Johann Wolfgang von Goethe
Kurze Schriften zu Kunst und Literatur 1792 - 1797
Johann Wolfgang von Goethe

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Amlets Geschichte nach dem Saxo Grammatikus

König Rorig von Dännemark setzt Horvendill und Fengo an die Stelle ihres Vaters als Gouverneur von Juitland.

Ersterer macht sich durch Seeräuberei berühmt, er trifft auf einer Insel von ohngefähr mit dem Könige von Norwegen Coller zusammen.

Dieser kommt in einem Zweikampfe um und wird von seinem Überwinder nach einem wechselseitigen Versprechen feierlich begraben.

Nach drei Jahren überbringt er herrliche Geschenke dem Rorig dessen Gunst er so sehr erwirbt daß er ihm seine Schwester Geruda zum Weibe gibt mit der er den Amlet erzeugt.

Fengo beneidet seinen Bruder und bringt ihn um und beredet seine Gattin ihn zu heiraten.

Amlet stellt sich narrisch.

Legt sich an dem Herd in die Asche.

Sucht die Hölzer aus welche Haken haben. Spitzt sie und härtet sie beim Feuer.

Als man ihm fragt was er mache, antwortet er: daß er Pfeile, den Tod seines Vaters zu rächen, schnitze; einige lachen klügern scheint es verdächtig. Man denkt ihn durch ein Mädchen zu versuchen, sie soll ihn reizen und ihm sein Geheimnis ablocken.

Es soll ganz zufällig geschehen. Man schickt ihn mit jugendlicher Gesellschaft zu Pferde weit in die Welt, er setzt sich umgekehrt zu Pferde und nimmt den Schwanz statt des Zaums in die Hand; als ihm ein Wolf begegnet sagen seine Gespielen spottend hier laufe noch ein Pferd. Mein Vater hat nicht viele dergleichen unter seiner Reuterei sagte der Prinz; das redet ihr klug sagten die andern; ich sag es mit Fleiß versetzte der Prinz. Unter der übelgesinnten Schar die ihn begleitete war auch ein Milchbruder der ihm sehr geneigt war; dieser sann auf Mittel den Prinzen zu warnen daß er sich nicht verriet wenn er ja klug wäre.

Sie finden das Steuerruder eines gescheiderten Schiffes.

Sie zeigen ihm die Dünen als Mehl.

Sie lassen ihn in dem einsamen Walde, er findet eine Jugendgespielin, sein Freund schickt ihm einen Käfer mit einem Strohhalm. Er geht mit dem Mädchen weiter nach dem See, sie erinnern sich ihrer alten Liebe sie versprechen einander das Geheimnis und vergnügen sich zusammen.

Sie kommen zurück er gesteht den Liebeshandel und als sie ihn nach dem Hochzeitbette fragen sagt er, es habe aus Pferdehuf einem Hahnkamm und Dachbalken bestanden; man lacht ihn aus aber es war strenge Wahrheit denn er hatte von allen diesen Dingen etwas mit sich genommen.

Man fragt das Mädchen, sie leugnet aber und erzählt wie ungeschickt er sich benommen habe, darauf sagte sein Milchbruder, bin ich nicht aber euer bester Freund; ja versetzte Amlet, ihr habt mir einen Boten mit einem Strohschwanze durch die Luft geschickt; alle lachten und die beiden verstanden sich.

Ein Hofmann ersinnt ein anderes Mittel, der König soll sich entfernen, man soll den Prinzen zu seiner Mutter bringen gegen die er sich wohl nicht verstellen werde; der Vorschlag wird angenommen, der Erfinder versteckt sich unter einer Decke auf einem Polstersitz.

Amlet, ehe er mit seiner Mutter spricht, will untersuchen ob er nicht behorcht wird; er schlägt mit den Armen wie mit Flügeln, kräht wie ein Hahn springt auf den Sitz und da er den Horcher zu seinen Füßen fühlt durchsticht er ihn forschend mit dem Degen; er schleppt ihn fort, zerschneidet und kocht ihn und schüttet ihn durch eine Gosse auf den Mist wo die Schweine den Körper verzehren. Er kehrt zur Mutter zurück, schärft ihr das Gewissen und die Gewalt seiner Worte bringt sie zum Schweigen. Fengo kommt zurück findet seinen Forscher nirgends, Amlet wird zum Scherze gefragt. Er antwortet, der Mann sei durch die Gosse auf den Mist gefallen und habe die Schweine gefüttert.

Fengo wird immer mißtrauischer nur wagt er es nicht aus Furcht für den Großvater und der Mutter den Amlet zu töten. Er beschließt ihn zu dem Könige von England zu schicken und ihm die Ermordung Amlets aufzutragen.

Eh dieser weggeht verlangt er von seiner Mutter sie solle genau über ein Jahr den Palast mit schwarzen Teppichen behängen und zum Schein sein Todenfest feiern.

Zwei Kreaturen des Fengo begleiten ihn; ihre Aufträge sind auf hölzerne Tafeln geschnitten welche Amlet findet, sie verfälscht so daß er den Tod auf jene wälzt und für sich des Königs von England Tochter als Braut erbittet.

Sie kommen nach England die Gesandten übergeben ihre Aufträge, der König dissimuliert und nimmt die Fremden sämtlich an Tafel.

Bei dem herrlichen Mahle rührt Amlet weder Speise noch Trank an; als sie sich zur Ruhe begeben schickt der König jemand der sie behorchen soll; Amlet wird von seinen Gesellen gefragt warum er sich von den gestrigen Speisen enthalten habe, er antwortet das Brot habe nach Blut geschmeckt der Trank nach Eisen und das Fleisch habe einen Leichengeruch gehabt.

Man schalt ihn daß er übels von einem so guten Mahle spreche; er sagte darauf: mit den Wirt und Wirtin sei es nicht besser bestellt, der König habe was knechtisches im Blick und die Königin habe sich dreimal wie eine Magd betragen.

Als der König das von seinem Horcher erfuhr sagte er: dieser Mann müsse entweder übermenschliche Weisheit besitzen oder Toll sein; darauf ließ er den Bauern kommen denn das Brot war im Hause gebacken worden um zu erfahren auf welchem Boden die Saat gewachsen sei: Auf einem alten Schlachtfelde sagte der Mann, das noch voller Knochen liegt und das ich weil es besonders gute Früchte bringt besonders für euren Hof gesät habe. Der König erstaunt über des Amlets feinen Geschmack läßt er den Hirten kommen aus dessen Herde das aufgesetzte Schwein genommen war; dieser bekennt daß die Tiere einen Toten und halbfaulen Räuber gefressen hätten; nun blieb noch übrig den Trank zu untersuchen; er war mit Wasser gemischt, man gräbt der Quelle nach und findet daß sie über verrostete Schwerte fließt.

 


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