Rudolf Greinz
Aus'm heiligen Landl
Rudolf Greinz

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Des Nagiller Krust Brautwerbung.

Die Weisheit hatte der Nagiller Krust nie gefressen. Und wenn man sie ihm auch mit einem Milchschöpfer eingegeben hätte, so würde er sie schwer verdaut haben. In der Schule war der Krust immer der dümmste von allen Buben gewesen. Als er heranwuchs, wurde er nicht wesentlich gescheiter.

Deswegen verstand er aber doch, was er in seinem beschränkten Lebenskreise notwendig hatte. Er bewirtschaftete ein ganz stattliches Bauerngut in Alpbach. Weil bekanntlich die dümmsten Bauern die größten Erdäpfel haben, ging es dem Krust sehr gut. In Feld und Stall gedieh alles vortrefflich.

Der Krust war der einzige Sohn. Sein Vater hatte schon früh das Zeitliche gesegnet. So hauste er mit seinem alten Müatterl zusammen, arbeitete wie ein Vieh und trug jedes Jahr ersparte Gulden auf die Sparkasse.

So weit hätte die alte Nagillerin also keine Ursache gehabt, mit ihrem Buab'n unzufrieden zu sein. Nur eines bereitete ihr Kummer, daß der Krust so gar nie zum Heiraten schaute.

Jetzt war er schon ein Dreißiger, und es war noch 50 immer keine junge Bäuerin am Hof. Das Müatterl ließ es an gütlichem und gröberm Zureden nicht fehlen. Der Krust tat jedoch nichts dergleichen. Er fand sich halt kein Diandl. »Dös hat schon no Zeit!« meinte er.

Dabei war der Krust gar kein übler Bursche. Ein großer stämmiger Kerl her, mit einem frischen, offenen, treuherzigen Gesicht, das schließlich schon einem Diandl hätte gefallen können. Sogar einen feschen Ratzenbart besaß der Krust.

Also wäre für Liab' und Heirat beim Krust just kein sonderliches Hindernis gewesen. Wenn einer etwas auf der dümmeren Seit'n ist, so ficht das die Weiberleut' gewöhnlich nicht sonderlich an, weil sie dadurch um so leichter und eher das Hausregiment in die Hand bekommen.

Inzwischen hatte sich das Müatterl selbst um eine Braut für den Krust umgeschaut und alles in Ordnung gebracht. Es fehlte nur noch, daß der Krust auf die Brautwerbung ging.

Die Auserwählte war eine resolute Dirn, auch schon dreißig alt. Ihre Eltern hausten auf einem Einödhof, ungefähr anderthalb Stunden entfernt, im innern Alpbachtal. Der Krust kannte natürlich die Langwieser Lena schon von Kindesbeinen an, wie sich ja in einem kleinen Bergtal alles kennt.

Eines Tages erhielt der Krust von seinem Müatterl den endgültigen Auftrag, auf dem Langwieser 51 Hof vorzusprechen und mit der Lena selber alles in Richtigkeit zu bringen. Der Krust wehrte sich, so lang er konnte.

»I woaß nit, wia i dös fürbringen soll!« meinte er. »Am End' lacht mi die Lena aus!«

»Dö lacht di nit aus!« versicherte ihm die Nagillerin. »Jatz schau, daß d' weiter kimmst, und kimm mir nimmer ohne Braut hoam!«

»I woaß nit, was i sagen soll!« widerstrebte der Krust.

»Red' halt, was dir einfallt! 's Weitere wird nachher schon sie red'n!« trieb ihn das Müatterl an.

»Wenn sie aber nix red't?«

»Sie red't schon! Es is ja alles abg'macht! Und die Lena g'fallt dir ja!«

»Es tuat si g'rad schon!« meinte der Krust.

»Nacher wirst schon 's rechte Wort finden!«

»I glaub' nit!« zweifelte der Krust.

Da das Müatterl aber nicht nachgab, warf er sich schließlich in sein Feiertagsg'wand, kratzte sich noch mindestens eine Stunde verlegen am Kopf und machte sich dann auf den Weg zum Langwieser.

Es war noch am frühen Nachmittag, als der Krust die Behausung seiner Auserwählten betrat. Vor dem Haus und in der Kuchel fand er niemanden. Er stapfte daher geradewegs in die Stub'n, wo ein junges sauberes Diandl mit Näherei beschäftigt war.

Die kannte der Krust auch ganz gut. Es war das Praxmarer Vronele, eine entfernte Basl vom 52 Langwieser. Das Vronele war eine geschickte Näherin und ging bei den Bauern auf die »Stear«.

Es war trotz des sonnenhellen Tages draußen ziemlich düster in der niederen, braungetäfelten Stube mit den winzigen Fensterln. Das dunkle, alte Getäfel schien fast das Licht zu schlucken, das durch die Scheiben fiel.

»Is niamand da?« fragte der Krust, der unmittelbar nach dem hellen Sonnenlicht draußen in der dämmerigen Stub'n zuerst nichts Rechtes ausnehmen konnte.

»Ah wohl! I bin da!« kicherte eine lustige Stimme. »Siehst mi nit?«

Das Vronele kauerte in einer Stubenecke hinter einem Ballen Tuch und war eifrig damit beschäftigt, »Pfoat'n« zuzuschneiden.

Der Krust kam näher an den Tisch heran. »Was tuast denn du da?« fragte er.

»Hast koane Augen? Nah'n!« gab das Vronele schnippisch zur Antwort.

»Bist lei alloan da?« fragte der Krust weiter.

»Ja!« war die Antwort. Dann entstand eine kleine Pause. Man hörte nichts als das eintönige Klappern der Schere und das Ticken der großen Wanduhr in ihrem Holzgehäuse.

Der Krust setzte sich auf die Ofenbank und schaute dem Vronele zu.

»Wo sein denn die andern?« fragte er über eine Weile.

53 »Auf der Bergmahd zum Heu'n!«

»Ah so!« Wieder gegenseitiges Schweigen. Das Vronele nahm ein Stück von der weißen Leinwand, setzte sich damit ans Fenster und begann eifrig zu nähen.

»Is die Lena aa durch?« unterbrach der Krust die Stille.

»Ja, alle!«

»Wann kommen's denn z'ruck!« erkundigte sich der Krust.

»Nit vor auf d' Nacht! Dös wirst wohl wissen, wenn d' a Bauer sein willst, daß man von a Bergmahd nit in a halben Stund' wieder dahoam sein kann!« lachte das Diandl und sah dem Krust voll ins Gesicht.

Der Krust atmete erleichtert auf.

»Hättest was zu bestellen?« fragte nun das Vronele.

»I? Naa!« war die Antwort.

»Ja, z'wegen was bist denn nachher da?« Das Diandl hielt die Nadel gegen das Licht, um besser einfädeln zu können.

»I?«

»Ja, du!«

»I, i hab' lei amal nachschaun wollen, wia 's geht!« log der Krust.

»Dös glaub' i nit!« erklärte das Vronele.

»Nit?« machte der Krust ganz bestürzt. Er wurde über und über rot und saß wie angenagelt steif auf der Ofenbank.

54 »Beim helliacht'n Tag laßt a Bauer nit die Feldarbeit und geht hoamgarten!« erklärte ihm das Diandl bestimmt.

»I kann dös schon tuan!« log der Krust weiter darauf los.

»Du schon!« spottete das Vronele. »Dumm g'nuag dazua wärst, wann i dei Muatter nit kennet!«

»Moanst?« fragte der Krust und starrte das Diandl groß an. Der Ton imponierte ihm. So pflegte die alte Nagillerin mit ihm zu reden.

»Und nachher,« fuhr das Vronele fort und besah sich den Krust von oben bis unten genau, »zum hoamgarten gehn legt man do nit 's Feiertagsg'wand an!«

»Naa!« gab der Krust in gewaltiger Verlegenheit zu.

»Siehst, daß i nit a so dumm bin, als wia du glaubst!« triumphierte das Diandl. »I kann mir's schon denken, warum du da bist!«

»Naa! Dös kannst dir nit denken!« entgegnete der Krust.

»Dös is gar nit schwer zu erraten!« lachte das Vronele. »Auf der Brautschau bist!«

»Wer hat denn dir dös g'sagt?« fragte der Krust ganz fassungslos und sperrte Augen und Mund weit auf.

»Niamand!« erklärte das Vronele und biß mit den Zähnen ein Stück Faden ab. »Dös kann i mir 55 ja denken, daß dir der Lena ihr Geld in die Augen sticht! Geld heiratet wieder zu Geld! Dös is ja a alte Haub'n!«

»I mag aber nit!« entfuhr es da auf einmal dem Krust.

»Ah, da schau her! A so a Scheinheiliger! Er mag nit!«

Das Diandl brach in ein schallendes Gelächter aus und zeigte dabei zwei Reihen prachtvoller weißer Zähne.

»Lach' du nur!« brummte der Krust ärgerlich. »Es is do wahr! I mag nit heiraten!«

»Ja, warum bist denn nachher da herkommen?« fragte das Vronele.

»Weil mi 's die Muatter g'hoaßen hat!«

»Und du muaßt folgen? Gelt?« höhnte das Vronele und sah den Krust aus ihren hellen braunen Augen schalkhaft an. »Wenn du die Lena nit magst, nachher laßt es bleiben und laßt die Muatter reden!« belehrte sie ihn. »Der Bauer bist du, und heiraten muaßt du, nit dei Muatter!«

»I mag aber nit heiraten!« würgte der Krust hervor, dem es bei dem Gespräch immer unbehaglicher wurde.

»Ah, du magst überhaupt nit heiraten?« fragte sie ihn.

»Naa! Überhaupt nit!« bestätigte er.

»Ja, dös is nachher ganz a einfache G'schicht'. Da gehst iatz hoam und sagst deiner Muatter, du magst überhaupt nit heiraten.«

56 »Dös woaß sie schon. Aber sie moant, ich brauchet a Weib, dö auf die Sach' schauet und dö alles a bissel regieren tät'!« erzählte der Krust zögernd.

»Da hat sie nit a so unrecht, dei Muatter!« nickte das Vronele ernsthaft und bückte sich über ihre Näherei.

Die Sonne schien durch die kleinen Fensterscheiben und vergoldete das reiche braune Haar des Vronele. Der Krust starrte sie an. Sie schien ihm nicht zu mißfallen.

»Moanst wohl, die Muatter hat recht?« fragte er und erhob sich von der Ofenbank.

»Willst schon hoamgehn?« meinte das Vronele.

»Ja. Naa, i, i kann schon no a bissel dableib'n!« entschied er sich, setzte sich aber diesmal auf die Bank neben das Diandl.

»Jatz sag' mir amal, Krust, was du gegen das Verheirat'tsein hast!« ließ sie ihn nach einer Weile an.

»I? I moan', i könnt' mi nit dreing'wöhnen!«

»Ah, dös g'wöhnst schon!« beruhigte ihn das Diandl. »Da kenn' i iatz schon a Masse Leut', dö si ganz guat dreing'wöhnt haben!«

»Wirst schon recht haben!«

»Also soll i der Lena was ausrichten von dir?« weckte das Vronele den Krust aus einer längeren tiefsinnigen Betrachtung, in die er nach seinem letzten Ausspruch versunken war. Dabei sah sie ihn verstohlen von der Seite an.

»Der Lena? Naa!« entschied der Krust. »Wann i schon heiraten muaß, nachher suach' i mir's Madel aa selber aus!«

57 »Hast denn du dir die Lena nit selber ausg'suacht?« stellte sich das Vronele erstaunt und ließ von ihrer Näherei ab.

»Naa! Dö hat die Muatter ausg'suacht!«

»Nachher bist du der größere Stoanesel, als i dir zuatraut hätt'!«

Das Diandl nähte wieder fleißig weiter.

»Da kannst schon recht hab'n!« erwiderte der Krust kleinlaut. »I hab' die Muatter suach'n lassen, weil sie dö Sach' besser versteht, und i, i woaß do nit, was i reden soll mit an Madel!« entschuldigte er sich.

»Du kannst ja ganz guat reden!« munterte sie ihn auf. »Wir zwoa verstehn uns do ganz guat!«

»Sell wohl!« versicherte er eifrig und rückte näher an das Vronele heran.

»Was willst denn nachher mehr?« meinte sie. »Wann du mit mir reden kannst, so kannst do mit der Lena aa reden!«

»Die Lena mag i nit!«

»Richtig, dös hätt' i bald vergessen. Ja, warum magst sie denn nit?«

»I woaß es nit!« kam es schwerfällig heraus. Dann rückte der Krust noch ein bissel näher an das Vronele und meinte: »Die Lena g'hört halt aa nimmer g'rad unter die Jüngsten!«

»Also du hättest gern a Jüngere!« lachte ihm das Diandl ins Gesicht.

Der Krust wurde ganz verlegen.

»Muaßt dir halt a solche suach'n!« riet ihm das 58 Vronele. »Solche Diandeln gibt's g'nuag in Alpbach umadum!«

»Gar a so jung dürfet sie aa nimmer sein!« brachte der Krust bedächtig hervor. »Weil die Muatter g'sagt hat, sie müasset regieren!«

»Ja, wia alt dürfet sie denn sein?« meinte das Vronele und rückte nun ihrerseits vertraulich näher.

»So halt, als wia du!«

»Wia i?«

»Und wia sollt's denn ausschaun?«

»Ja, schon aa wia du!« stotterte der Krust verlegen.

»So? Aa wia i?« lachte das Vronele.

»Mit dir kommet i guat z'fahren!« rückte der Krust ganz nahe an das Diandl heran.

»Moanst wohl?« fragte das Vronele schelmisch.

»I moan', i könnt' mi drein g'wöhnen!« versicherte der Krust mit einem gewissen heiligen Ernst.

»Ob aber i mi drein g'wöhnet?« neckte sie ihn.

»Moanst nit?« erwiderte er ganz traurig und niedergeschlagen.

»Vielleicht do!« lachte sie und wurde auf einmal rot.

Der Krust stützte eine Weile den Kopf in beide Hände und dachte offenbar angestrengt nach. Dann schien plötzlich ein heldenhafter Entschluß über ihn zu kommen. Er rückte knapp an das Vronele heran und meinte mit einer etwas zaghaften Stimme: »Diandl, vielleicht tätest mi gar am End' a bissel mögen?«

59 »I hab' di alleweil nit ungern g'habt!« antwortete sie halblaut.

»Vielleicht tatest mir nachher gar a Bussel spendieren?«

»Probier's halt!« lachte das Vronele.

Der Krust bekam plötzlich eine riesige Schneid' und schnalzte dem Vronele ein paar kräftige Busseln hinauf. Dann wischte er sich behaglich schmunzelnd mit dem Rockärmel über den Mund und meinte: »Teuxel! Dös war aber guat!«

»Jatz is's g'nuag!« wehrte sich das Vronele, als der Krust eine Fortsetzung der »teuxlischen Guatheit« herbeiführen wollte und nach ein paar weiteren Busseln verlangte. »Mir scheint, du bist auf einmal g'scheiter word'n und auf'n richtigen G'schmack kommen!« lachte das Vronele, ihn abwehrend.

»Mir scheint aa!« grinste der Krust seelenvergnügt. »Und iatz geh' i hoam! Und um Martini wird g'heirat't! Und der Muatter muaß es recht sein, ob sie will oder nit!«

Damit verabschiedete sich der Krust von dem Vronele und machte sich kreuzfidel auf den Heimweg.

Je näher er aber zu seinem Hof kam, desto ängstlicher wurde ihm zumute. Die alte Nagillerin hatte schon Ausschau nach ihm gehalten und erwartete ihn, auf der Bank vor dem Hause sitzend.

»Hast sie antroffen?« fragte sie ihren Sohn, der etwas zögernd näherkam.

»Ich hab' sie schon antroffen«, erwiderte der Krust und setzte sich neben die Muatter auf die Hausbank.

60 »Seid's einig worden?« frug die Nagillerin weiter.

»Ja, wir sein einig worden!« nickte der Krust.

»Wann wird denn g'heirat't?«

»Z' Martini!«

»Dös is mir schon recht! I bin froh, wann i im Winter mei' Ruah' hab'!« seufzte sie. »Is a kommods Madel, die Lena. Dö kann dir schon g'fall'n!«

»Wer?«

»Die Lena!«

»Naa, dö g'fallt mir nit!«

»Dös wird schon kommen!« meinte die alte Nagillerin. »Wenn d' amal damit verheirat't bist. Geld hat sie aa . . .«

»Dös hat sie nit!« Der Krust stieß es krampfhaft hervor. Dabei hörte er völlig sein Herz »pumpern« vor lauter Aufregung.

»Was? Koa Geld? Die Lena? Bist narrisch?«

»Naa!« würgte der Krust hervor. »Nit die Lena! 's Praxmarer Vronele!«

»Mir scheint, dir is 's letzte Radl abg'laufen!« Die alte Nagillerin betrachtete ihren Krust ganz ängstlich.

»I . . . i . . . heirat' die Vroni!« stotterte der Krust. »I . . . i . . . i . . . hab's ihr versprochen! Z' Martini is Hochzeit! I . . . i mag die Lena nit! Und verheirat't muaß i damit sein! Und enk geht's nix an! I bin der Bauer da! I muaß damit leben! I muaß mi dreing'wöhnen! Und in die Lena g'wöhn' i mi nit drein! Mit der Vroni kann i guat reden! I nimm koa andre! Und i hab's versprochen!«

61 Dem Krust stand der helle Angstschweiß auf der Stirn. Er wischte sich krampfhaft mit beiden Rockärmeln abwechselnd über das Gesicht.

Die alte Nagillerin war ganz starr vor Entsetzen. Dann raffte sie sich plötzlich auf und meinte zum Krust gewendet: »Jatz gehst ins Bett! Du hast an Rausch!«

»I hab' koan Rausch nit!« protestierte der Krust. »Frag' lei die Vroni, ob i an Rausch hab'!«

»Natürlich warst b'soffen!« ereiferte sich das Müatterl. »Als a nüchterner schaut sie do koaner um a armes Madel um, wann er a geldige dafür haben kann! So a Versprechen im Rausch gilt nix! Dös muaß ruckgängig g'macht werden!«

»Da wird nix mehr ruckgängig g'macht!« wurde jetzt der Krust obstinat. »Versprochen is versprochen! Und 's Vronele kommt auf'n Hof! Wir zwoa passen z'sammen!«

»Freilich!« rief die alte Nagillerin. »Weil du 's größte Rindviech bist, das Gottes Erdboden tragt!« Damit ging das Müatterl ganz erbost ins Haus hinein und ließ den Krust allein heraußen.

Der rief ihr nur noch nach: »Naa, Muatter, mit 'm Rindviech is nimmer viel los. I merk's, daß i anfang', langsam g'scheiter z'werden!« . . .

Um Martini war wirklich die Hochzeit zwischen dem Nagiller Krust und dem Praxmarer Vronele. Die alte Nagillerin hat sich in ihre Schwiegertochter ganz gut hineingefunden und »g'schafft« prächtig damit.

62 Auch der Krust hat sich an das Verheiratetsein rasch gewöhnt. Das Regiment führt natürlich das Vronele. Die Nagillerin hat es ihr gern abgetreten, da sie lieber eine Ruh' hat auf ihre alten Tag'. Und regiert muß der Krust nun doch einmal werden.

Vielleicht hätte die Langwieser Lena dieses Regiment etwas energischer besorgt als das Vronele. Deswegen hat die junge Nagillerin ihren Ehegesponsen aber nicht weniger unter dem Pantoffel. Am End' sogar mehr, weil der Krust den Pantoffel gar nicht spürt und bis über die Ohren verliebt ist.

Der Krust und das Vronele sind ein glückliches Paar worden. Besonders viel tut sich aber der Krust darauf zugute, daß er sich doch allein um ein Weib »derschaut« hat, ohne daß er die Muatter dazu brauchte.

Davon, daß sich im Grunde genommen das Vronele um ihn schaute, hat er natürlich keine Ahnung. Er ist noch immer glücklich und stolz über die Schneid', die er an jenem denkwürdigen Nachmittag in der Stub'n beim Langwieser entwickelte. 63

 


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