Charles Dickens
Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs. Zweiter Teil
Charles Dickens

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Vierundfünfzigstes Kapitel

Enthält das endliche Abtreten des Herrn Jingle und Job Trotter nebst einem großen Geschäftsmorgen in Gray's Inn Square. Es schließt mit einem doppelten Klopfen an Herrn Perkers Tür.

Als Arabella nach manchen zarten Vorbereitungen und vielen Versicherungen, daß durchaus kein Grund da sei, den Mut sinken zu lassen, von Herrn Pickwick das unbefriedigende Resultat seines Besuches in Birmingham erfahren hatte, brach sie in Tränen aus und klagte laut schluchzend in beweglichen Ausdrücken, daß sie die unglückselige Ursache einer Entfremdung zwischen Vater und Sohn sei.

»Mein liebes Kind«, sagte Herr Pickwick freundlich, »es ist nicht Ihre Schuld. Man konnte unmöglich voraussehen, daß der alte Herr so übel auf die Heirat seines Sohnes zu sprechen sein würde. Gewiß«, fügte er hinzu, indem er Arabella in das hübsche Gesichtchen schaute; »gewiß hat er nicht die entfernteste Vorstellung von dem Vergnügen, dessen er sich selbst beraubt.«

»Ach, mein teurer Herr Pickwick«, sagte Arabella; »was sollen wir tun, wenn er fortfährt, uns zu zürnen?«

»Nun, warten Sie es nur mit Geduld ab, liebes Kind, bis er besser von der Sache denkt«, erwiderte Herr Pickwick vergnügt.

»Aber, mein teurer Herr Pickwick, was soll aus Nathaniel werden, wenn sein Vater die Hand von ihm abzieht?« drängte Arabella.

»Für diesen Fall, meine Liebe«, versetzte Herr Pickwick, »will ich zu prophezeien wagen, daß er schon irgendeinen Freund finden wird, der ihm mit Vergnügen dazu hilft, es in der Welt zu etwas zu bringen.«

Der Sinn dieser Antwort war von Herrn Pickwick nicht so verschleiert gegeben, daß ihn Arabella nicht hätte verstehen können. Sie warf ihre Arme um seinen Nacken, küßte ihn zärtlich und schluchzte noch lauter als zuvor.

»Nur Mut!« sagte Herr Pickwick, ihre Hand ergreifend; »wir wollen hier noch einige Tage verweilen und sehen, ob er schreibt oder den Brief Ihres Mannes in einem andern Lichte auffaßt. Wo nicht, so habe ich schon ein Dutzend Pläne ausgesonnen, von denen jeder einzelne zu Ihrem Glücke führen muß. Beruhigen Sie sich nur, meine Liebe.«

Mit diesen Worten drückte Herr Pickwick freundlich Arabellas Hand und bat sie, ihre Augen zu trocknen und ihrem Mann keinen Kummer zu machen. Arabella, eines der besten Geschöpfe, die je gelebt haben, steckte auch wirklich ihr Taschentüchlein in ihren Pompadour, und als Herr Winkle zu ihnen kam, zeigte sie ihm in vollem Glanz dasselbe strahlende Lächeln und dieselben funkelnden Augen, die gleich im Anfang sein Herz gefesselt hatten.

»Die jungen Leute befinden sich doch in einer peinlichen Lage«, dachte Herr Pickwick, als er sich am folgenden Morgen ankleidete. »Ich will zu Perker gehen und ihn über die Sache um Rat fragen.«

Da Herr Pickwick noch einen andern sehnlichen Wunsch hatte, der ihn nach dem Grays Inn Square trieb, nämlich unverzüglich mit dem freundlichen kleinen Anwalt ein finanzielles Geschäft abzuwickeln, so nahm er in aller Geschwindigkeit ein Frühstück ein und führte seine Absicht so schleunig aus, daß es noch nicht zehn Uhr geschlagen hatte, als er Grays Inn erreichte.

Es fehlten noch zehn Minuten bis zehn Uhr, als er die Treppe hinaufgestiegen war, bei deren Stockwerk sich Perkers Zimmer befanden. Die Schreiber waren noch nicht da, und er vertrieb sich die Zeit mit Hinaussehen aus dem Treppenfenster.

Das gesunde Licht eines schönen Oktobermorgens machte sogar die trüben alten Häuser etwas erglänzen. Einige der staubbedeckten Fenster sahen wirklich lustig aus, als die Sonnenstrahlen sie anglühten; Schreiber um Schreiber eilten durch den einen oder andern Eingang in das Haus, blickten auf die Uhr der Halle und beschleunigten oder mäßigten ihre Art zu gehen je nach der Zeit, zu der ihre Kanzleistunden begannen. Die auf halb zehn Uhr bestimmten Leute schlugen plötzlich einen sehr raschen Schritt an, die auf zehn Uhr bestimmten Gentlemen wandelten mit höchst aristokratischer Gelassenheit einher. Es schlug zehn Uhr, und die Schreiber strömten schneller als je herein, immer einer in größerem Schritt als der andere. Das Geräusch des Schließens und Öffnens der Türen hallte von allen Seiten wider. Köpfe erschienen wie durch einen Zauberschlag an jeglichem Fenster; die Portiers stellten sich für das Heute auf ihre Posten; die Reinmachefrauen in ihren abgetretenen Schuhen eilten davon; der Briefträger rannte von Haus zu Haus, und der ganze juristische Bienenschwarm war in geschäftiger Aufregung.

»Sie kommen früh, Herr Pickwick«, sagte eine Stimme hinter ihm.

»Ah, Herr Lowten!« erwiderte dieser Gentleman, um sich blickend und seinen alten Bekannten erkennend.

»Köstlich warm heute«, sagte Lowten, indem er einen Bramahschlüssel mit einem kleinen Stöpsel darin, um ihn vom Staub rein zu halten, aus der Tasche zog.

»Ihnen scheint es wenigstens so zu sein«, versetzte Herr Pickwick, dem Schreiber, der wirklich feuerrot war, zulächelnd.

»Ich komme aber auch weit her, kann ich Ihnen sagen«, erwiderte Lowten. »Ich habe eine ganze halbe Stunde durch das Polygon gebraucht. Doch bin ich noch vor ihm hier, und das freut mich.«

Mit diesem Gedanken sich tröstend, zog Herr Lowten den Stöpsel aus dem Hausschlüssel, öffnete die Tür, verstöpselte und steckte seinen Bramah wieder ein, nahm die Briefe, die der Briefträger in den Kasten geworfen hatte und führte Herrn Pickwick ins Amtszimmer. Hier legte er hastig seinen Rock ab, zog eine fadenscheinige Jacke an, die er aus einem Kasten nahm, holte ein paar Bogen Schreib- und Löschpapier in abwechselnden Schichten hervor, steckte eine Feder hinter sein Ohr und rieb sich mit sehr vergnügtem Gesichte die Hände.

»Sehen Sie, Herr Pickwick«, sagte er; »jetzt bin ich fertig. Ich habe meinen Arbeitskittel angezogen, meine Schreibmaterialien in Bereitschaft gesetzt, und nun kann er kommen, sobald er mag. Haben Sie nicht vielleicht eine Prise Tabak bei sich?«

»Nein«, antwortete Herr Pickwick.

»Das tut mir leid«, sagte Lowten. »Doch gleichviel – ich will geschwind fortrennen und eine Flasche Sodawasser holen. Sehe ich nicht etwas sonderbar um die Augen herum aus, Herr Pickwick?«

Herr Pickwick betrachtete Herrn Lowtens Augen aus einiger Entfernung und meinte, es sei durchaus nichts Auffallendes daran zu sehen.

»Das freut mich«, sagte Lowten. »Wir waren gestern nacht ziemlich lange in der Elster, und es ist mir diesen Morgen nicht ganz geheuer. – Beiläufig gesagt, Perker hat das Geschäft für Sie zustande gebracht.«

»Welches Geschäft?« fragte Herr Pickwick – »die Kostensache für die Bardell?«

»Nein, das meine ich nicht«, erwiderte Lowton, »sondern wegen des Burschen, für den wir auf Ihre Rechnung zehn Schilling vom Pfund bezahlten, um ihn, wie Sie wissen, aus dem Fleet zu befreien und nach Demerara zu schaffen.«

»Ah so, Herr Jingle«, sagte Herr Pickwick hastig: »wie ging's?«

»Ist alles in Ordnung«, versetzte Lowten, seine Feder ausbessernd. »Der Agent in Liverpool sagte, Sie haben ihm, als Sie dort in Geschäften gewesen, so viele Gefälligkeiten erwiesen, daß er ihn auf Ihre Empfehlung sehr gern annehme.«

»Nun, das freut mich«, sagte Herr Pickwick.

»Aber der andere«, fuhr Lowten fort, die Rückseite seiner FederDie Feder, die Herr Lowton in der guten alten Zeit gebrauchte. vorläufig schabend, um einen frischen Schlitz zu machen, »was der für ein empfindsamer Kerl ist.«

»Welcher andere?«

»Je nun, der Diener oder Freund, oder was er ist – Sie wissen ja schon: der Trotter.«

»Ah, so«, sagte Herr Pickwick mit einem Lächeln. »Den habe ich immer für sein wahres Gegenstück gehalten.«

»Ich auch: und ich hatte es bloß aus dem wenigen geschlossen, was ich von ihm sah«, erwiderte Lowten: »aber da sieht man, wie man sich in den Menschen irren kann. Was halten Sie davon, daß er ebenfalls nach Demerara geht?«

»Wie? – Und er macht keinen Gebrauch von dem, was ich ihm hier angeboten habe?« rief Herr Pickwick.

»Perkers Angebot von achtzehn Schilling wöchentlich mit der Aussicht auf mehr, wenn er sich gut anstellte, machte durchaus keinen Eindruck auf ihn«, erwiderte Lowten. »Er sagte, er müsse mit dem andern gehen. Sie überredeten Perker, noch einmal zu schreiben, und nun ist er auch dort untergebracht, wo er es, sagt Herr Perker, nicht halb so gut hat, wie es ein Verbrecher in Neusüdwales haben würde, wenn er in einem neuen Anzug vor Gericht erscheint.«

»Ein närrischer Kerl«, sagte Herr Pickwick mit funkelnden Augen; »wirklich, ein ganz närrischer Kerl.«

»O, es ist noch mehr als närrisch: es ist geradezu heillos, müssen Sie wissen«, versetzte Lowten mit verachtungsvollem Gesicht, seine Feder spitzend. »Er sagt, dies sei der einzige Freund, den er je gehabt: deswegen könne er auch nicht von ihm lassen, und solches Zeug. Die Freundschaft mag immerhin eine recht schöne Sache sein. Wir zum Beispiel sind in Stumpf und Elster alle recht freundschaftlich und vergnügt bei unserm Grog. Jeder zahlt für sich selbst, aber der Teufel sollte einen holen, wenn man sich wegen eines andern etwas versagen müßte. Der Mensch sollte eigentlich nie mehr als zwei Neigungen haben – die erste zu Nummer 1, das heißt zu sich selbst, und die zweite zu den Frauenzimmern: damit basta!«

Herr Lowten schloß mit einem lauten, halb lustigen und halb höhnischen Gelächter, das jedoch schnell abgebrochen wurde durch das Geräusch von Perkers Fußtritten auf der Treppe, bei dessen Nahen er sich mit der merkwürdigsten Behendigkeit auf seinen Stuhl schwang und eifrig schrieb.

Die Begrüßung zwischen Herrn Pickwick und seinem Rechtsfreunde war warm und herzlich. Der Klient hatte sich aber kaum in den Armstuhl des Anwaltes geworfen, als ein Klopfen an der Tür gehört wurde und eine Stimme fragte, ob Herr Perker drinnen sei?

»Ah«, sagte Perker: »da ist einer von unseren vagabundierenden Freunden: – Jingle, mein lieber Herr. Wollen Sie ihn sehen?«

»Was meinen Sie?« fragte Herr Pickwick zögernd.

»Ich denke, es wird das beste sein. He da, Sir, wie Sie heißen: wollen Sie nicht hereinkommen?«

Auf diese zwanglose Einladung hin traten Jingle und Job ins Zimmer, blieben aber, als sie Herrn Pickwick erblickten, verlegen stehen.

»Nun«, sagte Perker: »kennen Sie diesen Herrn nicht?«

»Guten Grund dazu«, versetzte Jingle vortretend. »Herr Pickwick – tiefstes Dankgefühl – Lebensretter – einen Menschen aus mir gemacht – sollen es nie bereuen, Sir.«

»Es freut mich, Sie so zu hören«, sagte Herr Pickwick. »Sie sehen bedeutend besser aus.«

»Dank Ihnen, Sir – große Veränderung – Fleet – ungesunder Ort – sehr ungesund«, versetzte Jingle, den Kopf schüttelnd.

Er war anständig und reinlich gekleidet, ebenso auch Job, der kerzengerade hinter ihm stand und Herrn Pickwick mit eisernem Gesichte anstarrte.

»Wann gehen sie nach Liverpool?« fragte Herr Pickwick leise seinen Advokaten.

»Heute abend, Sir, um sieben Uhr«, sagte Job, einen Schritt vortretend. »Mit der Citypostkutsche, Sir.«

»Haben Sie Ihre Plätze schon?«

»Ja, Sir«, antwortete Job.

»So sind Sie also fest entschlossen, zu gehen?«

»Ja, Sir.«

»Was die nötige Ausrüstung für Jingle betrifft«, sagte Perker laut zu Herrn Pickwick, »so habe ich es auf mich genommen, die Anordnung zu treffen, daß ihm eine kleine Summe von seinem Vierteljahrsgehalt abgezogen wird, um diese Ausgabe zu decken, was in einem Jahre geschehen ist. Ich erkläre mich entschieden dagegen, mein lieber Herr, daß Sie irgend etwas für ihn tun, wofern er es nicht durch Fleiß und gute Aufführung verdient.«

»Wird gewiß geschehen«, unterbrach ihn Jingle mit großer Festigkeit. »Klarer Kopf – Mann von Welt – ganz recht – vollkommen.«

»Durch die Befriedigung seiner Gläubiger, die Auslösung seiner Kleider, die Unterstützung, die Sie ihm im Gefängnis zukommen ließen, und die Bezahlung der Überfahrtskosten«, fuhr Perker, ohne die mindeste Rücksicht auf Jingles Bemerkung, fort, »haben Sie bereits über fünfzig Pfund verloren.«

»Nicht verloren«, sagte Jingle hastig. »Alles bezahlen – fleißig arbeiten – sparen – jeden Heller. Gelbes Fieber vielleicht – kann nicht helfen – wenn nicht –«

Hier hielt Herr Jingle inne, schlug mit großer Heftigkeit auf seinen Hut, fuhr mit der Hand über die Augen und setzte sich nieder.

»Er will damit sagen«, erläuterte Job, ein paar Schritte vortretend, »daß er, wenn ihn das Fieber nicht wegraffe, das Gold zurückbezahlen werde. Bleibt er am Leben, so tut er es gewiß, Herr Pickwick. Ich will selbst dafür sorgen, daß es geschieht – ich weiß, daß er es tun wird, Sir«, fügte er mit großem Nachdruck hinzu. »Ich könnte darauf schwören.«

»Schon gut«, sagte Herr Pickwick, der Perker ein paar Dutzend zornige Blicke zugeworfen hatte, um ihm zu bedeuten, daß er die Aufzählung seiner Wohltaten unterlassen solle, worauf jedoch der kleine Anwalt hartnäckig keinen Bedacht nahm; »Sie müssen sich nur hüten, keine so verzweifelten Kricketpartien mehr zu machen, Herr Jingle, oder Ihre Bekanntschaft mit Sir Thomas Blazo zu erneuern: dann zweifle ich nicht, daß Sie Ihre Gesundheit erhalten werden.«

Herr Jingle lächelte über diesen witzigen Einfall, sah aber doch ein wenig verdutzt aus, und so gab Herr Pickwick dem Gespräch eine andere Wendung.

»Wissen Sie nicht vielleicht«, fragte er, »was aus einem andern Freunde von Ihnen geworden ist – einem etwas demütigeren, den ich in Rochester sah?«

»Meinen Sie den trübsinnigen Jemmy?« fragte Jingle.

»Ja.«

Jingle schüttelte den Kopf.

»Ein verschmitzter Bursche – ein närrischer Kerl – ein Lügengenie – Jobs Bruder.«

»Jobs Bruder?« rief Herr Pickwick. »Ja wahrhaftig, wenn ich ihn so in der Nähe ansehe, entdecke ich eine Ähnlichkeit.«

»Man hat uns immer für ähnlich gehalten, Sir«, sagte Job mit einem verschmitzten Blick, der in seinen Augenwinkeln lauerte; »nur war ich von jeher ernsthafter Natur und er niemals. Er wanderte nach Amerika aus, Sir, weil man ihm hier zu sehr auf die Finger sah, als daß er sich hätte behaglich fühlen können: und seitdem hat man nichts von ihm gehört.«

»Deswegen habe ich also die ›Seite aus dem Roman des wirklichen Lebens‹ nicht bekommen, die er mir eines Morgens versprach, als er auf der Rochesterbrücke stand und offenbar mit Selbstmordgedanken umging?« sagte Herr Pickwick lächelnd. »Ich brauche nicht zu fragen, ob sein trübseliges Benehmen natürlich war oder bloß erkünstelt.«

»Er konnte sich in jede Rolle hineinfinden, Sir«, sagte Job, »und Sie dürfen von großem Glück sagen, daß Sie ihm so wohlfeil entronnen sind. Bei genauerem Umgang würde er noch ein gefährlicherer Bekannter für Sie geworden sein, als« – Job blickte nach Jingle, stockte und setzte endlich hinzu: »als – als – ich selbst sogar.«

»Eine recht hoffnungsvolle Familie, Herr Trotter« sagte Perker, indem er einen Brief versiegelte, den er soeben beendet hatte.

»Ja, gewiß, Sir«, versetzte Job.

»Nun gut«, fuhr der kleine Mann lachend fort: »Sie werden hoffentlich aus der Art schlagen. Übergeben Sie diesen Brief dem Agenten, wenn Sie nach Liverpool kommen, und nehmen Sie den Rat von mir an, meine Herren, in Westindien nicht gar zu pfiffig aufzutreten. Verscherzen Sie diese Gelegenheit, so werden Sie beide unbedingt verdienen, gehenkt zu werden, und ich glaube auch fest, daß dies dann geschehen wird. Jetzt aber muß ich bitten, mich mit Herrn Pickwick allein zu lassen, denn wir haben noch andere Sachen zu besprechen, und die Zeit ist kostbar.«

Bei diesen Worten sah Perker nach der Tür mit einem Gesicht, das unbeirrt den Wunsch ausdrückte, die Herren möchten den Abschied so kurz wie möglich machen.

Von Herrn Jingles Seite war er kurz genug. Er dankte dem kleinen Anwalt in wenigen herausgehaspelten Worten für die Güte und Bereitwilligkeit, womit er ihm Beistand geleistet, wandte sich sofort zu seinem Wohltäter und stand einige Sekunden unentschlossen da, was er sagen oder wie er sich benehmen solle. Job Trotter erlöste ihn aus seiner Verlegenheit, indem er mit einer demütigen, dankbaren Verbeugung gegen Herrn Pickwick seinen Freund sachte am Arme nahm und hinausführte.

»Ein würdiges Paar«, sagte Perker, als sich die Tür hinter ihnen schloß.

»Ich hoffe, daß sie es werden«, erwiderte Pickwick. »Was meinen Sie? Ist Aussicht auf bleibende Besserung vorhanden?«

Perker zuckte zweifelnd die Achseln; als er aber Herrn Pickwicks unruhigen und mißvergnügten Blick bemerkte, sagte er –

»Aussicht ist allerdings vorhanden, und ich hoffe, sie wird sich erfüllen. Sie sind jetzt ohne alle Frage bußfertig, aber Sie müssen bedenken, daß die Erinnerung an ihre kürzlich erstandenen Leiden noch ganz frisch bei ihnen ist. Was aus ihnen werden wird, wenn diese nach und nach verschwindet, ist ein Problem, das ich so wenig lösen kann wie Sie. Aber, mein lieber Herr«, fügte Perker, seine Hand auf Herrn Pickwicks Schulter legend, hinzu, »der Erfolg mag sein, wie er will, Ihre Absicht bleibt immer gleich ehrenhaft. Ob jene Art von Wohlwollen, die so unendlich behutsam und vorsichtig zu Werke geht, daß sie sich nur selten in Anwendung bringen läßt – damit ja der, dem sie gilt, nicht in seiner Eigenliebe gekränkt werde –, wirkliche Menschenfreundlichkeit ist oder bloß ein verfälschter Nachdruck davon, überlasse ich klügeren Köpfen auszumitteln. Wenn indes die zwei Burschen morgen schon einen nächtlichen Einbruch begingen, meine Meinung von Ihrem Benehmen würde demungeachtet gleich hoch bleiben.«

Mit diesen Bemerkungen, die mit weit lebhafterem Mitgefühl und Ernst gesprochen waren, als es bei den Herren Juristen sonst der Fall zu sein pflegt, rückte Herr Perker seinen Stuhl an sein Pult und ließ sich von Herrn Pickwick die Hartnäckigkeit des alten Herrn Winkle erzählen.

»Geben Sie ihm eine Woche Zeit«, sagte Perker, prophetisch mit dem Kopfe nickend.

»Meinen Sie, er werde weich werden?« fragte Herr Pickwick.

»Ja«, erwiderte Perker. »Wo nicht, so müssen wir die Überredungsgabe der jungen Dame erproben, womit jeder andere, als Sie, es gleich im Anfang erprobt hätte.«

Herr Perker nahm eine Prise und zuckte die Achseln in betreff der Überredungskräfte junger Damen. Da hörte man in der äußern Stube fragen und antworten, und unmittelbar darauf klopfte Lowten an die Tür.

»Herein!« rief der kleine Mann.

Der Schreiber kam und schloß mit sehr geheimnisvoller Miene hinter sich zu.

»Was gibt's?« fragte Perker

»Man fragt nach Ihnen, Sir.«

»Wer?«

Lowten sah Herrn Pickwick an und hustete.

»Wer fragt nach mir? Können Sie nicht sprechen, Herr Lowten?«

»Nun, Sir«, erwiderte Lowten; »es sind die Herren Dodson und Fogg.«

»Wahrhaftig!« sagte der kleine Mann, auf seine Uhr sehend: »ich habe sie auf halb zwölf zu mir bestellt, um Ihre Angelegenheit mit ihnen abzumachen, Herr Pickwick. Ich gab ihnen eine Anweisung, gegen die sie mir Ihre Entlassung aus dem Gefängnis zuschickten. Die Leute kommen sehr ungelegen, mein teurer Sir, was wollen Sie tun? Wollen Sie vielleicht in das andere Zimmer treten?«

Das andere Zimmer war indessen dasselbe, worin sich die Herren Dodson und Fogg befanden, und Herr Pickwick erklärte, er werde bleiben wo er sei, zumal die Herren Dodson und Fogg sich schämen müßten, ihm ins Gesicht zu sehen, während er sich keineswegs vor ihnen zu schämen hätte. Das bat er, mit glühendem Gesicht und allen Zeichen der Entrüstung, Herrn Perker, nicht zu vergessen.

»Ganz gut, mein lieber Herr, ganz gut«, erwiderte Perker: »soviel muß ich Ihnen aber sagen: wenn Sie glauben, daß Dodson oder Fogg auch nur die geringste Beschämung oder Verlegenheit an den Tag legen werden, weil sie Ihnen oder sonst jemand ins Gesicht sehen sollen, so sind Sie in Ihren Erwartungen der größte Optimist, der mir je vorgekommen ist. Führen Sie die Leute herein, Lowten.«

Herr Lowten verschwand mit Grinsen und kam sogleich zurück, um in gehöriger Form die Firma, Dodson zuerst und dann Fogg, einzuführen.

»Sie kennen Herrn Pickwick bereits, dächte ich«, begann Perker zu Dodson, indem er seine Feder nach der Richtung neigte, wo der Gentleman saß.

»Ah, Herr Pickwick, guten Tag. Wie geht es Ihnen?« sagte Dodson mit lauter Stimme.

»Ach ja, Herr Pickwick, wie geht es Ihnen?« rief Fogg. »Recht gut, wie ich hoffe, Sir? Ich will's doch meinen, daß ich den Herrn kenne«, fügte er hinzu, indem er einen Stuhl nahm und sich lächelnd umschaute.

Herr Pickwick nickte zur Erwiderung auf diese Grüße nur obenhin, und als er Fogg einen Pack Papiere aus seiner Rocktasche ziehen sah, stand er auf und ging ans Fenster.

»Herr Pickwick braucht sich nicht zu entfernen, Herr Perker«, sagte Fogg, indem er den roten Bindfaden löste, der seine Papiere zusammenfaßte, und noch süßer lächelte als zuvor. »Herr Pickwick kennt unsere Verhandlungen ziemlich genau, und ich dächte, wir haben hier keine Geheimnisse voreinander. Hihihi!«

»Das meine ich auch«, sagte Dodson. »Hahaha!«

Und nun lachten die beiden Associés miteinander vergnügt und lustig, wie die Leute meist tun, die im Begriff sind, Geld in Empfang zu nehmen.

»Herr Pickwick soll seine Neugierde büßen«, sagte Fogg mit vielem natürlichen Humor, als er seine Papiere ordnete. »Die taxierten Kosten belaufen sich auf hundertunddreiunddreißig Pfund, sechs Schilling und vier Pence, Herr Perker.«

Während nun Fogg und Perker zur Ermittlung dieser Berechnung von Profit und Verlust die Papiere verglichen und manche Blätter umschlugen, sagte Dodson in verbindlichem Tone zu Herrn Pickwick: –

»Es scheint mir. Sie sehen nicht mehr ganz so kräftig aus, wie an dem Tage, wo ich zum letztenmal das Vergnügen hatte, Sie zu sehen, Herr Pickwick.«

»Mag wohl sein, Sir«, erwiderte Herr Pickwick, der Blicke wilden Ingrimms auf die beiden Gauner losgeschossen hatte, ohne jedoch den mindesten Eindruck auf sie hervorzubringen. »Es ist auch kein Wunder, Sir, denn ich bin in der letzten Zeit von Schurken verfolgt und gequält worden, Sir.«

Perker hustete heftig und fragte Herrn Pickwick, ob er nicht vielleicht die Zeitung ansehen wolle; eine Frage, die Herr Pickwick mit der entschiedensten Verneinung beantwortete.

»Ja«, sagte Dodson, »ich will es gern glauben, daß Sie im Fleet gequält worden sind: es gibt gar verschiedenartige Leute dort. Wo waren Ihre Gemächer, Herr Pickwick?«

»Meine einzige Stube«, erwiderte der schwergekränkte Mann, »befand sich im Restaurationsgang.«

»So?« sagte Dodson. »Meines Wissens ist das ein sehr angenehmer Teil des Gebäudes.«

»Sehr«, entgegnete Herr Pickwick trocken.

Der ganze Ton dieser Unterhaltung war so frostig, daß ein Mann von erregbarem Temperament unter solchen Umständen leicht aufs äußerste gereizt werden konnte. Herr Pickwick bezwang indessen seinen Ingrimm durch gigantische Anstrengungen. Als aber Perker einen Schein für die ganze Summe schrieb und Fogg denselben in eine kleine Brieftasche legte mit einem triumphierenden Lächeln auf seinen sinnigen Zügen, das sich sogar dem strengen Gesicht Dodsons mitteilte, da fühlte er, daß ihm sein Blut vor Zorn in den Wangen kochte.

»Jetzt, Herr Dodson«, sagte Fogg, die Brieftasche einsteckend und seine Handschuhe anziehend; »jetzt stehe ich zu Ihren Diensten.«

»Sehr gut«, sagte Dodson aufstehend; »ich bin ebenfalls bereit.«

»Ich schätze mich sehr glücklich«, bemerkte Fogg, durch den Wechsel in die beste Laune versetzt, »daß ich das Vergnügen gehabt habe, Herrn Pickwicks Bekanntschaft zu machen. Ich hoffe. Sie werden von uns nicht mehr ganz so übel denken, Herr Pickwick, wie damals, als ich zum erstenmal das Vergnügen hatte. Sie zu sehen.«

»Das hoffe ich auch«, sagte Dodson im hohen Ton beleidigter Tugend. »Herr Pickwick kennt uns jetzt ohne Zweifel besser. Was auch Ihre Meinung von den Herren unseres Standes sein mag, Sir, ich erlaube mir, Sie zu versichern, daß ich durchaus keine Spur von Groll oder Rachegefühl gegen Sie hege wegen der Gefühle, die Sie bei der Gelegenheit, auf die mein Kollege sich soeben bezogen hat, auf unserm Büro im Freemans Court, Cornhill, auszudrücken beliebten.«

»O nein, nein, ich auch nicht«, sagte Fogg in einem sehr verzeihenden Tone.

»Unser Benehmen, Sir«, fügte Dodson hinzu, »wird für sich selbst sprechen und sich hoffentlich bei jeder Veranlassung rechtfertigen. Wir haben schon einige Jährchen praktiziert, Herr Pickwick, und sind mit dem Vertrauen vieler ausgezeichneter Klienten beehrt worden. Ich wünsche Ihnen guten Morgen, Sir.«

»Guten Morgen, Herr Pickwick«, sagte Fogg, nahm seinen Regenschirm unter den Arm, zog seinen rechten Handschuh aus und streckte die Hand zur Versöhnung dem ergrimmten Gentleman hin, der aber beide Hände unter seine Rockschöße steckte und den Advokaten mit Blicken verachtungsvollen Erstaunens anschaute.

»Lowten!« rief Perker in diesem Augenblick: »öffnen Sie die Tür.«

»Warten Sie noch einen Augenblick«, sagte Herr Pickwick: »Perker, ich will sprechen.«

»Mein lieber Herr, bitte, lassen Sie die Sache beruhen«, fiel der kleine Anwalt ein, der während der ganzen Szene in der peinlichsten Angst gewesen war: »bitte, Herr Pickwick –«

»Ich lasse es mir nicht nehmen, Sir«, erwiderte Herr Pickwick hastig. »Herr Dodson, Sie haben einige Bemerkungen an mich gerichtet.«

Dodson drehte sich um, neigte verbindlich den Kopf und lächelte.

»Bemerkungen an mich!« wiederholte Herr Pickwick beinahe atemlos: »und Ihr Associé hat mir die Hand geboten, und Sie haben beide einen verzeihenden, großmütigen Ton gegen mich angenommen, was ein Grad von Unverschämtheit ist, den ich selbst von Ihnen nicht erwartet hätte.«

»Wie, Sir?« rief Dodson.

»Wie, Sir?« wiederholte Fogg.

»Wissen Sie, daß ich das Opfer Ihrer Ränke und Kniffe geworden bin?« fuhr Herr Pickwick fort. »Wissen Sie, daß ich der Mann bin, den Sie ins Gefängnis gebracht und beraubt haben? Wissen Sie, daß Sie die Anwälte für die Klägerin im Prozeß Bardell und Pickwick waren.«

»Ja, Sir, das wissen wir«, erwiderte Dodson.

»Versteht sich, Sir«, fügte Fogg hinzu, indem er – vielleicht zufällig – an seine Tasche schlug.

»Ich sehe, daß Sie sich mit Vergnügen daran erinnern«, sagte Herr Pickwick, und versuchte zum erstenmal in seinem Leben zu hohnlächeln, was ihm jedoch gänzlich mißlang. »So sehr ich es schon längst gewünscht habe, Ihnen mit deutlichen Worten sagen zu können, was ich von Ihnen denke, so würde ich dennoch aus Rücksicht auf die Wünsche meines Freundes Perker sogar diese Gelegenheit vorübergelassen haben, hätten Sie nicht diesen unverantwortlichen Ton gegen mich angenommen und sich diese schamlose Vertraulichkeit erlaubt – ich sage schamlose Vertraulichkeit, Sir.«

Und nun wandte sich Herr Pickwick mit so wütender Gebärde gegen Fogg, daß dieser sich eiligst nach der Tür zurückzog.

»Nehmen Sie sich in acht, Sir«, sagte Dodson, der, obgleich der größte von allen Anwesenden, sich dennoch klüglich hinter Fogg verschanzte und mit käsebleichem Gesicht über dessen Kopf herübersprach. »Lassen Sie ihn nur zuschlagen, Herr Fogg; geben Sie unter keiner Bedingung einen Streich zurück.«

»Nein, nein, da werde ich mich wohl hüten«, sagte Fogg, ein wenig zurückweichend, zum offenbaren Nutzen seines Associé, der dadurch allmählich in den Stand gesetzt wurde, das äußere Zimmer zu erreichen.

»Sie sind«, fuhr Herr Pickwick, den Faden seiner Rede wieder aufnehmend, fort. »Sie sind ein trefflich zusammenpassendes Paar von niederträchtigen, schuftigen, zungendrescherischen Gaunern.«

»Nun, ist das alles?« fiel Perker ein.

»Ja«, versetzte Herr Pickwick, »es ist alles in den Worten begriffen: es sind niederträchtige, schuftige, zungendrescherische Gauner.«

»Jetzt«, sagte Perker in einem höchst versöhnlichen Tone: »jetzt, meine werten Herrn, hat er alles gesagt, was er zu sagen hatte; ich bitte, gehen Sie endlich. Lowten, ist die Tür offen?«

Herr Lowten bejahte mit einem schlecht unterdrückten Kichern.

»Nun, nun – guten Morgen – guten Morgen – bitte, meine werten Herren – Herr Lowten, die Tür!« rief der kleine Mann, die Herren Dodson und Fogg unwillig aus seinem Zimmer treibend; »dahin, meine werten Herren – bitte, halten Sie sich nicht länger auf – zum Kuckuck auch, Herr Lowten! – Die Tür, Sir – warum sind Sie nicht bei der Hand?«

»Wenn es Gesetze in England gibt, Sir«, sagte Dodson, gegen Herrn Pickwick gewendet, als er seinen Hut aufsetzte, »so sollen Sie dafür büßen.«

»Sie sind ein Paar niederträchtige –«

»Bedenken Sie wohl, Sir, Sie müssen teuer dafür bezahlen«, sagte Fogg, seine Faust schüttelnd.

»Schuftige, zungendrescherische Gauner«, fuhr Herr Pickwick fort, ohne die geringste Notiz von diesen Drohungen zu nehmen.

»Gauner!« rief Herr Pickwick, an die Treppe springend, als die zwei Advokaten hinabgingen.

»Gauner!« schrie Herr Pickwick, sich von Lowten und Perker losreißend und den Kopf zum Fenster hinausstreckend.

Als Herr Pickwick seinen Kopf wieder hereinbrachte, schwebte ein mildes Lächeln auf seinem Gesicht! er ging ruhig auf das Bureau zurück und erklärte, er habe jetzt eine große Last von seinem Herzen gewälzt und fühle sich wieder vollkommen behaglich und vergnügt.

Perker sprach kein Wort, bis er seine Dose geleert und Lowten fortgeschickt hatte, um sie wieder zu füllen. Dann aber brach er in ein lautes Gelächter aus, das volle fünf Minuten dauerte, und nach Verlauf dieser Zeit sagte er, er sollte eigentlich sehr unwillig sein, aber für den Augenblick könne er der Sache keine ernste Seite abgewinnen – er werde übrigens schon noch bös werden.

»Jetzt will ich auch mit Ihnen abrechnen«, sagte Herr Pickwick.

»Etwa auch in dieser Weise?« fragte Perker, abermals ein Gelächter anschlagend.

»Das nun eben nicht«, erwiderte Herr Pickwick, seine Brieftasche herausziehend und dem kleinen Mann herzlich die Hand schüttelnd: »ich will bloß meine Geldrechnung berichtigen. Sie haben mir viele Gefälligkeiten erwiesen, die ich nicht bezahlen kann und auch nicht zu bezahlen wünsche, denn ich ziehe es vor, Ihr Schuldner zu bleiben.«

Nach dieser Vorrede versenkten sich die zwei Freunde in sehr verwickelte Rechnungen und Dokumente, die, nachdem Herr Perker sie alle pflichtgemäß vorgelegt und durchgegangen hatte, von Herrn Pickwick unter wiederholten Versicherungen seiner Achtung und Freundschaft bezahlt wurden.

Kaum war diese Sache abgemacht, als man ein sehr heftiges und überraschendes Klopfen an der Tür hörte. Es war kein gewöhnliches doppeltes Klopfen, sondern eine fortlaufende, ununterbrochene Reihenfolge der lautesten Einzelschläge, gleich als wäre der Türklopfer mit ewiger Bewegung begabt, oder als hätte die Person draußen vergessen, einmal aufzuhören.

»Mein Gott, was ist das?« rief Perker erschreckend.

»Ich denke, es ist ein Klopfen an die Tür«, sagte Herr Pickwick, als ob über diese Tatsache der geringste Zweifel hätte obwalten können.

Der Klopfer antwortete weit kräftiger, als mit Worten möglich gewesen wäre; denn er fuhr fort mit überraschender Gewalt und großem Lärmen darauf loszuhämmern, ohne einen Augenblick auszusetzen.

»Wahrhaftig«, sagte Perker, die Klingel ziehend, »wir müssen Lärm im Hause machen. – Herr Lowten, hören Sie kein Klopfen?«

»Ich will die Tür im Augenblick öffnen«, erwiderte der Schreiber.

Der Klopfer schien die Antwort zu hören und zu versichern, daß es rein unmöglich sei, so lange zu warten. Er machte ein entsetzliches Getöse.

»Das ist ja schrecklich«, sagte Herr Pickwick, seine Ohren verstopfend.

»Tummeln Sie sich, Herr Lowten«, rief Perker hinaus, »sonst wird ja die Tür eingeschlagen.«

Herr Lowten, der eben in einem dunklen Nebenstübchen seine Hände gewaschen hatte, sprang an die Tür, drückte die Schnalle auf und erblickte die Erscheinung, die im nächsten Kapitel beschrieben werden soll.

 


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