Paula Dehmel
Das liebe Nest
Paula Dehmel

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Der Teufel und die Katz

(nach Schwinds Bildern)

              Ein Kätzlein ging einst jagen,
welch schöne Katz, welch feine Katz;
an einer Kirchhofsmauer,
da lag sie auf der Lauer
und fing sich einen Ratz.

»Ach Kätzlein, laß mich leben,
du schöne Katz, du feine Katz;
will dienen deinem Willen,
jed Wünschlein dir erfüllen
als dein getreuer Schatz.«

Das Kätzlein ließ sich rühren,
die schöne Katz, die feine Katz;
sie ließ die Ratte leben,
tat ihr ein Laternchen geben,
zu leuchten bei der Hatz.

»Ich tu dir wacker helfen,
du schöne Katz, du feine Katz;
brauchst bloß die Öhrlein spitzen,
da laufen aus Spalt und Ritzen
Langschwänze auf den Platz.«

Der Ratz ward groß und größer –
»Du schöne Katz, du feine Katz,
wir wollen beid spazieren,
am Arm will ich dich führen
als dein getreuer Schatz.

Dein Schwänzlein will ich kämmen,
ei schöne Katz, ei feine Katz!«
Er rupft sie zum Erbarmen,
kein Mauen hilft der armen,
vor Schmerz tut sie 'nen Satz.

Hätt ich dich doch gefressen,
ich gute Katz, ich feine Katz;
ein Untier bist du worden,
wirst mich gewiß noch morden,
du Ungetüm von Ratz.

Er sprang ihr auf den Rücken:
»Hei, schöne Katz, hei, feine Katz,
jetzt habe ich zu sagen,
mußt mich als Reiter tragen
auch ohne Zaum und Latz.

Jetzt fahren wir zur Hölle,
du schöne Katz, du feine Katz;
heidi, ein Katzenbraten
wird dem Teufel schon geraten,
ich schür den Ofen, Schatz.«


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