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Angenommen

Draussen lag tiefer Schnee. Durch die Strassen wehte ein eisiger Nordost. Er rüttelte an den Ziegeln der Dächer, an den Ladenschildern und Reklameaushängen, er riss die Anschläge an den Hausmauern und Plakatsäulen zu Fetzen und rüttelte die Bäume an den Strassensäumen und in den Vorgärten mit so wütender Gewalt, dass sie Schneeballen und Zweige zugleich herabschüttelten.

Wer es nicht nötig hatte auszugehen, verliess an diesem Abend seine vier Wände nicht mehr und dachte mitleidig derer, die Geschäfte, Not oder gesellschaftliche Verpflichtungen noch umhertrieben.

Die hübsche und elegante junge Frau, die in einer der vornehmen Villen der westlichen Strassenzüge in ihrem traulich durchwärmten Boudoir sass, hatte weniger mitleidige Gedanken. Sie wartete sehr ungeduldig auf eine, die da kommen sollte und nicht kam, und deren Kommen ihr in diesem Augenblick wichtiger dünkte, als alles sonst in der Welt. Als es jetzt von der kostbaren Boule-Uhr sechs schlug, sprang sie mit einer heftigen Bewegung auf und klingelte. Ein nett gekleidetes Stubenmädchen trat unter die malerisch drapierte Portière. Aufgeregt kam ihre Herrin auf sie zu. »Hatten wir das Mädchen mit den Lichtschirmen nicht um fünf Uhr bestellt?«

»Ja wohl, Frau Professor!«

»Jetzt ist es sechs und noch immer nichts von ihr zu sehen! Ich sehe schon unsere Gäste kommen, und keinen einzigen Blumenschirm über meinen elektrischen Lampen! Es ist zum verzweifeln!«

Das Mädchen tröstete, dass man noch mindestens zwei Stunden vor sich habe. Vor halb neun komme ja doch niemand der Geladenen. Ausserdem sei bei dem schlechten Wetter und dem weiten Weg eine Verspätung begreiflich.

Von dieser Entschuldigung wollte die erregte Frau indess nichts wissen. »Gehen Sie ans Telephon, Anna, und sagen Sie: –« hier wurde sie durch ein Klingeln an der Flurthür unterbrochen. – »Nun endlich!«

Das Mädchen ging hinaus, um zu öffnen. Sie kam in Begleitung eines sehr blassen, sehr jungen Mädchens zurück, das einen grossen Karton in der Hand trug. Das junge Ding war beinahe dürftig gekleidet. Das durchfeuchtete Jackett und den Hut hatte sie draussen abgelegt.

»Nun, Fräulein, konnten Sie nicht pünktlicher sein? Es wird kaum möglich werden, noch alles zu arrangieren bis meine Gäste kommen.«

»Ich bitte sehr um Entschuldigung, gnädige Frau, der Chef wollte mich nicht früher entlassen. Es gab gerade heute sehr viel zu thun. Es ist ja auch eigentlich nicht meine Arbeit – nur weil Sie es wünschten, gnädige Frau – und dann der Schneesturm draussen,« dabei lief es wie ein Frostschauer über die zierliche Gestalt.

Die Frau Professorin schien diese Entschuldigung gelten lassen zu wollen und forderte das Mädchen auf, seinen Karton auszupacken.

Nachdem die Schätze enthüllt waren, fuhr ein Ausruf staunender Bewunderung von den Lippen der jungen Frau.

»O, wie schön!« rief sie, – »noch viel schöner als die ersten Vorlagen!« und dabei klatschte sie vor Vergnügen in die Hände wie ein Kind. »Was meine Gäste für Augen machen werden! Mein Mann muss die Blumenschirme gleich sehen, rufen Sie den Herrn Professor, Anna!«

»Der Herr wollte vor acht nicht gestört sein, er ist oben im Atelier.«

»Schön.«

Das junge Mädchen hob den Kopf einen Augenblick wie zu einer grossen Frage auf, dann senkte sie ihn wieder über ihre Blumenschätze.

»Schön, so werden wir erst alles arrangieren, dann können Sie ihn rufen. Drehen Sie inzwischen alle Flammen auf.«

Während das Mädchen das Zimmer verliess, wühlte die junge Frau zwischen den Lichtschirmen hin und her. Einen und den anderen legte sie auf die Tischplatte.

»Die Lotosblumen müssen hier in mein Zimmer, über den Schreibtisch und zu Seiten der Nereide. Ja, so, Fräulein, Sie scheinen merkwürdig viel Geschmack zu haben, für eine Fabrikarbeiterin.« Das Mädchen antwortete nicht, aber sie wandte sich ab, um die Flamme nicht sehen zu lassen, die ihr über das blasse Gesicht lief.

Die Frau Professorin bemerkte nichts von der raschen Bewegung. Das hagere, dürftige, erfrorene Ding interessierte sie nicht im geringsten. Die Hauptsache war ihr, dass die originellen Blumenschirme, die sie neulich auf einer gewerblichen Ausstellung entdeckt und dann in der betreffenden Fabrik bestellt hatte, noch rechtzeitig in ihren Besitz gelangt waren, um die Bewunderung und den Neid ihrer Gäste zu erregen.

Nachdem die Lotosblumen an den bezeichneten Stellen angebracht waren, ging sie mit dem Mädchen in den Salon hinüber.

In demselben Augenblick trat von der entgegengesetzten Seite der Professor ein, ein Mann schon in gesetzten Jahren, der einen sehr bedeutenden Ruf als Maler und einen kaum geringeren als Lehrer genoss. Da er hörte, um was es sich handelte, liess er die ganze Blumenpracht auf dem Deckel des Steinwayflügels vor sich ausbreiten. Als die ersten Schirme sich aus ihrer Seidenhülle entfalteten, spendete er wohlgefällig Lob, dann aber, als die Formen und Farben immer glänzender, immer blühender wurden, wurde er plötzlich ganz still. Die grossen, goldgelben Mohnblüten mit den blasslila Kelchen, die Fantasieblumen in schneeigem Weiss mit dem zarten, blassrosa Anhauch, die Orchideen in ihren überlebensgrossen Formen und üppig satten Farben, berauschten wie ein orientalisches Märchen.

Der Maler sprach noch immer kein Wort. Er liess die weiche Seide prüfend durch die Finger gleiten, er hielt die Farben gegen das Licht, nahm die Blütenkelche dicht vor das Auge und betrachtete sie dann wieder aus der Entfernung. Still, erwartungsvoll stand das junge Mädchen neben ihm, mit niedergeschlagenen Augen, als ob sie ein Urteil auf Tod und Leben erwartete. Und durch diese Stille sprach unaufhörlich die Frau von dem »grandiosen Effekt«, den die Schirme machen würden.

Nun endlich wandte der Professor den Blick von den Blüten ab und dem jungen, bleichen Mädchen zu.

»Wissen Sie mir zu sagen, mein Kind, wie diese Schirme hergestellt werden? Sie sind ebenso unnatürlich als talentvoll erfunden.«

Das Mädchen wurde rot bis an das aschblonde Seidenhaar. Nur stockend kam die Antwort von ihren Lippen.

»Dies alles ist Handarbeit,« sagte sie, ohne dass sie wagte, den berühmten Mann dabei anzublicken. »Nach einem Modell wird die Form jedes Blattes aus weisser oder gelblicher Seide geschnitten, dann wird jedes Blatt, jeder Staubfaden einzeln angetuscht. Die Blätter werden in den Maschinen gekröst, zuletzt die einzelnen Teile der Blüten zusammengesetzt.«

Der Maler hatte aufmerksam zugehört. Der einfache Vorgang interessierte ihn augenscheinlich, mehr vielleicht noch die gebildete Sprechweise des unscheinbaren Mädchens und der lebhafte, wechselnde Ausdruck ihrer Züge. Jetzt nahm er eine der gelben Mohndolden zur Hand.

»Muss ein talentvoller, wenn auch verteufelt fantastischer, unrealistischer Kopf sein, der diese Dinger entworfen hat. Ist jedenfalls was besseres wert, als in einer Lampenschirmfabrik zu versauern.«

Er hat sich wieder umgewendet und sieht dem Mädchen gerade ins Gesicht, ohne sich das geringste dabei zu denken. Das wird wieder flammend rot, dann kreideweiss und murmelt etwas, wovon der Maler kein Wort versteht. Dabei bemerken beide, dass sie allein im Saal sind. Der Frau Professorin ist die Unterhaltung ihres Mannes mit dem Fabrikmädchen längst zu langweilig geworden. Sie hat sich davongestohlen, um ihre Vorbereitungen im Gesellschaftszimmer zu beenden.

Der Maler steht stumm in Gedanken verloren da. Es ist ihm plötzlich eine Idee gekommen. Sollte das Kind selbst? – Er schüttelt mit dem Kopf. In dem unrealistischen Zeugs da steckte ja geradezu makartisches Farbengefühl.

Das Mädchen hat sich abgewendet. Sie kämpft mit sich. Der Professor hat sie nicht verstanden, soll sie's ihm deutlicher eingestehen, dass sie selbst die Erfinderin der fantastischen Blumengebilde ist, soll sie ihn anflehen: »Erlöse mich, erlöse mich aus der Frohnarbeit der Fabrik, hilf mir zurück zu meiner freien, geliebten Kunst!« Soll sie's, darf sie's? Ihr zarter Körper bebt vor Aufregung, aber sie wagt es nicht, das befreiende Wort zu sprechen. Jetzt fühlt sie eine Hand auf ihrer Schulter, eine andere an ihrem Kinn, die ihr den Kopf zurückwendet. Der Maler sieht in das kampfdurchwühlte, junge Gesichtchen. Er weiss genug.

»Mir scheint die kleine Mamsell selbst ist die Schöpferin der Modelle zu diesen fantastischen Gebilden!«

Die lang zurückgehaltenen Thränen stürzen ihr aus den Augen. Scheu und bebend ringt sich ein »Ja« von ihren Lippen.

Der Maler erwidert nichts, sondern klingelt nach dem Diener. Er überweist ihm die Lichtschirme und trägt ihm auf, die gnädige Frau nach der von ihr gewünschten Anordnung zu fragen. Auch soll er bestellen, dass er selbst noch im Atelier beschäftigt sei und ungestört bleiben wolle.

Dann nimmt er das Mädchen wie ein Kind bei der Hand und führt es hinüber in sein Atelier, in dem noch die elektrischen Flammen brennen. Er lässt ihr Zeit, sich in dem schön und harmonisch ausgestatteten Raum umzusehen. Mit Wohlgefallen betrachtet er das Entzücken in ihren jungen Augen, das bei jedem neuen Eindruck heller leuchtet. Dann ladet er sie ein, sich ihm gegenüber an ein Tischchen zu setzen, auf dem eine Schale mit frischen Anemonen steht.

»So also sieht der fantastische Kopf aus, der die tropischen Blüten mit den unmöglichen Farben und Formen entworfen hat? Nun erzählen Sie, Kind, wie das alles so gekommen ist. Aber erst trinken Sie einen Schluck Wein. Sie sind ja totenbleich! So, das wird Sie kräftigen.«

Trotz ihrer Schüchternheit nahm sie dankbar die gebotene Gabe an. Sie fühlte sich wirklich völlig erschöpft von dem weiten Weg bei dem grausamen Wetter und der Erregung, die sie überkommen hatte.

Dann fing sie zu erzählen an, eine alte, uralte alltägliche Geschichte, und doch, wie das Erlebte und Erlittene von den Lippen des blassen Mädchens kam, wie es förmlich hervorzubrechen schien aus dem tiefsten Schacht ihrer Seele, ein lang gehütetes Geheimnis, war es dem Maler, als ob, was dieses Kind erduldet, nie vordem erduldet worden wäre.

Der Vater war ein kleiner Beamter gewesen; vor zwei Jahren war er gestorben, der Mutter war nichts geblieben, als die kleine Witwenpension und eine Schar von Kindern. Nach langem Ringen, Bitten und Flehen hatte das Mädchen, die älteste von fünf Geschwistern, es ein Jahr vor dem Tode des Vaters durchgesetzt gehabt, Zeichen- und Malunterricht zu erhalten. Ihre Lehrer erteilten ihr Lob. Es war ein glückseliges Jahr.

Der Tod des Vaters machte dem allen ein jähes Ende. Sie musste trotz ihrer Jugend trachten zu verdienen, um den Hausstand erhalten zu helfen. Ein Grausen vor der Zukunft kam über sie.

»Wochenlang lief ich umher, mich anzubieten,« fuhr sie nach einer kleinen Pause fort; »niemand wollte mich haben. Ein Zufall führte mich in die Lampenschirmfabrik, man versuchte es mit mir – ich wurde angestellt, meine Mutter – meine Geschwister waren glücklich – ich –«

Sie hielt inne und schloss die Augen, um die Thränen zu verbergen. Sie durfte ja diesem fremden Mann nicht zeigen, wie grauenvoll sie gelitten – wie sie davor zitterte, weiter leiden zu müssen, nie, niemals aus diesem Frohndienst heraus zu kommen, niemals ihr Ziel zu erreichen!

Der Maler hatte seinen Platz ihr gegenüber längst verlassen. Unruhig lief er im Atelier hin und her. Dann blieb er plötzlich vor dem Mädchen stehen und liess sich Namen und Adresse ihres Fabrikherrn, ihrer früheren Lehrer und endlich die eigene Wohnung angeben. Er notierte, was sie ihm gesagt und fing aufs neue an umherzuwandern.

Dann begann er, wie es seine Gewohnheit war, laut mit sich selbst zu sprechen. – Dass das Kind ihn hören musste, daran dachte er nicht.

»Brutales Schicksal! Ein solches Talent, und mechanische Knechtsdienste thun! Kann auch nur in solcher Grossstadt passieren, wo keiner sich um den anderen annimmt, wo die Menschen wie Feinde gegen einander anrennen, anstatt einander hilfreich zu sein.«

Und plötzlich fuhr er sie rauh an: »Die Phantastereien müssen Sie sich abgewöhnen, wenn Sie bei mir in die Lehre gehen wollen. Blumen, so wie jedes andere lebendige oder tote Ding werden nachgebildet, wie sie sind, nicht wie sie sein könnten, verstanden?« Und merkwürdig, sie, die Schüchterne, die es vorher kaum gewagt hatte, den Blick zu ihm aufzuheben, als er noch sanft und freundlich mit ihr gesprochen, lächelte jetzt, da er mit so rauhem Ton auf sie eindrang, vertrauensvoll zu ihm auf.

Konnte sie denn anders als lächeln, lächeln und wieder lächeln, lächeln selbst wenn man sie geschlagen haben würde! Hat er ihr nicht gesagt, dass er sie in die Lehre nehmen will, der berühmte Meister, sie in die Lehre! Und dann ist's noch ein anderes, dass sie lächeln macht. Es freut sie so recht tief innerlich, dass er, der grosse Maler, genau empfindet, wie sie, die kleine, dumme, kindische Anfängerin. Auch sie hat stets das Gefühl gehabt, dass ihre Blumenmodelle, an dem Massstab der Natur gemessen, ein Unding seien. Ja, in ihrem Glücksgefühl findet sie sogar den Mut, dem Professor auseinander zu setzen, dass die Phantastereien nur auf Befehl ihres Brotherrn entstanden seien, der gemeint habe, dass bei der Neigung des Publikums zum Absonderlichen, eine der Natur treu nachgebildete Blüte keinerlei Anlockungsreiz ausüben würde.

Der Maler murmelt etwas von »verdammter Modenarrheit«, die die ganze Kunst zu ruinieren drohe, dann setzt er sich dem Mädchen gegenüber.

»Hören Sie, Kind – übrigens wie heissen Sie eigentlich?«

»Martha Werner.«

»Fräulein Martha, ich will Ihr Schicksal in meine Hand nehmen. Nein, danken Sie mir noch nicht. Sie werden bei mir nicht auf Rosen wandeln. Ich bin ein unnachsichtiger Lehrer, und mancher, der sich zuerst in mein Atelier gedrängt hat, ist später plötzlich spurlos wieder daraus verschwunden. Vielleicht verschwinden auch Sie eines Tages oder aber, ich habe mich in Ihnen getäuscht und schicke Sie von selbst fort. Ein Jahr lang wollen wir nur arbeiten, dann, wenn Sie wollen, können Sie mir danken. Die Angelegenheiten mit Ihrer Mutter und mit Ihrem Fabrikherrn werde ich ordnen, dagegen müssen Sie, bevor ich Sie als Schülerin annehme, eine kleine Prüfung bestehen und zwar gleich hier an Ort und Stelle. Sind Sie sehr müde?«

»Nein, gar nicht mehr, aber –«

»Aber – was?«

»Mutter wird sich ängstigen wenn ich so lange ausbleibe.«

»Schreiben wir einen Rohrpostbrief an Mutter.« Er schob ihr Schreibmaterial zu und sah auf die Uhr. Es ist halb acht. »Schreiben Sie, dass Sie gegen neun Uhr spätestens zu Haus sein werden. Ich schicke Ihnen gleich einen Diener, der den Brief sofort besorgen wird. Er wird Ihnen auch etwas zu essen mitbringen, Fräulein Martha, und Sie werden ganz gehorsam sein, und davon nehmen. Dann werden Sie sich an meinen Aquarelliertisch setzen.« Er reichte ihr eine Handvoll buntfarbiger Anemonen aus der Schale. »Bis halb neun gebe ich Ihnen Zeit zu einer Farbenskizze dieses Strausses. Dann komme ich wieder, sage Ihnen Bescheid, und schicke Sie sofort nach Haus, hoffentlich nur für heut. Auf Wiedersehen, Fräulein Martha.«

Sie sah ihm einen Augenblick mit grossen, dankbar begeisterten Augen nach, dann schrieb sie im Fluge ihren Brief und machte sich an die Arbeit. Es fehlten noch einige Minuten an halb neun, als die Skizze fertig vor ihr lag; ein über grünem Sammet lose hingeworfener Anemonenstrauss. In jeder Linie, in jeder Farbengebung der natürlichen Vorlage getreu.

Mit klopfendem Herzen wartete sie auf den Meister. Was würde er sagen? Sie war nicht zufrieden mit sich, wie sie es niemals war. Ihr fehlte auf den Blütenblättern der Schmelz, den nur der Meisterpinsel zu geben vermag.

Schlag halb neun trat der Professor bei ihr ein. Er sah sehr vornehm aus, im Frack mit Orden und weisser Binde. Drüben in seiner Wohnung war eine elegante Gesellschaft versammelt, der hohe Würdenträger nicht fehlten.

»Nun?« fragte er und sah das Mädchen lächelnd an, das ordentlich hübsch aussah mit den glühenden Farben auf dem feinen, schmalen Gesicht.

Sie hielt ihm das Blatt hin.

Eine ganze Weile sah er prüfend darauf nieder. Sein Lächeln war verschwunden. Dann reichte er der atemlos Harrenden die Hand. Zögernd legte sie die schmalen Finger hinein, die er fest umschloss.

»Angenommen,« sagte er, und fügte hinzu: »Ich glaube, es wird nicht nötig sein, dass wir ein ganzes Jahr mit der Freude warten.«

Sie wollte seine Hand küssen, er aber entzog sie ihr und berührte mit den Lippen leise ihre reine Kinderstirn, um die sein vorausblickendes Auge den Lorbeer grünen sah.


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