Luise Adelgunde Victorie Gottsched
Die Pietisterey im Fischbein-Rocke
Luise Adelgunde Victorie Gottsched

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Fünfter Auftritt.

Frau Glaubeleichtin, Frau Seuffzerin, Frau Zanckenheimin.

Frau Glaubeleichtin. Ach! was der heilige Mann für Verfolgung leiden muß!

Frau Seuffzerin. Ich wollte wohl wetten, daß das Weib und das Mädgen von seinen Feinden sind bestochen worden.

Frau Glaubeleichtin. Freylich muß es so seyn.

Frau Zanckenheimin. Was das aber für grobe Weiber sind, die sich nicht um das innere Christenthum und um den Umgang unserer Herren bekümmern.

Frau Glaubeleichtin. Ach! GOtt wird seine Unschuld schon an den Tag bringen! Indessen muß ich ihnen doch etwas neues berichten: Ich verheyrathe heute Abend meine jüngste Tochter Luise an den jungen Herrn von Muckersdorff, einen Vetter des Herrn Magister Scheinfromms.

Frau Seuffzerin. Ach! das wird eine heilige Ehe seyn!

Frau Zanckenheimin. Das werden ein paar Engel auf Erden seyn!

Frau Glaubeleichtin. Ja! meine Absichten dabey sind auch gantz geistlich.

Frau Seuffzerin. Das ewige Licht bestrahle dieses Band durch das Centralische Feuer der Selbstheit, welches ist die unergründliche Quelle des Segens.

Frau Zanckenheimin. Der Herr, der da war, und das erste All, stärcke die Triebe dieser Verlobten, und führe sie durch sein ewiges Fiat in den Ungrund der himmlischen Imagination oder wesentlichen Liebe hinein.

Frau Glaubeleichtin. Der HErr bestättige ihren Wunsch! Doch da kömmt unser Bücher-Krämer Jacob. Wir wollen doch sehen, was er neues hat.


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