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Fünftes Kapitel.

Die Leute und der Dachs merken voneinander. Teddy gerät in falschen Verdacht, und dem Fridolin wird der Krieg erklärt.

 

Nun sind wir endlich soweit, die Lage ist nun so, wie wir sie am Beginn unserer völlig wahrhaftigen Geschichte geschildert haben: die Leute, nämlich die Ditzens, wohnten in dem Haus am Seeufer, und der Dachs, nämlich der Fridolin, hauste in seiner Höhle am Südhang des Baumwerders.

Zuerst merkten beide Parteien kaum etwas voneinander, das heißt, sie wußten eigentlich gar nichts von des andern Dasein. Wohl hatte der Knabe Achim den Dachs einmal im Dunkeln hinter den Holzhaufen liegen gesehen, aber das hatte der Achim längst wieder vergessen, denn er war ja noch ein sehr kleiner Junge und lebte immer nur für den Tag, der grade da war, ohne Erinnerung an das Gestern und ohne Gedanken an das Morgen.

Was aber den Dachs Fridolin anging, so hatte er zwar sowohl die Mücke wie den Achim, vor allem aber den schrecklichen Teddyhund gesehen, und Fridolin hatte sie bestimmt nicht vergessen. Aber bei Fridolin war es nun so, daß ihm ein Zweibein genau so wie das andere aussah, er machte da keine Unterschiede und hatte nicht die geringste Ahnung davon, wie himmelweit der Abstand zwischen einer artigen Mücke Ditzen und einer unartigen Ursel Hartig war. Das waren für ihn alles die gleichen stinkerigen Zweibeine. Und Hunde waren eben Hunde, widerliche, lärmende, bissige Bestien – fast so schlimm wie Füchse!

Im übrigen war Fridolin ja ein Nachttier, und die Zweibeine und ihre Hunde sind meist Tagtiere, wenn es nicht gerade wildernde Hunde sind, und zu denen konnte man die Teddy trotz ihrer Leidenschaft für das Gänsejagen nicht rechnen. Sie war sogar ein Stubenhund, kam höchstens strafweise mal ein paar Stunden an die Kette und verbrachte ihre Nächte brav auf einem alten Samtvorhang im Flur des Ditzenschen Wohnhauses.

So war also die Gelegenheit, einander kennenzulernen, vorläufig nur gering. Natürlich muß man hier an das lange, lange Beet mit dem Mais denken, den Fridolin Süßwachs getauft hatte – eigentlich hätte der Vater Ditzen doch die ständig zunehmenden Verwüstungen in seinem Maisfeld bemerken müssen!

Aber wieso mußte er eigentlich –? Das Maisfeld lag ab vom Wege und vom Hofe, und wenn es seine dritte Hacke gegen das Unkraut erhalten hatte, und wenn der letzte Stickstoffdünger gestreut worden war, so war der Mais in jedem Jahre ohne große Aufsicht weitergewachsen. Der Vater war ein vielbeschäftigter Mann, er hatte mehr zu tun, als jeden Tag seinem Maisfeld einen Besuch abzustatten.

Natürlich kam eine Zeit, zu der die Elstern und die Spatzen anfingen, sich sehr für den Mais zu interessieren – dann ging der Vater zwei- oder dreimal täglich zum Mais hinaus und gab aus seinem Tesching ein paar Schüsse auf die räuberische Vogelwelt ab. Es half zwar nichts, denn er traf nie etwas, aber er hatte doch das Gefühl, seine Pflicht getan zu haben. Aber diese Zeit war noch weithin, die kam erst, wenn der Mais reif zu werden anfing und die jetzt so fest und prall um den Kolben liegenden Lieschblätter trocken wurden und nur lose um den gelben Körnersegen lagen.

Die Verwüstungen im Mais blieben also vorläufig noch unentdeckt.

Nein, die erste Ahnung von der Existenz des Dachses Fridolin bekamen die Ditzens durch etwas ganz anderes, nämlich durch die Löcher, die ständig unter dem Zaun gegraben waren. Solche Zaunlöcher sind nicht nur höchst unordentlich, widersprachen also ganz dem Geiste, in dem der Ditzensche Haushalt geführt wurde, sondern sie sind auch in hohem Maße Schaden bringend. Denn durch sie kamen von der einen Seite aus dem Geflügelauslauf die Ditzenschen Hühner in den Ditzenschen Gemüsegarten, und von der anderen Seite taten die Güldnerschen Hühner aus der Erbschmiede dasselbe, und es gab in sorgsam gehaltenen Gemüsebeeten eine wüste Scharrerei und Wurmpickerei – also Unordnung und Schaden.

Wollte man die Hühner aber wieder aus dem Garten jagen, so fanden die unvernünftigen Tiere die Löcher, die sie beim Einschlüpfen so gut zu finden wußten, überhaupt nicht wieder. Aufgeregt und flügelflatternd rasten sie hin und wider durch den Garten, sahen ihnen freundlich geöffnete Türen und Tore grundsätzlich nicht, und es war kein Ende des Gejachers und des Beetezertretens.

Es kam eine schreckliche Zeit im Hause Ditzen, da man bei keinem Mahle, bei keiner Beschäftigung mehr friedlich sitzen konnte. Schon ertönte der Schrei: »Die Hühner sind im Garten!« Und ein wildes Gerenne begann. Es half nichts, daß man die Löcher nach gesäubertem Garten fleißig durch Spaten und Schaufel verschloß – über Nacht wuchsen sie wieder nach, und immer entdeckten die Hühner sie schneller als die Menschen.

Bei dieser Sachlage konnte es nicht ausbleiben, daß sich eines Tages die nicht unklugen Ditzens die Frage vorlegten: »Ja, wer ist denn dieser infame Schurke, der immer neue Löcher unter den Gartenzaun gräbt? Dem Burschen müßten wir doch das Handwerk legen!«

Es ist bezeichnend, daß es auf diese Frage nur eine Antwort bei allen Ditzens groß und klein gab, nämlich die: »Das ist natürlich die Teddy gewesen.«

Natürlich die Teddy – dieser Spielhund, dem nie genug Steinchen geworfen werden konnten, die sie dann stolz im Maule spazierentrug und um keinen Preis wieder hergeben wollte. Natürlich die Teddy, der nie genug spazierengegangen wurde, die so oft die heiß geliebten Gänsejagden entbehren mußte. Natürlich hatte nur die Teddy diese Löcher gegraben: in einem unbewachten Augenblick war sie vom Hofe gewutscht und hatte einen ihrer beliebten Ausflüge ins Dorf gemacht, wobei mit jedem Hunde Freundschaftsbezeigungen getauscht und in jeden Hof hineingerochen wurde. Bei der Rückkehr hatte sie dann das Hoftor verschlossen gefunden; von schlechtem Gewissen oder von der Sehnsucht nach der Futterschüssel geplagt, hatte sie sich rasch ein Loch unter dem Gartenzaun durchgegraben und war auf diesem – verbotenem! – Wege wieder heimlich ins Haus gelangt!

So war es und nicht anders! Mit finsterer Miene verhängte der Vater ein völliges Ausgehverbot über die Teddy und ordnete strenge Aufsicht über sie an. Dieser verflixte Allerweltshund, die Teddy, sollte sich doch nur nicht einbilden, daß sie mit ihren lasterhaften Herumtreibermanieren aus Ditzens Gemüsegarten einen Hühnerhof machen konnte!

Es ist bezeichnend für die Kurzsichtigkeit und Ungerechtigkeit, zu denen die Menschen nun einmal neigen, daß dieses Urteil über die Teddy einstimmig verhängt wurde, daß nicht eine Stimme für den unseligen, unschuldigen Hund, der jetzt unverdient so schwere Strafe leiden mußte, laut wurde. Niemand dachte daran, daß durch die Annahme, Teddy sei die Schuldige, wohl die Zaunlöcher vom Wege in den Gemüsegarten, aber nicht die zur Hühnerkoppel und erst recht nicht die von der Koppel zum Acker erklärt waren. Teddy war die Schuldige, als Strafe mußte sie die geliebte Freiheit entbehren – und damit war die Sache fertig. Der weise Urteilsspruch der Menschen war gefällt.

Zufällig traf es sich nun so, daß kurz nach diesem Urteil die Teddy ein paarmal im Gemüsegarten betroffen wurde, der ihr streng verboten war. Mit fliegenden Ohren und eingeklemmtem Schwanz jagte sie dann über die Freitreppe oder durch die Veranda in das Haus zurück, voll schlechten Gewissens, weil sie auf verbotenem Grund erwischt worden war. Die Menschen aber sagten triumphierend: »Da haben wir es ja! Sie sieht den Gemüsegarten schon als ihr Privatrevier an! Nein, was für ein Schweinehund!« Und der Vater schlug die Teddy.

Unterdes ging der Dachs Fridolin, der mit dem Ausbau seiner Wohnung fertig geworden war, mit verstärktem Eifer der Nahrungssuche nach, denn nun war der Hochsommer gekommen, und Fridolin hatte infolge der erlittenen Verfolgungen noch immer keine Speckschwarte auf den Rippen und auch kein wohlgemästetes Bäuchlein. Wenn er nicht ganz unterernährt in den Winter kommen und dann schweren Hunger leiden wollte, mußte er sich daranhalten. Und Fridolin hielt sich daran! Fast allnächtlich stattete er dem Ditzenschen Garten einen Besuch ab und nahm dort einen von allen Beeten gewählten Imbiß, ehe er sich zu seiner geliebten Pflanze Süßwachs begab. Infolgedessen blieb es bei den Zaunlöchern und den aufregenden und beeteverwüstenden Hühnerjagden.

Aber es war nun nicht so, daß die Ditzens, wie vom Blitze getroffen, stehengeblieben wären, sich mit der Hand an den Kopf gefaßt hätten und erleuchtet ausriefen: »Du lieber Himmel, das kann ja unmöglich unsere so streng beaufsichtigte, süße, unschuldige Teddy gewesen sein, der arme Hund! Hier muß ein anderer, noch geheimnisvollerer Löchermacher vorliegen!«

Nein, ganz im Gegenteil: die Tatsache, daß immer noch Löcher gegraben wurden, bestärkte die Ditzens nur in ihrem falschen Urteil. Der Vater sagte ingrimmig: »Eine verdammte Weiberwirtschaft ist das in diesem Hause! Ich sehe schon, ich muß mir diesen vermaledeiten Fixköter noch ans Bein binden, sonst paßt doch keiner auf ihn auf, wenn ich an meiner Arbeit sitze!«

Und er warf wutfunkelnde Blicke auf die Teddy, die in der Sonne auf dem Hofe lag, ihren Herrn mit unschuldigen Augen fromm anschaute und, zu einem kleinen Spaziergange ermunternd, mit dem Schwanze auf die Erde klopfte.

Die Mutter Ditzen aber sagte: »Du lieber Himmel! Ich soll wohl bei meiner vielen Arbeit auch noch ständig den Hund hüten? Ich laufe schon so vom Morgen bis in die späte Nacht Trab; ich möchte wohl wissen, woher ich auch noch die Zeit zum Hundehüten nehmen soll! Es ist schlimm genug, daß der Achim ständig vom Hof verschwunden ist, und nun kommt auch noch die Teddy – nein, was zuviel ist, ist zuviel!«

Der Sohn Uli, der gerade in den Ferien zu Hause war, sprach: »Ich würde die Teddy einfach an die Kette legen – dann hört die Löcherei von selbst auf!«

Worauf alle schrien: »Und wer soll sich das Gejaule und Gejacher von der Teddy anhören, wenn sie an der Kette liegt? Nein – danke, wenn dir nichts Besseres einfällt, Uli!«

Die brave Tochter Mücke aber saß gerade am Tisch und schrieb einen langen, langen Erzählebrief an die Tante Käte in Hermannswerder, denn Briefeschreiben war nun einmal ihre Leidenschaft. Sie stand aber sofort auf von ihrer Beschäftigung, legte alles, was sie benutzt hatte, ordentlich und sorgsam beiseite und ging hinaus auf den Hof. Sie kniete sich zu der Teddy hin, sah sie traurig an und sprach: »Du böse Teddy, willst du denn gar nicht artig werden –? Der Papa und die Mummi haben dir doch das Löchergraben verboten – so laß es doch endlich sein! Was hast du denn davon? Nur daß du nicht ausgehen darfst, das hast du davon! Man hat immer nur was von Artigkeit, nie vom Unartigsein!«

So sprach die Mücke. Die Teddy aber, die glaubte, sie werde zum Spazierengehen aufgefordert, sprang auf und bellte die Mücke zutraulich und fröhlich an. Die Haustochter Inge sagte gar nichts, einesteils, weil sie überhaupt nie viel sprach, anderenteils, weil sie am Abend vorher zum Bäcker nach Brot geradelt war. Da war die Teddy plötzlich überraschend neben ihrem Rade aufgetaucht, auf dem Rückweg war sie aber wieder verschwunden gewesen. Weil dies geschehen war, schwieg sie; sie dachte nämlich, sie würde deswegen Schelte kriegen.

Auch der jüngste Sohn Achim schwieg, aber der, weil er viel zu stark mit der Herstellung von Eierpampe beschäftigt war, wie das Gemisch von Sand und Wasser bei uns genannt wird, und der Fall Teddy ihn darum überhaupt nicht interessierte. Auch war er sehr für Hühnerjagden, besonders zur Essenszeit, das langweilige Bei-Tische-Sitzen wurde dadurch wenigstens etwas unterbrochen.

Die Frau Schemmel, die auch bei Ditzens lebte, sagte seufzend: »Ja, diese Hunde –! Wir hatten einmal einen Hund in Lichterfelde ...« Und sie fing an, eine andere Geschichte von einem anderen Hund zu erzählen.

Allein die Großmutter Ditzen, die immer in ihrem Lehnstuhl am Fenster zum Garten saß, schloß sich der allgemeinen Verdammung Teddys nicht an. Sie lockte den Hund zu sich, streichelte ihn, kraulte ihn am Kopfe und sprach: »Arme Teddy, es ist wohl sehr schlimm, wenn man gar nicht mehr hinaus darf? Sieh mal, Teddy, ich komme eigentlich gar nicht mehr aus meinem Stuhl heraus – man gewöhnt sich daran, Teddy, wirklich, man gewöhnt sich daran.«

Die Teddy aber ließ sich mit einem Plumps auf den Teppich zu Füßen der Großmutter fallen. Sie gähnte mehrmals herzhaft, schloß die Augen und dachte im Einschlafen: »Ist dieses Leben aber langweilig! Ich glaube, meine Leute sind allesamt verrückt geworden!« Und sie schlief ein.

Unterdes lag der Dachs Fridolin, der alle diese Aufregung verursachte und für den die Teddy so unschuldig leiden mußte, vor seiner Höhle in der Sonne und ließ sich mal den Rücken und mal den Bauch braten. Im ganzen war er in recht zufriedener Stimmung, er hatte gefunden, daß er mit seiner Wohnung doch eine ausgezeichnete Wahl getroffen hatte. Bisher hatte sich noch kein Zweibein und auch kein Hund, geschweige denn ein Fuchs, auf dem Baumwerder gezeigt. Er vermißte sein altes Heim im Hullerbusch nicht mehr, es kamen Tage, an denen er überhaupt nicht mehr daran dachte. Dieser Baumwerder entsprach so recht seinen einsiedlerischen Gewohnheiten, nichts noch hatte seinen Frieden gestört.

Natürlich war er ein Dachs, er hätte es nie zugegeben, daß er zufrieden war. Sein Bauch briet jetzt in der Sonne, er fühlte ihn in der angenehmsten Weise gefüllt und dachte bei sich: »Das Gemüse in meinem Garten fängt an, in Güte nachzulassen. Diese Zweibeine könnten sich gerne etwas mehr Mühe geben. Der Kohlrabi ist schon durchweg holzig, an Erbsen ist gar kein Gedanke mehr, und statt Karotten gibt es nur noch Mohrrüben, die man ja auch fressen kann, aber schließlich bin ich Besseres gewöhnt. Auch Süßwachs ist nicht mehr so saftig wie im Anfang, diese Körner werden jetzt schon recht mehlig. Schmecken auch ausgezeichnet, nicht, daß ich sie schlecht machen will, ich bin nie ein Meckerer gewesen, aber immerhin ... Wenn ich der Schöpfer gewesen wäre, ich hätte mehlige und saftige Körner nebeneinander wachsen lassen, und Erdbeeren und Erbsen müßte es auch immerzu geben ... Na ja, es herrscht eben keine Ordnung in dieser verkehrten Welt, ein gerechter Dachs muß viel leiden ...«

Damit gähnte der Dachs herzhaft, kroch zum Seeufer hinunter und nahm einen kräftigen Schluck. Worauf er sich wieder in seine Wohnhöhle begab und sofort einschlief.

Inzwischen war der Vater doch wieder von seinem Gedanken abgekommen, sich den Teddyhund ständig ans Bein zu binden. Dafür hatte er einen anderen Einfall gehabt. Er ging ins Dorf zu einem alten Manne, den die Leute nur den »Opa Lewerrenz« nannten. Dieser Opa war dafür bekannt, daß er ganz ausgezeichnet Feldsteine mit seinem Hammer zerschlagen und daraus das festeste und haltbarste Mauerwerk aufführen konnte.

Dieser kleine, schwächliche alte Mann mit dem verwitterten, faltigen Gesicht ging erst eine Weile um so einen großen Feldstein, der oft viele, viele Zentner wog, herum und sah ihn mit seinen kleinen, blaßblauen Augen scharf an. Dann schlug er mit seinem Hammer zu, auf eine ganz bestimmte Stelle, eine Ader etwa oder einen kaum sichtbaren Verwitterungsriß. Nachdem er eine Reihe von Schlägen getan hatte, zersprang der Stein, und der Opa Lewerrenz bearbeitete nun die einzelnen Brocken weiter, bis scharfkantige, rechtwinklige Steine, die sich zum Mauern eigneten, aus ihnen geworden waren.

Das ist eine schwere Kunst, die lange nicht jeder kann. Der Opa sagte oft: »Man muß einen Stein nicht kaputt schlagen, man muß ihn kaputt kieken«, und damit meinte er, daß man nicht auf einen Stein losschlagen darf, wie es kommt, denn dadurch würde man sich wohl müde, den Stein aber wohl nie entzweibekommen. Sondern man mußte ihn sich erst genau anschauen, und zwar mit Verstand, man mußte zu erfahren trachten, wie solch ein Stein entstanden war, wo sein Gefüge vielleicht schwächer war – und dann erst durfte der Schlag geführt werden.

Mit diesem alten Opa, der eigentlich schon seine wohlverdiente Altersruhe genoß, sprach der Vater Ditzen, und infolge dieses Gespräches zerschlug der Opa in den nächsten Tagen viele, viele Felsblöcke in schöne, schwere, rechtwinklige Steine. Der Arbeiter Lindenberg und sein Gehilfe Matthä gruben dann die Steine unter dem Gartenzaun ein, und zwar so, daß ihre aus der Erde ragende Oberkante genau gegen die Unterkante des Drahtgewebes stieß.

Es war das alles zusammen – das Steinefahren und das Steineschlagen und das Steinesetzen – eine große und kostspielige Arbeit, aber an dem Abend, als sie fertig war, sagte der Vater sehr vergnügt beim Abendessen: »So, nun soll die Teddy nur noch einmal versuchen, unter dem Zaun durchzukriechen! Diesen Steinen ist sie doch nicht gewachsen! Aus ist's mit der Löcherei und der Hühnerjagd.«

Alle waren in Freude darüber, daß die Teddy nun nicht mehr sündigen konnte, sie sprachen nett zu ihr, und ihr zu Ehren gewissermaßen wurde sogar noch ein Abendspaziergang unternommen, zum Baumwerder hinaus und ganz um den Baumwerder herum. Die Teddy war überglücklich, man konnte ihr gar nicht genug tun mit Steinchenwerfen, und wenn ein neues geworfen wurde, ließ sie das alte fallen; gab es aber kein neues, behielt sie das alte im Maul und wollte es unter keinen Umständen hergeben.

So kamen sie auf den Baumwerder und gingen ganz um ihn herum. Weil sie hier schon viele Jahre gingen, kannten sie natürlich jedes Feld und jeden Busch und jeden Baum, und so fiel ihnen am Hang unter Bürgermeister Ihlenfeldts Kartoffelstück auch sofort die neue Schlupfröhre des Dachses Fridolin auf. Wie es seine Mutter Friedesinchen getan hatte, war auch von Fridolin der Eingang zu dieser Röhre schön geglättet worden und fest gemacht wie eine Tenne. Hier sonnte sich der Dachs, hier saß er oft, seiner beschaulichen Griesgrämigkeit hingegeben – dieser Eingangsplatz, den man Dachsenruhe hätte nennen können, war einfach nicht zu übersehen.

Aber selbst wenn ihn Ditzens bei einem eifrigen Gespräch übersehen hätten, die Teddy hätte dafür gesorgt, daß sie nicht ohne Aufhebens vorbeigingen. Die Teddy war beim Anblick dieser Röhre in die größte Aufregung geraten, hatte erst hineingerochen und dann wütend hineingebellt.

Innen in seiner wohlig gepolsterten Höhle war der Dachs Fridolin von diesem zornigen Gebell erwacht, hatte kräftig gegähnt und seufzte nun: »Also geht es auch hier wieder mit diesen abscheulichen Belästigungen los! Ich habe es ja gesagt und werde es immer sagen: es ist eine verkehrte Welt, in der man nie seine Ruhe bekommt! Ja, belle du nur, du Hund, mich sollst du nicht so leicht bekommen!«

Und Fridolin saß mit aufmerksam gespitzten Ohren am Ausgang seiner Höhle, bereit, sofort in eine der Notröhren zu schlüpfen, sobald der Hund sich etwa näherte.

Aber bis dahin war es noch lang. Die Teddy nämlich, nachdem sie genug mit Bellen geschimpft hatte, versuchte, in die Röhre zu kriechen, fand sie aber zu eng. So fing sie an, mit wildem Eifer zu graben, sie grub so, daß Sand und Steine flogen, sie verdarb völlig die schön geglättete Tenne Fridolins und machte aus dem sauberen Eingang ein wüstes Erdloch.

Die Kinder sahen mit den Eltern verwundert dem wilden Werken der sonst so sanften Teddy zu, sie fragten den Vater, warum die Teddy wohl so wild und was es mit diesem Höhleneingang für eine Bewandtnis habe.

Der Vater, der alles auf der Welt wußte (aber manches nicht richtig), sagte zu den Kindern: »Ich habe vom Fischer Bruno Hase gehört, daß hier einmal ein Fischotter gehaust hat, der dem Fischer viele Netze zerriß. Hase hat ihn dann mit einem Ruder erschlagen. Sicher hat sich nun ein anderer Otter hierher in den leeren Bau gezogen, oder es ist auch das Weibchen am Leben geblieben. – Wir wollen nun einmal sehen, was die Teddy ausrichtet.«

Nach dieser Erklärung sahen die Spaziergänger wieder dem Hunde Teddy zu, der jetzt mit dem Vorderkörper in dem Bau verschwunden war und dessen Hinterleib krampfhaft wackelnde und dehnende Bewegungen machte. Aber die Teddy war keine so geschickte Gängebauerin wie der Dachs Fridolin. Sie wußte nichts mit der aufgescharrten Erde anzufangen, sie grub sich selbst fest und ein, die Luft wurde ihr knapp, und mit Mühe nur zwängte sie sich wieder zurück ans liebe Tageslicht. Darauf sah sie die Zuschauer wie um Entschuldigung bittend an, bellte einmal leise und fing mit neuem Eifer zu buddeln an ...

»Feste, Teddy!« riefen die Kinder. »Fang den Otter!« riefen sie.

Die Teddy verschwand wieder halb im Bau, kam aber diesmal noch schneller wieder hervor. Als sich dieses drei- oder viermal wiederholt hatte, fanden alle, es würde langweilig. Auch begann es, dunkel zu werden. Also wurde die Teddy abgepfiffen, und als sie wieder einmal nach lieber Gewohnheit nicht hören wollte, nahm die Mücke den unartigen Hund beim Halsband und leitete ihn nach Hause.

Alle gingen heim, und der Dachs, als er gemerkt hatte, da draußen war alles still geworden, verließ seinen Bau und besichtigte mit mißvergnügtem Schimpfen den angerichteten Schaden. »Da sieht man es wieder«, schalt er, »kaum tauchen diese Zweibeine mit ihren Hunden auf, gleich ist alles mühsam Geschaffene zunichte gemacht. Ich möchte wohl wissen, wozu solche Wesen überhaupt auf der Welt sind? Vermutlich nur darum, um einem anständigen Dachs, der sich notdürftig und ehrlich durch die Welt schlägt, Arbeit zu machen. Eine ganz verkehrte Welt – völlig ohne Sinn und Verstand!«

Damit machte sich Fridolin daran, den Eingang wieder aufzuräumen. Es war schwere Arbeit, mindestens eine halbe Stunde hatte Fridolin zu tun, bis er wieder Ordnung geschaffen hatte – und manche mißbilligende Bemerkung über diese verdrehte Welt machte er noch. Zum Schluß war er aber doch nicht unzufrieden mit dem Geschaffenen, denn durch das wilde Arbeiten des Hundes war der Eingang zur Röhre und damit der Platz für Sonnenbäder geräumiger geworden.

»Nun ja«, sprach Fridolin abschließend, »ein vernünftiger Dachs bringt schließlich auch noch in die verkehrteste Welt Sinn und Verstand. Jetzt kann ich im Eingang sowohl lang wie quer liegen.«

Nachdem er dies gesagt hatte, machte er sich auf seine gewohnte nächtliche Nahrungssuche, denn es war mittlerweile ganz dunkel geworden, und die Extraarbeit hatte ihm vermehrten Hunger gemacht. Er begab sich darum, ohne sich viel aufzuhalten – nur ein unvorsichtiger Frosch mußte daran glauben –, direkt zu Ditzens Gemüsegarten, entschlossen, eine besonders kräftige Mahlzeit zu nehmen.

Es war seine Gewohnheit, sich in jeder Nacht einen anderen Durchschlupf zu machen, er wußte selbst nicht warum: es war eine ihm angeborene Vorsicht. Aber wie erstaunte er, als sich kräftige Feldsteine seinem Durchgraben widersetzten! Er versuchte es weiter rechts, er versuchte es mehr links: überall das gleiche!

Fridolin setzte sich hin und richtete das Auge anklagend zum dunklen Himmel. »Überall Neuerungen!« sprach er klagend. »Meinen Bau schändet ein elender Hund, und diesen hübschen Zaun haben sie jetzt mit elenden Steinen verschimpfiert, die überdies noch nach Zweibeinen riechen! Ist diese Welt nicht schon schlimm genug, muß sie auch noch durch Neuerungen verändert werden, die bloß Verschlimmerungen sind?«

Nachdem der Dachs so seinen Gefühlen Luft gemacht hatte, ging er zurück an den Zaun und prüfte noch einmal die Lage. Er fand nun heraus, daß er sich unschwer unter den Steinen durchgraben konnte, und das tat er auch. Vorsichtig grabend unterwühlte er die Steine, bis zwei von ihnen umfielen, und durch die so entstandene Lücke schlüpfte er in den Garten. Hier speiste er genauso reichlich, wie er es sich vorgenommen hatte und begab sich dann, ein zweites Loch machend, auf den Acker zur Pflanze Süßwachs, unter der er wieder gewaltig aufräumte. Nun wanderte er, gut vollgefressen, nach Hause, wobei er kleine Umwege nach rechts und links machte, bald ein Mauseloch revidierend, bald am Seeufer nach Tauwürmern und Muscheln suchend. Obwohl er zeitig nach Hause kam, hatte er seinen Magen bis zum Platzen gefüllt, er war also ganz zufrieden.

Weniger zufrieden war freilich der Vater Ditzen am folgenden Morgen. Er war zeitig aufgestanden und hatte auf dem Hofe den Arbeiter Matthä getroffen, der ihm mit wilden Handbewegungen und vielen polnischen Worten etwas erzählte, von dem der Vater nichts verstand, weil er nämlich kein Polnisch konnte. Matthä gehörte nämlich zu jenen Polen, die sich beharrlich weigern, Deutsch zu lernen; sie verlangen von ihren Arbeitgebern, daß sie Polnisch lernen. Darin besaß Matthä eine große Ausdauer, dem Vater einen Gegenstand zu zeigen und ihm den Namen dieses Gegenstandes auf polnisch zu nennen. Matthä zeigte zum Beispiel auf einen Sack und sagte »Worek«, der Vater nickte lächelnd mit dem Kopf und sagte »Sack«. Matthä nickte eifrig zurück und wiederholte: »Worek!« Der Vater nickte von neuem und antwortete: »Sack, Matthä!« Der Vater war nämlich seinerseits der Ansicht, daß ein Pole, der bei einem Deutschen arbeitet, Deutsch zu lernen hat, und da keiner von beiden nachgeben wollte, war die Verständigung zwischen ihnen oft schwierig.

Auch dieses Mal dauerte es eine ganze Weile, bis der Vater zu verstehen glaubte, daß irgend etwas mit dem Zaun nicht in Ordnung sein sollte. Der Vater runzelte die Stirn. Mit dem Zaun –! Mit dem Zaun, in den grade gestern die ewighaltende Feldsteinkante eingebaut war –? Das war ja doch wohl nicht möglich, er mußte den Matthä wieder einmal falsch verstanden haben.

Sicherheitshalber ging er aber doch einmal den Weg entlang; es ist ja doch eine kleine Morgenfreude, wenn man sich solch neugeschaffenes, Ordnung haltendes Werk betrachtet. Aber ganz bestürzt blieb der Vater stehen, Matthä hatte doch recht gehabt, leider hatte er Matthä vollkommen richtig verstanden: mit dem Zaun war wirklich etwas nicht in Ordnung. Da lagen zwei von den frisch gesetzten Feldsteinen umgeworfen in einer Grube wildzerwühlter Erde, und wieder war ein Loch unter dem Drahtgeflecht gegraben!

»Das ist doch nun wirklich ganz unmöglich!« sagte der Vater, obwohl er mit Augen sah, daß es sehr wohl möglich war.

Eine Weile stand er nachdenklich, er hatte die Stirn in Falten gezogen und nagte an der Unterlippe herum. »Die Teddy ist das aber diesmal nicht gewesen«, entschied er endlich. Der Vater wußte nämlich genau, daß die Teddy gestern abend nach dem Spaziergang gleich mit ins Haus gegangen war und es seitdem nicht wieder verlassen hatte.

Wieder nach einer Weile sagte der Vater: »Dann wird es die Teddy früher wohl auch nicht gewesen sein.« Kein Bedauern über die so ungerecht Bestrafte kam dabei den Vater an. Mit der Teddy beschäftigten sich seine Gedanken überhaupt nicht. Er grübelte über das Tier nach, das dieses Loch gegraben haben konnte.

Ein Dorfhund? Ein Fuchs? Ein Marder?

Alle diese Annahmen wurden wieder verworfen, es fanden sich überall Gegengründe. An einen Dachs dachte der Vater nicht; Dachse sind ziemlich seltene und den Menschen nicht häufig zu Gesicht kommende Tiere. Der Vater hatte noch nie gehört, daß es Dachse hier in der Gegend gab, und nun gar auf dieser kleinen waldlosen Halbinsel!

Da er die Frage nach dem Übeltäter im Augenblick nicht entscheiden konnte, entschloß sich der Vater, erst einmal den ganzen Zaun abzugehen, um zu sehen, ob noch weitere Löcher zu finden wären.

Nach dem Acker zu fand er das zweite! Das war eine schöne Bescherung, all die mühsame Arbeit umsonst getan; dieses geheimnisvolle, freche Tier warf schwere Steintafeln um, als seien es nur leichte Holzbrettchen. Der Vater kam sich blamiert vor, er war so stolz auf sein endgültig Ordnung schaffendes Werk gewesen, und nun hatte es gar nichts genützt!

Er wandte sich zum Gehen, er grübelte bereits darüber, wie er bei der nahe bevorstehenden Morgentafel seiner Familie dieses neue Unheil beibringen sollte. Da lenkte das Geflatter und das Getschilpe der Spatzen seine Aufmerksamkeit von neuem auf den Acker.

Richtig, ja, der Mais! Der Mais war am Reifen, und dieses nichtsnutzige Spatzengelichter hatte das früher entdeckt als der Herr. Da war es hohe Zeit, daß er einmal mit dem Tesching hinausging und der Bande Respekt beibrachte. Der Vater ließ sein nachdenkliches Auge über das lange, lange Maisbeet schweifen. Die Blätter fingen schon an, trocken zu werden, ihre Spitzen und ihre Ränder wurden gelb; das helle saftige Grün der Wachsezeit war einem tiefen Grün mit braunroten Streifen gewichen.

Der Mais hatte zu den schönsten Hoffnungen berechtigt, er war auch weit über mannshoch geworden, und doch befriedigte den Vater bei diesem Überblick das Aussehen seines Maisfeldes nicht völlig. Hier vorne stand er ja schön dicht mit vollen Kolben, aber weiter hinten schien er doch recht lückig und dürftig zu sein. Beim Hacken war der Bestand noch ganz lückenlos gewesen, kaum eine Pflanze hatte gefehlt, aber jetzt ...

Der Vater ging an dem Maisfeld entlang. Und nun trat er eilig hinein zwischen die hohen Stauden. Ein Raum so groß wie eine Stube war hier völlig der Pflanzen entblößt. Sie waren verwelkt und verdorrt, sie lagen beschmutzt am Boden ...

Zuerst dachte der Vater an irgendwelche niederträchtigen menschlichen Schadenstifter. Aber er hob einen Kolben von der Erde, er sah, wie er an der Spitze angefressen war ... Er ging weiter und weiter durch das Maisfeld, und je weiter er sich vom Hofe entfernte, um so größer wurde die Zone der Verwüstung, der sinnlosen Verschwendung des Gewachsenen. Zorn und Trauer erfüllten des Vaters Herz; fast wäre es ihm lieber gewesen, böse Menschen hätten das Feld ganz abgeerntet, als daß er die kostbare Nahrung so elend vertrocknet und verdorben am Boden sah. Und während der Vater immer weiterging und immer mehr Schaden feststellte – gut die Hälfte des Feldes war bereits verwüstet –, grübelte er immer weiter über das Tier nach, das diesen Schaden wohl angerichtet hatte. Eine losgerissene Kuh? Schafe?

Er konnte es nicht raten. Dann fielen ihm wieder die Löcher unter dem Zaun ein, und es war nur natürlich, daß er sie mit diesem schädlichen Tier in Verbindung brachte, aber auf den Namen dieses Tieres kam er deswegen doch nicht, seine Art blieb ihm rätselhaft.

Er ging auf den Hof hinauf und sagte seinen beiden Arbeitern Lindenberg und Matthä, daß sie mit Karren und Forken auf das Maisfeld fahren sollten. Er konnte diese Verwüstung dort nicht so liegenlassen, vielleicht war das Maisstroh noch zur Einstreu für die Kuh, die Kolben als Hühnerfutter zu verwerten. Er begleitete die Leute selbst hinaus auf das Feld, um ihnen die nötigen Anweisungen zu geben.

Als nun der Arbeiter Lindenberg, der ein bißchen düsig und ein bißchen schadenfroh war, die Verwüstung sah, griente er und sagte: »Also doch! Ich habe mich schon immer gewundert, daß es so lange gut gegangen ist. Aber nun ist es doch soweit!«

Unwillig antwortete der Vater: »Was ist das nun wieder für ein albernes Gerede, Lindenberg? Warum grienen Sie noch, wenn Sie den schönen Mais verdorben sehen? Was ist nun soweit?«

»Ja, Herr Ditzen«, antwortete Lindenberg und kratzte sich am Kopfe, »wir Carwitzer haben ja früher alle auch ein bißchen Mais gebaut, aber wie der Dachs dann so hereinkam, wie hier, haben wir es aufgegeben. In den letzten Jahren gab es keine Dachse, der Förster hatte sie wohl abgeschossen, aber jetzt hat sich wohl wieder einer hergezogen ...«

Der Vater hörte dem umständlichen Gedröhne schon gar nicht mehr zu. Er gab den Männern eilig seine Anweisungen und ging dann nach Hause; sie warteten schon mit dem Morgenkaffee auf ihn. Stumm und gedankenvoll setzte er sich an den Tisch; ohne es zu merken, aß und trank er. Seine Gedanken waren noch immer bei dem Dachs – du lieber Himmel, daß er nicht von selber darauf gekommen war! Ein Dachs im Mais und derselbe Dachs im Garten, der schlimme Schadenstifter! Gleich nach dem Kaffee würde er im ›Brehm‹ nachsehen, wie man diesem elenden Tiere zu Leibe gehen konnte.

Die anderen hatten ihren so ungewöhnlich schweigsamen Vater stumm angeschaut, niemand hatte es so recht gewagt, ihn in seinen Gedanken zu stören. Schließlich hielt es aber die Mücke nicht mehr aus, sie sagte: »Papa, es ist wieder ein Loch im Zaun, zwei von den großen, schweren Steinen sind umgeworfen.«

Und die Mutter setzte eilig hinzu: »Und diesmal ist es bestimmt nicht die Teddy gewesen!«

Der Vater hob den Kopf und sah in die Runde. Sein Blick war fast triumphierend, als er sagte: »Es ist nicht nur ein Loch, es sind zwei Löcher im Zaun. Und unser halber Mais ist abgefressen. Jetzt weiß ich aber endlich, wer dieser Schadenstifter ist. Kinder, wir haben einen Dachs!«

»Einen Dachs –?« riefen alle verwundert. »Wirklich einen Dachs –?«

»Ja«, sagte der Vater. »Ein infamer, nichtsnutziger Dachs hat all diesen Schaden und diese Unruhe gestiftet. Und ich erkläre hier öffentlich vor euch allen: Wir werden diesen Dachs mit allen Mitteln verfolgen und bekämpfen, bis er entweder geflohen oder ausgerottet ist!«

Unwillkürlich war der Vater bei seinen letzten Worten aufgestanden, jetzt sah er mit funkelnden Augen in die Runde. Dann setzte er sich wieder unter allgemeinem ergriffenem Schweigen.

Dem Dachs Fridolin war von Ditzens der Krieg erklärt!


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