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XIII.
Brüssel.

Fahrt von Löwen auf der Barke nach Mecheln. Irländischer Mönch. Todtenstille in Mecheln. Kathedralkirche zu St.-Romuald. Cardinal-Erzbischof von Mecheln. Gemälde von Rubens in der Johanniskirche. Prunkendes Portal der Jesuitenkirche. Geschnitzte Kanzel in der Kirche Unserer Lieben Frauen von Hanswyk. St.-Bernhard und die Mutter Gottes. Vor der Hostie kniender Esel. Schwarm von Ordensgeistlichen. Ansicht der Gegend zwischen Mecheln und Brüssel. Recht der Geringen, über die Großen zu urtheilen.

Eine sehr bequeme Barke geht täglich um 7 Uhr morgens von Löwen nach Mecheln ab. Wir bedienten uns dieser angenehmen Art zu reisen, schifften uns ein und beschäftigten uns wechselsweise mit Schreiben und Umherschauen. Der Kanal ist schön, und seine Ufer sind überall mit Bäumen bepflanzt. Die ganze Gegend ist eine mit Bäumen reichlich beschattete Ebene, wo man folglich nirgends eine Aussicht in die Ferne genießt, aber gleichwol beständig in einem Lustwäldchen zu fahren glaubt. Die Barke hat hinten nach dem Steuerruder zu ein Zimmer; in der Mitte ein zweites Gemach, wo eine kleine Küche nebst andern Bequemlichkeiten vorhanden ist, und vorn eine Stube mit einem sehr guten Kamin, worin man ein schönes Steinkohlenfeuer unterhielt. Die Kosten dieser Fahrt sind so mäßig, daß uns der ganze Transport von Löwen nach Mecheln, die Bagage mit einbegriffen, auf wenig mehr als einen halben Kronthaler zu stehen kam. Thee, Kaffee, Butter und Käse kann man auf diesen Barken jederzeit haben. Auf dem halben Wege kommt eine Barke von Mecheln dieser entgegen; die Passagiere nebst ihren Sachen wandern aus der einen in die andere und setzen hierauf ihre Reise nach ihrem jedesmaligen Bestimmungsorte fort. Es reisten eine Anzahl Mönche mit uns. Einer, ein junger Mann von einer vortheilhaften Gesichtsbildung, ward aufmerksam, als er uns englisch sprechen hörte, und fand sich bewogen, unsere Bekanntschaft zu suchen. Seine Sanftmuth und Bescheidenheit war mit vielen Kenntnissen gepaart. In Irland, seinem Vaterlande, waren ihm Cook's Reisen und die Namen seiner Gefährten nicht unbekannt geblieben. In seinen Zügen las man klösterliche Tugenden, unvermischt mit dem Zurückstoßenden der Mönchsnatur. Er war bestimmt, als katholischer Priester nach Irland zurückzukehren.

In fünftehalb Stunden erreichten wir Mecheln. Diese nicht gar große Stadt würde mit ihren geräumigen Straßen und ihren weißgetünchten Häusern einen weit bessern Eindruck auf den Fremden machen, wenn sie nicht so öde wäre und beinahe eine Todtenstille darin herrschte. Ich will gern glauben, daß die sitzende Lebensart der Einwohner, die in den ansehnlichen Hutmanufacturen Beschäftigung finden, mit dazu beiträgt, das Phänomen der Stille hervorzubringen; allein es war wirklich zu auffallend, um nicht noch tieferliegende Ursachen zu haben. Schauerlich ist es, lange Straßen zu durchwandern und weder einer menschlichen Seele, noch einem Thiere zu begegnen, ja nicht einmal das mindeste Geräusch in den Häusern zu hören. Man glaubt sich in irgendeine bezauberte Stadt aus den morgenländischen Erzählungen versetzt, deren Einwohner alle ausgestorben oder verschwunden sind. Die hiesige Bauart ist die alte, wo die Giebel der Häuser gegen die Straße zu gekehrt stehen und spitz in die Höhe laufen. Fast durchgehends ist alles von außen weiß angestrichen, welches im Sommer bei hellem Sonnenschein den Augen sehr nachtheilig sein muß.

Die große Kathedralkirche zu St.-Romuald (Rombaut) hat einen Thurm von außerordentlicher Höhe, und inwendig ist sie eins der reichsten gothischen Gebäude. Im Schiff steht an jeder Seite die Bildsäule eines Apostels und über derselben eine Reihe Termen, welche die Religion, den Glauben, die Liebe und mehrere allegorische Wesen vorstellen. An den Wänden und im Chor sieht man Gemälde von P. de Nery, Crokaert und andern, die aber keiner Aufzeichnung werth sind. Hier standen wir, als der Cardinal-Erzbischof von Mecheln hereintrat und uns die Benediction ertheilte. Er war in einen langen Scharlachrock und Mantel gekleidet, mit einem rothen Käppchen auf der Perrüke; ein Mann von ziemlich ansehnlicher Statur und schon bei Jahren, mit einem weichen, schlaffen, sinnlichen Gesicht. Er kniete hinter dem großen Altar und betete, besah aber dabei seine Ringe, zupfte seine Manschetten hervor und schielte von Zeit zu Zeit nach uns, die wir in große Mäntel gehüllt vielleicht ein verdächtiges Ansehen hatten.

In der Johanneskirche fanden wir am Hochaltar einige Stücke, angeblich von Rubens: einen Johannes, den Evangelisten, der sein Buch schreibt und auf die Eingebungen seines Adlers zu horchen scheint; auf der Rückseite dieser Füllung den Märtyrertod dieses Apostels in siedendem Oel, nach der Legende; gegenüber die Enthauptung Johannes des Täufers und die Taufe Christi; in der Mitte endlich die Anbetung der Weisen, eine große, verwirrte, uninteressante Composition. Diese fünf Blätter nebst drei kleinen Skizzen, welche am Altar angebracht sind, gehören nicht zu den auszeichnenden Werken von Rubens und sind auch schon sehr verblichen. Sie misfallen überdies noch durch etwas Unvollendetes in den Umrissen, welches nicht ganz die Schuld der veränderten Farbe zu sein scheint.

In der ehemaligen Jesuitenkirche, deren Portal mit vieler Ostentation, aber desto weniger Geschmack am großen Markte prangt, hängen eine Anzahl Gemälde, welche auf die Geschichte der jesuitischen Ordensheiligen Beziehung haben, von denen aber keins uns in Anspruch nahm. In der Kirche Unserer Lieben Frauen von Hanswyk bewunderten wir die aus einem ungeheuern Baum geschnittene Kanzel, die den Fall der ersten Aeltern im Paradiese vorstellt und in der That, wenn man alles erwägt, ein Werk von erstaunlicher Anstrengung ist. Die Figuren sind zwar plump, aber sehr brav gearbeitet und das Ganze hat sehr viel Effect. In den unzähligen Kirchen und Klöstern von Mecheln befindet sich noch eine große Menge von berühmten Gemälden, worunter einige auch wol Verdienst haben mögen; allein was wir gesehen hatten, reizte uns nicht, unsern Aufenthalt zu verlängern, um aufs gerathewohl nach Kunstabenteuern umherzuwandern. Die Einbildungskraft der Künstler hat sich in diesem so tief in Aberglauben versunkenen Lande mehrentheils mit Gegenständen aus der Legende beschäftigt, die selten an sich reich und anziehend genug sind, um die Mühe des Erzählens und Darstellens zu verdienen. Es herrscht durch alle diese Mythologien eine klägliche Dürftigkeit der Geisteskräfte, die wunderbar gegen den Ideenreichthum und die Eleganz der griechischen Dichterphantasie absticht. Ein Maler, der höhern Sinn für den Werth seiner Kunst hätte, müßte sich schämen, wenn man ihm auftrüge, den heiligen Bernhard zu malen, der sich die Milch der Mutter Gottes aus ihren Brüsten in den offenen Mund regnen läßt; gleichwol hat van Thulden Theodor van Thulden aus Herzogenbusch (1607-76), Schüler von Rubens, Geschichts- und Heiligenmaler. Anmerkung d. Hg. dieses Sujet für die hiesigen Bernhardiner-Nonnen ausgeführt, und vielleicht wäre es gefährlich gewesen, dem Pfaffen, der es angab, über die Unschicklichkeit etwas merken zu lassen. Ist es aber zu verwundern, wenn ein solcher Gegenstand die ohnehin schwerfälligen Niederländer nicht begeistern konnte, wenn sie nichts anderes als ein gemeines Weib in einer unanständigen Handlung begriffen und einen ebenso gemeinen Mönch darstellen konnten, ohne auch nur zu versuchen, ob in diese Figuren, die in einem so ekelhaften Verhältnisse gegeneinanderstehen, ein anderes Interesse zu bringen sei? Das weit edlere Sujet von Cimon Die Geschichte von Cimon und Pero ist ein häufig von den italienischen Malern gewählter Vorwurf. Ein alter Athener, Cimon, gefangen und zum Hungertode verurtheilt, wurde durch die Milch seiner Tochter Pero erhalten. Anmerkung d. Hg. und seiner Tochter ist schon außerhalb der Grenzen der Malerei, wenigstens was den Zeitpunkt betrifft, wo sie dem alten Vater ihre Brust zu trinken gibt. Zu geschweigen, daß die Handlung, so edel sie in sich wirklich ist, ihren ganzen Werth verliert, sobald man sie sich offenbar vor aller Augen denkt, und daß es zum Beispiel empörend wäre, sie auf dem Theater wirklich vorgestellt zu sehen; so ist es doch unmöglich, der Figur des Vaters dabei das mindeste Interesse zu geben. Ein alter Mann, der eine Weiberbrust aussaugt, bleibt ein ekelhafter Anblick, und die ganze Stellung sowol als die Disposition der Gesichtsmuskeln zum Saugen, raubt ihm jeden andern als den blos thierischen, erniedrigenden Ausdruck. Bei einem Gemälde, welches diesen Gegenstand vorstellte, könnte gleichwol noch ein rührendes Interesse für die Tochter empfunden werden; man würde nicht umhin können, die kindliche Liebe zu bewundern, die einem alten durch Hunger entkräfteten Manne das Leben rettet. Von dem allen aber kann schlechterdings in einer Vorstellung des eben erwähnten Zuges aus St.-Bernhard's Legende nichts ausgedrückt werden, weil die Erfindung gar zu abgeschmackt ist. Sobald man die weibliche Figur ins Auge faßt, verliert sie bei jedem Manne von Gefühl ihre Ansprüche auf Jungfräulichkeit und Weiblichkeit. So lächerlich es auch ist, wenn van Dyck in seinem Gemälde vom heiligen Antonius bei den hiesigen Barfüßermönchen einen Esel vor der Hostie knien läßt, so ist es doch immer noch erträglicher; man wird nicht indignirt, man lächelt nur, weil alles, was zur innern Vortrefflichkeit des Menschen gehört, unabänderlich bleibt, hingegen conventionelle Begriffe, die man mit gewissen Dingen verbindet, der Veränderung unterworfen sind. Wem indeß das größte Compliment dabei gebührt, den Erfindern dieses plumpen Scherzes, oder dem Volke, das sich daran erbaut, ist nicht leicht ausgemacht. Unserer Logik klingt es absurd, wenn jemand behaupten will, der Gegenstand, vor welchem ein unvernünftiger Esel kniet, verdiene die Anbetung des vernünftigen Menschen; aber es hat einmal einen Grad von Einsicht gegeben, und in Brabant existirt er noch, dem dieser Schluß die stärkste Beweiskraft zu haben scheint. Bündigere und anständigere Beweisarten für die Heiligkeit des Altarsakraments können für einen höhern Grad der Vernunft berechnet sein, wiewol keine Vernunft das Uebernatürliche richten darf, und es folglich ein überflüssiges und widersinniges Bemühen ist, Dinge bei ihr rechtfertigen zu wollen, welche nur durch die Gabe des Glaubens erkannt werden können.

Die ganze Volksmenge von Mecheln gab man uns auf 20000 Menschen an, und dieses auffallende Misverhältniß der Bevölkerung zum Umfange der Stadt erklärte besser als alles andere die ausgestorbene Leere, die wir überall bemerkten; denn nimmt man an, daß die Welt- und Ordensgeistlichen, die Nonnen und Beguinen Eine im Mittelalter weithin verbreitete, heutzutage nur noch in den belgischen Niederlanden vorkommende Genossenschaft von Frauen, welche freiwillig, ohne durch ein festes Gelübde gebunden zu sein, sich zu einem beschaulichen Leben vereinigen. Brügge, Gent u. s. w. haben ausgedehnte und starkbevölkerte Beguinenhöfe. Anmerkung d. Hg. nach einer sehr gemäßigten Berechnung zusammen den fünften Theil dieser Anzahl ausmachen, so begreift man leicht, wie nur so wenig Menschen übrigbleiben, die ihre Geschäfte zwingen, sich auf den Straßen sehen zu lassen. Wollte man fragen wie es möglich ist, daß das berühmte, mächtige Mecheln so tief herabgesunken sein könne, so würde ich auf eben diese ungeheuere Anzahl von Geistlichen verweisen, die allmählich alle Bewegung gehemmt haben und, indem sie sich auf Kosten der Einwohner erhielten, fast allein übriggeblieben sind. Außer den sechs Pfarrkirchen gibt es sechs Mannsklöster, zwölf Nonnenklöster und zwei Beguinenhöfe, in welchen letztern allein nahe an tausend Beguinen wohnen. Die Einkünfte dieser Geistlichkeit belaufen sich auf ungeheuere Summen; die des Erzbischofs schlägt man auf 100000 Gulden an. Mich wunderte es daher nicht, daß auf unser wiederholtes Anfragen nach den Sehenswürdigkeiten von Mecheln ein jeder uns an die Kirchen und Klöster verwies, und wir zuletzt bei dieser allgemeinen Armuth an Gegenständen, welche die Aufmerksamkeit des Reisenden verdienen, in eine Sägemühle an der Dyle geführt wurden. Nunmehr war es wirklich Zeit, unsern Schauplatz zu verändern. Wir eilten also in unser Quartier zurück, und nachdem wir noch zuvor in einigen Buchläden die fliegenden Blätter des Tags, deren jetzt eine ungeheuere Menge ununterbrochen herauskommen, gekauft hatten, stiegen wir in einen Wagen und fuhren in starkem Trab auf dem schönsten Steindamm durch Alleen von hohen Bäumen, die hier jedes Feld und jeden Rain begrenzen, nach Brüssel.

Von Vilvoorden, einem kleinen, an dem Kanal zwischen Antwerpen und Brüssel gelegenen Städtchen, fuhren wir längs diesem Kanal in gerader Linie nach der Residenzstadt fort. Zu beiden Seiten erblickt man Landsitze mit prachtvollen Gebäuden, Gärten und dazugehörigen Tempeln und Lusthäusern. Alles verkündigt die Annäherung zu einem reichen, großen Orte, dem Wohnsitze eines zahlreichen begüterten Adels und eines für den Genuß des Lebens empfänglichen Volks. Kurz vor der Stadt geht der Weg über den Kanal durch eine Pflanzung von hohen Bäumen, die zugleich als öffentliche Promenade dienen kann. Die Gegend um Brüssel fängt wieder an sich in kleinen Anhöhen angenehm zu erheben, deren einige sich den Mauern so sehr nähern, daß die zur Befestigung der Stadt nöthigen Außenwerke zum Theil darauf angelegt sind. Wir hätten gern gewünscht, diese Gegend in ihrem Sommerschmuck zu sehen, wo sie wahrscheinlich für den Freund des Schattens höchst anmuthig sein muß. Um die Wälle läuft ein herrlicher Gang mit hohen Espen beschattet, und innerhalb der Thore öffnet sich dem Anblick eine Stadt, die den großen Residenzen Deutschlands, was Umfang, Volksmenge und im Durchschnitt gerechnet auch Pracht und Schönheit der Architektur betrifft, vollkommen an die Seite gesetzt zu werden verdient. Wir fuhren lange durch breite und enge, reine und schmuzige Straßen, über große und kleine Plätze, bei stattlichen, öffentlichen Gebäuden und schönen Privathäusern vorbei und kamen endlich über den großen Markt, wo das Rathhaus, eins der bewundernswürdigsten gothischen Gebäude steht, vor welchem wir die Freiwilligen von Brüssel und die neuerrichteten Dragoner sich eben versammeln sahen. Die brabantische Cocarde, die jedermann bis hinab auf die gemeinsten Tagelöhner aufgesteckt hatte, und dieses Militär, welches sich link genug bei seinen Waffenübungen benahm, nebst der Menge von Zuschauern, die uns zu erkennen gaben, daß dieses Schauspiel ihnen noch neu sein müßte, waren die einzigen Kennzeichen, an denen sich die Revolution allenfalls errathen ließ.

Unser Gasthof war voll von Engländern; auch ging ziemlich allgemein die Sage, daß man im Begriff sei, ein englisches Hülfscorps zu errichten, womit es jedoch wol zu keiner Zeit Ernst gewesen sein mag. Die Anwesenheit des Herzogs und der Herzogin von Devonshire schien auf die politische Lage von Brabant keine Beziehung zu haben. Wir hörten hier und dort, daß dies eine gewöhnliche englische Reise aufs feste Land sei, wodurch man Zeit zu ökonomisiren gewinnt; denn allzu großer Aufwand erschöpft zuletzt auch die ungeheuersten Einkünfte. Allein schwerlich konnte dieser Fall hier eintreten, weil der Herzog bei einer solchen Reise eben nicht spart. Diesen Zoll müssen indeß die Großen jederzeit von ihren disproportionirten Reichthümern und Besitzungen an das Publikum zahlen; ich meine, daß man wegen der Höhe, die sie bestiegen haben und von welcher sie auf das übrige Menschengeschlecht herabsehen, die Augen unaufhörlich auf sie gerichtet hält, ihre Bewegungen, eben weil sie sich nicht verbergen lassen, stets bewacht und ihnen allerlei Motive andichtet, von denen sie selbst sich oft nichts träumen ließen. Ein jeder allzu reicher Privatmann wird schon durch die Mittel, zu wirken, die er in Händen hat, ein wichtiger Mensch im Staate, und insofern muß er sich billig dem Urtheile seiner Mitbürger in dem Grade, wie die in öffentlichen Aemtern stehenden Personen, stellen und unterziehen. Die Natur verübt auch hierin die ihr eigene Gerechtigkeit. Das wahre, echte, einzige Eigenthum ist in unserm Herzen und Verstande. Auf alle andern erworbenen äußerlichen Güter behält der Nebenmensch immerfort einen natürlichen Anspruch, der, wenn man sich auch vermittels des bürgerlichen Vertrags dessen begibt, sich dennoch in der Freiheit und Unausbleiblichkeit des Urtheils über seine Anwendung immer wieder äußert. Je überwiegender der Einfluß ist, den ein Wesen in die Schicksale der Menschen hat, desto allgemeiner wird dieses Wesen für alle ein Gegenstand des Nachdenkens, des Lobes und des Tadels. Daher gibt es nichts in der Welt, worüber täglich und stündlich so viele und zugleich so schiefe Urtheile gefällt werden, als über die Sonne, die Natur und Gott.



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