Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Neuntes Kapitel

Das Alles sahen und hörten jene Damen –
Und Alles viel verschlimmernd auszukramen
Vor Andern, waren ihre nächsten Sorgen,
So daß die Frauen von Memphis es vernahmen.
– Der höhern Welt – schon bis zum nächsten Morgen.

Bodenstedt.

 

Carnevalstreiben! Musik, Gesang, Gelächter überall. Vermummte Gestalten eilen durch die Straßen, Schellen klirren, und bunter Tand und Flitterstaat blitzt auf, wenn der Wind am dunkeln Mantel zaust und die verhüllenden Schleier und Tücher vom Haupt der Schönen zurückschlägt. Ein Schwarm Straßenjungen begleitet johlend die einzelnen Masken, und vor den Thüren der Tanzlokale und Casinos stauen sich gaffend die Passanten. Die unzähligen Vereine und Genossenschaften einer deutschen Residenzstadt feiern carnevalistische Feste, Maskenbälle und »humoristische Zusammenkünfte,« und in den Privathäusern und Palästen funkeln die langen Fensterreihen gleich den geheimnißvollen Lichtstreifen, welche durch die Felsspalten des Ilsensteins schimmerten, da noch Kaiser Heinrich in den Armen der reizendsten Prinzessin lag und die Zwerge im krystallenen Schlosse trompeteten, paukten und fidelten.

Ein leises Summen und Surren schallt in die stillen Straßen hernieder, und an den meisten Tüllstores wirbeln die Schatten vorüber. –

»Dort tanzen die Fräulein und Ritter,
dort jubelt der Knappentroß!
Es rauschen die seidenen Schleppen,
es klirren die Eisensporn« –

und Prinz Carneval commandirt selber den Cotillon, und die Helmzier, welche er trägt, ist ein Strauß fliegender Herzen!

Kein Wunder ist's, wenn vor solchen Villen lange Wagenreihen halten und dunkle Gestalten heimlich an die Souterrainfenster huschen, aus welchen hie und da eine nicht allzu zarte Hand leckere Bissen verabfolgt. In der Villa Hazard jedoch waren nur wenige Fenster erleuchtet, und statt der Tanzmusik klangen nur vereinzelte Gesangspassagen einer köstlich weichen und vollen Altstimme in die stille Parkstraße hernieder; dennoch schlichen sich sacht und behutsam zwei Schatten an der kleinen Hofmauer entlang, welche das Nennderscheidt'sche Grundstück mit dem Park des Erbgroßherzoglichen Palais verband.

Eine Veranda sprang säulengestützt an dieser Seite des Hauses in Hof und Garten vor, und durch die lichtdurchglänzte Thüre derselben schallte der Gesang und die Klavierbegleitung. Ein paar Minuten standen die beiden Herren in dem Dunkel und lauschten empor. »Können Sie was verstehen?« flüsterte der Eine.

»Absolut nichts, Herr Lieutenant, man hört nur Bruchstücke, und danach kann ich unmöglich ein Lied merken oder gar aufschreiben!«

»Weiß das Donnerwetter! Und wollen ein Musiker sein! Sie wissen doch, was für Töne zusammen passen und wie sie aufeinander folgen müssen! Wenn Sie also den Anfang, den man ganz deutlich verstand – so eine ähnliche Sache wie ›Lalilalilalala‹ war's! – wenn Sie den haben, können Sie sich doch den ganzen andern Zauber dazu combiniren!«

»Ach nein, Herr Lieutenant, das ist doch nicht ganz so einfach,« erwiderte zaghaft schüchtern der Andere, ein hochaufgeschossener Jüngling mit zu kurzen Hosen und zu langen Haaren. »Die Kunst zu componiren, ist eine so unendlich mannigfache und schwierige, daß man ...«

»Maul halten ... zuhören, die Karre geht wieder los! Teufel und Pumpstock! kommt gerade ein Schlitten angeklingelt – –«

»Man hört gar nichts mehr ... weder Gesang noch Begleitung ...«

»Sakrament noch eins, Mensch, was schlenkern Sie denn so mit Ihren langen Armen? Sie werden mir noch ein paar Rippen einschlagen!«

»Es ist so schrecklich kalt, Herr von Hovenklingen!« entschuldigte sich der junge Wagner in spe mit klappernden Zähnen.

»Ah so ... richtig ... pfeift einem ludermäßig hier um die Nase! Na, dann drapiren Sie sich einstweilen mein Taschentuch noch um den Hals, ganz neues, knickert noch in den Brüchen! bis ich energischer vorgehen kann! Um acht Uhr trinken die Damen Thee, dann müssen wir hier über die Mauer und auf die Veranda hinauf!«

»Herr Lieutenant!! klettern?!« und unwillkürlich streichelte der Musikschüler, schreckhaft zusammenzuckend, seine Beinkleider, wie ein kleines Mädchen tröstend sein Lieblingshündchen cacholirt, wenn ein böser Bub verderbliche Anschläge auf dasselbe hat.

»Nur nicht bange, alter Freund! Werden sich schon keinen Splitter einreißen! Hier die Mauer mit ihren diversen Klüsen, können wir sehr bequem und mit aller Grazie als kleines Hinderniß nehmen! nachher machen wir es wie die Lerche, welche an ihren eigenen Liedern in die Lüfte klettert. Also los dafür!« Und Hovenklingen klappte voll Seelenruhe zweimal in die Hände.

»Pst!« erklang es jenseits der Mauer.

»Christian?«

»Befehl, Herr Lieutenant.«

»Alles vorbereitet?«

»Sehr wohl! Es ist die höchste Zeit, die Damen sind bereits in das Speisezimmer getreten!«

»Brillant. Kommen schon; Na vorwärts, Apollo! Schwingen Sie mal dreiste Ihr Steuerbordsches Rundholz und steigen Sie auf!«

Hastig von Seiten des Herrn von Hovenklingen, und sehr vorsichtig zögernd von Seiten des musikalischen Jünglings ging die Procedur vor sich. Jenseits im Hof stand wartend ein Bedienter und schob einen Holzstuhl herzu.

Adalbert wehrte verächtlich ab. »Weg mit dem Nudelbrett, wir springen!«

Der Musiker saß mit hochgezogenen Beinen auf der Mauer und krallte sich angstvoll fest. »Aber Herr Lieutenant!« rang es sich fast kläglich und voll milden Vorwurfs von seinen Lippen.

»Ah so! Christian, Stuhl ran! Drüben für den Herrn! fassen Sie ein bischen zu und langen Sie sich den Onkel mal runter!«

Ein leises Schurren und Zappeln.

»Na? Anker geworfen?«

»Hier bin ich, Herr von Hovenklingen, wieder glücklich auf ebener Erde!«

»Gratulire von ganzem Herzen! Und nun mal ein wenig plötzlich! Leiter herzu! Haben doch eine zur Hand, Christian?«

»Befehl, Herr Lieutenant. Ich habe Alles vorbereitet, auch die Balkonthüre ist nur angelehnt, so daß man ohne Geräusch öffnen kann!«

»Sehr gut.« Hovenklingen legte voll anerkennender Wucht die imposante Seemannsfaust auf die Schulter des Nennderscheidt'schen Bedienten, welchen er sich zu diesem »kleinen Carnevalsscherz« geworben hatte. »Nun gehen Sie flink hinauf, schmuggeln sich in das Musikzimmer und gehen dem Herrn hier ein wenig zur Hand, daß er die betreffenden Noten schnell copiren kann; verstanden?«

»Ganz gewiß, gnädiger Herr.«

»Na dann los dafür!«

Der Gallonirte verschwand. Hovenklingen aber lehnte die Leiter an die Veranda und prüfte mit derber Hand ihre Sicherheit.

»So, Apollo; nun arbeiten Sie mal diese fünfzehn Sprossen hinauf, ich halte die Sache fest.«

Zaudern half nicht. Sehr geängstigt, aber dennoch voll größerer Gewandtheit wie zuvor, kletterte der schlanke Musikus gleich einem »modernen Romeo in dürftigen Verhältnissen« zu dem Balkongitter empor, und Hovenklingen sah der schwarzen Gestalt mit den eifrig eckigen Bewegungen schmunzelnd nach und bemerkte lobend: »Sehr schön gemacht, Apollo, können sich Sonntags über als Laubfrosch vermiethen!«

Christian stand bereits mit geheimnißvollen Gesten in der offenen Thüre.

»Hier auf dem Flügel sind die Noten, gehen Sie auf den Fußspitzen, es liegen keine Teppiche!« raunte er dem Musikschüler und Mitglied des Theaterorchesters in das Schlangenlocken umringelte Ohr. Unter Herzklopfen schlüpfte der junge Mann in das Zimmer, faßte mit zitternden Händen die Notenblätter und sah sie hastig durch. Richtig, geschriebene Lieder, obenauf: »›Dieweil Du mich verlassen hast.‹ Gedicht von Hopfen, componirt von F. W. z. Sp.« Ganz recht, von Fides Wolf zu Speyern.

Der Bleistift tupfte und tanzte in nervöser Hast über das Notenpapier, welches der nächtliche Eindringling bereit gehalten hatte. In wenigen Augenblicken stand die Melodie in schwarzen Punkten. Häkchen und Schwänzchen fix und fertig aufgezeichnet, und der Musiker athmete tief auf und rettete sich schleunigst wieder zu der Thüre hinaus. Ein schrecklicher Augenblick noch, in der Dunkelheit die Leiter zu finden, aber glücklicher Weise hält der Diener die Lampe leuchtend an die Scheibe, und die langen Beine des Räubers schwingen sich über die Balustrade, mit Katzenbehendigkeit verschwindet die dunkle Gestalt in der Tiefe.

»Menschenkind ... Apollochen ... haben Sie den Tschingderada entführt?« flüstert es ihm wahrhaft zärtlich entgegen, und zwei riesenstarke Arme fassen ihn und schwenken ihn in hohem Bogen von der sechstuntersten Sprosse zur Erde zurück. »Dafür lasse ich Sie mit sammt Ihrem Fliegenpilz« – ein inniger Klapps auf den Künstlerhut – »in süßer Sahnenbutter braten!«

»Ach, Herr Lieutenant, es war eine schreckliche Expedition,« flötet der Geliebkoste, »dieses Herzklopfen bei der Arbeit –«

»So? was Teufel! So schwere Stücke hat die Gnädigste geschrieben? Wohl höllisch viele Kreuze und Bs daran gethan?«

»Pst: ... Herr Lieutenant! Der Kutscher kommt zurück! Er könnte die Herren am Ende bemerken!«

»Haben recht, Christian! Hier ... zum Dank für Ihre Mühe! Geben Sie dem Herrn da noch den Gnadenstoß, daß er wieder über die Mauer kommt! Vorwärts – eins ... zwei ... hoppela!!«

Leises Poltern, jenseits der Mauer springen vier Füße auf den hartgefrorenen Boden auf, dann tönen eilige Schritte und verklingen im Park.

Still und einsam wie zuvor. Im Musikzimmer brennt die Kuppellampe und verräth es keinem Menschen, welch' ein Lustspiel-Anfang sich vor wenigen Minuten unter ihr abgespielt hat.

– – – – – –

Fürstin Tautenstein liebte es, in der Carnevalszeit eine »Incognitopromenade« durch die abendlichen Straßen zu machen. Einen dunkeln, pelzgefütterten Mantel umgeschlagen, das Köpfchen dicht verschleiert, schritt sie am Arm eines ritterlichen Beschützers durch die belebten oder auch unbelebten Gassen und Verkehrsadern der Residenz, um das »Volk« und sein Leben und Treiben zu studiren. Prinz Hohneck, das blutjunge Bürschchen, war Feuer und Flamme für derartige Excursionen welche ihm eine Reminiscenz jener Zeit erschienen, da noch die waghalsigen Ritter und Edelfrauen kecklich die Lande durchstreiften, um hinter Visir und Schleier die Frau Aventiure zu suchen. Dazu kam's, daß er sterblich in Fürstin Claudia verliebt war, und ihr Thun und Lassen ihm in jedwedem Falle maßgebend däuchte. Lächerlich, noch in eine Kirche zu gehen! Lächerlich, noch an Lieb und Treu zu glauben! Den Augenblick genossen! Nicht voraus und nicht zurück gedacht, in die Welt hinein gejubelt, so lang man noch einen Groschen im Säckel und Leben in den Gliedern hat! Prinz Hohneck war stets ein leicht zu lenkender Charakter gewesen, und der Einfluß, welchen Claudia auf ihn übte, war ein geradezu verderblicher. Er stammte aus einem verarmten, mediatisirten Fürstenhaus, und hatte es bis jetzt in anerkennenswerther Weise fertig gebracht, seiner Stellung gemäß zu leben und sich dennoch nach der Decke zu strecken. Seit den letzten drei Wochen zuckten die Kameraden häufig die Achseln, und der Commandeur schüttelte mit gefalteter Stirn den Kopf.

Man hatte viel gelacht und sich trefflich bei dem Spaziergang amüsirt. Claudia hatte für ihr Leben gern einen Blick in ein Tanzlokal niederen Ranges thun wollen, um zu beobachten, was für »Kuhblumen und Essigrosen« der Liebesfrühling von Köchin und Grenadier erblühen lassen möge, doch wurde beschlossen, zu solch' einem Wagniß lieber ein »noch tolleres Räubercivil« anzulegen.

Claudia und Hohneck schritten voraus, Esperance folgte am Arm des Herrn von Diersdorff. Am Erbgroßherzoglichen Palais vorüber, direct durch den Park, führte der nächste Weg zum Schloß, und da es soeben schon acht Uhr vom Dom geschlagen hatte, und um ein halb zehn Uhr Soirée bei dem russischen Botschafter stattfand, mußte man sich eilen, rechtzeitig noch das Toilettenzimmer zu erreichen. Ein scharfer Windstoß, welcher um die Villa Hazard herum sauste, ließ die Unterhaltung momentan stocken. Claudia überflog die Hausfront mit einem scharfen Blick, und der Ausdruck, welcher dabei auf ihrem Antlitz lag, hatte etwas Gehässiges. Plötzlich zuckte sie auf, umkrampfte den Arm ihres Begleiters und stieß einen kurzen Zischlaut durch die Zähne hervor. Gleicherzeit fuhr sie hastig zurück und legte mit eifriger Geberde den Finger vor den Mund. »Sehen Sie dort!«

Aller Augen folgten der kleinen Hand, welche zu der Veranda der rechten Hausseite empor wies.

»Ah!!«

Unsicher flackerndes Licht ... jetzt hält eine Hand die Lampe gegen das Fenster, ... man sieht deutlich die Gestalt eines großen und schlanken Civilisten, welcher sich hastig über das Geländer schwingt und per Leiter in die Dunkelheit hinabtaucht.

»Mais, mon dieu,« will sich Fräulein von Gironvale, die Hände über dem Kopf zusammenschlagend, alteriren. Fürstin Tautenstein macht eine heftige Bewegung. »Pst!« Jetzt klettert etwas im tiefsten Schatten über die Mauer und springt über, hastige Schritte verklingen, dann ist Alles still.

»Das waren ja Zweie!« platzt Hohneck heraus. Fieberndes Leben kommt wieder in die kleine Gesellschaft, welche mit vorgestreckten Köpfen, gierig lauschend dagestanden.

»Unsinn! Es war nur Einer, ich sah es deutlich!«

»Ich auch!« bestätigt die gemessene Stimme des Herrn von Diersdorff, und dennoch klingt sie in diesem Augenblick so boshaft wie nie. »Auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege statten die Hausfreunde in der Nennderscheidt'schen Villa ihre Besuche ab!«

»Haben Sie ihn auch erkannt?« zischt Claudia.

»Wen?« fragt Esperance athemlos dazwischen.

»Durchlaucht und ich scheinen die besten Augen und den begründetsten Verdacht zu haben.«

»Ein Rendez-vous? Marie-Luise? Dieser Tugendspiegel?« Fräulein von Gironvale schreit beinahe auf vor Lachen. »Ich sagte es ja stets, dieses stille Wässerchen ist so tief wie das Meer, welches über der verderbten Lasterstadt Vineta sein Krystallmäntelchen ausbreitet!«

»Goseck?!«

»Natürlich! Haben Sie das zarte Verhältniß nicht schon längst bemerkt?«

»Nein, der Mann, welcher eben überstieg, war unmöglich Goseck –«

»Was Sie sagen, Sie kluges Prinzchen!« spottet Claudia scharf. »Sie kurzsichtiger Mensch wollen unsere sechs bewährten Augen Lügen strafen?«

»Keineswegs – ich dachte nur ...«

»Denken Sie getrost das, was ich Ihnen versichere, daß Frau von Nennderscheidt nämlich eine Dame ist, welche seit diesem Augenblick in unserer Gesellschaft unmöglich geworden ist!« Die zierliche Gestalt richtete sich hoch und triumphirend auf, und ihre Worte trugen das Gepräge eines Befehls. »Ich werde dafür sorgen, daß die Unschuld aus dem Damenstifte mit derselben Lampe, welche vorhin an das Fenster gehalten wurde, sich selber ein für alle Mal aus unsern Kreisen heimleuchten soll. Gosecks Courmacherei begann bereits zum öffentlichen Scandal zu werden, und da dem Herrn Baron vielleicht die Augen darüber aufgegangen sind, und er seit zwei Tagen den Intimus ostensibel von seinem Hause fern hält, nun … Da giebt's eine Leiter, ein Graben, ein Steg ... Wenn Zwei sich nur ›sehen wollen,‹ da find't sich der Weg!«

»Unerhört! empörend!«

»Ganz Ihrer Ansicht, Durchlaucht!« Diersdorff lachte gedämpft auf, und sein blasses Fuchsgesicht schlug unzählige Fältchen. »Ich habe stets eine Aversion gegen solche fromme Madonnenaugen gehabt, seit mir einmal durch Zufall ein rosa Billet aus einem Gebetbuch entgegen fiel ...«

»Scandal! veritabeler Scandal! Ich bitte Sie um Gotteswillen, Durchlaucht, eilen Sie, damit wir die Soirée nicht versäumen! Ich fiebere ... ich brenne darauf, die Heuchlerin zu demaskiren!«

»Vorsicht, Fräulein von Gironvale, nennen Sie vorläufig nichts Directes. Andeutungen genügen! Wenn wir Viere erklären: ›Nach einer kleinen Scene, welche wir soeben beobachtet haben, ist es unmöglich, daß wir noch mit Frau von Nennderscheidt verkehren!‹ so genügt das vollkommen, das Unkraut aus dem Weizen zu roden. Etwas ungewiß Geheimnißvolles ist sogar noch viel wirksamer und weittragender, weil dadurch jeglicher Phantasie gestattet wird, sich das Allerungeheuerlichste zu denken. Achselzucken und bedeutsames Lächeln ist oft compromittirender wie Worte, und kann niemals in die peinliche Lage versetzen, wegen Verbalinjurien belangt zu werden!«

Esperance blickte ganz begeistert zu dem Sprecher auf. Sie hatte nicht geglaubt, daß es noch einen Menschen gäbe, von welchem sie lernen könne, aber Herr von Diersdorff bewies es ihr, daß es eine gar feine und klug gesponnen Schlinge sein muß, mit welcher man des Nächsten Ehre erdrosselt, und daß die Kunst, solches Garn zu handhaben, ohne sich selber zu fangen, eines Studiums bedarf.


 << zurück weiter >>