Georg Ebers
Ein Wort
Georg Ebers

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Dreiundzwanzigstes Kapitel

Zwei Jahre waren vergangen. Ein schöner Oktobertag graute.

Kein Wölkchen trübte den azurblauen Himmel, und der Sonnenball stieg glühend hinter dem engen Wassertor in die Höhe, das Einlaß in den Golf von Korinth gewährt.

Wie frisch erblühte Zyanen leuchtete die leicht gekräuselte See in dem stillen Meereswinkel, der hier die sonnigen Ufer von Hellas und dort die schattigen Küsten der Peloponnesos rauschend bespült.

Starre, ausgebrannte Felsen erheben sich in nackter Schönheit im Norden der Bai, und die Strahlen des jungen Tagesgestirns wirken goldene Fäden in den zarten, weißlichen Nebel, der sie leicht und spielend umschwebt.

Das Ufer Moreas ist gen Mitternacht gewandt; so lagern noch immer dichte Schatten über den steinigen Olivenhainen und dem dunklen Laub der Lorbeerrosen und Oleandersträucher, welches in massigem Wuchs dem Lauf der Bäche folgt und die Schluchten erfüllt.

Wie still, wie lauschig pflegt es hier in der Frühe des Morgens zu sein!

Weiße Möwen spielen friedlich über den Wassern, ein Fischerboot, eine Galeere gleitet leise dahin und zieht in den blauen Meeresspiegel leuchtende Furchen; aber heute, heute krümmen sich die Wogen unter der Last zahlloser Schiffe, heute schlagen Tausende von langen Rudern die See, daß sie ächzend und mit klagendem, klatschendem Lärm hoch aufspritzt. Heute klirrt und rasselt und braust es überlaut diesseits und jenseits des Wassertores, welches Einlaß in die Bai von Lepanto gewährt.

Das Dröhnen und Lärmen tönt mächtig von dem kahlen nördlichen, gedämpfter von dem dicht belaubten südlichen Ufer wieder.

Zwei unübersehbare Scharen von wütenden Gegnern stehen einander gegenüber wie Ringer, welche die schwellenden Arme ausstrecken, um einander zu fassen und zu Boden zu schmettern.

Papst Pius der Fünfte hat die Christenheit aufgerufen gegen die länderverschlingende Macht der Osmanen. Zypern, das christliche Zypern, die letzte Provinz, die Venedig in der Levante besaß, ist dem Muslim in die Hände gefallen. Spanien und Venedig haben einen Bund mit dem Statthalter Christi geschlossen, Genuesen, andere Italiener und auch die Johanniter von Malta versammeln sich in Messina, um der Liga Beistand zu leisten.

Die schönste und größte Armada, die seit langer Zeit einen christlichen Hafen verlassen, sticht von hier aus in die See. Den Oberbefehl hat König Philipp allen Ränken zum Trotz auf seinen jungen Halbbruder Don Juan d'Austria zu übertragen gewußt.

Auch der Osmane ist nicht müßig gewesen. Im Golf von Lepanto erwartet er mit zwölf Myriaden Streitern auf dreihundert Schiffen den Gegner.

Don Juan läßt nicht auf sich warten. Der Muslim hat jüngst auf Zypern Tausende von Christen meuchlings geschlachtet, und diese Schmach kann der feurige Held nicht tragen. Die Warnungen und mahnenden Schreiben aus Madrid, die ihm die freudige Tatkraft lähmen, er gibt sie den Winden preis, seine Truppen und die Venezianer allen voran lechzen nach Rache.

Aber auch der Muslim kann den Kampf nicht erwarten, und der Kapudan-Pascha segelt gegen den Beschluß seines Kriegsrats den Feinden entgegen.

Am Morgen des siebenten Oktobers ist jedes Schiff, jeder Mann zur Schlacht bereit.

Der Sonnenball zeigt sich, und nun schwebt von den spanischen Schiffen melodisches Glockengetön himmelan und vereint sich mit dem volltönenden Gesang: »Allahu akbar, allahu akbar, allahu akbar« und den frommen Worten: »Ich bezeuge, daß außer Allah kein Gott, und daß Mohammed der Prophet Allahs ist; heran zum Gebet!«

»Heran zum Gebet!« Das ruft die eherne Zunge der Glocke wie das Metall in der Mannesbrust des Mueddin, welcher heute nicht von der Spitze des Minaretts, sondern aus dem Mastkorb des Schiffes die Seinen zur Andacht ladet. Jenseits und diesseits der schmalen Meerespforte denken, hoffen, glauben die Tausende, hier der Christ, dort der Muslim, daß der Allmächtige sie höre.

Nun verstummt Glockengeläut und Gesang, eine schnelle Galeere mit Don Juan an Bord fährt von Schiff zu Schiff. Der junge Held trägt das Kruzifix in der Hand und ruft den christlichen Streitern ermutigende Worte zu.

Dann tönt Trompetengeschmetter, Trommelwirbel und Kommandoruf von den felsigen Ufern wieder.

Vorwärts bewegt sich die Armada, das Admiralschiff mit Don Juan voran.

Die Türkenflotte zieht ihm entgegen.

Der junge Löwe fragt nicht mehr nach dem weisen Rat der erfahrenen Admirale. Er begehrt nichts, er denkt nichts, er befiehlt nichts, als »vorwärts«, »anstürmen«, »entern«, »töten«, »in den Grund bohren«, »vernichten«!

Wie wütende Stiere mit gesenktem Haupt und blutrünstigen Augen dumpf brüllend aufeinander losstürzen, wirft sich die eine Armada auf die andere.

Der Schlachtplan Marco Antonio Colonnas, die klugen Ratschläge Dorias, Venieris, Giustinianis, wer fragt nach ihnen an diesem Tage der Rache?

Nicht der denkende Kopf und das scharfe Auge – der Mannesmut und die Kraft des Armes geben heute den Ausschlag.

Alexander Farnese, der Prinz von Parma, ist vor kurzem zu dem jungen Oheim gestoßen. Im vordersten Treffen befehligt er ein Geschwader von genuesischen Schiffen. Er soll sich zurückhalten, bis ihm Doria befiehlt, in den Kampf einzugreifen. Aber Don Juan hat bereits das Admiralschiff der Osmanen geentert, das Deck erklommen und sich mit starken Schwertstreichen zu dem Kapudan-Pascha durchgehauen.

Alexander sieht es; der stürmische Heldenmut reißt ihn fort, und auch er befiehlt: »Vorwärts!«

Was ist das für ein Riesenfahrzeug dem er sich nähert? Auf dem roten Wimpel prangt der silberne Halbmond, Feuerschlund an Feuerschlund speit Verderben aus seinen Flanken. Sein hoher Bord ist doppelt bewehrt mit bärtigen Turbanträgern.

Das ist die Schatzgaleere der osmanischen Flotte!

Dies Bollwerk, diesen Hort des Feindes, es lohnt sich, ihn zu erbeuten!

Das Schatzschiff ist der Galeere Farneses an Größe und Kraft und Zahl der Bemannung um das Dreifache überlegen. Was kümmert es ihn, was fragt er nach dem Kugelregen und den Pechkränzen, die ihn erwarten?

Drauf und dran!

Doria gibt warnende Signale. Er beachtet sie nicht, er will sie nicht sehen und hören.

Blutend, verröchelnd sinken wackere Krieger um ihn her auf das Deck, sein Mast ist geborsten und neigt sich krachend zum Falle. »Wer folgt mir?« ruft er und stützt die Hand auf die Brüstung.

Die bewährten spanischen Krieger, mit denen Don Juan sein Fahrzeug bemannt hat, zaudern. Nur einer tritt stumm und entschlossen an seine Seite und wirft das zweihändige Schwert, dessen Knauf dem hochgewachsenen Jüngling bis an die Augen reicht, über die Schulter.

Jedermann an Bord kennt den blondlockigen Riesen. Es ist Navarrete, des Feldherrn Günstling. Im Krieg gegen die Moresken von Kadiz und Vaza hat er manche viel beneidete Waffentat verrichtet. Sein Arm ist von Stahl, das Leben gilt ihm nicht mehr als eine der Federn auf seinem Helme, und ebenso tollkühn wie mit den Zechinen beim Würfeln, spielt er in der Schlacht mit dem Dasein.

Hier wie dort bleibt er der Gewinner.

Niemand weiß recht, woher und aus welchem Hause er stammt, denn er ist ein ungeselliger, in sich zurückgezogener Mann. Nur auf der Fahrt nach Lepanto hat er mit einem kranken Soldaten, Don Miguel Cervantes, Freundschaft geschlossen.

Er, der das Haupt mit so kühlem Sosiego trägt wie der stolzeste Grande, widmet jede freie Stunde dem leidenden Altersgenossen und sorgt für ihn wie ein Bruder, ja wie ein Diener. Der andere weiß freilich gar wunderbar zu fabulieren, und er hat seine besonderen Ansichten über alles, was sich zwischen Himmel und Erde bewegt.

Man weiß von dem Navarrete, daß er einmal ein Maler gewesen, und er scheint unter den frommen Kastilianern der Frömmste zu sein, denn er tritt in jede Kirche und jede Kapelle, an der die Heerschar vorbeizieht, und vor manchem Madonnenbilde und Altargemälde bleibt er wie verzückt und gebannt lange, unermüdlich lange stehen.

Auch der Kühnste wagte es nicht, sich an ihm zu reiben, denn an seinem Schwerte haftet der Tod, und doch ist sein Herz nicht verhärtet. Mit offener Hand verschenkt er Gewinnst und Beute. Jeder Bittende ist seines Beistandes gewiß.

Er meidet die Weiber, aber mit Wunden und Siechen verkehrt er gern, und nächtelang wacht er am Lager schwer getroffener Kameraden.

Es geht die Rede, daß es ihm Lust bereite, sterben zu sehen.

Ach nein! Das Herz des Vereinsamten, Stolzen sucht nur eine Stelle, wo es weich sein darf, der an Liebe Verarmte braucht ein Plätzchen, wo er erweisen darf, was niemand ihm reicht: sorgende Liebe.

Alexander Farnese erkennt in Navarrete den Rossebändiger aus dem Picadero zu Madrid, nickt ihm befriedigt zu und erklimmt die Brüstung. Aber der andere folgt ihm nicht sogleich, denn sein Freund Don Miguel hat sich zu ihm gesellt und verlangt das Abenteuer zu teilen.

Navarrete und der Kapitän wollen den Fieberkranken zurückhalten, aber dieser fühlt sich plötzlich genesen und besteht mit glühenden Augen auf seinem Willen.

Ulrich wartet das Ende des Wortkampfes nicht ab, denn Farnese springt jetzt in das feindliche Schiff. Er folgt ihm mit einem kühnen Satze.

Alexander führt wie er selbst ein zweihändiges Schwert, und beide schwingen es wie der Mäher die Sense. Sie stürmen an, sie schlagen drein, sie strecken nieder. Entsetzt weichen die ersten Feinde vor den grimmen Würgern zurück. Mustapha-Pascha, der Schatzmeister und Führer der Galeere, dringt in eigener Person auf die furchtbaren Christen ein, und ein Schwerthieb Alexanders zerschmettert die Hand mit dem gebogenen Säbel, ein zweiter streckt den Muslim zu Boden.

Aber die Übermacht der Osmanen ist überwältigend groß und droht die Helden zu erdrücken. Da zeigt sich Don Miguel Cervantes, der Freund Ulrichs, mit zwölf neuen Streitern auf dem Kampfplatz. Sie brechen sich Bahn zu den Bedrängten; andere spanische und genuesische Krieger folgen ihnen, und immer wütender wird das Gemetzel.

Ulrich ist weit von dem fürstlichen Kampfgenossen abgedrängt worden; er schwingt jetzt neben dem kranken Freunde das Schwert. Don Miguels Brust blutet schon aus zwei Wunden, und nun sinkt er an Ulrichs Seite zusammen; eine Kugel hat ihm den linken Arm zerschmettert.

Ulrich beugt sich zu ihm nieder und richtet ihn auf; die Seinen umgeben ihn rings, die Türken sind gelichtet wie Wolken am Berg, in die der Sturmwind gefahren.

Don Miguel will das Schwert aufheben, das ihm entsunken, aber er greift in die leere Luft, und während er die großen Augen wie ein Verzückter aufwärts richtet und die Hand auf die blutende Brust preßt, ruft er begeistert: »Wunden sind Sterne; sie weisen den Weg in den Himmel des Ruhmes – des Ruhmes – –«

Die Sinne schwinden ihm, und Ulrich trägt ihn auf starken Armen an eine von genuesischen Kriegern behauptete Stelle des Schatzschiffes.

Dann stürzt er von neuem in den Kampf, und dabei tönen ihm die feurigen Worte des Freundes fort und fort vor den Ohren:

»Der Himmel des Ruhmes!«

Das ist das letzte, höchste Ziel des Mannes! Ruhm, ja Ruhm ist das »Wort«; für ihn soll es von nun an das Wort sein!

Es ist, als habe sich eine finstere Schar von schweren Gewittern über dem stillen blauen Meeresarm zusammengeballt. Wie schwarzes Gewölk umnachtet erstickender Pulverdampf den klaren Himmel, und Blitze und Donnerschläge ohne Zahl durchflammen und erschüttern die verfinsterte Luft.

Dort, hier, drüben fliegt eine Pulverkammer in die Luft, steigt ein Feuergeiser mit wütendem Krachen gen Himmel. Jammergeheul und Siegesgeschrei, schmetternde Fanfaren, das wilde Gekrach zerberstender Schiffe und stürzender Masten vermischt sich zu einem Höllenlärm ohnegleichen.

Das Licht der Sonne hat sich verhüllt, aber den Streitenden leuchten als Fackeln ohnegleichen die brennenden Gigantenkörper gewaltiger Galeeren.

Als die Abenddämmerung hereinbrach, war der Sieg für die Christen entschieden. Wie Farnese den Schatzmeister, so hatte Don Juan den Oberbefehlshaber der osmanischen Macht, Ali-Pascha, gefällt.

Neffe und Onkel gingen als preiswerte Helden aus dem Kampfe hervor, aber der Ruhm dieses Tages heftete sich an Don Juans Namen.

Des Farnese tollkühnes Eingreifen wurde vom Oberbefehlshaber freundlich getadelt, und als jener vor Don Juan der heldenmütigen Hilfe Navarretes gedachte, übertrug der Feldherr ihm, dem kühnen Kämpfer und wackeren Reiter, den ehrenvollen Auftrag, dem Könige die Siegesbotschaft zu überbringen.

Zwei Galeeren stachen zu gleicher Zeit nach Westen in See, eine spanische, auf der sich der Bote Don Juans befand, eine venezianische mit dem Kurier der Republik.

Die Ruderer auf beiden Fahrzeugen hatten Mühe, sich durch die Schiffstrümmer, die gebrochenen Mäste und Planken, die Menge der Leichen und die Netze des Tauwerks, welche den Spiegel des Wassers bedeckten, Bahn zu brechen, aber schon unter diesen Hindernissen begann die Wettfahrt.

Der Wind und die See waren beiden Galeeren gleich günstig; aber die Venezianer überholten dennoch die Spanier und gingen vierundzwanzig Stunden vor ihnen zu Alicante vor Anker.

Es war an dem Reiter, die Zeit einzubringen, welche die Seefahrer verloren.

Der Bote der Republik war dem des Feldherrn weit voraus. Überall, wo Ulrich das Pferd wechselte und auf kurze Augenblicke die Fahne des Propheten zeigte, die er als schönste Siegestrophäe dem Könige zu überbringen hatte – sie war achtundzwanzigtausendneunhundertmal mit dem Namen Allahs beschrieben –, begegnete er jubelnden Volksmassen, Prozessionen und festlichem Schmuck.

Der Name Don Juans klang von den Lippen der Frauen und Männer, der Mädchen und Kinder. Das war Ruhm, das war die Allgegenwart eines Gottes; wer solches erreicht hatte, für den konnte es nichts Höheres geben.

»Ruhm, Ruhm!« klang es in Ulrich wieder; wenn es ein Wort gibt, das den Menschen über sich selbst hinaushebt und sein eigenes Wesen in das von Millionen Mitwesen pflanzt, so ist es dieses!

Und nun jagte er ein Roß nach dem anderen zu Schanden und gönnte sich auch in der Nacht keine Ruhe: eine halbe Stunde vor Madrid hatte er den Venezianer überholt und ritt mit einem höflichen Gruß an ihm vorüber.

Der König war nicht in der Hauptstadt, und ohne Rast ging es weiter nach Eskorial.

Von Staub überzogen, von Kopf bis zu Fuß von dem Schmutze des Weges bespritzt, zerschlagen, zermartert wie nach der Folter hing er im Sattel, und dennoch ließ er Sporen und Peitsche nicht ruhen und vertraute seine Botschaft keinem anderen Reiter.

Jetzt lagen die kahlen Berge der Guadarrama dicht vor ihm: nun war die erste Werkstätte erreicht, in der man für den entstehenden Riesenpalast Eisen schmiedete. Wie viele Essen rauchten, wie viele Hände waren tätig für diesen Bau, der eine Königswohnung, einen Tempel, eine Bücherei ohnegleichen, ein Museum und ein Grabmal umfassen sollte.

Viele Karren und Schlitten, auf denen Blöcke von hellgrauem Granit herbeigeschleppt wurden, versperrten ihm den Weg. Er umritt sie auf die Gefahr hin, samt dem Pferd in den Abgrund zu stürzen, und nun hielt er vor einem Labyrinth von Gerüsten und Werkstücken inmitten eines wilden, grauen, baumlosen Gebirgstales. Was war das für ein Mann, der sich diese Einöde ausgesucht hatte, um in ihr als Lebender und Toter zu wohnen! Eskorial paßte zu König Philipp, wie Philipp zu ihm. Hier fühlte er sich am wohlsten, von hier aus umstrickte die königliche Spinne den Erdball mit künstlichen Netzen ohne Halt und Dauer.

In dem kaum vollendeten Gotteshause wohnte Seine Majestät der Vesper bei. Der Schloßhauptmann Fray Antonio de Villacastin sah Ulrich vom Pferde gleiten, gab dem Wankenden Auskunft und führte ihn in die Kirche.

Das Confiteor hatte eben begonnen, aber Fray Antonio winkte den Priestern, sie unterbrachen die Messe, und Ulrich hielt die Fahne des Propheten hoch in die Höhe und rief: »Ein Sieg ohnegleichen. – Don Juan ... Am siebenten Oktober ... Bei Lepanto – die Osmanenflotte gänzlich vernichtet ...«

Philipp vernahm diese große Kunde und erblickte die Fahne, aber er schien weder zu hören noch zu sehen, denn keine Muskel in seinem Antlitz regte sich und keine Bewegung verriet, daß etwas in ihm vorgehe. Mehr spöttisch als freudig murmelte er: »Don Juan hat viel gewagt.« Dann gab er, ohne den Brief zu öffnen, das Zeichen, mit der Messe fortzufahren, und da lag er auf den Knien, als habe nichts die heilige Handlung gestört.

Der ermüdete Bote sank in einen Betstuhl und erwachte erst aus der Betäubung, als die Kommunion beendet war und der König ein Tedeum für den Sieg bei Lepanto befahl.

Da erhob sich Ulrich, und indem er aus dem Gestühl heraustrat, schritt ein neuvermähltes Paar an ihm vorüber: der Baumeister Herrera und in blühender Schönheit Isabella Coello.

Er ballte die Faust, und es fuhr ihm durch den Sinn, daß er Glück und Kunst und Ruhm gern fortschnellen würde wie Seifenblasen, um an Herreras Stelle zu sein.


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