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Ein Reichsinstitut in der Antarktis

Mit ›St 11‹ zur deutschen Station. Drei Mammutwagen. Dr. Wille läßt sich überzeugen. Mr. Garrison interessiert einen Millionär für das »Andenken«. Der lange Schmidt wird Geheimrat, die deutsche Station ein Reichsinstitut. Die Reichsflagge geht am Funkmast hoch.

Man war im Werk gerade dabei, die ersten Schiffe von Typ ›St 11‹ aus der Neufabrikation für die Pazificlinien einzufliegen. ›St 11a‹ hatte die ersten 10 000 Kilometer bereits hinter sich, als es um die achte Abendstunde auf dem Werkhof niederging. Hein Eggerth kletterte aus dem Rumpf, Berkoff und Hansen folgten ihm.

»Der Kahn ist großartig«, rief Hansen vergnügt und schwenkte dabei das Logbuch von ›St 11a‹ in der Rechten.

In der Hoffnung auf ein gutes Abendessen schlugen die drei Piloten zusammen den Weg zum Kasino ein, als der Professor ihnen in den Weg trat. Eine kurze Begrüßung, ein kurzer Bericht über den letzten Flug, und der Professor ging zusammen mit ihnen weiter.

»Die Herren wollen sich restaurieren. Ist recht so! Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.«

Zu viert nahmen sie auf Einladung des Professors an dem runden Stammtisch im hinteren Zimmer des Kasinos Platz und bald duftete es angenehm aus vollen Schüsseln. Professor Eggerth saß neben seinem Sohn und studierte aufmerksam das Logbuch des neuen Stratosphärenschiffes, während die anderen sich über die aufgetragenen Gerichte hermachten. Eine Weile ließ er sie gewähren, dann zog er Hein beiseite und begann mit ihm zu sprechen. Leise, fast flüsternd zuerst, bald danach lauter, so daß auch die andern hören konnten, um was es sich handelte und was ihnen bevorstand. In einer halben Stunde sollten sie mit ›St 11a‹ zur Antarktis starten. »Pfui Deibel«, sagte Hansen, aber vorsichtigerweise so leise, daß es der Professor nicht hören konnte.

»Ich hätte mich eigentlich aufs Bett gefreut«, flüsterte Berkoff ihm zu.

»Es ist von Wichtigkeit für unser Werk und für noch mehr, meine Herren«, sagte Professor Eggerth, und da waren Müdigkeit und Abspannung im Augenblick abgeschüttelt.

»Was sollen wir mitnehmen?« fragte Hein.

»Keine Sorge für dich, mein Junge. Draußen wird schon alles eingeladen. Zwanzig Minuten könnt ihr hier noch gemütlich sitzen, dann wird gestartet.«

Zur festgesetzten Zeit schraubte sich ›St 11a‹ in die Höhe und stürmte nach Süden davon.

*

Professor Eggerth hatte mit seiner Vermutung recht, daß eine Hemmung eingetreten sei. Während Dr. Wille in langen Stunden sein bisheriges Lebenswerk durchdachte, während er sich vorzustellen versuchte, wie er es zukünftig unter andern vielleicht günstigeren Bedingungen weiterführen sollte, geriet er immer wieder an einen Punkt, über den er nicht hinwegkam. Sein ureigenstes Werk war diese ganze antarktische Station, wenn er auch die tatkräftige Hilfe der Eggerth-Werke nicht unterschätzte. Von ihm war die Idee ausgegangen, und sein ganzes nicht unbedeutendes Vermögen hatte er in ihren Dienst gestellt. Von ihm stammte auch der Generalplan, nach dem die Expedition bisher gearbeitet hatte, und auf die Ergebnisse dieser Arbeiten durfte er mit Recht stolz sein.

Eine Fülle neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse war im Laufe dieses letzten Jahres gewonnen worden. In den gelehrten Zeitschriften aller Kulturvölker waren Berichte darüber erschienen und hatten seinen Namen in der ganzen Welt bekannt und berühmt gemacht.

Nun sollte das plötzlich anders werden. Nicht mehr nach seinen eigenen Ideen, sondern nach denen der deutschen Regierung . . . eines Ministeriums der Regierung . . . irgendeines unbekannten . . . vielleicht unbedeutenden Dezernenten dieses Ministeriums sollte zukünftig gearbeitet werden. Er kam nicht darüber hinweg, sooft er in seinen Gedanken bis an diesen Punkt gelangt war.

Die Station zum Teil motorisieren . . . alle Messungen nicht mehr an einer einzelnen Stelle, sondern über einem großen Gebiet vornehmen . . . er konnte sich der Erkenntnis nicht verschließen, daß der Gedanke grundsätzlich richtig war. Er mußte sich selbst eingestehen, daß er den Vorschlägen Schmidts mehr aus Eigensinn als aus triftigen Gründen widersprochen hatte.

Ja war es denn wirklich nur Eigensinn? Hatten nicht andere Gründe in seinem Unterbewußtsein, ihm selbst kaum erkenntlich, mitgesprochen? Gründe, über die er sich in langem selbstquälerischen Grübeln klar zu werden suchte, und die er schließlich zu finden glaubte.

Das war es, was ihn allen Vorschlägen Schmidts so schroffen Widerspruch entgegensetzen ließ. Eine Motorisierung der Station würde neue bedeutende Kosten verursachen, seine eigenen Mittel wahrscheinlich vollkommen aufzehren. Die Hilfe der Eggerth-Werke aber auch dafür in Anspruch zu nehmen, widerstand ihm instinktiv. Das waren, er erkannte es jetzt klar, die tieferen Gründe für seinen fortwährenden Streit mit Schmidt. Sollte er jetzt nachgeben, weil die deutsche Regierung sich hinter sein Unternehmen stellen wollte? – –

Ein Geräusch riß ihn aus seinen Überlegungen und Erwägungen. Motorgedröhn drang in den stillen Raum. Er trat an ein Fenster und zog die Vorhänge zurück. Im matten Schein der tiefstehenden Sonne senkte sich ein Flugschiff langsam auf die Hoffläche hinab, ein Schiff viel größer und mächtiger als die Stratosphärenschiffe, die bisher die Verbindung der Station mit Deutschland aufrechterhielten.

Es duldete ihn nicht länger im Zimmer. Er warf den Pelz über und trat ins Freie, voller Erwartung, was dies neueste und größte Schiff der Eggerth-Werke wohl bringen mochte.

Doch auf halbem Wege verhielt er den Schritt. Da kam von links her Schmidt, der ebenfalls zu dem Stratosphärenschiff wollte. Dr. Wille wollte umdrehen und ins Haus zurückgehen, aber da war der lange Schmidt schon bei ihm und schob, als ob es gar nicht anders sein könnte, seinen Arm unter den Willes.

»Kommen Sie mit, Herr Dr. Wille. Wir wollen uns zusammen ansehen, was Professor Eggerth uns schickt.«

Während sie durch den kalten lichten Polartag weiterschritten, klang ihnen aus dem Rumpf des Stratosphärenschiffes das Geräusch von Werkzeugen entgegen. Wie wenn an vielen Stellen zugleich mit Schraubenschlüsseln und Hebeln hantiert würde, hörte es sich an. Kommandorufe dazwischen; nur dumpf und gedämpft vermochten sie durch die starke Metallwand nach außen zu dringen. Und dann plötzlich klaffte es breit in dem mächtigen Bau. Knarrend öffneten sich die beiden Flügeltüren einer gewaltigen Ladeluke und schwangen langsam nach außen.

Wie oft hatten sie es schon mit angesehen, wenn eins der älteren Stratosphärenschiffe hier niederging, wenn eine Tür in seinem Rumpf sich öffnete. Doch viel großartiger, viel imposanter war das Schauspiel, das sich jetzt ihren Augen bot. Der freie Blick in das Schiffsinnere auf zahlreiche Werkleute, die dort nach den Anweisungen von Meistern und Ingenieuren tätig waren.

Ein neues Kommando klang auf, breit und massig schob sich eine schwere Brücke aus der klaffenden Ladeluke und reckte sich weit hinaus, bis sie mit dem freien Ende auf dem verschneiten Feld auflegte. Aus dem gleichen schimmernden Leichtmetall bestand sie wie der Rumpf des Stratosphärenschiffes.

Der Ton einer Hupe zerriß die stille Luft. Wie das Atmen eines schlafenden Riesen war es plötzlich anzuhören, etwas Großes, Dunkles bewegte sich im Schiffsraum, ein Gebilde, mächtig und riesenhaft wie der Leib eines Mammuts stand auf der Brücke, rollte über die Brücke hinab und glitt auf breiten Raupenketten geräuschlos über den Schnee, bis es dicht bei der Stelle, wo Wille und Schmidt standen, zum Halten kam.

Betroffen von dem unerwarteten Anblick, bedrückt von den ungeheuren Ausmaßen des gigantischen Kraftwagens stand Dr. Wille, als neue Hupensignale ertönten. Noch ein zweites und noch ein drittes Gefährt, von der gleichen riesigen Bauart, tauchten aus dem Bauch des Stratosphärenschiffes auf, glitten über die Brücke und über den Schnee. Wie drei Mastodonten der Urzeit standen die drei gewaltigen Raupenwagen jetzt in Reih und Glied nebeneinander.

Dr. Wille griff sich an die Stirn. »Was ist das, Schmidt? Was soll das bedeuten?«

Der lange Schmidt zuckte die Achseln. Er hielt es im Augenblick für klüger, seine Gedanken für sich zu behalten.

»Ich weiß es nicht, Herr Wille, doch ich denke, die Herren, die das Stratosphärenschiff hierhergebracht haben, werden es uns sagen können. Da kommt ja der junge Eggerth, wir wollen ihn fragen.«

Hein Eggerth schüttelte den beiden Gelehrten die Hände, und Wolf Hansen drückte sie ihnen so kräftig, daß Dr. Wille die Zähne zusammenbeißen mußte und für den Augenblick alle Grillen fahren ließ. Und dann kam Georg Berkoff, ein Schlüsselbund in der Hand, und bat um die Ehre, die Herren mit einigen technischen Neuheiten bekanntmachen zu dürfen.

Ein Schlüssel seines Bundes schnappte in einem Schloß des ersten der drei Motorriesen. Gleichzeitig mit der aufspringenden Tür schob sich eine Treppe hinaus, über die Stufen traten sie in das Wageninnere, geräuschlos fiel die Tür hinter ihnen wieder ins Schloß.

In einem großen angenehm durchwärmten Raum standen sie, in dem elektrisches Licht jeden Winkel erhellte. Es mußte das Innere jenes großen Raupenwagens sein, in den sie eben in dieser Sekunde hineingeklettert waren. Immer wieder sagte sich Dr. Wille das, während er ungläubig um sich blickte. Denn was seine Augen hier sahen, das erinnerte auch nicht im geringsten an ein Kraftfahrzeug, das war vielmehr ein vollständiges mit den besten Apparaten ausgerüstetes Observatorium für erdmagnetische Beobachtungen.

Die Stimme Berkoffs riß ihn aus seinem Staunen.

»Hier das Neueste aus Jena, Herr Dr. Wille. Ein Universal-Erdinduktor. Es glückte unserm Professor, das zweite Instrument, das im Zeiß-Werk fertig wurde, zu bekommen.«

Noch während er es sagte, drückte Berkoff auf einen Knopf, das leise Schnurren eines Elektromotors wurde hörbar, und drei Skalen leuchteten in mattem Licht auf.

»Die X-Komponente des Erdmagnetismus an der Stelle, wo wir jetzt sind«, fuhr er in seiner Erklärung fort und deutete auf den Zeiger, der zitternd über den Ziffern der ersten Skala spielte. »Alles nach Gauß-Einheiten geeicht, Herr Dr. Wille, jetzt . . .«, er bewegte einen Hebel, »haben wir die Y-Komponente auf der zweiten«, er bewegte einen andern Hebel, »die Z-Komponente auf der dritten Skala.«

Mit wachsendem Interesse war Wille den Erklärungen Berkoffs gefolgt. Unter dessen Anleitung griff er jetzt selbst zu, ließ bald die eine, bald die andere Skala spielen und überschüttete den Ingenieur mit einer Flut von Fragen; aber Berkoff hatte sich darauf präpariert und blieb ihm keine Antwort schuldig. Bald dies, bald jenes wollte Dr. Wille von ihm wissen, schließlich zog er eine Notizbuch aus der Tasche und verglich Zahlen, die dort eingetragen waren, mit den Angaben des neuen Induktors.

»Stimmt, Herr Berkoff, stimmt bis auf die dritte Dezimale mit unsern alten Messungen«, meinte er danach befriedigt und ließ sich nun die Regelvorrichtung des Elektromotors erklären, durch die dessen Umdrehungszahl auf einen genau gleichbleibenden Wert gehalten wurde. Die Zeit verstrich darüber, und immer noch war die Wißbegierde Willes nicht gestillt. Vergeblich suchte Berkoff ihn zu den andern Instrumenten dieses fahrbaren Observatoriums hinzubringen, er klebte an dem Induktor wie die Fliege am Leim. Schließlich zog Berkoff die Uhr.

»Ich schlage vor, daß wir umkehren, Herr Doktor, in den beiden andern Wagen gibt es auch noch allerlei zu sehen.«

»Umkehren?! Was heißt umkehren?« fragte Wille verwundert.

»Nun, wir können uns die Gegend ja mal ansehen«, erwiderte Berkoff und griff nach einem Telephon, durch das er mit dem Führer des Wagens sprach. Wille glaubte etwas wie eine Bewegung zu spüren und mußte sich einen kurzen Augenblick an der Wagenwand festhalten. Berkoff ließ die Tür aufspringen und trat, von dem Doktor gefolgt, ins Freie. Weit und breit herum beschneites Feld, soweit ihre Augen blicken konnten. Einförmig verschwammen Schnee und Himmel überall am Horizont.

»Wo ist die Station?« fragte Wille.

Berkoff deutete auf eine Stelle des Horizonts. »Den Funkmast werden Sie vielleicht noch sehen können, Herr Doktor, wenn Sie gute Augen haben. Wir sind etwa zwanzig Kilometer von der Station entfernt.«

»Zwanzig Kilometer, aber . . . aber . . .« Dr. Wille fing an zu stottern. Berkoff kam ihm zu Hilfe.

»Die Zeit vergeht schneller, als man denkt, mein verehrter Herr Doktor, wenn man sich so nett unterhält, wie wir es eben getan haben. Wir sind 40 Minuten unterwegs gewesen.«

»40 Minuten . . .«, Wille sah auf die Uhr, »Herrgott ja, Sie haben recht . . . zwanzig Kilometer . . . in 40 Minuten . . . wir sind mit 30 Stundenkilometern gefahren, ohne daß ich etwas davon gemerkt habe . . . wie wäre das möglich . . . und die Instrumente . . . die Instrumente haben während der Fahrt gearbeitet und richtig gezeigt . . . unbegreiflich . . . ganz unbegreiflich, Herr Berkoff.«

Ein leichtes Lächeln ging über die Züge des Ingenieurs.

»Ein kleiner Trick, Herr Dr. Wille. Der rotierende Teil des Induktors ist mit einem Kreiselkompaß gekuppelt. Sie ließen mich noch nicht dazukommen, Ihnen auch diesen Teil der Anlage zu zeigen, aber die Wirkung dürfte Ihnen auch so ohne weiteres einleuchten. Der Wagen kann in beliebiger Richtung fahren, der Induktor wird durch den Kompaß doch stets so gesteuert, daß er seine Richtung im Raum unverändert beibehält und die drei Komponenten richtig anzeigt.«

Wille wollte etwas erwidern, aber Berkoff unterbrach ihn. »Brr, Herr Doktor! Es ist schandbar kalt hier draußen. Kommen Sie zurück in den Wagen.«

Drinnen hatte Wille eine Weile mit seiner Brille zu tun, die sich in dem gewärmten Raum sofort beschlug. »Aber jetzt merke ich doch«, meinte er, während er die Gläser putzte, »daß wir fahren. Die Erschütterungen sind deutlich zu spüren.«

Berkoff lachte. »Wir fahren in der Tat, Herr Doktor, und zwar . . .«, er deutete auf ein Meßinstrument an der Wand, ». . . mit etwas mehr als fünfzig Stundenkilometern. Das wäre für ein Raupenfahrzeug selbst auf guter Straße eine sehr anständige Geschwindigkeit. Hier kommt noch hinzu, daß wir über freies Feld kutschieren. Immerhin, Sie sehen, Herr Doktor, daß man ganz nette Landpartien mit unserm Vehikel machen kann. In zehn Stunden können Sie fünfhundert Kilometer damit zurücklegen, wenn Sie es eilig haben.«

Dr. Wille schüttelte den Kopf und redete allerlei von exakten wissenschaftlichen Messungen und Langsamfahren, bevor ihn Berkoff endlich zu den andern Instrumenten bringen und ihm die übrigen Einrichtungen des Wagens erklären konnte, und er war noch längst nicht damit zu Ende, als der Wagen schon wieder auf dem Hofe der Station anhielt. – –

Weitere Stunden verstrichen bei der Besichtigung der beiden andern Wagen, und als endlich das letzte Stück betrachtet und erklärt worden war, gab sich Dr. Wille gefangen. Sein Widerspruch verstummte vor den Wundern einer raffinierten bis in die kleinsten Einzelheiten durchdachten Technik, die ihm hier vorgeführt wurden. In dem zweiten Gefährt befand sich ein komplettes elektrisches Observatorium. Ein Hebelgriff genügte hier, und Motorkraft schob das Wagendach fort und ließ drei Wagenwände auseinanderklappen, so daß die ganze Anlage, wie es für diese Untersuchungen notwendig war, im Freien stand. Ein anderer Hebelgriff und Fontänenmasten kurbelten sich in die Höhe und verbanden das elektrische Potential höherer Luftschichten mit den Kondensatoren der Anlage.

Der dritte Wagen entpuppte sich schließlich als ein Wohnwagen mit allem Komfort der Neuzeit ausgerüstet und mit Proviant auf Wochen hinaus versehen, in dem die Mitglieder der Expedition es in der antarktischen Schneewüste wohl aushalten konnten, ohne irgend etwas zu entbehren.

Dr. Wille mußte es sich selbst und den andern eingestehen, daß das Problem, die Station zu motorisieren, mit diesen drei Fahrzeugen in einer geradezu idealen Weise gelöst war.

Während der ganzen Zeit von der Ankunft von ›St 11a‹ an hatte er noch kein Wort mit Schmidt gesprochen. Jetzt nahm er ihn beim Arm und zog ihn zur Seite.

»Schmidt, alter Freund! Sie haben schon längst um alle diese Dinge gewußt.«

Der lange Schmidt brachte ein verlegenes Hüsteln hervor.

»Gestehen Sie, Schmidt, Sie haben darum gewußt.«

»Nicht um alles, Herr Wille. Ich wußte nur, daß man die Motorisierung der Station vorbereitete. Man wollte Ihnen damit eine Überraschung bereiten, sobald Sie . . .«

»Sobald ich meine Einwilligung zu den Vorschlägen der Regierung gegeben habe. Sie haben recht, daß Sie mich daran erinnern, mein lieber Schmidt. Kommen Sie, wir wollen den Funkspruch zusammen aufgeben.« – –

*

»Hübsche Sache, Sir. Nur schade, daß Sie nicht mehr von dem Zeug gefunden haben. Das bißchen hat Ihre Reise in die Antarktis bei Gott nicht gelohnt.« Mr. Bolton sagte es, während er mit Metallstückchen von verschiedener Farbe spielte, die vor ihm auf dem Tisch lagen.

Garrison zuckte schweigend die Achseln. Bolton griff nach einem goldig blinkenden Stückchen.

»Ist ja aller Ehren wert, Mr. Garrison, was Sie aus den paar Erzbrocken, die Sie mir nach Ihrer Rückkunft zeigten, herausgeholt haben. Zehn Gewichtsprozente reines Gold, alle Wetter! Hätte ein großartiges Geschäft werden können, wenn . . . ja, wenn Sie mehr davon mitgebracht hätten. Dumme Geschichte, daß die Eggerth-Leute das Nest vorher ausgenommen haben.«

Mr. Garrison wollte etwas sagen. Doch Joe Bolton ließ ihn nicht zu Worte kommen. »Well, Sir! Geschehene Dinge sind nicht mehr zu ändern. Die Eggerth-Boys haben den job und wir das Nachsehen. Strich darunter! Die Kosten für Ihre Reise in die Antarktis habe ich Ihnen à fonds perdu gegeben. Dafür gehören mir die netten glitzernden Dingerchen hier. War ein faules Geschäft diesmal, will es Ihnen aber nicht nachtragen, Garrison. Kommen Sie ruhig wieder zu mir, wenn Sie mal was Gutes an der Hand haben.«

Diese Unterhaltung fand im Hoover-Hotel in Pasadena statt, acht Tage nachdem Dr. Wille sich entschlossen hatte, das Angebot der deutschen Regierung anzunehmen.

Mr. Joe Bolton aus Frisko, mehrfacher Millionär, siebenmal ausgekochter Geschäftsmann, betrachtete das Gespräch als beendet und wollte sich erheben. Mit einer bittenden Bewegung hielt ihn Garrison zurück.

»Was wollen Sie noch, Sir? Ich glaube, wir haben uns im Augenblick nichts mehr zu sagen.«

»Doch, Mr. Bolton, doch!« Garrison stieß die Worte hastig hervor. »Es ist unmöglich, Mr. Bolton, daß die Eggerth-Leute alles Erz weggeschafft haben . . . es kann nicht wahr sein . . . ich habe triftige Gründe dafür, Sie müssen mich noch anhören!«

Bolton warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Ich verstehe Sie nicht, Garrison. Sie haben mir selber erzählt, wie Sie in das Loch hineingeflogen sind, aus dem die Burschen das Erz geräumt haben. Der Fall liegt sonnenklar.«

»Etwas zu klar, Mr. Bolton! Damals, als ich im Schnee steckte und fast zu ersticken meinte, habe ich's auch geglaubt. Aber in diesen letzten Tagen, während ich auf dem Mount Wilson in meinem Laboratorium saß und das Erz analysierte, ist es mir klar geworden, daß man mich geblufft hat. Sie müssen mich anhören, Mr. Bolton!«

Bolton warf einen ungeduldigen Blick auf die Uhr. »Well, Mr. Garrison! Der Zug nach Frisko geht 15 Uhr 10. Fünfundzwanzig Minuten habe ich noch für Sie übrig. Schießen Sie los, wenn Sie noch was zu sagen haben.«

Garrison begann zu sprechen. Während der nächsten zehn Minuten redete er von jenen Stürmen und Unwetterkatastrophen, die vor rund einem halben Jahr über die südlichsten Zipfel Afrikas und Amerikas dahingebraust waren, von den alarmierenden Messungen der Erdbebenwarten, kurz von allen jenen Naturerscheinungen, die der Sturz des gewaltigen Boliden damals hervorgerufen hatte.

Mr. Bolton unterbrach ihn gelangweilt. »Mögen ganz interessante Geschichten für euch Sternwartenleute sein, aber nicht für mich, Mr. Garrison.« Wieder sah er auf die Uhr: »Ich kann Ihnen noch zehn Minuten geben, aber ich glaube, es hat nicht viel Zweck.«

»Doch! Doch!« fiel ihm Garrison lebhaft ins Wort. »Es muß auch Sie interessieren. Alle diese Naturerscheinungen beweisen unzweifelhaft, daß in der Antarktis ein riesenhafter Meteorit mit tausend . . . nein mit hunderttausend . . . mit Millionen Tonnen dieses wertvollen Erzes niedergestürzt ist. Ich muß blind gewesen sein, daß ich den Zusammenhang nicht schon früher erkannt habe.«

Bolton zuckte die Achseln. »Warum haben Sie diesen Meteoriten oder Boliden oder wie Sie das Ding sonst nennen mögen, denn nicht gefunden? Zu dem Zweck hatte ich Sie für mein gutes Geld an den Südpol geschickt, Mr. Garrison.«

»Weil ich geblufft worden bin, Mr. Bolton! In der nichtsnutzigsten und infamsten Weise geblufft von einem Ingenieur der Eggerth-Werke. Auf Bluff war jedes Wort von diesem Menschen von vornherein angelegt, und ich . . . ich kann es nicht leugnen, Mr. Bolton, ich habe mich bluffen lassen wie ein Greenhorn.«

Garrison sprach weiter, und jetzt hörte ihm Bolton aufmerksam zu, denn alles, was mit Bluff und bluffen zusammenhing, hatte für diesen eingefleischten Pokerspieler Interesse.

»Ein Bluff, ein Riesenbluff war schon die erste Behauptung dieses Eggerth-Ingenieurs, daß der Meteorit nur hundert Kilometer von der Station entfernt niedergestürzt sei«, schrie Garrison. »Ich Narr, ich dreimal verdammter Narr, habe es ihm geglaubt, weil er sich so treuherzig auf die Beobachtungen eines Funkers der deutschen Station berief. Ha, ha!« Er schlug sich mit beiden Händen vor die Stirn, »kein Fetzen von der ganzen Station wäre bei dem andern geblieben, wenn dieser Riesenmeteor, der bis nach Afrika hin Stürme entfesselte, nur hundert Kilometer von ihr entfernt niedergefallen wäre. Wie mag dieser verfluchte Hund, dieser Berkoff, im stillen über mich gelacht haben, als er mich in eine Schneekuhle stürzen ließ und mir seine Märchen erzählte.« – –

Der Zug nach Frisko war längst fort, aber noch immer saß Mr. Bolton im Hoover-Hotel und verschlang jedes Wort von dem, was Garrison weiter vorbrachte.

»Halt! Stop!« unterbrach er ihn, als Garrison sich weitläufig über die Meßtechnik der Erdbebenwarten auslassen wollte. »Hier ist der Punkt, auf den es ankommt. Sie behaupten, Mr. Garrison, daß Sie nach den Aufzeichnungen der verschiedenen Erdbebenwarten die Stelle, wo der Bolide niederstürzte, bis auf einige Meilen genau feststellen können.«

Garrison nickte. »Jawohl, Mr. Bolton, das kann ich.«

»Sie behaupten ferner, daß Ihnen in Ihrer Eigenschaft als Mitglied des Lick-Observatoriums die Aufzeichnungen aller Erdbebenwarten zur Verfügung stehen.«

Wieder ein Nicken Garrisons. »So ist es, Mr. Bolton. Die Aufzeichnungen der amerikanischen Warten haben wir schon da, diejenigen der afrikanischen und europäischen Stationen kann ich mir schnell verschaffen.«

»Was heißt schnell?« unterbrach ihn Bolton.

»Das kommt auf die Spesen an, die Sie bewilligen. Auf dem gewöhnlichen Postwege würde es etwa anderthalb Monate dauern, wenn wir mit Funkspruch und Bildfunk arbeiten, können wir alle nötigen Unterlagen in spätestens 48 Stunden hier haben.«

»Kostenpunkt, Mr. Garrison?«

»Sagen wir tausend Dollars.«

Einen Augenblick schien Bolton zu schwanken. Dann zog er ein Scheckbuch aus der Tasche und legte es vor sich auf den Tisch. Während er langsam seinen Füllfederhalter aufschraubte, sagte er:

»Diese tausend Dollars will ich auch noch à fonds perdu in das Geschäft stecken. Gesetzt den Fall, Mr. Garrison, Sie geben mir auf Grund besagter Unterlagen genau den Ort an, wo der Bolide niederstürzte, wie gedenken Sie dann weiter zu verfahren?«

»Man müßte natürlich hinfliegen, Mr. Bolton. Man müßte ein großes leistungsfähiges Flugschiff haben, mit dem man die Stelle aufsucht und gleich beim erstenmal so viel Erz mitnimmt, daß alle bisherigen Ausgaben reichlich gedeckt sind.«

Bolton stützte das Kinn in die rechte Hand.

»Hm, Mr. Garrison. Die Sache ließe sich hören, aber die Piloten . . . die Besatzung des Flugzeuges . . . man müßte schon eine ganz große Maschine dafür chartern . . . die würden doch den Mund nicht halten . . . faul, Mr. Garrison. Mitwisser können wir bei dem Geschäft nicht gebrauchen.«

Eine Weile schwiegen beide, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

»Was die Eggerth-Boys konnten, sollten wir auch können«, knurrte Bolton vor sich hin.

»Im Augenblick dachte ich dasselbe, Mr. Bolton. Wir müssen ein Flugzeug mit guter automatischer Steuerung chartern, mit dem wir den Flug allein unternehmen.«

»Hm, hm!« Bolton kratzte sich nachdenklich den Schädel. »Mein kleines Sportflugzeug steuere ich seit Jahren selber, aber mit einer dieser neuen großen Lastmaschinen allein losgehen . . . ich weiß doch nicht . . .«

»Sie überschätzen die Schwierigkeiten, Mr. Bolton, ich habe schon am Steuer dieser großen Maschinen gesessen. Sie fliegen sich leichter als die kleinen Sportmaschinen. Schließlich könnten Sie sich ja auch noch ein paar Tage einfliegen, bevor wir auf unsere Expedition gehen . . .«

Garrison merkte, wie der Millionär mit neuen Zweifeln kämpfte, und gab dem Gespräch eine andere Wendung. Mit beredten Worten malte er ihm die gewaltigen Gewinnmöglichkeiten aus, wenn es gelang, auch nur ein paar hundert Zentner des kostbaren Erzes aus der Antarktis nach Amerika zu bringen. Vor den Millionenziffern, mit denen er dabei jonglierte, schwand Boltons Widerstand dahin. Er füllte den Scheck über tausend Dollars aus, doch bevor er ihn an Garrison gab, zog er ein anderes Schriftstück aus der Brieftasche. Es war ein Vertragsentwurf, den er bereits vor jenem ersten ergebnislosen Flug Garrisons nach der Antarktis aufgesetzt hatte. In einer langen Reihe von Paragraphen waren darin die Rechte und die Pflichten der beiden Partner geregelt, und es war in Mr. Boltons Natur begründet, daß der Vertrag mehr Rechte für ihn und mehr Pflichten für Garrison enthielt. Darüber war Garrison sich auch vollkommen klar, aber wohl oder übel mußte er seinen Namen unter dies Dokument setzen, bevor er Boltons Scheck in Empfang nehmen durfte.

Der sprang jetzt auf. »Höchste Zeit, Mr. Garrison. Ich komme gerade zum nächsten Zug zurecht. Rufen Sie mich in Frisko an, sowie Sie etwas haben.« –

Mr. Bolton hatte den Raum verlassen. Garrison griff nach Stock und Hut; nachdenklich ging er durch die Straßen von Pasadena bis zur Drahtseilbahn, die ihn zur Sternwarte auf dem Mount Wilson bringen sollte.

*

Zwei schlichte Zeilen im Reichsanzeiger gaben amtliche Kunde von der Veränderung in der antarktischen Station. Sie befanden sich auf der Seite, die die Überschrift »Ernennungen und Beförderungen« trägt, und lauteten: »Zur besonderen Verwendung durch das Kultusministerium in den Staatsdienst übernommen Dr. Martin Wille mit dem Titel und Rang eines Ministerialdirektor; Dr. August Schmidt mit dem Titel und Rang eines Ministerialrat.«

In der Menge der anderen gleichartigen oder ähnlichen Mitteilungen gingen diese beiden Zeilen für die breite Öffentlichkeit spurlos unter. Nur im Kultusministerium, das sie ja besonders angingen, wurden sie gelesen und erregten zunächst einige Verwunderung. Was waren denn das für unbekannte Outsider, die das Ministerium so plötzlich mit nicht zu verachtenden Beamtenqualitäten in den Staatsdienst übernahm? Schmidt . . . August Schmidt? Ein Sammelname, aus dem niemand etwas zu machen wußte. Dr. Martin Wille? Leute in den Büros des Ministeriums, die sich für jede Ernennung interessierten, wälzten allerlei Nachschlagewerke und konnten auch nichts Rechtes entdecken.

»Dr. Martin Wille, Privatgelehrter. Arbeitet auf geophysikalischem Gebiet. Unternahm im vergangenen Jahr eine Expedition in die Antarktis«, stand in einem dieser Handbücher zu lesen und machte das Kopfschütteln noch größer. Bis es dann von oben her durchsickerte, und zwar mit einer gewissen Absichtlichkeit durchsickerte, daß dieser bisherige simple Privatgelehrte tatsächlich mit dem neuernannten Ministerialdirektor identisch sei und daß die nachgeordneten Stellen ihre verehrlichen Köpfe und Schnäbel nicht unnötig anstrengen möchten. Der Wink war deutlich genug und wirkte. – –

Als Hein Eggerth mit ›St 8‹ bei der antarktischen Station landete, fand er das Nest ziemlich leer. Nur Lorenzen, dem er seine Ankunft durch Funkspruch gemeldet hatte, stand auf dem Hof und begrüßte ihn, als er das Schiff verließ.

»Guten Tag, Lorenzen. Alles wohl und munter? Wo stecken denn die andern?«

»Ausgeflogen, Herr Eggerth. Sie sind alle mit den neuen Wagen weg, da nach Süden runter. Sogar Hagemann ist mit. Ich muß mir mein Futter hier allein kochen und auch noch für den ganzen Maschinenkram sorgen. Ist etwas viel für einen einzelnen Mann.«

Hein Eggerth lachte. »Na, Lorenzen, Sie sehen nicht danach aus, als ob Sie sich hier totarbeiten. Haben Sie eine Ahnung, wann die Herrschaften von ihrem Ausflug zurückzukehren gedenken?«

»Das kann lange dauern, Herr Eggerth. Die Herren sind ungefähr 400 Kilometer von der Station ab. Gleich nachdem ich Ihren Funkspruch erhielt, habe ich die Verbindung mit Herrn Wille aufgenommen. Ich habe ihm Ihre bevorstehende Ankunft gemeldet und mir den Standort der Wagen geben lassen. Hier ist er.« Er zog einen Schreibblock aus der Tasche und gab ihn Hein Eggerth. Der überflog die Zahlen, die darauf notiert waren. »74 Grad 14 Minuten Süd, 150 Grad 23 Minuten Ost.« Währenddem war Berkoff aus dem Schiff gekommen. Über die Schulter Hein Eggerths hinweg las er die Zahlen mit.

»Ja, dann helpt dat nix, Hein. Da wollen wir den Herrschaften mal schleunigst nachfliegen«, meinte er, während Eggerth den Schreibblock in seine Brusttasche steckte. »Wer besorgt denn übrigens die Funkerei bei der Expedition, Lorenzen?«

»Der Rudi Wille, Herr Berkoff. Der Junge hat sich zu einem tadellosen Funker entwickelt. Alle Achtung, wie der jetzt morsen kann.«

»Auf welcher Welle?« unterbrach ihn Berkoff.

»Auf unserer alten Werkwelle, Herr Berkoff. Sie können ihn jederzeit erreichen. Er hat sich einen Wecker an seinen Apparat angebaut, der jeden Anruf auf der alten Welle sicher meldet.«

»Danke schön, Lorenzen, das wollen wir mal gleich versuchen«, sagte Berkoff und ging zusammen mit Hein Eggerth in das Schiff zurück. Gleich danach begann dessen Hubschraube zu arbeiten. ›St 8‹ stieg wieder auf und ließ dabei seine Antenne aus. –

Im Mittelraum des Flugschiffes erhob sich bei der Rückkehr Eggerths ein älterer Herr aus einem Sessel.

»Nun, Herr Eggerth, wie steht's?«

»Nicht ungünstig, Herr Ministerialdirektor. Wille und Schmidt sind mit den Motorwagen unterwegs. Sie befinden sich gegenwärtig 400 Kilometer südlich von hier.«

»Ah, das ist gut, Herr Eggerth. 400 Kilometer, das läßt sich schon hören. – Noch 300 Kilometer mehr, und wir können in unserem Sinne vorgehen.«

Ministerialdirektor Reute setzte sich wieder, Hein Eggerth nahm ihm gegenüber Platz.

»Wir sind im Begriff, zu den Herren hinzufliegen, Herr Ministerialdirektor. Bei etwas Glück können wir sie in einer halben Stunde erreichen. Dann werden wir Näheres hören.

Wenn ich bedenke, wie hartnäckig der gute Dr. Wille früher an ein und derselben Stelle klebte, kann ich es mir kaum erklären, wie er jetzt für eine derartige ausgedehnte Expedition zu haben war. Der lange Schmidt muß mit Engelszungen geredet haben, um ihn dafür zu gewinnen. Aber ob es möglich sein wird, ihn noch 300 Kilometer nach Süden vorstoßen zu lassen, das wage ich nicht zu entscheiden, so erwünscht und nötig es auch für unsere Unternehmung wäre.«

Der Ministerialdirektor wollte etwas erwidern, als Berkoff in den Raum kam.

»Verzeihen Sie die Störung, Herr Ministerialdirektor. Wir haben Verbindung mit Dr. Wille. Aus den Funksprüchen geht unzweifelhaft hervor, daß die Herren von den neuen Arbeitsmöglichkeiten, die ihnen die motorisierte Station bietet, voll befriedigt sind.«

»Beide oder nur einer?« fragte Reute.

»Alle beide«, beeilte sich Berkoff zu antworten, »Dr. Schmidt war ja stets für eine Ausdehnung der Messungen über ein größeres Gebiet. Aber auch Dr. Wille scheint durch die neuen Erkenntnisse, die er bei dieser Expedition gewonnen hat, gründlich bekehrt zu sein. Ursprünglich sollte die Fahrt nur über etwa 200 Kilometer gehen, aber dann war es gerade Wille, der sie immer weiter ausdehnte und auch jetzt noch nicht recht Lust hat, umzukehren.«

Hein Eggerth und der Ministerialdirektor warfen sich einen Blick zu. Sie hatten den gleichen Gedanken, daß man den so plötzlich erwachten Wandertrieb Willes in jeder Weise fördern müsse. Berkoff wollte den Raum verlassen, als ihn Hein Eggerth fragte: »Wurde sonst noch etwas von Bedeutung gefunkt?«

»Eigentlich kaum, nur das vielleicht, daß Dr. Wille seine alten Theorien über die Bahnen der Sonnenelektronen auf Grund der neuen Messungen stark umgearbeitet hat. Er hat darüber bereits eine längere Arbeit geschrieben. Wir sollen sie nach Deutschland mitnehmen und dort für eine geeignete Veröffentlichung Sorge tragen.«

»Hm, hm. Der gute Dr. Wille verlangt nachgerade allerlei von uns«, meinte Eggerth. »Jetzt sollen wir auch noch für die Veröffentlichung seiner Arbeiten aufkommen.«

»Bitte, Herr Eggerth, lassen Sie das meine Sorge sein«, fiel ihm der Ministerialdirektor ins Wort. »Ich werde dafür sorgen, daß diese Arbeit schnellstens und in wirksamster Form veröffentlicht wird. Wir können gar nicht genug dafür tun, daß . . .«

Er brach den Satz plötzlich ab und warf Hein Eggerth einen Blick zu, den der verstand.

»Lieber Georg, es ist gut. Wenn Ihr neue Funksprüche habt, gib uns bitte Bescheid.«

Erst als Berkoff draußen war, führte der Ministerialrat seinen Satz zu Ende.

»Wir können gar nicht genug tun, um der internationalen Gelehrtenwelt die große wissenschaftliche Bedeutung der Willeschen Expedition vor Augen zu führen.«

Hein Eggerth nickte. »Ich verstehe vollkommen, und ich glaube auch, daß es an Stoff dafür nicht fehlen wird. Ich weiß, daß Dr. Schmidt schon seit Monaten eine druckreife Arbeit vom Umfang eines besseren Folianten liegen hat. Von Wille dürfte nach seiner Umstellung sicher auch noch mancherlei an Veröffentlichungen zu erwarten sein.«

»Sehr gut, sehr gut, Herr Eggerth.« Reute rieb sich vergnügt die Hände. »Je mehr, desto besser. Gerade jetzt können wir gar nicht genug von derartigen Berichten über die bisherigen Leistungen der Expedition bekommen. Nur auf diese Weise wird das Interesse, welches das Reich plötzlich an der Expedition nimmt, im Ausland keinen Verdacht erregen. Wir werden den beiden Herren Druckerschwärze in unbegrenzter Menge zur Verfügung stellen.« – –

Das Trommeln der Motoren wurde schwächer, hörte ganz auf. Im Gleitflug ging ›St 8‹ aus der Stratosphäre in tiefere Luftschichten hinab und beschrieb dabei einen weiten Kreis. Ein neues Donnern und Dröhnen, ein Zeichen, daß die Hubschraube ihre Arbeit begonnen hatte. Hein Eggerth trat zusammen mit dem Ministerialdirektor an das Fenster. In immer noch etwa 1000 Meter Höhe hing das Stratosphärenschiff in der Luft. Endlos dehnte sich unter ihm die verschneite Ebene, nur hin und wieder von kleinen Höhenzügen unterbrochen.

Gerade unter ihnen auf dem Schnee drei schwarze Punkte. Ungefähr wie drei Fliegen auf einer Tischdecke sahen die mächtigen Kraftwagen aus dieser Höhe aus. Nur allmählich gewannen sie an Größe, während das Stratosphärenschiff tiefer sank. Ein leichtes Rucken und Schüttern, es setzte auf dem Schneefeld auf. Durch das Fenster beobachtete Hein Eggerth, wie aus dem einen der drei Fahrzeuge, dem Wohnwagen, eine Gestalt kletterte und durch den Schnee auf das Flugschiff zu trabte.

»Nanu!? Nur der brave Hagemann stellt sich zum Empfang ein«, murmelte er vor sich hin, während er zusammen mit dem Ministerialdirektor und Berkoff über die Laufbrücke aus dem Flugschiff ins Freie ging.

»Tag, Hagemann«, begrüßte er ihn. »Wo stecken die andern? Herr Dr. Wille weiß doch, daß wir ihn besuchen wollen?«

Hagemann trat im Schnee von einem Fuß auf den andern und druckste eine Weile, bevor er antwortete.

»Herr Dr. Wille und Herr Dr. Schmidt sitzen seit heute früh in dem elektrischen Wagen zusammen und lassen keinen rein. Vor drei Stunden wollte ich sie zum Essen holen, da haben sie mich einfach rausgeschmissen. Schade um den schönen Labskaus, den ich für heute gemacht habe.«

Hein Eggerth wandte sich zu Reute. »Darf ich Ihnen hier Herrn Hagemann vorstellen, Herr Ministerialdirektor, seines Zeichens Mechaniker, außerdem Küchenchef der Expedition. Alles in allem ein Mann, dessen Bedeutung für das Wohl und Wehe der Expedition nicht zu unterschätzen ist.«

Das Wort »Ministerialdirektor« gab Hagemann einen Ruck, er machte eine formvollendete Verbeugung.

»Freue mich über die Ehre, Herrn Ministerialdirektor kennenzulernen. Hagemann ist mein Name. Aber . . .« er wandte sich an Eggerth, »wie Sie die Herren aus ihrem Wagen herauskriegen wollen, weiß ich nicht. Wollen Sie nicht lieber erst etwas essen?«

Eggerth nickte. »Ich glaube, Herr Ministerialdirektor, der Vorschlag hat was für sich. Wie wäre es, wenn wir uns erst gemütlich zu Tische setzten und die offizielle Verhandlung noch etwas verschieben?«

»Meinetwegen«, erwiderte Reute, »eine solide Mahlzeit käme mir nicht ungelegen.«

Von Hagemann geleitet gingen sie in den Wohnwagen. Ein behaglicher Raum mit bequemen Klubsesseln ausgestattet, nahm sie auf, und dann lief Hagemann eifrig zwischen der Küche und diesem Raum hin und her und begann aufzutafeln. Er wollte zeigen, was seine Küche zu bieten vermochte.

»Alle Wetter! Herr Eggerth«, sagte Reute, während er genießerisch eine Ochsenschwanzsuppe löffelte, »dieser Mann, dieser Hagemann verdiente Küchenchef im Ritz-Carlton zu sein.«

»Warten wir erst einmal ab, wie ihm der Labskaus geraten ist«, warf Berkoff ein.

Aber der Labskaus kam nicht. Anstatt dessen stellte Hagemann ein Chateaubriand auf den Tisch, das köstlich duftete und noch köstlicher schmeckte, und der Burgunder, den er dazu einschenkte, war für sich ein Gedicht.

»Auch in der Antarktis läßt sich's leben«, sagte Reute, als er zum zweiten Male von dem Fleisch auf seinen Teller nahm.

»In dem Wohnwagen hier bestimmt so gut wie in einem besseren Hotel«, bestätigte Berkoff die Meinung Reutes. »Sie müßten sich später einmal die elektrische Küche und die Schlafräume ansehen«, fuhr er fort, »das sind Leistungen, auf die unsere Technik stolz sein kann.«

Während Hagemann den Kaffee servierte und Zigarren anbot, stand Eggerth auf. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, meine Herren.« Er verließ den Raum. Mit langen Schritten stampfte er durch den Schnee zu dem zweiten Wagen hin, während er in seiner Westentasche nach einem Schlüssel fingerte. Mochten die beiden Gelehrten sich immerhin einschließen, er hatte ja ein Duplikat des Wagenschlüssels bei sich. Mochten sie den biederen Hagemann auch kurzerhand hinausgeworfen haben, bei ihm sollte das ihnen nicht so ohne weiteres gelingen. Er wollte ihnen die Wichtigkeit dieser Stunde schon so klarmachen, daß sie ihre wissenschaftlichen Marotten darüber fahren ließen.

Jetzt hatte er den Schlüssel glücklich herausgefischt und war bis auf wenige Schritte an den Wagen herangekommen, als dessen Tür plötzlich von selber aufsprang.

In ihrem Rahmen erschien Dr. Wille heftig gestikulierend, das Gesicht gerötet, das Haar in Unordnung, als ob er sich wiederholt mit den Fingern hindurchgefahren hätte.

»Reden Sie nicht weiter, Schmidt! Hat gar keinen Zweck mehr. Die Geschichte ist absolut klar, kommen Sie, wir wollen essen gehen.«

Er schickte sich an, aus dem Wagen zu steigen, als der lange Schmidt ihn zurückhielt.

»Vergessen Sie Ihren Pelz nicht, Herr Wille. Es ist etwas kühl draußen.« Mit sanfter Gewalt zwang er ihn in den Pelz, bevor er ihn losließ. Dann stürmte Dr. Wille ins Freie und stand plötzlich vor Hein Eggerth. Erst jetzt bemerkte er ihn.

»Sie hier, Herr Eggerth? Ach ja! Sie gaben ja einen Funkspruch, daß Sie kommen wollten. Großartig, daß Sie da sind. Wir haben neue Entdeckungen gemacht. Ich sage Ihnen, Herr Eggerth, die Welt wird staunen. Das muß ich Ihnen gleich erzählen.«

»Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über«, dachte Hein Eggerth bei sich, während Dr. Wille ihn mit einer Flut von neuen Theorien und Beobachtungen überschüttete. Soviel er aus Willes Darlegungen zu erkennen vermochte, handelte es sich um eine Schar von logarithmischen Spiralen, auf denen der Elektronenstrom von der Sonne her besonders kräftig auf den Erdball einfiel.

Bedächtig hatte Schmidt inzwischen die Wagentür verschlossen und kam hinter den beiden her. Es fiel ihm nicht schwer, sie einzuholen, denn eben jetzt hatte Dr. Wille sein Opfer bei einem Rockknopf gefaßt und hielt ihn daran fest, während er unermüdlich weiterdozierte. Hein Eggerth benutzte die Ankunft Schmidts, um seinen Knopf aus Willes Fingern zu befreien.

»Ungeheuer interessant, Herr Schmidt, was Herr Dr. Wille mir hier eben auseinandergesetzt hat. Ich glaube aber, Sie werden Ihre Expedition noch weiter ausdehnen müssen, um die neuen Theorien stichhaltig zu erweisen.«

»Ganz gewiß, Herr Eggerth. Dann wird es sich zeigen, daß die Spiralen nicht logarithmisch, sondern exponential sind.«

»Unsinn, Schmidt!« brauste Wille auf. »Müssen Sie mir denn immer Opposition machen?«

Hein Eggerth hatte das Gefühl, daß er hier anfrieren würde, wenn er dem Disput der beiden streitbaren Doktoren nicht schleunigst ein Ende bereitete.

»Lassen wir jetzt die wissenschaftlichen Dinge, meine Herren«, sagte er sehr entschieden. »Ich bin nicht allein hier, Herr Ministerialdirektor Reute aus dem Finanzministerium ist mit uns hierhergekommen, um Sie als Staatsbeamte in Pflicht und Eid zu nehmen.«

Verschieden wirkten seine Worte auf die beiden. Der lange dürre Schmidt wurde noch um einige Grade hölzerner und steifer als gewöhnlich. Dagegen bedurfte es noch einiger Anstrengungen, bis Wille seine Theorien beiseite schob und sich auf die neue Situation einstellte.

»Ruhe, Fassung, Würde, lieber Doktor!« flüsterte ihm Eggerth lachend ins Ohr, »nehmen Sie sich ein Beispiel an Schmidt. Der ist schon jetzt jeder Zoll ein Ministerialrat.« –

Sie kamen in den Speiseraum des Wohnwagens und wurden Reute, der sie noch nicht persönlich kannte, vorgestellt. Lächelnd sah der Ministerialdirektor zu, wie Schmidt und Wille sich erst einmal kräftig über die Speisen hermachten, lächelnd hörte er die Erklärung Eggerths an, daß die beiden gelehrten Häuser sich zwölf Stunden hindurch über ein wissenschaftliches Thema verbiestert hätten, ohne dazwischen Nahrung zu sich zu nehmen. »Mit gesättigten Leuten ist besser zu verhandeln als mit hungrigen«, dachte er im stillen.

Dann aber bei Kaffee und Zigarren kam die Unterhaltung in Gang. Sie ging schnell vonstatten, weil Reute die großzügigen Bedingungen der Deutschen Regierung sofort klipp und klar auf den Tisch legte: Übernahme der bisherigen Privatexpedition Willes durch das Reich in Form eines antarktischen deutschen Institutes. Ersatz der bisherigen, von Dr. Wille persönlich getragenen Unkosten durch die Überweisung einer Summe, die ihn voll entschädigte. Leistung der weiteren Ausgaben nach einem Etat, den Reute bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet mitgebracht hatte. Verwundert blätterte Wille ihn durch. Er wußte ja nicht, wieviel Zahlenmaterial sein Assistent zu dieser Aufstellung geliefert hatte. Schließlich dann die Übernahme der beiden Herren Wille und Schmidt in den Reichsdienst. Hier stutzte Wille. Hatte Schmidt nicht einmal von einer Stellung als Reichskommissar gesprochen? Er wollte etwas sagen. Schmidt stieß ihn an, winkte ihm zu schweigen.

Noch einige Paragraphen des Vertrages, die das Verhältnis der übrigen Mitglieder der Station betrafen, verlas Reute und fragte dann: »Sind Sie mit alledem, was ich verlesen habe, einverstanden, meine Herren?«

Wille nickte. Schmidt stieß ein ›Ja‹ heraus, als ob er vor dem Standesbeamten stünde und getraut werden sollte.

»Dann bitte ich Sie, Ihre Namen unter den Vertrag zu setzen . . . und nun, meine Herren«, fuhr er fort, als die Namen auf dem Papier standen, ». . . übergebe ich Ihnen Ihre Bestallungsurkunden.«

Während er es sagte, überreichte er den beiden Doktoren zwei Dokumente, in denen in kalligraphischer Ausführung ihre neuen Titel und Würden zu lesen waren. Doch sie kamen nicht dazu, lange darin zu studieren, denn nun bat der Ministerialdirektor sie, sich zu erheben, und ließ sie die Eidesformel nachsprechen, durch die sie sich verpflichteten, von jetzt an ihr ganzes Wirken und alle ihre Kräfte in den Dienst des Reiches zu stellen.

Ein Handschlag danach und der Akt war beendet. ›Es ist wirklich wie bei einer Trauung, wo aus dem Fräulein plötzlich eine gnädige Frau wird‹, mußte Berkoff bei sich denken, als gleich nach vollzogenem Handschlag der Ministerialdirektor den langen Schmidt als ›Herr Ministerialrat‹ anredete und zu Dr. Wille sogar ›lieber Kollege‹ sagte.

Dann saßen sie wieder zu fünft am Tisch. Eggerth zog Hagemann beiseite und flüsterte eine Weile mit ihm. Der verschwand und kam nach kurzer Zeit mit einem großen Packen unter dem Arm wieder.

»Ich danke Ihnen, Hagemann, Sie können wieder gehen«, sagte Hein Eggerth, während er ihm den Ballen abnahm. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, als Reute das frühere Gespräch wieder aufnahm.

»Ja, mein lieber Kollege, Ihre Expedition ist nun offiziell eine Unternehmung des Reiches geworden. Wie Sie aus Ihrem Vertrag ersehen haben, rangiert das deutsche antarktische Institut parallel mit den Kaiser-Wilhelm-Instituten. Nur ein Unterschied ist dabei. Das neue Institut befindet sich . . . die Art seiner Forschungen bedingt es ja . . . außerhalb der Reichsgrenzen im Niemandsland der Antarktis. Das Institut vertritt hier das Deutsche Reich. Es muß deshalb die Reichsflagge zeigen.«

Während der letzten Worte Reutes hatte sich Hein Eggerth daran gemacht, den Ballen aufzuwickeln. Eine neue große Reichsflagge kam daraus zum Vorschein.

»Wollen wir sie hissen, Herr Ministerialdirektor?«

Reute nickte. »Ja, Herr Eggerth, aber gleichzeitig einen Funkspruch nach Berlin absenden, daß das Reich die frühere Expedition Wille als Reichsinstitut übernommen hat.« Er griff nach Bleistift und Papier und entwarf eine Depesche. Dann gingen sie zu dem zweiten Wagen, bei dem Hagemann von Eggerth instruiert schon wartete. Langsam stieg aus dem mächtigen Bau des Kraftwagens ein Mast in die Höhe. An seiner Spitze nahm er die Reichsflagge mit. Flatternd wehte ihr Tuch im Winde, von den Strahlen der tief am Horizont stehenden Polarsonne beleuchtet.

Hein Eggerth ließ sich von Reute die Depesche für Berlin geben. Während die übrigen zu dem Wohnwagen zurückkehrten, ging er damit zu dem dritten Wagen, in dem Rudi Wille sich mit seiner Radioanlage häuslich eingerichtet hatte. Als er hineinkam, tönte ihm das Klappern der Morsetaste entgegen. Rudi hockte gebückt vor seinen Apparaten, die Kopfhörer an den Ohren, völlig in seine Arbeit vertieft, so daß er den eintretenden Eggerth gar nicht merkte. Der ließ ihn eine Weile gewähren, dann trat er näher und legte Rudi die Hand auf die Schulter. Der blickte nur einen Moment auf, er hatte seine Station inzwischen schon wieder auf Empfang umgeschaltet und notierte hastig mit, was er hörte. Mit einer kurzen Bewegung schob er Hein Eggerth ein paar beschriebene Blätter hin . . . Der überflog sie, behielt sie in der Hand und verließ mit ihnen den Funkraum. – –

 


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