Georg Forster
Bemerkungen ... auf seiner Reise um die Welt ...
Georg Forster

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Einleitung.

Ich liefre in gegenwärtigem Werke diejenigen Bemerkungen, welche ich, auf meiner Reise um die südliche Halbkugel, über verschiedene Gegenstände der Natur, zu sammlen Gelegenheit gefunden habe. Ohne nach dem Leisten einer besonderen Methode zugeschniten, ohne den Meynungen und Systemen irgend eines Gelehrten angepaßt zu seyn, übergebe ich sie dem Leser als ein blosses Verzeichniß von Thatsachen. Zu meinem Zwecke bedurfte es keiner künstlichern Anordnung und Verbindung; denn bey dieser konnte ich, aus Erfahrungssätzen, die meiner Ueberzeugung gemäße Folgerungen herleiten, und das genügte mir. Indeß durfte ich doch bey mir allein nicht stehen bleiben, sondern mußte das was ältere und neuere Schriftsteller über ähnliche Gegenstände gedacht haben, bey gegenwärtiger Arbeit prüfen; daher wird man die Meynungen verschiedener Weltweisen und Naturforscher, nach Maasgabe der Veranlassung, theils bestätigt, theils entkräftet und wiederlegt finden, besonders aber wird man, bey dem Kampfe mit verjährten Vorurtheilen und bey dem Versuche etwas befriedigenderes an ihre Stelle zu setzen, die Hauptabsicht des Verfassers nicht verkennen. Natur im weitumfassendsten Wortverstande: Erde, Meer und Luft, organische und belebte Körper, hauptsächlich aber das Menschengeschlecht,– war sein Gegenstand. Soviel auch bereits über den Menschen gesagt worden ist, so wenig scheint gleichwohl dessen physische Geschichte, im Ganzen betrachtet, eine vollstaändige Bearbeitung erhalten zu haben. Bruchstücke, flüchtige Umrisse, Schilderungen einzelner Sitten und Charaktere, Systeme die im Büchersaale und höchstens in Beziehung auf gesittete Völker sich entsponnen; – dergleichen allenfalls besaßen wir bisher über eine so wichtige Kenntniß, aber, meines Wissens, noch keine Beobachtungen über ganze Nationen, welche noch in ursprünglicher Einfalt ohne alles Verkehr mit verfeinerten Menschen leben. Meine große Reise verschafte mir die Gelegenheit unsere Mitbrüder auf den verschiedenen Stufen zu betrachten, welche, zwischen dem elendesten Wilden, der sich nur um einen Grad über die thierische Natur erhebt, und zwischen den gesitteten Bewohnern der Societats - und freundschaftlichen Eilande, mitten inne liegen und beyde miteinander verbinden. Diesem erhabensten und wichtigsten Theile der Naturgeschichte habe ich viele Zeit gewidmet, wiewohl ich mir schmeichle, daß der Leser, auch an der Bearbeitung der übrigen Zweige, eben keine Vernachläßigung wahrnehmen werde. Der Plan und die Anordnung meines Werks ist größtentheils aus der bisher gehörigen bekannten Schrift des Herrn Ritter Bergmann entlehnt. Viele wichtige Sätze eines Büffon, und eines menschenfreundlichen Iselin, nebst verschiedenen anatomischen Faktis aus Herrn Professor Blumenbachs des jüngern, und Herrn D. Johann Hunters Abhandlungen, haben mir dabey öfters zum Leitfaden gedient, und diejenige Belehrung ertheilt, die ich mit Dank von einem jeden anzunehmen bereit bin. Kennern in diesem Fache wird es ein leichtes seyn, die erborgten Gedanken von meinen Erläuterungen und Zusätzen zu unterscheiden; und ihrem Urtheile unterwerfe ich nunmehr das Resultat dreyjähriger Beobachtungen mit desto größerem Verttauen, da ich mir des Eifers um Wahrheit und des anhaltendsten Fleißes in meinen Nachforschungen bewußt bin.

London, den 1. Julius 1780.
D. Johann Reinhold Forster.


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