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Vorwort

 

»Es wäre ein Glück für die Menschheit, wenn man die Menschen von der Hierarchie und dem daran hängenden verabscheuungswürdigen Aberglauben befreien könnte«.

Friedrich der Grosse an d'Alembert.

 

Es liegt nicht in der Absicht dieser Schrift, gegen religiöse Vorstellungen zu polemisieren, – das wäre ein sinnloses Beginnen. Ihr Zweck ist jedoch, für weitere Kreise die Waffen zusammenzutragen zu dem immer notwendiger werdenden Kampfe gegen die Kirche, »diese Todfeindschaftsform zu jeder Rechtschaffenheit, zu jeder Höhe der Seele, zu jeder Zucht des Geistes, zu jeder freimütigen und gütigen Menschlichkeit«, wie Nietzsche sagt. Werke, 1. Abtlg. Bd. VIII, S. 263 (»Der Antichrist«).

Um diesen Zweck zu erreichen, galt es zu beweisen, wie übel es mit den »ewigen« Fundamenten des Kirchentums bestellt ist, und dieser Beweis verlangte ein so gründliches Ausholen, dass an eine Rücksicht auf gewisse religiöse Vorstellungen nicht gedacht werden konnte. Ein versöhnendes Moment wird der in den alten Anschauungen aufgewachsene Leser jedoch in dem Nachweis finden, dass die Religion mit den Kirchen und ihren Dogmen und Einrichtungen in Wahrheit gar nichts zu tun hat, vielmehr jenseits alles Kirchentums liegt, wenn dieses sich auch noch so feierlich als ihr Hüter, Verwalter und Spender gebärdet und ferner, dass die Glaubensvorstellungen in keinem direkten und notwendigen Verhältnisse zum religiösen Gefühl als solchem stehen.

Was dem Inhalt dieser Schrift Gewicht verleiht, entstammt der Einsicht erlauchter, wahrhaftiger und im besten Sinne religiöser Geister: unbestochener Vernunft und der Fülle menschenliebenden Herzens. Um die Sache allein ist es ihr zu tun, nicht darum, eigene Weisheit effektvoll zur Schau zu tragen. Und diese Sache ist bedeutend genug, handelt es sich doch um die Grösse und Kraft unseres Volkes, die durch die Unduldsamkeit und Kulturfeindlichkeit der Kirchen, insbesondere der römisch-päpstlichen schwere Einbusse erleiden.

»Der gewaltigen Erscheinung der römischen Hierarchie gegenüber achtlos, skeptisch, gleichgültig, in blasser Sympathie oder blasser Antipathie – wie Millionen von Protestanten und Katholiken – zu verharren: das kann nur Blindgeschlagensein oder geistige Schwäche erklären. Wer hingegen erkennt, was hier vorgeht und wie hier die Zukunft der ganzen Menschheit, insbesondere aber die Zukunft alles Germanentums, auf dem Spiele steht, hat nur die eine Wahl: entweder Rom zu dienen oder Rom zu bekämpfen; abseits zu bleiben ist ehrlos«, sagt H. St. Chamberlain mit vollem Recht. Die Grundlagen des XIX. Jahrh. I. S. CI (4. Aufl. 1903).

Es wird dieser Schrift nicht gelingen, der Schlange den Kopf zu zertreten, aber sie will wenigstens dazu helfen, dass es später einmal gelinge. Sie begnügt sich mit der Rolle des Tropfens, der mit berufen ist, den Stein zu höhlen.

Sie will aber nicht etwa dazu verführen, auf das Studium der Werke, denen sie den grössten Teil ihrer Ausführungen entnahm, zu verzichten, sie will im Gegenteil dazu anregen, ihnen grössere Beachtung als bisher zu schenken und durch die Nachprüfung der vielfach umfänglichen und eindringenden Beweisführungen sich von der logischen Notwendigkeit der mitgeteilten Ergebnisse zu überzeugen. Aus diesem Grunde wurde jedes Zitat mit genauer Quellenangabe versehen und eine Bibliographie über die berührten Fragen orientierender Werke an den Schluss des Ganzen gestellt.

In einem eigenen Kapitel und unter dem Titel »Dokumente des Hasses« wollte der Verfasser eine Reihe von Beispielen krassester kirchlicher Intoleranz und Verfolgungssucht aus neuerer und neuester Zeit zusammenstellen, um seine Angriffe noch mehr zu rechtfertigen, als es im Verlaufe dieser Schrift bereits geschehen. Da er das vorliegende Buch jedoch nicht ohne zwingende Notwendigkeit vergrössern mochte, zog er es vor, sein reiches Material in seinen Mappen zu belassen.

München, Herbst 1909.
Hanns Floerke.


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