Alexander Dumas
Das Halsband der Königin - 2
Alexander Dumas

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XLII.

Worin Herr Ducorneau durchaus nichts von dem, was vorgeht, begreift.

Don Manoel von Suza war weniger gelb als gewöhnlich, er war nämlich röther. Er hatte soeben mit dem Herrn Commandeur Kammerdiener eine unangenehme Erklärung gehabt.

Diese Erklärung war noch nicht beendigt.

Als Beausire eintrat, rupften sich die zwei Hähne die letzten Federn aus.

»Ah! Herr von Beausire,« sagte der Commandeur, »setzen Sie uns doch in Einklang.«

»Worin?« fragte der Secretär, der eine Schiedsrichtermiene annahm, nachdem er mit dem Gesandten, seinem natürlichen Verbündeten, einen Blick gewechselt hatte.

»Sie wissen,« sprach der Kammerdiener, »daß Herr Böhmer heute hierher kommen und die Sache mit dem Halsband vollends abschließen soll.«

»Ich weiß es.«

»Und daß man ihm die hunderttausend Livres ausbezahlen soll.«

»Ich weiß es auch.«

»Diese hunderttausend Livres sind das Eigenthum der Gesellschaft, nicht wahr?«

»Wer zweifelt daran?«

»Ah! Herr von Beausire gibt mir Recht,« sagte der Commandeur, indem er sich gegen Don Manoel umwandte.

»Warten wir, warten wir,« entgegnete der Portugiese und machte dabei ein Zeichen der Geduld mit der Hand.

»Ich gebe Ihnen nur in dem Punkte Recht, daß die hunderttausend Livres den Verbündeten gehören,« sagte Beausire.

»Das ist das Ganze; mehr verlange ich nicht.«

»Wohl! dann darf die Casse, welche dieselben enthält, nicht in dem Bureau der Gesandtschaft stehen, das an das Zimmer des Herrn Gesandten stößt.«

»Warum nicht?« fragte Beausire.

»Und der Herr Gesandte muß Jedem von uns einen Schlüssel zu dieser Casse geben,« fuhr der Commandeur fort.

»Nein,« erwiderte der Portugiese.

»Ihre Gründe?«

»Ah! ja, Ihre Gründe?« fragte Beausire.

»Man mißtraut mir,« antwortete der Portugiese, seinen frischen Bart streichelnd, »warum soll ich nicht den Andern mißtrauen! Beschuldigt man mich, ich bestehle den Bund, so kann ich, wie mir scheint, den Bund im Verdacht haben, er wolle mich bestehlen. Wir sind Leute von gleichem Werth.«

»Einverstanden,« sagte der Kammerdiener, »doch gerade deßhalb haben wir gleiche Rechte.«

»Mein lieber Herr, wenn Sie hier Gleichheit treiben wollen, so hätten Sie darauf dringen sollen, daß Jeder von uns seinerseits die Rolle des Gesandten spiele. Das wäre in den Augen des Publicums vielleicht weniger wahrscheinlich gewesen, doch die Verbündeten hätten sich dabei beruhigt. Das ist Alles, nicht wahr?«

»Und dann,« unterbrach ihn Beausire, »mein Herr Commandeur, Sie handeln nicht als guter College: hat der edle Don Manoel nicht ein unbestreitbares Vorrecht, das der Erfindung?«

»Ah! ja ...« sagte der Gesandte, »und Herr von Beausire theilt es mit mir.«

»Oh!« entgegnete der Commandeur, »wenn einmal eine Sache im Gang ist, so achtet man nicht mehr auf die Vorrechte.«

»Einverstanden, doch man achtet beständig auf das Verfahren,« sagte Beausire.

»Ich stelle diese Forderung nicht allein,« murmelte der Commandeur ein wenig beschämt. »Alle unsere Cameraden denken wie ich.«

»Und sie haben Unrecht,« versetzte der Portugiese.

»Sie haben Unrecht,« wiederholte Beausire.

Der Commandeur erhob das Haupt und sprach ärgerlich:

»Und ich habe Unrecht gehabt, dem Vorschlag des Herrn von Beausire beizutreten. Der Secretär mußte sich unfehlbar mit dem Gesandten verständigen.«

»Herr Commandeur,« erwiderte Beausire mit einem erstaunlichen Phlegma, »Sie sind ein Schuft, dem ich die Ohren abschneiden würde, wenn Sie noch Ohren hätten, doch man hat sie Ihnen zu oft beschnitten.«

»Wie beliebt?« versetzte der Commandeur sich aufrichtend.

»Wir sind hier ruhig im Cabinet des Herrn Gesandten, und wir werden die Sache unter uns behandeln können. Sie aber beleidigen mich, indem Sie sagen, ich sei im Einverständniß mit Don Manoel.«

»Sie haben mich auch beleidigt,« sprach kalt Don Manoel, der Beausire zu Hilfe kam.

»Sie müssen uns Genugthuung geben, Herr Commandeur.«

»Oh! ich bin kein Bramarbas!« rief der Kammerdiener.

»Ich sehe es wohl,« erwiderte Beausire; »Sie werden folglich durchgeprügelt, Commandeur.«

»Zu Hilfe!« rief dieser, den der Liebhaber Oliva's schon gepackt und der Portugiese beinahe erwürgt hatte.

Doch in dem Augenblick, wo die beiden Chefs sich selbst auf solche Art Recht schaffen wollten, verkündigte die Klingel von unten, daß ein Besuch erschien.

»Lassen wir ihn los,« sagte Don Manoel.

»Und er thue seinen Dienst,« fügte Beausire bei.

»Die Cameraden sollen das erfahren,« sprach der Commandeur, während er sich wieder zurecht machte.

»Oh! sagen Sie! sagen Sie ihnen, was Sie wollen; wir wissen, was wir ihnen antworten werden.«

»Herr Böhmer!« rief der Portier von unten.

»Ah! das macht Allem ein Ende, lieber Commandeur,« sagte Beausire, indem er seinem Gegner einen leichten Schlag in's Genick versetzte.

»Wir werden keinen Streit mehr wegen der hunderttausend Livres haben, da die hunderttausend Livres mit Herrn Böhmer verschwinden. Auf, seien Sie freundlich, Herr Kammerdiener.«

Der Kammerdiener ging brummend hinaus und nahm wieder seine demüthige Miene an, um den Juwelier der Krone auf geziemende Weise einzuführen.

Zwischen seinem Abgang und dem Eintritt Böhmers hatten Beausire und der Portugiese einen zweiten Blick gewechselt, der eben so bezeichnend war als der erste.

Böhmer trat ein, gefolgt von Bossange. Beide hatten eine demüthige, gleichsam verdutzte Haltung, in der sich die seinen Beobachter der Gesandtschaft nicht täuschen konnten.

»Während sie die von Beausire angebotenen Sitze einnahmen, setzte dieser seine Forschung fort und belauerte das Auge Don Manoels, um die Correspondenz zu unterhalten.

Manoel behauptete seine würdige, officielle Miene.

Böhmer, der Mann der Initiative, nahm das Wort unter diesen schwierigen Verhältnissen.

Er erklärte, daß ihn politische Gründe von hoher Wichtigkeit abhalten, der angefangenen Unterhandlung Folge zu geben.

Manoel schrie auf.

Beausire machte ein: »Hm!«

Herr Böhmer gerieth immer mehr in Verlegenheit.

Don Manoel bemerkte ihm, der Handel sei abgeschlossen, das Geld für die Abschlagszahlung liege bereit.

Böhmer bedauerte.

Stets durch die Vermittlung Beausire's entgegnete der Gesandte, seine Regierung habe oder müsse Kenntniß von dem Abschluß des Handels haben; eine Zurücknahme desselben wäre eine wahre Beleidigung gegen Ihre portugiesische Majestät.

Herr Böhmer sagte, er habe alle Folgen dieser Reflexionen abgewogen, aber er könne schlechterdings nicht mehr anders.

Beausire entschloß sich nicht, den Bruch anzunehmen. Er erklärte Böhmer unumwunden, seine Zusage zurückzunehmen, sei die Sache eines schlechten Kaufmannes, eines Mannes ohne Wort.

Da ergriff Bossange das Wort, um den in seiner und in seines Associé Person angeschuldigten Handel zu vertheidigen.

Doch er war nicht beredt.

Beausire schloß ihm den Mund mit dem einzigen Wort:

»Sie haben einen Steigerer gefunden?«

Die Juweliere, welche nicht außerordentlich stark in der Politik waren und von der Diplomatie im Allgemeinen sowie von den portugiesischen Diplomaten in's Besondere einen ausnehmend hohen Begriff hatten, errötheten, da sie sich durchschaut glaubten.

Beausire sah, daß er richtig getroffen, und da es für ihn von Bedeutung war, dieses Geschäft, in dem er ein ganzes Vermögen fühlte, zu Ende zu führen, so gab er sich den Anschein, als beriethe er sich in portugiesischer Sprache mit seinem Gesandten.

»Meine Herren,« sprach er dann zu den Juwelieren, »man hat Ihnen einen Nutzen angeboten; nichts kann natürlicher sein, und das beweist, daß die Steine einen schönen Werth haben. Wohl! Ihre portugiesische Majestät will nicht einen guten Handel machen, der redlichen Kaufleuten schaden würde. Darf ich Ihnen fünfzigtausend Livres anbieten?«

Böhmer machte ein verneinendes Zeichen.

»Hunderttausend und hundert und fünfzigtausend Livres,« fuhr Beausire fort, der, ohne sich zu compromittiren, entschlossen war, eine Million mehr anzubieten, um seinen Antheil an den fünfzehnmal hunderttausend Livres zu gewinnen.

Die Juweliere waren geblendet und standen einen Augenblick verblüfft da; dann, als sie mit einander beratschlagt hatten, sagten sie zu Beausire:

»Mein Herr Secretär, geben Sie sich nicht die Mühe, uns in Versuchung zu führen; der Handel ist abgethan; ein Wille, der mächtiger als der unsrige, zwingt uns, das Halsband im Lande zu verkaufen. Sie begreifen ohne Zweifel, entschuldigen Sie uns, wir sind es nicht, die Ihr Anerbieten ausschlagen, und grollen Sie uns nicht; Jemand, der größer ist als wir, größer ist als Sie, widersetzt sich dem Abschluß mit Ihnen.«

Beausire und Manoel fanden nichts zu erwidern. Sie machten im Gegentheil den Juwelieren eine Art von Compliment und suchten sich gleichgültig zu zeigen.

Ihre ganze Aufmerksamkeit war jedoch dergestalt nur dieser Sache zugewendet, daß sie im Vorzimmer den Herrn Commandeur-Kammerdiener nicht sahen, der damit beschäftigt war, daß er an den Thüren horchte, um zu erfahren, wie das Geschäft betrieben würde, von dem man ihn ausschließen wollte.

Dieser würdige Verbündete war indessen ungeschickt, denn indem er sich gegen die Thüre neigte, glitschte er aus und fiel dergestalt an die Füllung, daß diese laut erdröhnte.

Beausire stürzte nach dem Vorzimmer und fand den Kammerdiener ganz erschrocken.

»Was machst Du hier, Unglücklicher?« fragte Beausire.

»Gnädiger Herr,« antwortete der Commandeur, »ich brachte den Courier von diesem Morgen.«

»Gut! gehe,« sagte Beausire.

Und er nahm die Depeschen und schickte den Commandeur weg.

Diese Depeschen waren die ganze Correspondenz der Kanzlei: Briefe von Portugal und Spanien, der Mehrzahl nach sehr unbedeutend, welche die tägliche Arbeit von Herrn Ducorneau bildeten, aber, da sie stets durch die Hände von Beausire oder Don Manoel gingen, ehe sie in die Kanzlei kamen, den zwei Chefs schon nützliche Unterweisungen über die Angelegenheiten der Gesandtschaft geliefert hatten.

Bei dem Wort »Depeschen«, das die Juweliere hörten, standen sie erleichtert auf, wie Leute, die ihren Abschied nach einer peinlichen Audienz erhalten haben.

Man ließ sie gehen, und der Kammerdiener erhielt Befehl, sie bis in den Hof zu begleiten.

Kaum hatte er die Treppe verlassen, als Don Manoel und Beausire sich ein paar Blicke von jener Art zusandten, welche rasch eine Thätigkeit eröffnet. Sie näherten sich einander und Don Manoel sagte:

»Nun! die Sache ist gescheitert.«

»Ganz und gar,« sprach Beausire.

»Von hunderttausend Livres, einem mittelmäßigen Diebstahl, bekommen wir jeder achttausend vierhundert Livres.«

»Das ist nicht der Mühe werth,« erwiderte Beausire.

»Nicht wahr? Während dort in der Casse ...«

Er deutete auf die Casse, nach der es den Commandeur so sehr gelüstet hatte.

»Dort in der Casse sind einmal hundert und achttausend Livres.«

»Wohl! das ist abgemacht,« sprach Don Manoel. »Theilen wir.«

»Es sei, doch der Commandeur wird uns nicht verlassen, da er jetzt weiß, daß das Geschäft verfehlt ist.«

»Ich will ein Mittel suchen,« sagte Don Manoel mit einer seltsamen Miene.

»Und ich, ich habe eines gefunden,« erwiderte Beausire.

»Welches?«

»Nicht wahr, der Commandeur wird zurückkehren?«

»Ja.«

»Er wird seinen Antheil für sich und die Verbündeten fordern?«

»Ja.«

»Wir werden das ganze Haus auf dem Nacken haben?«

»Ja.«

»Rufen wir den Commandeur, als wollten wir ihm ein Geheimniß erzählen, und lassen Sie mich machen.«

»Mir scheint, ich errathe,« sagte Don Manoel, »gehen Sie ihm entgegen.«

»Ich war im Begriff, Sie zu bitten, ihm selbst entgegenzugehen.«

Weder der Eine noch der Andere wollte seinen Freund allein bei der Casse lassen. Es ist ein seltenes Kleinod um das Vertrauen.

Don Manoel erwiderte, seine Eigenschaft als Gesandter halte ihn ab, diesen Schritt zu thun.

»Nein, Sie sind kein Gesandter für ihn, doch gleichviel.«

»Sie gehen?«

»Nein; ich rufe ihn aus dem Fenster.«

Beausire rief in der That aus dem Fenster den Commandeur, der sich eben anschickte, ein Gespräch mit dem Portier anzuknüpfen.

Als der Commandeur sich rufen hörte, ging er hinauf.

Er fand die zwei Chefs in dem Zimmer, welches an dasjenige stieß, wo die Casse war.

Beausire wandte sich mit lächelnder Miene gegen ihn und sprach:

»Wetten wir, ich weiß, was Sie zu dem Portier gesagt haben?«

»Ich?«

»Ja. Sie haben ihm erzählt, das Geschäft mit Böhmer sei gescheitert.«

»Meiner Treue, nein.«

»Sie lügen.«

»Ich schwöre Ihnen, nein!«

»Das ist gut, denn wenn Sie gesprochen hätten, so würden Sie eine schöne Geldsumme verloren haben.«

»Wie so?« rief der Commandeur ganz erstaunt.

»Sie begreifen wohl, daß wir drei allein das Geheimniß wissen.«

»Das ist wahr.«

»Daß wir drei folglich die hundert und achttausend Livres behalten, da Alle glauben, Böhmer und Bossange haben sie mit fortgenommen.«

»Alle Wetter!« rief der Commandeur, von Freude ergriffen, »das ist wahr.«

»Dreiunddreißigtausend dreihundert und drei und dreißig Franken und sechs Sou für Jeden,« sagte Manoel.

»Mehr! mehr!« rief der Commandeur, »es ist dabei ein Bruch von achttausend Livres.«

»Ganz richtig,« sagte Beausire, »Sie nehmen es an?«

»Ob ich es annehme!« versetzte der Kammerdiener sich die Hände reibend. »Ah! schön, das heiße ich sprechen.«

»Das heiße ich sprechen wie ein Schurke,« rief Beausire mit einer Donnerstimme; »ich sagte Ihnen ja, Sie seien nur ein Schuft. »Auf, Don Manoel, Sie, der Sie stark sind, packen Sie mir diesen Burschen und überliefern wir ihn unsern Verbündeten in seiner wahren Eigenschaft.«

»Gnade! Gnade!« rief der Unglückliche, »ich wollte nur scherzen.«

»Vorwärts!« sprach Beausire, »in die schwarze Stube, bis auf weitere Justiz.«

»Gnade!« rief abermals der Commandeur.

»Nehmen Sie sich in Acht,« sagte Beausire zu Don Manoel, der den treulosen Commandeur kräftig würgte, »nehmen Sie sich in Acht, daß Herr Ducorneau nichts hört.«

»Wenn Ihr mich nicht loslaßt, zeige ich Euch Alle an,« rief der Commandeur.

»Und ich erdroßle Dich,« sprach Don Manoel mit zorniger Stimme, indem er den Kammerdiener in ein nahes Ankleidecabinet fortschob.

»Schicken Sie Herrn Ducorneau weg,« flüsterte er Beausire zu.

Dieser ließ sich dieß nicht zweimal sagen. Er ging rasch in die an das Zimmer des Gesandten stoßende Stube, während der Letztere den Kammerdiener in dem für ihn bestimmten dumpfen Gefängniß einschloß.

Es verging eine Minute, Beausire kam nicht zurück. Don Manoel hatte einen Gedanken; er fühlte sich allein, die Casse war nur zehn Schritte entfernt: um sie zu öffnen und die hunderttausend Livres in Billets daraus zu nehmen, durch ein Fenster zu entspringen und durch den Garten mit der Beute davon zu laufen, dazu brauchte jeder wohl organisirte Räuber nur zwei Minuten.

Don Manoel berechnete, daß Beausire, um Ducorneau wegzuschicken und in das Zimmer zurückzukehren, wenigstens fünf Minuten verlieren würde.

Er eilte nach der Thüre des Zimmers, worin die Casse war. Man hatte diese Thüre mit einem Riegel verschlossen. Don Manoel war stark, geschickt, er hätte ein Stadtthor mit einem Uhrenschlüssel geöffnet.

»Beausire hat mir mißtraut, weil ich allein den Schlüssel habe,« dachte er; »er hat den Riegel vorgeschoben, das ist in der Ordnung.«

Mit seinem Degen sprengte er den Riegel.

Er kam zur Casse und stieß einen furchtbaren Schrei aus. Die Casse sperrte den Mund weit und völlig leer auf. Nichts in ihren gähnenden Tiefen.

Beausire, der einen zweiten Schlüssel hatte, war durch die andere Thüre hineingegangen und hatte die Summe zusammengerafft.

Don Manoel lief wie ein Wahnsinniger bis zur Loge des Portier, der ein Liedchen sang.

Beausire hatte fünf Minuten voraus.

Als der Portugiese durch sein Geschrei und durch sein Wehklagen das ganze Haus von dem Abenteuer unterrichtet, als er, um sich durch ein Zeugniß zu unterstützen, den Commandeur in Freiheit gesetzt hatte, fand er nur Ungläubige und Wüthende. Man beschuldigte ihn, er habe dieses Complott mit Beausire angezettelt, der ihm voranlaufe und ihm die Hälfte des Diebstahles aufbewahren müsse.

Keine Masken, keine Geheimnisse mehr, der ehrliche Herr Ducorneau begriff nicht mehr, mit was für Leuten er in Verbindung stand. Er wäre beinahe in Ohnmacht gefallen, als er sah, wie diese Diplomaten sich anschickten, Don Manoel, der nicht an dem Vorfall schuldig war, unter einem Wagenschoppen zu hängen.

»Herrn von Suza hängen!« rief der Kanzler, »das ist ein Verbrechen beleidigter Majestät; nehmen Sie sich in Acht!«

Man beschloß, ihn in einen Keller zu werfen, doch schrie zu stark.

Drei Schläge, feierlich an die Thüre gethan, machten die Verbündeten beben.

Es wurde wieder stille unter ihnen.

Die drei Schläge wiederholten sich.

Dann rief eine spitzige Stimme in portugiesischer Sprache:

»Oeffnen Sie im Namen des Herrn Gesandten von Portugal.«

»Der Gesandte!« murmelten die Schufte alle. Und sie zerstreuten sich im ganzen Hotel, und einige Minuten lang war es durch die Gärten, über die Mauern der Nachbarschaft, über die Dächer eine allgemeine Flucht, ein ungeheurer Wirrwarr,

Der ächte Gesandte, der wirklich so eben angekommen war, konnte in seine Wohnung nur mit Hilfe der Policeisoldaten eindringen, welche die Thüre in Gegenwart einer ungeheuren, durch dieses seltsame Schauspiel angelockten Menge einstießen.

Dann bemächtigte man sich aller Gegenstände, verhaftete Herrn Ducorneau und führte ihn in's Chatelet, wo er nunmehr sein Nachtlager hatte.

So endigte das Abenteuer der falschen Gesandtschaft von Portugal.


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