Anastasius Grün
Nibelungen im Frack
Anastasius Grün

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Nibelungen im Frack.

(1842.)

»Deus aeterne, nisi vigilares, quam
male esset mundus, quem regimus nos,
ego miser venator et ebriosus ille et
sceleratus Julius!
«

Ex dictis Imp. Maximiliani I.

Ein Stück Exposition, Invocation, nebst etlichen Episoden.

                Ich singe jenen Helden, – ja, welchen? – wo der Held,
Deß Thaten Zauberbanne, zu fesseln süß die Welt,
Der Held, der im Liebestaumel hin seines Dichters Geist,
Wie Windeswirbel in Lüften mit sich den Frühlingsfalter reißt?

Sei er ein Held der Vorzeit? Ach, wenn sein Banner wallt,
Das nicht das unsre, umschauert uns Grabeszugwind kalt!
Sei er aus unsern Tagen ein Held noch strebend frei?
Dem werden die Herzen wohl schlagen? – O daß es nur von Liebe sei!

»Aufstieg ein Gestirn im Norden, es strahlte warm und hell,
Schlaftrunkne riefen: Wehe, wie wird es Tag so schnell!
Schlaflose riefen: Wehe, wie säumig, o Sonnenschein!
Wer dankt, daß Licht geworden, was Wetterwolke könnte sein?

»Es herrscht ein Fürst im Norden, groß in der Kunst zu geben,
Fein abgelernt der Sonne hat er's, mit Gunst zu geben;
Stehn denn umsonst dort Blumen und Wiesen, Tannen, Linden,
Und für die Kunst zu empfangen will ihnen sich kein Jünger finden?

»Nicht nimmt er seinen Lorber von Leichenschläfen fort.
Fest hielt der alte König verschlossen den reichen Hort,
Der Sohn erschleußt den Segen, so daß es dünkt dem Volke,
Als ob die Hand ihn schütte des todten Königs aus der Wolke.

»Gerecht und mild seid denen, die vor im Kampf uns gingen!
Vor kranzgeschmückten Richtern ist doppelt schön das Ringen;
Im Wald an alten Tannen des Schößlings Wuchs sich messe,
Im kahlen Steppenlande dünkt selbst der Schlehdorn sich Cipresse.

»Abtragen ist des Handwerks, der Kunst nur ist das Baun,
Wohlfeiler Witz ist Zweifel, doch heilge That Vertraun;
Der Bauspruch ist gesprochen, der Grundstein ist gelegt,
Sei drum der Bau zerbrochen, weil eine Kron' am First er trägt? –

»Die gestern Bettler, praßten am Königsmahl als Herrn!
Am Goldplafond ob ihnen säh' ich als Lüstre gern
Den Bettelsack von gestern, sie fein zu mahnen dessen,
Wie Jenen zu Syracusä der Töpferthon bei Goldgefäßen.

»Der ungewohnte Gluthtrank verwirrt Trinkspruch und Rede,
Mit der Parketten Glätte kommt Gleichgewicht in Fehde;
So konnten sie nicht rühmen den Comfort deiner Feste
Und dich, fürstlicher Gastfreund, nicht sehr erbauen deine Gäste.

»Wir werden an dir nicht irre! Du bist wie Lenz gekommen
Erhofft, ersehnt! Lenzsonne mag noch nicht Allen frommen;
Daß sie kein Keimlein senge, daß sie kein Blühn beirre,
Verhüllt sie sich bisweilen. Wir werden, Herr, an dir nicht irre!

»O werd' an uns nicht irre! Ein Sonnenaufgang weckt
Gevögel viel, das nistend in Busch und Klüsten heckt!
Du hörst die Morgenlerche aus all der Stimmen Gewirre:
Lenzmündig sind die Lande! O werd' auch du an uns nicht irre!«

                                  —————

So sang ich bei deinem Aufgang! – Wie wird dein Abend sein?
Die Antwort liegt verschlossen in deines Busens Schrein!
Ich weiß nur, unsre Liebe schuf dir gar schwere Pflicht.
Sei stark und treu dir selber! Dein Leuchten braucht kein fremdes Licht.

In deinem Land nicht säng' ich's! Den reinsten Strahl ja schwärzt
Verdacht in Knechtgemüthern, sich dünkend frei und beherzt;
Ich habe nichts zu fürchten und nichts von dir zu hoffen,
Drum ließ ich den Strom der Liebe zu dir hinfluten frei und offen!

Doch möcht' ich in dem Strome, beglänzt von heitrer Sonne,
Nach Lootsenart befest'gen manch' schwarze Warnungstonne:
Herr, ein Geschenk, gegeben, darf keinen König reun!
Wer vorwärts schritt, soll rückwärts den Schritt, wie Niederlage, scheun!

Nicht heb', o Fürst, zu Thronen, was an die Stufen sich schicke,
Und nie zu Märtyrerkronen die eignen Palmen zerpflücke!
Blutwaffen sind, und schärfre als Schwerter, die Dornenreiser,
Der Kronentraum des Martyrs gebiert dem Tollhaus einen Kaiser. –

So sang ich in meinen Bergen, – noch hoffend, als dein Land
Schon glaubens-, hoffensärmer dein Sternbild bleichend fand;
Festhalten gern die Berge den letzten Tagesstrahl,
Wenn längst hereingebrochen die alte Nacht ins dunkle Thal.

Wenn ich in Liebe irrte, mich wird es nicht entehren;
Der Liebe heil'gen Purpur, kein Fürst kann ihn entbehren!
Weh', läßt der Reichgeschmückte die edlen Kleinode wandern,
Bis ihm vom Leib gefallen ein schöner Lappen nach dem andern!

Das deutsche Herz hat lieben, vertraun beinah gelernt,
Das deutsche Lied nur wandte sich ab und grollt entfernt;
Den Faltenwurf des Purpurs, des Goldmunds Zauberrede,
Das Schweigen selbst der Lippe bemäkelt's in so kleiner Fehde!

Wo ist der Mann, der ragen noch über'm Trosse darf,
Den's heut nicht hob zu Sternen, mit Koth nicht morgen warf?
Es wirbt dem jungen Dichter ein Schmählied um den Kranz,
Sei auch der Schlamm zu Perlen im Dichtermund verwandelt ganz.

Politisch Lied, du Donner, der Felsenherzen spaltet,
Du heilge Oriflamme, zum Siegeszug entfaltet,
Du Feuersäule, dem Volke aus Knechtschaftwüsten hellend,
Du Jerichoposaune, der Zwingherrn Bollwerk all zerschellend!

Sieghafter Sparterfeldherr, der Freiheit Thürmer du,
Du Todeslavine Murtens, Bastillenstürmer du,
Zornwolke, deren Blitze der Corse zucken sah,
Du Sterberöcheln der armen, gemordeten Polonia!

Du heilger Graal, Goldschale mit des Erlösers Blut,
Wenn sie zur rechten Stunde in rechten Händen ruht;
Schiffbrücke du den Deutschen zur Rache über den Rhein,
Du griechisch Feuer der Klephten, du heller Juliussonnenschein!

Du schwebst, wie Fahnen und Adler, den Heeren rauschend vor!
Veit Weber und Tyrtäos, Rouget und Arndt im Chor!
Das »ça ira!« – Die Klänge aus Beranger's Verließ! –
»Noch nicht ist Polen verloren!« –»Der Gott, der Eisen wachsen ließ!« –

Du sprachst befeuernd, warnend, Cassandra unsern Tagen;
An's Ohr hat uns dein Wehruf, doch nicht umsonst geschlagen! –
Ein Buhlweib hat vor's Antlitz schlau deine Maske genommen,
Doch durch die Larve funkeln nicht deine Augen, die klugen, frommen!

Sollst du das sein? Dieß Winseln bezahlter Leichenweiber
Um den erlognen Leichnam, gespielt vom Possentreiber!
Der Todte nimmt sein Laken und tanzt zu Schmaus und Scherz;
Weh', rühren solche Hände die Gottesharfe: Menschenherz!

Sollst du das sein? Dieß schleichend Gespenst von Löschpapier,
Dein Harnisch Landtagsakten, ein Zeitblatt dein Panier,
Den National, zum Dreispitz geformt, als Claque am Arme,
Gefüllt mit Zeitungswinden den Dudelsack, daß Gott erbarme!

Papier dein rauschender Mantel, dein Herzblut Druckerschwärze!
So wird das Lied gewinselt vom großen Zeitenschmerze,
In Reime die Allgemeine gebracht und nun, sub rosa
Noch komponirt dreistimmig, – wir lesen lieber sie in Prosa.

Traun, auch in Prosa läßt sich Erträgliches noch sagen,
Ein keck Scharmützeln wagen, ein herzhaft Treffen schlagen;
In Versen schrieb Washington den Brief der Freiheit nicht,
Der Herr selbst sprach in Prosa das große Wort: Es werde Licht! – –

Es kreucht Gewürm: Notizen, und spinnt die Blätter entlang,
Spinnt weiche Seide die Raupe? Nein, blanken Namen den Strang!
Nun schwingt sie als Lied die Flügel! Will's dir zu Ohr nicht schallen
Und du gehst seitab schweigend, – hui, bist eidbrüchig, abgefallen!

Wem ihren Strahl die Freiheit einmal durch's Herz gegossen,
Abfällt der nie und nimmer, trotz sondrer Kampfgenossen!
Wir tragen der Freiheit Banner, nicht ihre Liverein;
Der Knecht will Unterknechte, der Freiheit selbst kein Sklav' ich sein!

Ihr wollt, der Freiheit Sänger, die eigne Mutter knechten,
Die Poesie, im Feldrock der Politik zu fechten!
Im Mondlichttraum des Waldes o laßt die Jägerin schweifen,
Ist's Zeit, wird die Amazone nach Schwert und Chlamys zürnend greifen!

Ist's Zeit, wird Speere säen der Sämann goldner Saaten,
Unmündge Kinder nur spielen in Friedenszeit Soldaten;
Ein Tellgeschoß gilt besser, das, muß es sein, trifft Herzen,
Als Perserpfeile tausend, – Heuschrecken, die den Tag nur schwärzen!

Das Wort, das deutsche, freie, wir nimmer missen können!
Doch lernt, auch Fürstenlippen ihr freies Wort zu gönnen.
Die Zeit will euch mißfallen; gefallt wohl ihr der Zeit,
Die, was sie baut, zertrümmern, und die entweihn, was sie geweiht?

Was nennt ihr heilig? Schützen vor eurem Hohn die Narben,
Der Kranz den greisen Fechter? das Leichentuch, die starben?
Ihr grollt mit Gott! – der Herrgott wird wohl abmagern vor Weh! –
Entsetzt es dich, Hyäne, dein Spiegelbild zu schaun im See?

Erlösen wollt ihr die schöne, verzauberte Prinzeß,
Ihr wißt das rechte Wort nicht und Unke bleibt sie indeß;
Ihr schleppt Gebirge Reisigs zum Feuer, – frommt es auch?
Es strahlt als Licht in Nächten, bei hellem Tage gibt's nur Rauch.

Der grüne Baum der Freude ist er denn umgerissen,
Daß nur von der Trauerweide Feldzeichen wir pflücken müssen?
Weh uns, erkrankten Adlern, daß unsre matten Augen
Nur durch geschwärzte Gläser in's Sonnenaug' zu schauen taugen!

Du aber, Neubekränzter, wenn deines Lieds Galeere
Die höchste Wogenspitze krönt in dem stürmschen Meere
Der Volksgunst, – meinst du, sie wolle dich nur in die Sterne heben?
Von deiner Schwindelhöhe sieh dort das Riff und lerne beben!

Und hat des Riffs Gekose dein Schiffsgebälk zerschlagen,
Nur Muth! – Ein Brett wird landwärts dich und den Lorber tragen;
Ein neues Floß dir zimmre, kühn kreuze durch die Meere,
Doch steure besser, wahre getreuer deiner Flaggen Ehre! –

Der Dichtung keusches Feuer noch nähren edle Reiser,
Sprach auch, sie fast verschüchternd, der Siebenzahl ein Weiser:
»Das Wiesenthal Poesis ist Blumentragens schwach,
Düngt, Blumen, dort den Acker, der ungepflügt noch liegt und brach!«

Groß gnug bist, Menschenseele, groß gnug du, Gotteswelt,
Daß frei ein Herz ausklinge, bevor's zur Grube fällt!
Nie wird der Edelhirsch ackern, Waldrehlein gehn mit Säcken,
Strauchröslein Stuben heizen, euch Nachtigall als Haushahn wecken!

Und ragten zu den Sternen groß unsre Liedesahnen,
Wie Palmen feingefiedert, schönblättrig wie Platanen;
Dem Erdpuls sind wir näher, der Neuzeit Orchideen,
Bizarr der Wuchs, die Blüthen wie blumengewordene Märchen der Feeen. – – –

Blitz! im Diskurse hätt' ich bald meinen Helden vergessen,
Wie Amme das Kindlein, herzend den Grenadier indessen,
Wie Kindlein seine Puppe, der Apfelschnitten halber,
Wie Grenadier die Amme, wohl einer schönern Dritten halber!

Mein Held ist, traun, kein Riese, das könnt' uns schnell entzwein,
Dir möcht' ein Wicht mein Riese, dein Ries' ein Zwerg mir sein;
Er ist nicht so groß, daß Mißgunst ihn noch verkleinern wollte,
Er ist nicht so klein, daß Liebe aufblasen ihn und strecken sollte.

Er schwingt in seinen Händen kein Schwert so hart und scharf
Wie Durandart, das sterbend Roland in den Brunnen warf;
Statt Etzels Gottesgeißel ein Stab, roßhaarbezogen!
Escalibor des Artus, in seiner Hand ein Fiedelbogen!

Das Rößlein, das er reitet, hat fast noch stärkern Rücken
Als Bayart, dessen Croupe vier Haimonssöhne drücken,
Und wie des Serben Marko Roß Scharatz ist's verständig,
Und lebhaft wie Rosinante, und wie Bucephalus unbändig!

Sein Rößlein heißt Marotte, im Baß geht's statt im Paß,
Von seinem Schenkeldrucke stöhnt, schnaubt der Geigenbaß!
Marotte, sei besungen wie deine Brüder im Stalle,
Du springst viel höher, weiter, du bist gewaltiger als sie alle!

Du hast, mein frommer Klepper, mich oft feldein getragen,
Stolzierst vor der Staatskarosse und keuchst vorm Erntewagen,
Schleppst dem die Dosensammlung, trägst den auf die Käferjagd;
Greif' aus und trag' uns, so lange die laue Lebenssonne tagt!

Du bist ein gelehrig Thierlein und zählst berühmte Reiter,
Hier überklimmend zierlich im Büchersaal die Leiter,
Dort watend mit dem Feldherrn im Blut erschlagner Heere,
Schwingst dich mit Diesem zu Sternen und springst mit Jenem über die Meere!

Minister trainirt dich zum Wettlauf, – am Ziel statt des Preises erblickt er
Fait accompli die Dame! Verdutzt doch grüßt und nickt er;
Beredsam wie das Graupferd der Bibel wardst du da
Und sprichst zum Weltregierer: Quam parva sapientia!

Dort hat ein Springer ersprungen der Lebensrennbahn Preis,
Bekränzt und volkumjubelt piaffirt der Hengst im Kreis;
Du bist's, mein Pferdchen, mag dich dein Reiter auch verstecken
In prunkende Schabracken, sinnspruchgeblähte Purpurdecken!

Es kommt ein Held zum Sterben, sein treues Roß ersticht er,
Daß sich's kein Andrer eigne, und dann sein Schwert zerbricht er;
Treu harrst du aus, Marotte, an deines Reiters Ende,
Ihm machte das Sterben bittrer, zu lassen dich in fremde Hände.

Ich singe, Rößlein, deinen berühmtesten Besteiger,
Den Herzog Moritz Wilhelm, Mersburgs fürstlichen Geiger,Herzog Moritz Wilhelm, Sohn Herzogs Christian II., aus dem Hause Sachsen-Merseburg, postulirter Administrator des Hochstiftes Merseburg, geb. 5. Febr. 1688, gest. 21. April 1731 auf dem Schlosse Dobriluk, beigesetzt in der herzoglichen Gruft im Dom zu Merseburg. Ueber seine Leidenschaft für die Baßgeige berichten Büsching (Beiträge zur Lebensgeschichte denkwürdiger Personen I, 286), Flögel (Geschichte der komischen Literatur I, 185), der Baron Pöllnitz (Mémoires I, 147) u. A.
Der auf dir ausgezogen, Frau Harmonia zu frein,
Den Fürsten, dessen Hände von Blut und Dintengräuel rein.

Ob auch die Welt unhöfisch ihn einen Narren nenne,
Daß nur des Himmelsfeuers ein Theil durch's Herz ihm brenne!
Ein Nam' ist nur ein Odem und Narr gern, wer's erräth,
Daß Narren sich Weise nennen, wenn sie in der Majorität.

Der liebe Gott läßt fließen reich seinen Sonnenschein,
Wie Kaiser bei Krönungsfesten aus Brunnen goldnen Wein;
Der Marschalk fängt im Goldkelch, das Volk in Gläsern rein,
In Thon ihn auf der Bettler; doch blieb's derselbe, edle Wein!

Viel Freudenfünkchen geben ein großes Freudenfeuer,
Mondseligkeit, du spiegelst im Meer dich, wie im Weiher!
Mein Held stieß sich in's Herze, ob Winkelried er wäre,
Soviel er konnt' umfassen der Lebenssonne Strahlenspeere!

Dich, Sonnenschein, du klarer, ruf' ich nach Recht der Dichter,
Erhellend, wärmend, schlage durch's Lied mir deine Lichter!
Den Splitter Glas am Boden schmückst du mit Regenbogen,
Den Demant unter Kieseln hast du zur Kron' emporgezogen.

Ihr aber, Hauskobolde, muthwillger Geisterchor,
Seid meine Maschinisten, doch nicht zuviel Rumor!
Ihr wißt ja, in das Epos gehört ein wenig Mirakel,
Blas't Geigenharz, Blitzpulver, durch's Licht zu Feuerwerks Spektakel!

O Nibelungenstrophe, gewohnt in stählern Mieder,
In's Panzerhemd zu schnüren die markig strammen Glieder,
Bei wallender Oriflamme im leuchtenden Harnisch zu schreiten,
Mit hochgeschwungner Keule und langgestrecktem Speer zu streiten;

Leihst du dich auch den Spielen von schwächern Enkelsöhnen,
Dein Haupt mit Puderwolken, statt Schlachtenstaubs, zu krönen?
In Schnallenschuh' zu strecken den Fuß, statt in den Bügel,
Dein Ebenmaß zu opfern des Seidenfracks betreßtem Flügel?

Du Vers der Nibelungen, du bist ein Meer, ein weites,
Hier ruht's so glänzend, schweigend, dort brandend an Felsen aufschreit es!
Du bist der Strom der Ebne, der breit sich dehnt und reckt,
Und bist auch das Bächlein der Berge, das schäkernd mit Schaumdiamant uns neckt.

Du wandelst wie in Feier ein Zug zu Domeshallen,
Im Taktschritt Truppen wallen und Narrenschellen schallen,
Herolde werfen Gold aus, das Volk sich balgt an der Treppe,
Der König schreitet schweigend, ein Page trägt die lange Schleppe.

Du bist die Kriegsgallione, von Erzgeschossen schwer,
Trugst einst als Sängerbarke mich gondelflink durch's Meer
Dorthin, wo vom Balkone winkt Poesie, die Fei; –
O trag' auch jetzt mich wieder, zu fern nicht ihrem Herzen vorbei!


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