! Scho mornderigs
Het d Madam um es anders Mäitli gluegt,
Und i bi brav und suber usem Hus.
Das het mr s to für s obenusewelle.
Iez blybi won i bi. Lueg, wen i dänke
As alli chlynen iez es Häimet händ,
So freut s mi halt.» «Ihr, Chöchi», säit s Mareili,
«Ihr söttet au hürote, wänd r nid?»
Iez het si müeße lache: «Lueg det äne,
Wo s Hüsli stoht — mr fahre dra vrby —
Wont äine, won is Gmües und Anke bringt;
De nehm mi hütt no, wen i sälber wett.
Und dänk, en Burscht, wo feufezwänzgi ischt,
Und i bi vierzgi gsi! Jez wäisi nid,
Isch s wäg dr Hübschi oder wägem Gält.»
S Mareili het si gstupft: «Ihr, säged jo!
I möcht no luege, wen r Hochsig händ.»
«Näi, lueg, Mareili, s got mr jetz wi allne,
Wo müend go diene: we me gluschtig wer,
So het me nüt, und niemer nimmt äin blutt.
Und het me tusig Fränkli binenand,
So isch me z alt.»
38

Iez sind si mit em Schiff
Am Hus vrby und richtig stoht er dert
Und het si gseh und gwunke mit em Huet,
Und d Chöchi hetem mit em Lumpe gwäiht.
«Näi!» säit s Mareili, «wen r doch nid wänd!»
«Lueg, s freut äin glych», het d Chöchi zuenem gsäit,
«Wen äine chunnt und säit: ‹I hätt di gärn.›
Und gwunken isch no lang nid zäme’geh.»

 


 


 << zurück weiter >>