Alexander Dumas
Das Halsband der Königin - 2
Alexander Dumas

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LX.

Der Empfangschein Böhmers und die Verschreibung der Königin.

Das Resultat dieses nächtlichen Besuchs bei dem Pamphletschreiber Reteau von Villette erschien erst am andern Tag, und zwar auf folgende Weise:

Um sieben Uhr Morgens übersandte Frau von La Mothe der Königin einen Brief, der den Empfangschein der Juweliere enthielt. Dieses wichtige Aktenstück war also abgefaßt:

»Wir, die Unterzeichneten, anerkennen, das ursprünglich an die Königin gegen eine Summe von sechszehnmal hunderttausend Livres verkaufte Diamanten-Halsband wieder in Besitz genommen zu haben, da die Diamanten Ihrer Majestät nicht anstanden, welche uns für unsere Bemühungen und Auslagen durch die Überlassung einer in unsere Hände bezahlten Summe von zweimal hundert und fünfzigtausend Livres entschädigt hat.

Unterz. Böhmer und Bossange

Nunmehr über die Angelegenheit, welche sie lange gequält hatte, beruhigt, schloß die Königin den Schein in ihr Arbeitstischchen ein und dachte nicht mehr daran.

Aber in einem seltsamen Widerspruch mit diesem Schein, erhielten die Juweliere Böhmer und Bossange zwei Tage nachher einen Besuch vom Cardinal von Rohan, der einige Bangigkeit über die Bezahlung der zwischen den Verkäufern und der Königin festgesetzten ersten Rate gehegt hatte.

Herr von Rohan fand Böhmer in seinem Hause auf dem Quai de l'Ecole. Seit dem Morgen, der Verfallzeit der ersten Rate, mußte, wenn Verzug oder Weigerung stattgefunden hätte, Lärm im Lager der Juweliere sein.

Aber das Haus Böhmer athmete ganz im Gegentheil Ruhe, und Herr von Rohan fühlte sich glücklich, als er ein gutes Gesicht bei den Dienern, einen runden Rücken und einen wedelnden Schwanz bei dem Hunde des Juweliers fand. Böhmer empfing seinen vornehmen Kunden mit der freudigen Miene der Befriedigung.

»Nun!« sagte Herr von Rohan, »es ist heute Zahlungstermin. Die Königin hat also bezahlt?«

»Monseigneur, nein,« antwortete Böhmer. »Ihre Majestät konnte kein Geld geben. Sie wissen, daß Herr von Calonne vom König abgewiesen wurde; die ganze Welt spricht davon.«

»Ja, die ganze Welt spricht davon, Böhmer, und gerade diese Abweisung ist es, was mich hierher führt.«

»Doch Ihre Majestät ist vortrefflich und vom besten Willen. Da sie nicht bezahlen konnte, so hat sie die Schuld garantirt, und wir verlangen nicht mehr.«

»Ah! desto besser!« rief der Cardinal, »die Schuld garantirt, sagen Sie? Das ist sehr gut, doch ... wie?«

»Auf die einfachste und zarteste Weise,« erwiderte der Juwelier, »auf eine ganz königliche Weise.«

»Durch die Vermittelung der geistreichen Gräfin vielleicht?«

»Nein, Monseigneur, nein. Frau von La Mothe ist nicht einmal erschienen, und das hat Herrn Bossange und mir ungemein geschmeichelt.«

»Nicht erschienen! die Gräfin ist nicht erschienen? Glauben Sie mir, daß sie bei dieser Sache ein Wort mitzusprechen hat, Herr Böhmer. Jede gute Eingebung muß von der Gräfin kommen. Sie begreifen, ich will damit Ihrer Majestät nicht zu nahe treten.«

»Monseigneur wird beurtheilen, ob Ihre Majestät zart und gut gegen uns gewesen ist. Es hatten sich Gerüchte über die Weigerung des Königs in Betreff der Anweisung der fünfmal hunderttausend Livres verbreitet; wir schrieben an Frau von La Mothe.«

»Wann?«

»Gestern, Monseigneur«

»Was antwortete sie?«

»Eure Eminenz weiß nichts davon?« fragte Böhmer mit einer unmerklichen Nuance ehrerbietiger Vertraulichkeit.

»Nein, seit drei Tagen habe ich nicht die Ehre gehabt, die Frau Gräfin zu sehen,« erwiderte der Prinz als wahrer Prinz.

»Wohl! Frau von La Mothe erwiderte mir die zwei Worte: »»Warten Sie.««

»Schriftlich?«

»Nein, Monseigneur, mündlich. In unserem Briefe baten wir Frau von La Mothe, Sie um eine Audienz zu ersuchen und die Königin darauf aufmerksam zu machen, daß der Zahlungstermin herannahe.«

»Das Wort: Warten Sie, war ganz natürlich,« sagte der Cardinal.

»Wir warteten also, Monseigneur, und gestern Abend erhielten wir von der Königin, durch einen sehr geheimnisvollen Courier, einen Brief.«

»Einen Brief! an Sie, Böhmer?«

»Oder vielmehr eine Verschreibung in guter Form, Monseigneur.«

»Lassen Sie sehen.«

»Oh! ich würde sie Ihnen zeigen, hätten wir, mein Associé und ich, nicht geschworen, sie Niemand sehen zu lassen.«

»Und warum?«

»Weil diese Behutsamkeit uns von der Königin selbst auferlegt worden ist; beurtheilen Sie, Ihre Majestät empfiehlt Geheimhaltung.«

»Ah! das ist etwas Anders; Sie sind sehr glücklich, meine Herren Juweliere, daß Sie Briefe von der Königin besitzen.«

»Für dreizehnmal hundert und fünfzigtausend Livres, Monseigneur,« sagte kichernd der Juwelier, »kann man allerlei haben ...«

»Zehn Millionen, hundert Millionen bezahlen gewisse Dinge nicht,« erwiderte der Kardinal mit strengem Tone; »Sie haben also gute Garantie?«

»So gut als möglich, Monseigneur.«

»Die Königin hat die Schuld anerkannt?«

»In gebührender Form.«

»Und macht sich verbindlich zu bezahlen ...«

»In drei Monaten fünfmal hunderttausend Livres; den Rest in einem halben Jahr.«

»Und ... die Interessen?«

»Oh! Monseigneur, ein Wort Ihrer Majestät verbürgt uns dieselben. »»Machen wir,«« fügt Ihre Majestät voll Güte bei, »»machen wir diese Angelegenheit unter uns ab;«« unter uns, Eure Eminenz begreift die Empfehlung: »»Sie werden keinen Anlaß haben, es zu bereuen.«« Und sie unterzeichnet. Von nun an, sehen Sie, ist das für mich und meinen Associé eine Ehrensache.«

»Ich bin nun quitt gegen Sie, Herr Böhmer,« sagte der Cardinal entzückt; »bald ein anderes Geschäft.«

»Wenn uns Eure Eminenz mit Ihrem Vertrauen beehren wird ...«

»Doch bemerken Sie abermals hierin die Hand dieser liebenswürdigen Gräfin ...«

»Wir sind Frau von La Mothe sehr dankbar, Monseigneur, und Herr Bossange und ich haben beschlossen, für diese Güte erkenntlich zu sein, wenn uns die vollständige Bezahlung des Halsbandes wieder zu baarem Gelde verholfen haben wird.«

»St! st!« machte der Cardinal, »Sie haben mich nicht begriffen.«

Und er kehrte zu seinem Wagen zurück, geleitet von den Ehrfurchtsbezeigungen des ganzen Hauses.

Man kann nun die Larve aufheben. Für Niemand ist der Schleier auf der Bildsäule geblieben. Was Jeanne von La Mothe gegen ihre Wohlthäterin gethan, hat Jedermann begriffen, als er sie die Feder des Pamphletschreibers Reteau von Villette entlehnen sah. Keine Unruhe bei den Juwelieren, keine Bedenklichkeiten bei bei Königin, keine Zweifel bei dem Cardinal mehr. Drei Monate sind der Ergründung des Betrugs und Verbrechens vergönnt; in diesen drei Monaten werden die unseligen Früchte hinreichend gereift sein, daß die ruchlose Hand sie pflücken kann,

Jeanne kehrte zu Herrn von Rohan zurück, und dieser fragte sie, wie die Königin es angestellt habe, um auf solche Art den Forderungen der Juweliere zu entsprechen.

Frau von La Mothe erwiderte, die Königin habe den Juwelieren eine vertrauliche Mittheilung gemacht; Geheimhaltung sei empfohlen worden; eine Königin welche bezahle, habe schon genug nöthig, sich zu verbergen, aber sie sei hiezu noch weit mehr gezwungen, wenn sie Credit verlange.

Der Cardinal gab ihr Recht, und zu gleicher Zeit fragte er, ob man sich noch seiner guten Absichten erinnere.

Jeanne entwarf ein solches Gemälde von der Dankbarkeit der Königin, daß Herr von Rohan viel mehr als Liebhaber, denn als Unterthan, viel mehr in seinem Stolze, als in seiner Ergebenheit begeistert war.

Indem Jeanne diese Unterredung zu ihrem Ziele führte, hatte sie beschlossen, friedlich nach Hause zurückzukehren, sich mit einem Edelsteinhändler zu besprechen, für hunderttausend Thaler Diamanten zu verkaufen und damit nach England oder Rußland zu entweichen, freien Ländern, wo sie mit dieser Summe fünf bis sechs Jahre reich leben würde, nach deren Ablauf sie, ohne beunruhigt werden zu können, den Rest der Diamanten vortheilhaft einzeln verkaufen würde.

Doch es gelang nicht alles nach ihren Wünschen. Bei den ersten Diamanten, die sie zwei Kenner sehen ließ, erschreckten das Erstaunen und das zurückhaltende Benehmen dieser Argusse die Verkäuferin. Der Eine bot verächtliche Summen, der Andere gerieth in Extase über die Steine und sagte, er habe nie ähnliche gesehen, außer in dem Halsband Böhmers.

Jeanne hielt inne. Sie begriff, daß die Unvorsichtigkeit in einem solchen Fall der Ruin, daß der Ruin der Schandpfahl und lebenslängliches Gefängnis war. Sie verschloß die Diamanten in das tiefste ihrer Verstecke und faßte den Entschluß, sich mit so soliden Vertheidigungs-, mit so scharfen Angriffswaffen zu versehen, daß im Falle eines Krieges diejenigen, welche sich im Kampfe zeigen würden, zum Voraus verloren wären.

Zwischen dem Verlangen des Cardinals, der immer zu erfahren suchen, zwischen den Indiscretionen der Königin, die immer sich rühmen würde, daß sie ausgeschlagen habe, laviren, war eine furchtbare Gefahr. Ein Wort zwischen der Königin und dem Cardinal, und Alles war entdeckt. Jeanne tröstete sich wieder dadurch, daß sie bedachte, verliebt in die Königin, habe der Cardinal, wie alle Verliebte, eine Binde auf der Stirne und würde folglich in alle Fallen stürzen, die ihm die List unter einem Schatten von Liebe stellen würde.

Doch diese Falle mußte eine geschickte Hand so legen, daß die zwei Interessirten darin gefangen wurden. Entdeckte die Königin den Diebstahl, so durfte sie es nicht wagen, sich zu beklagen; entdeckte der Cardinal den Betrug, so mußte er sich verloren fühlen. Es war ein Meisterstreich, gegen zwei Gegner zu spielen, welche zum Voraus die ganze Gallerie für sich hatten.

Jeanne wich nicht zurück. Sie gehörte zu jenen unerschrockenen Naturen, welche das Böse bis zum Heldenmuth, das Gute bis zum Schlimmen treiben. Ein einziger Gedanke beschäftigte sie von diesem Augenblick an, der, eine Zusammenkunft des Cardinals mit der Königin zu verhindern.

So lange sie, Jeanne, zwischen ihnen stand, war nichts verloren; wechselten sie hinter ihr ein Wort, so richtete dieses Wort bei Jeanne das Glück der Zukunft zu Grunde, dessen Gerüste auf der Harmlosigkeit der Vergangenheit errichtet war.

»Sie werden sich nicht mehr sehen,« sagte sie. «Nie mehr.«

»Aber,« warf sie ein, »der Cardinal wird die Königin wiedersehen wollen; er wird Versuche zu diesem Ende machen.«

»Warten wir nicht, bis er es versucht,« dachte die Schlaue; »geben wir ihm einen Gedanken ein. Er wolle sie sehen, er bitte sie darum; er compromittire sich, indem er darum bittet.

»Ja, doch wenn nur er compromittirt ist?«

Dieser Gedanke versetzte sie in eine schmerzliche Verlegenheit.

»Wäre er allein compromittirt, so hätte die Königin ihre Zuflucht; sie spricht so laut, die Königin; sie weiß so gut den Betrügern eine Larve abzureißen.

»Was ist zu thun? Damit die Königin nicht anschuldigen kann, muß sie den Mund nicht öffnen können; um diesen edlen und muthigen Mund zu schließen, muß man die Federn desselben durch die Initiative einer Anklage niederdrücken.

»Vor einem Gerichte seinen Diener eines Diebstahls zu bezüchtigen, wagt derjenige nicht, der durch seinen Diener eines Verbrechens, so entehrend als der Diebstahl, überwiesen werden kann. Wird Herr Rohan in Beziehung auf die Königin compromittirt, so ist es beinahe sicher, daß die Königin in Beziehung auf Herrn von Rohan compromittirt werden wird.

»Doch der Zufall nähere einander diese zwei Personen nicht, in deren Interesse es liegt, das Geheimniß zu entdecken.«

Jeanne wich Anfangs vor der Unermeßlichkeit des Felsen zurück, den sie über ihrem Haupte aufgehängt hatte. So keuchend, erschrocken, angstvoll, unter der Drohung eines solchen Sturzes leben!

Ja, doch wie dieser Angst entgehen? Durch die Verbannung, durch die Flucht! durch die Ueberschaffung der Diamanten vom Halsband der Königin in ein fremdes Land!

Entfliehen! ein Leichtes. Eine gute Chaise bringt die Sache in zehn Stunden zu Wege; die Zeit, welche die Königin zu einem guten Schlafe braucht; der Zwischenraum, den der Cardinal zwischen ein Abendbrod mit seinen Freunden und sein Aufstehen am andern Tag legt. Die Landstraße entrolle sich vor Jeanne, sie biete ihr endloses Pflaster den brennenden Füßen der Rosse, das genügt. Jeanne wird in zehn Stunden frei und unversehrt sein.

Doch welches Aergerniß! welche Schmach! Verschwunden, obgleich frei; in Sicherheit, obgleich geächtet; Jeanne ist keine Frau von Stand mehr, sie ist eine Diebin, eine dem Gerichte Entwichene, welche von der Justiz nicht erreicht, aber bezeichnet, in Folge der weiten Entfernung nicht vom Eisen des Henkers gebrandmarkt, aber von der öffentlichen Meinung zermalmt wird.

Nein. Sie wird nicht fliehen. Der Gipfel der Verwegenheit und der Gipfel der Gewandtheit sind wie jene zwei Spitzen des Atlas, die den Zwillingen der Erde gleichen. Der eine führt zum andern, der eine hat denselben Werth, wie der andere. Wer den einen sieht, sieht den andern.

Jeanne beschloß, Verwegenheit zum Wahlspruch zu nehmen und zu bleiben. Sie beschloß dieß besonders, als sie die Möglichkeit gesehen hatte, zwischen dem Cardinal und der Königin eine Solidarität der Angst für den Tag zu schaffen, wo der Eine oder die Andere wahrnehmen wollte, es sei ein Diebstahl innerhalb ihrer innigen Freundschaft begangen worden.

Jeanne hatte sich gefragt, wie viel in zwei Jahren die Gunst der Königin und die Liebe des Cardinals eintragen würden; sie hatte den Ertrag dieser beiden glücklichen Umstände zu sechsmal hunderttausend Livres geschätzt, worauf Ueberdruß, Ungnade und Vernachlässigung sühnend an die Stelle der Günstingschaft und des lustigen Lebens treten würden.

»Ich gewinne bei meinem Plan sieben bis achtmal hunderttausend Livres,« sagte die Gräfin zu sich selbst.

Man wird sehen, wie diese tiefe Seele den gekrümmten Weg zurücklegte, der zur Schande für sie, zur Verzweiflung für die Andern auslaufen sollte.

»In Paris bleiben,« faßte die Gräfin zusammen, »festen Fußes dem ganzen Spiele der zwei Personen beiwohnen, sie nur die meinen Interessen nützliche Rolle spielen lassen; unter den guten Augenblicken einen für die Flucht günstigen Augenblick wählen, mag dieß ein von der Königin gegebener Auftrag oder eine Ungnade sein, die man im Flug auffangen würde.

»Den Cardinal verhindern, sich je mit Marie Antoinette zu unterreden.

»Das ist hauptsächlich die Schwierigkeit, da Herr von Rohan verliebt ist, da er Prinz ist, da er mehrere Male im Jahr das Recht des Eintritts bei der Königin hat, und die Königin, cokett, huldigungssüchtig, überdieß dankbar gegen den Cardinal, nicht entfliehen wird, wenn man sie aufsucht.

»Das Mittel, diese zwei erhabenen Personen zu trennen, wird der Zufall liefern. Man wird die Ereignisse unterstützen.

»Nichts wäre so gut, so geschickt, als bei der Königin den Stolz anzustacheln, der die Keuschheit krönt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß eine etwas lebhafte Dringlichkeit des Cardinals die zarte und empfindliche Frau verletzt. Naturen wie die Königin lieben die Huldigungen, fürchten aber die Angriffe und weisen sie zurück.

»Ja, das Mittel ist unfehlbar. Indem man Herrn von Rohan räth, sich frei zu erklären, wird man im Geiste der Königin eine Regung des Ekels, des Widerwillens hervorrufen, welche, nicht den Fürsten von der Fürstin, sondern den Mann von der Frau, das Männchen vom Weibchen auf immer trennen wird. Aus diesem Grunde wird man Waffen gegen den Cardinal ergriffen haben, dessen Manöver man insgesammt am großen Tage der Feindseligkeiten lähmt.

»Gut. Doch ich wiederhole, wenn man den Cardinal der Königin zuwider macht, wirkt man nur auf den Cardinal; man läßt die Tugend der Königin strahlen, das heißt, man befreit die Fürstin, und man gibt ihr jene Freiheit der Sprache, welche jede Anklage erleichtert und ihr das Gewicht des Ansehens verleiht.

»Was man braucht, ist ein Beweis gegen Herrn von Rohan und die Königin; es ist ein zweischneidiges Schwert, das rechts und links verwundet, das verwundet, indem es aus der Scheide geht, das verwundet, indem es die Scheide selbst zerschneidet.

»Was man braucht, ist eine Anklage, welche die Königin erbleichen, den Cardinal erröthen machen muß, eine Anklage, der man Glauben verschaffen muß, so daß Jeanne, die Vertraute der zwei Hauptschuldigen, von allem Verdachte reingewaschen wird. Was man braucht, ist eine Combination, hinter der Jeanne, zu rechter Zeit und geeigneten Ortes verschanzt, sagen kann: Klagt mich nicht an, ober ich klage Euch an; richtet mich nicht zu Grunde, oder ich richte Euch zu Grunde. Laßt mir das Geld, ich werde Euch die Ehre lassen.

»Das lohnt der Mühe, daß man sich besinnt,« dachte die treulose Gräfin, »und ich werde mich besinnen. Meine Zeit wird mir von heute an bezahlt.«

In der That, Frau von La Mothe versenkte sich in gute Polster, rückte näher zu ihrem, von einer milden Sonne beschienen Fenster und suchte in Gegenwart Gottes mit der Fackel Gottes.

 

Ende des zweiten Bandes.

 


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