Paul Haller
S Juramareili
Paul Haller

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

IV

                 

Wen öpper stärbe mues, so hilft ken Dokter.
Es trurigs Luegen isch es gsi für d Chind,
Wi d Mueter glitte het, wen all halb Stund
25 De Wueschtevogel sini chalte Chralle
Is Ygwäid gschlage het; es schurigs Lose,
Wi s gcharchlet het im Lyb und wi dr Ote
Müejhsälig winen alti Frau am Bärg
De Hals uf gchrochen ischt. Glych het si sälber,
Je chrenkner as si gsi ischt, Hoffnig gha,
Und gmäint, si chön iez bald i Gstuben use.
Do äinischt het si gsäit, s seig glych nid rächt,
As nid emol de Vatter wüß, wi s gang;
S Mareili chönnt em schrybe, wi si s häige.
S Mareili het ere di häiße Chüssi
I d Ornig gmacht und d Decki vürezoge.
«Näi, Mueter», säits, «im Vatter schrybi nid.»
«He aber Chind, er isch doch glych de Vatter.
Lueg, wen er z Länzbig ischt, i troue glych,
Es seig en iez scho groue, mäinscht nid au?
Er gspasset gärn und ischt echli en liechte,
Süscht wer er nid so läid, de wäisch es jo.»
«Das wäis i au no, Mueter», säit do s Chind,
«As du no geschter anderscht gredt hescht vonem.
Er seig an allem gschuld, hescht geschter gsäit,
Und hänke sött men äin, wo Frau und Chind
Verräble lös win er.» «So? hani gsäit?
Lueg, s isch mr hinechtie und geschter scho,
Das Flueche nützi nüt. Wen s öppis gult,
I säiti hüt no: löhnd en lieber use!
Es isch mr drum, i chymi wider rächt;
Und wen er chunnt, so mues es goh wi ame —
O, s ischt e schöni Zyt gsi säbetsmol —
Wo du no chly gsi bischt. Mr wänd den wider,
Ihr zweu und i und er, wen s Früehlig ischt,
Uf d Wasserflueh, me gseht gar schön i d Bärge,
26 Und s Läbe wird äim lieb, wen d Aare glänzt,
Und d Sunne wyt im Jura abegoht.
S mues wider Fride sy, mr wänd verdiene
Und Freud ha mitenand. Iez, we-mr schrybe,
So dänkt er dra und s macht em wider Muet.»
Do het s Mareili gsäit: «Mr wänd no warte.»
«He guet, so warte mr», het d Mueter gsäit.

Nid lang druf aben isch vom Vatter sälber
Es Briefli cho, wo s ghäiße het, es gfall em.
Si häige s rächt und wen er usechöm,
So wel er denen erscht no danke säge,
Wo gschuld gsi seige dra. Si müese s wüsse
Und merken, as er öppis glehrt häig däne,
Er seig garant drfür. Das het s Mareili
In allem Ärnscht ufgnoh und i dr Freud
Het s d Tinte vüregsuecht und welle schrybe.
Drfür het d Mueter nume ’briegget drab,
Und obem Briegge het si d Täubi packt:
«So», het si gsäit, «wen de nüt Gschyters wäis!
Mareili, näi, iez schrybe mr em nid.»

Do z nacht het d Mueter grüsli müesse wueschte,
Und erscht vom äis ewägg ischt Ruejh und Schlof
I d Chamer cho. S Mareili isch no uf
Und um si gsi und mängischt het s es ’dunkt,
Es plog si öppis böses obem Schlofe
Und wen si öppis redi, seig s vom Vatter.
Veruß isch feischter gsi, de Wind het schurig
Sis Lied um d Egge gstöhnt, und i dr Chamer
Händ es und s Anni glost, wi d Mueter schnufet.
E Stund lang isch es mit em Chind im Schoos,
27 Won au vertschlofen ischt, drnäbe gsässe,
Und wen s as Förchte ’dänkt hätt, hätt s em gförcht.
Am zweu het s gmäint, iez seig si wider wach;
Sie het dr Arm ufgha und het em d Hand
Uf d Stirne gläit, wi wen si s sträichle wett.
Den sind em sälber d Augedeckel gsunke,
Und wo s verwachet, ghört s kes Schnufe meh
As das vom Anneli. «Iez schloft si lys»,
Het s ’dänkt und lost no äinischt und verschrickt.
Wi wen em under äinischt s äignig Härz
Abghänkt und ufghört hätt, so isch s em worde.
S het «Mueter» grüeft und gmäint, si mües verwache,
Es het si gschüttlet, a de Hände zehrt,
Und wider grüeft und s Anni het em ghulfe.
Ganz still isch d Mueter i dr Decki gläge
Und het de Chinde nümmen Antwort ’geh.

S Mareili het dr totne Mueter gluegt,
Wi wen si läbig wer; es ischt em gsi,
Si ghöri s no und gsäch s und häig no Freud,
Wen s um si seig, wi wo si chrank gsi ischt.
Den händ si d Manne gholt und usem Hus
Durs Dorf ab träit und gäg dr Chilen use.
Wi graui Umhäng sind die schwere Wulke
De Bärge noh und i de Bäume ghanget,
Und müed het d Glogge s Toteliedli gsunge,
Wi wen si chuum de Chale gschwinge möcht.
S sind nume Wyber mit dr Mueter z Lycht
Und z hinderscht d Chind, s Mareili, s Anneli
Und d Bäsi mitene. Im Chilhof obe
Het d Mueter scho es Bett im Bode gha.
De Sigerscht het s verstande, wine Frau,
28 Wo irer Läbtig gschafft und gräblet het,
Am beschte lyt zum langen Ärdeschlof
Und het si langsam wäich i d Chüssi gläit.
Hert näbem Mürli isch si z ligge cho,
Wo s gäg dr Aaren ussenabe goht
Und wo me grad no d Chiletör mag gseh.
Und tief im Bode het er si vergrabe,
Won au kes Tönli meh von euser Wält
Het mögen abegcho. Dert het si gruehjet
Und glost, öb öppe nid vo diser Syte
E schöneri Musig chöm. De Sigerscht sälber
Het s Wasser i den Auge gha, wo d Chind
So ’briegget händ und s elter us dr Chile
No äinischt z rugg het welle gägem Grab.
Was d Lüt und was de Pfarer tröschtet händ,
Het s nid verstande. Usem Chilestuehl
Isch s mit dr Bäsi wider gäg dr Hütte.

 


 


 << zurück weiter >>