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3

Sie ließ sich so leicht nicht schmeißen, die Sache.

Wo Manzow auch anfragte: »Ja, wir würden gerne etwas tun. Aber grade uns hat der Boykott so getroffen, daß wir wirklich kein Geld haben ...«

»Vielleicht die Bäckerinnung ...«

»Vielleicht die Detailisten ...«

»Oder die Lehrerschaft? Die sind doch immer so fürs Ideale.«

Nach sechs Tagen hat Manzow 465 Mark zusammen. In weiteren acht Tagen müssen sie auf 25 000 angeschwollen sein oder sein Name als der große Versöhnungspolitiker ist kompromittiert. Und in zwei Wochen sind Kommunalwahlen.

Es ist dunkel, es ist finster, es steht kein Mond im Kalender und auch keiner am Himmel, als Manzow zum Bürgermeister Gareis in die Wohnung schleicht.

Gareis scheint gar nicht böse, Gareis ist ganz freundschaftlich, Gareis spendiert sogar Wein. Dann, als Manzow sein Herz ausgeschüttet hat –: »Du fängst es am falschen Ende an. Du kannst die Versöhnung haben ohne einen Pfennig. Fahr selber aufs Land und sprich mit den Bauern. Ich geb dir die Namen von den Vernünftigen, mit denen sich reden läßt.«

»Ich danke. Daß die mich rausschmeißen und verhauen! Da sind mir der Justizrat und Henning lieber.«

»Und du zahlst fünfundzwanzigtausend Mark.«

»Ich keinen Pfennig. Dafür mach ich doch all die Arbeit.«

»Und es ist sehr die Frage, ob die Bauern ihren Führern parieren werden, wenn die befehlen: der Boykott ist alle.«

»Warum denn nicht? Wenn die Geld kriegen? Sage mir nur, wie ich das Geld zusammenkriege ...«

Aber wenn Gareis das weiß, so sagt er es nicht. Er spendiert mehr Wein, mehr Schnaps. Er ist in glänzender Stimmung. Er erzählt von der Stadt Breda, in die er berufen ist, von seinen Plänen ...

»Du bist wieder mal der Schlauste«, stellt Manzow fest, »Du haust ab und läßt uns hier im Dreck sitzen.«

Gareis sagt: »Ja, ich hau ab. Ich laß euch sitzen. Wie oft ihr das nun noch sagen werdet in den nächsten Monaten und Jahren. Gareis, der ist schlau gewesen, den Mist hat er gemacht, und dann haut er ab.«

»Ist doch auch so«, stellt Manzow fest.

»Wenn ihr nicht solche Idioten wärt«, sagt Gareis, »könnte man wirklich weinen.«


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