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Zweites Kapitel.
Im Atelier


Das kleine Gebäude, dem wir uns nähern, besteht eigentlich aus zwei Häusern, die in einem Garten durch einen Zwischenraum von vielleicht dreißig Schritten entfernt liegen; dieser Garten ist eingefaßt mit einer Hecke von Weißdorn, und da wir die Thüre nur angelehnt finden, so wollen wir ohne viele Zeremonien eintreten. Da wir heute einen sehr warmen Frühlingstag haben, so stellt sich uns der kleine Garten in seiner anmuthigsten Gestalt dar. Nicht als ob er künstlich angelegt gewesen wäre, mit verschlungenen Wegen, Rasenflecken, Gebüschpartieen und dergleichen – von alledem sah man hier nichts; ein paar unbedeutende Obstbäume, die neben dem Thore standen, warfen dort ein klein wenig Schatten; sonst war von Bäumen und Sträuchern nichts da, was die liebe Sonne gehindert hätte, das Fleckchen Land hier mit recht hellem, glänzendem Sonnenschein zu übergießen. Für diese warme Zuneigung bezeigte sich aber auch die Erde hier äußerst dankbar; man roch ordentlich, wie fruchtbar sie war. Und dabei sah sie so wohlgearbeitet aus; die Feuchtigkeit des gestrigen Mairegens war wohl noch hie und da ersichtlich, aber schon hatte die Hitze auf dem dunkleren Boden eine hellere Kruste angesetzt. Und angepflanzt war dieser kleine Garten, daß es ein Vergnügen war; hier erschien schon ein ganzes Beet voll der wolligen Blätter der Kartoffelpflanze; dort sah man lange Reihen frischgrüner Erbsenblätter und daneben die runden Rücken keimender Bohnen, wie sie vorsichtig und leise mit denselben winzige Erdschollen aufhoben, um zu sehen, ob es draußen anfange hübsch und sauber zu werden.

Blumen fehlten grade auch nicht, obgleich die frühe Jahreszeit noch wenig Knospen wach geküßt hatte. Rosen waren ziemlich vertreten, aber durchaus nicht in feinen Sorten mit allerlei confusen Namen; hier herrschte allein nur die Centifolie, dafür aber, wie um sich dankbar zu beweisen, in großen üppigen Büschen.

Der eine gerade Hauptweg, der vom Eingangsthor nach dem vordern Hause führt und von dem wir rechts und links in die gradlinigen rechtwinkligen Beete schauen, ist so schmal, daß es uns unmöglich ist, zu Zweien zu gehen. Wir wollen durch diese Bemerkung gewiß nicht auf die heutige Mode der Crinoline anspielen; diese ist ja vergänglich, wie hunderte ihrer Vorgängerinnen, und wenn wohl schon lange kein vernünftiger Mensch an die unförmlichen Reifröcke denkt, wird vielleicht der Weg hier immer in derselben schmalen Einfachheit bestehen.

Das Haus, zu dem wir nun gelangen, hat nur ein, aber ziemlich hohes Parterrestockwerk, und in demselben auch wieder eines jener außerordentlich hohen Fenster; doch ist dies Fenster verhängt, und da wir näher treten, sehen wir, daß es bis auf den Boden herunter geht und eigentlich eine breite Glasthüre ist.

Da wie drüben die Gartenthüre, jetzt auch hier die Hausthüre offen ist, so treten wir in einen kleinen Gang und sehen an einer Thüre rechts einen weißen Zettel angeklebt, auf dem in ziemlich steifen Schriftzügen zu lesen ist: Luigi Pisani, Scultore. An der andern Thüre gegenüber ist eine Visitenkarte angeklebt, auf welcher, aber in feiner, zierlicher Schrift, dasselbe steht. Da es aber nicht der Signor Pisani ist, dem unser Besuch gilt, so verlassen wir hinten das Haus wieder und sehen nun, getrennt durch jenen Zwischenraum, dessen wir oben erwähnt, das andere Häuschen vor uns liegen.

Diesem Zwischenräume aber sind wir schuldig einen flüchtigen Blick zu schenken. Es ist auch wieder eine Art von Garten, aber ganz anders als der erstere, den wir so eben durchschritten. Was wir dort vermißten: kleine Rasenflecke, ein paar verschlungene Wege, etwas Gesträuch, finden wir hier. Dazu dehnt sich über unserem Kopfe – wir stehen immer noch auf der Schwelle der Hinterthür des vorderen Hauses – eine Veranda aus, von Baumästen, Stangen, Stützen und dergleichen ziemlich roh gearbeitet, aber gerade in dieser natürlichen Einfachheit so außerordentlich malerisch. Wilde Rebe schlingt sich durch das dürre Sparrenwerk und überzieht es mit frischem, angenehmem Grün. Unter dieser Veranda steht eine kunstlose hölzerne Bank, ein ähnlicher Tisch, und an der Wand des Hauses unter dieser grünen Laube sehen wir allerlei höchst seltsame Verzierungen. Da sind Arme und Beine von Stein und Gyps, auch kleinere und größere Statuen, aus dem letztgenannten Material bestehend, aber fast alle mehr oder minder beschädigt; dort ist ein Torso der mediceischen Venus mit dem bärtigen Kopf Gott weiß welches Patriarchen oder Apostels; der Apoll von Belvedere streckt freilich hier noch immer seinen Arm aus, aber – entsetzlich! – auf demselben hängt eine rothkarrirte Schürze, die sich so unendlich behaglich im Hauch der warmen Frühlingsluft hin und her bewegt. Dort der farnesische Herkules stützt sich statt auf seine Keule auf ein kleines Grabscheit; und so könnten wir noch eine Menge Sachen aufzählen, manche davon zufällig entstanden, manches aber auch, wie es sich hier befindet, durch ausgelassenen Muthwillen komponirt. So unter Anderem das freilich zerbrochene, aber in seinen Trümmern noch so edle, wenn gleich furchtbar anzuschauende Medusenhaupt mit der schwarzen, freilich nur gemalten Binde über dem rechten Auge und dem kleinen Pfeifenstummel zwischen den Lippen.

Der Boden der Veranda und der untere Theil des Hauses sind mit weißem Staube und kleinen Brocken gewöhnlichen Steines, sowie unbedeutenden Marmorresten bedeckt. Neben der Bank sehen wir noch ein schönes korinthisches Kapitäl aus grauem Stein gehauen, aber unfertig, auf dessen oberem Theil ein Brettchen liegt und das als Stuhl zu dienen scheint. Auf dem oben erwähnten Tische liegt ein Zeitungsblatt, daneben eine ausgerauchte Kölner Pfeife, und nah am Rande steht ein Krüglein mit zinnernem Deckel.

Wir nähern uns jetzt dem zweiten Hause, das ebenfalls nur aus einem Stockwerke besteht und um das wir herumgehen müssen, um an seine vordere, belebtere Seite zu gelangen – belebt durch die unvermeidlichen hohen und breiten Fenster, die wir hier abermals sehen und die hier wieder stark mit allen möglichen Farben bekleckst sind. Ja, wir unterscheiden verschiedene Gegenstände, die bunt auf ihnen dargestellt sind, und mitunter Gegenstände der seltsamsten Art; denn während wir uns hier fast freuen könnten über einen edlen weiblichen Kopf, der, wenn auch in schwachen Umrissen, uns deutlich entgegen tritt, so erschrecken wir doch, wenn wir neben und über ihm eine Menge der lächerlichsten Affengesichter bemerken. Ja, für dieses Thier scheint der hier wohnende Künstler eine besondere Vorliebe zu haben, und er entwirft dabei die verzierten Köpfe desselben in unverkennbarer Meisterschaft. Da braucht es nur ein paar Pinselstriche auf der Glasscheibe, um auf's deutlichste irgend einen Theil dieses komischsten aller Thiere darzustellen.

Von den Bewohnern der beiden Häuser haben wir bis jetzt noch nicht das geringste gesehen. Während wir uns aber dem zweiten Hause nähern, hören wir in dem Atelier desselben eine laute Stimme fröhlich singen. Singen sollten wir eigentlich nicht sagen, es sind nur lustige Töne, die dort erschallen, ohne Worte und Melodie: »Tralerala! – Hoh – Johdo! Judivaleralara!« oder dergleichen. Auch hören wir das nur mit Pausen vermischt, und dann klingt auf einmal ein lustiges Pfeifen dazwischen, den Schlag einer Amsel nachahmend, das Zirpen eines Sperlings oder das Locken irgend eines anderen beliebigen Vogels.

Treten wir aber näher – in das Haus hinein; mit zwei Schritten sind wir an der Thüre, hinter der Gesang und Pfeifen erschallt. An dieser Thür ist ein Zettel, der uns in großen, kräftigen Schriftzügen sagt, daß wir vor dem Atelier des Malers Richard Tannhäuser stehen. Doch halt! er wohnt hier nicht allein; von dem Zettel abwärts geht ein Strich mit rother Farbe in Form einer Schönheitslinie, die sich unten scharf aufwärts krümmt, so eine Ranke bildend, auf der sich ein vortrefflich gemalter Affe wiegt, an dessen Kopf eine Visitenkarte angeklebt ist, als wenn er sie zwischen den Zähnen hielte, und auf der man liest: Friedrich Wulf.

Diese Thüre wie jede andere öffnet sich vor uns, ohne daß wir anklopfen und ohne daß wir gesehen werden; führen wir auch den geneigten Leser ebenso unsichtbar in das ziemlich große Gemach.

Es ist ein Maleratelier, wie wir schon oft gesehen. Dort vor uns nach Norden zu das hohe und weite Fenster, oben mit einem Vorhang versehen, den man nach Belieben aufziehen und herablassen kann; unten sind mit Papier bezogene Rahmen, ebenfalls um das Licht zu spannen und nach Belieben zu dämpfen. Die Wände dieses Ateliers waren ursprünglich von grauer Farbe, von der man aber nicht viel mehr sieht, denn theils sind sie bedeckt, hier mit fertigen und unfertigen Bildern, mit Studien, Kupferstichen, Lithographien, dort mit Stücken alten Damastes in den verschiedensten Farben, und wo diese Sachen noch einen freien Platz übrig ließen, da sehen wir mit Kohle und mit Farbe, wie früher auf den Fensterscheiben, gemalte menschliche Köpfe und Affengestalten; namentlich sind die letzteren in fast erschreckender Anzahl vorhanden, glücklicherweise aber nur in Einem Theile des Ateliers. Dorthin fällt auch zuerst unser Blick, denn der andere Theil des, wie schon früher bemerkt, größern Gemaches ist durch eine Art spanischer Wand von diesem abgetrennt.

Welchen von den zwei Malern wir hier an der Staffelei vor uns haben, darüber kann kein Zweifel herrschen. Das dort aufgestellte mäßig große Bild zeigt uns wie die Visitenkarte draußen, im Munde des Affen hier sogleich den Herrn Friedrich Wulf, der zusammengebückt dasitzt und an einer Darstellung seiner Lieblingsgeschöpfe arbeitet. Aber es ist ein ganz eigenthümlicher Theil derselben, den er sich hier zum Vorwurf eines Gemäldes gewählt; es ist uns nicht möglich, denselben beim ersten Anblick zu verstehen; oben auf dem Bilde sehen wir ein Brett gemalt, das an zwei Schnüren aufgehängt scheint; auf diesem Brette sitzen vielleicht sechs bis acht Affen, von denen wir aber nur die äußersten Partien sehen, deren Schwänze jedoch in allen möglichen Windungen über drei Viertel des ganzen Bildes herabhängen. – Ah! beim nähern Betrachten bemerken wir, daß das Ganze eine Fensteröffnung darstellt, auf deren Brüstung sich ein untersetzter Mann lehnt, der ein viereckiges grobes Gesicht hat und aus einem kurzen Pfeifenstummel raucht, während er zu den Affenschwänzen aufblickt, die wie ein Gitterwerk vor ihm herabhängen.

Wenn wir aber so vor dem Maler und seinem Bilde stehen, so flößt uns der Erstere fast noch mehr Interesse ein, als der überaus sonderbare Vorwurf des Letzteren. Herr Friedrich Wulf ist eine kleine Persönlichkeit, die sehr gebückt vor der Staffelei sitzt, mit einem kurzen grünen s. g. Flaus bekleidet ist und auf dem dunkeln sehr grausen Haar ein winzig kleines Käppchen von rother Farbe trägt. Dabei scheint er uns von einer außerordentlichen Lebhaftigkeit zu sein, er rückt auf seinem Stuhle bald hierhin, bald dorthin, beugt sich nah an das Bild, entfernt den Oberkörper wieder von demselben, und während sich dieser vor- und rückwärts, nach rechts und nach links dreht und windet, sind auch die Beine des Künstlers in einer beständigen Bewegung; bald streckt er sie aus, bald zieht er sie zusammen; jetzt setzt er den rechten Fuß auf den Malkasten, der neben ihm steht, gleich darnach zieht er den linken auf die oberste Sprosse seines Stuhles.

Wahrhaftig, wir wollen Herrn Friedrich Wulf nicht wehe thun, aber wir können uns des Gedankens nicht erwehren, daß er selbst in seinen Bewegungen eine frappante Aehnlichkeit hat mit den komischen Thieren, die er darzustellen so sehr liebt.

Jetzt erhebt er sich von seinem Sitze, das heißt er hüpft in die Höhe, um sich mit der linken Hand unterhalb seines linken Knies zu kratzen und mit einem Finger der Rechten, worin er auch Palette und Malerstock hält, sein rothes Mützchen mit einer seltenen Gewandtheit von dem rechten Ohr auf das linke hinüber zu dirigiren.

Ja, auch jetzt behält er in unsern Augen die nicht weniger als angenehme und schmeichelhafte Aehnlichkeit, wie er vor- und zurücktänzelt, rechts und links springt, und wie er sich jetzt, nachdem er Palette und Malstock abgelegt, nach einer Ecke des Gemaches begibt, wo an ein kupfernes Kettchen gefesselt ein wirklicher lebendiger kleiner Affe sitzt, der aber ziemlich schläfrig dreinschaut und bei der Annäherung seines Herrn und Meisters nur ein Auge langsam und verdrossen öffnet. Hier tritt uns diese Aehnlichkeit wahrhaft erschreckend entgegen, da sich der kleine Maler bemüht, durch allerlei Capriolen, wie er sie bei seinem schläfrigen Pfleglinge gewiß oft gesehen, diesen aufzumuntern, was ihm auch zu gelingen scheint, wobei aber der Affe keine große Freundlichkeit an den Tag legt, vielmehr mit den Vorderpfoten nach seinem Herrn und Meister schlägt und dazu die Zähne blockt. Solche Bewegungen und Grimassen wiederholt dieser alsdann so täuschend, daß sich sein sonst gerade nicht unschönes Gesicht förmlich zu einer Affenfratze verzieht. Das Thier kreischt nun eigenthümlich auf, was der Maler ebenfalls nachahmt, nur lauter, und dann ein lustiges: »Hussa ho!« dran hängt, worauf der kleine Affe erschreckt zurückfährt und sich, furchtsam umherblickend, erschreckt zusammenkauert.

»Bist du wieder einmal ganz des Teufels?« hört man nun eine laute, wohlklingende Stimme aus dem andern Theil des Ateliers ertönen. »Wenn du auch selbst keine Ruhe halten kannst, so laß doch wenigstens das arme Thier zufrieden. Ich kann dich versichern, das Gekreisch thut Einem nicht nur in den Ohren weh, sondern dringt durch Mark und Bein.«

Herr Friedrich Wulf ließ zur Antwort ein lustiges Lachen erschallen, worauf er sich dreist dem leise knurrenden Thiere näherte und ihm über Kopf und Rücken strich, indem er sagte: »Gelt du, Joco, wir zwei nehmen das nicht so genau; das sind uns bekannte, liebgewordene Töne. Ja, wir Beide!«

»Hol' euch der Teufel mit einander!« hörte man von drüben die Stimme wieder sagen; »ich möchte den Maler und Freund wissen, der so zwei Kreaturen, wie ihr Beide seid, in seinem Atelier duldete!«

»Duldete?« lachte der Andere. »Das könnte mich allenfalls verdrießen, wenn ich nicht wüßte, wie nothwendig dir meine gute Laune ist. Ja, wahrhaftig, Richard, ich hätte dich schon lange im Stich gelassen, aber du thust mir leid, und ich bin ein viel zu guter Kerl. Lachen ist dir wie jedem vernünftigen Menschen gesund, und wenn ich dich nicht zuweilen mit Gewalt dazu brächte, so würdest du wahrhaftig keine Zeit zum Lachen finden.«

Statt zu antworten, pfiff der drüben eine heitere Melodie und versetzte erst nach einer längeren Pause, während welcher Herr Wulf sein Affenbild genau betrachtet: »Du bist ein unverbesserlicher Kerl; mit dir ist nicht zu streiten. Ich erlebe es gewiß noch, daß du sagst, wenn du die Wände mit deinen scheußlichen Affengesichtern beklecksest, so geschehe das mir zu Liebe, um mein ästhetisches Gefühl zu wecken und um meinen Schönheitssinn zu schärfen.«

»Und wenn ich das sagen würde, so hätte ich gewissermaßen vollkommen recht. Ohne die gesunde, urwüchsige und kräftige Natürlichkeit in meinen Schöpfungen wären deine Malereien schon lange verzuckert und verhimmelt. Erinnerst du dich noch, wie du damals deinem »Mädchen im Aehrenfelde« jene verfluchte Neigung des Kopfes gabst, nach der rechten Seite hinüber, und sie dabei links an den Himmel hinauf blinzeln ließest? – Pfui Teufel! Du wirst nicht leugnen wollen, – oh Richard, oh mon roi! – daß es damals Joco war, der dieselbe Bewegung machte und dich aus deiner Verhimmelung wieder auf die prosaische Erde brachte.«

»Wie gesagt, ein unverbesserlicher Kerl!« tönte es hinter der spanischen Wand hervor, und dann sang es:

»Du hast die schönsten Augen,
Mein Liebchen, was willst du noch mehr?«

»Ja, ja, auch was die schönen Augen anbelangt,« lachte der kleine Maler, »so hast du dich an meinen Vorbildern erholt, guter Freund. Früher brachtest du es nie über so mattes, fahles Blau hinaus. Weißt du, Vergißmeinnicht in Milch gekocht, – die Farbe der Frömmigkeit und Keuschheit – ich bedanke mich dafür! Und wenn du einmal über alle Maßen natürlich und frisch sein wolltest, so nahmst du etwas hellbraune Farbe – Mondscheinaugen!«

»Du bist ein ganz unverschämtes Subjekt!« hörte man den hinter der spanischen Wand lachend sagen; »aber ich freue mich, das von dir zu hören, denn das spricht doch nur der Neid aus dir. Wenn ich jetzt dunkle, glühende, blitzende Augen male, so weißt du wohl, was mein Vorbild ist und bist nur deßhalb ergrimmt, weil du den grünen katzenartigen Schimmer in den Augen deiner Schöpfungen nun einmal nicht entbehren kannst.«

»Gut, gut! Aber sie selbst, deren dunkle, glühende, blitzende Augen dich begeistern, hat weit mehr Gefallen an meinen Schöpfungen. Bleibt sie nicht vor meinen Bildern mit dem Ausdrucke des innigsten Wohlbehagens stehen, schlägt sie nicht ihre kleinen Hände zusammen und nennt mich ihren caro Wulfo? – Das ist der Beweis, daß ein natürliches, reines, unverdorbenes Gemüth auch nur an natürlichen, reinen, unverdorbenen Naturen, wie meine Schöpfungen sind, Geschmack findet.«

»Ja, ja, wie alle Kinder sich freuen, wenn man sie in die Affenbude führt.«

Der kleine Thiermaler hatte während dieses Gesprächs einen seiner Pinsel ergriffen und mit dem Holze desselben einen der Affenschwänze schraffirt. Dabei schien er mit seiner Arbeit zufrieden, denn er nickte wohlgefällig mit dem Kopfe und trat mehrmals einen Schritt zurück, um sein Werk befriedigt aus einer gewissen Entfernung anzuschauen.

»Du, Friedrich!« vernahm man da abermals die Stimme von der spanischen Wand.

»Nun?«

»Komm' einen Augenblick herüber.«

»Gleich; siehst du, du kannst wieder ohne meine Hülfe nicht fortkommen.«


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