Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Sechstes Kapitel.
Stimmungen


Nachdem der junge Maler das Haus der Fürstin verlassen, ging er nicht auf geradem Wege hinaus nach der Vorstadt, wo sein Atelier war und wo er wohl wußte, daß ihn sein Freund, der kleine Thiermaler, sowie auch Franceska erwarten und ihn dies und das über das Diner, sowie den erhaltenen Auftrag fragen würden. Er schlenderte vielmehr noch umher, planlos durch die Straßen der Stadt, und erst als die Sonne tief herab sank, ja als sie schon fast den Horizont berührte, schlug er langsam den Weg nach seiner Wohnung ein. Dabei hatte er eigenthümliche Gedanken – Gedanken konnte man es eigentlich nicht nennen; es waren vielmehr Träume, die ihn beschäftigten, oder Luftschlösser, die er baute. Dabei aber ganz verschiedener Art: das einemal redete er sich selbst ein, er wolle bei der schönen und vornehmen Frau, die er soeben verlassen, weiter nichts erreichen, als ein paar Aufträge, die es ihm möglich machten, durch gelungene Arbeiten seinen Namen bekannt – berühmt zu machen. Dann werde er sich – so träumte er – eine behagliche Künstlerwohnung einrichten mit einer Menge von Phantasieen, die begreiflicherweise dazu gehörten, mit prächtigen alten Stoffen, Waffen, kunstreich geschnitzten Möbeln und dergleichen, ein Atelier von der Größe einer mäßigen Kirche, wo er bequem komplicirte Pferdegruppen im Modell könne stehen lassen, wo auch Platz sei für zahlreiche Schüler, die er dann nach und nach heranbilden werde.

Auch eine Veranda hatte die Wohnung seines Traumes, ähnlich der am Hause des Bildhauers Pisani, aber noch größer und zierlicher. Und da saß er Abends, während die Sonne ihre letzten Strahlen herüberschoß und diese durch das Laubwerk spielten und in allen möglichen Farben flimmerten und flammten.

Er sah jetzt gerade so ein vom letzten Strahl der Sonne beglänztes Gebüsch vor sich, und das unterstützte mächtig seine Einbildungskraft. Aber das Schönste, wovon er nun weiter träumte, war die blühende, glühende Franceska, jetzt ebenfalls angestrahlt von der Sonnenglut, die lieblichste, duftigste Blume, die nur im Lichte erblühen konnte und die selbst im tiefen Schatten noch fortleuchtete. – Ja, Franceska war dann ebenfalls unter der Veranda, ein klein bischen eigenthümlich gekleidet: sie trug die rothen, farbigen Bänder der Römerinnen, auch die silbernen Nadeln im schwarzen Haar und hatte dazu ein dunkles Mieder mit glänzenden Ketten. Sie setzte die dreiarmige Florentiner Lampe auf den Tisch, schob einen alten gefüllten Krug neben ihn und blickte ihm alsdann fragend in die Augen in Erwartung dessen, was er ihr erzählen werde. – Oder sie erzählte ihm etwas von allem, was ihr gerade einfiel, von all den Kleinigkeiten des Hauswesens, denn sie sah deutlich an seiner ernsten Stirn und seinen etwas matten Augen, daß er müde war, – müde vom Arbeiten.

Ja, das Gefühl hatte er in Wirklichkeit schon gehabt, diese Abspannung des Geistes und Körpers nach anhaltender tagelanger, wenn gleich gelungener Arbeit. Und wenn er sich jetzt dahinschreitend einen solchen Zustand vergegenwärtigte, seines alsdann müde gewordenen Blickes dachte, vor dem sich die Farben unwillkürlich vermischten, der Erschöpfung, mit welcher er heute den Pinsel wegwarf, um ihn morgen für dieselbe Arbeit wieder zu ergreifen, – eine Arbeit, die er oft nur machte, weil er des Lohnes für dieselbe benöthigt war, – wenn er sich das vergegenwärtigte, so ging – ein anderes Bild durch seinen Traum.

Dann sah er sich die Kunst betreiben, wie er es sich mit seinem Freunde Wulf schon ausgemalt, daß es auch nicht so übel wäre. Er hatte alsdann ein prachtvolles Atelier neben einer Enfilade von Zimmern, die mit dem raffinirtesten Luxus geschmückt waren; er betrat dieses Atelier zuweilen ein paar Stunden des Vormittags, um dort ein kleines Bildchen oder irgend einen Kopf zu vollenden, der ihm besonders viel Vergnügen machte, um irgend eine Skizze zu ebauchiren, einen schönen Gegenstand, der gerade seine Phantasie beschäftigte, bildlich zu formen; vor allen Dingen aber, um hier mit ein paar guten Freunden, die das Schöne erkannten und schätzten wie er, sich mit einer vortrefflichen Cigarre in Gesprächen weiter auszubilden, oder um die kostbaren Schätze der Kunst alter und neuer Zeit im Original – denn dazu war er in diesen glücklichen Träumereien reich genug – oder in den gelungensten Nachbildungen zu studiren.

Ermüdet von diesen Bestrebungen, sich selbst weiter auszubilden, änderte er mit Hülfe seines Kammerdieners die Toilette, stieg zu Pferde und galoppirte über Berg und Thal, um auch im Studium der Natur nicht zurückzubleiben. Daß er hievon etwas fatiguirt nach Hause kam, verstand sich von selbst, und er fand es deßhalb sehr behaglich, sich in seinen Fauteuil zu schmiegen und freundlich, fast gnädig den Besuch einer reizenden Frau zu empfangen, die es sich zur Aufgabe ihres Lebens gemacht zu haben schien, ihm mit allem Aufwand ihres Geistes das Dasein tragen zu helfen. Ja, wenn die beiden Freunde draußen im gemeinschaftlichen Atelier an ihrer Arbeit waren, so wurden ebenfalls häufig dergleichen Luftschlösser gebaut und ausgeschmückt, wobei Wulf sich mehr für die erstere Art eines künstlerischen Lebens entschied, Tannhäuser aber wohl Neigung zeigte, die Kunst als großer Herr zu betreiben und das durch sie verschönerte Leben in vollen Zügen zu genießen.

Bis jetzt hatte er diesen Phantasieen nur eine allgemeine Gestaltung gegeben; es war eben nur ein Traum von Lust und Glanz, wie ihn eine frische, jugendliche Einbildungskraft so gern erstehen läßt. Heute aber, als er einsam dahinschritt, erschienen in diesem Traume zum erstenmal bestimmte erkennbare Umrisse, die sein Herz schneller schlagen machten und die er sich vergeblich bemühte, wieder in eine allgemeine körperlose Phantasie aufzulösen. Er zog das Bild Franceska's gewaltsam vor sein inneres Auge – vergebens, es war ihm unmöglich, dasselbe auch nur auf Augenblicke festzuhalten, – es erblaßte und sank zurück, während sich eine andere Gestalt heiß und glühend an ihn drängte, während andere, fast nicht minder frische Lippen durstig die seinigen suchten.

Wo befand er sich plötzlich, als er so denkend für einen Moment aus seinen Träumen aufschreckte? – Nicht in der Nähe seiner Wohnung, wohl aber in der Straße, ja fast schon gegenüber dem Hause der Fürstin. Er schämte sich ordentlich vor sich selber; er war erfreut über die Dämmerung, die schon so stark hereingebrochen war, daß er auf mehrere Schritte Entfernung unmöglich erkannt werden konnte. – Und selbst wenn sie am Fenster gewesen wäre – lächerlicher Gedanke! Hatte man da drinnen wohl einen Gedanken an ihn, der sich mit wildbewegtem Herzen hier unten ruhelos umhertrieb? Der wie von einem Bann gehalten, das Quartier nicht verlassen konnte? – Schwerlich ahnte man etwas davon; denn das Haus lag da so finster und still, so ohne irgend ein Zeichen des Lebens, daß es ihm ordentlich davor graute, daß er mit der Hand heftig über seine Stirn wischte und sich nun ernstlich auf den Weg nach Hause machte.

Er athmete ordentlich leichter, als er die Straßen der Stadt hinter sich hatte, als sich vor ihm die Gärten zeigten mit den zerstreut liegenden kleinen Häusern, von denen auch eins seine Heimat war. – Dort lag es; er kam von der Seite her, sein scharfes Auge erkannte das Gebäude, wo der Bildhauer wohnte und auch der Thiermaler mit seinem Atelier. Zwischen beiden glänzte ein helles Licht, und dieses Licht erregte ihm so liebe und doch wieder so wehmüthige Empfindungen. Es war die Lampe Franceska's, die sie an warmen, duftigen Abenden, wie der heutige, unter die Veranda brachte, und um welche dann alle herum saßen: der alte Bildhauer Pisani, neben ihm die Tochter, ihm gegenüber der kleine Wulf, er, Tannhäuser, und auch hie und da wohl noch irgend einer der andern Künstler aus der Nachbarschaft. Da wurde denn auf die harmloseste Art von der Welt zu Nacht gespeist; an Sonntag Abenden besorgte dieses Souper meistens der Bildhauer allein, und dann waren die Anderen seine Gäste; gewöhnlich aber legten alle zusammen, um den großen Krug mit Bier füllen zu lassen und Brod und Butter anzuschaffen, worauf denn jeder die Zuthaten: frische, saftige Rettige oder irgend eine beliebte Art von Wurst, die er hier oder dort gekauft, herbeibrachte.

O was waren das immer für glückliche Mahlzeiten! Wie hatte man dabei seine Ideen über die Kunst ausgetauscht; wie gern und freudig hatte man seine Hoffnungen für die Zukunft dargelegt, und wie angenehm war es an diesen Abenden, den Bildhauer Pisani von Rom erzählen zu hören, von Italien, dem gelobten Lande der Künstler, nach welchem doch jeder, der Pinsel und Meißel ergreift, einmal zu kommen hofft.

Tannhäuser schritt gegen das schimmernde Licht, aber er ging langsam, zögernd; es war ihm, als fühlte er, daß man in diesem Augenblicke von ihm spreche, oder daß vielleicht jemand dort sich in Gedanken innig mit ihm beschäftigte. Obgleich er aber so langsam ging, so sehr langsam so kam er doch immer näher und näher, und bald war er im Stande, das Blätterdach der Veranda zu unterscheiden, in dem flimmernden Scheine, welchen das Licht der Lampe von unten dagegen warf.

Es hatte so etwas unendlich Heimliches und Trauliches, ringsum der schöne stille Abend, gefeiert vom Lobgesang der Frösche und vom Schnarren der Cicaden, hoch oben der leuchtende Himmel mit flimmernden Sternen, und dort vor sich im Freien in der weiten Natur zusammensitzend die drei Menschen, die an ihn dachten, die von ihm sprachen, die ihn als den Ihrigen betrachteten, während er – das fühlte er fast schaudernd – im Begriffe war, in eine andere Lebensbahn einzulenken. Es ergriff ihn das so mächtig, daß er sich auf einen Stein am Wege niederließ, daß er den Kopf in seinen Händen verbarg, daß ihm mit einemmale plötzlich und ohne Vorbereitung gewaltsam die Thränen aus den Augen schossen. Doch war es ihm eine Erleichterung, und darauf raffte er sich zusammen und sprach zu sich selber, während er sein Taschentuch an die Augen drückte: wie kann man so kindisch sein! Bin ich nicht mein eigener Herr, kann ich nicht einen Entschluß fassen, welchen ich will? Wer kann mich zwingen, morgen nach der Stadt zu gehen, um diese gefährlichen Sitzungen zu beginnen? – Niemand! – Er athmete leichter auf, als er das zu sich selber gesagt, sich solchergestalt getröstet. Dann dachte er weiter: heute Abend noch will ich mit Wulf über die ganze Sache sprechen; das ist ein ruhiges, verständiges Gemüth, und den Rath, welchen er mir gibt, werde ich befolgen.

Unter dem Einflüsse dieses guten Vorsatzes ging er dann hastig näher und war in Folge desselben im Stande, mit einem freundlichen Lächeln unter die Veranda zu treten. Der Tannhäuser bedachte nicht, daß man von der Hölle sagt, sie sei mit unausgeführt gebliebenen guten Vorsätzen gepflastert.

»Endlich, endlich!« sagte der Bildhauer Pisani; »wir hatten schon geglaubt, Sie werden gar nicht mehr zurückkehren. Nun erzählen Sie uns aber auch Ihre Abenteuer, alles ganz genau.«

»Das wird er nicht thun, unser junger Freund,« bemerkte der kleine Thiermaler, indem er den Kopf scharf auf die rechte Seite wandte. »So viel schlechte Eigenschaften Tannhäuser auch hat, mit Lügen gibt er sich nicht ab. Hat er also keine Abenteuer erlebt, so erzählt er uns auch keine; ist ihm aber wirklich etwas vorgekommen, was sich wie ein Abenteuer anläßt, so erzählt er es wieder nicht; darauf könnt ihr euch verlassen. – Habe ich recht oder nicht?«

Der Tannhäuser hatte Franceska, die ihm ruhig mit ihren großen Augen entgegenblickte, die Hand gereicht und sich dann auf den Stuhl niedergelassen, der an der Stelle stand, wo er immer zu sitzen pflegte.

»Diesmal hast du recht,« gab er seinem Freunde Wulf zur Antwort; »ich kann dir in der That kein Abenteuer erzählen, da ich, wie du vorhin angedeutet, keines erlebt habe. – Es ging alles seinen gewöhnlichen Gang, wie es bei vornehmen Leuten zu gehen pflegt. Vor dem Diner wurde geplaudert; es waren nur wenig Personen da, eigentlich niemand Fremdes außer mir; denn den alten Herrn, der mit der Fürstin hier im Atelier war, kann man auch als Angehörigen des Hauses betrachten.«

»Als Anhängsel wenigstens,« meinte der Thiermaler, indem er mit dem kleinen Finger die Asche in seinem Porzellanpfeifenkopf zusammendrückte.

»Es wurde vor Tisch etwas Weniges geplaudert,« fuhr Tannhäuser fort, »dann sehr gut gegessen, nachher Kaffee getrunken und wieder geplaudert. Darauf empfahl ich mich und machte noch einen Spaziergang um die Stadt. – Es ist ein wunderbarer Abend.«

»Wie war die Fürstin angezogen?« fragte das junge Mädchen nach einer Pause. »Gewiß sehr schön. Was trug sie für ein Kleid?«

»Ein weißes, ohne alle farbige Verzierung, nur mit Quasten und Bändern besetzt.«

»Das muß schön sein,« sagte Franceska; »so ein weißes Kleid muß außerordentlich gut stehen.«

Lag in diesem Momente im Klange ihrer Stimme etwas Eigenthümliches oder leuchtete ihr Auge nicht so klar und heiter wie gewöhnlich – genug, ihr Vater schaute sie mit einem innigen Blicke an, legte sanft seine Rechte auf ihr Haupt und ließ dieselbe auf dem glatten, vollen Haare hinabgleiten bis zu ihrer Wange, wo sie alsdann mit ihren Fingern die Hand des Vaters umfaßte und innig an ihr Gesicht drückte. Dabei zwang sie sich zu einem Lächeln, aber es war kein Lächeln, wie es aus einem heiteren oder glücklichen Herzen kommt. Nach einer Pause sagte der Bildhauer: »Und was das Geschäftliche anbelangt, haben Sie etwas mit der Fürstin ausgemacht?«

»Ueber die Sitzungen?«

»Ja. Und über das Zimmer, wo Sie das Portrait malen sollen?«

Tannhäuser mußte gestehen, über das Zimmer nichts Näheres vernommen zu haben; es sei wahrscheinlich von der Fürstin vergessen worden, darüber zu sprechen. Da sie ihn aber gebeten, morgen früh zu ihr zu kommen, so würde das ja in kurzer Zeit abgemacht sein.

Der kleine Thiermaler nickte auffallend mit dem Kopfe; er hatte seine kurze Pfeife aus dem Munde genommen und zeichnete mit der Spitze des Porzellanwassersacks Figuren in die Tabaksasche, welche vor ihm lag.

»Ja, ja – hm, hm!« sagte er nach einem längeren Stillschweigen der sämmtlichen Anwesenden, während welchem man das Concert der benachbarten Frösche auf's deutlichste hörte. »Dann wird dein Atelier wohl für längere Zeit leer stehen. – Ich an deiner Stelle,« setzte er in etwas scharfem Tone hinzu, »würde es lieber jemand Anderem vermiethen. Da ist Krauß, der sucht eines, oder Becker.«

Franceska hatte etwas an der Lampe gestochert und diese, gewiß ganz zufällig, so gedreht, daß tiefer Schatten auf ihr Gesicht fiel.

»Du thust gerade,« entgegnete Tannhäuser seinem Freunde, »als ob ich im Begriffe wäre, aus der Welt zu gehen. Wie lange werde ich denn brauchen, bis ich jenes Portrait gemalt habe? – Acht bis zehn Sitzungen, meinetwegen vierzehn Tage. Und es wird sich wohl der Mühe verlohnen, für diese Zeit ein so angenehmes Atelier wegzugeben, so in der nächsten Nachbarschaft meiner besten Freunde! Aber du scheinst wieder einmal Lust zu haben, mir meinen Abend zu verderben.«

Wulf that gar nicht, als ob er die letztere Aeußerung vernommen, sondern sagte in Beziehung auf den ersten Theil der Antwort seines Freundes: »Freilich, darin hast du recht. Wegen einer Abwesenheit von vierzehn Tagen dein Atelier aufzugeben wäre allerdings thöricht; selbst nicht wegen vier Monaten. »Aber,« fuhr er in sehr langsamem Tone fort, »ich hatte nur gemeint, wenn du es vielleicht voraussichtlich längere Zeit nicht benutzen würdest, – in dem Falle –«

»Weißt du was, Wulf,« unterbrach diesen hier Tannhäuser in einem ärgerlichen Tone, »ich kenne deine Meinungen so ziemlich. Du hast wieder einmal deine unangenehmen Stunden, wo es dir ein Vergnügen macht, deine Umgebung, seien es nun Menschen oder Affen, zu reizen.«

»Die letzteren reize ich nie,« entgegnete der Thiermaler mit großer Kaltblütigkeit, »denn sie geben mir keine Veranlassung dazu.«

»Nun ja, nun ja,« sagte der Andere unmuthig; »du sollst ja recht haben. Aber sprechen wir von was Anderem.«

Und das geschah denn auch; die Bekannten blieben noch eine Zeitlang hier beisammen sitzen und sprachen über die malerische Wirkung des Lichtes auf die Blätter der Veranda, sowie auf die feinen Stämmchen und Ranken der wilden Rebe, die überall umherkletterte, über den eigenthümlichen Duft der warmen Nacht, und daran knüpfte der Bildhauer Pisani Erinnerungen aus seinem südlichen Vaterlande und erzählte noch lange von Rom, namentlich von der wunderbar gefärbten Campagna.

Später sah man dann aus der Veranda drei Lichter nach drei verschiedenen Richtungen sich fortbewegen, der Bildhauer ging mit Franceska ins Haus, Wulf noch zu seinem kleinen Affen, um ihm das Lager zu bereiten, der Tannhäuser aber stieg in sein Schlafzimmer hinauf.

Warum setzte sich das junge Mädchen, als sie in ihre Kammer gekommen, an ihren Tisch, legte den Kopf auf die Hände und weinte lange und bitterlich? Wußte sie es denn so ganz genau, daß sie heute Abend mit dem Tannhäuser zum letztenmale unter der Veranda gesessen?


 << zurück weiter >>